Wilhelm II v. Hohenzollern

(27.01.1859 - 04.06.1941)

[Wilhelm II - Gemälde von Artur v. Ferraris]
[Wilhelm I.(mperator) R.(ex)]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

[Wappen der Hohenzollern]

1859
27. Januar: Friedrich Wilhelm Albert Viktor v. Hohenzollern wird als erstes Kind der Princess Royal of England, Victoria, in Berlin geboren. Deren Ehemann, Friedrich Wilhelm v. Hohenzollern, Kronprinz des Königreichs Preußen, erkennt die Vaterschaft an. Das Kind wird auf seinen Namen getauft, ferner auf die Namen der Großeltern mütterlicherseits (Albert und Victoria von Saxen-Coburg-Gotha).
Bei der Geburt wird infolge eines ärztlichen Kunstfehlers Wilhelms linker Arm beschädigt; er bleibt - allen "martialischen" Auftritten zum Trotz - sein Lebtag militärdienst-untauglich; er kann nicht einmal ohne fremde Hilfe ein Pferd besteigen. (Gleichwohl wird er bereits an seinem 10. Geburtstag zum Seconde-Lieutenant ernannt und danach regelmäßig weiter befördert - an seinem 29. Geburtstag wird er Generalmajor.)

1864-71
Der preußische Ministerpräsident und - seit 1867 - Kanzler des "Norddeutschen Bundes" Otto v. Bismarck schafft mit "Eisen und Blut" (fälschlich auch als "Blut und Eisen" zitiert), d.h. durch eine Reihe von Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich das "[Klein-]Deutsche Reich", das von Anfang an mit einer Reihe schwer wiegender Hypotheken belastet ist: zum einen beinhaltet es polnisch, dänisch und französisch gesinnte Minderheiten; zum anderen schließt es Deutsch-Österreich, Böhmen und Mähren - Kernlande des 1866 zerschlagenen Deutschen Bundes - aus.
Wilhelms Großvater wird als Wilhelm I "Deutscher Kaiser", sein Vater Kronprinz.

[Wilhelm 1871]

1874-1877
Wilhelm - der bis dahin Privatunterricht erhalten hat - besucht die letzten drei Klassen des Gymnasiums in Kassel-Wilhelmshöhe.

[Gemälde von Angeli]

1877
Wilhelm schreibt sich für ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Bonn ein. Da er nicht wirklich studieren kann (die Professoren dürfen ihn nicht prüfen; statt eines Abschlusses verleiht ihm später die Universität Berlin den Grad eines Dr. iur. h.c.), verbringt er seine Studentenzeit meist auf Kneipen des Corps "Borussia". Die - sonst obligatorischen - Fecht-Mensuren werden ihm erlassen.

[Wilhelm als Corps-Student]

1881
Wilhelm wird mit Victoria Auguste v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg verheiratet. Aus der Ehe gehen binnen zehn Jahren sechs Söhne und eine Tochter hervor.


Was immer romantisch veranlagte Biografen später aus diesem Kindersegen geschlossen haben - es war schwerlich eine "Liebesheirat". Niemand fragte Wilhelm, ob er das ältere, nicht-standesgemäße "Landfräulein" - Tochter eines geschaßten Herzogs a.D., der als AsylantGutsherr auf einer besseren Klitsche in Schlesien lebte - ehelichen wollte; und niemand fragte Auguste, ob sie den verkrüppeltenbehinderten Enkel des Mannes wollte, der ihrem Vater 1864/66 den Thron "geraubt" (bzw. nicht zurück gegeben :-) hatte. [Sie hatte das als Kind durchaus schon "mitbekommen", da die Familie damals in voreiliger Hoffnung nach Kiel umgezogen war, nur um wenig später enttäuscht und verbittert nach Preußen zurück zu kehren.] Die Verbindung wurde vielmehr schon im Kindesalter durch ihre Taufpatin und Schwiegergroßmutter, Queen Victoria von England, arrangiert, um eine Versöhnung der beiden Dynastien zu demonstrieren.

ab 1884
Wilhelm wird unter Bismarck im Auswärtigen Amt beschäftigt. Auf einigen kurzen Missionen in Rußland gewinnt er den Eindruck, daß dessen Verhältnis zum Reich seit dem Berliner Kongreß von 1878 nachhaltig zerrüttet sei. (Bismarck hatte sich nach dem russisch-türkischen Krieg als "ehrlicher Makler" aufgespielt, de facto jedoch die Interessen Österreich-Ungarns und Großbritanniens vertreten und den Tsaren gezwungen, auf seine im Frieden von San Stefano verbrieften Gewinne - Unabhängigkeit Bulgariens, freie Passage durch Bosporus und Dardanellen - zu verzichten.)

1888 ("Dreikaiserjahr")
9. März: Kaiser Wilhelm I stirbt an Altersschwäche.
15. Juni: Kaiser Friedrich III stirbt an Raucherkrebs.
Wilhelm wird unter dem Namen "Wilhelm II" Deutscher Kaiser und König von Preußen.
Der 27. Januar wird als "Kaisers Geburtstag" - neben dem "Sedanstag" (nach dem Ort einer Schlacht im deutsch-französischen Krieg am 1./2. September 1870) - Nationalfeiertag.

1889
Wilhelm wohnt der Hochzeit seiner Schwester mit dem griechischen Kronprinzen in Athen bei. Er nutzt diese Gelegenheit zu einem Abstecher nach Konstantinopel, wo er Sultan Abdül Ħamid II besucht. Bismarck - der zuvor nicht informiert war und jenen Besuch als Provokation Rußlands empfindet - kritisiert ihn daraufhin scharf.

1890
18. März: Wilhelm verlangt - vor allem aus innenpolitischen Gründen - den Rücktritt Bismarcks als Reichskanzler, den dieser am folgenden Tag einreicht.

[Der Lotse geht von Bord - Karikatur des britischen 'Punch'] [Des Deutschen Reiches Steuermann]

Nachdem "der Lotse von Bord gegangen" ist, ergreift Wilhelm persönlich das Steuer des Staatsschiffes, das er auf einen flexibleren "neuen Kurs" bringen will. Dieser erweist sich jedoch zunehmend als Zickzackkurs: Wilhelm schwankt zwischen dem Versuch, sich mit den "germanischen" Mächten Großbritannien und USA gegen Frankreich und Rußland zu verbünden und dem Versuch, zusammen mit Frankreich und Rußland einen "Kontinentalblock" gegen die Überseemächte zu bilden. Er verkennt dabei einige grundlegenden Konstanten in der Außenpolitik jener Länder: Weder Großbritannien noch die USA sind bereit, eine weitere Industrie- und Handelsmacht neben sich zu dulden; ihre früheren Sympathien galten ausdrücklich nur "poor little Germany", das ihnen keine Konkurrenz auf den Weltmärkten machte. Frankreich ist nicht für eine Aussöhnung, geschweige denn für ein Bündnis zu gewinnen ohne Rückgabe Elsaß-Lothringens, das es im 17. Jahrhundert erobert und mit einer brutalen Besatzungspolitik - besonders im 19. Jahrhundert - zwangsgallisiert hat und seitdem als integralen Bestandteil der "grande nation" betrachtet. Rußland ist nicht zu gewinnen, ohne seine Bosporos-Ambitionen und seinen Wunsch nach "Schutzherrschaft" über die slawischen Völker in Südosteuropa zu befriedigen. Dies würde aber voraussetzen, die maroden Reiche der Osmanen und der Habsburger als Verbündete [auseinander] fallen zu lassen. Dazu war schon Bismarck nicht bereit; Wilhelm ist es erst recht nicht - wiewohl es im Rückblick wohl eine sinnvolle Alternative gewesen wäre, die auch den Weg zur Wiedervereinigung des erst seit 1866 geteilten Deutschlands unter Aufgabe der ohnehin meist wertlosen ungarischen und südslawischen Gebiete der k.u.k.-Monarchie geebnet hätte. Wilhelm gibt sich der Illusion hin, daß der "britische Löwe" und der "russische Bär" immer verfeindet sein müßten; das Potential der U.S.A. unterschätzt er gewaltig. Am Ende seiner verhängnisvollen Schaukelpolitik wird die fast vollständige Isolierung des Reiches stehen. (Ein Historiker schreibt zum 100. Jahrestag seiner Thronbesteigung, daß er es "durch eine forsche, kraftmeierische, ungeschickte Politik des 'Schafes im Wolfspelz' zuwege brachte, daß sich der Kreis der Feinde gegen die Mitte Europas fest zusammen schloß".)
August: Wilhelm besucht in Sankt Peterburg den russischen Tsaren Aleksandr III; trotz guten persönlichen Einvernehmens wird der - im März ausgelaufene - "Rückversicherungsvertrag" zwischen dem Deutschen Reich und Rußland nicht erneuert.

1892-94
Die Generalstäbe Rußlands und Frankreichs schließen im August 1892 eine gegen Deutschland gerichtete Militär-Konvention, die nach Beginn des "Zollkriegs" zwischen Deutschland und Rußland (Juli 1893 - März 1894) im Januar 1894 ratifiziert wird.

1895
Gleichwohl stellt sich das Deutsche Reich nach dem japanisch-chinesischen Krieg mit Frankreich und Rußland auf Chinas Seite und macht sich damit auch Japan zum Feind, das gezwungen wird, im Frieden von Shimonoseki auf den größten Teil seiner Eroberungen zu verzichten.
Der Kanal zwischen Ostsee und Nordsee wird fertig gestellt und nach Kaiser Wilhelm benannt. Er ist von Anfang an zu klein dimensioniert, um der Kriegsmarine eine strategische Verschiebung großer Schlachtschiffe zu ermöglichen und wird nur zivil genutzt. Gleichwohl nimmt die Auslandspresse - vor allem die britische - dies zum Anlaß, Wilhelm zu unterstellen, nach der Herrschaft über ganz Europa zu streben.


1896
Januar: Wilhelm gratuliert Paulus Krüger, dem Präsidenten der Burenrepublik Südafrika, zur Abwehr eines englischen Überfalls ("Krügerdepesche").
Damit ist auch das Verhältnis zu England nachhaltig gestört; die britische Presse hetzt wochenlang gegen Deutschland und seinen Kaiser.

[britisches Hetzplakat mit anti-deutschem Boykott-Aufruf]

Zur Ausrottung der deutschen Kultur im Baltikum durch gewaltsame Russifizierung und zur Enteignung und Vertreibung deutsch-jüdischer Kaufleute aus Moskau schweigt Wilhelm dagegen, um den Tsaren nicht noch weiter zu verärgern.
Symptomatisch für die Schaukelpolitik Wilhelms wird auch sein Verhalten gegenüber dem Osmanischen Reich: Als der Sultan einen Aufstand der - von Rußland aufgehetzten - christlichen Armenier nieder schlagen läßt, kündigt Wilhelm dem "elenden Schurken" die Freundschaft. [Später gibt die alliierte Greuelpropaganda - die bis heute anhält - Wilhelm eine Mitschuld am "Völkermord" der Türken an den Armeniern.]

1898
März: Wilhelm läßt sich durch den Staatssekretär im Reichsmarineamt Alfred Tirpitz von der Notwendigkeit einer Flottenaufrüstung als Instrument deutscher Kolonialpolitik überzeugen. Diese belastet nicht nur das Staatsbudget (und das ohnehin schon angespannte Verhältnis zu Großbritannien), sondern ist auch militärisch verfehlt, da Wilhelm gegen den Rat kompetenter Fachleute den Schwerpunkt auf den Bau schwerer Schlachtschiffe legt statt auf den leichter, schneller Kreuzer.


September: Bei der Einweihung des neuen Hafens von Stettin sagt Wilhelm einen Satz, der seitdem viel zitiert, kritisiert und karikiert wird: "Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser!" Er meint damit nichts anderes als das, was heute als "Globalisierung" bezeichnet wird: Deutschland als Export- und Import-Nation muß eine starke Handelsflotte und, um diese zu beschützen, auch eine starke Kriegsflotte haben.1


November: Wilhelm söhnt sich mit Abdül Ħamid aus und unternimmt eine "Pilgerreise" nach Jerusalem, wo er die evangelische "Erlöserkirche" einweiht. [Damals waren die Türken in religiösen Dingen noch tolerant; christliche Kirchen waren noch nicht verboten.] Wilhelm erklärt sich zum "Schutzherrn" und "guten Freund" aller Mohammedaner auf der Welt, setzt sich aber auch für die Pläne des Zionisten Theodor Herzl ein, in Palästina einen autonomen jüdischen Staat zu errichten.


1900
Bei der Verabschiedung der zur Niederschlagung des "Boxeraufstands" in China ausrückenden Truppen hält Wilhelm eine Rede, in der er seine Soldaten darauf hinweist, daß sie einem grausamen Feind gegenüber stehen werden, der kein Pardon gibt und keine Gefangenen macht. (Dieser - zutreffende - Satz wird ihm später von seinen Gegnern im Mund herum gedreht und als Imperativ ausgelegt, unter Auslassung des Nachsatzes, daß seine Soldaten sich demgegenüber als gute Christen korrekt und in "Manneszucht" verhalten sollen.)


1905
31. März: Wilhelm besucht demonstrativ die marokkanische Stadt Tanger, um gegen den französischen Versuch zu protestieren, Marokko unter Ausschaltung der Interessen aller anderer Staaten zu seiner Kolonie zu machen. (Frankreich hatte sich bereits den größten Teil Nordwest-Afrikas unter den Nagel gerissen; deutsche Kaufleute hatten in Marokko erhebliche Investitionen getätigt, deren Enteignung durch Frankreich drohte.) Die daraus entstehenden diplomatischen Verwicklungen werden später als "erste Marokkokrise" bezeichnet. Gegen den Rat des deutschen und des österreichisch-ungarischen Generalstabs läßt Wilhelm die Gelegenheit zu einem Präventivkrieg gegen Frankreich vorüber gehen, der damals besonders aussichtsreich ist, da sich dessen Verbündeter Rußland im Krieg gegen das mit Großbritannien verbündete Japan befindet und nach schweren militärischen Niederlagen auch durch einen kommunistischen Aufstand im Inneren geschwächt ist, während Italien und Rumänien (noch) im Lager der Mittelmächte stehen.

[Wilhelm II und Nikolaj II 1905 in Björkö]

Juli: Statt dessen reist Wilhelm ins finnische Björkö, um mit Tsar Nikolaj II "von Vetter zu Vetter" einen Bündnisvertrag zu schließen, in der naïven Hoffnung, daß sich auch Frankreich dem anschließen würde. (Der Vertrag wird von der Duma nicht ratifiziert und erweist sich somit als wertlos; Frankreich wäre ohnehin nicht beigetreten.)
Wie später unter Hitler wird Deutschland das Bestreben seines Staatsoberhaupts, inmitten zum Krieg entschlossener Feinde um jeden Preis den Frieden zu bewahren, bald zum Verhängnis.

1906
Januar-April: Auf der Konferenz von Algeciras setzt Deutschland auf friedlichem Wege seine Position gegen die anderen Großmächte - einschließlich der USA, die sich unter Präsident Theodore Roosevelt erstmals offen in die europäische Politik einmischen, aber noch nicht kriegsbereit sind - durch: Marokko bleibt vorerst unabhängig und neutral.

[Wilhelm II und T. Roosevelt]

Wilhelm und seine Frau feiern Silberhochzeit.


1907
Eine Artikelserie Maximilian Hardens diskreditiert das persönliche Umfeld Wilhelms, vor allem seinen Berater, den schwulen Fürsten Philipp zu Eulenburg. (Homosexualität ist damals in Deutschland und allen anderen zivilisierten Staaten der Welt noch strafbar.)

1908
August: Wilhelm begnadigt Wilhelm Voigt, den "Hauptmann von Köpenick".
28. Oktober: Das britische Boulevard-Blatt The Daily Telegraph veröffentlicht ein angebliches "Interview" mit Wilhelm über die Ziele deutscher Außenpolitik, bei dem es sich in Wahrheit um - verkürzt und verzerrt dargestellte - private Äußerungen Wilhelms gegenüber einem gewissen Start Wortley aus dem Jahre 1907 handelt. Die Hetze in der Auslandspresse gegen Wilhelm und das Deutsche Reich nimmt derartige Ausmaße an, daß die veröffentlichte Meinung und alle im Reichstag vertretenen Parteien einen Maulkorb für den Kaiser und eine verfassungsrechtliche Einschränkung seiner monarchischen Kompetenzen fordern. Wilhelm denkt zunächst an Abdankung, gibt dann aber nach und läßt bald darauf seinen Reichskanzler v. Bülow als Sündenbock fallen.
Oktober/November: In der "Bosnien-Krise" läßt Wilhelm, wieder entgegen dem Rat der Generalstäbe des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns, eine erneute Gelegenheit - wohl die letzte mit Aussicht auf Erfolg - zum Präventivkrieg gegen Frankreich (dem sich unmittelbar darauf auch Italien heimlich verbündet) verstreichen.

1911
Juli: Nach einem neuerlichen französischen Überfall auf Marokko - unter Besetzung der Städte Rabat, Fez und Agadir - läßt Wilhelm das kleine Kanonenboot "Panther", das sich gerade auf der Rückfahrt von Kamerun nach Deutschland befindet, Agadir anlaufen und einige von den Franzosen bedrohte deutsche Kaufleute aufnehmen. (S.M.S. "Panther" hat zwei alte Kanonen und eine Besatzung von 120 Mann; Frankreich hat dagegen mehrere große Schlachtschiffe und ca. 100.000 Mann in Marokko im Einsatz.)

[S.M.S. Panther]

In der ausländischen - vor allem der britischen - Presse wird dieser "Panthersprung nach Agadir" auf Initiative des Kriegstreibers David Lloyd George zu einer Demonstration des deutschen Militarismus und einer übermäßigen Gier nach Kolonien aufgebauscht.
November: Die so genannte "zweite Marokkokrise" wird beigelegt, wobei vor allem Frankreichs Gier nach weiteren Kolonien befriedigt wird: Es erhält den größten Teil Marokkos (der Rest fällt an Spanien), Italien darf Libyen besetzen, Großbritannien Cypern und Ägypten annektieren, während Deutschland sich mit einem wertlosen Streifen Urwalds an der Grenze zwischen Kamerun und Französisch-Kongo begnügt. (Im Gegenzug räumt es Frankreich das "Vorkaufsrecht" auf die portugiesische Kolonie Angola ein.)


1912
Heinrich Claß, Vorsitzender des "Alldeutschen Verbands" und Herausgeber der "Deutschen Zeitung", der sich als Sprachrohr der "nationalen Opposition im alten Reich" versteht, veröffentlicht unter dem Pseudonym Daniel Frymann "Wenn ich der Kaiser wär' - politische Wahrheiten und Notwendigkeiten". Darin kritisiert er Wilhelms lasche Haltung in den "Marokkokrisen", fordert eine Abkehr von der "kleindeutschen" Politik Bismarcks und eine Rückkehr zum Deutschen Bund von 1866, d.h. die Wiederherstellung von "Alldeutschland" unter Einschluß Deutsch-Österreichs und Deutsch-Böhmens, unter dem Schlagwort "Ein Volk, ein Reich".

[Heinrich Claß]

(Die Herrscher der damaligen Reiche denken nicht in völkischen, sondern in streng dynastischen Kategorien - der europäische Hochadel ist über alle Volks- und Staatsgrenzen hinaus untereinander versippt. Erst sein Sturz am Ende des Ersten Weltkriegs wird dem "Nationalismus" Bahn brechen; die National-Sozialisten werden die Bezeichnung "Alldeutschland" durch "Großdeutschland" ersetzen und das Schlagwort zu "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" erweitern.)

1913
Bei den Feiern zum 25-jährigen Regierungsjubiläum legt Wilhelm in seiner Thronrede vor allem Wert auf die Feststellung, daß er Deutschland 25 Jahre Frieden bewahrt habe und dies auch weiterhin tun wolle. Er ignoriert den Spruch Friedrich Schillers aus dem Drama über seinen Namensvetter Tell: "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt."


1914
12. Juni: Wilhelm trifft im böhmischen Konopischt den Thronfolger von Österreich-Ungarn, Franz Ferdinand; über den Inhalt ihrer Gespräche streiten die Gelehrten.2
28. Juni: Franz Ferdinand wird bei einem Besuch in Sarajewo (Bosnien-Herzegowina) von serbischen Nationalisten ermordet.
6./7. Juli: Wilhelm sichert Österreich-Ungarn für den Fall eines russischen Angriffs "uneingeschränkte Bündnistreue" zu.3


Da Rußland gegenüber Serbien sowie Frankreich und England gegenüber Rußland ein gleiches tun, eskaliert die Auseinandersetzung drei Wochen später zum Ersten Weltkrieg, den Deutschland nun unter wesentlich ungünstigeren diplomatischen, militärischen und wirtschaftlichen Bedingungen führen muß als dies 1905 noch der Fall gewesen wäre.

[Flottenrüstung]

(England und Rußland haben 1907 eine "Entente cordiale" geschlossen und damit die Einkreisung Deutschlands vollendet. Das russische Heer und die englische Flotte sind seit 1905 verdoppelt worden, ebenso die Kapazität der US-amerikanischen Rüstungs-Industrie, die von Kriegsbeginn an den Entente-Mächten - und nur diesen - uneingeschränkt zur Verfügung steht. Die russische Artillerie - 1905 noch auf dem technischen Stand des Krimkriegs4 - ist nach der Niederlage gegen Japan von Grund auf modernisiert, das Heer auf 1,5 Millionen Mann "Friedensstärke" - mehr als die Bodentruppen aller Mittelmächte zusammen - vergrößert worden. Kurz vor Kriegsausbruch ist auch der strategisch wichtige Panama-Kanal fertig geworden, der eine kurzfristige Verschiebung von Kriegsschiffen zwischen Atlantik und Pazifik ermöglicht und ebenfalls nur den Entente-Mächten zur Verfügung steht. Obwohl Frankreich 20 Millionen Einwohner weniger hat als Deutschland, hat es sein Heer binnen weniger Jahre auf die gleiche Mannschaftsstärke gebracht wie das deutsche. Das Deutsche Reich hat dagegen kaum nachgerüstet; es besitzt weder die notwendigen Rohstoffe noch die notwendigen Geld- und Lebensmittel-Reserven, um einen längeren Krieg durchzustehen. Seine Verbündeten sind erheblich geschwächt: die Türkei und Bulgarien durch die verlorenen Balkankriege 1912/13, Österreich-Ungarn durch die "panslawistische" Wühlarbeit unter seinen Minderheiten; insbesondere die tschechischen Truppen sind von Anfang an völlig unzuverlässig, aber auch die meisten ungarischen Einheiten sind allenfalls in der Etappe verwendbar. Die vermeintlichen Bundesgenossen Italien und Rumänien sind insgeheim längst der Entente beigetreten, ebenso Japan, die stärkste Militärmacht Asiens. Der Krieg ist damit von Anfang an so gut wie aussichtslos.)

[Europa 1914 - Karikatur von Walter Trier. Man beachte die Darstellung Serbiens als Schwein]

4. August: In einer viel beachteten Rede im Reichstag ruft Wilhelm zu nationaler Solidarität und Geschlossenheit auf mit dem bald zum geflügelten Wort werdenden Satz: "Ich kenne keine Parteien [mehr], ich kenne nur [noch] Deutsche!" Daraufhin werden die notwendigen Kriegskredite einstimmig - auch von der SPD-Fraktion - bewilligt.


Wilhelm ist formell Oberbefehlshaber der deutschen Streitkräfte. Als solcher setzt er sich persönlich für die Einhaltung der Regeln der Haager Landkriegsordnung5, insbesondere für den Schutz der Kunst- und Kulturdenkmäler sowie der Zivilbevölkerung der Feindmächte einschließlich ihres Privatbesitzes ein.


Gleichwohl wird Wilhelm von der Greuelpropaganda der Entente-Mächte - denen solche Überlegungen völlig fremd sind - als blutrünstiger Baby-Schlächter verunglimpft.6
Für die Franzosen ist er "das erste von 20 Millionen deutschen Schweinen, die geschlachtet werden müssen".


Wilhelm reagiert darauf mit dem Satz: "Dieser Krieg ist ein Kampf zwischen zwei Weltanschauungen: Sitte, Recht, Treu und Glauben, wahre Humanität, Wahrheit und echte Freiheit gegen Mammonsdienst, Geldmacht, Genuß, Landgier, Lüge, Verrat, Trug und Meuchelmord."

1916
30. Mai/1. Juni: Die Seeschlacht im Skågerrak zeigt, daß Wilhelms Flottenpolitik gänzlich verfehlt war; die britische See-Blockade bleibt bestehen. Wilhelm gibt sich gleichwohl der Illusion eines "Sieges über die englische Flotte" hin.


29. August: Nach der Berufung Paul v. Hindenburgs und Erich Ludendorffs in die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) verliert Wilhelm zunehmend Einfluß auf die Kriegsführung.

[Die 3. OHL]

1918
29. Oktober: Angesichts in der deutschen Kriegsflotte ausbrechender Meutereien verläßt Wilhelm Berlin und geht nach Spa.
9. November: Nach dem militärischen Zusammenbruch und der Kapitulation der Verbündeten (Bulgarien, Osmanisches Reich, Österreich-Ungarn) und der Forderung der Obersten Heeresleitung nach einem sofortigen Waffenstillstand verkündet Reichskanzler Prinz Max von Baden eigenmächtig Wilhelms Abdankung. Dies ist das Ende der Monarchie in Deutschland. (Auch die Habsburger werden gestürzt; die k.u.k.-Monarchie bricht auseinander; die Deutsch-Österreicher votieren für einen Anschluß an das Deutsche Reich.)
10. November: Wilhelm flieht in die Niederlande (zunächst nach Amerongen).
Die niederländische Regierung gestattet Wilhelm den Aufenthalt unter der Bedingung, daß er auf jegliche politische Betätigung verzichtet. Wilhelm bleibt allerdings mit zahlreichen Politikern und Militärs in Kontakt.
28. November: Wilhelm dankt offiziell ab; in Deutschland - wo man ihm vielfach die Schuld an der Kriegsniederlage gibt und ihm seine Flucht als "Desertion" auslegt - wird das mit Spott und Hohn quittiert.

[Wilhelm der Deserteur] [Ich führe Euch...] [herrlichen Zeiten entgegen]

1919
28. Juni: Am 5. Jahrestags des Attentats von Sarajewo unterzeichnen Vertreter der Weimarer Republik den Diktat-"Frieden" von Versailles, mit dem sie u.a. die Alleinschuld des Deutschen Reichs, vertreten durch Kaiser Wilhelm II, am Ausbruch des Ersten Weltkriegs anerkennen und auf die Wiedervereinigung mit den österreichischen Ländern verzichten.
Wilhelm kauft als Privatmann das Haus Doorn in der niederländischen Provinz Utrecht.

[Haus Doorn]

1920
Die Regierung der Niederlande lehnt es ab, Wilhelm an die Siegermächte auszuliefern, die ihm einen medienwirksamen Scheinprozeß machen und ihn hinterher als "Kriegsverbrecher" aufhängen wollen ("make him a fair trial and hang him").

[Wilhelm 1920 in Doorn. Ausschnitt aus einem Foto mit seiner Frau Auguste Viktoria und seinem Enkel Karl Franz Joseph]

1921
11. April: Victoria Auguste stirbt; ihr Leichnam wird nach Potsdam überführt. Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) verweigert Wilhelm die Einreiseerlaubnis - wohl auch zu seinem eigenen Schutz, denn er steht noch immer auf den Fahndungslisten der alliierten Besatzer.


5. November: Wilhelm heiratet in zweiter Ehe Hermine v. Reuß (ältere Linie), verwitwete Prinzeß Schönaich-Carolath.

1922
Im Köhler-Verlag erscheinen Wilhelms Memoiren unter dem Titel "Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878-1918", die er dem Gedächtnis seiner verstorbenen ersten Frau widmet. Sie offenbaren, daß Wilhelm die meisten Gestalten jener Zeit falsch eingeschätzt und die entscheidenden Ereignisse nicht einmal als solche wahr genommen hat.

1923
November: Wilhelm verurteilt den "Marsch auf die Feldherrnhalle" der National-Sozialisten mit der Begründung, ein Umsturz der "Sau-Republik" der Weimarer "November-Verbrecher" dürfe nur von Preußen aus erfolgen (den Kapp-Putsch von 1920 hatte er ausdrücklich begrüßt), nicht aber von Bayern aus.

1926
Der Köhler-Verlag veröffentlicht einen weiteren Memoirenband Wilhelms unter dem Titel "Aus meinem Leben 1859-1888".
Juni: Eine sozialistische Einheitsfront aus SPD und KPD scheitert mit einem Volksbegehren zur entschädigungslosen Enteignung der deutschen Fürsten.7

[Den Fürsten keinen Pfennig! SPD-Plakat 1926]

Oktober: Der Chef des Heeresamtes, Generaloberst Hans v. Seeckt, muß seinen Abschied nehmen, nachdem er einen Sohn Wilhelms als Gast an einem Manöver der Reichswehr hat teilnehmen lassen. (Seeckt geht später als Militärberater nach China.)

1932
Mai: Wilhelm empfängt den neuen Reichstagspräsidenten Hermann Göring (der zwar Bayer, aber auch Träger des preußischen Ordens "Pour le mérite" und somit für ihn "gesellschaftsfähig" ist :-). In völliger Verkennung der politischen Ziele der National-Sozialisten erhofft Wilhelm sich von diesen die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland. (Sein Sohn August Wilhelm ["Auwi"] ist höherer SA-Führer.)

1934
27. Januar: An Wilhelms 75. Geburtstag halten ihm nur noch wenige die Treue.


1938/39
Dem Reichskanzler (seit 1933) Hitler gelingt die Wiedervereinigung des Kleindeutschen Reichs mit Deutsch-Österreich, Böhmen und Mähren zum "Großdeutschen Reich"; damit sind die Fehler der Bismarck'schen und Wilhelminischen Außenpolitik - scheinbar - korrigiert.

1939
3. September: Frankreich und Großbritannien erklären dem Deutschen Reich den Krieg, der sich bald zum Zweiten Weltkrieg ausweitet, auf den Deutschland - wie schon 1914 auf den Ersten Weltkrieg - völlig unzureichend vorbereitet ist.


1940
Mai: Das britische Königshaus versucht, Wilhelm mit der Behauptung, ihm drohe nach dem "Überfall" der Nazis auf die Niederlande Gefahr, ein Exil in London schmackhaft zu machen; er erkennt jedoch die Falle und verzichtet dankend.
Statt dessen gratuliert Wilhelm wenig später dem Reichskanzler telegrafisch zur Einnahme von Paris.

1941
4. Juni: Wilhelm stirbt in Doorn und wird in einem kleinen Mausoleum im dortigen Park mit militärischen Ehren beigesetzt. (Zu den Trauergästen zählen Admiral Canaris, Feldmarschall v. Mackensen und der Reichskommissar für die Niederlande, SS-Obergruppenführer Seyss-Inquart.) Das Miterleben der neuerlichen Kriegsniederlage Deutschlands bleibt ihm erspart.

[Mausoleum in Doorn]

* * * * *

1945
Das Deutsche Reich und Preußen werden von den alliierten Besatzern für aufgelöst erklärt.
Das Haus Doorn wird von den Niederlanden als "Feindvermögen" enteignet; in seinen Räumen wird ein Museum eingerichtet.

1949
Die Regierung der aus den Besatzungszonen der westlichen Alliierten neu gegründeten "Bundesrepublik Deutschland" bestimmt zum Kanzlersitz das Palais Schaumburg, die ehemalige Residenz von Wilhelms Schwester Victoria, die mit einem Prinzen von und zu Schaumburg-Lippe verheiratet war, und bringt somit auch äußerlich zum Ausdruck, daß sich die BRD als Rechtsnachfolgerin des Kaiserreichs betrachtet.

[Palais Schaumburg, Bonn]

1959
27. Januar: Wilhelms 100. Geburtstags darf in Deutschland nicht gedacht werden, weder in der DDR noch in der BRD, wo der 17. Juni zum "Nationalfeiertag" erklärt worden ist, nach dem Anfangstag des gescheiterten Aufstands gegen die vom SED-Regime erhöhten Arbeitsnormen im Jahre 1953.

1967
Sigurd v. Ilsemann, der letzte Flügeladjutant Wilhelms, veröffentlicht einen Zusammenschnitt seiner Tagebuchaufzeichnungen der Jahre 1918-1923 unter dem Titel "Der Kaiser in Holland".

seit 1989/90
Nach der Öffnung der Berliner Mauer und dem "Wiedervereinigung Deutschlands" genannten Zusammenschluß von BRD und DDR gelangt Wilhelm vor allem in Brandenburg wieder zu unerwarteter Popularität. Fast jährlich erscheinen neue Biografien über ihn - oder alte werden wieder neu aufgelegt -, u.a. von Chamier (Erstauflage 1938), Rall, v. Krockow, Sombart und Mommsen.


1991
Eine Medaille auf Wilhelms 50. Todestag erscheint.

[Medaille]

1993-2008
Der Brite John C. G. Roehl verfaßt eine Wilhelm-Biografie in 3 Bänden; auf über 4.000 Seiten trägt er unkritisch Klatsch und Tratsch zusammen und entwirft daraus ein extrem negatives Bild des "Hunnenkaisers".8 Es ist die umfangreichste Biographie eines Herrschers nicht nur des 20. Jahrhunderts, sondern der Geschichte überhaupt.


1995
Eine Medaille zum 100. Jahrestag der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals (inzwischen "Nord-Ostsee-Kanal" genannt) erscheint.

[Medaille]

1999
27. Januar: Von mitteldeutschen Monarchisten wird erstmals seit 1918 "Kaisers Geburtstag" wieder öffentlich gefeiert.

2000
Die Regierung der Niederlande verfügt aus Haß auf die "Moffen [Deutschen]" die Schließung des Museums Haus Doorn "wegen fehlender Finanzmittel"; dies, obwohl - oder gerade weil - sich das Museum nicht nur bei deutschen Touristen zunehmend großer Beliebtheit erfreut und seine Kosten durch Eintrittsgelder ohne weiteres gedeckt werden können.

2001
Das europäische Parlament verfügt, daß das Museum Haus Doorn als europäisches Kulturerbe zu erhalten sei und sagt sich für die Kosten der Weiterführung stark. Dies führt in den Niederlanden zu starker Europa-Verdrossenheit und ist einer der Gründe für das Scheitern des EU-Referendums im Jahre 2005.

2003
Wilhelm wird bei einer vom Staatssender ZDF veranstalteten Umfrage nach dem "besten Deutschen" als eines von nur sieben "gekrönten Häuptern" unter die ersten 200 gewählt - er belegt Platz 130. [Vor ihm liegen König Friedrich II von Preußen (42.), Kaiserin Elizabeth von Österreich (80.), Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen (94.) und Kaiser Otto I (115.), hinter ihm Kaiser Friedrich I Barbarossa (135.) und König Ludwig II von Bayern (139.).]

2004
August: In Europa wird des 70. Jahrestages des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs gedacht. In regierungsamtlichen Kreisen - insbesondere der BRDDR - gilt weiterhin das Verdikt des Versailler "Friedens"-Diktats, daß Wilhelm der Alleinschuldige war. Seine Thronrede vom 4. August 1914 darf in den Medien unter keinen Umständen erwähnt werden, da sie in so peinlichem Gegensatz zur bundesrepublikanischen Wirklichkeit steht, auf die inzwischen der umgekehrte Satz zutrifft: "Ich kenne keine Deutschen mehr, ich kenne nur noch Parteien!"


2005
27. Januar: Von einer politisch unkorrekten Minderheit wird Wilhelms Geburtstag erneut öffentlich gefeiert.


1. November: Auf Antrag von Australien, Israel, Kanada, Rußland und USA erklärt die UN-Vollversammlung völlig überraschend den 27. Januar9 zum weltweiten Gedenktag und fordert alle Mitgliedsländer auf, denselben würdig auszugestalten.


2006
Christopher Clark veröffentlicht "Kaiser Wilhelm II. A Life in Power" [dts. Übersetzung 2008 mit dem Untertitel "Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers"]. Er gelangt zu dem absurden - aber der herrschenden Meinung entsprechenden - Ergebnis, daß nicht zu wenig, sondern zu viel Rüstung am Untergang des Kaiserreichs schuld gewesen sei. Im übrigen repetiert er die Auffassung von Admiral a.D. Georg v. Müller, der bereits Jahrzehnte zuvor in "Regierte der Kaiser?" die Auffassung vertreten hatte, daß die Reichsleitung weitgehend an Wilhelm vorbei bzw. hinter seinem Rücken regierte.


2009
27. Januar: An Wilhelms 150. Geburtstag gibt es im bundesdeutschen Pressewald tatsächlich einen Artikel, der an ihn erinnert - und das nicht einmal negativ.

2011
1. Mai: Anläßlich einer Hochzeit im englischen Königshaus gibt der Staatssender ZDF Wilhelms Ururenkel, Prinz Philip Kiril v. Preußen, im Rahmen einer "Talk-show" Gelegenheit, die Vorzüge einer Monarchie gegenüber einer Republik, von deren Exponenten sich die Bürger nicht mehr wirklich repräsentiert fühlen, dazulegen. Auf die Frage, ob er eine Rückkehr zur Monarchie für möglich halte, erklärt er dies höflich für "äußerst unwahrscheinlich", fügt jedoch mit vielsagendem Lächeln hinzu: "Aber bis zum Sommer 1989 hielt es auch jeder für äußerst unwahrscheinlich, daß die Berliner Mauer jemals fallen würde."10


1Ein anderes deutsches Staatsoberhaupt - ein besonders guter Gutmensch - formuliert das 112 Jahre später noch etwas deutlicher: Deutschland als große Export-Nation müsse bereit sein, seine wirtschaftlichen Interessen in aller Welt notfalls auch mit der Waffe in der Hand zu verteidigen (und sei es am Hindukusch :-). Als einige Leute es wagen, ihn darob milde zu kritisieren, tritt er beleidigt zurück, "wegen mangelnden Respekts vor Meinem hohen Amt!"

Sein Nachfolger wird ein noch besserer Gutmensch, der sich - ebenfalls in Anlehnung an Kaiser Wilhelm - zum "Schutzherrn" und "guten Freund" aller Mohammedaner zwar nicht auf der Welt, aber immerhin in der BRDDR erklärt. Allerdings erntet er damit in der islamischen Welt nur Hohn, Spott und Verachtung: Kein ordentlicher Muslim akzeptiert einen Christenhund "christlich[-demokratisch]en" Schutzherrn; vielmehr verlangt der Islam die Unterwerfung der eroberten Gebiete unter den einzigen wahren Glauben, nämlich den an Allah und seinen Profeten. Auch im Inland gewinnt er damit keine Freunde. Der Volksmund reimt: "Der höchste Lump im ganzen Land ist ein Muslim-Sympathisant." Und selbst die größte Tageszeitung der Republik - sonst fast immer systemkonform - titelt: "Warum hofieren Sie die Muslime, Herr Präsident?"

(Die als "Bundes-Präsidenten" bezeichneten Staatsoberhäupter der BRDDR sind ebenso wenig durch Wahlen vom Volk legitimiert wie die gekrönten Häupter der Kaiserzeit; und da sie auch nicht über eine "dynastische" Legitimierung verfügen, genießen sie beim Volk nicht mal einen Bruchteil der Volkstümlichkeit Popularität, die einst die Hohenzollern im allgemeinen und Wilhelm II im besonderen genossen - der sich jederzeit einer Wahl durch das Volk hätte stellen können. Dagegen hätten nach repräsentativen Umfragen bei einer Wahl des Bundespräsidenten anno 2010 weniger als 10% des Volkes für die Person gestimmt, der jenes Amt durch den Parteienklüngel zugeschanzt gesetzlichen Auftrag der Parteien zuerkannt wurde; und nach seiner öffentlichen Behauptung, der Islam gehöre genauso zu Deutschland wie das Christentum und das Judentum, und seitdem seine Zweitfrau ihn bei seinen öffentlichen Auftritten in der Türkei wie eine gute Muslimin im schwarzen Kopftuch begleitet, dürfte die Zustimmung bei Nicht-Muslimen unter 1% gesunken sein. Damit ist das Ansehen des deutschen Staatsoberhaupts beim Volk auf dem tiefsten Punkt seiner Geschichte angelangt, wie es ihn nicht einmal unter Ebert erreicht hatte. Darin zeigt sich exemplarisch der demokratische Fortschritt vom Kaiserreich zur Republik.)

2Die Historiker der Entente-Mächte behaupteten nach dem Krieg, bei dieser Gelegenheit hätten Wilhelm und Franz Ferdinand den "Überfall" auf Serbien abgesprochen. Dies ist völlig unglaubhaft, da das Deutsche Reich nach dem "Schweinekrieg" zwischen Österreich-Ungarn und Serbien auf massives Drängen Wilhelms hin die Rolle des ersteren als wichtigster Handelspartner des letzteren übernommen und dabei viel Geld investiert hatte; überdies hatte Franz Ferdinand in Sachen "Krieg oder Frieden" nichts zu bestimmen und auch auf Kaiser Franz Joseph keinerlei Einfluß. Die deutschen Historiker verschwiegen dieses Treffen entweder ganz oder behaupteten, die beiden seien lediglich zum "Rosenfest" gereist und hätten politisch gleich gar nichts besprochen. Auch dies ist völlig unglaubhaft, schon weil die Rosen damals noch gar nicht blühten. Die "österreichischen" Historiker schrieben, daß Franz Ferdinand tatsächlich bei Wilhelm auf ein gemeinsames Vorgehen gegen Serbien gedrängt, jedoch eine Abfuhr erhalten habe. Diese dritte Alternative ist wohl die wahrscheinlichste. Mittlerweile streiten die Gelehrten auch über die Reise des französischen Staatspräsidenten Poincaré im Juli 1914 nach Sankt Peterburg. Da die diesbezüglichen Akten bis heute "verschwunden" sind, glaubten die deutschen Historiker bis 1945 allgemein, daß Poincaré dort der russischen Regierung "carte blanche" für einen Angriff auf Österreich-Ungarn gegeben habe, also weitaus stärker auf einen Krieg gedrängt habe als etwa Wilhelm II. 2009 durfte diese Auffassung auch in der BRDDR erstmals wieder von einem staatlich besoldeten Historiker - Stefan Schmidt - öffentlich vertreten werden. Zu beweisen ist sie ebenso wenig wie zu widerlegen. Tatsache ist wohl, daß nicht nur alle Regierungen der europäischen Großmächte im Sommer 1914 einen großen Krieg zumindest billigend in Kauf nahmen, sondern daß sie damit auch im Sinne der überwältigenden Mehrheit ihrer Völker handelten, die den Kriegsausbruch durchweg freudig begrüßten.


Im April 2014 strahlte der Staatssender ZDF unter dem Titel "Das Attentat - Sarajevo 1914" eine Schmierenkomödie aus, in der behauptet wurde, die Mörder Franz-Ferdinands seien nicht vom serbischen Geheimdienst gedungen worden, sondern von den Kaiserhöfen in Berlin und Wien, um einen Vorwand für den Krieg gegen Serbien zu schaffen, das dem Bau der Bagdad-Bahn im Wege gestanden habe. Die serbische Regierung habe dagegen alles getan, um das Attentat zu verhindern; ein braver jüdischer Untersuchungsrichter, der all das aufzudecken versucht habe, sei mundtot gemacht worden.

3Allerdings telegrafiert Wilhelm noch am 31. Juli 1914 nach Wien, daß Österreich ein britisches Vermittlungsangebot mit Rußland annehmen solle; Deutschland werde sich nicht "leichtfertig (...) in einen Weltbrand hineinziehen (...) lassen". Erst als Rußland am folgenden Tag die Generalmobilmachung anordnet, gibt er "grünes Licht" für den Krieg, den er nunmehr als Verteidigungskrieg empfindet.

4Nachzulesen z.B. in den Memoiren des letzten prä-sowjetischen Kriegsministers, Fëdor Stepun.

5In den heutigen Geschichts- und Märchen-Büchern wird meist fälschlich behauptet, "Kaiser Wilhelm und seine Hunnen" hätten gegen die Haager Konvention von 1899 verstoßen, z.B. indem sie als erste Giftgas eingesetzt hätten. Richtig ist, daß die Konvention zwar den Einsatz von Geschossen mit Gas-Füllung verbot und daß die deutsche Delegation dies auch unterschrieben hatte; eine Ratifizierung war jedoch am Widerstand der USA und Großbritanniens gescheitert. Dennoch hielten sich die Deutschen zunächst stillschweigend daran, bis die Franzosen im März 1915 begannen, mit Gas gefüllte Patronen und Granaten zu verschießen. Daraufhin setzten ab April 1915 auch die Deutschen Gas ein, allerdings nicht in weitreichenden Geschossen, sondern nur mittels Zylindern, die das Gas einige 100 m weit bliesen - deren Verbot hatte in Den Haag nie zur Debatte gestanden. Auch die Briten füllten ihre Geschosse in großem Umfang - seit 1917, als Churchill Munitions-Minister wurde, jede zweite Granate - mit Giftgas. Was von deutscher Seite allerdings zuerst - Ende Februar 1915 - eingesetzt wurde, waren die für die Betroffenen nicht minder furchtbaren Flammenwerfer. Auch diese waren freilich durch die Haager Konvention nicht verboten worden.

6Dies ist ein seit Jahrhunderten beliebtes und bewährtes Motiv der angelsächsischen Greuelpropaganda. Bereits im 16. Jahrhundert behauptete sie, die Spanier hackten den armen Indios in Lateinamerika die Hände ab. Im 19. Jahrhundert unterstellten die Nordstaaten den Irisch-Stämmigen, die sich im Sezessionskrieg nicht freiwillig für den Einsatz gegen die Südstaaten melden wollten, Negerkinder zu schlachten; auch dem belgischen König Leopold II - einem entfernten Onkel Wilhelms II - sagten die Briten - die nach einem "moralischen" Vorwand suchten, um sich den reichen Kongo selber unter den Nagel zu reißen - nach, er hacke dort armen Negern die Hände ab. (Tatsächlich war Leopold II nie persönlich im Kongo.)

[angebliche Greuel der Spanier in Lateinamerika] [US-Greuelpropaganda gegen die Iren] [angebliche belgische Greuel im Kongo] [Britische Greuelpropaganda gegen die Deutschen in Belgien] [US-Greuelpropaganda gegen die Deutschen, verbunden mit dem Aufruf, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu 
melden]
Dagegen gelang es dem angelsächsischen Medienmonopol erfolgreich, die Tatsache zu unterdrücken, daß sowohl in der US-Kolonie "The Philippines" als auch in der britischen Kolonie "India" das Abhacken von Händen und Armen an der Tagesordnung war (in Indien auch als Reaktion auf die von den Britien herbei geführten Hungersnöte, weil Eltern sich von der Verstümmelung ihrer Kinder versprachen, deren Berufs-Aussichten als Bettler zu verbessern). [Bestreitet es nicht, liebe Gutmenschen; Dikigoros hat es noch mit eigenen Augen gesehen.]

7Ob Wilhelm davon ernsthaft betroffen gewesen wäre, wagt Dikigoros zu bezweifeln. Sein Geldvermögen dürfte - wie das aller anderen Deutschen auch - durch die Inflation und Währungsreform von 1923 vernichtet worden sein; und seine Schlösser u.a. Immobilien waren längst gegen eine geringe, eher symbolisch zu nennende Summe enteignet worden. Dennoch geistern bis heute Gerüchte durch die Literatur, wonach Wilhelm Ende der 1920er Jahre noch über in Deutschland belegene "Vermögenswerte" von ca. 55 Millionen Reichsmark verfügt haben soll. Über deren Zusammensetzung ist freilich nichts Konkretes in Erfahrung zu bringen.

8Es existiert bis heute keine Biografie Wilhelms, die ernsthaften wissenschaftlichen Ansprüchen genügt; vielmehr zeichnen sich alle Versuche dazu durch Oberflächlichkeit und - oft unsachliche - Schwafelei aus. Im selben Jahr, als Röhl den ersten Band seines Machwerks vorlegte, erschien auch die populär-wissenschaftliche Biografie von Franz Herre - "Wilhelm II. Monarch zwischen den Zeiten", der man auf jeder Seite anmerkt, daß ihr Verfasser keine einzige Original-Quelle gelesen haben kann. Besonders peinlich, wenn er aus der englischen Sekundär-Literatur Zitate abschreibt, die der Queen Victoria in den Mund gelegt werden - in englischer Übersetzung, obwohl diese mit ihrem Enkel (wie auch mit ihren Kindern) nachweislich nur Deutsch sprach. Auch für die leichtfertig übernommene Behauptung, Wilhelm habe als Antisemit seinen Sturz "einer Weltverschwörung von Juden, Freimaurern und Jesuiten" zugeschrieben, gibt es keine seriöse Quelle. Die dümmliche Bösartigkeit, mit der manche Biografien buchstäblich alles und jedes, was Wilhelm auf irgend einem Gebiet tat oder unterließ, politisch bewerten - selbstverständlich negativ -, disqualifiert sie letztlich selber: Wenn er dem deutschen Botschafter in Paris ein 1890 von Max Koner gefertigtes Gemälde seiner selbst schenkte, das dieser in seinem Amtszimmer aufhängte, so tat er das, "um die Franzosen zu provozieren"; wenn der 1900 bei Bad Homburg ein Limes-Kastell - die sogenannte Saalburg - wieder aufbauen ließ, dann tat er das, "um die Italiener zu provozieren"; wenn er 1902 die Marienburg restaurieren ließ, tat er das, "um die Polen und Russen zu provozieren"; wenn er die herunter gewirtschaftete Hohkönigsburg aus eigener Privat-Schatulle restaurieren ließ, so tat er das, "um die Elsässer und Lothringer zu provozieren"; wenn er 1894-1905 den Berliner Dom bauen ließ, dann tat er das, "um den Papst und die Katholiken zu provozieren"; wenn er 1911 - ebenfalls aus seiner Privat-Schatulle - die "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften" (heute "Max-Planck-Gesellschaft") gründete, dann tat er das, damit diese später "Grundlagenforschung für die Nazis" betreiben konnte usw.

Nachtrag: Auf einer allgemein als "rechts" geltenden Internet-Plattform hat jemand diese Seite verlinkt und speziell diese Anmerkung zitiert mit der anschließenden Behauptung - die man leicht als die Dikigoros' mißverstehen könnte -, Wilhelm II sei "das größte deutsche Staatsoberhaupt im 20. Jahrhundert" gewesen, und damit eine recht unsachliche Diskussion los getreten. Daher möchte Dikigoros hier in aller Deutlichkeit zweierlei festhalten: 1. Es hat nichts mit "Wissenschaft" zu tun, wenn man eine möglichst große Anzahl von Anekdoten mehr oder weniger chronologisch aneinander reiht und sich dann anmaßt, daraus pseudo-psychologische Schlußfolgerungen zu ziehen; insoweit sind tatsächlich alle bisher erschienen Biografien über Wilhelm II so gut wie wertlos; seine psychische Deformation dürfte sich ganz banal aus seiner körperlichen Deformation erklären, auch wenn man das heutzutage, im Zeitalter der "Gleichstellung" von "Behinderten" und "Nicht-Behinderten", nicht mehr offen sagen oder schreiben darf. 2. Wilhelm II war kein großer Staatsmann, geschweige denn der größte deutsche im 20. Jahrhundert. Dikigoros hält ihn ganz im Gegenteil - zusammen mit Hitler - für das unfähigste Staatsoberhaupt Deutschlands im 20. Jahrhundert, und zwar aus den gleichen Gründen - die freilich ganz andere sind als die unter Pseudo-"Historikern" vorherrschenden, nämlich zum einen, weil er inmitten einer Welt von zum Krieg gegen Deutschland entschlossenen Feinden um jeden Preis den Frieden bewahren wollte und es darüber versäumte, den ersteren ausreichend vorzubereiten und im richtigen Zeitpunkt zu führen, zum anderen, weil er sich, als der Krieg dann doch kam, trotz des formalen Oberbefehls das Heft von den Militärs völlig aus der Hand nehmen ließ, die ihn nach Strich und Faden belogen, so daß er am Ende nur noch Fehlentscheidungen treffen konnte - ähnlich wie Hitler, der zuletzt auf dem Papier mit Divisionen operierte, die in Wahrheit nur noch Bataillonsstärke hatten.

9Entgegen weit verbreiteten Gerüchten handelt es sich dabei nicht um das Datum der "Befreiung von Auschwitz durch die ruhmreiche Rote Armee". Die Sowjet-Truppen eroberten Auschwitz schon am 25. Januar 1945, und zu "befreien" gab es dort auch nichts, da die von Auschwitz aus verwalteten Lager längst geräumt worden waren. Gleichwohl wurde der 27. Januar u.a. in den USA zum Holocaust-Gedenktag erklärt - freilich ohne daß die meisten Amerikaner das mit bekommen hätten. Am 25. (!) Januar 2016 führte der ebenso scharfsinnige wie boshafte Mark Dice unter Passanten einer Strandpromenade in Kalifornien eine seiner berühmt-berüchtigten Umfragen durch. Er erzählte ihnen, ein paar hundert Yards weiter sei kürzlich ein "Holocaust-Grill" eröffnet worden, der koschere Hamburger mit Cyclon-B-Sauce anbiete und es damit schon auf Schindlers Liste der besten Restaurants Amerikas geschafft habe. Ob das nicht verlockend klänge? Die meisten Befragten antworteten mit "ja" und wollten dort gerne mal essen gehen, zumal ihnen eine kostenlose Probe in Aussicht gestellt wurde :-)

10Dikigoros schreibt das ganz ohne Ironie; er hält P. K. - dessen Werdegang er schon seit einigen Jahren verfolgt - für einen hochintelligenten Menschen mit sehr vernünftigen politischen Ansichten und würde ihn jedem der derzeitigen BRDDR-Machthaber bei weitem vorziehen. (Dafür muß man kein Monarchist sein; Dikigoros nimmt die folgenden Bilder nur in die Fußnote auf um exemplarisch zu zeigen, wie weit andere Zeitgenossen inzwischen gehen würden. In seinen Augen war Karl "der Große" um keinen Deut besser als IM Larve und IM Erika. Er persönlich spricht auch nie von Demok-Ratten - er will die guten Tiere doch nicht durch solche Vergleiche mit UnterMenschen beleidigen! -, sondern allenfalls von Demokratzern, und damit meint er dann die US-amerikanischen "Democrats" um Barack Hussein Obama und Killery Clinton :-)

[Karl der Große in Gold] [King Barack I.]

PS: Im Dezember 2020, als im Lager von Donald DuckTrump ganz offen mit dem Gedanken gespielt wurde, das Kriegsrecht auszurufen, um das vermeintlich manipulierte Resultat der Präsidentschaftswahlen vom November 2020 zu "korrigieren", fragte ein Leser bei Dikigoros an, ob er nicht an dieser Stelle auch noch das schöne Gedicht - Anlage anbei - des alten Preußen Wilhelm v. Merckel zitieren könnte, wenigstens auszugsweise? Nein, wenn schon, denn schon vollständig, zumal es trotz seines Alters noch immer - oder schon wieder - aktuell, mithin zeitlos ist:

Als der Herr nach seinem Plan alles hat erschaffen,
däucht' ihm alles wohl getan: Engel, Menschen, Affen.
Jegliches in seiner Art war nach Weisheit offenbart.
Und sogar am Teufel hatt' er keinen Zweifel.

Aber dabei blieb es nicht - wer das meint, der irrt sich!
Eine Spielart kam ans Licht anno '48.
Die Natur hielt Niederkunft und gebar die 5. Zunft,
obwohl sehr mißraten: die der Demokraten.

Etwas haben sie an sich von jedweder Rasse:
Menschen sind sie äußerlich nach Gesicht und Masse,
Affen je nach Tracht und Bart, innerlich ist's Teufelsart;
und mit Engelszungen kommen sie gesungen.

Ohne Heimat, ohne Paß, nirgends, allerwegen,
wandern sie ohn' Unterlaß auf geheimen Stegen,
wie der Kobold, immer nah, schnell auf's Hexenzeichen da,
allezeit gewärtig, immer fix und fertig.

"Freiheit" ist das Feldgeschrei, "Freiheit" die Parole
Hintennach die Tyrannei schleicht auf weicher Sohle.


Lauernd lügt sie um die Eck, "Freiheit" ist der frische Speck,
Putsche und Krawalle sind die Mäusefalle.

Alles für das Heil der Welt, Volk von Gottes Gnaden!
Jeder Gauner wird ein Held auf den Barrikaden.

Immer drauf, die Fürsten fort, Gotteslohn für Brand und Mord!
Euer sind die Taten, unser ist der Braten!

Also hausen durch das Land die unsauber'n Geister,
bis das Kreuz mit fester Hand drüber schlägt der Meister.
Bei dem ersten Trommelklang fahren sie davon mit Stank.
Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!


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