RIZĀ ĶHĀN PAĦLÄWĪ
"Der Mann zu Pferd"
(1878 - 1944)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1878
- Rizā wird (vermutlich* am 16. März) als Sohn des Majors 'Abbās 'Alī und dessen Zweitfrau Noush Afrin in dem 1.000-Seelen-Dorf Alasht (in der nordpersischen Provinz Mazandaran) geboren. Sein Vater ist vermutlich* Angehöriger der kleinen kurdischen Minderheit der Goranī (damals ca. 1 Mio Menschen), seine Mutter vermutlich* Angehörige der armenischen Minderheit; keine der beiden Familien verfügt über irgendwelche Verbindungen oder gar "Hausmacht".
- Rizā wächst in Tährān ("Teheran") auf.
- 1893 (nach anderen Quellen: 1894)
- Rizā tritt in die "Kosaken-Brigade" ein (die entgegen ihrem Namen nicht aus Kosaken, sondern aus Persern bestand; sie hatte lediglich russische Ausbilder).
- 1903
- Rizā heiratet Tajmah. (Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.)
- 1906
- Nach einem - vermutlich vom Ausland geschürten - Aufstand wird eine pseudo-parlamentarische Verfassung ("Beratende Versammlung" durch shī'itische Mullahs) verkündet.
- 1907
- Im Vertrag von Sankt Peterburg teilen Großbritannien und Rußland Persien in Interessenzonen auf. (Beginn der englisch-russischen "Entente", die zum Ersten Weltkrieg führt.)
- 1908
- Shāh Muħammäd 'Alī versucht, die "Beratende Versammlung" durch die Kosaken-Brigade auszuschalten, löst damit aber lediglich einen Bürgerkrieg sowie den Einmarsch russischer und britischer Truppen aus, die den Norden und Osten Persiens besetzen.
- 1909
- Muħammäd 'Alī muß abdanken.
- 1911
- Muħammäd 'Alī versucht vergeblich, den Thron zurück zu gewinnen; im dadurch erneut ausgelösten Bürgerkrieg kämpft die Kosaken-Brigade auf Seiten der neuen Regierung.
- Rizā wird zum Oberleutnant befördert.
- 1912
- Rizā wird zum Hauptmann befördert und Führer einer Maschinengewehr-Compagnie.
- Von da an nennt er sich "Rizā Ķhān" (Ķhān bedeutet soviel wie "Häuptling" oder "Anführer").
- 1914-1918
- Im Ersten Weltkrieg versucht Shāh Aħmäd Qādjārī, neutral zu bleiben; es kommt jedoch zu Kämpfen zwischen Truppen des Osmanischen Reichs und der Entente auf persischem Boden.
- 1915
- Rizā wird zum Oberstleutnant befördert.
- 1916
- Rizā heiratet in 2. Ehe Nimtaj al-Moluk, die Tochter eines Brigadiers, die vermutlich* aserischer Abstammung ist. (Aus der Ehe gehen zwei Söhne und zwei Töchter hervor.)
- 1917
- Nach der russischen Revolution kommt es auch in Persien zu Unruhen, vor allem in der Provinz Gilan am Kaspischen Meer.
- 1918
- Rizā wird zum Brigadier befördert und Kommandeur der "Kosaken"-Brigade.
- 1921
- Februar: Rizā unterstützt mit seiner Kosaken-Brigade den "Marsch auf Tährān" des Journalisten Sayyid Tabatabäi, der seine Ernennung zum Premierminister erzwingt. Rizā wird Kriegsminister. Durch Verhandlungen mit der Sowjet-Union erreicht er den Abzug der russischen Truppen, die noch immer im Norden Persiens standen, tauscht dafür aber eine verstärkte Abhängigkeit von den Briten ein (die vermutlich auch aus diesem Grund den Staatsstreich im Februar unterstützt hatten).
- 1922
- Rizā heiratet in 3. Ehe Turan Amir Suleimanī. (Aus der Ehe geht ein Sohn hervor.)
- 1923
- Rizā wird Premierminister.
- Er heiratet in 4. Ehe** Esmat Dolatschāhī. (Aus der Ehe gehen vier Söhne und eine Tochter hervor.)
- 1924
- Rizā erreicht einen Teilabzug der britischen Besatzungstruppen.
- 1925
- Dezember: Shāh Aħmäd wird in absentia (er macht gerade Urlaub in Europa) für abgesetzt erklärt.
- 1926
- April: Rizā läßt sich zum neuen Shāh-in-shāh krönen und nimmt den Dynastie-Namen "Paħläwī" an.
- 1927-1938
- Rizā läßt eine Eisenbahnlinie von Nord- nach Südpersien bauen, die in den Augen der ausländischen Großmächte neue Begehrlichkeiten weckt.
- 1928
- Rizā beginnt mit Reformen nach dem Vorbild des türkischen Führers
Kemal Atatürk.***
Eine neue Kleiderordnung verbietet vorübergehend auch das Tragen des Tschādår.
- 1934
- Juni/Juli: Rizā macht einen
Staatsbesuch
bei seinem Kollegen Atatürk in der Türkei. Es ist seine einzige Auslandsreise als Staatsoberhaupt.****
- 1935
- Rizā benennt Persien in "Īrān" [Land der Arier] um - durchaus korrekt, da der Staat längst nicht mehr nur aus der historischen Provinz Fars besteht, sondern u.a. aus Teilen Āđärbäidjans und Mediens, wohin sich der politische Schwerpunkt verlagert hat.
- Rizā führt ein neues Familienrecht ein, das die Gleichberechtigung der Frauen - u.a. das Recht auf Scheidung auch gegen den Willen des Ehemannes - beinhaltet. Nachdem die shī'itischen Āyatollāhs, ausgehend von ihrer Hochburg Mäshhäd, einen Aufstand gegen dieses und andere "gottlose" Gesetze angezettelt haben, muß Rizā sie zurück nehmen.
- 1935-41
- Außenpolitisch gelingt Rizā die Aussöhnung mit den sunnitischen Nachbarstaaten Türkei, 'Irāq und Afģānistān, dem ebenfalls sunnitichen Ägypten (er verheiratet im März 1939 sogar seinen Sohn und Thronfolger mit einer ägyptischen Prinzessin) sowie eine Annäherung an das Deutsche Reich, das nach einem Clearing-Abkommen zum zweitwichtigsten Außenhandelspartner (nach der Sowjet-Union) wird.
- 1939-45
- Im Zweiten Weltkrieg versucht Rizā, neutral zu bleiben, was ihm zunächst auch gelingt.
- 1941
- 25./26. August: Anglo-indische und sowjet-russische Truppen überfallen ohne Kriegserklärung den Īrān, da sie die transiranische Eisenbahnlinie als Nachschubweg brauchen und Rizā nicht bereit ist, sie ihnen unter Bruch seiner Neutralität zur Verfügung zu stellen.***
- 16. September: Rizā wird gezwungen, zugunsten seines 1. Sohns aus 2. Ehe, Muħammäd Rizā - einer hilflosen Marionette in den Händen der Alliierten - abzudanken. Er wird erst in ein alliiertes Konzentrationslager auf Mauritius verschleppt, dann nach Südafrika.
- Dezember: Auch US-amerikanische Truppen beteiligen sich an der Besatzung. Der Īrān wird vollständig besetzt, seine Ölqellen von ausländischen Gesellschaften übernommen.
- 1943
- Die Diktatoren******
Churchill,
Roosevelt und
Stalin
halten im besetzten Tährān ihre berüchtigte Kriegskonferenz ab, auf der sie die "Verschiebung" Polens nach Westen bis an die Oder und Neisse und die Ermordung oder Vertreibung von 11 Millionen Deutschen aus Ostmitteleuropa beschließen.
- 1944
- Rizā Paħläwī stirbt (vermutlich am 26. Juli) in Johannesburg. (Offizielle Todesursache: "Herzversagen" - was bekanntlich auf jeden Tod paßt.)
* * * * *
- 1950
- Mai: Rizā wird in Tährān ein imposantes Mausoleum errichtet.
- 1951
- Muħammäd Musadäğ wird Ministerpräsident des Īrān. Er versucht, die Ölquellen wieder zu verstaatlichen.
- 1953
- Muħammäd Rizā flieht nach Italien, kann jedoch mit Hilfe der USA auf den Pfauenthron zurück kehren.
- US-Firmen erhalten 40% der iranischen Erdölförderung.
- 1963
- In den Fußstapfen seines Vaters schlägt Muħammäd Rizā nach einem Referendum über die "weiße Revolution" (Landverteilung, Alfabetisierung, Frauenemanzipation) einen vorsichtigen Reformkurs ein, mit dem er sich zwischen alle Stühle setzt: Den "Konservativen" geht er zu weit, den "Fortschrittlichen" nicht weit genug. Der Führer der radikalen Shī'iten, Āyatollāh
Rūhollāh äl-Ķhomeinī,
geht ins Exil (zunächst in die Türkei, dann in den 'Irāq, schließlich nach Frankreich).
- 1967
- Ebenfalls in den Fußstapfen seines Vaters krönt sich Muħammäd Rizā zum Shāh-in-shāh und versucht eine politische und wirtschaftliche Annäherung an Deutschland. (Ein Staatsbesuch dort wird ihm freilich von kommunistischen Krawallmachern verleidet.)
- 1971
- Muħammäd Rizā läßt das 2.500-jährige Bestehen der Monarchie im Īrān feiern. Er fühlt sich als Nachfolger des Kyros.
- 1973
- Muħammäd Rizā verstaatlicht die Ölfirmen, sichert jedoch dem Westen vertraglich umfangreiche Lieferungen zu. Dies macht ihm unter den Muslimen - die die westlichen Staaten, die Israel im Konflikt mit seinen arabischen Nachbarn unterstützen, mit einem Lieferboykott in die Knie zwingen wollen - viele Feinde.
- 1976
- Muħammäd Rizā führt anstelle der islāmischen Zeitrechnung (ab Hidjrä*******) die gregorianische ein, was zu blutigen Aufständen radikaler Shī'iten führt, bei denen "westliche" Geschäfte, Kinos usw. geplündert und zerstört werden.
- 1978
- Ķhomeinī ruft in seinem Pariser Exil zum Sturz des verwestlichten Shāhs auf und gründet mit Einwilligung des französischen Präsidenten
Giscard d'Estaing
eine Gegenregierung.
- 1979
- Januar: Muħammäd Rizā flieht mit seiner Familie nach Ägypten, wo er im folgenden Jahr an Krebs stirbt.
- (Der ägyptische Präsident Sadat, der ihm Asyl gewährt hatte, wird wenig später ermordet.)
- Der Versuch des neuen Ministerpräsidenten Shāhpūr Baķhtiar, eine weltliche Regierung aufzubauen, scheitert nach wenigen Wochen.
- (Baķhtiar geht ins Exil nach Paris, wo er einige Jahre später mit heimlicher Billigung der französischen Regierung ermordet wird.)
- Februar: Ķhomeinī kehrt in den Īrān zurück und reißt die Macht an sich. Eine seiner ersten Amtshandlungen ist, das Rizā-Mausoleum sprengen und die Anlage darum dem Erdboden gleich machen zu lassen.
- Die Dynastie der Paħläwī endet nach nur zwei Generationen. Die shī'itischen Machthaber zerstören binnen kurzem alles, was in einem guten halben Jahrhundert - vor allem mit westlichen Geldern aus dem Ölgeschäft - aufgebaut wurde. Sie führen zehn Jahre lang Krieg gegen den 'Irāq; der Īrān versinkt in Chaos und Gewalt, materieller und
geistiger Armut und wird wieder zu einem Dritte-Welt-Land.
*Bei Rizā ist man oft auf Vermutungen angewiesen, da es keine verläßlichen - sachlichen - Biografien über ihn gibt. Es existieren lediglich Ausführungen des ehemaligen Kaiserhauses, die man als Lobhudelei ansehen muß, und solche der "islamischen Republik", die ihn verteufeln sollen. Dikigoros stützt sich daher weitgehend auf Margret Boveris Buch "Vom Minarett zum Bohrturm" (1938), welches indes keine Biografie ist, sondern Persien unter Rizā nur als eines von vielen Themen kursorisch abhandelt. Ihren Standpunkt zu Rizā schätzt er, diplomatisch ausgedrückt, als "wohlwollende Neutralität" ein.
**Wiewohl Rizā Muslim war, lebte er monogam - sonst würde Dikigoros das anders formulieren ("als Zweitfrau", "als "Drittfrau", "als Viertfrau" statt "in 2. Ehe", "in 3. Ehe", "in 4. Ehe"). Von seiner 1. und 3. Frau ließ er sich nach jeweils nur einem Jahr scheiden; seine 2. Frau starb im Kindbett; seine 4. Frau überlebte ihn um mehr als ein halbes Jahrhundert. Nach anderen Quellen heiratete Rizā bereits 1895 zum ersten Mal eine gewisse Maryam, die ebenfalls im Kindbett starb. Nach wieder anderen Quellen wurde die 3. Ehe von Anfang an nur als "Zeitehe" (eine typisch shi'itische Einrichtung) geschlossen; Dikigoros bezweifelt das jedoch, da aus dieser Art von Langzeit-Prostitution (bei der Mullahs als Zuhälter fungieren) für gewöhnlich keine Kinder hervor gehen.
***Rizā war ein großer Bewunderer Atatürks. Persien war - noch zu seiner Zeit als Premierminister - der erste Staat gewesen, der die von Atatürk geschaffene Türkische Republik 1923 anerkannt hatte. Sofort nach seiner Krönung zum Shāh 1926 hatte er seine Regierung einen Freundschaftsvertrag mit der Türkei schließen lassen, der 1932 bekräftigt wurde. Ansonsten sollte man die Parallelen allerdings nicht zu hoch hängen. Atatürk führte "Reformen" nach westlichem Vorbild durch, die streng genommen keine Re-formen waren, sondern Neuerungen, u.a. Einführung des lateinischen Alfabets und Säuberung der türkischen Sprache von arabischen Fremdwörtern. Rizā versuchte dagegen, echte Re-formen nach alt-iranischem Vorbild durchzuführen. Dazu gehörte z.B. das Verbot lateinischer Buchstaben und italienischer (in der BRD fälschlich "arabisch" genannter) Ziffern in der Öffentlichkeit, also z.B. auf Produkten oder in der Werbung, und Säuberung der persischen Sprache von allen - also auch westlichen - Fremdwörtern. [So jedenfalls M. Boveri - s.o. -, die schreibt, daß vor allem französische Fremdwörter durch persische Entsprechungen ersetzt wurden. Rizās Gegner behaupten, daß er ganz im Gegenteil Französisch an Stelle von Farsi zur Hofsprache gemacht habe. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: Einige Fremdwörter wurden iranisiert, also zu Lehnwörtern gemacht; so heißt das berüchtigte Kleidungsstück, das Frauen seit 1979 wieder in der Öffentlichkeit tragen müssen, bis heute "Manto", von frz. "Manteau".********] In Sachen Alfabet handelte Rizā wohl auch aus praktischen Erwägungen: Während die arabische Schrift auf das Türkische überhaupt nicht paßt, die lateinische dagegen recht gut (jedenfalls viel besser als die kyrillische, die den Turkvölkern des Tsarenreichs und später der Sowjet-Union aufgezwungen wurde), läßt sich Farsi darin - mit einigen Abwandlungen - problemlos darstellen. Auch die Einführung der westlichen Zeitrechnung ("nach Christus") stand für Rizā nie ernsthaft zur Debatte. Wenn, dann hätte er auf die alt-persische Zeitrechnung zurück gegriffen; aber auch dem standen praktische Erwägungen entgegen: Deren Einführung hätte die Verbindung zur islamischen Welt gekappt, ohne dafür einen Anschluß an den Westen zu gewinnen, sondern den Iran insoweit völlig isoliert - damit wäre niemandem geholfen gewesen. Die Aus- und Nachwirkungen der Reformen waren in beiden Ländern ebenfalls unterschiedlich: Die Rizās wurden spätestens 1979 rückgängig gemacht, die Atatürks erst ein Vierteljahrhundert später.
****Rizās Reise in die Türkei machte indes aus ganz anderen Gründen Schlagzeilen: Statt, wie bisher üblich, die nördliche Route durch das von den Sowjets besetzte Armenien oder die südliche Route durch den von den Briten besetzten 'Irāq zu nehmen, reiste Rizā auf der geografisch kürzesten - aber mangels ordentlicher Straßen schlechtesten und daher zeitlich längsten - Verbindung von Persien direkt in die Türkei. Sowohl in der SU als auch in Großbritannien nahm man das äußerst verärgert zur Kenntnis.
*****Ohne das Bündnis mit der SU hatten die Briten seit Rizās Regierungsantritt nicht mehr gewagt, den Iran anzugreifen - obwohl er ihnen im Laufe der Jahre mehr als einen VorwandGrund geliefert hatte: Ab 1927 verweigerte er Ausländern, die ein britisches Visum im Paß hatten, die Einreise; ab 1931 sperrte er den iranischen Luftraum für den britischen Luftpostdienst "Imperial Air Mails"; 1932 kündigte er die 1901 von William Know erworbene Öl-Konzession (der Völkerbund vermittelte einen Kompromiß, wonach die Konzession erneuert wurde, allerdings gegen erheblich höhere Zahlungen - das britische Pfund war nach wiederholter Abwertung nicht mehr annähernd so viel wert wie unter Queen Victoria :-) 1934 wies er den britischen Regierungs-Agenten von Bushir aus; 1935 nötigte er die Briten, ihre Flottenstützpunkte in Hendjam und Basidu zu räumen.
******Um Anfragen vorzubeugen: Weder Churchill noch Stalin wurden gewählt; Roosevelt hatte sich - unter Verstoß gegen die US-Verfassung - zum 3. Mal zum Präsidenten wählen lassen. Sowohl in Großbritannien als auch in den USA galt Kriegsrecht, d.h. die Verfassung war außer Kraft gesetzt; alle drei regierten also diktatorisch.
*******in Gegenden, wo der Schlußvokal als "a" gesprochen wird, auch "Hīdjra", zur besseren Unterscheidung von "Hidjrā" (was "impotent" bedeutet :-)
********Kleine islamische Kleiderkunde unter besonderer Berücksichtigung der Situation im Iran - leider notwendig, da im www so viel Oberflächliches, Ungenaues und Unwahres herum schwirrt:
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Der Sammelbegriff für eine islamgemäße Damenoberbekleidung, die (angeblich) weibliche Reize in der Öffentlichkeit verhüllen soll (de facto aber wohl eher Frauen, die jener Reize entbehren, zur Tarnung dient :-), ist "Ħijāb". Manche nennen so auch die Kopfbedeckung, bisweilen sogar eine bestimmte (Kopftuch, Schal oder Schleier). In diesem - ungenauen - Sinne sollte man den Begriff tunlichst vermeiden.
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Der Körper - einschließlich Arme und Beine - ist mit einem sackartigen Überwurf zu verhüllen, der im Qur'an "Jilbāb" genannt wird, heute aber häufiger "Abāya[h]". (Er ist meist schwarz, darf aber auch kackfarben oder dunkelviolett, in Ausnahmefällen sogar dunkelrot sein.)
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Darüber trägt
manfrau eine Kopfbedeckung, die - anders als das westliche Kopftuch - auch den Hals und den Nacken bedeckt (evtl. auch noch die Schultern und die Brust - doppelt genäht hält besser :-). Die mildere Form - "Khimār" genannt - läßt Augen, Mund und Nase frei, die strengere - "Niqāb" - nur die Augen.
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Sonderformen - Kleidungsstücke, die Kopf und Körper zugleich verhüllen - sind der berüchtigte "Burqā" in Afģānistān - der sogar die Augen verdeckt - und der "Tschādår" im Iran - der immerhin die Augen frei läßt.
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An die Stelle des letzteren trat nach dem Verbot ein - unbequemeres, aber "eleganteres" - (fast :-) auf Taille geschneidertes Kleidungsstück, das wie gesagt "Manto" - von frz. "Manteau" - genannt wird und zu dem eine der o.g. Kopfbedeckungen zu tragen ist. Dieses war auch unter den Paħläwi-Shāhs nie verboten; seit 1979 ist es als "Minimum" Pflicht; der "Tschādår" ist jedoch auch wieder erlaubt und gerne gesehen. (In der re-islamisierten Türkei verbreitet sich seit Ende der 1980er Jahre ein ähnliches Kleidungsstück, das "Pardösü" - von frz. "Pardessus" - genannt wird.)
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