Saddām Ħusäin

"Der Löwe von Bagdad"

(1937-2006)

[Saddam Hussein]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1937
28. April*: Saddām Ħusäin (im Westen meist "Saddam Hussein" transkribiert) wird in einem Vorort von Tikrīt* - daher sein Namenszusatz "äl-Tikrītī [der aus Tikrit]" - als uneheliches Kind einer Bäuerin geboren. Er wird zu seinem Onkel Khairallah Tulfah abgeschoben.
Großbritannien hat sich nach dem Ersten Weltkrieg aus der Konkursmasse des Osmanischen Reichs u.a. die Provinzen** Mosul, Bagdad und Basra unter den Nagel gerissen und sich deren Besetzung 1920 mit einem "Völkerbund-Mandat" absegnen lassen (das im Süden an Basra grenzende Scheichtum Kuwäit hatten die Briten bereits 1899 besetzt), dagegen gerichtete Aufstände insbesondere der Kurden mit probaten Mitteln - u.a. Luftbombardements auf die Zivilbevölkerung unter Einsatz von Giftgas (auf Veranlassung von Kolonial-Minister Churchill) - nieder geschlagen, sie 1921 zu einem Marionetten-Königreich "'Irāq" - mit dem von den Franzosen aus Syrien vertriebenen Haschimiten-Häuptling Fäisal als "König" - zusammen gefaßt und dieses 1932 formal in die "Unabhängigkeit" entlassen (sich - bzw. der britischen "Iraq Petroleum Company" - jedoch zuvor vertraglich den größten Teil des Erdöls aus Mosul und Basra gesichert). Bei Saddāms Geburt regiert "König" Ģazi I, der sechs Jahre später verunfallt; für seinen vierjährigen Sohn Fäisal II setzen die Briten dessen Schwieger-Onkel Abdul Illah ein.


1939
September: Großbritannien erklärt dem Deutschen Reich den Krieg.

1941
April: Saddāms Onkel beteiligt sich an einem Aufstand gegen Abdul Illah. Von den Achsen-Mächten im Stich gelassen, werden die Aufständischen von den Briten leicht besiegt und die Marionette wieder eingesetzt; Saddāms Onkel wird ins Gefängnis geworfen; Saddām kehrt zu seiner Mutter zurück.
August: Die Briten benutzen den Irāq als Ausgangsbasis für ihren Überfall auf den Iran.


1944
In Damaskus wird die "Ba'ath [Wiederauferstehungs]"-Partei gegründet. Ihr Programm ist eine Mischung aus Sozialismus und Nationalismus (wobei alle Araber als eine "Nation" verstanden werden), bei religiöser Neutralität. [Von den drei Gründern ist Michel 'Aflaq orthodoxer Christ, Saladin Bitar ist sunnitischer Muslim, und Zaki äl-Arsuzi ist Aläwit.]

1945
Der Irāq wird Mitglied der Arabischen Liga*** und der UNO.


1946
Nach der Heirat seiner Mutter kehrt Saddām - der mit seinem Stiefvater nicht auskommt - zu seinem inzwischen wieder frei gelassenen Onkel Khairallah zurück.

1948
Januar: Der "Vertrag von Portsmouth", mit dem Großbritannien versucht, seine verdeckte Kolonialherrschaft im Irāq für weitere 20 Jahre festzuschreiben, führt erst zu - von der Kommunistischen Partei organisierten - Massenstreiks, dann zu einem "Marsch auf Bagdād" der Ölarbeiter, und schließlich zum landesweiten Aufstand ("äl-Wathba [der Sprung]"); letzterer wird zwar nieder geschlagen, der Vertrag muß jedoch annulliert werden.

1949
Die Ba'ath-Partei bildet einen Ableger im Irāq.

1952
In Ägypten wird die Monarchie durch einen Militärputsch beseitigt.

1953
Fäisal II wird volljährig und übernimmt die Regierung des Irāq.

1954
In Ägypten ergreift Nasser die Macht, der einen pan-arabischen Nationalismus propagiert.

1955
April: Im Vertrag von Bagdād versucht Großbritannien erneut, seine militärische Präsenz im Irāq dauerhaft festzuschreiben.
Saddām geht nach Bagdād, wo er - angeblich - ein Gymnasium besucht und Abitur macht.

1956
Saddām wird Mitglied der Ba'ath-Partei.

1957
Die Ba'ath-Partei unternimmt einen erfolglosen Putschversuch und wird verboten, arbeitet aber im Untergrund weiter.

1958
Februar: Nachdem Syrien sich mit Ägypten zur "Vereinigten Arabischen Republik" zusammen geschlossen hat, löst sich die syrische Ba'ath-Partei vorübergehend auf; damit verlagert sich ihr Schwerpunkt in den Irāq.
März: Fäisal bringt den Irāq in eine "Arabische Föderation" mit Jordanien ein.
14. Juli: Eine kleine Offiziersclique unter General 'Abd-äl-Karīm Qāsim und Oberst Abd äs-Sallam Arīf stürzt und ermordet König Fäisal, schafft die Monarchie ab und errichtet eine Militär-Diktatur. Ein Gegenputsch kurdischer Offiziere wird nieder geschlagen, die "Arabische Föderation" aufgelöst, der Bagdād-Pakt gekündigt.

[Arif]

1959
Dezember: Nach einem erfolglosen Attentatsversuch der Ba'ath-Partei auf Qāsim wird Saddām in absentia zum Tode verurteilt; er flieht nach Ägypten und nimmt - angeblich - ein Studium der Rechtswissenschaften in Kairo auf.

[Saddam]

1960
September: In Bagdād wird die "Organisation Erdöl exportierender Länder [OPEC]" gegründet. (Gründungsmitglieder sind - neben dem Irāq - der Iran, Kuwäit, Sa'udi-Arabien und Venezuela.)

1961
Juni: Großbritannien entläßt Kuwäit in die Unabhängigkeit; die Regierung Qāsim macht sofort Ansprüche auf Kuwäit als Bestandteil des Irāq geltend.

1963
Februar: Qāsim wird durch einen Militärputsch unter dem inzwischen zum General beförderten Arīf - der auch von Teilen der Ba'ath-Partei unterstützt wird -, gestürzt und erschossen; Saddām kehrt in den Irak zurück und heiratet Sajida Tulfa, die Tochter seines Onkels Khairallah.
November: Arīf entledigt sich der meisten seiner Ba'ath-Mitstreiter und regiert alleine weiter. Er erkennt die Unabhängigkeit Kuwäits an.

1964
Saddām wird General-Sekretär der Ba'ath-Partei. Unmittelbar darauf wird er verhaftet und eingekerkert.

1965
Februar: Der Irāq und die Türkei schließen auf Veranlassung der USA ein gegen die Sowjet-Union gerichtetes Verteidigungs-Bündnis ("Bagdād-Pakt"), dem im Laufe des Jahres auch Großbritannien, Pakistan und der Iran beitreten.

1967
Saddām gelingt die Flucht; die Ba'ath-Partei bereitet einen neuerlichen Putsch vor.

1968
Juli: Arīf wird durch einen Putsch der Ba'ath-Partei gestürzt. Neuer Präsident wird deren Vorsitzender Ahmäd Hassan äl-Bakr. Saddām wird in beiden Positionen sein Stellvertreter.

1970
März: Saddām unterzeichnet medienwirksam einen Friedensvertrag mit den (seit der Unabhängigkeit 1961) aufständischen Kurden, der diesen "Autonomie" gewährt. Keine der beiden Seiten denkt jedoch ernsthaft daran, den Vertrag einzuhalten; die Kämpfe gehen weiter, wobei die Kurden vom Iran unterstützt werden.
[Der Iran hat selber auch ein "Kurdenproblem"; da iranische und irakische Kurden einander jedoch nicht grün sind, verlaufen die Fronten gewissermaßen "überkreuz"]

1972
April: Der Irāq schließt einen Freundschaftsvertrag mit der Sowjet-Union.
Juni: Saddām veranlaßt die Verstaatlichung der irakischen Ölfelder. Weder die USA noch Großbritannien noch Frankreich - deren Firmen betroffen sind - leisten ernsthaften Widerstand.

1973
Nach dem "Yom-Kippur-Krieg" zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten explodiert der Ölpreis; die Verstaatlichung erweist sich als Goldgrube.

1975
März: Der Irāq muß - auf Druck der USA - die alleinigen Hoheitsrechte des Iran über den seit 1937 gemeinsam genutzten Schatt-äl-Arab/Arvand Rud anerkennen (DiktatVertrag von Algier). Als Gegenleistung soll der Irāq ein Fleckchen Land (120 km²) bei Musian erhalten - welches der Iran indes nie heraus gibt. Der Iran stellt jedoch - ebenfalls auf Druck der USA - seine Unterstützung für die irakischen Kurden ein, die nur eine Woche später kapitulieren müssen.

1975/76
Frankreich rüstet den Irāq im Gegenzug für Erdöl-Lieferungen zur Atommacht auf. Saddām ist federführend bei den Verhandlungen mit Premierminister Jacques Chirac.

[roter Teppich für Chirac in Bagdad] [Saddam und Chirac in einem französischen AKW] [Chirac und Saddam begießen den Atom-Deal]

1976
Januar: Saddām - der ungedient ist - läßt sich (rückwirkend per Juli 1973) zum General ernennen; die para-militärischen Verbände der Ba'ath-Partei werden armeemäßig aufgerüstet.


1977
Der Irāq schließt einen Grenz- und Freundschaftsvertrag mit Kuwäit.

1979
Februar: Im Iran etabliert sich nach der Vertreibung des Shah-in-Shah ein shi'ïtisches Terror-Regimeshi'ïtischer Gottesstaat unter dem Ayatullah Ruh'allah Khomeinī, dem das weltliche Regime im Irāq ein Dorn im Auge ist.
Juli: Äl-Bakr tritt zurück; Saddām wird sein Nachfolger. Er orientiert die irakische Außenpolitik weg von der Sowjet-Union hin zu freundschaftlichen Beziehungen mit den USA - ohne die Unterstützung der Palästinenser in ihrem Kampf zur Eroberung Israels aufzugeben (was jedoch kein Problem ist, da auch US-Präsident Carter ein Sympathisant des Terroristen Arafat und seiner PLO ist).


1980
April: Khomeinī ruft zum Sturz Saddāms und der weltlichen Regierung im Irāq auf.
Die irakischen Shi'ïten bilden eine "5. Kolonne" unter dem Terroristenführer Nūrī al-Mālikī.
4. September: Iranische Truppen marschieren im Irāq ein, werden jedoch schnell wieder hinaus geworfen. Al-Mālikī - den Saddām in absentia zum Tode verurteilen läßt - flieht mit ihnen.
10. September: Saddām läßt Musian besetzen, welches dem Irāq vertraglich zusteht.
17. September: Als die Besetzung international nicht anerkannt wird, kündigt Saddām den "Vertrag von Algier" und fordert seinerseits die alleinigen Hoheitsrechte über den Schatt-äl-Arab.
22. September: Saddām läßt seine Truppen in den Iran einmarschieren.
(Von einer voreingenommenen Geschichtsschreibung wird dies - und nicht der iranische Einmarsch in den Irāq 18 Tage zuvor - später als "Beginn des 1. Golfkriegs" bezeichnet, um Saddām als dessen Urheber hin zu stellen. Pérez de Cuéllar, der oberste Hanswurst General-Sekretär der UNO schwafelte sprach im Dezember 1991 von einer "Aggression des Irak gegen den Iran", die den Krieg ausgelöst und damit die internationale Sicherheit und den Frieden gestört habe - dies diente zur moralischen Rechtfertigung des "2. Golfkrieges" der USA gegen den Irak.)


Die irakischen Bodentruppen erzielen Geländegewinne, jedoch versagt die Luftwaffe - die noch mit sowjet-russischen Flugzeugen ausgerüstet ist, die von in der SU ausgebildeten Piloten geflogen wird - im Kampf gegen die noch von den USA ausgerüstete und ausgebildete Luftwaffe des Iran auf der ganzen Linie. (Gleiches gilt für die Luftabwehr; iranischen Bombern gelingt es schon im ersten Kriegsjahr, große Teile der irakischen Ölförderanlagen bei Basra, Mosul und Kirkuk zu zerstören. Erst danach liefert die BRD Saddām brauchbare Luftabwehrsysteme vom Typ "Roland".)
Dezember: Saddām läßt die Offensive einstellen und plädiert für eine "neutrale Zone".

1981-87
Mit zahlenmäßig weit überlegenen freiwilligen Milizen gelingt es dem Iran, die Truppen Saddāms aus dem Land zu treiben und im Gegenzug Teile des Irāq zu besetzen.

1988
Juli-August: Nachdem die irākischen Truppen im Frühjahr wieder in den Iran eingedrungen sind, verfügt die UNO eine Waffenstillstands-Resolution, der Saddām sofort, Khomeinī nach einigem Zögern zustimmt. (Ein Friedensvertrag wird nicht geschlossen.) Der Irāq steht angesichts der hohen Kriegskosten vor einem riesigen Schuldenberg. (Wegen der Bombardierung der Ölförderanlagen durch den Iran und der Sperrung der Ölpipeline zum Mittelmeer durch Syrien - die zu einem Rückgang der Exporterlöse um fast 90% geführt haben - mußte Saddām den Krieg auf Pump finanzieren.) Hauptgläubiger sind Kuwäit und Sa'udi-Arabien, die Saddāms Forderung nach einem Schuldenerlaß "aus arabischer Solidarität" strikt ablehnen, ebenso seine Forderung, ihre Ölfördermengen zu senken und einer Erhöhung des Ölpreises um 10% (von 18 auf 20 US-$/Barrel) zuzustimmen.
[Beide Staaten waren Hauptnutznießer des 1. Golfkriegs, da sie die Versorgungslücke beim Erdöl auf dem Weltmarkt durch erhöhte Fördermengen schlossen; Kuwäit ließ - nach Bombenangriffen der iranischen Luftwaffe - seine Tanker mit Einverständnis der USA unter deren Flagge laufen, woraufhin der Iran die Angriffe einstellte.]

1990
August: Saddām läßt Kuwäit unter dem Vorwand, es habe Öl-Vorkommen unter irakischem Boden angezapft****, von irakischen Truppen besetzen und erklärt es zum Bestandteil des Irāq. Er versäumt es jedoch, das militärisch noch schwache Sa'udi Arabien gleich mit zu besetzen, was ihn als Herrn über die weltweit größten Ölvorräte praktisch unangreifbar gemacht hätte. [Das sa'udische Herrscherhaus ist bei seinen Untertanen wenig beliebt; Saddām selber genießt bei ihnen weit höheres Ansehen und wäre wohl als "Befreier" begrüßt worden.] Auf Druck der USA fordert die UNO Saddām zum Rückzug auf und verhängt ein Wirtschaftsembargo. Saddām reagiert nicht.
Oktober: Die USA und ihre Verbündeten beginnen mit der Verlegung großer Truppenmassen nach Sa'udi-Arabien.

1991
Januar/Februar: Truppen der USA und ihrer Verbündeten marschieren von Sa'udi-Arabien nach Kuwäit ein ("2. Golfkrieg"), vernichten die dort stehenden irakischen Truppen und erklären Kuwäit wieder für unabhängig. Sie verzichten jedoch auf eine Besetzung des Irāq und auf einen Sturz Saddāms, in der richtigen Erkenntnis, daß sie damit nur dem Iran in die Hände spielen würden. Sie errichten lediglich "Schutzzonen" in den Provinzen Mossul und Basrah, über denen sie ein Flugverbot für irakische Maschinen verhängen, um die Kurden und Shi'iten dort Saddāms Zugriff zu entziehen.
[Beide hatten im 1. Golfkrieg als heimliche Verbündete des Iran gegen die Zentralregierung in Bagdād gekämpft und waren mit militärischen Mitteln - einschließlich Einsatz von Giftgas - in Schach gehalten worden.]

1992
Oktober: Die Provinz Mossul erklärt sich als "Kurdistan" für unabhängig, wird jedoch international nicht anerkannt.

1993
Nachdem Saddām versucht hat, bewaffnete Einheiten in die "Schutzzonen" zu verlegen, bombardieren die USA Bagdād; Saddām tritt pro forma als Regierungschef zurück, behält aber im Hintergrund die Fäden weiter in der Hand.

1994
Mai: Saddām übernimmt wieder offiziell die Regierungsgeschäfte.

1995
Saddām läßt sich in einem Referendum als Staatspräsident bestätigen; ein gegen ihn gerichteter Putsch scheitert.
Saddāms Schwiegersöhne Hussäin Kamal und Saddām Kamal - Rüstungsminister und Kommandeur der Präsidentengarde - desertieren nach Jordanien.

1996
Saddām lockt seine Schwiegersöhne mit einem Begnadigungs-Versprechen zurück und läßt sie anschließend liquidieren.

1997
Saddām söhnt sich mit Präsident äl-Assad von Syrien (der im "2. Golfkrieg" die USA unterstützt hatte) aus.

1998-2000
US-Präsident Clinton läßt zur Unterstützung shi'ïtischer Aufstände gegen die Zentralregierung den Bombenkrieg gegen den Irāq wieder aufnehmen ("Operation Wüstenfuchs"), wird jedoch durch eine gemeinsame Intervention von Rußland, Rot-China und Frankreich zum Abbruch genötigt. Saddām läßt sich als Sieger feiern.


2001
Januar: Unter dem neuen US-Präsidenten Bush werden die Bombenangriffe auf den Irāq fortgesetzt.
11. September. Eine Gruppe von überwiegend aus Sa'udi-Arabien stammenden Muslimen verübt Kamikaze-Anschläge auf das World Trade Center in New York City und auf das Pentagon in Washington D.C. Die US-Regierung verdächtigt Saddām - der Taten und Täter öffentlich lobt -, die Terroristen unterstützt zu haben, ohne jedoch stichhaltige Beweise zu haben.

2002
Oktober: Saddām läßt sich erneut zum Präsidenten wählen.

2003
März: Eine von den USA geführte Koalition der Westmächte beginnt mit der - unzutreffenden - Behauptung, Saddām verfüge über "Massenvernichtungs-Waffen" einen neuen Krieg ("3. Golfkrieg") gegen den Irāq.
April: Die Invasions-Truppen besetzen Bagdād und richten ein Terror-Regime unter shi'ïtischer Führung ein, das u.a. die christliche Minderheit im "Irāq" - 1,5 Mio Menschen, die unter Saddām relativ frei und unbehelligt leben konnten - ausrottet. (Der traurige Rest erhält Asyl in der BRDDR.)
Saddām taucht unter, wird jedoch im
Dezember gefaßt.


2006
November: Saddām wird von einem Sondergericht zum Tode durch den Strang verurteilt - für die gleichen Verbrechen, für die Churchill einst einen Orden erhalten hatte.
30. Dezember: Saddām wird gehenkt.


Der Hosenbandorden für Churchill - der Strick für Saddām
Honi soit qui mal y pense - ein Schuft, wer Böses dabei denkt

Der Untergrundkampf der Iraker - nicht nur Anhängern Saddāms - gegen die ausländischen Besatzungsmächte und das von ihnen eingesetzte Marionetten-Regime unter dem zurück gekehrten al-Mālikī geht unvermindert weiter.

2010
Die USA erklären den Abzug ihrer Soldaten aus dem Irāq. (Die Besatzungstruppen sind inzwischen vollständig von offiziellen Angehörigen der US-Streitkräfte zu Mitarbeitern privater "Sicherheits"-Firmen mutiert, ohne daß sich am Untergrundkampf irgendetwas geändert hat.)


2014
Juni: Saddām-treue Milizen unter seinem längst tot gesagten Ex-Vize Izzat Ibrāhīm ad-Dūrī erobern - von Syrien kommend und von Saūdi-Arabien finanziert - im ersten "Blitzkrieg" des 21. Jahrhunderts den Irāq zurück. Lediglich in einem Teil der Hauptstadt - der so genannten "Grünen Zone" - (und auf gewissen ausländischen Fernsehsendern :-) halten sich noch Reste des shi'ïtischen Marionetten-Regimes.*****


2015
Februar: Das Original-Seil, mit dem Saddām gehenkt worden ist, wird für umgerechnet ca. 7 Millionen US-$ versteigert.
(Damit verglichen brachte der mittelalterliche Devotionalien-Handel mit Original-Nägeln vom Kreuz Christi und Original-Barthaaren des Profeten Muhammäd nur Peanuts ein :-)


*So der offizielle Lebenslauf. Rein zufällig handelt es sich um den (800.) Geburtstag und den Geburtsort des mittelalterlichen Sultāns Salāh äd-Dīn [Saladin], mit dem sich Saddām identifiziert (wiewohl er Kurde war, was seiner Popularität in arabischen Ländern indes keinen Abbruch tut, da diese Tatsache dort systematisch verschwiegen wird); die Angaben sind also mit Vorsicht zu genießen.

**Dikigoros übersetzt so - etwas ungenau - das arabische Wort "Wilâyät [Verwaltungsbezirk]", das ins Türkische als "Vilâyet" [heute "Vilayet" geschrieben] eingegangen ist und über Persien bis nach Indien gelangt ist, wo es zu "Vilāyatī" [auch "Bilāyatī" - wobei das kurze "a" wie "ä" gesprochen oder auch ganz weggelassen werden kann] wurde und die von fremdländischen Besatzern eingerichtete Verwaltungs-Provinz (im Gegensatz zur originär indischen Provinz - "Pradesh") bezeichnete. Die britischen Besatzungssoldaten verballhornten das unter Auslassung des ersten "i" zu "Blighty" und machten es zum Kosewort für die ferne Heimat Britannien. Im Burenkrieg brachten sie es in derselben Bedeutung nach Südafrika, im Ersten Weltkrieg auf den europäischen Kontinent - eine erstaunliche Karriere, wie sie sonst wohl nur das arabische Wort "Al-kohol" aufzuweisen hat :-)

***Die "Arabische Liga" wurde von westlichen Medien Jahrzehnte lang als zahnloser Papiertiger hingestellt. Umso größer war die Verwunderung, als im Dezember 2020 bei einem Gipfeltreffen zwischen hochrangigen Vertretern der EU und der AL erstere als untertänige Bittsteller um eine engere Kooperation auftraten. Böse Zungen behaupteten, daß einige EU-Mitglieder vergeblich versucht hätten, in die AL aufgenommen zu werden, allen voran die BRDDR, deren Kanzlerin Sarah Sauer seit 2015 dafür gesorgt hatte, daß ca. 5 Millionen arabische Invasoren Immivasoren Immigranten in die EU aufgenommen wurden, von denen die meisten letztlich dort landeten, wo die Sozialleistungen am höchsten waren, nämlich zwischen Oder und Rhein.

[Sarah Sauer und ihre Verbündeten]

****Auch wenn es so gewesen sein mag, war das bloß ein Vorwand. Die Streitigkeiten zwischen den beiden künstlichen Staaten sind so alt wie die mit dem Lineal auf der Landkarte gezogene Grenze zwischen ihnen: Vor Entdeckung des Erdöls ging der Streit um die Aberntung der grenzübergreifenden Dattelhaine bzw. deren Besteuerung :-)

*****Im Westen werden die Truppen ad-Dūrīs oft irrtümlich in einen Topf geworfen mit denen von DAESH (auch "ISIL" oder "ISIS" genannt), die zwei Jahre zuvor mit finanzieller und militärischer Unterstützung des Obama-Regimes Teile Syriens und Kurdistans besetzt hatten. Auf den Kopf von ad-Dūrī hatten die USA sage und schreibe 10 Millionen US-$ ausgesetzt, nachdem sie - wie zuletzt (?) bei Léon Degrelle - alle seine Familienangehörigen gekidnapt und einzeln zu Tode gefoltert hatten - einschließlich Frauen und Kinder -, um ihn zur Aufgabe zu bewegen.
(Dikigoros fragt sich immer, was Kidnapper damit zu erreichen glauben: Der Erpreßte weiß doch, daß die Parole in solchen Fällen nicht "Geld oder Leben" lautet, sondern "Geld und Leben", d.h. daß im Falle seiner Aufgabe er selber und seine Angehörigen ermordet werden.)
Im Februar 2016 behauptet das Regime, es habe mit Hilfe "shi'ïtischer Milizen" unter Führung von Qāsim Suleimānī (fälschlich auch "Qasem Soleimani" geschrieben) die "Rebellen" bis auf Saddāms Geburtsort Tikrit zurück geworfen. Unabhängige Quellen vor Ort können das nicht bestätigen.
Im Januar 2020, als auch der dümmste Politiker in Washington endlich gemerkt hatte, daß Suleimānī - den bekloppte Briten und Amerikanerhochkompetente angelsächsische Militärs schon zum "iranischen Rommel" hoch gejubelt hatten - obwohl er eher die Aufgaben eines Kommando-Führers à la Skorzeny wahr nahm - nicht DAESH und/oder ad-Dūrī bekämpft, geschweige denn besiegt hatte, sondern vielmehr vor ihnen nach Syrien geflohen war, lockten die USA ihn nach Bagdād und eliminierten ihn dort mittels einer Drohne. (Zur "Rechtfertigung" der Tötung wurden irgendwelche kürzlich begangene Missetaten angeführt, an denen er garantiert nicht beteiligt war :-) Allenthalben in der islamischen Welt wurden darob reichlich Krokodilstränen vergossen - nur ad-Dūrī lachte sich heimlich ins Fäustchen.
Dikigoros bedauert, daß er diesen Ereignissen im Rahmen einer Saddām-Biografie nicht mehr als eine Fußnote widmen kann.


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