H I R O H I T O

(1901 - 1989)

[Hirohito]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1901
29. April: Michi-no miya wird als ältester Sohn des japanischen Kronprinzen Yoshihito und Enkel des japanischen Kaisers* Meiji in Tōkyō geboren. Seine Mutter Sadako ist die Hauptfrau des Kronprinzen - ein seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommener Fall.

1908-1914
Michi besucht die Gakushuin-Schule.

1912
Kaiser Meiji stirbt; Michi - dessen Vater neuer Tenno wird - rückt dadurch zum ersten Thronanwärter auf.

1914-18
Im Ersten Weltkrieg gewinnt Japan die deutschen Schutzgebiete Kiautschou und Ozeanien als "Völkerbund-Mandate".

1914-21
Michi erhält Privatunterricht bei ausgewählten Professoren; zum obersten Erzieher wird Admiral Heihachirō Tōgō bestellt.

1916
November: Michi wird offiziell zum Kronprinzen ernannt.

1921
November: Michi wird für seinen erkrankten Vater Regent.
Dezember: Der britisch-japanische Bündnisvertrag wird nicht verlängert.

1922
Michi bereist Europa. Er ist der erste japanische Kronprinz seit Jahrhunderten, der sich außer Landes begibt und der erste überhaupt, der nach Europa reist.

1923
September: Ein schweres Erdbeben zerstört Tōkyō und andere japanische Städte.


1924
Januar: Michi heiratet seine Cousine Nagako. (Aus der Ehe gehen fünf Töchter und - nach fast zehnjährigen vergeblichen Bemühungen** - zwei Söhne hervor.)


1925
Mai: Japan führt das Wahlrecht für Männer ein. (Das Parlament hat allerdings nur beratende Funktion.)

1926
Dezember: Nach dem Tode seines Vaters erbt Michi den Thron und nennt sich fortan "Hirohito".***
Seine Regierungszeit stellt er unter das Motto "Shōwa [Großer Friede]"****.

1928
November: Hirohito wird offiziell gekrönt.


1929
Oktober: Nach dem "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse beginnt eine Weltwirtschaftskrise, die vor allem die USA und Europa, aber auch Japan trifft.

1931-32
Japanische Truppen besetzen die Mandschurei.*****

1932
Januar: Hirohito entgeht dem Attentat eines koreanischen Nationalisten.
(Korea ist seit 1905 von japanischen Truppen besetzt und seit 1910 japanische Kolonie.)

1933
Januar: In Deutschland wird der Rassist Adolf Hitler Reichskanzler. Er beginnt sofort mit Abrüstungsappellen an die Westmächte.
März: In den USA wird der Rassist Franklin Delano Roosevelt Präsident. Er beginnt sofort mit der Vorbereitung eines Krieges gegen Japan (und Deutschland) im Bündnis mit der Sowjet-Union (deren diplomatische Anerkennung seine erste Amtshandlung ist).
Als der Völkerbund das japanische Vorgehen in der Mandschurei verurteilt, kündigt Japan seine Mitgliedschaft.

1934
Mandschu-kuo wird mit japanischer Unterstützung ein Kaiserreich. Herrscher wird der - 1912 auf Betreiben Sun Yat-sens gestürzte - Ex-Kaiser Chinas, Pu Yi.

[Hirohito und Pu Yi]

1935
Dezember: Auf der Londoner Flotten-Konferenz widersetzen sich die USA einer Vergrößerung der japanischen Flotte.

1936
Februar: Hirohito schlägt einen Putschversuch von Armee-Offizieren nieder. (Von da an gewinnt die Marine erheblich an Einfluß.)
November: Japan und Deutschland schließen den (gegen die Sowjet-Union gerichteten) "Antikomintern-Pakt" (dem Italien ein Jahr später beitritt).

1937
Der chinesisch-japanische Krieg beginnt. Er wird von beiden Seiten mit zunehmender Grausamkeit, auch gegenüber der Zivilbevölkerung, geführt.
5. Oktober: In Chicago hält Roosevelt seine berüchtige "Quarantäne-Rede", in der er offen zum Krieg gegen Deutschland, Italien und Japan hetzt. Er "rechtfertigt" das mit angeblichen "Weltherrschaftsplänen" Hitlers und Hirohitos im allgemeinen und deren Angriffsabsichten auf die USA im besonderen. Psychologisch untermauert er es zum einen durch die Verbreitung des so genannten "Tanaka-Memorandums"******, zum anderen durch die Greuel-Propaganda seines Glaubensbruders Arthur Szyk.

[Hetze des jüdischen Karikaturisten Arthur Szyk 
gegen Italien, Deutschland und Japan] [Der Tenno und Hitler bedrohen die USA] [Kriegsrüstungspropaganda]

1938
Mai: Die USA verabschieden den "Naval Expansion Act", der eine Verdoppelung der Kriegsmarine binnen 10 Jahren vorsieht.

1939
August: Der jüdische Fysiker Albert Einstein fordert seinen Glaubensbruder Roosevelt auf, eine Atombombe bauen zu lassen. (Er hat dabei allerdings keinen Einsatz gegen Japan, sondern gegen Deutschland im Hinterkopf.)
September: Nach Beginn des Polenfeldzugs erklären Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg (nicht aber der Sowjetunion, als auch die Rote Armee in Ostpolen einrückt); Roosevelt verkündet offiziell die Neutralität der USA. Inoffiziell unterstützt er jedoch vom ersten Tag an unter Umgehung des Congress die Westmächte.

1940
Januar: Die USA weigern sich, den auslaufenden japanisch-amerikanischen Handelsvertrag von 1911 zu verlängern.
3. September: Die USA lassen sich von Großbritannien Militärstützpunkte auf Neufundland und in der Karibik einräumen.
22. September: Japan läßt sich von Frankreich Militärstützpunkte in Indochina einräumen. Roosevelt nimmt dies vier Tage später zum Vorwand, ein Ausfuhrverbot für Stahl und Eisenschrott gegen Japan zu verhängen.
November: Roosevelt gewinnt erneut die Präsidentschaftswahlen mit der Wahllüge, die USA aus dem Krieg heraus halten zu wollen. (Über 75% der US-Bevölkerung ist deutscher, irischer, italienischer, japanischer, mexikanischer oder schwedischer Abstammung und will von einem Kriegseintritt auf Seiten der Westalliierten nichts wissen.)
Sofort nach seiner Wiederwahl beginnt Roosevelt eine beispiellose rassistische Hetzkampagne, um die amerikanische Bevölkerung für einen Kriegseintritt der USA gegen die Achsenmächte zu gewinnen. Dabei läßt er seine Gegner - vor allem die Japaner - als Untermenschen, Affen, Ratten und/oder Ungeziefer darstellen, das es auszurotten gelte.

[Japaner als Ratte] [Japaner als Vampir]

1941
Januar-März: In Washington finden geheime Besprechungen des amerikanischen und des englischen Generalstabs zur gemeinsamen Kriegsführung statt. Man kommt überein, zunächst Deutschland nieder zu werfen ("Germany first"), dann erst Japan (mit dem man sich formell noch gar nicht im Krieg befindet).
Juli: Roosevelt läßt alle japanischen Guthaben in den USA "einfrieren". Da seit den Washingtoner Gesetzen der Jahre 1921-1924 (nach deren Vorbild 1935 die "Nürnberger Gesetze" in Deutschland geschaffen wurden) kein Japaner mehr US-Bürger sein kann, kommt dies einer Enteignung von ca. einer Million in den USA lebenden Menschen japanischer Abstammung und de facto einer Kriegserklärung an Japan gleich.
1. August: Die USA verhängen ein Ausfuhrverbot für Flugbenzin (außer an Großbritannien). Zugleich übt Roosevelt Druck auf die Verwaltung von Niederländisch-Indien aus, kein Öl mehr nach Japan zu verkaufen.
14. August: In der "Atlantik-Charta" erklären Roosevelt und der britische Premieminister Churchill offen ihre gemeinsamen Kriegsziele, deren wichtigstes die "Entwaffung der Aggressoren-Staaten" ist.
11. September: Roosevelt erläßt einen Befehl an die US-Streitkräfte, Kriegs- und Handelsschiffe der Achsenmächte ohne Vorwarnung anzugreifen und zu versenken ("Shoot on Sight Order"). Obwohl damit keine offizielle Kriegserklärung verbunden ist - was der Congress nicht zulassen würde - und obwohl sich auch die Achsenmächte zu keiner solchen hinreißen lassen, ist damit der bis dahin auf Europa und Nordafrika beschränkte Krieg de facto zum Weltkrieg geworden.
November: Der neue (seit Oktober) japanische Regierungschef Tōjō bemüht sich um eine Beilegung der Differenzen, insbesondere um eine Freigabe der japanischen Guthaben.
Roosevelt ist jedoch fest zum Krieg entschlossen.


5. November: Hirohito genehmigt die Pläne seines Generalstabs für den Fall eines Krieges gegen die USA und ihre Alliierten. Sie sehen vor, lediglich die Pazifikflotte der USA auszuschalten und sich dann hauptsächlich gegen die britischen und niederländischen Kolonien zu wenden - unter Wahrung der Neutralität mit der Sowjet-Union und Hintanstellung der vollständigen Eroberung Chinas.
6. Dezember: Roosevelt verlangt von Hirohito ultimativ den Rückzug Japans aus China und Indochina, die er als US-amerikanische Einflußzonen betrachtet.
7. Dezember: Japan reagiert auf die Provokationen Roosevelts mit einer Kriegserklärung und einem gleichzeitigen Angriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii.

[Pearl Harbor, 7.12.1941]

8. Dezember: Roosevelt - der durch seine Spionageabwehr, die den japanischen Funkcode dechiffriert hatte, längst über alle Einzelheiten des Angriffs informiert war, die - ohnehin veralteten - Schlachtschiffe und ihre Besatzungen jedoch bewußt opferte (die Flugzeugträger hatte er rechtzeitig in Sicherheit bringen lassen), um in der US-Bevölkerung endlich einen Stimmungsumschwung für den Krieg herbei zu führen, spricht von einem "day of infamy [Tag der Infamie]" - die friedlichen, nichts ahnenden USA seien von den verbrecherischen Japanern heimtückisch überfallen worden. Die USA haben einen neuen alten Schlachtruf für den Krieg gegen Japan. Er lautet - in Anlehnung an "Remember the Alamo!" (1836 gegen Mexiko), "Remember the Maine" (1898 gegen Spanien) und "Remember the Lusitania"" (1917 gegen Deutschland): "Remember Pearl Harbor!" bzw. "Remember December 7th!".

[Remember Pearl Harbor] [Remember December 7th]

Noch am selben Tag veranlaßt Roosevelt die - seit Jahren vorbereitete - Verschleppung einer Million japanisch-stämmiger "Volksfeinde" in Konzentrationslager; er erreicht damit eine weitgehende "ethnische Säuberung" Kaliforniens und Oregons.
Die Greuelpropaganda gegen die Japaner im allgemeinen und Hirohito im besonderen wird intensiviert. Japan antwortet mit einer simplen Gegenüberstellung der Lage in Ost- und Südostasien vorher und nachher.


1942
März: Roosevelt läßt die internierten Japaner in Konzentrationslager im Landesinneren verlegen.

1943
Januar: Auf einer Konferenz in Casablanca stellen Roosevelt und Churchill noch einmal ausdrücklich klar, daß sie keinen "normalen" Krieg gegen irgendwelche Politiker oder Ideologien führen, sondern einen Vernichtungskrieg gegen die Deutschen und die Japaner. Sie vereinbaren, auf bedingungsloser Kapitulation ("unconditional surrender") der Kriegsgegner zu bestehen.
November-Dezember: Auf einer Konferenz in Tährān [Teheran] beschließen Roosevelt, Churchill und "Uncle Joe" Stalin die Aufteilung der Welt in einen von der Sowjetunion beherrschten kommunistischen Osten und einen von den USA beherrschten Westen.

1944
November: Der Supreme Court der USA erklärt die grundlose Inhaftierung der Japaner in Konzentrationslagern für verfassungswidrig. Daraufhin läßt Roosevelt alle männlichen Insassen zwangsweise zum Militär einziehen und an vorderster Front verheizen; es gibt kaum Überlebende.
Roosevelt läßt sich - unter Verstoß gegen die US-Verfassung - zum vierten Mal zum Präsidenten wählen.

1945
Januar: Weniger als 100.000 überlebende japanische Frauen und Kinder werden aus den amerikanischen Konzentrationslagern entlassen; sie bleiben jedoch enteignet und entrechtet.
[Erst Jahrzehnte später, unter US-Präsident Ronald Reagan, werden die wenigen dann noch immer lebenden mit einigen tausend US-$ "entschädigt".]
Februar: Auf der Konferenz von Jalta sagt Stalin Roosevelt die sowjetische Kriegserklärung an Japan zu.
10. Februar - 10. März ("Operation Schlachthaus"): Die U.S.A.A.F. macht in mehreren Terror-Bombardements Tōkyō dem Erdboden gleich.
Die Zahl der Todesopfer darf heute auf nicht höher als "50%" der Einwohner, maximal "500.000" geschätzt werden. (Einige Geschichtsklitterer wollen sie sogar - ähnlich wie bei Dresden - noch weiter herunter rechnen.) Tatsache ist aber, daß in der damals flächengrößten Stadt der Welt mehr als 6 Millionen Menschen lebten, die kaum eine Chance hatten, dem durch Napalm-Bomben entfachten Feuersturm lebend zu entkommen. Selbst wenn man von "nur" 50% ausgeht, macht dies Tōkyō zu der Stadt mit den meisten Todesopfern der alliierten Luftkriegsführung gegen die Zivilbevölkerung, mit weitem Abstand vor Manila, Hamburg, Dresden, Hiroshima und Nagasaki.


April: Nach Roosevelts Tod wird sein bisheriger Stellvertreter Harry S. Truman US-Präsident.
August: Obwohl Japan über die Sowjet-Union seine Kapitulationsbereitschaft mitgeteilt hat, läßt Truman - um Stalin zu imponieren - Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abwerfen, denen jeweils ca. 300.000 Menschen - überwiegend Frauen, Kinder und Zivilisten - zum Opfer fallen.


Hirohito weist daraufhin seine Regierung an, zu kapitulieren.


September: Hirohito trifft den US-amerikanischen Militärmachthaber in Japan, Douglas MacArthur, der danach entscheidet, ihn nicht als Kriegsverbrecher anzuklagen, sondern bei der "re-education" seines Volkes als Marionette zu benutzen.

1946
1. Januar: Hirohito stellt auf Verlangen der US-Besatzer in seiner Neujahrsansprache klar, daß er nicht den Anspruch erhebt, ein Gott zu sein. Er darf daraufhin seinen Thron behalten und widmet sich fortan repräsentativen Aufgaben im In- und Ausland (und privat der Meeresbiologie).


1964
7. Dezember: Hirohito überreicht U.S.-General a.D. Curtis LeMay die höchste japanische Auszeichnung, den Orden der aufgehende Sonne I. Klasse mit Stern, Brillanten und großem Schulterband - der laut Stiftungsdekret des Meiji Tenno von 1875 an Leute vergeben werden soll, die sich in besonderem Maße um die Verbreitung der japanischen Kultur verdient gemacht haben. Damt entfacht er einen Aufschrei der Empörung und verursacht den ersten großen Nachkriegsskandal im Land der aufgehenden Sonne.


LeMay - das amerikanische Pendant zum britischen Bomber-Harris - galt und gilt in Japan als größter Kriegsverbrecher aller Zeiten, da er den Massenmord vom Februar/März 1945 an der Zivilbevölkerung Tōkyōs plante und kommandierte. Als besonderer skandalös wird empfunden, daß die Verleihung ausgerechnet am Jahrestag des Angriffs auf Pearl Harbor erfolgt, an dem die Japaner den möglichen Sieg im Pazifik-Krieg schon am ersten Tag aus der Hand gaben, als sie nach Vernichtung der feindlichen Schlachtschiffe auf die letzte geplante Angriffswelle verzichteten, mit der die Weften und Öltanks zerstört werden sollten, womit P.H. auf Jahre hinaus als Flottenstützpunkt unbrauchbar geworden wäre. Dies aus falsch verstandener Ritterlichkeit, weil dabei auch ein paar hundert amerikanische Zivilisten hätten getötet werden können.
Das Gesicht des Tennos kann nur durch die - ausweislich der Verleihungsurkunde unzutreffende - Behauptung gerettet werden, daß der Orden nicht von ihm, sondern von der japanischen Regierung durch ihn verliehen wurde. Der Zorn des Volkes wird so einstweilen auf "die Politiker" abgelenkt.
(Nur der guten Ordnung halber - nicht etwa um zu "relativieren" - erlaubt sich Dikigoros die Anmerkung, daß vor LeMay z.B. Edvard Beneš - der mehr Menschen ermorden ließ als letzterer -, Józef Piłsudski und Hermann Göring und nach LeMay z.B. Te Atairangikaahu (die "Königin" der Menschenfresser von Neuseeland), Mahathir und Sepp Blatter zu den Empfängern dieses höchsten japanischen Ordens zählten. Was die zur Verbreitung der japanischen Kultur beigetragen haben, entzieht sich seiner Kenntnis - aber er hat natürlich die Verleihungsurkunden nicht gelesen :-)

1976
Hirohitos 50. Thron-Jubiläum wird gebührend gefeiert - mit einer Gedenkmünze aus Blech einer Kupfer-Nickel-Legierung im Nennwert von 100 Yen (ca. 90 Pf).



(Der abgebildete Kaiserpalast war im Krieg durch US-amerikanische Terror-
Bombardements völlig zerstört worden; seine Renovierung wurde erst 1961
abgeschlossen. Bis dahin hauste Hirohito in einem luxuriösen Bunker.)


1978
Hirohito stellt auf ausländischen Druck seine Besuche im Yasukuni-Schrein ein, wo die für Japan gefallenen Kriegshelden (in der Diktion der USA und Rotchinas: "Kriegsverbrecher") verehrt werden.
Damit hat er, nachdem er einen den ausländischen Kriegsverbrecher schlechthin mit höchsten Ehren überhäuft hat, die eigenen Kriegshelden mit Füßen getreten. Nach dieser eklatanten Verletzung seiner Pflichten als Oberhaupt des Shintoïsmus ist er für alle billig und gerecht denkenden Japaner nicht nur sterblich, sondern "gestorben". Für die Generation, die den Krieg miterlebt hat, ist er kein Gott mehr, sondern ein ehrloser Lump.

1982
Der renommierte Historiker John Toland veröffentlicht die wahre Vor- und Nachgeschichte des Angriffs auf Pearl Harbor von 1941 unter dem Titel "Infamy". Andere Autoren folgen.


1989
7. Januar: Hirohito stirbt in Tōkyō. Nachfolger wird sein Sohn Akihito.


*Eigentlich ist der Tennō kein Kaiser im europäischen Sinne, sondern eher dem Papst zu vergleichen - daher seine gottgleiche Verehrung. Seit dem Sturz des Shogunats und der "Meiji-Restauration" im 19. Jahrhundert gilt er jedoch auch als weltliches Staatsoberhaupt.

**Diese Probleme scheinen in der Familie zu liegen, weshalb es unsinnig war, wenn der Volksmund die langjährige Söhnelosigkeit von Hirohitos älterem Sohn und Thronerben Akihito als Strafe der Götter ansah dafür, daß er eine Bürgerliche geheiratet hatte. (Allerdings meinte der Volksmund schon eine Generation zuvor, daß Hirohitos langjährige Söhnelosigkeit eine Strafe der Götter dafür sei, daß er die altehrwürdige Tradition des Harems aufgegeben und sich auf eine einzige Ehefrau beschränkt hatte :-)

***Wörtlich "Überfluß an Güte und Menschlichkeit" - wobei der Mensch, entgegen dem normalen Gebrauch des Kanji "JIN/hito", mit dem Kanji für "zwei" (im Sinne von doppelt) kombiniert wird. Sowohl der westliche "Gutmensch" als auch das ozeanische "doppelplusgut" aus Orwells politischen Zukunftsroman "1984" haben also japanische Vorbilder. (Dikigoros würde freilich eine bloß zufällige Ähnlichkeit nicht ausschließen :-)

****Entgegen einem im Westen weit verbreiten Irrglauben wird die Bezeichnung "Shōwa" nicht erst nach dem Tode des Kaisers verwendet, sondern schon zu seinen Lebzeiten, genauer gesagt zu seinen Regierungszeiten, nach denen die Jahre gezählt werden, ähnlich wie im alten Rom nach den Consuln.

*****Dikigoros formuliert das bewußt so schwammig. Er war nicht dabei, und die von ihm zurate gezogenen Quellen - sowohl die Japan- als auch die China-freundlichen, insbesondere der berühmt-berüchtigte "Lytton-Report" - überzeugen ihn nicht. Unstreitig ist, daß am 18. September 1931 in der Nähe von Mukden - von wem auch immer - ein Sprengstoffanschlag auf die exterritoriale japanische Eisenbahnlinie von Korea in die Mandschurei verübt wurde, daß unmittelbar darauf chinesische und japanische Truppen am Tatort erschienen und begannen, auf einander zu schießen, daß sich erstere nach Norden zurück zogen, daß letztere sie dorthin auf Befehl ihrer Kommandeure vor Ort - d.h. ohne Rückfrage im Mutterland - verfolgten und schließlich die ganze Mandschurei besetzten. Streitig sind die Begleitumstände. Die Apologeten Hirohitos behaupten, dieser sei dagegen gewesen und verweisen darauf, daß er die angeforderten Truppenverstärkungen verweigerte; seine Gegner behaupten, er habe das Vorgehen stillschweigend gebilligt und verweisen darauf, daß er trotz erheblichen Widerstands im Parlament gegen die Besetzung der Mandschurei seine Truppenführer nicht "zurück gepfiffen" habe.
Dikigoros will mal die grundsätzlichen Frage dahin stehen lassen, ob sich der Tenno wohl herabgelassen hätte, in einen läppischen Streit um den Einsatz von ein paar tausend Soldaten in Übersee - mit oder ohne Verstärkungen - einzugreifen. Aber selbst wenn dem so gewesen wäre, dann greifen die Verfechter beider Standpunkte wohl zu kurz, wenn sie aus dem Handeln oder Unterlassen des Tenno so weit gehende Schlußfolgerungen ziehen wollen wie "Billigendes Inkaufnehmen" oder aber "Verhindernwollen" eines neuen Weltkriegs. Die Mandschurei war de facto längst von China unabhängig - wenn es denn ein zusammen hängendes China überhaupt noch gab: In den Regionen bekämpften sich Dutzende Militärmachthaber - im Westen "War Lords" genannt -; das leidtragende Volk, auf dessen Rücken der permanente Bürgerkrieg ausgetragen wurde, hatte die Nase längst voll und sehnte sich nur noch nach Frieden - und sei es auch auf der Spitze japanischer Bajonette. Der Gouverneur der Mandschu-Provinz war ohnehin Japan-freundlich und leistete nur symbolischen Widerstand. Von den 10.000 Mann, welche Japan - mit offizieller Genehmigung des Völkerbunds - in China stationiert hatte, um seine Eisenbahnlinien zu schützen, genügte es, ganze 5.000 in den Einsatz zu schicken, um die Mandschurei zu "erobern". Echte Kämpfe gab es dabei nicht, Verstärkungen wären also überflüssig gewesen. (Daß die Zahl der japanischen Verluste dennoch erschreckend hoch war, lag an der völlig unzureichenden Vorbereitung auf den Kampf mit General Winter: Die japanischen Soldaten hatten keine Winterkleidung, keine ausreichende Verpflegung und keine Unterkünfte - nicht mal Zelte -, sondern mußten im eisigen Winter 1931/32 auf nacktem Boden in dünnen Sommeruniformen und mit knurrenden Mägen übernachten; sie verhungerten, erfroren und starben wie die Fliegen.) Kurzum, es gab gar kein schlüssiges Motiv für Japan, den "Mukden-Zwischenfall" zu inszenieren, schon gar nicht für Hirohito. Dagegen wußte man beim innerchinesischen Intrigenspiel nie so genau, wer wem in die Suppe spucken wollte, sei es, um einen japanischen Angriff auf einen Bürgerkriegsgegner zu provozieren, sei es um die Zentralgewalt noch weiter zu schwächen und dadurch die eigene Macht zu vergrößern.
Unstreitig ist übrigens auch, daß Japan in die Mandschurei - ähnlich wie zuvor in Korea - ungemein viel Menschen, Material, Geld und Know-how investierte und diese bis dahin armen und rückständigen Länder in Zentren des technischen Fortschritts und Oasen des Wohlstands verwandelte - dies unter großen eigenen Opfern. Nicht nur verarmte Japaner, sondern auch Chinesen strömten in Scharen nach Mandschu-kuo, um dieser Segnungen teilhaftig zu werden. Keine andere "Kolonialmacht" der Geschichte - nicht einmal das Deutsche Reich - verhielt sich so vorbildlich wie Japan, und keiner wurde es später so schlecht gedankt.
Aber mehr als diese verlängerte Fußnote will Dikigoros zu einem so heiklen Themenkreis - der überdies nur indirekt mit Hirohito zu tun hat - nicht riskieren.

******Mit diesem "Geheim-Memorandum" habe besagter Tanaka im Jahre 1927 dem Tenno vorgeschlagen, die Welt zu erobern und dargelegt, wie dies im einzelnen zu erreichen sei; Hirohito habe diesen Plan abgesegnet. Unter seriösen Historikern - auch US-amerikanischen - herrscht bereits seit den 1970er Jahren Einigkeit, daß es sich dabei um eine Fälschung chinesischer oder russischer Provenienz handelt. (Der deutsche Reiseschriftsteller Ernst Cordes hatte das bereits 1939 in seinem Japan- und China-Buch "Kleines Volk, großes Volk" vermutet und auch begründet, warum.) Von jüdischen Historikern werden seitdem gerne Parallelen zu den "Protokollen der Weisen von Zion" gezogen. Der Vergleich hinkt freilich: Die letzteren waren zwar formaljuristisch eine Fälschung; ihr Inhalt basierte jedoch - ähnlich wie beim berühmt-berüchtigten "Testament Peters des Großen" - größtenteils auf wahren Tatsachen; dagegen waren die angeblichen Weltherrschaftspläne Hirohitos - und Hitlers - auch inhaltlich frei erfunden. Dikigoros kann - wiewohl selber Jurist - nur eindringlich vor dem juristischen Standpunkt in solchen Fragen warnen: Formaljuristisch sind z.B. fast alle Urkunden des frühen Mittelalters "Fälschungen", nämlich Abschriften älterer Urkunden - deren Originale nun mal nicht ewig hielten -, deren Abschreiber dies nicht kenntlich gemacht hatten, also im Sinne des Gesetzes "über den Aussteller täuschten". [Neuzeitliche Untersuchungen an Materialproben haben das einwandfrei ergeben.] Das ist unstrittig - nicht aber, was daraus folgt. Moderne Amateurhistoriker wie Heribert Illig und seine Anhänger haben aus dem Fehlen "echter" Urkunden geschlossen, daß nicht nur "Karl der Große", sondern die ersten 300 Jahre des "Mittelalters" komplett erfunden wurden. Tatsächlich ist aber wohl davon auszugehen, daß die meisten Kopisten gar kein Interesse daran hatten, den Inhalt zu verfälschen, so daß die meisten dieser Urkunden - von einigen krassen Ausnahmen abgesehen - inhaltlich echt sein dürften. (Das schließt nicht aus, daß speziell im Falle des Frankenherrschers vieles, was seine Hagiografen berichteten, in der Tat frei erfunden war, z.B. seine Reise auf einem fliegenden Teppich zu Harun al-Raschīd nach Baģdād - aber darüber schreibt Dikigoros an anderer Stelle :-)


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