STEPAN  BANDERA

(01.01.1909 - 15.10.1959)

Von der Parteien Gunst und Haß ver-
wirrt, schwankt sein Charakterbild
in der Geschichte
(F. v. Schiller)

[Bandera]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1667-1671
Der Versuch des Kosaken-Hetmans Stepan ("Stenka") Razin, das Grenzland ["Ukraïna"] zwischen Polen und Rußland unabhängig zu machen, endet mit seiner Gefangennahme und Hinrichtung.

1700-1709
Der Versuch des Kosaken-Hetmans Stepan Mazepa, mit Hilfe des schwedischen Königs Karl XII die Tsarenherrschaft abzuschütteln, endet mit der Niederlage des letzteren bei Poltawa. (Der Schwede flieht, die meisten Kosaken desertieren.)

1772
Bei der teilweisen Beschneidung des Raubstaats Polen (von polnischen Historikern und ihren Nachbetern penetrant "1. polnische Teilung" genannt) wird die West-Ukraïne dem Reich der Habsburger zugeschlagen, wo sie als Kronland (später "Königreich") Galizien und Lodomerien weit gehende kulturelle Autonomie genießt.

1774/75
Der Versuch des Kosaken-Hetmans Emil Pugatschow, die Tsarinnenherrschaft in der Ost-Ukraïne abzuschütteln, endet mit seiner Gefangennahme und Hinrichtung.

* * * * *

1909
01. Januar: Stepan* Andrijowitsch Bandera wird als fünftes von sieben Kindern der Eheleute Andrij und Myroslawa Bandera in Stary Uhriniw (Galizien) geboren. Sein Vater ist Pfarrer, seine Mutter Pfarrerstochter.**

1914-1918
Im Ersten Weltkrieg ist Galizien Hauptkriegsschauplatz zwischen Österreich-Ungarn und Rußland.


Die meisten galizischen Einheiten der k.u.k. Armee desertieren oder ergeben sich kampflos, was maßgeblich zur schnellen Eroberung Galiziens durch die Russen beiträgt. Viele Angehörige der kleinen, aber anfangs noch relativ zuverlässigen "ukraïnischen Legion" lassen sich später ebenfalls gefangen nehmen.
Erst nachdem deutsche Truppen Galizien zurück erobert und auch weite Teile der (Ost-)Ukraïne besetzt haben, bilden sich aus befreiten Gefangenen wieder galizische Einheiten, die auf Seiten der Mittelmächte kämpfen - und nach deren Kapitulation auf eigene Faust um eine unabhängige Ukraïne zwischen Polen und Sowjet-Rußland.

1919
Durch den Diktatfrieden von St. Germain fällt Galizien an Polen, das alle Minderheiten (Deutsche, Litauer, Belorussen, Ukrainer, Juden) brutal unterdrückt.


(Ausgenommen ist Südwest-Galizien, das als "Karpatho-Ukraïne" an die Tschecho-Slowakei fällt.)

1919-27
Bandera besucht das Gymnasium in Stryj.


1921
Der Versuch, in Ost-Galizien eine "Westukraïnische Volksrepublik" zu gründen, endet mit einer militärischen Niederlage gegen das von französischen Truppen unterstützte Polen.

1922
Auch in der Mittel- und Ost-Ukraïne endet der Versuch, einen unabhängigen Staat zu bilden, mit einer militärischen Niederlage gegen die Rote Armee unter Trotski nebst Annexion durch die Sowjet-Union unter Lenin.

1923
Bandera schließt sich der als Pfadfindergruppe getarnten Organisation "Plast" an.

[Bandera als Pfadfinder]

1928-32
Bandera studiert Agrarwissenschaften am Polytechnikum Lemberg.

[Das Polytechnikum in Lemberg]

1929
Bandera tritt der von Eugen Konowalets im Wiener Exil neu gegründeten "Organisation ukraïnischer Nationalisten [OUN]" bei.

[Eugen Konowalets] [Wappen der OUN]

(Konowalets hatte bereits 1920 eine erste OUN gegründet, die von Lemberg aus operierte. Sie wurde jedoch noch im selben Jahr von den polnischen Besatzern zerschlagen, und Konowalets mußte ins Ausland fliehen. Seitdem lebte er in wechselnden westeuropäischen Ländern im Exil.)

1931
Bandera wird Propagandaleiter der OUN.

1932
Bandera wird stellvertretender Vorsitzender der OUN in Galizien. Diese organisiert u.a. einen Bauernaufstand gegen die polnische Obrigkeit im Kreis Lesko, wo eine Hungersnot ausgebrochen ist.
Der Aufstand wird vom polnischen Militär nieder geschlagen, u.a. durch Einsatz von Bombenflugzeugen, die ganze Ortschaften platt machen.
[Den Ukraïnern in der Sowjet-Union ergeht es nicht besser. Bei von Stalin und seinem Sonderbeauftragten Molotow bewußt herbei geführten Hungersnöten ("Holodomor") kommen Millionen Menschen, die Mehrheit davon Ukraïner - Schätzungen gehen von mindestens 3,5 Mio aus - ums Leben.***]
Bandera setzt sich für ein halbes Jahr in die Freie Stadt Danzig ab - offiziell, um sich dort "fortzubilden".


1933
Nach seiner Rückkehr wird Bandera Vorsitzender der OUN in Galizien.
Die Polen verschärfen ihre Repressalien: Alle ukraïnische Kirchen werden offiziell geschlossen und - so sie heimlich weiter genutzt werden - zerstört.

1934
Die OUN verübt ein erfolgreiches Attentat auf den dafür verantwortlichen polnischen Innenminister Pieracki. Bandera wird verhaftet.

1935/36
In einem groß angelegten Schauprozeß wird Bandera zusammen mit anderen OUN-Mitgliedern zum Tode verurteilt. Staatspräsident Piłsudski wandelt jedoch die Todes- in eine lebenslangs Freiheitsstrafe um. Bandera wird in das Konzentrationslager Bereza Kartuska eingewiesen.

1938
Konowalets - der noch immer im Exil lebt - wird in Rotterdam ermordet. Sein Nachfolger wird der ehemalige k.u.k. Offizier Andrij Melnik.****


1939
September: In der Endfase des Polenfeldzugs wird Bandera von deutschen Truppen, bevor sie Galizien gemäß dem "Hitler-Stalin-Pakt" räumen und der Roten Armee überlassen, befreit. Er geht mit ihnen ins neu errichtete General-Gouvernement. (Ein weiser Entschluß - die Sowjets deportieren und/oder ermorden bis Juni 1941 mehr als eine halbe Million Galizier, darunter Banderas Vater und seine drei Schwestern.*****)

1949
Juni: Bandera heiratet Jaroslawa Wasiljewna, geb. Oparowskaja [1917-77]. (Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.)

1940/41
Zwischen Bandera und Melnik - der vielen als zu "gemäßigt" gilt - gibt es zunehmend Differenzen über den Kurs der OUN, was schließlich zur Spaltung führt. Banderas Gruppe nennt sich künftig "OUN-B", Melniks Gruppe "OUN-M".

1941
Juni: Nach Beginn des Rußlandfeldzugs glauben viele Galizier, daß Deutschland die Waffenhilfe eines verbündeten ukraïnischen Staates brauchen könnte. Bandera ruft einen solchen in Lemberg, Melnik einen konkurrierenden in Rivne aus.
(Beide verkennen, daß es im Reich zu dieser Frage keine einheitliche Auffassung gibt, und daß die Entscheidungsträger ihre Meinung wiederholt ändern. Im Wesentlichen gibt es drei Richtungen: Die erste setzt auf die anti-stalinistischen Russen als größte Volksgruppe; die zweite setzt auf die schon im Tsarenreich unterdrückten und daher anti-russischen Minderheiten; die dritte will von beiden nichts wissen.)
Juli/August: Die Deutschen lösen die zunächst von der Wehrmacht aufgestellten ukraïnischen Bataillone "Roland" und "Nachtigall" auf, gliedern Galizien dem General-Gouvernement an (während sie aus der Ost-Ukraïne ein separates "Reichskommissariat" machen) und stecken Bandera als "Sonderhäftling" ins Konzentrationslager Sachsenhausen, wo damals auch andere prominente politische Gefangene einsitzen, wie z.B. der Ex-RÖ-Kanzler Schuschnigg.

1941-44
Bewaffnete OUN-Mitglieder, die sich als "Ukraïnische Aufständische Armee [UPA]" bezeichnen, gehen in den Untergrund und verüben Anschläge gegen deutsche und sowjet-russische Truppen, fechten aber auch erbitterte Kämpfe untereinander aus, wobei sich Banderas Anhänger allmählich gegen die Melniks durchsetzen.


1944
September: Die Deutschen ringen sich angesichts der kritischen Kriegslage dazu durch, Bandera frei zu lassen, um ihn gegen die Sowjet-Russen einzuspannen - was ihnen jedoch nicht gelingt. (Banderas Brüder sind 1942 im Konzentrationslager Auschwitz umgekommen, was er den Deutschen anlastet, obwohl sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von polnischen Mithäftlingen getötet wurden. Ein im
November gegründetes "National-Komitee Ukraïne" steht vorerst nur auf dem Papier.)
Gleichwohl diffamiert die russische Propaganda Bandera bis heute als "Fascist" und "Nazi-Kollaborateur". Zum "Beweis" werden Foto-Montagen verbreitet, die ihn in der Uniform eines höheren SS-Führers zeigen.


(Zwar gab es seit 1943 eine überwiegend aus west-ukraïnischen Freiwilligen bestehende Division "Galizien" der Waffen-SS; mit dieser hatte Bandera jedoch nichts zu tun - im Gegenteil: Sie bestand überwiegend aus Anhängern Melniks.)
Bandera gelingt es, sich in die Schweiz abzusetzen.

1945
Februar: Auf der Konferenz von Jalta beschließen die Alliierten, die Grenzen Polens nach Westen zu verschieben; die Galizier kommen somit vom Regen in die Traufe unter sowjetisch-russische Herrschaft.
Überdies sichern die Westalliierten Stalin zu, alle bei Kriegsende in ihrem Machtbereich befindlichen "Sowjet-Menschen" an ihn auszuliefern.
(Da Stalin grundsätzlich jeden, der während des Krieges nach Deutschland gelangt ist, als "Deserteur" betrachtet, bedeutet dies das Todesurteil für Millionen Betroffene. Obwohl das heute allgemein bekannt ist, werden diese Opfer Stalins von der offiziellen Geschichtsschreibung weiterhin unter "in deutscher Gefangenschaft umgekommen" geführt.)

1946
Bandera flieht zusammen mit seiner Frau Jaroslawa und drei Kindern über die Ostmark Österreich nach Bayern in die US-amerikanische Besatzungszone und läßt sich in München nieder.


(Bandera unterscheidet - wie so viele Galizier, Dikigoros denkt da vor allem an Billy Wilder - durchaus zwischen "guten Deutschen" [Österreichern, Bayern u.a. "Opfern des National-Sozialismus"] und "bösen Deutschen" [z.B. typischen Preußen wie Hitler, Göring oder Himmler] :-)
Offiziell arbeitet er dort unter dem Namen "Stepan Popel" als Korespondent für eine ukraïnische Zeitung mit Sitz in Paris.


Nach anderen - vor allem sowjet-russischen - Quellen arbeitet er als Agent für den von Reinhard Gehlen aufgebauten Geheimdienst.
Die in der Ukraïne zurück gebliebenen Mitglieder der UPA führen ihren Partisanenkampf gegen die sowjet-russischen Besatzer weiter.
(Dagegen begeben sich die meisten Melnik-Anhänger mit der Division "Galizien" bei Judenburg in britische Kriegsgefangenschaft. Sie haben unverhofftes Glück, da sie - im Gegensatz zu den ost-ukraïnischen Kosaken des Generals Pannwitz, die mit ihnen zusammen kapituliert haben, und erst recht den russischen Truppen des Generals Wlassow - nicht als "Russen", sondern als "Polen" eingestuft und daher nicht an Stalin ausgeliefert werden. Die meisten emigrieren nach Kanada.)

1947
Bandera wird zum Führer der im Exil fortbestehenden OUN gewählt.

1953
Bandera wird erneut zum Führer der OUN gewählt.

1954
Angesichts des immer hoffnungsloser werdenden Partisanenkampfes in der Sowjet-Ukraïne kommt es zu Abspaltungen.
Bandera bleibt Führer der Rumpf-OUN, die jedoch mehr und mehr an Bedeutung verliert.

1959
15. Oktober: Bandera wird in München von einem sowjetischen KGB-Agenten ermordet - vermutlich mit stillschweigendem Einverständnis des BRD-Regimes (BK Adenauer).******


Seine letzten Worte sind nicht überliefert - im Gegensatz zu denen des letzten deutschen Reichsmarschalls, der 1946 gesagt hatte: "In 50 oder 60 Jahren werden in ganz Deutschland Denkmäler auf Hermann Göring stehen."

* * * * *

1966
Juni: Der Mord an Bandera ist Gegenstand des Fernsehfilms "Mord auf Befehl (aus der Serie "Die 5. Kolonne").

1991
Nach dem Auseinanderbrechen der Sowjet-Union durch den Austritt Rußlands wird auch die Ukraïne unabhängig.


Binnen weniger Jahre stehen im ganzen Land Denkmäler auf Stepan Bandera, und er ist Ehrenbürger aller größeren galizischen Städte. Zahlreiche Bandera-Museen werden eröffnet; die Zahl der nach ihm benannten Straßen ist Legion.


(Das einzige Hermann-Göring-Denkmal der Welt steht dagegen nicht in Deutschland, sondern in Großbritannien - im Museum der Royal Air Force zu London :-)

1995
"Atentat - osinne wbistwo w Mjuncheni [Attentat - herbstlicher Mord in München]", ein Film von Oleksandr Jantschuk über die letzten 12 Lebensjahre Banderas mit Jaroslaw Muka in der Hauptrolle, kommt in die ukraïnischen Kinos.
(Eine englischsprachige Fassung - "Assassination. An Autumn Murder in Munich" - erscheint in Kanada; eine deutsche Fassung gibt es nicht. Der Film ist jedoch der deutschen Zensurbehörde bestens bekannt; sie hat alle im www kursierenden englischsprachigen Fassungen für die BRDDR gesperrt. Hier noch ein alternativer Link auf die Originalfassung, falls der andere "verschwinden" sollte.)


1997
Der polnische Jude Zbigniew Brzezinski - vormals Pferdeflüsterer Sicherheitsberater bei US-Präsident Jimmy Carter - veröffentlicht "The Grand Chessboard: American Primacy and its Geostrategic Imperatives" [dts.: "Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft"]. Darin unterstreicht er die Schlüsselrolle der Ukraïne: Solange es nicht gelinge, sie dem russischen Einfluß zu entziehen, bleibe Rußland eine Großmacht; gelänge es, so würde Rußland zur Regionalmacht absinken - was das immerwährende Ziel der US-amerikanischen Außenpolitik sein müsse.


Diese cynische Doktrin, welche die Welt als Schachbrett ansieht und Politik als Spiel - wird auch unter republikanischen US-Präsidenten weiter verfolgt. Aus polnischer Sicht mag sie nachvollziehbar sein; sie verkennt jedoch, daß für die USA und ihre Verbündeten das post-sowjetische Rußland unter Jeltsin nicht annähernd so gefährlich ist wie die Volksrepublik China und die islamischen Staaten und daß es mehr Sinn machen würde, die Ukraïne und Rußland für einen gemeinsamen Kampf gegen die gelbe und die grüne Gefahr zu gewinnen - wozu der neue (seit 1999) russische Präsident Putin nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 in Anbetracht seiner eigenen Probleme mit tschetschnischen Muslimen und deren (weitaus schlimmeren, wenngleich weniger spektakulären) Terror-Anschlägen in Rußland bereit gewesen wäre. Diese Chance wird jedoch Dank Brzezinski und seiner geistigen Erben vertan. Eine starrsinnige unselige gut-demokratische Allianz US-amerikanischer, polnischer u.a. jüdischer Politiker - die bereits Ursache, wenngleich nicht Auslöser, des Zweiten Weltkriegs war - droht langfristig auch zur Ursache eines Dritten Weltkriegs zu werden.

2004
Bei den ukraïnischen Präsidentschaftswahlen kann sich nach langem Hin und Her ("Orange Revolution") der Bandera-freundliche Kandidat Wiktor Juschtschenko gegen den rußland-freundlichen Kandidaten Wiktor Janukowytsch durchsetzen - für den Bandera ein "Fascist" ist.

2008
Wiktor Schwets veröffentlicht "Stepan Bandera: Zina swobodi [(Der) Preis der Freiheit]".*******


Der Sender Inter veranstaltet - nach einschlägigen Vorbildern im Westen - eine mehrwöchige Fernsehserie, bei der die Zuschauer aus 100 vorgegebenen Kandidaten "große Ukraïner" wählen können.
Bandera belegt Platz 3 - hinter Jaroslaw dem Weisen und Nikolaj Amosow.


Schon daß diese beiden Personen nominiert wurden, war ein Witz - daran ändert auch die Vereinnahmung auf ukraïnischen Münzen, Geldscheinen und Briefmarken nichts, ebensowenig die Umschreibung des Vornamens "Nikolaj" in "Mikola". Asimow hatte gewiß seine Verdienste (nicht umsonst hatte er alle möglichen Verdienstorden der SU erhalten :-), fühlte sich aber mit Sicherheit nicht als Ukraïner, sondern als Sowjetmensch. Und darüber, ob Jaroslaw weise war oder nicht, kann man trefflich streiten, nicht aber darüber, ob er sich als Ukraïner fühlte - er hätte gar nicht verstanden, was damit gemeint war. Er fühlte sich entweder als Waräger oder als Rūs. (Daß er bereits den stilisierten Dreizack im Wappen führte, den die Ukraïne heute als Staatssymbol verwendet, besagt in diesem Zusammenhang gleich gar nichts.)


Später kam heraus, daß die Wahl getürkt gebidened genowgorottet war: Bis zum vorletzten Tag lag Bandera in der Gunst der Zuschauer scheinbar uneinholbar vorn. Dann gingen binnen eines Tages 550.000 Stimmen für Jaroslaw und 150.000 Stimmen für Asimow ein (fast zehnmal soviel wie bis dahin insgesamt :-) und das Ergebnis kippte".

2009
Januar: Banderas 100. Geburtstag wird in der ganzen Ukraïne groß gefeiert.

2010
Januar: Präsident Juschtschenko erklärt Bandera per UkasErlaß zum "Held der Ukraïne".


Rußland, Polen, die EU, das Simon-Wiesenthal-Center u.a. kriminelle jüdische Vereinigungen protestieren heftig; Juschtschenko wird nur wenige Tage später abgewählt zu Gunsten von Janukowytsch.
März/April: Janukowytsch nimmt den "Heldenerlaß" zurück und läßt sich die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens von einem Provinzgericht in seiner (!) Heimatstadt - das sich für örtlich zuständig hält - bestätigen.

2011
Oktober: In Neshuhyw (Kreis Stryj) wird die ehemalige "Straße des Friedens" in "Straße der Kämpfer des Bataillons Nachtigall" umbenannt. Der Aufschrei unter Polen, Kommunisten und "Antifaschisten" ist groß.

2012
Der polnische Jude Wiesław Romanowski veröffentlicht "Bandera, terrorysta z Galicji [Bandera, Terrorist aus Galizien]".


2014
Februar: Janukowytsch wird wegen Hochverrats******** vom Parlament abgesetzt und flieht nach Rußland, wo ihm Putin Asyl gewährt. Sein Nachfolger verzichtet aus guten Gründen (er ist - wie Janukowytsch - [Halb-]Jude und überdies von westlichen Hilfeleistungen abhängig) auf eine Fortsetzung der Posse Wiederernennung Banderas zum "Helden".
August: Nachdem im Donbas[s]********* ein Bürgerkrieg zwischen Russen und Ukraïnern ausgebrochen ist, wird Banderas Grab auf dem Münchner Waldfriedhof von russischen Hooligans zerstört - vermutlich mit stillschweigendem Einverständnis des BRDDR-Regimes (BK FerkelMerkel)


Oktober: Der polnische Jude Grzegorz Rossolinski-Liebe - "Holocaust-Forscher" an der "Freien" Universität Berlin - veröffentlich die "erste wissenschftlich fundierte" (Eigenwerbung) Bandera-Biografie mit dem Untertitel "Faschismus, Völkermord und Kult".


Das MachWerk erscheint zunächst nur auf Englisch, findet jedoch wegen seines prohibitiv hohen Preises (knapp 80.- Teuro; zum Vergleich: Das Machwerk Romanowskis kostete 28 Złoti, also nicht mal ein Zehntel :-) kaum Käufer, geschweige denn Leser. Es gipfelt in der sensationellen "wissenschaftlichen" Erkenntnis, daß die Ukraïner, insbesondere die OUN, maßgeblich am "Holocaust" beteiligt gewesen seien, daß Bandera allerdings, da in Haft, kaum persönlich dazu beigetragen haben kann. Dennoch lautet das abschließende Credo: "Der Bandera-Kult verhindert die Demokratisierung [der Ukraine] und destabilisiert das Land." (Die Beteiligung der Polen u.a. osteuropäischer Völker am "Holocaust" thematisiert R.-L. wohlweislich nicht.)
Im Januar 2022 erscheint eine Übersetzung ins Russische (Auflage: 3.000 Ex.) und einen Tag später auch eine ins Ukraïnische (Auflage: 2.000 Ex.). Erstere wird zumindest im Moskauer Kreml aufmerksam gelesen.


2015
April: Das ukraïnische Parlament verabschiedet ein Gesetz, das die ehemaligen Angehörigen von OUN und UPA zwar nicht zu "Helden" erklärt, aber immerhin zu "Widerstandskämpfern", und ihnen bescheidene Ehrenrenten gewährt. (Eine billige Geste - es sind kaum noch welche am Leben.)

2016
Beim "JurowischenEurovision Song Contest" (vormals "Grand Prix Eurovision de la Chanson") wird der Ukraïnerin "Jamala" durch Manipulation des Abstimmungsmodus der Sieg zugeschanzt, um Putin zu ärgern. (Ihr Lied ist - unter Verstoß gegen das eigentlich bestehende Verbot politischer Lieder - rußlandfeindlich; bei korrekter Abstimmung hätte der russische Beitrag gewonnen.)
Zu spät bemerkt man, daß es sich um eine bekennende Bandera-Anhängerin handelt, die bereits Monate zuvor ihre Teilnahme am traditionellen Banderschtat-Festival in Lutsk zugesagt hatte. Die Empörung Betroffenheit unter anti-banderistischen Gutmenschen ist groß.


2022
Februar: Präsident Putin läßt russische Truppen in die Ukraïne einrücken unter dem Vorwand mit der Begründung, diese müsse "entnazifiziert" werden, insbesondere durch Beseitigung des Bandera-Kults.**********


*Dikigoros folgt hier der ukraïnischen Schreibweise - die offenbar an Razin und Mazepa erinnern soll. In Deutschland schrieb Bandera seinen Vornamen vor dem Krieg "Stefan" und nach dem Krieg "Stephan".

**Die galizische Kirche (offiziell: "ukraïnische griechisch-katholische Kirche nach byzantinischem Ritus") ist ein Kuriosum. [Dikigoros nimmt den ursprünglich hier verwendeten Ausdruck "Unikum" mit dem Ausdruck seines Bedauerns zurück, nachdem ihn ein Leser darauf hingewiesen hat, daß die Maroniten im Libanon und in Syrien eine ähnlich kuriose Regelung mit der römisch-katholischen Kirche getroffen haben.] Wiewohl eigentlich orthodox, war sie - unter polnischem Druck - 1593 mit der römisch-katholischen Kirche uniert worden, unterstand also dem Papst in Rom, nicht dem - in Moskau residierenden - Metropoliten von Kiew. Zwar wurde Galizien 1772 durch die Habsburger aus der Sklaverei im polnischen Raubstaat befreit (ein Vorgang, den eine tendenziöse Geschichtsschreibung heute als "1. polnische Teilung" bezeichnet), was mit der Gewährung zahlreicher, vor allem kultureller Freiheiten verbunden war.

Dazu zählte indes nicht die Freiheit der Kirche, etwa aus der Union mit Rom auszuscheren - Maria Theresia und ihre Nachfolger waren mindestens ebenso fanatische Katholiken wie die meisten polnischen Könige. Dies war sicher einer der beiden Hauptgründe für die bis heute anhaltende Entfremdung zwischen West- und Ost-Ukraïnern; der andere war, daß sich die ukraïnische Sprache im Habsburgerreich frei entfalten konnte, während sie im Tsarenreich 1882 - also schon wenige Jahrzehnte, nachdem sie zur Schriftsprache geworden war - verboten wurde.

***Egal wie sehr man die Opferzahlen hoch oder herunter rechnet: Jenen Aderlaß - insbesondere die Ausrottung der tüchtigen Mittelbauernschicht ("Kulaken"), welche die Ukraïne bis 1914 zur Kornkammer nicht nur des Tsarenreichs, sondern ganz Europas gemacht hatte - haben die Sowjet-Union und ihre Nachfolge-Staaten nie überwunden: Obwohl der Stalin-Bewunderer Roosevelt sofort nach seiner Machtergreifung 1933 Lebensmittel-Lieferungen (zunächst eher bescheidenen Umfangs) in die SU auf den Weg brachte, litten weite Teile der Bevölkerung bis zum offenen Kriegseintritt der USA 1941 weiter Hunger. Erst dann setzten US-amerikanische Massenlieferungen von Konservenfutter ("Spam") ein, von denen die SU noch bis Mitte der 1950er Jahre zehren konnte. Danach setzten erneut Hungersnöte ein, bis die 1957 gegründete EWG beschloß, ihre mit Milliarden-Subventionen (vorwiegend aus deutschen Steuergeldern) produzierten Überschüsse gegen eine eher symbolische "Bezahlung" (umgerechnet ca. 2 Pf je kg Fleisch, Butter oder Milchpulver) anin die SU zu verschenken "exportieren". Allerdings produzierte die EWG nicht genügend Getreide-Überschüsse, um die UdSSR vollständig zu ernähren; daher sprang 1963 US-Präsident Kennedy ein und schenkte verkaufte der Sowjet-Union und ihren Satellitenstaaten gegen wertlose Rubel Weizen im Wert von 260 Millionen US-$ (nach heutigem Geld ca. 3 Milliarden US-$) - wobei er sich souverän über einen entgegen stehenden Congress-Beschluß hinweg setzte. Sein Nach-Nachfolger Nixon schloß 1975 gar einen langfristigen Handelsvertrag, welcher der SU jährlich 440 Millionen Scheffel Weizen und Mais zu einem 50% unter dem Weltmarktpreis liegenden Tarif sicherte. (Den Rest zahlten - qua Subventionen - die US-Steuerzahler, die erbost von "The Great Grain Robbery [Der große Getreide-Raub]" sprachen, in Analogie zu "The Great Train Robbery" - dem großen Postzug-Raub in Großbritannien.) Auch der Polit-Clown Carter hielt zwar nach dem Einmarsch der Roten Armee in Afģānistān 1979 Maulaffen feil große Reden und nötigte 1980 das NOC der USA (ebenso wie die NOKs der Vasallenstaaten) zum Boykott der Olympischen Spiele in Moskau, dachte aber gar nicht daran, den Getreidelieferungsvertrag seines Vor-Vorgängers zu kündigen. Und selbst sein als "Kommunistenfresser" verschriene Nachfolger Reagan stellte nach dem Auslaufen jenes Vertrags die Getreidelieferungen an die SU nicht etwa ein, sondern schloß 1987 ein neues Handelsabkommen, das die jährliche Lieferung von immerhin 147 Millionen Scheffel Getreide zum Sonderpreis vorsah. Da sich dies als nicht ausreichend erwies, um eine Hungersnot in der SU abzuwenden, vereinbarte sein Nachfolger Bush 1990 eine Erhöhung der US-Lieferungen um jährlich 11%. Auch nach der offiziellen Beendigung des "Kalten Krieges" (der in diesem Licht als bloßes Propaganda-Märchen zur Verdummung der Untertanen erscheint) und dem Auseinanderbrechen der SU 1991 änderte sich auf diesem Gebiet zunächst nicht viel. Bis weit ins 21. Jahrhundert hinein mußten sowohl Rußland als auch die Ukraïne ca. 40% ihrer Lebensmittel importieren.
All dies war bis Ende des 20. Jahrhunderts allgemein bekannt. Heute zählt es zu den bestgehüteten Geheimnissen der jüngsten Geschichte; diesbezügliche Informationen sind systematisch beseitigt worden, auch und besonders im www: Wenn man nach "Weizenlieferungen an die UdSSR" googelt, leitet die Suchmaschine auf "Waffenlieferungen an die UdSSR" um (die es nie gegeben hat, da die SU wenigstens auf diesem Gebiet immer autark war :-). Auf YouTube erscheint unter "The Great Grain Robbery" Schleichwerbung für vegetarische Ernährung. Erst die Rückkehr des "Kalten Krieges" anno 2014 nahm Rußland zum Anlaß für ein umfangreiches Programm zur Ankurbelung der Landwirtschaft. Acht Jahre später war Rußland zur peinlichen Überraschung des Auslands nicht nur landwirtschaftlich autark, sondern erwirtschaftete so große Überschüsse, daß Teile Nordafrikas und sogar Westeuropas von russischen Weizenlieferungen abhängig geworden waren.

****Als Auftraggeber des Mordes an Konowalets galt und gilt der sowjetische Geheimdienst. Dikigoros hat das lange bezweifelt, weil es ihm keinen Sinn zu machen schien. Er hat seine Meinung jedoch revidiert, da er die fast gleichzeitige Ermordung von Branislaw Taraschkewitsch - die er früher für einen Zufall hielt - nunmehr in einem anderen Licht sieht. T. war der Führer der weißrussischen Partei in Polen und als solcher Parlaments-Abgeordneter. 1927 wurde er von den Polen unter fadenscheinigem Vorwand verhaftet und ins Zuchthaus gesteckt. Stalin tauschte ihn 1933 gegen einen polnischen politischen Gefangenen aus und gewährte ihm in der SU Asyl. Aber offenbar plante er bereits 1938, Polen die nach dem Ersten Weltkrieg geraubten Gebiete wieder zu entreißen; und dabei waren Leute, die eine unabhängige Ukraïne bzw. ein unabhängiges Weißrußland schaffen wollten, im Weg; folglich wurden sie liquidiert.
Auch Melnik hatte vier Jahre in einem polnischen Zuchthaus verbracht, war aber nach seiner Entlassung 1928 nicht ins Exil gegangen, sondern im Lande geblieben. Erst 1945 floh er in den Westen. Er starb 1964 mit knapp 74 Jahren in Luxemburg - als einziger OUN-Führer eines natürlichen Todes.

*****Die dafür verantwortlichen Sowjet-Funktionäre waren überwiegend Juden. Als die deutschen Truppen im Juni 1941 Galizien wieder befreiten, entlud sich daher die spontane Volkswut gegen die letzteren, und es gab ein paar hundert Tote. Im Nachhinein wurden diese Vorkommnisse zu großen Pogromen und "Massenmorden an Juden" aufgebauscht, um Bandera - der daran überhaupt nicht beteiligt war - zu diskreditieren.

******Die BRD-Behörden wollten den Mord zunächst vertuschen und registrierten ihn offiziell als Unfall ("tödlicher Sturz von der Haustreppe"). Auch die sonst so sehr um die AufbauschungAufklärung von Skandalen bemühten linken Massenmedien schwiegen sich zu diesem Thema beharrlich aus. (Statt dessen konzentrierten sie sich - allen voran DER SPIEGEL, der schamlosungeniert frei erfundene Behauptungen des SED-Organs "Neues Deutschland" und der Moskauer "Nowaja Wremja" übernahm - darauf, den Vertriebenen-Minister Theodor Oberländer zu demontieren, dem sie vorwarfen, 1941 als Leutnant d.R. für kurze Zeit Dolmetscher beim Bataillon "Nachtigall" und somit für dessen angebliche "Kriegsverbrechen" mit verantwortlich gewesen zu sein.) Ärgerlicherweise stellte sich der Attentäter jedoch am 12.08.1961 - einen Tag vor dem Bau der Berliner Mauer, von dem er offenbar wußte; er war bis dahin zwischen Ost- und West-Berlin hin und her gependelt, aber nun in die SU zurück beordert worden - der Westberliner Polizei, gestand den Mord an Bandera, offenbarte seine Identität als KGB-Agent und bot an, überzulaufen. 1962 wurde er in einem Prozeß unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu nur acht Jahren Freiheitsstrafe wegen Totschlags verurteilt, obwohl die Tötung Banderas alle qualifizierenden Tatbestandsmerkmale eines Mordes auf einmal erfüllte: Heimtücke, Grausamkeit (er sprühte ihm Blausäuregas ins Gesicht, was einen langsamen und qualvollen Tod verursachte) und niedere Beweggründe. Er wurde noch im selben Jahr wegen guter Führung entlassen und wechselte zur C.I.A., die ihn mit einer neuen Identität ausstattete, unter der er angeblich noch Jahrzehnte lang als freier Mann lebte.
In diesem Zusammenhang ist noch Radaslav Astrovski (1887-1976) zu erwähnen. Er war 1943 Vorsitzender des "Weißrussischen Zentralrats", einer Marionettenregierung innerhalb des "Reichskommissariats Ostland" geworden - ihm war also viel eher eine "Kollaboration mit Nazi-Deutschland" vorzuwerfen als Bandera. Wie letzterer floh er bei Kriegsende nach Deutschland und lebte dort unbehelligt bis 1956, als er - klüger als Bandera - in die USA weiter zog, wo er als anti-kommunistischer Führer einer selbsternannten Exilregierung willkommen war. Er starb in gesegnetem Alter eines natürlichen Todes.

*******Wenn Ihr nach diesem Buch suchen solltet, liebe Leser, versucht es auch mal unter "Viktor Shvets" oder "Victor Shvets". Finden werdet Ihr aber nichts, denn es ist vom Markt verschwunden. (Dagegen gibt es im www - noch - einen von W.S. selber mitgestalteten Videoclip unter dem selben Titel, den Interessierte sich unbedingt anschauen sollten, bevor auch der verschwindet.) Aus gutem Grund: Es war noch halbwegs sachlich, und man konnte es auch dahingehend verstehen, daß der Preis der Freiheit halt hoch war und daß man sich gut überlegen sollte, ob man ihn wirklich bezahlen sollte.
12 Jahre später hatte Schwets seine Überlegungen zu Ende geführt und ließ die Maske fallen in einem Aufsehen erregenden (aber bis heute nicht ins Deutsche übersetzten) Buch mit dem harmlos klingenden Titel: "The Great Rupture [Der große Bruch]".

Darin beantwortet er die klein gedruckt im Über- und Untertitel versteckte Frage nach der "Future of Humanity [Zukunft der Menschheit]" - "Do we need to be FREE [Müssen wir FREI sein]?" mit einem eindeutigen "NEIN!" Vielmehr sei es im Zeitalter der Corona-Diktatur der "DesInformationsgesellschaft" viel erstrebenswerter, unfrei zu sein! Daß freiheitliche Gesellschaften besser gediehen als unfreie sei Schnee von gestern.
Damit ist zugleich bewiesen - auch ohne das ausdrücklich zu erwähnen -, daß Banderas Kampf für die Freiheit verwerflich war; er hätte sich besser Väterchen Stalin unterworfen und in die Unfreiheit ergeben.
(Es entzieht sich Dikigoros' Kenntnis, wer dieses Buch in Auftrag gegeben/finanziert hat - vielleicht Klaus Schwab, der Verfechter der "New World Order [Neuen Weltordnung]"?!? Man muß "Rupture" ja nicht - wie Dikigoros das getan hat - einfach mit "Bruch" übersetzen, sondern könnte auch "Umbruch" sagen und wäre dann schon sehr nahe bei der offiziellen Übersetzung seines Schlagworts "The Great Reset", nämlich "Der große Umbruch".

********Um Mißverständnissen vorzubeugen: Dikigoros schreibt biografische Seiten wie diese nicht als Jurist und/oder Historiker, sondern als Chronist, d.h. er berichtet, daß Janukowytsch mit der Begründung abgesetzt wurde, er habe durch den Abbruch der Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union Hochverrat begangen. (Wenn Dikigoros das auf seiner oben verlinkten Seite über Wladimir Putin etwas anders formuliert, dann nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern nur, weil er dort aus einer anderen Perspektive schreibt, nämlich der russischen statt der ukraïnischen.) Ob J. tatsächlich ein Hochverräter war, mag jeder Leser selber beurteilen, indem er sich die Frage beantwortet, was wohl eher ein Verrat ist: die Übertragung der meisten wichtigen Kompetenzen eines souveränen Staates an eine übergeordnete Instanz in Brüssel oder ein Unterlassen dieser Übertragung. Und wer glaubt, diese abstrakte Frage beantworte sich doch ganz leicht, möge bedenken, daß man Souveränität nicht essen kann und daß die Ukraïne damals derart abgewirtschaftet hatte (nicht erst unter J. :-), daß sie trotz ihres potentiell ungeheuren Reichtums an Bodenschätzen und fruchtbarem Ackerland kurz vor dem Staatsbankrott stand und kaum noch wußte, wie sie ihre Bevölkerung aus eigener Kraft ernähren sollte. Sie hatte praktisch nur die Wahl zwischen zwei Übeln: sich entweder in die Abhängigkeit von Brüssel zu begeben oder aber in die von Moskau. Für welches sich Bandera entschieden hätte? Dikigoros weiß es nicht. (Und wenn er es wüßte, dann wüßte er jedenfalls nicht, ob das auch die richtige Wahl gewesen wäre.) Er glaubt allerdings zu wissen, daß Bandera zu dem Schmierenkomödianten und Atomkriegstreiber Wolodja Grün Wolodymyr Zelenskyj, der die Chuzpe hatte, sich auf ihn zu berufen, nur ein Satz eingefallen wäre:

Ihr wollt auch diesen Satz bitte nicht mißverstehen. Wer Dikigoros' Webseiten kennt weiß, daß er grundsätzlich Sympathien für die Unabhängigkeitsbestrebungen eines jeden Volkes hegt, egal ob groß oder klein, schwarz oder weiß, rot oder gelb (und natürlich auch blau und gelb :-). Und wer "Sonnenblumen und schwarzer Ginster" (Link s.u.) gelesen hat weiß überdies, daß er Kontakte zu alten "Banderisten" hatte (und zu deren Nachkommen z.T. noch immer hat), und deren diesbezügliche Aussagen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. (Allerdings sind sie nicht druckreif - jedenfalls nicht auf Dikigoros' Webseiten :-) Solche Urteile wiegen umso schwerer, als sie aus dem Munde potentieller Rußland-Hasser kommen. Und um das Maß der Verwirrung voll zu machen: Russische Bekannte - also potentielle Ukraïne-Hasser - haben Dikigoros versichert, daß "Zelenskyj" gar nicht der wahre Bösewicht sei, sondern bloß eine Marionette, ein Hampelmann, von finsteren Mächten engagiert, um als Schauspieler die Rolle des "tapferen Schneiderleins Präsidenten" zu geben. Wie dem auch sei... zur weiteren Klarstellung: Dikigoros nennt ihn "Wolodja" - russisch für "klein Wladimir", weil er schlechter Ukraïnisch spricht als er selber, also eigentlich kein Recht hat, die ukraïnische Namensform "Wolodymyr" zu führen; und "Grün" ist sein richtiger, jüdischer Name; "Zelenskyj" ist nur die Übersetzung. (Immerhin ist sie, im Gegensatz zu Gurion, wenigstens korrekt :-)

*********Abkürzung für "Donets-Becken". Dieses hat für die Ukraïne in etwa die Bedeutung wie einst das Ruhrgebiet für Deutschland. Die unterschiedliche Schreibweise resultiert daraus, daß "Bassin" im Russischen - wie im Deutschen - mit "ss" geschrieben wird, im Ukraïnischen dagegen nur mit "s".

**********Dikigoros will nicht behaupten, daß es für diesen Einmarsch keine besseren anderen Gründe gab. Nein, liebe Möchtegern-Putin-Versteher, nicht die Befreiung der Donbass-Republiken - die zwar moralisch und völkerrechtlich akzeptabel gewesen wäre, aber schwerlich den Einmarsch in die ganze Ukraïne erfordert hätte. Auch nicht die angebliche Produktion von Massenvernichtungswaffen in der Ukraïne - das ähnelt allzu sehr der Begründung der USA für den 3. Golfkrieg gegen Saddām Ħusäin anno 2003. Und auch die viel zitierte NATO-Osterweiterung war nur ein Vorwand: Der militärische Wert der zuletzt beigetretenen Pisselstaaten lag nur knapp über null. Und der strategische? Im Zeitalter der Interkontinental-Raketen mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit kommt es auf ein paar hundert Kilometer, die irgendwelche Bodentruppen näher oder ferner der russischen Grenze stehen, schwerlich an. Und überhaupt ist ein offizieller NATO-Beitritt bloß eine Formalie (die USA hatten die Ukraïne auch ohne einen solchen bereits seit 2014 mit Waffen ausgerüstet, ihre Soldaten ausgebildet und regelmäßig Manöver auf ihrem Boden abgehalten) und im Zweifel so viel wert wie das vor dem Ersten Weltkrieg geschlossen Bündnis zwischen den Mittelmächten und Italien bzw. Rumänien, nämlich gar nichts. Das NATO-Mitglied Türkei hatte der Ukraïne modernste - und in Nagorny Karabach bestens bewährte - Kampfdrohnen geliefert, die am 24. Februar 2022 allesamt abstürzten, noch bevor der erste russische Soldat ukraïnischen Boden betreten hatte, weil die Türken den Steuerungscode heimlich an die Russen verraten hatten. (Nur in der fantasievollen westlichen Kriegspropaganda zerstörte eine einzige dieser nicht mehr vorhandenen Drohnen eine 60 km lange russische Panzerkolonne vor Kijiw :-) Drei Wochen später verkündete der türkische Innenminister Süleyman der Prächtige Soylu den Seitenwechsel seines Landes - auch ohne formellen NATO-Austritt!*********** Und fast gleichzeitig bekannte sich auch das neue QUAD-Mitglied************ Bhārat ("Republik Indien") zum alten Bündnispartner Rußland. Und selbst das vermeintlich unzerstörbare Bündnis zwischen den USA und Israel wurde brüchig, als erstere alle russischen Privatleute ("Oligarchen"), deren sie habhaft wurden, willkürlich enteigneten und auch ihre Vasallen - Großbritannien, BRDDR, Frankreich, Italien, Spanien, Schweiz - nötigten, ein gleiches zu tun; viele Betroffene waren Juden und nicht nur russische, sondern zugleich auch israelische Staatsbürger. Der "wohlwollende" Vermittlungsvorschlag Israels im Konflikt zwischen Russen und Ukraïnern lautete, daß letztere endlich die Waffen nieder legen sollten; im Gegenzug sollte ihrem "Präsidenten", statt ihn als Kriegsverbrecher an die Wand zu stellen, freie Ausreise in ein Exil seiner Wahl gewährt werden.)
Nein, Putins tatsächliche Beweggründe waren wohl erheblich komplexer, haben aber nichts mit Bandera zu tun (allenfalls mit Denikin :-), so daß sich ein näheres Eingehen auf sie an dieser Stelle schon aus Platzgründen verbietet.] Dikigoros referiert lediglich, daß dies der von Putin offiziell genannte Grund war - den freilich alle Beobachter, die einigermaßen bei Verstand waren, als bloßen Vorwand ansahen. Vielleicht glaubte Putin angesichts der vier Wochen zuvor erschienenen russischen Übersetzung der Bandera-Biografie von Rossolinski-Liebe, daß diese Erklärung im Westen am ehesten verfangen würde.

***********Er begründete dies damit, daß die von den USA beherrschte NATO am Ende und die EU eine Marionette des jüdischen "Mörders" Soros sei, der auch die Schuld an den Problemen der Ukraïne trage. Aber auch das ist bloß ein Vorwand: Daß die NATO gegenüber Rußland und China militärisch langsam aber sicher ins Hintertreffen geraten war, wußte man in der Türkei längst. (Nicht umsonst kaufte man, ungeachtet lauten Wutgeheuls und lauer Sanktionen aus Washington, anno 2020 russische Flugabwehrraketen vom Typ S-400, die nichtmal halb so teuer, dafür aber mehr als doppelt so gut sind wie ihre US-amerikanischen Gegenstücke :-) Dennoch beteiligte man sich Jahre lang am Krieg gegen Syrien, um sich dessen an der Grenze zur Türkei gelegenen Ölfelder unter den Nagel zu reißen - auch ohne formelle Annexion. Was die EU anbelangt hingen der Türkei - die sich lange um eine Mitgliedschaft bemüht hatte - die Trauben wohl zu hoch. Und was dezent verschwiegen wird ist, daß Rußland der Türkei als Gegenleistung für ihren Seitenwechsel freie Hand gegenüber Cypern gelassen hat (wo seit der Bankenkrise von 2013 keine russischen Gelder mehr geparkt sind), so wie es Rotchina für sein Stillhalten freie Hand gegenüber Taiwan gelassen hat. [Die Folgen werden wir an beiden Schauplätzen bald erleben.]
Dikigoros will auch hier keine Mißverständnisse aufkommen lassen: Er behauptet nicht, daß Soylus Aussagen zur NATO und zur EU völlig aus der Luft gegriffen seien, sondern nur, daß sie keinen stichhaltigen Grund dafür bieten, der NATO den Rücken zu kehren oder gar in den Rücken zu fallen. Was geht es die Türkei an, ob die EU zur Diktatur verkommen ist und ob der Ukraïne ein ähnliches Schicksal droht? (Da sollte sie sich doch an die eigene Nase fassen - sie ist es schon viel länger!) Und, um auch das noch nachzutragen: Die Türkei hat die Dardanellen gesperrt mit der cynischen Begründung, dazu im Spannungsfall nicht nur berechtigt, sondern sogar moralisch verpflichtet zu sein; das sei ein ganz neutraler Zug, der sowohl für russische als auch für NATO-Kriegsschiffe gelte. Tatsächlich verhindert sie so aber bloß die Eroberung Befreiung der Krym durch die NATO, während die Russen nicht mehr auf die Durchfahrt angewiesen sind, seit sie den - frisch modernisierten - Flottenstützpunkt im syrischen Tartūs haben. Aber auch das verdient im Rahmen eines Bandera-Lebenslaufs nicht mehr als eine Fußnote.

************Entstanden war die QUAD ganz harmlos als von mehreren Staaten finanzierte Hilfs-Organisation für die Opfer der Tsunami-Katastrofe Weihnachten 2004. Im November 2017 vollzogen vier Mitglieder - die USA, Japan, Australien und Bhārat - heimlich, still und leise die Umwandlung in eine gegen Rußlands Verbündeten Rotchina gerichtete militärische Quadrupel-Allianz. Australien ist diesem Bündnis treu geblieben, ebenso Japan. (Dikigoros ist freilich überzeugt, daß es sofort mit fliegenden Fahnen das Lager wechseln würde, wenn Rußland auf die Kurilen oder Sachalin Karafuto und Rotchina auf Taiwan verzichten würde - aber das steht nicht zu erwarten :-) Bhārat vollzog seinen Seitenwechsel ohne offizielle Begründung. (Hinter vorgehaltener Hand hat Dikigoros erfahren, daß die USA Druck auf Indien ausübten, sich am Finanz- und Wirtschaftskrieg an den Finanz- und Wirtschaftssanktionen gegen Rußland zu beteiligen, und dabei statt mit diplomatischem Geschick mit unverhohlenen Drohungen vorgingen, was in Dillī diese Trotz-Reaktion hervor rief. Künftig darf Bhārat russische Waffenlieferungen Warenlieferungen in Rupyen bezahlen - aber das ist natürlich keine Belohnung für Wohlverhalten, sondern reiner Zufall :-)


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