David Ben Gurion

(1886 - 1973)

[David Ben Gurion]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1886
16. Oktober: David Grün wird als Sohn der Eheleute Avigdor und Scheindel Grün in Plonsk (Russisch-Polen) geboren.
[Die Juden im Tsarenreich leben ausschließlich im "Rayon", d.h. solchen Gebieten, die früher zum polnisch-litauischen "Iagiellonenreich" gehörten; im eigentlichen Rußland dürfen sie nicht siedeln.]


1892-96
David besucht eine Jéder (fundamentalistische jüdische Religionsschule, einer muslimischen Koranschule vergleichbar).


1896
Der Deutsch-Ungar Theodor Herzl (1860-1904) veröffentlicht "Der Judenstaat". Darin propagiert er, daß die Juden angesichts des zunehmenden Anti-Semitismus (vor allem in Frankreich - wo gerade die "Affaire Dreyfus" hohe Wellen schlägt) Europa verlassen und sich eine neue Heimstätte in Palästina (das damals noch zum Osmanischen Reich gehört) schaffen sollen. (Das Revolutionäre dieser Idee liegt vor allem darin, daß Herzl dafür plädiert, daß die Juden auch wieder selber körperlich arbeiten sollen, während sie bis dahin überwiegend "freie" Berufe ausübten.) Avigdor Grün teilt diese Auffassung und erzieht seinen Sohn entsprechend; u.a. lehrt er ihn das Hebräische. (Umgangssprache der Juden im Tsarenreich ist damals noch das Jiddische, ein mittelhochdeutscher Dialekt.)

1896-1904
David besucht die von seinem Vater gegründete und betriebene Oberschule in Plonsk.

1903-05
Im Tsarenreich kommt es verstärkt zu anti-jüdischen Pogromen, für welche die angelsächsische Propaganda Tsar Nikolaj persönlich verantwortlich macht.


(Diese anti-tsaristische Propaganda verstummt nach Abschluß der Entente zwischen Großbritannien und Rußland anno 1907 schlagartig, obwohl die Pogrome danach nicht nachlassen, sondern ab 1910 sogar zunehmen.)


1904
David geht nach Warschau, wo der der "zionistischen Arbeiterpartei" beitritt.

1906
David wandert nach Palästina aus. Er arbeitet kurz auf einer Obstplantage, geht dann aber zum Studium nach Konstantinopel und wird anschließend Journalist. Als solcher nimmt er den Namen "Ben Gurion*" an.
(Hier zeigt sich bereits exemplarisch das Symptom, an dem der Staat Israel eines Tages zugrunde gehen wird: Entgegen den Lehren Herzls neigen die Juden doch wieder dazu, Fremden - vor allem Arabern - die körperliche Arbeit zu überlassen, während sie selber lieber Berufe der kaufmännischen, künstlerischen oder schreibenden Zunft ausüben.**)

1914
Nach dem Eintritt des Osmanischen Reichs in den Ersten Weltkrieg wirbt Ben Gurion für die Aufstellung jüdischer Truppen auf Seiten der Mittelmächte, in der richtigen Erkenntnis, daß die Türken den Arabern keineswegs freundlich gesonnen sind, also die Juden unterstützen müßten.

1915
Die osmanische Regierung erkennt die Bedeutung des Angebots nicht und verweist Ben Gurion des Landes. Er emigriert in die USA.

1917
Ben Gurion heiratet in New York Paula Munweis. (Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.)


1918
Als sich nach dem Kriegseintritt der USA auf Seiten der Entente die Niederlage der Mittelmächte abzeichnet, meldet sich Ben Gurion zur Jüdischen Legion, die auf Seiten der Briten kämpft, die Palästina besetzen und bei Kriegsende als Kolonie"Völkerbunds-Mandat" behalten, nachdem sie während des Krieges sowohl den Arabern als auch den Juden falsche Hoffnungen gemacht hatten, es ihnen zu überlassen.
Ben Gurion und seine Familie kehren nach Palästina zurück, wo eine "Hebräische Universität" eingerichtet wird. (Damit ist eine verhängnisvolle Vorentscheidung über die künftige Sprache der Israelis zuungunsten des Jiddischen gefallen.)

1920
Ben Gurion gehört zu den Gründern der Gewerkschaft Histadrut ("Allgemeiner Bund der hebräischen Arbeiter im Lande Israel"), deren Vorsitzender er wird.
Er unterwandert auch die "Haganah [Schutzstaffel]", deren militante Mitglieder er regelmäßig an die britische Besatzungsmacht verrät, mit der er heimlich kollaboriertkooperiert.


1922
Der britische Kolonialminister Winston Churchill stellt in einem "Weißbuch" klar, daß die Briten die Herrschaft über Palästina nicht aufgeben und die jüdische Einwanderung nur in beschränktem Umfang dulden werden. [In den Jahren 1920-23 lassen die Briten insgesamt nur 12.000 Juden legal nach Palästina einwandern; rund 18.000 weitere kommen illegal. Chaim Weizmann, der Vorsitzende der "Zionistischen Weltorganisation", hatte mit 60.000 Einwanderern pro Jahr gerechnet. Obwohl die jüdische "Landnahme" friedlich und rechtlich einwandfrei - durch ordnungsgemäßen Kauf von Grund und Boden - erfogt, macht sie bei den Arabern, die rund drei Viertel der Bevölkerung Palästinas stellen, viel böses Blut.]

1928-29
In Palästina kommt es zu Judenverfolgungen durch arabische Muslime, die von den Briten nur halbherzig unterdrückt werden.

1930
Ben Gurion gründet die "Zionistische Arbeiterpartei Israels" ("MAPAI").

1933
Der neue deutsche Reichskanzler Hitler schließt mit der Zionistischen Vereinigung für Deutschland das Ha'avara-Abkommen zur Förderung der von Großbritannien durch prohibitive finanzielle Hürden erschwerten Einwanderung deutscher Juden nach Palästina.

1936-39
Die Araber in Palästina führen einen Aufstand gegen die Briten, um diese zu zwingen, die weitere Einwanderung von Juden nach Palästina sowie den weiteren Landerwerb von bereits dort ansässigen Juden zu verbieten.

1939
Mai: Der arabische Aufstand in Palästina endet mit einem Kompromiß: Großbritannien - das bereits zuvor den weiteren Landerwerb von Juden de facto unmöglich gemacht hatte - beschränkt die Einwanderung von Juden auf nur noch je 15.000 Personen in den nächsten fünf Jahren; danach wird sie ganz verboten. Dafür werden verstärkt Muslime aus den angrenzenden KolonienMandatsgebieten in Palästina angesiedelt.
September: Großbritannien und Frankreich erklären dem Deutschen Reich den Krieg; die Immigration deutscher Juden nach Palästina wird mit sofortiger Wirkung verboten; in Großbritannien auf ihre Ausreise wartende deutsche Juden werden als "Angehörige einer feindlichen Macht" in Konzentrations- Internierungs-Lager gesteckt.

1940
Februar: Großbritannien verbietet den Landwerb durch Juden in Palästina vollständig.
Juli: In Palästina bilden sich radikale jüdische Gruppen, die den gemäßigten Kurs Ben Gurions gegenüber Großbritannien ablehnen, u.a. die "Lochamei Herut Yisrael [Freiheitskämpfer für Israel]" unter Abraham Stern (kurz "Lehi" oder "Stern-Gruppe" genannt). Sie verüben regelmäßig Anschläge auf britische Einrichtungen.

1942
Mai: Auf einer Konferenz im Hotel Biltmore in New York fordert Ben Gurion im Namen der "Jewish Agency" die Errichtung eines jüdischen "Commonwealth" in Palästina nach Kriegsende ("Biltmore-Programm"). Zur Begründung führt er an, es gebe "unumstößliche Beweise", daß die Nazi-Deutschen bereits zwei Millionen Juden in Konzentrationslagern vergast hätten. Selbst in den - mit anti-deutscher Greuel-Propaganda nicht eben zimperlichen - USA nimmt das niemand ernst. [Nach heutiger offiziöser Geschichts-Schreibung hat der im Januar 1942 auf der Wannsee-Konferenz beschlossene so genannte "Holocaust" erst im März 1942 begonnen, und Vergasungen finden erst ab 1943 statt.]

1945
November: Die "Haganah" - die mittlerweile offiziell Gurions "Jewish Agency" untersteht - schließt sich mit der "Lehi" und der von Menachem Begin geführten "Irgun" zu einer gemeinsamen "Widerstandsbewegung [Tenuat Hameri]" zusammen. Gemeinsam befreien sie jüdische Immigranten aus britischen Konzentrationslagern.

1946
Juli: Die "Irgun" sprengt das Hauptquartier der britischen Militärverwaltung im Jerusalemer Hotel "König David" in die Luft. Da die Briten eine vorherige Warnung und Aufforderung zur Räumung nicht ernst genommen haben, gibt es zahlreiche Tote.


August: Ben Gurion und die "Haganah" distanzieren sich von dem Anschlag und beschimpfen Begin als "Terroristen"; die "Tenuat Hameri" zerbricht.

1947
April: Die UNO (Nachfolger des "Völkerbunds") gründet ein "Spezial-Kommitee für Palästina [UNSCOP]", das Vorschläge für dessen politische Zukunft erarbeiten soll.
August: Das UNSCOP schlägt eine Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen muslimischen Staat vor: Die Juden sollen die Osthälfte von Galiläa, einen schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer und den nordöstlichen Teil der Negev-Wüste erhalten, die Muslime den Rest.


November: Die UNO-Vollversammlung nimmt den UNSCOP-Plan an; sowohl die Juden als auch die Muslime - die Palästina jeweils für sich allein wollen - lehnen ihn ab, ebenso die arabischen Nachbarstaaten.
Dezember: Die Briten erklären, Palästina im Mai 1948 räumen zu wollen; unmittelbar darauf brechen Kämpfe zwischen Juden und Muslimen aus. Ben Gurion wirbt nun wieder um Begins "Irgun", die für ihn die "Drecksarbeit" erledigen soll.

1948
14. Mai: Ben Gurion ruft den Staat "Israel" aus.


15. Mai: Die Briten räumen Palästina; sie übergeben alle militärischen Stützpunkte an die Muslime und überlassen ihnen auch die kriegsmäßig ausgerüstete "Arabische Legion", um Ben Gurions Judenstaat nieder zu kämpfen.
20. Juni: Ben Gurion läßt einen Waffentransporter der "Irgun", die Altalena, vor der Küste von Israel zusammen schießen, da er fürchtet, Begin könnte ihm die Herrschaft über Israel streitig machen. Die resultierende Schwächung der israelischen Streitkräfte - die ihren arabischen Feinden materiell ohnehin fast hoffnungslos unterlegen sind - nimmt Ben Gurion, dem es allein um seine persönliche Macht geht, billigend in Kauf.***
September: Der schwedische Graf Bernadotte, der im Auftrag der UNO einen weiteren "Teilungsplan" ausgeheckterarbeitet hatte, wonach Israel weitere zwei Drittel seines ohnehin dünnen Staatsgebiets an die Muslime abtreten sollte, fällt in Jerusalem einen Attentat zum Opfer.

[Das geschieht ihm recht]

Ben Gurion nimmt das als willkommenen VorwandAnlaß, die "Lehi" zu verbieten und die "freiwillige" Selbstauflösung der "Irgun" zu erzwingen.

1949
Januar: Bei den ersten Wahlen zur "Knesset" siegt Ben Gurions "Arbeiterpartei"; er wird zum ersten Ministerpräsidenten Israels.
Januar-Juli: Nacheinander schließen Ägypten, der Libanon, Jordanien und Syrien Waffenstillstand mit Israel, das sie gleichwohl als Staat nicht anerkennen; insbesondere ist damit kein Friedensschluß verbunden. Immerhin hat Israel ein wenig mehr als das im Teilungsplan der UNSCOP vorgesehene Gebiet behaupten können, u.a. West-Galiläa und einen Zugang zu West-Jerusalem; seine schmalste Stelle ist jetzt nicht mehr zwei, sondern ca. zwanzig Kilometer breit.


1952
September: Ben Gurion schließt mit dem deutschen Bundeskanzler Adenauer das "Luxemburger Abkommen", das jährliche Tribut-Reparations-Zahlungen der BRD an Israel in Milliardenhöhe ("Wiedergutmachung") für unbegrenzte Zeit (in alle Ewigkeit) vorsieht. Der kurz vor dem Bankrott stehende Staat Israel wird dadurch langfristig saniert.


1953
Dezember: Ben Gurion überläßt den Posten des Ministerpräsidenten vorübergehend seinem Außenminister Scharett und nimmt ein Schabbat-Jahr zwei Schabbat-Jahre zieht sich einstweilen ins Privatleben zurück.

1955
November: Ben Gurion wird erneut Premierminister.

1956
Oktober: Die Israelis versuchen, mit britischer und französischer Hilfe den von Nasser enteigneten Suez-Kanal zu erobern; sie müssen sich jedoch auf gemeinsamen Druck der USA und der UdSSR wieder zurück ziehen.

1960
Ben Gurion läßt vom Mossad ([Geheim-]Dienst) in der BRD anti-semitische Schmiereien durchführen und prangert diese weltweit an.**** Anschließend empfängt er den peinlich berührten Adenauer und nötigt diesen zu einer beträchtlichen Erhöhung der deutschen "Wiedergutmachungs"-Zahlungen".


1963
Juni: Ben Gurion tritt erneut - und endgültig - vom Posten des Premierministers zurück. Nachfolger wird sein Parteifreund Levi Eshkol.

1967
Juni: Im "6-Tage-Krieg" kommt Israel dem Versuch seiner arabischen Nachbarstaaten, "die Juden ins Meer zu werfen", erfolgreich zuvor. Die Ğolān-Höhen, Judäa und Samaria (mit Ost-Jerusalem) sowie der Sinaï (mit Gaza) werden erobert.


1973
Oktober: Im Yom-Kippur-Krieg kann sich Israel - wiewohl von den USA im Stich gelassen - erneut gegen seine arabischen Nachbarn behaupten.
1. Dezember: Davin Ben Gurion stirbt in Tel Hashomer.


* * * * *

1998
April: Das US-amerikanische Time Magazine nimmt Ben Gurion in seine Liste der 100 einflußreichsten Personen des 20. Jahrhunderts auf.


*Lautmalerisch scheint sich "Gurion" an "Grün" anzulehnen; tatsächlich bedeutet es aber "Löwe", d.h. "Ben Gurion [Sohn des/eines Löwen]" ist die hebräische Form des jiddischen "Levison". Angeblich wählte Grün diesen Namen in Anlehnung an einen der Führer des zweiten jüdischen Krieges gegen die Römer, über den Dikigoros an anderer Stelle schreibt.

**Daran ändert sich auch später nichts: Während ab 1948 ein arabischer Staat nach dem anderen alle Juden ausweist, dürfen alle Araber, die wollen, in Israel bleiben.***** Da die Geburtenrate der muslimischen Israelis fast viermal so hoch ist wie die der jüdischen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann Israel auf "natürlichem" Weg ein islamischer Staat wird. Da bis dahin aber auch die meisten Staaten Europas islamisch sein werden, wird eine Rückkehr der israelischen Juden dorthin kaum noch möglich sein.

***Hätte Israel damals schon die Ğolān-Höhen, Judäa, Samaria und den Gaza-Streifen für sich gewinnen können, dann gäbe es wahrscheinlich nur einen Bruchteil der heutigen Nahost-Probleme.

****Dies wird zum Aufhänger für den satirischen Film "Wir Kellerkinder" von Wolfgang Neuss.

*****Die so genannten "palästinensischen Flüchtlinge" gibt es nicht: Erstens gibt es gar kein "palästinensisches Volk" - das wurde erst nach dem Krieg von der Lügenpresse den Qualitätsmedien erfunden -, und zweitens sind die so genannten "Flüchtlingslager", die in den arabischen Nachbarstaaten entstehen, in Wahrheit Ausbildungslager für den Krieg bzw. Terroranschläge gegen Israel. (Das erinnert frappierend an die Erfindung des "Volkes der Rohinggya" im 21. Jahrhundert, bei dem es sich in Wahrheit um muslimische Invasoren Immivasoren Immigranten aus Bangla Desh - also Bengalen - handelt, die versuchen, mit terroristischer Gewalt die Macht in Barmā ["Myanmar"] an sich zu reißen - was ihnen freilich bisher ebenso wenig gelungen ist wie den "palästinensischen Flüchtlingen" 1970/71 in Jordanien.)


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