Gustav Heinemann
(1899 - 1976)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1899
- 23. Juli: Gustav Walter Heinemann wird in Schwelm/Westfalen als Sohn eines Krankenkassen-Direktors geboren.
- 1917
- Heinemann legt in Essen das Notabitur ab und wird Soldat im
Ersten Weltkrieg,
kann jedoch den Fronteinsatz "aus gesundheitlichen Gründen" vermeiden.
- 1918-1921
- Heinemann studiert Rechtswissenschaften, Volkswirtschaft und Geschichte in Münster, Marburg, München, Göttingen und Berlin. Er engagiert sich in Studentengruppen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
- 1921
- Heinemann wird von der Universität Marburg zum Dr. rer. pol. promoviert.
- 1926
- Nach juristischem Vorbereitungsdienst und Assessorexamen wird Heinmann Rechtsanwalt in Essen.
- Heinemann heiratet Hilda, geb. Ordemann. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor.
- 1928-1936
- Heinemann wird Justitiar und Prokurist bei den Rheinischen Stahlwerken in Essen.
- 1929
- Heinemann wird von der Universität Münster zum Dr. iur. promoviert.
- 1933
- Heinemann wird Dozent für Berg- und Wirtschaftsrecht an der Universität Köln (bis 1939).
- 1934
- Heinemann wird Mitglied der so genannten "Bekennenden Kirche" des zwielichtigen U-Boot-Kommandanten a.D. und Pfarrers
Martin Niemöller.
- 1936
- Heinemann wird Bergwerksdirektor bei den Rheinischen Stahlwerken in Essen (bis 1949) und Vorsitzender des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) in Essen (bis 1950).
- 1945
- Heinemann wird von der britischen Militärregierung als Bürgermeister von Essen eingesetzt. Er zählt zu den Gründern der Christlich Demokratischen Partei (CDU) in Essen.
- Heinemann wird Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (bis 1967).
- 1946
- Heinemann wird zum Oberbürgermeister von Essen gewählt (bis 1949).
- 1947-1950
- Heinemann wird Mitglied des Landtages (bis 1950) und Justizminister von Nordrhein-Westfalen (bis 1948).
- 1948
- Heinemann wird Mitglied der Kommission für Internationale Angelegenheiten des Weltkirchenrates (bis 1961).
- 1949
- Heinemann wird Bundesinnenminister im ersten Kabinett
Adenauer
(bis 1950) und Präses der Synode der Evangelischen Kirchen Deutschlands (bis 1955).
- 1950
- Oktober: Heinemann überwirft sich mit Adenauer und legt sein Ministeramt nieder.
- 1951
- Oktober: Heinemann gründet die "Notgemeinschaft für den Frieden Europas", in der er die Gegner einer bundesdeutschen Wiederbewaffnung sammeln will.
- 1952
- Heinemann verläßt die CDU und gründet zusammen mit
Helene Wessel
die "Gesamtdeutsche Volkspartei" (GVP), welche die Wiedervereinigung mit der DDR zu einem "neutralen" Staat, d.h. de facto unter kommunistischem Vorzeichen, befürwortet. Die von der DDR finanzierte Partei erreicht bei Wahlen nie nennenswerte Erfolge.
- 1957
- Mai: Auf Weisung der DDR-Regierung löst Heinemann die GVP auf und tritt der SPD bei, die ihn mit einem Listenplatz für die Bundestagswahl absichert.
- Oktober: Heinemann wird erneut MdB und Mitglied des Fraktionsvorstandes der SPD.
- 1958
- Januar: Heinemann attackiert Bundeskanzler Adenauer, weil dieser die Westintegration einer "Wiedervereinigung" mit der DDR unter kommunistischem Vorzeichen vorgezogen hat.
- Heinemann setzt sich für den Plan des polnischen Kommunisten Rapacki ein, "ganz Deutschland" atomwaffenfrei zu machen.
- 1961
- August: Heinemann lobt seinen Kollegen, den Staatsratsvorsitzenden der DDR
Walter Ulbricht
für den Bau der Berliner Mauer, die er als Reaktion auf Adenauers Politik der Westintegration mißversteht. (Heinemann weiß nicht, daß Adenauer selber deren Bau über
Kennedy
und Chruschtschëw initiiert hat, um zu verhindern, daß Mitteldeutschland infolge der anwachsenden Flüchtlingswelle in den Westen "ausblutet".)
- 1964
- Gemeinsam mit dem zwielichtigen "Historiker" Eugen Kogon besucht Heinemann Moskau, um sich der Sowjetführung anzubiedern.
- 1966
- Heinemann veröffentlicht seine gesammelten Reden und Aufsätze unter dem Titel "Verfehlte Deutschlandpolitik - Irreführung und Selbsttäuschung".
- Dezember: Nach Bildung der "Großen Koalition" aus CDU/CSU und SPD wird Heinemann Bundesminister der Justiz. Als solcher wirkt er an einer fragwürdigen Strafrechtsreform mit.
- 1969
- März: Heinemann wird als Nachfolger von
Heinrich Lübke Bundespräsident.
Vor allem im kommunistischen Ausland wird diese Wahl begrüßt; in Deutschland löst sie eher Befremden aus.
- Oktober. Heinemann veröffentlicht weitere Reden und Aufsätze unter dem Titel "Plädoyer für den Rechtsstaat". Er setzt sich u.a. für die "neue Ostpolitik" des SPD-Kanzlers
Willy Brandt
ein, die auf einen Verzicht auf die deutschen Ostgebiete ohne Gegenleistung hinaus läuft.
- 1970
- Mai: Heinemann besucht die
Weltausstellung in Ōsaka.
- Sommer: Heinemann deklariert eine Urlaubsreise durch Skandinavien als "Staatsbesuche" in den dortigen Ländern.
- 1971
- Frühjahr: Heinemann deklarierte eine Urlaubsreise durch Südamerika als "Staatsbesuche" in den Ländern Venezuela, Kolumbien und Ecuador.
- 1972
- Heinemann besucht die Schweiz und Großbritannien.
- 1973
- Heinemann besucht Italien einschließlich des Vatikans. Anschließend gibt er seinen Verzicht auf eine Wiederwahl zum Bundespräsidenten bekannt.
- 1974
- Juli: Heinemann scheidet aus seinem Amt als Bundespräsident aus. Sein Nachfolger wird der FDP-Politiker
Walter Scheel.
- Dezember: Heinemann bittet die Terroristin Ulrike Meinhof um einen Abbruch des Hungerstreiks der Baader-Meinhof-Bande/RAF, will jedoch nicht zwischen der letzteren und der Justizvollzugsanstalt vermitteln.
- 1976
- 7. Juli: Gustav Heinemann stirbt in Essen.
* * * * *
- 2009
- Jörg Treffke veröffentlicht eine politische Biografie Heinemanns mit dem Untertitel "Wanderer zwischen den Parteien".
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