Carl  Gustaf  Mannerheim
(04.06.1867 - 28.01.1951)

"Als Einzelner kämpft man in einem Krieg gegen
äußere Feinde nicht für das Regime, sondern
für das Land, dessen Armee man angehört"

Tabellarischer Lebenslauf
zusammen gestellt von
Nikolas Dikigoros

1867
4. Juni: Carl Gustaf Emil Mannerheim wird als drittes von sieben Kindern eines schwedischen Grafen holländischer Abstammung auf Gut Louhisaari bei Masku im Großherzogtum Finnland geboren, das seit 1809 in Personalunion mit Rußland verbunden ist und vor der größten Hungersnot seiner Geschichte steht; binnen eines Jahres sinkt die Einwohnerzahl auf 1,7 Millionen.

1874-1883
Mannerheim besucht verschiedene Schulen in Helsinki und Lappeenranta, von denen er ausnahmslos wegen schlechter Führung relegiert wird.

1883-1886
Mannerheim besucht die Militärschule Hamina (einer deutschen Cadettenanstalt vergleichbar), von der er ebenfalls wegen schlechter Führung religiert wird. Er besucht wieder ein Gymnasium in Helsinki.

1887
Mannerheim besteht das Abitur und wird auf Vermittlung seiner Patentante, deren Schwester mit einem russischen General verheiratet ist, in die Sankt Peterburger Kavallerieschule aufgenommen.


1888
Juli: Mannerheim wird zum Fahnenjunker-Unteroffizier befördert.

1889
August: Mannerheim besteht das Cornet-[Fähnrichs-]Examen und tritt in das Regiment der "Schwarzen Dragoner" in Kalesch (Russisch-Polen) ein.


1891
Juli: Mannerheim kauft sich mit finanzieller Unterstützung seiner Großmutter bei der berittenen Garde in Sankt Peterburg ein.

[Mannerheim als Fähnrich der Garde]

1892
Mannerheim heiratet die reiche russische Generalstochter Anastasia Arapowa. (Aus der Ehe gehen zwei Töchter hervor.)


1893
August: Mannerheim wird zum Leutnant der Garde befördert.

1896
Mannerheim nimmt als Oberleutnant der Garde an den Krönungsfeierlichkeiten für Tsar Nikolaj II teil.

1898
Mannerheim wird an den Reitstall des Tsaren versetzt. Er verbringt eine angenehme Dienstzeit, die mit Empfängen bei Hof, Bällen, Spazierritten, Theater und Ballett ausgefüllt ist, und die seine lebenslange Liebe zum tsaristischen Rußland begründet. Auf einer seiner Reisen zwecks Pferdekaufs (der Tsar läßt seine Pferde vorzugsweise aus Deutschland und Österreich-Ungarn holen) zertritt ihm ein deutsches Pferd die linke Kniescheibe, was Mannerheim die Teilnahme an der 100-Jahrfeier der berittenen Garde kostet und fast das Ende seiner militärischen Laufbahn bedeutet. Dieser Unfall begründet seinen lebenslangen Haß auf Deutschland. (Gegenüber Finnland verhält er sich indifferent; er lernt bis an sein Lebensende nicht, richtig Finnisch zu sprechen.)

1899
Juli: Mannerheim wird zum Stabsrittmeister der Garde befördert.
(Der Stabsrittmeister der russischen Armee entsprach dem Hauptmann A 11 BBesG der Bundeswehr; der "echte" Rittmeister entsprach dem Hauptmann A 12 BBesG.)

1900
Mannerheims Frau, die des Schlipssoldatendaseins überdrüssig ist, meldet sich während des chinesischen Boxeraufstands als Krankenschwester zur Truppe und kehrt danach nicht wieder zu ihrem Mann zurück, sondern emigriert mitsamt ihren beiden Töchtern nach Frankreich. (Die Ehe wird 1919 geschieden.)

1902
Dezember: Mannerheim wird zum Rittmeister der Garde befördert.

1903
Mannerheim wird zum Major befördert und als Schwadronführer an die Sankt Peterburger Kavallerieschule versetzt; dieser Posten gilt als Karriere-Sprungbrett erster Klasse.


1904
Mannerheim meldet sich nach Ausbruch des russisch-japanischen Krieges an die Mandschurische Front.
Oktober: Mannerheim wird zum Oberstleutnant befördert und zum stellvertretenden Kommandeur des 52. Husaren-Regiments ernannt. Die undisziplinierten, schlecht ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten russischen Truppen (Mannerheim nennt sie "angeworbene Straßenräuber") sind gegen die Japaner - die von allem das Gegenteil sind - chancenlos.

1905
Mannerheim nimmt an den Kämpfen um Mukden teil.
November: Mannerheim wird zum Oberst befördert.
Nach dem verlorenen Krieg gegen Japan kommt es in Rußland zu revolutionären Unruhen.
Mannerheim wird Mitglied des finnischen Ständerats.

1906-1908
Mannerheim nimmt an der China-Expedition des französischen Archäologen Paul Pelliot teil, die ihn hauptsächlich nach Ost-Turkestan führt. Die russische Führung erwägt, unter den Uiguren einen Aufstand gegen China anzuzetteln, um das Gebiet - wie bereits die westturkischen Länder - dem Tsarenreich einzuverleiben. Mannerheim gelangt jedoch zu dem (wahrscheinlich unzutreffenden) Ergebnis, daß ein solcher Versuch aussichtslos wäre.

1909
Mannerheim wird zum Kommandeur des 13. Ulanen-Garde-Regiments "Wladimir" in Novominski bei Warschau ernannt.

1911
Februar: Mannerheim wird zum Generalmajor befördert.
(Die Kommandeure der russischen Garde-Regimenter hatten in der Regel Generalsrang.)

1914
August: Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs rechnet Mannerheim mit einem schnellen russischen Sieg.
Dezember: Mannerheims Regiment nimmt an der Offensive auf Krakau teil; obwohl sie letztlich scheitert, wird ihm dafür der Sankt-Georgs-Orden 4. Klasse verliehen.

1915
Mannerheim wird zum Kommandeur der 12. Kavallerie-Division ernannt, die gegen deutsche und österreichische Truppen Russisch-Polen verliert. Auf dem Rückzug wird das Prinzip der "verbrannten Erde" angewandt, d.h. das Land wird so weit wie möglich zerstört. Mannerheim läßt sich wegen Rheumas krank schreiben und kurt in Odessa am Schwarzen Meer.

1916
In der Brussilow-Offensive verheizt das Tsarenreich seine letzten loyalen Truppen und zieht Rumänien mit in den Krieg, das bald von deutschen Truppen unter Feldmarschall Mackensen erobert wird. Russische Truppen besetzen und halten Bessarabien; Mannerheims 12. Kav.-Div. wird als Besatzungstruppe dorthin verlegt. Mannerheim reist zum Heimaturlaub nach Finnland.

1917
März: Die so genannte "Februar"-Revolution bricht aus. (Der russische Kalender ist noch nicht umgestellt.) Tsar Nikolaj II dankt ab; auch sein Bruder Michail verzichtet auf den Thron; beide werden verhaftet und in Tsarskoje Selo interniert. Fürst Lwow und Kerenskij bilden eine "provisorische" Regierung, die von den West-Alliierten umgehend anerkannt wird. Die neue Regierung deklariert großzügig die Unabhängigkeit Polens (das schon seit zwei Jahren von den Mittelmächten besetzt ist, die ihrerseits im Vorjahr ein "unabhängiges" Königreich gegründet hatten), nicht aber die Unabhängigkeit Finnlands oder anderer Minderheits-Nationen des einstigen Tsarenreichs.
April: Mannerheim wird zum Generalleutnant befördert und zum Kommandeur des 6. Kavalleriekorps ernannt, gerät jedoch wegen seiner pro-tsaristischen Haltung zunehmend in Konflikt mit den neuen Machthabern.
September: Mannerheim wird in die Reserve versetzt.
Oktober: Bei Senats-Wahlen in Finnland siegen die Bürgerlichen unter Pehr Evind Svinhufvud.
November: Die "Oktober-Revolution" bringt Lenin und die Bolschewiki in Petrograd (wie die russische Hauptstadt seit 1914 genannt wird) an die Macht.
Dezember: Mannerheim kehrt nach Finnland zurück, wo inzwischen ebenfalls eine bolschewistische Revolution ausgebrochen ist.


1918
Januar: Mannerheim wird vom finnischen Senat zum Oberbefehlshaber der nicht-existenten finnischen Armee ernannt. Über die Frage, wie diese zustande kommen soll, herrscht Streit: Die Mehrheit der Finnen ist geneigt, ein deutsches Hilfsangebot anzunehmen. (Die Deutschen haben seit 1915 so genannte "Jäger-Bataillone" aus finnischen Kriegsgefangenen aufgestellt, die seit 1916 auf Seiten der Mittelmächte gegen Rußland kämpfen; diese bieten sich jezt an, um Finnland von den Bolschewiki zu befreien.) Mannerheim ist dagegen und setzt auf finnische Freiwilligen-Milizen. (Schweden, wo gerade die Sozialistische Partei an die Macht gekommen ist - allerdings durch freie Wahlen -, verweigert der bürgerlichen Regierung Finnlands die erbetene Hilfe gegen ihre bolschewistischen Gesinnungsbrüder, zumal Finnland nicht bereit ist, die - überwiegend von Schweden besiedelten - Åland-Inseln an Schweden abzutreten. Die "Roten" haben dagegen auch in Finnland Auftrieb, da Lenin angeboten hat, einem bolschewistischen Finnland das - überwiegend von Finnen besiedelte - Ostkarelien zu überlassen. Mannerheim setzt dagegen auf einen Sieg der "Weißen" im russischen Bürgerkrieg - obwohl einige von ihnen zögern, die finnische Unabhängigkeit anzuerkennen.)
März: Mannerheim wird zum General der Kavallerie befördert.
April: Ein deutsches Expeditionskorps unter General v. d. Goltz landet in Hanko und befreit Helsinki.
16. Mai: Mannerheim zieht hoch zu Roß in Helsinki ein und läßt sich bei der Großen Parade als Befreier feiern.* (Der 16. Mai wird eine Art inoffizieller Nationalfeiertag.)


Mai: Der finnische Senat beschließt die Einführung der Monarchie und bietet die Krone dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen an. Mannerheim tritt aus Protest zurück.
Juni: Mannerheim emigriert über Schweden nach Frankreich.
September: Als sich die Niederlage der Mittelmächte abzeichnet, holt der finnische Senat Mannerheim zurück.
November: Ende des Ersten Weltkriegs; Sieg der Entente.
Dezember: Mannerheim wird nach Wiedereinführung der alten schwedischen Verfassung von 1772 für sieben Monate zum Reichsverweser gewählt.


1919
März: Bei Neuwahlen kommt erneut eine bürgerliche Mehrheit zustande. Mannerheim kandidiert für das Amt des finnischen Präsidenten, unterliegt jedoch bei der Abstimmung im Parlament gegen Kaarlo Juho Ståhlberg.
Juli: Mannerheim erwägt einen Putsch, findet jedoch dafür in der Armee keine Unterstützung. Seine militärische und politische Karriere scheint beendet.
Mannerheim wird Ehrenmitglied der finnischen Pfadfinder, des schwedischen Serafimerordens** und des dänischen Elefanten-Ordens.

1920
Im russischen Bürgerkrieg siegen die Roten am Ende über die Weißen.
Im Frieden von Dorpat erkennt die Sowjet-Union Finnlands Unabhängigkeit an; Finnland verzichtet auf Ostkarelien.
Mannerheim wird zum Volkshelden, denn er scheint im Nachhinein alles richtig gemacht zu haben, indem er geschickt zwischen den Fronten laviert und alle anderen Mächte zum Vorteil Finnlands ausgenutzt hat: Die Deutschen haben es frei gekämpft und dafür einen Fußtritt bekommen; die Schweden haben unmittelbar nach dem Krieg Lebensmittel geliefert und die Finnen so vor dem Verhungern bewahrt, ohne die Åland-Inseln zurück zu bekommen;*** die West-Alliierten haben seine Unabhängigkeit anerkannt; und im Bürgerkrieg der Russen hat er sich die Finger nicht schmutzig gemacht: Die "Weißen" fragt niemand mehr; und die "Roten" müßten ihm für alle Zeiten dankbar sein - oder? Das finnische Volk sammelt für Mannerheim ein "Bürgergeschenk" in Höhe von 7,5 Millionen Finnmark; er spendet das Geld der Pensionskasse für Offiziere, Kriegerwitwen und -waisen und macht sich dadurch noch beliebter.
Mannerheim wird Ehrenvorsitzender des finnischen Kinderschutzvereins.

1921
Mannerheim wird Ehrenvorsitzender des finnischen Roten Kreuzes.

1922
Mannerheim nimmt ein neues Wappen an mit dem Wahlspruch "candida pro causa ense candido" (schlechtes, "klassisches" Cicero-Lateinisch, etwa: "Für unschuldige Sache mit unschuldiger Waffe").


1925
Mannerheim bewirbt sich als General bei der französischen Fremdenlegion, wird jedoch aus Altersgründen abgelehnt.

1927-1936
Mannerheim unternimmt zahlreiche Privat-Reisen, vor allem nach Indien.

1931
Mannerheim wird von Svinhufvud - der inzwischen zum neuen Präsidenten gewählt worden ist - zum Vorsitzenden des Verteidigungsrats ernannt.
Nach französischem ("Maginot-Linie") und griechischem ("Metaxas-Linie") Vorbild läßt Mannerheim Verteidigungsanlagen bauen, die später nach ihm "Mannerheim-Linie" genannt werden. Der militärische Wert all dieser Anlagen wird sich als äußerst gering erweisen.

1932
Mannerheim nimmt als Vertreter der schwedischen Minderheit in Finnland an der 300-Jahr-Feier zum Tode Gustav Adolfs II in Lützen teil.


1933
16. Mai: Mannerheim wird anläßlich des 15. Jahrestages der Befreiung zum Feldmarschall befördert.


1934-1937
Finnland will - wie viele andere Länder auch - militärisch aufrüsten und vor allem endlich eine Luftwaffe aufbauen. Zu diesem Zweck reist Mannerheim in alle Waffen produzierende Staaten Europas. Am Ende werden französische und deutsche Flugzeuge aus politischen Gründen abgelehnt; statt dessen läßt sich Finnland veraltete englische und holländische Maschinen andrehen.

1936
Mannerheim wird zum Ehrenvorsitzenden der finnischen Pfadfinder ernannt; den Ehrenvorsitz der national-sozialistischen "Lapua"-Bewegung lehnt er dagegen ab.

1937
4. Juni: Mannerheims 70. Geburtstag wird in Finnland groß gefeiert.


1938
Mannerheim tritt erneut zurück.

1939
August: Nachdem Finnland ein Bündnis mit dem Deutschen Reich wiederholt abgelehnt hat, läßt Hitler im deutsch-russischen Nichtangriffspakt Finnland in die sowjetische Interessensfäre fallen.
September: Beginn des Polenfeldzugs; das Deutsche Reich und die Sowjet-Union teilen Polen entlang der (1919 von den Briten gezogenen) Curzon-Linie unter sich auf.
Oktober: Finnland lehnt die Forderung Stalins - dessen "Dankbarkeit" sich in Grenzen hält - nach Landabtretungen und Einräumung von Militärstützpunkten ab.
November: Beginn des "Winterkrieges" zwischen der Sowjet-Union und Finnland, dessen miserable Außenpolitik es praktisch ohne Verbündete auf hoffnungslosem Posten stehen läßt.
Mannerheim wird wieder zum Oberbefehlshaber der finnischen Streitkräfte ernannt. Eine seiner ersten Maßnahmen ist die Einführung des Marschall-Schnapses. Dies reicht jedoch auf die Dauer nicht aus, um den Krieg gegen die überlegene Rote Armee zu gewinnen, zumal sich die Unterstützung des "neutralen" Auslands auf schöne Grüße und wohlwollende Artikel in Zeitungen und Zeitschriften beschränkt.


1940
12. März: Im Frieden von Moskau muß Finnland weit mehr Gebiete an die Sowjet-Union abtreten als Stalin ursprünglich verlangt hatte.


1941
22. Juni: Der Rußlandfeldzug beginnt. Mannerheim hintertreibt ein offizielles Bündnis mit dem Deutschen Reich. Er hofft, sich wieder - wie schon im Ersten Weltkrieg - durchlavieren zu können: Finnland kämpft gegen die Sowjet-Union, aber nur bis zu den eigenen Grenzen von 1939, um die Alliierten nicht zu verärgern, von deren Endsieg er überzeugt ist. Er verhindert insbesondere die Unterbrechung der Eisenbahnlinie von Murmansk durch Ostkarelien nach Rußland, über die fast der gesamte westalliierte Nachschub an die Sowjet-Union läuft. Während eine Unterbrechung der Murman-Bahn mit wenigen Kräften leicht möglich gewesen wäre, ist die Geleitzugschlacht im Atlantik für die wenigen, technisch veralteten deutschen U-Boote auf die Dauer hoffnungslos.
Mannerheims Verhalten entscheidet den Rußland-Feldzug, besiegelt die deutsche Niederlage und das Schicksal Europas für das nächste halbe Jahrhundert.

1942
4. Juni: Der 75. Geburtstag Mannerheims wird in Finnland groß gefeiert; er läßt sich zum "Marschall von Finnland" ernennen. Aus dem Ausland erscheint zu den Feierlichkeiten allerdings nur ein Staatsoberhaupt - ausgerechnet das von Mannerheim so gehaßte deutsche.


1944
Juni: Mannerheim wird als Geschenk zu seinem 77. Geburtstag - ein anderer Grund ist jedenfalls nicht ersichtlich - von Präsident Risto Ryti das Großkreuz des Ordens der weißen Rose mit Kette, Schwertern und Brillanten verliehen, das bisher Staatsoberhäuptern vorbehalten war. Der tiefere Sinn der Verleihung bzw. ihre Symbolik wird aber bald klar:
August: Als sich nach der erfolgreichen Invasion der Alliierten in Frankreich die deutsche Kriegsniederlage immer deutlicher abzeichnet, tritt der deutsch-freundliche Ryti zurück; Mannerheim wird neuer Staatspräsident.
4. September: Mannerheim wechselt die Seiten; dennoch verweigern die meisten finnischen und deutschen Truppen den gegenseitigen Kampf - der "Lappland-Krieg" wird nur auf dem Papier geführt; die deutschen Truppen ziehen mehr oder weniger unbehelligt nach Norwegen ab; die Völkerfreundschaft überlebt den Verrat ihrer Führer.

1945
Mannerheim nimmt Kontakt zum portugiesischen Präsidenten Salazar auf, um die Möglichkeit eines Exils zu erkunden; er stößt jedoch auf wenig Gegenliebe.
In den "Kriegsverbrecherprozessen" belastet er Ryti und andere finnische "Kollaborateure" schwer.

1946
Ryti wird zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Mannerheim tritt "aus gesundheitlichen Gründen" zugunsten von Juho Kusti Paasikivi vom Präsidentenamt zurück.

1948
Der von Stalin diktierte Vertrag über "Freundschaft, Kooperation und Beistand" macht Finnland - für das die Westmächte keinen Finger rühren - de facto zu einem Satelliten der Sowjet-Union.
Finnland ist vom Krieg ruiniert, zumal es - anders als etwa die DDR, Polen oder die Tschecho-Slowakei - nicht auf von Deutschen geschaffene Industrien zurück greifen kann.
Mannerheim emigriert in die Schweiz und läßt sich in Valmont bei Montreux am Genfer See nieder, um seine Memoiren zu schreiben.
(Tatsächlich werden sie von General Heinrichs und Oberst Paasonen geschrieben und von Mannerheim lediglich abgesegnet.)


1951
28. Januar: Mannerheim stirbt in Lausanne; seine Leiche wird nach Finnland überführt.
4. Februar: Mannerheim erhält ein Staatsbegräbnis auf dem "Heldenfriedhof" von Hietaniemi bei Helsinki. Paasikivi bezeichnet Mannerheim in seiner Trauerrede als "einen großen Soldaten, einen großen Staatsmann, einen großen Mitbürger". Die finnischen Pfadfinder stellen die Ehrenwache.


1952
Professoren der Universität Helsinki gründen eine private Stiftung zur Errichtung eines Mannerheim-Denkmals und beginnen, Geld zu sammeln.
Mannerheim erscheint auf einer Sonderbriefmarke zu Ehren des finnischen Roten Kreuzes (dessen Ehrenvorsitzender er bis zuletzt war), und damit für ein halbes Jahrhundert zum letzten Mal von Amts wegen in der finnischen Öffentlichenkeit.


1956
Ryti (der nach drei Jahren Haft begnadigt worden ist) wird rehabilitiert und zum Dr. h. c. der Universität Helsinki promoviert.

1959
Die italo-venezolanische Bank widmet Mannerheim eine Goldmedaille in der Serie "Führer im Zweiten [Welt-]Krieg".


1960
4. Juni: Das Mannerheim-Denkmal (ein Reiter-Standbild) ist endlich fertig und wird aus Anlaß seines 93. Geburtstages in Helsinki aufgestellt.


Oktober: Die U.S.-Post ehrt Mannerheim mit einer Sonderbriefmarke zu 4 Cent (dem niedrigsten Wert) in der Serie "Freiheitskämpfer".


1961
Die Mannerheim-Denkmal-Stiftung kauft Gut Louhisaari und richtet dort ein Mannerheim-Museum ein.

1967
Der 50. Jahrestag der Unabhängigkeit wird in Finnland groß gefeiert - von Mannerheims 100. Geburtstag spricht kein Mensch.


1970
Der 100. Geburtstag Paasikivis wird in Finnland groß gefeiert.


1977
Der 60. Jahrestag der Unabhängigkeit wird in Finnland groß gefeiert - von Mannerheim spricht kein Mensch.


1991
Nach dem Zusammenbruch der Sowjet-Union wird Finnland wieder frei und beginnt mit dem Wiederaufbau.


2001
Mannerheims 50. Todestag vergeht staatlicherseits unbeachtet; er scheint glücklich vergessen.

2003
Mannerheim erscheint auf einer finnischen Sondermünze zum 300. Gründungstag von Sankt Peter["s"]burg, seiner alten Garnisonsstadt.


2004
Oktober-Dezember: Die Zuschauer des finnischen Fernsehsenders YLE werden aufgerufen, die "größten Finnen" zu wählen. Zum Entsetzen aller politisch korrekten Gutmenschen werden Platz 1 und 2 von Mannerheim und Ryti belegt. Am meisten ereifern sie sich jedoch darüber, daß Martti Ahtisaari - der übelste Politverbrecher, den Finnland im 20. Jahrhundert hervor gebracht hat - trotz massiver Propaganda nicht unter die ersten 100 gewählt wird. (Zum Trost wird ihm 2008 der Friedensnobelpreis verliehen; Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr.)

2017
Zu Mannerheims 150. Geburtstag gibt die finnische Staatsbank eine Gedenkmünze aus schäbigem Blech einer interessanten Bimetall-Legierung zu immerhin 5 Euro heraus.


*Das war kein Einzelfall. Drei Monate zuvor hatte Konstantin Päts - wie Mannerheim Deutschen-Hasser und russischer Ex-Offizier - im gerade von deutschen Truppen befreiten besetzten Reval/Tallin unter deren Schutz die Unabhängigkeit Estlands ausgerufen und sich als dessen "Befreier" feiern lassen.

**Der Serafimerorden - in Deutschland fälschlich auch "Seraphinenorden" genannt - ist der einzige weltweit, dessen Insignien tatsächlich nur verliehen werden, d.h. sie sind beim Tode des "Ordensritters" an den schwedischen Staat zurück zu geben. Außerdem ist mit der Mitgliedschaft kein Ehrensold o.ä. verbunden, sondern vielmehr die Pflicht, entweder einige Tage in einem schwedischen Krankenhaus Nachtpötte zu schleppen Dienst zu verrichten (zu den Insignien zählt ein Malteserkreuz, wiewohl nicht mehr zu eruieren ist, was der - wohl auf das Hochmittelalter zurück gehende - Orden mit dem der Malteser zu tun hat) oder sich davon durch die Zahlung einer namhaften Geldsumme frei zu kaufen. Wie ihn angesichts dessen überhaupt noch jemand anzunehmen bereit ist, bleibt ein Rätsel. Zu den Rittern von der traurigen Gestalt, die es dennoch getan haben, zählten u.a. Bhumibol Adulyadej, Otto v. Bismarck, Nicolae Ceauşescu, Valéry Giscard d'Estaing, Haile Selassie, Gustav Heinemann, Hirohito, 'Nelson' Mandela, Nikolaj II, Rizā Pahläwī, Tünnes und Scheel, Tito, William S. Tubman, Wilhelm II und Richard v. Weizsäcker.

***Auch die Schweden haben einen Fußtritt bekommen, wenngleich "nur" symbolisch: Die finnische Regierung hatte nichts eiligeres zu tun als von den schwedischen Hilfsgeldern in Ilmajoki eine riesige Gedenkstätte für ihren "Nationalhelden" Jaakko Ilkka zu erbauen - die 1924 mit großem Pomp eingeweiht wurde - und ihn zum "anti-schwedischen Freiheitskämpfer" hoch zu stilisieren.

(Heute wird der "Keulenkrieg" eher als "klassenkämpferische Auseinandersetzung" und Ilkka als "Bauernführer" interpretiert. Beides ist falsch. Wie es wirklich war, schreibt Dikigoros vielleicht mal an anderer Stelle ausführlicher. Hier beschränkt er sich auf den Hinweis, daß Ilkka schwedischer Offizier im Krieg gegen Rußland war und später einer der Anführer des Aufstands gegen den schwedischen Fiskus die schwedische Krone. Er wurde durch Verrat gefangen genommen und 1597 von Abraham Melchiorsson, einem jüdischen Söldnerführer, ermordet "hingerichtet" - gegen den ausdrücklichen Befehl des schwedischen Oberbefehlshabers.)

[finnische Medaille 1925 auf den Tod von Jaakko Ilkka 1597]


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