BORIS  JELTSIN

(1.2.1931-23.4.2007)


Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikighoros

1931
01. Februar: Boris Nikolajewitsch Jeltsin* wird als ältestes von drei Kindern der Eheleute Nikolaj Ignatewitsch Jeltsin und Klawdija Wasilewna, geb. Starygin, in Butka geboren.
Er wächst in Beresniki auf.**

1949-55
Jeltsin studiert in Swerdlowsk (heute wieder Jekaterinburg) auf Ingenieur (Schwerpunkt Bergwerksbau).

1956
Jeltsin heiratet seine Kollegin Anastasja ("Naina") Iosifowna, geb. Girina. (Aus der Ehe gehen zwei Töchter hervor.)

1961
Jeltsin wird Mitglied der KPdSU.

1963
Jeltsin wird Leiter des Wohnungsbau-Kombinats von Swerdlowsk.

1968
Jeltsin wird Abteilungsleiter im Gebietskomitee Swerdlowsk der KPdSU.

1975
Jeltsin wird Sekretär des Swerdlowsker Gebietskomitees.

1976
Jeltsin wird 1. Sekretär des Gebietskomitees und Mitglied des Militärrates des Ural-Bezirks.

1978
Jeltsin wird Abgeordneter im Unionssowjet des Obersten Sowjets der UdSSR. Er ist Mitglied im Ausschuß für Transport, Post und Fernmeldewesen.

1981
Januar: Jeltsin wird der Lenin-Orden verliehen.


März: Jeltsin wird Mitglied im Zentralkomitee der KPdSU.

1984
Jeltsin wird Mitglied im Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR.

1985
April: Der neue Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow, ernennt Jeltsin zum Leiter der Abteilung Bauwesen im Zentralkomitee der KPdSU.
Juli: Jeltsin wird Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU.
Dezember: Jeltsin wird Vorsitzender der Moskaus KP.

1986
Januar: Auf dem XXVII. Parteitag der KPdSU rückt Jeltsin von Gorbatschow ab. Er wird Kandidat des Zentralkomitees der KPdSU.

1987
November: Auf Betreiben Gorbatschows wird Jeltsin gezwungen, von seinem Posten als KP-Chef von Moskau zurück zu treten.


1988
Februar: Jeltsin verliert auch seinen Status als Kandidat des Politbüros und wird auf den Posten des 1. Stellvertretenden Vorsitzenden des Baukomitees der UdSSR abgeschoben; seine politische Karriere scheint beendet.

1989
März: Bei den Wahlen zum Kongreß der Volksdeputierten gelingt Jeltsin ein spektakuläres Comeback: Er gewinnt mit einem Erdrutschsieg (fast 90% der abgegebenen Stimmen) den Moskauer Wahlkreis Nr. 1.
Mai: Jeltsin wird Mitglied im neuen Obersten Sowjet. Er wird Leiter des Ausschusses für Bauwesen und Architektur.

1990
Jeltsin veröffentlicht die autobiografische Broschüre "Beichte über ein vorgegebenes Thema".
("Übersetzungen" ins Englische - "Gegen den Strom" - und ins Deutsche - "Aufzeichnungen eines Unbequemen" - weichen in Umfang und Inhalt auffallend vom Original ab, das einen Schulaufsatz parodieren will :-)
Mai: Jeltsin wird zum Parlamentspräsidenten der sowjetischen Teilrepublik Rußland gewählt.
Juli: Auf dem XXVIII. Parteitages der KPdSU verkündet Jeltsin seinen Partei-Austritt.

1991
Juni: Jeltsin wird zum Präsidenten der sowjetischen Teilrepublik Rußland gewählt.
August: Jeltsin schlägt unter persönlichem Einsatz einen Putschversuch von Teilen des Militärs - hinter dem wahrscheinlich Gorbatschow selber steht - nieder und gewinnt dadurch hohes Ansehen beim russischen Wahlvolk - und bei den ausländischen Medien.


November: Jeltsin erklärt den Austritt der Russischen Föderation aus der UdSSR, wird Regierungschef des unabhängigen Rußlands und verbietet die Kommunistische Partei.
Dezember: Die UdSSR wird aufgelöst. Zwar bilden Rußland, die Ukraïne und Weißrußland (Belarus) eine so genannte "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten [GUS]" als Quasi-SU-Ersatz; deren alleinige Rechtsnachfolgerin wird jedoch die Russische Föderation unter Jeltsin, der auch das Kommando über die strategischen Atomwaffen erhält.***

1992
Januar: Wladimir Solowëw und Elena Klepikowa veröffentlichen eine "politische Biographie" Jeltsins unter dem Titel "Der Präsident".


Juni: Jeltsin wird in Washington von US-Präsident Bush empfangen; er unterzeichnet einen von vielen Verträgen über die Reduzierung von Atomwaffen (von denen noch keiner das Papier wert war, auf das er gedruckt wurde :-).
Juli: Jeltsin zieht alle russischen Truppen aus Tschetschnien - das sich Ende 1991 für unabhängig von Rußland erklärt hat - ab; dies unter vollständiger Zurücklassung von Waffen und Gerät, mit dem sich die Tschetschnier vorzüglich ausrüsten können.

1993
Januar: Jeltsin empfängt Bush zum Gegenbesuch in Moskau. Erneut wird - unter großem Medienrummel - ein geduldiges Stück Papier ("START-II-Abkommen") in Sachen "atomare Abrüstung" mit Unterschriften verunziertversehen.****
Februar: Jeltsin läßt den 50. Jahrestag des glorreichen Sieges bei Stalingrad groß feiern. Zu den Gratulanten zählt auch BRD-Kanzler Birne Kohl.
7. Juli: Jeltsin darf beim Weltwirtschaftsgipfel ("G 7") in Tōkyō am Katzentisch als "Gast" dabei sein. Er spricht vor allem den Speisen und alkoholischen Getränken, die bei dieser Gelegenheit gereicht werden, in starkem Maße zu und wird hinter vorgehaltener Hand - in Anlehnung an den Roman/Film "Lord of the Rings [Herr der Ringe]" - "Lord of the Drinks" genannt. (Was ihm nicht ganz gerecht wird, denn er kann nicht nur saufen, sondern auch tanzen :-)


12. Juli: Nach Monate langem Tauziehen zwischen Jeltsin, Duma und Verfassungsgerichtshof (und einem Volksreferendum, über das sich alle Beteiligten souverän hinweg setzen :-) wird eine neue russische Verfassung verabschiedet, welche die präsidialen Machtbefugnisse erheblich erweitert.
August: Jeltsin wird in Prag vom tschechischen Präsidenten Vaclav Havel empfangen. Sie unterzeichnen einen "Freundschaftsvertrag", der - nachdem die beiden Staaten keine gemeinsame Grenze mehr haben und auch der "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe [RGW, Comecon]" längst aufgelöst ist - irgendwie als überflüssig empfunden wird.
September: Jeltsin löst die Duma auf und schreibt Neuwahlen aus.
Oktober: Jeltsin schlägt einen erneuten Putschversuch - zur Abwechslung von Teilen der Regierung und des Parlaments - nieder. Diesmal sind die Reaktionen im In- und Ausland weniger begeistert.
(Die Putschisten werden - ebenso wie die von 1991 - schon im folgenden Jahr gegen Jeltsins Willen von der Duma amnestiert)


Dezember: Die Neuwahlen ergeben keine klaren Mehrheitsverhältnisse. Jeltsin regiert weitgehend per "Ukas [Präsidialverordnung]".

1994
Dezember: Jeltsin gelangt zu der Erkenntnis, daß Rußland auf das Öl in und vor allem die Pipeline durch Tschetschnien nicht verzichten kann und befiehlt den Einmarsch in die abtrünnige Teilrepublik.

1995
Januar: Nach Besetzung der tschetschnischen Hauptstadt Grosny erklärt Jeltsin den Krieg für gewonnen. (Die tschetschnische Guerilla führt ihn aber ungerührt fort.)
Juni: Jeltsin nimmt am Weltwirtschaftsgipfel in Halifax (Kanada) teil.
Juni/Juli: Nachdem tschetschnische Mujaheddin ein russisches Krankenhaus überfallen und über 1.000 Geiseln genommen haben, läßt sich Jeltsin zur Einstellung der russischen Kampfhandlungen erpressen - während die Tschetschnier munter weitermachen. Grosny wird von ihnen eingekesselt.
Oktober: Jeltsin wird in New York von US-Präsident Clinton empfangen; er läßt sich zu einer Beteiligung am Krieg gegen Serbien Friedenseinsatz für Bosnien breit schlagen überreden.


Dezember: Nach einer Niederlage seiner Anhänger bei neuerlichen Wahlen zur Duma arrangiert sich Jeltsin zunehmend mit den AltNeo-Kommunisten.

1996
Januar: Tschetschnische Mujaheddin bringen erneut ein russisches Krankenhaus in ihre Gewalt. Der Versuch, die Geiseln diesmal mit Gewalt zu befreien, mißlingt; er kostet über 100 Tote und Jeltsin viele Sympathien beim Wahlvolk - dem seine vollmundige Behauptung, der Krieg sei bereits gewonnen, noch im Ohr klingt.
April: Rußland bildet mit der VR China, Kazaķhstan, Kyrgystan und Tadjikistan die "Fünf von Schanghai".
(Niemand ahnt, daß daraus einmal mehr werden könnte als ein Debattierclub, dessen Staats- bzw. Regierungschefs sich einmal im Jahr treffen, um gut zu speisen und mehr oder weniger unverbindliche Plaudereien über Abrüstung im allgemeinen, Grenztruppenreduzierung im besonderen und andere "vertrauensbildende Maßnahmen" zu führen. China will vor allem verhindern, daß die ehemaligen Turk-Republiken der SU die Uiguren unterstützen. Auch Jeltsin findet die in den Gründungsstatuten niedergelegte Gleichsetzung von "Separatismus" und "Terrorismus" gut und richtig.)
Juni/Juli: Jeltsin schließt wiederum einen Waffenstillstand mit den Tschetschniern und wird daraufhin erneut zum Präsidenten der Russischen Föderation gewählt.
(Zweifel an der Korrektheit der Stimmenauszählung sind erlaubt: Bei Meinungsumfragen hatten sich zuvor nur 4% [vier v.H.] der Wahlberechtigten für Jeltsin ausgesprochen.)
August: Die Tschetschnier - die auch diesmal gar nicht daran denken, den Waffenstillstand einzuhalten - erobern Grosny zurück, das für die eingekesselte 58. Armee zum Stalingrad wird.
(Die genaue Höhe der russischen Gesamtverluste wird bis heute totgeschwiegen. Sie dürfte aber ein Vielfaches der offiziell eingeräumten 5.732 Mann betragen haben. In der russischen Geschichtsschreibung gibt es zwar einen 1. und 2. Tschetschnien-Krieg, aber keine 1. und 2. Schlacht um Grosny - die erste, verlorene, ist schlicht aus den Büchern verschwunden, wenn sie denn je darin war.)
Tschetschnien hat damit de facto die Unabhängigkeit von Rußland erlangt, auch wenn diese offiziell nur von einigen muslimischen Staaten anerkannt wird.
November: Nach einer Herzoperation kommt Jeltsin gesundheitlich nicht mehr voll auf die Beine.

1997
Februar: Jeltsin empfängt den "palästinensischen" Terroristen 'Arafāt zum Staatsbesuch in Moskau und läßt sich von ihm ausgiebig abknutschen.


März: Jeltsin trifft in Helsinki erneut mit Clinton zusammen und pocht auf Einhaltung der 1991 von dessen Amtsvorgänger Bush gegenüber Gorbatschow abgegebene Zusage, auf eine "Ost-Erweiterung" der NATO um ehemalige Mitgliedsstaaten des aufgelösten "Warschauer Pakts" zu verzichten.
(Es bedurfte nicht des russischen Geheimdienstes, um in Erfahrung zu bringen, daß die NATO Polen, der Tschechei und Ungarn Beitrittsverhandlungen angeboten hatte.)
April: Jeltsin unterzeichnet einen "Unionsvertrag" mit Weißrußland.
(Wirklich umgesetzt wird dieser Vertrag nie, denn der Hühnerzüchter und Caesar Brutus Präsident Lukaschenka - den Ihr doch bitte nicht immerzu "Lukaschenko" schreiben wollt, liebe Landsleute; die Weißrussen - Bela-, nicht Belo-Russen - haben eine Rechtschreibreform durchgeführt, nach der das unbetonte "o" nicht nur "a" gesprochen, sondern auch geschrieben wird! - ist ein ehrenwerter mißtrauischer umsichtiger vorsichtiger Mann :-)
Mai: Jeltsin unterzeichnet einen "Freundschaftsvertrag" mit der Ukraïne.
Dikigoros kann sich nicht verkneifen, an dieser Stelle den Satz zu zitieren, der ihm von seiner Reise in die Ukraïne Anfang der 1990er Jahre am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist: "Freunde dürfen Sie hier nicht suchen!"
Juni: Jeltsin nimmt am Weltwirtschaftsgipfel in Denver teil - man spricht nunmehr von "G 8".

1998
März: Jeltsin entläßt Premierminister Tschernomyrdin, dem er die zunehmende Finanz- und Wirtschaftskrise zur Last legt.
Juli: Jeltsin läßt die sterblichen Überreste des 1918 von den Kommunisten ermordeten Tsaren Nikolaj II und seiner Familie mit großem Pomp - und enormen Kosten - in Sankt Peterburg noch einmal beerdigen.


August: Nach schweren Fehlern in der Finanz- und Wirtschaftspolitik (versäumte rechtzeitige Abwertung des Rubl, mißglückter Versuch, die letzten maroden Staatsbetriebe zu privatisieren - mangels Kaufinteressenten -, Unfähigkeit, die massive Kapitalflucht ins Ausland zu verhindern), die zu einer astronomischen Staatsverschuldung und einer galoppierenden Inflation geführt haben, muß Rußland die Zahlungen auf private Auslandsschulden und Staatsanleihen "aussetzen", was de facto einem Staatsbankrott gleich kommt.
(In Rußland wird das Kind auch beim Namen genannt; im Ausland scheut man das Wort jedoch wie der Teufel das Weihwasser. Die "Krise" wird schließlich mit Milliarden-Krediten der Weltbank und des IWF - also hauptsächlich auf Kosten der deutschen Steuerzahler - zur Bedienung der Auslandsschulden und einer Währungsreform - also auf Kosten der russischen Sparer, die praktisch enteignet werden - zur Beseitung der Inlandsschulden "gelöst". Über Ursachen und Verlauf der "Krise" gibt es zahlreiche Theorien, von denen keine Dikigoros so recht zu überzeugen vermag, weshalb er darauf verzichtet, sie hier zu referieren. Es kamen wohl mehrere negative Faktoren zusammen, die man schwerlich Jeltsin allein anlasten kann. Die heute herrschende Meinung, daß die "Asienkrise" von 1997 - über die Dikigoros an anderer Stelle schreibt - schuld gewesen sei, ist abwegig. Einzige Parallele ist, daß der jüdische Spekulant "George Soros" in beiden Krisen einen Mords-Reibach machte.)
Dezember: Im serbischen Herzland Kosovo proben muslimische Albaner mit Unterstützung des Westens die Machtergreifung und erklären nach tschetschnischem Muster die Unabhängigkeit der "Republik Kosova".

1999
Die NATO nutzt Rußlands und Jeltsins Schwäche gnadenlos aus:
24. März: Die NATO greift mit Luftbombardements auf Serbien offen auf Seiten der Albaner in den Sezessionskrieg ein. Jeltsin muß dem Völkermord der "ethnischen Säuberung" des Kosovo von christlichen Serben macht- und tatenlos zusehen.
Der "Internationale Gerichtshof" der UNO - der sich für das Weltgericht hält - urteilt später mit kaum zu überbietendem Cynismus, der NATO-Überfall sei rechtens gewesen, da in diesem Fall das einst von US-Präsident Wilson verkündete "Selbstbestimmungsrecht der Völker" dem Recht auf staatliche Unversehrtheit vorgehe. [Unberücksichtigt bleibt, daß das "Volk der Kosovaren" nur deshalb mit überwältigender Mehrheit für eine Sezession ist, weil die Albaner die Serben im Kosovo zuvor ausgerottet hatten. In Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Rußland, China u.a. Staaten mit ethnischen Minderheiten, die regionale Mehrheiten stellen, gilt das selbstverständlich nicht.]
29. März: Polen, die Tschechei und Ungarn treten der NATO bei.
Rußland ist auf dem Tiefpunkt seiner Nachkriegsgeschichte angelangt - und Jeltsin auf dem Tiefpunkt seines Ansehens.
April: Jeltsin empfängt den Negerhäuptling Mandela zum Staatsbesuch in Moskau. Eine Annäherung der später so genannten "BRICS"-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika) beginnt sich abzuzeichnen.


Mai: Jeltsin übersteht ein Amtsenthebungsverfahren, das die Duma gegen ihn angezetteltangestrengt hat.
Juni: Jeltsin nimmt am Weltwirtschaftsgipfel in Köln teil. (So heißt es offiziell; tatsächlich nimmt er nur am Abschlußbankett teil :-)


August: Jeltsin ernennt Wladimir Putin zum neuen Ministerpräsidenten.
31. Dezember: Jeltsin erklärt seinen Rücktritt als Präsident und übergibt die Amtsgeschäfte an Putin - der ihm im Gegenzug Immunität vor Strafverfolgung gewährt.


Seinen Lebensabend verdämmertverbringt Jeltsin mit Johnny Walker u.a. dickenguten Freunden.



2000
Oktober: Auf der Frankfurter Buchmesse erscheint unter Jeltsins Namen ein Werk mit dem Titel "Mitternachtstagebuch. Meine Jahre im Kreml".


2006
Herbert J. Ellison veröffentlicht "Boris Yeltsin and Russia's Democratic Transformation".


2007
23. April: Boris Jeltsin stirbt in einem Moskauer Krankenhaus. Offizielle Todesursache: Herzversagen. (Inoffizielle Todesursache: Säuferleber :-)
An der Trauerfeier nimmt in- und ausländische Politprominenz teil.


Er wird auf dem Neujungfern-Friedhof in Moskau beigesetzt. (Einen Platz neben Lenin in dessen Mausoläum auf dem Roten Platz hatte er sich testamentarisch verbeten :-)


*Das schreibt sich auf Russisch "Elzin"; Dikigoros' Transkription folgt der deutschen Aussprache. Über Jeltsins Herkunft ist nichts verläßliches in Erfahrung zu bringen. Die offiziellen Angaben - Vater erst Bauer, dann Arbeiter - sind nicht glaubhaft, erst recht nicht, daß dieser mehrere Jahre als "Regime-Gegner" im GULAG war. (Sein Sohn hätte dann schwerlich studieren dürfen.) Zweifelhaft ist auch die Behauptung, daß er aus dem ugrischen Völkchen der Wogulen ("Mansi") stammte. Es gibt eine ernst zu nehmende Mindermeinung, wonach er ursprünglich "Jelzmann" oder "Salzmann" hieß und seinen deutsch-jüdischen Namen erst später "russifizieren" ließ. Dagegen spricht indes, daß auch Namen wie "Jeltsin", "Jeltschin" u.ä. eher jüdisch als russisch sind; wer in dieser Hinsicht etwas verbergen will, würde wohl einen anderen Namen annehmen. Für eine rein russische Abstammung spricht auch seine über jeden Zweifel erhabene Trinkfestigkeit.

**Auch über Jeltsins Kindheit und Jugend ist nichts verläßliches in Erfahrung zu bringen. Dikigoros enthält sich jeglicher Spekulationen.

***Viel schwerer als der Verlust der westlichen Randgebiete der SU wiegt nach Ansicht zeitgenössischer Beobachter der Verlust der asiatischen Turk-Republiken mit ihren scheinbar unermeßlich reichen Bodenschätzen - vor allem Erdöl und Erdgas.

Im Rückblick verdienen diese Überlegungen nur noch eine Fußnote. Jene Republiken waren zuletzt - ähnlich wie die Satelliten-Staaten des COMECON - finanziell ein Zuschußgebiet für die SU, da sich ihre Bodenschätze nur mit hohem Kostenaufwand ausbeuten ließen. Fast sofort nach der Unabhängigkeit brachen ihre Wirtschaften zusammen und langwierige Bürgerkriege aus. Es gelang Jeltsin jedoch, überall pro-russische Herrscher an die Macht zu bringen und auf Dauer zu halten, die sich aller Putschversuche islamischer Fundamentalisten mit Hilfe der Roten Armee erfolgreich erwehrten. (Während der Satz "Das Grundgesetz wird am Hindukusch verteidigt" längst nur noch als Beleg für die Inkompetenz und den Größenwahn gewisser BRDDR-Politiker zitiert wird, hat sich Jeltsins Satz "Rußland wird an den südlichen Grenzen Usbekistans und Tadjikistans verteidigt" bewahrheitet.) Während andere Staaten - von den USA bis zur VRC - Chimären in Afģānistān nachjagten in dem Glauben, dort Pipelines gen Süden bauen zu können, die Rußland das Wasser Öl und Gas abgraben würden, fließt der wertvolle Stoff bis heute durch russische Pipelines gen Norden und Westen; und daran dürfte sich nach menschlichem Ermessen auch nichts mehr ändern - jedenfalls nicht zu Dikigoros' Lebzeiten.
Nachtrag: Dikigoros läßt diese - anno 2022 widerlegte - Fehlprognose stehen, da er sich nicht im Nachhinein klüger machen will als er war, als er das schrieb. Im übrigen glaubt er immer noch, daß es für alle Beteiligten besser gewesen wäre, wenn er Recht behalten hätte, daß also nicht er, sondern die Politiker der Gegenwart dümmer sind als gedacht.

****Wer des Russischen mächtig ist, wird angesichts von Jeltsins Unterschrift wissen, was Dikigoros meint. Die ans Obszöne grenzende Verschmelzung von "Б" und "Е" am Anfang mag man noch als "künstlerische Freiheit" durchgehen lassen, die fehlende Unterzone beim "ц" in der Mitte als bloßen Flüchtigkeitsfehler; aber wer das "н" am Ende so schreibt wie Jeltsin, der kann nicht ganz richtig im Kopf (oder in der Leber :-) sein. Dikigoros hat sich lange und ernsthaft bemüht, eine "bessere" Unterschriftsprobe zu finden; aber es ist ihm nicht gelungen.


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