Helmuth v. Pannwitz

(1898 - 1947)

[Pannwitz]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1898
14. Oktober: Helmuth v. Pannwitz wird als Sohn des Amtsrats (und Husaren-Leutnants a.D.) Wilhelm v. Pannwitz und seiner Ehefrau Hertha, geb. Retter, auf Gut Botzanowitz (Oberschlesien) geboren. Das Gut liegt direkt an der Grenze zum Tsarenreich; jenseits derselben liegt eine Kosaken-Einheit, die den Jungen von klein auf fasziniert.

1910
Pannwitz tritt in die Cadettenanstalt Wahlstatt (Schlesien) ein.

1914
Pannwitz wechselt auf die Hauptcadettenanstalt Lichterfelde bei Berlin.


August: Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Oktober: Pannwitz tritt als Fahnenjunker in das Ulanen-Regiment Nr. 1 ein.

1915
März: Pannwitz wird vorzeitig zum Leutnant befördert.

1916
Pannwitz nimmt an der Somme-Schlacht teil.

1917
Pannwitz nimmt an der Schlacht in den Karpathen und an der 12. Isonzoschlacht teil. Er wird mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet.

1918-1919
Pannwitz nimmt an den Freikorpskämpfen in Oberschlesien teil. Ihm wird dafür der "Schlesische Adler" verliehen.


Nach einer Verwundung scheidet er aus dem Militärdienst aus.

1920
März: Pannwitz tritt in die Dienste des polnischen Fürsten Radziwill ein und wird Verwalter auf Gut Mlockow (bei Warschau).

1933
Pannwitz kehrt nach Deutschland zurück und wird Reserve-Offizier beim Reiterregiment 7 in Breslau.


1935
Nach Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und Ausbau der Reichswehr wird Pannwitz als Rittmeister reaktiviert.
Er dient zunächst als Schwadrons-Chef im Reiterregiment 2 in Angerburg (Ostpreußen).

1938
April: Pannwitz heiratet Ingeborg, geb. Neuland. (Aus der Ehe gehen ein Sohn und zwei Töchter hervor.)
Juli: Pannwitz wird zum Major befördert und als Abteilungs-Kommandeur zum 11. Kavallerie-Regiment nach Stockerei (bei Wien) versetzt.

1939
ab September: Pannwitz nimmt am Polenfeldzug teil.

1940
ab Mai: Pannwitz nimmt am Frankreichfeldzug teil.

1941
ab Juni: Pannwitz nimmt am Rußlandfeldzug teil.
September: Pannwitz wird das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Dezember: Pannwitz wird als Referent zum Oberkommando des Heeres nach Lötzen (Ostpreußen) versetzt.

1942
April: Pannwitz wird zum Oberst befördert.
September: Pannwitz reist an den Terek mit dem Auftrag, kosakische Freiwillige für den Kampf gegen die stalinistische Sowjet-Union zu gewinnen.
November: Nach dem Durchbruch der Roten Armee bei Stalingrad gelingt es Pannwitz, sich mit einer "Kampfgruppe" von rund 1.000 Mann aus dem Kaukasus zur deutschen Front zurück zu kämpfen und dabei eine sowjetische Kavallerie-Division zu vernichten.
Dezember: Pannwitz werden das Eichenlaub zum Ritterkreuz des EK und der rumänische Michaels-Orden verliehen.


1943
März: Pannwitz stellt in Mielau die 1. Kosaken-Kavallerie-Division auf.
Juni: Pannwitz wird zum Generalmajor befördert.


ab Oktober: Pannwitz und seine Kosaken werden auf dem Balkan zur Bekämpfung von Titos Partisanen eingesetzt.


Pannwitz wird der kroatische Zvonimir-Orden I. Klasse verliehen.


1944
August: Pannwitz verweigert sich dem Wunsch Himmlers, seinen Kosakenverband in die Waffen-SS einzugliedern.

1945
Februar: Pannwitz wird zum Generalleutnant befördert. Sein Verband ist inzwischen zum XV. "Kosaken-Kavallerie-Korps" angewachsen (mit einer Truppenstärke von rund 25.000 Mann) und formell der Waffen-SS unterstellt worden.
Februar: Auf der Konferenz von Jalta sichern Roosevelt und Churchill ihrem Verbündeten Stalin zu, alle bei Kriegsende in ihrem Machtbereich befindlichen "Sowjetmenschen" an ihn auszuliefern zu "repatriieren".
(Da Stalin grundsätzlich jeden, der seit der glorreichen Oktoberrevolution von 1917 Die SU verlassen hat, als "Deserteur" betrachtet, bedeutet dies das Todesurteil für ca. 2 Millionen Betroffene - was den Westalliierten auch bewußt ist; nicht umsonst geben sie der Operation den cynischen Tarnnamen "Keelhaul [Kielholen]". Obwohl dies inzwischen allgemein bekannt ist - außer in der BRDDR, wo die ungeschriebene Zensur waltet -, werden diese Opfer Stalins von der offiziellen Geschichtsschreibung noch heute unter "in deutscher Gefangenschaft umgekommen" geführt.)
März: Angesichts der sich abzeichnenden Kriegsniederlage Deutschlands wählen die Kosaken Pannwitz zu ihrem "Obersten Feld-Ataman".


Mai: Die Kosaken kapitulieren in Österreich gegenüber britischen und amerikanischen Truppen, nachdem ihnen General Patton einen Freibrief ausgestellt hat, der jedoch von General Eisenhower widerrufen wird.
24. Mai: Die Briten sichern den Kosaken zu, sie nicht an Stalin auszuliefern.
27. Mai: Die Briten treiben die Kosaken und ihre Angehörigen - insgesamt rund 100.000 Personen - gewaltsam zusammen und liefern sie bei JudasburgJudenburg an Stalins Schergen aus.

[Die Briten knüppeln die 'Lienzer Kosaken' nieder]

Pannwitz - der die Möglichkeit gehabt hätte, sich "abzusetzen" - ist mit ihnen in Gefangenschaft gegangen und wird ebenfalls an Stalin ausgeliefert.

1947
16. Januar: Pannwitz wird in der berüchtigten Moskauer "Lubjanka" als "Kriegsverbrecher" zu Tode gefoltert.


1949
Die Angehörigen des "XV. K.K.K." werden summarisch als "Kriegsverbrecher" zum Tode verurteilt und anschließend zu 25 Jahren GULAG "begnadigt"; es gibt kaum Überlebende.* Von den ca. 800 mit ihnen gefangen genommenen und in die SU verschleppten deutschen Offizieren und Unteroffizieren überleben 165, die 1953-55 nach Österreich oder Deutschland zurück kehren dürfen.
Dezember: "The Red Danube" - eine Verfilmung von "Vespers in Vienna"** des Schotten Bruce Marshall, der die "Operation Keelhaul" kritisch beleuchtet - kommt in die US-Kinos. Obwohl von der Kritik aus nahe liegenden Gründen herunter gemacht, wird der Film zum Kassenerfolg und führt zu einer Neuauflage des Buches unter dem selben Titel.


Eine deutsche Übersetzung darf erst 1956 unter dem Titel "Die rote Donau" erscheinen - freilich nur mit dem irreführenden Untertitel "Ein Roman" und einer verharmlosenden Kurzinhaltsangabe auf dem Buchumschlag. (Eine deutsche Fassung des Spielfilms erscheint nie.)

1957
Nikolaj Krasnow - Enkel des Kosaken-Generals Pjotr Krasnow -, der nach Argentinien entkommen ist, das politische Flüchtlinge noch nicht an die Allierten ausliefert - veröffentlicht seine Memoiren, in denen er das Komplott zur Ermordung der Auslandsrussen im allgemeinen und der Kosaken im besonderen aufdeckt. Die spanische Ausgabe findet kaum Beachtung.

1960
Wenige Tage nach Erscheinen der englischen Übersetzung wird Krasnow ermordet - angeblich vom KGB, vermutlich aber von der CIA.
(Argentinien - wo inzwischen zwielichtige Gestaltengute Demokraten an der Macht sind - läßt das ebenso augenzwinkernd zu wie die Entführung des harmlosen Tirolers Riccardo Klement im selben Jahr durch den Mossad nach Israel, wo man ihm unter dem falschen Namen "Adolf Eichmann" einen Schauprozeß macht und anschließend er[justiz]mordet.)

1963-1972
Im Deutschen Soldatenjahrbuch erscheint als 10-teilige Serie (die längste ihrer Art) "Zur Geschichte des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps", verfaßt von Pannwitz' ehemaligen Unterführern, den Obersten a.D. Heinrich v. Kalben und - nach dessen Ableben - Constantin Wagner.***

1971
Erich Kern veröffentlicht "Pannwitz und seine Kosaken" (Untertitel: "Sie kämpften für die Freiheit und starben am Westen").


Das Buch wird, da der Verfasser als "rechter Revanchist" gilt, in so genannten "seriösen Historikerkreisen" tot geschwiegen. Die letzteren betrachten die Kosakeneinheiten als Angehörige der Waffen-SS, die wiederum im Einklang mit dem inter-alliierten Kriegsverbrecher-Tribunal von Nürnberg als "verbrecherische Organisation" angesehen wird, so daß alle ihre Angehörigen per se als "Verbrecher" gelten.

1973
Julius Epstein veröffentlicht "Operation Keelhaul. The Story of Forced Repatriation". Damit darf erstmals ungestraft ein Buch erscheinen, in dem festgestellt wird, daß Truman nicht nur alle Kosaken, die sich bei Kriegsende in Europa befanden, sondern auch alle Russen, die sich in den USA befanden - z.T. schon lange vor 1917 - einschließlich Frauen und Kinder zwecks Ermordung an Stalin auslieferte. (Eine deutsche Übersetzung erscheint nicht.)


1978
Nikolaj Tolstoj veröffentlicht "Victims of Yalta (Unter-[später Haupt-]-Titel: "The Secret Betrayal". (Deutsche Übersetzung: "Die Verratenen von Jalta" [zunächst mit dem Untertitel: "Englands Schuld vor der Geschichte", später geändert in "Die Schuld der Alliierten vor der Geschichte"].


1996
23. April: Unter der Regierung Jeltsin wird Pannwitz von der russischen Justiz rehabiliert.
(Unter Jeltsins Amtsnachfolger Putin wird diese Rehabilitierung später widerrufen.)

2006
"Pannwitz' Kosaken 1942-1945" von François de Lannoy erscheint auf Französisch, Englisch, Russisch und Ukraïnisch. (Eine deutsche Übersetzung erscheint nicht.)


*Einige der wenigen Überlebenden werden nach Stalins Tod von Chruschtschow begnadigt.

**Für Leser, die mit der mittelalterlichen Geschichte Südeuropas weniger vertraut sind: Das ist eine Anspielung auf die "Sizilianische Vesper", einen Massenmord im Jahre 1282.

***Darin wird die - originelle, aber nicht unbedingt zwingende - These vertreten, daß Pannwitz bei den Kosaken auch deshalb so beliebt war, weil sein - stets mit viel Alkohol gefeierter - Geburtstag auf den 14. Oktober fiel, den Tag Mariae Schutz und Fürbitte, der den Kosaken neben dem Christfest und dem Osterfest als höchster Feiertag gegolten habe. Richtig ist, daß das "Pokrow [Mantelfest]" einer der 12 "Hochfeiertage" der russisch-orthodoxen Kirche ist - was freilich in der BRDDR nicht bekannt werden darf, da es sich um einen "islamophoben" Feiertag handelt: Der Legende nach erschien im 10. Jahrhundert die Heilige Maria einem gewissen Andreas ("Andrej") von Konstantinopel und betete gemeinsam mit ihm, daß die Stadt vor den angreifenden Sarazenen gerettet werde.


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