PIERRE  LAVAL

(1883 - 1945)

[Pierre Laval]
[Pierre Laval - Signatur]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1883
28. Juni: Pierre Laval wird als Sohn des Hoteliers und Roßtäuschers Pferdehändlers Gilbert Laval und seiner Ehefrau Claudine, geb. Tournaire, in Châteldon (Auvergne) geboren.

1903
Laval tritt der Sozialistischen Arbeiterpartei Frankreichs (SFIO) bei.

1907
Nach einem Jurastudium läßt sich Laval als Maître [Rechtsanwalt] in Paris nieder. Er macht sich als Verteidiger von Gewerkschaftern und Sozialisten einen Namen.

1914
April: Laval wird als jüngster SFIO-Abgeordneter für Aubervilliers (bei Paris) in die Deputiertenkammer gewählt.
August: Zu Beginn des Ersten Weltkriegs setzt sich Laval für einen Verhandlungsfrieden mit dem Deutschen Reich ein.

1917
Als Laval die wachsende Kritik an seiner Position bemerkt, plädiert er für die Ernennung des nationalistischen "Tigers" Georges Clemenceau zum Ministerpräsidenten.

1919
November: Bei den Parlamentswahlen werden die Sozialisten schwer geschlagen; Laval verliert sein Abgeordnetenmandat. Er arbeitet wieder als Anwalt, Journalist und Geschäftsmann.

1922
Laval verläßt, wiewohl ein Bewunderer Lenins, die SFIO.

1923
Februar/März: Laval wird als "Unabhängiger" (aber auf einer gemeinsamen Liste mit seinen ehemaligen SFIO Parteigenossen) zum Bürgermeister von Aubervilliers gewählt.

1924
Mai: Laval wird als Kandidat einer "unabhängigen" Linken Liste ("Cartel des gauches") in die Nationalversammlung gewählt.

1925
April: Laval wird Arbeitsminister im Kabinett Painlevé (bis zu dessen Sturz im Oktober).
November: Laval wird Staatssekretär im Kabinett Briand.

1926
März: Laval wird Justizminister (bis zum Sturz Briands im Juli).

1926-1929
Unter den folgenden Regierungen von Raymond Poincáre, Briand und André Tardieu ist Laval Mitglied des Senats; er orientiert sich politisch allmählich von links nach rechts.

1930
März: Laval wird Arbeitsminister im zweiten Kabinett Tardieu (bis Dezember).
November: Die jüdischenPariser Privatbanken Adam und Oustric stellen ihre Zahlungen ein. In den betrügerischen Bankrott sind mehrere Abgeordnete und Minister verwickelt, was zum Sturz der Regierung Tardieu führt.

1931
27. Januar: Nachdem auch Tardieus kurzzeitiger Nachfolger Steeg über den Bankenskandal gestürzt ist, wird Laval neuer Ministerpräsident [Präsident des Ministerrats] und zugleich Innenminister. Er versucht vergeblich, die "Radikalsozialisten" (Sozialdemokraten) näher an den "Nationalen Block" der französischen Parteien zu binden.
Juli: Laval empfängt die Vertreter Großbritanniens und der USA in Paris zu einer Gipfelkonferenz, auf der ein gemeinsames Vorgehen zur weiteren Niederhaltung Deutschlands - wo die Regierung Brüning gefährliche Ideen wie eine Zollunion mit dem wirtschaftlich am Boden liegenden Österreich hegt - beschlossen wird. Laval befindet sich auf dem Höhepunkt seines internationalen Ansehens; bei einem Gegenbesuch in New York wird er zusammen mit seiner Tochter Josée ["Josette"] Marie (die wenig später einen Schwiegerneffen von Theodore Roosevelt heiratet) begeistert empfangen.


1932
Januar: Laval wird vom US-Nachrichtenmazin TIME zum "Mann des Jahres" 1931 gekürt - als erster Politiker und als erster Franzose, dem diese zweifelhafte Ehre zuteil wird.
(Nach ihm wird nur noch ein einziger Franzose "Time's Man of the Year", nämlich der Auftraggeber seines Justizmordes - allerdings nicht dafür, sondern für seine Machtergreifung 1958.)


Februar: Laval wird als Ministerpräsident von Tardieu abgelöst, in dessen Kabinett er nur noch Arbeits- und Sozialminister ist - ein Schleudersitz, den er im
Juni räumt. Die von den USA ausgehende Weltwirtschaftskrise hat nun auch Frankreich voll erfaßt.
(Dazu trägt maßgeblich bei, daß sich Frankreich den kostspieligen Luxus einer Hochrüstung leistet, die große Teile des Staatshaushalts - und der deutschen Reparationszahlungen - verschlingt, und daß die USA nicht bereit sind, Frankreich seine Kriegsschulden zu erlassen, während sie Deutschland die Kredite, die es zur Zahlung der Reparationen aufnehmen mußte, wenigstens teilweise stunden.)
Ähnlich wie in den Nachbarstaaten Deutschland und Spanien kommt es zur Radikalisierung breiter Bevölkerungsschichten; linke und rechte Milizen (Kommunistischer Soldatenbund, Feuerkreuzliga u.a.) liefern einander in Paris u.a. Städten regelmäßig Straßenschlachten.

1933
Kurzlebige Kabinette unter wechselnden Ministerpräsidenten (Paul-Boncour, Daladier, Sarraut, Chautemps) wechseln einander ab.
Das Vertrauen in die parlamentarische Demokratie wird durch Finanz- und Korruptionsskandale erschüttert, in die Regierungsmitglieder und führende Parlamentarier verstrickt sind.
Besondere Empörung rufen die groß angelegten Betrügereien des polnischen Juden Alexandre Stavisky hervor, der von den "Radicaux de gauche" [Linksliberalen] gedeckt wird.


1934
06. Februar: Die Feuerkreuzliga organisiert nach einschlägigen Vorbildern* einen "Marsch auf Paris". Daladier läßt die unbewaffneten Demonstranten - hauptsächlich Kriegsveteranen, denen man die Invalidenrente gekürzt hat und kleine Sparer, die beim Bankenskandal Stavisky ihr Geld verloren haben - von der Polizei zusammen schießen; es gibt mehrere Tausend Tote und Verletzte.


07. Februar: Unter dem Druck der Öffentlichkeit muß Daladiers "Regierung der Mörder" zurücktreten.



09. Februar: Gaston Doumergue (1863-1937) bildet eine neue Mitte-Rechts-Regierung, in der Laval zunächst Kolonialminister, dann (ab Oktober) Außenminister wird.
Er sucht die Annäherung an Italien unter Benito Mussolini, um einen Verbündeten gegen Deutschland zu finden, wo inzwischen (seit 1933) Adolf Hitler Reichskanzler ist.
Juni: Kommunisten, Sozialisten und "Radicaux de gauche" verbünden sich mit dem Ziel einer "Volksfront".

1935
April: Laval reist nach Stresa, wo sich Italien, England und Frankreich erneut gegen das Deutsche Reich verbünden und einander ein Festhalten an den Bedingungen des "Friedens"-Diktatsvertrags von Versailles garantieren ("Stresa-Front").


24. Mai: Laval reist nach Moskau und schließt mit Stalin einen - gegen Deutschland gerichteten - französisch-sowjetischen Beistandspakt.


Mai: Laval reist nach Rom und schließt mit Mussolini ein Abkommen ("Laval-Mussolini-Pakt"), in dem Italien auf Tunesien verzichtet, wofür ihm Frankreich freie Hand bei der beabsichtigten Besetzung Abessiniens (heute: Äthiopien) läßt.



Juni: Laval wird erneut Ministerpräsident. Er betreibt mit mehreren Preisverordnungen eine deflationäre Finanzpolitik, um die anhaltenden Wirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Frankreich (dessen Exporte seit 1930 um zwei Drittel eingebrochen sind) zu bekämpfen. Die sinkenden Löhne und Gehälter entfremden ihm die Arbeitnehmer unter den Wählern. In den Medien wird er darob erstmals als "Fascist" beschimpft. (Dies, obwohl Hitler und Mussolini eine völlig entgegen gesetzte Finanzpolitik betreiben, die man später - nach dem jüdischen Wirtschafts-Theoretiker Keynes - "deficit spending" nennt.)


Oktober: Als Italien mit der Besetzung Abessiniens beginnt, protestiert Großbritannien, das Abessinien selber annektieren will, um eine Landverbindung zwischen seinen Kolonien Ägypten-Sudan, Uganda-Kenya und Britisch Somalia herzustellen.
Dezember: Laval vermittelt ein Geheimabkommen (nach ihm und dem britischen Außenminister "Hoare-Laval-Pakt" genannt) zwischen Italien, Großbritannien und Frankreich, wonach Großbritannien der größten Teil Abessiniens als "Interessengebiet" zugesprochen wird; Frankreich behält den kleinsten, aber wertvollsten Teil von Somaliland mit dem Hafen Djibouti - dem Endpunkt der Eisenbahn nach Addis Abeba -; Italien wird mit einem Streifen wertloser Wüste an der Grenze zu Eritrea und dem - ebenso wertlosen - Ogaden - abgespeist, darf aber Djibouti als Freihafen nutzen und im südlichen Teil des britischen Gebiets Handel treiben.


Wenige Tage später veröffentlicht die französische Presse den "Hoare-Laval-Pakt", der vor allem bei den Parteien in Großbritannien - die Abessinien vollständig annektieren, nicht bloß einen Teil als "Einflußsfäre" gewinnen wollen - einen Sturm im Wasserglasder Entrüstung auslöst. Hoare muß zurück treten; der "Hoare-Laval-Pakt" wird nicht ratifiziert. Nunmehr verweigert die französische Nationalversammlung auch dem "Laval-Mussolini-Pakt" die Ratifizierung. Die französisch-italienische Verständigungspolitik Lavals scheitert; Mussolini wendet sich dem einzigen noch für ihn in Frage kommenden Bündnispartner Hitler zu; damit ist auch die "Stresa-Front" hinfällig.



1936
Januar: Die National-Versammlung stürzt den "Mussolini-Freund" Laval. Eine Streikwelle, die das Wirtschaftsleben Frankreichs völlig lahm legt, zwingt seinen Nachfolger Albert Sarrault zur Ausschreibung von Neuwahlen.
April: Nach dem Wahlsieg der Kommunisten bei den Parlamentswahlen kommt es zur Machtergreifung der "Volksfront" unter dem Juden Léon Blum. Sie setzt eine Lohnerhöhung um durchschnittlich 12%, drei Wochen bezahlten Jahresurlaub und die 40-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich fest.
Die Folge sind Kapitalflucht ins Ausland - Frankreich verliert fast seine gesamten Goldreserven, die bis dahin die höchsten in Europa waren - und Inflation im Inland. Der Export bleibt am Boden, obwohl der Franc wiederholt abgewertet wird (bis auf 16 Pf), da die anderen Staaten entweder auch abwerten und/oder die Zollschranken erhöhen bzw. bestimmte Waren kontingentieren.

1936-1939
Laval, der die Möglichkeit eines französisch-italienischen Bündnisses gegen Deutschland durch Großbritannien vereitelt sieht, denkt um und plädiert nun für eine Verständigung mit Deutschland. Er wird dafür von den Karikaturisten der "Volksfront" als Kröte und als "Judas" verunglimpft, der die französischen Interessen für 30 Silberlinge verkaufen will.


1938
April: Nachdem die "Volksfront" völlig abgewirtschaftet hat, kommt erneut der "Verbrecher" Daladier an die Macht. Laval bleibt dem Kabinett fern.

1939
September: Frankreich und Großbritannien nehmen den Polenfeldzug zum Vorwand, Deutschland den - längst geplanten - Krieg zu erklären, der sich später zum Weltkrieg ausweitet, jedoch zunächst nur als "Drôle de guerre" [Sitzkrieg] geführt wird.
Laval plädiert für die Annahme des Friedensangebots, das Hitler unmittelbar nach dem Polenfeldzug an England und Frankreich richtet; er kann sich jedoch nicht durchsetzen.

1940
Mai: Der "Frankreichfeldzug" der Wehrmacht beginnt.
Juni: Nach der französischen Niederlage ist Laval unter Marschall Henri Philippe Pétain an den Waffenstillstandsverhandlungen mit den Deutschen beteiligt.


10. Juli: Auf Betreiben Lavals überträgt das Parlament Pétain die Vollmachten zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
17. Juli: Laval wird in der Vichy-Regierung Stellvertreter von Staatschef Pétain.
Die beiden veröffentlichen eine Broschüre mit dem - wenig einfallsreichen - Titel "Mein Unser Kampf".


August: Laval überlebt den Mordanschlag eines de-Gaulle-Anhängers.


13. Dezember: Weil er sich für die Annäherung an Hitler und eine Annahme seiner Forderungen einsetzt, wird Laval aus allen seinen Ämtern entlassen und unter Hausarrest gestellt.

1942
18. April: Auf deutschen Druck wird Laval von Pétain zum Ministerpräsidenten ernannt.
Um ihn populär zu machen, erscheint eine Broschüre mit dem Titel "Wer ist Pierre Laval?" von Paul Morand.


Juni: Laval ermuntert französische Arbeiter, sich der deutschen Kriegsindustrie zur Verfügung zu stellen.


Die damit verbundene massive Werbekampagne ist der beste Beweis, daß es sich um einen freiwilligen Arbeitseinsatz handelt, nicht um eine gewaltsame "Deportation" zwecks "Zwangsarbeit". Gleichwohl wird Laval später genau das - wider besseres Wissen - zur Last gelegt.
(Diese Lüge geistert bis heute durch die "politisch korrekten" Geschichts- und Märchenbücher sowohl der BRDDR als auch des Sechsecks, unter Berufung auf Aussagen französischer Arbeiter, die nach dem Krieg notgedrungen ihren freiwilligen Arbeitseinsatz in Deutschland so darstellten, um den Repressalien gegen "Collaborateure" zu entgehen. Die gleichfalls als "Beweismittel" angeführten "Deportiertenausweise" wurden in den 1950er Jahren nachträglich ausgestellt für "Betroffene", die damit Ansprüche auf "Entschädigung" geltend machen konnten.


22. April: In Bezug auf den Rußland-Feldzug erklärt Laval in einem Schreiben an den US-Botschafter: "Im Falle eines Sieges Sowjet-Rußlands und Englands über Deutschland wird sich der Bolschewismus unvermeidlich in Europa festsetzen. Unter diesen Umständen zöge ich es vor, daß Deutschland den Krieg gewinnt. Ich glaube, daß mit Deutschland ein Arrangement getroffen werden könnte, dessen Konsequenz ein dauerhafter Friede in Europa wäre." An einem solchen dauerhaften Frieden in Europa liegt den USA freilich nicht das geringste - Laval hat mit diesen Worten, wie sich später zeigen soll, sein Todesurteil geschrieben. Unterdessen werden französische Freiwillige für den "Kreuzzug gegen den Bolschewismus" angeworben.


November: Mit dem Gelingen der alliierten Invasion Nordafrikas, der daraufhin erfolgenden Besetzung Südfrankreichs durch deutsche und italienische Truppen und dem Anwachsen der "Résistance"-Bewegung beginnt Lavals Einfluß zu schwinden.

1943
April: Laval wird von Hitler auf dem Berghof empfangen, was ihn erneut zur Zielscheibe der feindlichen Propaganda macht.


1944
Juni: Die alliierte Invasion in der Normandie gelingt.
August: Kurz vor dem Einzug alliierter Truppen in Paris beruft Laval eine Nationalversammlung ein, um sich von der deutschen Besatzungsherrschaft abzusetzen; daraufhin wird er von den Deutschen kurzzeitig in Belfort interniert, darf sich dann aber zur Exilregierung in Sigmaringen begeben.

1945
Mai: Nach der deutschen Kapitulation flieht Laval nach Katalonien.
Juli: Laval wird in Barcelona verhaftet. Franco liefert ihn in die amerikanische Besatzungszone Österreichs aus**; die Amerikaner reichen ihn an de Gaulle weiter.
August: Laval wird gezwungen, im Schau-Prozeß gegen Pétain wegen Hochverrats als Zeuge auszusagen. (Die Verbrecher-Visagen seiner Büttel sprechen Bände.)


Oktober: Laval wird selber wegen Hochverrats vor "Gericht" gestellt.
(Es handelt sich lediglich um ein Scheinverfahren nach sowjetischem Muster. Eine reguläre Verteidigung wird nicht zugelassen; der Angeklagte darf insbesondere keine Entlastungszeugen benennen.)
Auf Anweisung de Gaulles wird er zum Tode verurteilt.
15. Oktober: Laval versucht sich selbst mit Gift zu töten, bleibt aber durch schnelle medizinische Hilfe am Leben. Nachdem man ihm sieben mal den Magen ausgepumpt hat, wird er erschossen.***

* * * * *

1947
Die reißerische Laval-Biografie von Michel Letan erscheint. Sie verspricht - im Untertitel - "endlich die Wahrheit" aufzudecken, die sie freilich im Buchinneren schuldig bleibt.
Weniger Aufsehen macht das - viel lesenswertere - Buch über die "Befreiung" von Paris, das René Chateau unter dem Pseudonym "Jean-Pierre Abel" veröffentlicht: "Das Zeitalter Kains".


1949
Julien Clermont veröffentlicht "L'homme qu'il fallait tuer [Der Mann den man töten mußte]".



1955
Alfred Mallet veröffentlicht eine umfangreiche Laval-Biografie in zwei Bänden, die lange als Standardwerk gilt.


1959
In britischen Medien erscheint eine boshafte Karikatur, die de Gaulle mit Laval vergleicht, da er den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ("EWG", später "EG" und "EU") verhindere und statt dessen wie der letztere auf eine "Collaboration [Zusammenarbeit]" Frankreichs mit Deutschland unter Hitlers Nachfolger Adenauer setze - für die er Laval hatte hinrichten lassen. Tenor: "Laval war seiner Zeit voraus!"


1980
Fred Kupferman veröffentlicht "Der Prozeß von Vichy: Pucheu, Pétain, Laval".


1983
Lavals Schwiegersohn René Chambrun veröffentlicht "Pierre Laval vor der Geschichte".


1987
Fred Kupferman veröffentlicht "Laval".


1995
Die Laval-Biografie von Jean-Paul Cointet erscheint. (Wer wissen will, wes Geistes Kind der ist, lese besser gleich sein u.g. Machwerk aus dem Jahre 2008.)


2002
Yves Pourcher veröffentlicht die Tagebuchaufzeichnungen von Lavals Tochter unter dem Titel "Pierre Laval vue par sa fille".


2006
Die beiden Werke Kupfermans werden neu aufgelegt.


(Die Macher der Internetverblödungsplattform Wikipedia nehmen dies zum Anlaß, ihren Artikel über Laval vollständig bei ihm abzukupfern umzuschreiben neu zu bearbeiten :-)

2008
Jean-Paul Cointet veröffentlicht "Expier Vichy". Darin erdreistet er sich, den - noch immer ungesühnten - Massenmord der "Épuration [Säuberung]" in den Jahren 1943-1958 als "Gerechtigkeit" zu betiteln und nicht etwa die kommunistischen und gaullistischen Mörderbanden, die ihn begangen haben, sondern Pétain, Laval und andere Opfer als blutrünstige Schlächter hinzustellen.


2018
Renaud Meltz versucht einen neuen Anlauf zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit Laval. Seine Biografie trägt den Untertitel "Un mystère français [Ein französisches Rätsel]".****


*1909: Marsch der "Jungtürken" auf İstanbul und Venizelos' Marsch auf Athen; 1922: Mussolinis Marsch auf Rom; 1923: Metaxás' Marsch auf Athen und Hitlers Marsch auf München; 1926: Marsch der portugiesischen Generäle auf Lissabon; 1930: Marsch der Lapua-Bauern auf Helsinki. 1936 gibt es noch einen Marsch von Degrelles "Rexisten" auf Brüssel und den "Yarrow march" arbeitsloser Engländer auf London.

**Weshalb Franco - der sonst mit der Gewährung von Asyl an politisch Verfolgte der Achsenmächte nicht kleinlich war - ausgerechnet Laval auslieferte, mag verwundern. Für die feindselige Haltung der französischen Volksfront-Regierung im Spanischen Bürgerkrieg konnte Laval nichts. Aber er war halt kein kleiner Offizier oder Parteibeamter, sondern ein ehemaliger Regierungschef. Immerhin durfte die Frage in Spanien - wo unter Franco mehr Pressefreiheit herrschte als in den meisten "Demokratien" vor, während oder nach seiner Zeit - kontrovers diskutiert werden: M. Tarin Iglesias veröffentlichte 1945 die erste Nachkriegsbiografie Lavals mit dem Untertitel "Verräter oder Patriot?"

***Genauer gesagt wird sein Gesicht von insgesamt vier Erschießungskommandos nacheinander bis zur Unkenntlichkeit zerschossen, wie die Zeitungen genüßlich berichten. Da dies in den französischen Gesetzen nicht vorgesehen ist, kann man korrekter Weise nicht von einer Hinrichtung sprechen, sondern nur von einem Mord (Tötung aus niedrigen Beweggründen auf besonders grausame Art). Die Täter werden nie belangt.

****Vielleicht eine Spur zu sachlich. Der junge Autor gerät sogleich ins Kreuzfeuer der gutmenschlichen Kritik und muß, um seine Geschichtsprofessur an der Universität Straßburg nicht zu gefährden, zurück rudern, indem er öffentlich erklärt, daß er nicht die geringsten Sympathien für Laval hege und von seinem Verleger geradezu gezwungen worden sei, ein Werk über ihn zu verfassen.

Im Ergebnis bleibt Laval auch Dikigoros ein Rätsel. Das besagt an sich nicht viel, denn er wird auch aus so manchen anderen Politikern jener (und erst recht der heutigen) Zeit nicht schlau. Aber gerade die Franzosen bilden eine Ausnahme; zu denen hat er durchweg eine klare - und gut belegte - Meinung: Pétain war ein Patriot, de Gaulle ein Verräter, Giscard ein Hochstapler, Mitterrand ein Gauner, Chirac ein Filou (und Meltz ein Feigling, aber das nur nebenbei). Und Laval? Ein Geheimniskrämer war er jedenfalls. Schaut Euch doch mal seine Signatur an: Wer so unterschreibt, der hat etwas zu verbergen! (Fragt sich nur was :-) Dikigoros hat lange nach ihr gesucht - so lange wie sonst nur nach der von Engelbert Dollfuß, und er findet sie beide gleich demaskierend. Vielleicht waren sie beide schlicht Opportunisten?!?


weiter zu Vidkun Quisling

zurück zu Politiker des 20. Jahrhunderts

heim zu Von der Wiege bis zur Bahre