*Entgegen anderslautenden Behauptungen war Salazars Vater weder ein armer Landarbeiter noch ein reicher Gutsherr. Als Salazar geboren wurde, besaß sein Vater bereits einen eigenen Bauernhof - nicht zuletzt durch die Heirat mit der Tochter eines wohlhabenden Großgrundbesitzers und dessen Mitgift - und konnte es sich später auch leisten, seinen Sohn studieren zu lassen. Bei Vimieiro handelt es sich nicht um den gleichnamigen Ort der Schlacht von 1808 zwischen Engländern und Franzosen aus den Napoleonischen Kriegen; es gibt in Portugal mehrere Orte dieses Namens. **Die größte und reichste Kolonie in Amerika - Brasilien - hatte sich allerdings im 19. Jahrhundert vom Mutterland getrennt. Im 17. Jahrhundert waren bereits einige Besitzungen in Asien (die Handelsstützpunkte an der Küste Ceylons an die Holländer, Porto Grande [Islamabad, Chittagong] an die Araber) verloren gegangen. ***Die Hintergründe wurden nie aufgeklärt, da die Attentäter unmittelbar nach der Tat ebenfalls getötet wurden. Ein "hausgemachter" Hintergrund dürfte ausscheiden, da der König sowohl beim Volk als auch beim Militär äußerst beliebt war. Wahrscheinlicher ist, daß Großbritannien der "Auftraggeber" war, dessen kolonialen Plänen in Afrika sich Carlos hartnäckig widersetzt hatte. ****Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, daß die Regierung der 2. portugiesischen Republik 2010 - nur 10 Jahre nach dem leichtfertigen Beitritt zum Währungsverbund des Euro vor dem Staatsbankrott stehend, der lediglich durch BRDDR-Bürgschaften in Milliardenhöhe vorübergehend abgewendet werden konnte - ausgerechnet den 100. Jahrestag der Revolution jener Pleitegeier als ihr großes Vorbild feiern ließ.
*****Die offizielle Todesursache war "plötzliche Halsentzündung". Geglaubt worden ist das nie - noch einen Tag zuvor hatte Manuel ein Tennisturnier gespielt, war topfit und kerngesund. ******Der - politisch sicher unverdächtige - britische Gesandte Samuel Hoare schrieb 1946 in seinen Memoiren: "Wer darin [in Salazars korporativem Staat, Anm. Dikigoros] eine Nachahmung von Hitlers und Mussolinis Werk sehen will, sollte die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen drei Regierungsformen studieren und sich die einfache Frage vorlegen, welches das geeignete System für ein Land ist, dessen so genannter Parlamentarismus oftmals skandalöse Formen der Unbeständigkeit und der Bestechlichkeit annahm. (...) Im Laufe der vergangenen 30 Jahre wurde ich mit den meisten führenden Staatsmännern Europas bekannt. Bei meinem Versuch einer Darstellung ihrer hervorragenden Eigenschaften und ihrer Klassifizierung möchte ich Dr. Salazar an den ersten Platz in der Reihe stellen, die einen bleibenden, tiefen, unvergeßlichen Eindruck auf mich machten. Er war ein politischer Asket, der Körper und Geist allein auf ein Ziel, den Dienst am Vaterland, richtete. Er führte ein sehr einfaches Leben, gleichgültig, ja feindlich gegenüber jedem äußeren Schein, jedem Luxus und persönlichem Gewinn." *******Spínola ist eine der wichtigsten - und zwielichtigsten - Gestalten im Drama der "Nelken-Revolution" von 1974. Unter Salazar Kommandeur der portugiesischen Truppen in Angola, nach dessen Tod als Gouverneuer nach Portugiesisch-Guinea abgeschoben, agierte er auf beiden Posten glücklos, aber loyal, und galt eher als Konservativer denn als Linker. Allerdings hatte er wohl persönliche Differenzen mit Caetano - möglicherweise, weil er selber Ambitionen auf Salazars Nachfolge hatte - und lehnte 1973 die Berufung zum Kolonial-Minister ab. Statt dessen wurde er stellvertretender Generalstabschef, aber kurz vor der Revolution von Caetano in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Dennoch glaubten sowohl Präsident Thomaz als auch Caetano, daß er der Revolution die linke Spitze nehme könnte. Gerade das war aber nicht der Fall: Spínola stellte sich - offenbar nicht ungern - an die Spitze der Junta und damit des Staates. Warum er sich mit den Kommunisten überwarf, ist nie ganz klar geworden: Die Differenzen in der Kolonial-Politik waren nicht so groß, wie es bisweilen dargestellt wird; auch Spínola wollte sie letztlich in die Unabhängigkeit entlassen, einschließlich des wertvollen Angola, allerdings unter Beibehaltung guter, zumindest wirtschaftlicher Beziehungen mit den neuen Machthabern, als die er Roberto Holden, Jonas Savimbi und Daniel Chipenda installieren wollte. Ob es ihm gelungen wäre, den Streit zwischen NLFA, UNITA und MPLA beizulegen und den nachfolgenden Bürgerkrieg zu verhindern, wenn er an der Macht geblieben wäre, ist allerdings zweifelhaft.
********Ein Hauptgrund dafür ist, daß der korrupte Präsident Frankreichs,
François Mitterrand,
und sein Sohn Jean-Christophe unter persönlicher Bereicherung in Millionenhöhe beide Seiten des Bürgerkriegs ausgiebig mit Waffen beliefern. Mit den Bodenschätzen Angolas, insbesondere dessen Erdölvorkommen - den zweitgrößten in Afrika, nach denen Libyens, vor denen Nigerias - könnte Portugal heute zu den reichsten Ländern Europas zählen. Statt dessen werden diese jetzt von anglo-amerikanischen Unternehmen (Chevron-Texaco, BP, Exxon-Mobile) mit Milliardengewinnen ausgebeutet. Unterdessen geht es 99,9% der 13 Millionen Angolaner, die der Jahrzehnte lange Bürgerkrieg übrig gelassen hat (trotz einer Geburtenrate von durchschnittlich 7 Kindern pro Frau) schlechter als je unter portugiesischer Verwaltung. Der größte Teil der Bevölkerung lebt von ausländischer Entwicklungshilfe - vor allem aus der BRDDR - und Lebensmittelgeschenken. *********Nachdem Portugal der "Europäischen Währungsunion" beigetreten ist und sich damit der Möglichkeit beraubt hat, den Kostendruck in der Binnenwirtschaft durch Abwertung des Escudo aufzufangen, sind seine Produkte auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig. Seit der Weltfinanzkrise von 2008 ist Portugal de facto bankrott.
**********Der erste Satz enthält ein Wortspiel, das nur auf Portugiesisch möglich ist. Er bedeutet zugleich: "Hier liegt der Mann, dem Portugal am meisten zu verdanken hat" und "Hier liegt der Mann, dem Portugal das meiste schuldig geblieben ist". Als Salazar abtrat, hinterließ er Portugal infolge sparsamer Haushaltspolitik einen Goldschatz von 866 Tonnen - was den Escudo zur bestgedeckten Währung der Welt machte; diese 866 Tonnen waren auch beim Sturz seines Nachfolgers Caetano noch vorhanden. Als Portugal im April 2011 - also weniger als 40 Jahre nach Ende der "Diktatur" - mit einem "Finanzbedarf" von 80 Milliarden Euro die Zahlungsunfähigkeit erklärte, war der Goldschatz auf 382,5 Tonnen geschmolzen (die trotz des erheblich gestiegenen Goldpreises "nur" knapp 12 Milliarden Euro wert waren, das Defizit also nicht mehr ausgleichen konnten); die Frage, wo die Differenz geblieben war, durfte man den "demokratischen" Politikern freilich nicht stellen. Im November 2014 wurde der ehemalige sozialistische Minister-Präsident José Sócrates - der sein Amt 2005 als "armer Schlucker" angetreten hatte und das nach eigenem Bekunden auch nach seinem Rücktritt 2011 noch war - verhaftet, nachdem heraus gekommen war, daß er, während er Portugal immer tiefer in die Krise wirtschaftete, mindestens 20 Millionen Euro Staatsgelder in die eigene Tasche abgezweigt, in der Schweiz deponiert und mit Hilfe seines Parteifreundes, des Banksters Ricardo Salgado, gewaschen und auf die portugiesische "Bank zum Heiligen Geist" zurück geführt hatte. weiter zu Mário Soares zurück zu Politiker des 20. Jahrhunderts heim zu Von der Wiege bis zur Bahre |