" M O L O T O W "

[Wjatscheslaw M. Skrjabin]

(1890 - 1986)

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1890
9. März: Wjatscheslaw Michailowitsch Skrjabin wird als Sohn eines Verwalters in Kukarka (Gouvernement Wjatka) geboren.

1906
Skrjabin tritt der Sozialistischen Arbeiterpartei Rußlands bei und nimmt den Decknamen "Molotow"* an.

1909
Molotow wird wegen politischer Agitationen verhaftet und ins Gouvernement Wologda verbannt.
Dort kommt er mit den Schriften von Marx, Engels und Lenin in Berührung; er schließt sich den Bolschewiki an.

1911
Nach seiner Rückkehr aus der Verbannung nimmt Molotow ein Studium am Technologischen Institut in Sankt Peterburg auf.

1912
Molotow zählt zu den Gründern des Parteiorgans der Kommunistischen Partei, "Prawda [Wahrheit]" und wird zeitweise dessen Schriftleiter.

1915
Molotow wird erneut verbannt, diesmal nach Irkutsk (Sibirien).

1916
Molotow flieht aus der Verbannung, kehrt nach Sankt Peterburg zurück - das inzwischen in "Petrograd" umbenannt worden ist - und wird Mitglied des Zentralkomitees der Bolschewiki.

1917-1920
Molotow ist Funktionär in Petrograd, in Nischnij-Nowgorod und im Donbass.

1921
Molotow wird Mitglied des Zentralkomitee der KPdSU (bis 1957).

1921
Molotow wird Kandidat des Politbüros der KPdSU.

1924
Molotow wird Leiter des Parteikomitees für Dorfarbeit (bis 1930).
Nach dem Tode Lenins wird er zum engsten Vertrauten Stalins.

1926
Molotow wird Mitglied des Politbüros (bis 1952).

1928
Molotow wird Sekretär des Stadtparteikomitees von Moskau.

1930
Dezember: Molotow wird Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Ministerpräsident) der Sowjetunion (bis 1941).


In diese Periode fallen die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und die politischen Säuberungen.

1939
Mai: Molotow wird zusätzlich Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten (Außenminister) der Sowjetunion (bis 1949).
August: Als solcher unterzeichnet er zusammen mit dem deutschen Außenminister v. Ribbentrop den deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag, der im September zum gemeinsamen Polenfeldzug führt, der wiederum von Großbritannien und Frankreich zum Vorwand genommen wird, Deutschland - nicht aber der Sowjetunion - den Krieg zu erklären.

1939/40
Im russisch-finnischen "Winterkrieg" taufen die Finnen eine improvisierte Sprengladung gegen Panzer "Molotow-Cocktail". Die Bezeichnung bleibt haften und verbreitet sich über die ganze Welt.


1940
November: Molotow reist nach Berlin zu Geprächen mit dem deutschen Reichskanzler Hitler; die mittlerweile entstandenen Interessengegensätze zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion (insbesondere bezüglich Rumäniens und des Balkans) vermag er jedoch nicht auszuräumen.

1941
Mai: Stalin macht sich selber zum Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare; Molotow wird zu seinem Stellvertreter degradiert.

1943
Oktober: Molotow empfängt die Außenminister der USA und Großbritanniens zur 1. Moskauer Konferenz, auf der sich die Sowjetunion zum Kriegseintritt gegen Japan verpflichtet (eine Verpflichtung, die sie erst einhält, als der Krieg gegen Japan bereits entschieden ist).


Dezember: Molotow nimmt an der Konferenz von Tähran teil.


1944
Oktober: Molotow empfängt den britischen Premierminister Churchill und dessen Außenminister Eden zur 2. Moskauer Konferenz, auf der die Westalliierten Südosteuropa verschachern.

1945
Molotow nimmt an den Konferenzen von Jalta und Potsdam teil, auf denen der Sowjetunion ganz Ost- und halb Mittel-Europa zugesprochen wird.

1949
März: Nach einem durch seine jüdische Frau Polina ausgelösten Skandal verliert Molotow das Amt des Außenministers; er bleibt jedoch stellvertretender Ministerpräsident und Mitglied des Politbüros.

1953
März: Nach Stalins Tod wird Molotow erneut Außenminister und bildet zusammen mit Ministerpräsident Malenkow und Innenminister Berija eine Führungs-Troika.
September: Chruschtschow wird 1. Sekretär des ZK der KPdSU.


1956
November: Molotow verliert erneut das Amt des Außenministers und wird auf den - bedeutungslosen - Posten eines "Ministers für Staatskontrolle" abgeschoben.

1957
Juni: Molotow versucht gemeinsam mit anderen Alt-Stalinisten, Chruschtschow zu stürzen. Der Versuch mißlingt; er wird aus dem Politbüro ausgeschlossen und als Botschafter nach Ulan Bator (Mongolei) abgeschoben.

1960
Molotow verliert auch sein Botschafteramt und wird als Delegierter zur Internationalen Atomenergie-Organisation abgeschoben.

1962
Molotow verliert auch sein letztes Amt, wird zwangspensioniert und aus der KPdSU ausgeschlossen.

1984
Nach dem Tode Breschnews wird Molotow durch den neuen Generalsekretär Tschernenko rehabilitiert und wieder in die KPdSU aufgenommen.

1986
8. November: Molotow stirbt in Moskau - überraschenderweise eines natürlichen Todes.


*Es greift zu kurz, diesen Namen mit "Hammer" zu übersetzen (zumal der im Russischen nicht "Molotow", sondern "Molot" oder "Molotok" heißt). "Molotow" ist vielmehr die russische Entsprechung des griechischen "Makkabaios", wonach ein jüdischer Revoluzzer des 2. vorchristlichen Jahrhunderts auf Hebräisch "Jehuda ha-Makabi" (angeblich vom aramäischen Wort für Hammer - "Makkaba" - abgeleitet, tatsächlich aber wohl eher vom Hebräischen "M K B", einem Akrostichon für "Mi kamoka ba'Elim [Wer gleicht Dir unter den Göttern]", aus Exodus 15.11) und auf Küchenlateinisch "Judas Makkabäus" genannt wird.

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