Vidkun Quisling

(1887 - 1945)


Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1887
18. Juli: Vidkun Abraham Lauritz Jonssøn Quisling wird als Sohn des evangelisch-lutherischen Pfarrers Jon Lauritz Quisling in Fyresdal (Amt Bradsberg, seit 1919 Provinz Telemark) geboren.


1905
November: Das norwegische Parlament erklärt die seit 1814 bestehende, von Anfang an ungeliebte Personal-Union mit Schweden für aufgelöst und wählt an Stelle des schwedischen Königs Oskar II den dänischen Prinzen Carl von Sonderburg-Glücksburg zum neuen "König von Norwegen". Da dieser einseitige Akt international zunächst nicht anerkannt wird, wird die norwegische Armee ausgebaut. Quisling wird Berufsoffizier.


1906
Juni: Carl von Glücksburg wird in Trondheim zum König gekrönt; als solcher nennt er sich "Haakon VII".



1907
Schweden erkennt Norwegens Unabhängigkeit an; das Verhältnis der Nachbarländer bleibt gleichwohl gespannt. Das neue norwegische Regime tut propagandistisch alles, damit das so bleibt, und geht dabei - anders als andere Nationen, die nach "nationalen Helden" suchen - auf die Suche nach "nationalen Verrätern", die man zu "Agenten des Erbfeinds" aufbauen kann. Binnen fünf Jahren wird man fündig.

1912
26. August: Der 300. Jahrestag der "Schlacht von Kringelen [heute: Kringen]" wird als nationales Fest landesweit mit großem Aufwand gefeiert. Folgendes wird amtlich festgestellt: Im Jahre 1612 überfiel ein Heer von 900 schottischen Söldnern das friedliche Norwegen und zog plündernd und mordend durchs Gudbrandstal. Ihr Anführer war Oberst "George Sinclair", der in Wahrheit ein norwegischer Landesverräter war und richtig "Jörg[en] Sinkler" hieß. Zum Glück entdeckte eine tapfere Jungfrau namens Prillar Guri den "Schottenzug [skottetog]" und warnte die Bauern der Umgebung. Von denen rafften sich knapp 300 spontan auf, lieferten den Eindringlingen bei Kringen eine siegreiche Schlacht, die von großem strategischem und taktischen Genie zeugte, und erschlugen Sinkler. So wurde der Kalmarkrieg schließlich gewonnen.*


Ein passender Gedenkstein wird von König Haakon persönlich feierlich enthüllt.

1914-18
Im Ersten Weltkrieg bleibt Norwegen formell neutral, steht jedoch wirtschaftlich vollständig im Lager der Entente.

1918
Quisling wird Militär-Attaché in Petrograd. Dort lernt er die gebürtige [Ost-]Ukraïnerin Marija ("Mara") Wassiljewna Pasetschnikowa kennen.

1919
Quisling wird Militär-Attaché in Helsinki. Als solcher lernt er die Auswirkungen des finnischen Bürgerkrieges von 1918 kennen, was sein Bild von den Finnen im allgemeinen und von den finnischen Kommunisten im besonderen nachhaltig negativ prägt.

1922
Quisling quittiert den Militärdienst als Major und geht mit der Völkerbund-Mission des Polarforschers Fridtjof Nansen in die Sowjet-Union, um die dort herrschende Hungersnot zu lindern. Die Hilfeleistungen tragen maßgeblich zur Konsolidierung des kommunistischen Regimes nicht nur in Rußland, sondern auch in vorübergehend unabhängigen Staaten wie der Ukraïne und den Kaukasus-Republiken (Quisling ist u.a. auf der Krim und in Armenien im Einsatz) bei.


1923
September: Quisling heiratet Marija Pasetschnikowa.

1924
Anläßlich der 300-Jahrfeier der Gründung der norwegischen Hauptstadt Kristiania durch den dänischen König Christian IIII wird beschlossen, diese ab 1925 in "Oslo"** umzubenennen.

[Christian IIII von Dänemark] [Christian Michelsen von Norwegen]

1925
Praktischer Weise stirbt in diesem Jahr auch Christian Michelsen, der erste Ministerpräsident, Finanz- und Verteidigungsminister (alles in ÄmterhäufungPersonal-Union :-) des unabhängigen Norwegen. Aus diesem Anlaß werden alle Straßen und Plätze, die noch nach dem dänischen König Christian benannt waren, auf ihn umgewidmet.
Damit wird der letzte positiv besetzte ausländische "Held" aus dem allgemeinen Bewußtsein der Norweger verdrängt; es bleibt allein der "Negativheld" Sinclair alias "Sinkler".

1927-29
Quisling arbeitet an der norwegischen Gesandschaft in Moskau als Repräsentant der britischen Interessen. (Zwischen Großbritannien und der Sowjet-Union bestehen damals keine diplomatischen Beziehungen.)

1930
Quisling veröffentlicht "Russland og vi", eine gründliche Abrechnung mit der Sowjet-Union. (Eine deutsche Übersetzung erscheint 1942 unter dem Titel "Russland und wir"; das Buch ist seit 1945 europaweit verboten.***)


1931
April: Die von Kommunisten geschürten Arbeiterunruhen im von der Weltwirtschaftskrise arg gebeutelten Hafenort Menstad - in den heutigen Geschichts- und Märchenbüchern zu "Arbeitskämpfen" herunter gespielt - bestärken Quisling in seiner Furcht vor einer Bolschewisierung Europas.
Mai: Quisling wird Kriegs-Verteidigungs-Minister in einer von der Bauernpartei gestellten Regierung.
bis September: Quisling läßt den Menstad-Aufstand - mit dem die Polizei nicht mehr fertig wird - vom Militär niederschlagen.

1933
März: Quisling verläßt die Regierung.
Mai: Quisling gründet eine eigene Partei, die "Nasjonal Samling [N.S.]", die sich gleichermaßen gegen Kommunismus und Kapitalismus wendet, dafür zunächst den christlichen (evangelischen) Glauben stark betont, bevor sie mehr und mehr zu einer "Normannentümelei" übergeht.


September: Bei den norwegischen Wahlen erhält die N.S. nur 2% der abgegebenen Stimmen und gewinnt keinen einzigen Abgeordnetensitz im Storting. Wahlsieger wird die marxistische "Arbeiterpartei" von Johan Nygaardsvold.

1934
Dezember: Quisling besucht den 1. internationalen Kongreß der vom italienischen "Duce" Mussolini als Gegenstück zur kommunistischen "3. Internationale" initiierten "Aktionskomitee für die Weltgeltung Roms [C.A.U.R.]" in Montreux (Schweiz), an dem Repräsentanten von fascistischen Parteien aus 13 europäischen Staaten teilnehmen. Quisling überwirft sich mit dem italienischen Konferenzleiter Coselschi, weil dieser wegen Italiens Gegnerschaft zum Anschluß der Ostmark an das Deutsche Reich keinen Vertreter der deutschen oder "österreichischen" National-Sozialisten eingeladen hat. (Auch der Führer der britischen Fascisten, Mosley, ist nicht erschienen, da der Führer der - völlig unbedeutenden - Fascisten Eires, O'Duffy, eingeladen wurde.) Der Kongreß wird ein Mißerfolg.


1935
März: Nygaardsvold wird Ministerpräsident.
April: Quisling besucht auch den 2. internationalen Kongreß der C.A.U.R. in Montreux. Außer dem diesmal teilnehmenden Mosley sind die Vertreter der Kleinstaaten (Mussert für die Niederlande, Clausen für Dänemark, Quisling für Norwegen) fast unter sich. Mussolini läßt die C.A.U.R. daraufhin fallen; sie schläft sang- und klanglos ein.

1936
Bei neuerlichen Wahlen erhält Quislings N.S. wiederum nur knapp 2% der abgegebenen Stimmen und keinen Stortingsitz.


1937
Nach einem Zerwürfnis zwischen Quisling und den übrigen Führern des Nasjonal Samling verliert die Partei über 80% ihrer Mitglieder.

1939
September: Großbritannien und Frankreich nehmen den Beginn des Polenfeldzugs zum Vorwand, dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären (nicht aber der Sowjet-Union, obwohl auch die Rote Armee in Polen einrückt), der sich später zum Zweiten Weltkrieg entwickelt.
Oktober: Quisling fordert den britischen Premierminister Chamberlain auf, Hitlers Friedensangebot anzunehmen - vergeblich, da die britische Regierung entschlossen ist, den Vernichtungskrieg gegen Deutschland um jeden Preis, auch den Verlust des eigenen Empires, fort zu führen.
Dezember: Durch Vermittlung seines Freundes Alfred Rosenberg reist Quisling nach Deutschland. Er weist zunächst den Oberbefehlshaber der Marine, Großadmiral Erich Raeder darauf hin, daß Großbritannien eine Invasion Norwegens plant und fordert ihn auf, dieser zuvor zu kommen.
Anschließend wird er auch von Reichskanzler Adolf Hitler empfangen; die gegenseitige Begeisterung hält sich jedoch in Grenzen.

1940
16. Februar: Auf persönlichen Befehl des britischen Marinelords Winston Churchill überfällt die Royal Navy das neutrale Norwegen und dringt in den Jössingfjord ein, wo das deutsche Zivilschiff Altmark vor Anker liegt. Die deutsche Besatzung wird ermordet von ihrem Nazi-Leben befreit, die Invasion und Besetzung Skandinaviens vorbereitet.
4.-8. April: Britische Seestreitkräfte verminen die norwegischen Küstengewässer.
9. April: Die Wehrmacht kommt der britischen Invasion - Operation "R 4" - um wenige Stunden zuvor.


Noch am selben Tag erklärt sich Quisling per Rundfunk zum Führer einer neuen "National-Regierung", die jedoch von niemandem - auch nicht vom Deutschen Reich - anerkannt wird.****
24. April: Die deutsche Regierung macht statt dessen Josef Terboven zum "Reichskommissar" für Norwegen.
Juni: Noch während die Kämpfe andauern, desertieren König Haakon, Kronprinz Olav und das Kabinett Nygaardsvold nach Großbritannien.
August-September: Quisling reist wiederholt nach Berlin, wo er erneut von Hitler empfangen wird.


September: Terboven erklärt die norwegische Monarchie für "suspendiert" und kündet eine Zusammenarbeit mit Quisling an, beruft diesen jedoch zunächst nicht in sein Kabinett aus "kommissarischen Ministern".
Die betont milde deutsche Besatzungspolitik - die Norweger werden als "nordische Artverwandte" angesehen - steht in krassem Gegensatz zu der brutalen Art und Weise, mit der die britischen Truppen über das Land hergefallen sind, die viele Norweger an die seit Jahren amtlicherseits verbreitete Geschichte von Sinclair erinnert hat, zumal die Briten auch diesmal wieder u.a. durch das Gudbrandstal vorgedrungen sind. Die britische Propaganda steuert dem entgegen, indem sie Quislings Namen zum Synonym für "Kollaborateur" macht; die Rolle vom "Vaterlandsverräter Nr. 1" wird von Sinclair alias "Sinkler" auf ihn übertragen.*****


1942
01. Februar: Quisling wird von Terboven zum Ministerpräsidenten ernannt.


1942-1945
Die norwegische Wirtschaft wird re-organisiert; das Land bleibt - neben dem "Protektorat Böhmen und Mähren", Dänemark sowie der "Festung Holland" - bis zum Ende seiner Amtszeit eine der wenigen Oasen des Friedens und des Wohlstands im vom Krieg verwüsteten Europa. Quislings "Nasjonal Samling" - Anfang 1940 noch eine Splitterpartei mit weniger als 2.000 Mitgliedern - schwillt zur Massenbewegung mit fast 60.000 Mitgliedern an.


Quisling erlaubt die Rekrutierung norwegischer Freiwilliger für die Waffen-SS, die zunächst ein "Skijäger-Bataillon" für den Krieg gegen die Sowjetunion aufstellt.



Bis Kriegsende dienen ca. 5.000 Norweger als "Frontkämpfer" auf Seiten der Achsenmächte.

1945
9. Mai: Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht wird Quisling - der die ihm angebotene Möglichkeit zur Flucht ausgeschlagen hatte****** - von "Widerstandskämpfern" gefangen genommen.
Auch seine Frau Marija wird in Sippenhaft genommen.*******
Juni: Haakon VII, Nygaardsvold und ihre Mit-DeserteureFlüchtlinge kehren aus dem Exil nach Norwegen zurück. Sie leiten eine in Westeuropa beispiellose Verfolgung Andersdenkender als "NS-Verbrecher" ein.********
10. September: Quisling wird wegen "Hochverrats" verurteilt und am
24. Oktober ermordet. (Die Todesstrafe gab und gibt es in Norwegen von Rechts wegen nicht; Haakons "Exil-Regierung" hatte sie ohne Parlamentsbeschluß per ordre Mufti verkündet, um Quisling und zwei seiner Mitkämpfer "hinrichten" zu können; es handelte sich also um einen Justizmord.)

* * * * *

1957
November: Zwei Monate nach dem Tod des Mörder-Königs Haakon VII werden die letzten Überlebenden der "NS-Prozesse" frei gelassen.

1959
01. Juli: Quislings Leiche wird unter höchster Geheimhaltung in einem anonymen Grab auf dem Friedhof von Gjerpen (seit 1964 ein Stadtteil von Skien) beigesetzt.


1970
Marija Quisling gibt einem US-amerikanischen Reporter des Reader's Digest ein Interview, in dem sie von ihrem Mann sagt: "Er war kein Verräter, sondern ein Martyrer, der sein Leben für sein Volk geopfert hat." (Das Interview darf nicht abgedruckt werden und gelangt erst 2005 durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit.)

1980
Januar: Marija Quisling stirbt; wiewohl bis zu ihrem Tode russisch-orthodox, setzt sie die lutherische Stadtmission zu ihrer Erbin ein. Aberwitzige Spekulationen über vermeintliche Millionenwerte im Nachlaß beherrschen Monate lang die Schlagzeilen im In- und Ausland.
Oktober: Die Quisling'schen Habseligkeiten werden an Devotionaliensammler versteigert; der Erlös, der in eine Stiftung fließen sollte, wird sofort vom norwegischen Staat beschlagnahmt.

1991/92
Hans Fredrik Dahl veröffentlicht eine Quisling-Biografie in zwei Bänden ("En fører blir til", "En fører for fall"; eine englische Übersetzung mit dem irreführenden Untertitel "A Study in Treachery" erscheint 1999.)


1994
"Reichskommissariat Norwegen" von Robert Bohn wird von der Universität Kiel als Habilitationsschrift angenommen. Der Autor widerlegt die von der britischen Greuelpropaganda und ihren NachplapperernOpfern gegen Quisling erhobenen Vorwürfe und legt ausführlich dar, daß er vielmehr wesentlichen Anteil daran hatte, daß Norwegen den Zweiten Weltkrieg praktisch ungeschoren überstanden hat - außer einigen Schäden, die von kommunistischen Saboteuren angerichtet wurden -, ohne daß er sich bei den Deutschen übermäßig anbiederte - jedenfalls nicht annähernd in dem Umfang, wie es deutsche "Politiker" nach dem Krieg gegenüber den alliierten Besatzern taten. (Die Arbeit darf 2000 in Buchform veröffentlicht werden.)


1999
Der norwegische Historiker Dirk Levsen legt in "Der Schottenzug durch das norwegische Gudbrandsdal im Jahre 1612" die Hintergründe der "Sinkler"-Legende offen - das Werk darf freilich in Norwegen nicht erscheinen.

2002-2005
Der norwegische Journalist Egil Ulateig veröffentlicht mehrere Bücher über den Zweiten Weltkrieg, u.a. "Veien mot undergangen" (über die norwegischen "Frontkämpfer"), "Fordømte engler" (über die norwegischen Rotkreuzhelferinnen an der Ostfront) und "Nordmennene på Østfronten".


2004
Hans Fredrik Dahl veröffentlicht "Quisling - en norsk tragedie".


2006
August: Quislings einstiges Wohnhaus in Oslo wird zu einem Museum umfunktioniert - einem von vielen tausenden, in dem die Norweger bis heute ihren Haß auf Deutschland und die Deutschen pflegen. (Es erhält daher den passenden Namen "Forschungszentrum gegen Rassenhaß und Intoleranz" - kurz "Toleranz-Zentrum".*********)

2009
Die Journalisten Eirik Veum und Geir Brenden veröffentlichen in "De som falt [Die welche fielen]" die Namen der norwegischen Angehörigen der Waffen-SS, die an der Ostfront gefallen sind. Dies führt - im Zusammenhang mit wieder aufgewärmten Lügen über die Niederschlagung des Warschauer Aufstands von 1944********** - zur Anfeindung und Verfolgung ihrer Hinterbliebenen als "Nachkommen von Kriegsverbrechern und Vaterlandsverrätern". (Die Nicht-Gefallenen und ihre Angehörigen waren bereits 1945 als "Verbrecher" abgeurteilt worden.)


*Die zeitgenössischen Quellen ergeben freilich ein anderes Bild: Dänemark hatte 1611 Schweden überfallen, um ihm Lappland und die Provinz Kalmar (daher "Kalmarkrieg") abzunehmen. Es führte diesen Krieg hauptsächlich mit 18.000 britischen und französischen SöldnernLandsknechten. (König Jacob [heute meist "James" genannt] von England und Schottland war mit einer Schwester des dänischen Königs verheiratet.) Schweden versuchte seinerseits, Truppen in Schottland anzuwerben, brachte jedoch nur gut 300 Mann zusammen - zwei Kompagnien, von denen Hauptmann Sinclair eine befehligte. Durch einen logistischen Fehler hatten sie ihr Versorgungsschiff verpaßt und kamen daher praktisch unbewaffnet an der norwegischen Küste an. Sie zogen - ohne irgend jemandem ein Haar zu krümmen - durch das Gudbrandstal gen Schweden. Am 26. August 1612 wurden sie bei Kringen von einer ca. 900 Mann starken norwegischen Bauernmiliz gestellt und größtenteils abgeschlachtet. Der Rest - 134 Mann - wurde gefangen genommen und ins benachbarte Kvam gebracht. Dort wurden 116 Gefangene am folgenden Tag zu Tode gefoltert; von den 18 Überlebenden wurden die Mannschaftsdienstgrade ins dänische Heer übernommen, die Offiziere nach Schottland ausgeliefert, wo sie wegen "Hochverrats" angeklagt, verurteilt und hingerichtet wurden. Später bemächtigte sich die Legende jener Ereignisse, bis am Ende das Märchen heraus kam, das seit den 300-Jahr-Feiern von 1912 offiziell verbreitet wird, an dem nur eines richtig ist, nämlich daß Dänemark (zu dem Norwegen damals gehörte) den "Kalmarer Krieg" gegen Schweden gewann - wozu die Ereignisse in Kringen und Kvam freilich nicht das geringste beitrugen. Aber der Sieger schreibt die Geschichte. [Ihr haltet es für unangebracht, einen so modernen Satz auf ein Ereignis des 17. Jahrhunderts anzuwenden? Dann wißt Ihr wahrscheinlich nicht, woher jener Satz kommt und worauf er sich ursprünglich bezog: Er stammt von einem britischen Historiker des 19. Jahrhunderts, William F. Butler, aus einem Buch über eine Schlacht des 18. Jahrhunderts, nämlich die Schlacht von Culloden anno 1746, und lautet im Original: "It is the victor who writes the history and counts the dead." Der zweite Halbsatz ist vielleicht noch wichtiger als der erste - in unserer Zeit mehr denn je -; deshalb hat Dikigoros ihn hervor gehoben.]

**Das spricht sich "Úslu" oder "Úschlu", jeweils mit kurzem "u". Die alte norwegische Hauptstadt Oslo war 1624 bei einer Feuersbrunst vollständig zerstört worden. König Christian IIII von Dänemark ließ in unmittelbarer Nähe eine neue Stadt aufbauen, die nach ihm "Christiania" - seit 1877 "Kristiania" geschrieben" - genannt wurde.
À propos: Wie spricht sich "Vidkun Quisling" richtig aus? In Deutschland wird meist "Wiedkun Kwießling" gesagt; irgendwo hat Dikigoros sogar schon "Kwíschling" gehört. Beides ist falsch. Das erste "i" ist in beiden Wörtern betont, kurz und offen. Das "u" wird - wie im nordfriesischen "Platt" - zum "ü" gesprochen. Die Kombination "s+Konsonant" bereitet deutschen Muttersprachler in der Regel die größte Schwierigkeit beim Erlernen der korrekten norwegischen Aussprache: "sp" wird immer "ßp" gesprochen, "st" immer "ßT" - ebenfalls wie im Nordfriesischen -; "sj" und "sk" werden immer "sch" gesprochen; für "sl" gibt es drei Möglichkeiten: am Wortanfang wird es immer "schl" gesprochen, wenn zuvor nur Vokale stehen - wie in "Oslo" - kann man "ßl" oder "schl" sagen; und wenn es in der Wortmitte steht - wie in "Quisling" - wird es "ßl" gesprochen. Die korrekte Aussprache lautet also: "Wídkün Kwíßling" - wobei der Akzent keine Länge anzeigt - alle vier Vokale sind kurz -, sondern nur Betonung.

***Eine stichhaltige Rechtfertigung dafür ist schwerlich zu finden. Zwar bezeichnet Quisling den Bolschewismus als "einen der düstersten Vorgänge in der menschlichen Geschichte" und als "ein Verbrechen, das größer ist als je eines, dessen sich Kapitalisten und Imperialisten schuldig gemacht hätten"; aber diese Auffassung wird mittlerweile sogar von den meisten russischen Historikern geteilt; und selbst seine Definition des marxistischen Wirtschaftssystems als "die übelste Form von Kapitalismus, nämlich Staats[monopol]kapitalismus", geht anderswo unbeanstandet durch die Zensur. Überdies verschweigt Quisling nicht, daß andere Ideologien, wie das mittelalterliche Christentum und der Islam, um nichts besser waren bzw. sind als der Bolschewismus. Zwei weitere übliche Anklagepunkte gegen "rechte" Schriften - "Rassismus" und "Militarismus" - greifen hier nicht: Quisling macht klar, daß er nichts gegen das russische Volk - das er als "nordisch" bezeichnet - habe, dessen Mehrheit lediglich von einer bolschewistischen Minderheit unterdrückt werde; und obwohl er erwähnt, daß viele Russen auch einen auswärtigen Angreifer begrüßen würden, der sie vom Kommunismus befreite, warnt er doch davor, dies zu versuchen, weil damit das Gegenteil bewirkt würde, nämlich ein Schulterschluß der SU-Völker mit ihrem Regime; er setzt statt dessen darauf, daß der Kommunismus eines Tages durch Reformen von innen beseitigt werden könne. Zwei andere Gründe für das fortdauernde Verbot - die freilich nicht offiziell eingeräumt werden können - sind allerdings denkbar: Zum einen enthält das Buch Fotografien von Opfern sowjetischer Straflager, die später auf Veranstaltungen wie der Wehrmachtsausstellung zur Verleumdung deutscher Truppen mißbraucht wurden, indem sie als "Opfer deutscher Konzentrationslager" ausgegeben wurden; diese Lügen würden durch Quislings Buch aufs peinlichste widerlegt. Zum anderen schildert Quisling unter den "Errungenschaften" des Sowjetsystems und seinen Folgen auch solche, die man bei genauerem Hinsehen in den heutigen "Demokratien" zumindest ansatzweise wieder findet, insbesondere unter "sozialistischen" und "sozial-demokratischen" Regierungen, die Quislang allesamt als marxistisch entlarvtansieht.

****Ernsthaft verwundern kann das angesichts der doch recht skurrilen Zusammensetzung seines Kabinetts niemanden: Quisling ernennt z.B. den Opernsänger Hagelin zum Handelsminister, den Architekten Hustad zum Landwirtschaftsminister, den Berufsoffizier Prytz zum Finanzminister und den Chemiker Lunde zum Sozialminister. Zu einer Zeit, als die Staaten noch nicht vollständig zur Beute der politischen Parteien geworden waren und es noch nicht ausschließlich auf das richtige Parteibuch, sondern auch auf etwas Sachverstand ankam, fielen solche offensichtlichen Fehlgriffe bei der Vergabe von Regierungsämtern besonders unangenehm auf. Angeblich handelte Quisling bei dieser ersten "Regierungsbildung" nicht aus eigenem Antrieb, sondern nach entsprechender Aufforderung durch die deutsche Botschaft - auf dieser Annahme beruhte jedenfalls seine Verurteilung wegen "Hochverrats" 1945. Glaubhaft ist das kaum, da die deutsche Regierung damals noch versuchte, sich mit dem norwegischen König Haakon zu einigen - ähnlich wie mit dessen älterem Bruder Christian von Dänemark, der die Präsenz deutscher Truppen im Lande als Schutz gegen britische Angriffe akzeptierte. (Der Überfall der britischen Flotte unter Nelson auf Kopenhagen war den Dänen noch gut in Erinnerung.)

*****Man fragt sich, was wohl geschehen wäre, wenn es Großbritannien und Frankreich 1989 nach 50 Jahren erneut geglückt wäre, einen Krieg gegen Deutschland vom Zaun zu brechen, wie Margaret Thatcher und François Mitterrand dies ganz offen forderten - damit allerdings in den USA und der Sowjet-Union auf Granit bissen. Womöglich wäre dann Helmut Kohl von den britischen Medien als neuer "Menschheitsverbrecher" aufgebaut worden (Thatcher hatte ihn bereits "schlimmer als Hitler" genannt), und Hitler wäre wie Sinclair alias "Sinkler" ins zweite Glied zurück getreten und schließlich mehr oder weniger vergessen worden. Wer sich für dieses faszinierende Thema - auf das Dikigoros an dieser Stelle nicht näher eingehen kann - interessiert möge unter "Benedict Arnold" googlen, unter besonderer Berücksichtigung der angelsächsischen Befindlichkeiten.

******Die Flucht über Skandinavien war im Mai 1945 praktisch die einzig noch verbliebene Möglichkeit, sich der politischen Verfolgung durch die alliierten Siegermächte einstweilen zu entziehen. Über Norwegen entkam u.a. Léon Degrelle.

*******Die heute weit verbreitete Behauptung, Marija Quisling sei "unmittelbar nach ihrer Verhaftung wieder frei gelassen worden", ist irreführend: Zwar stellte ein Gericht zunächst fest, daß kein Haftgrund vorlag und verfügte ihre Freilassung; auf einen "Protest" der Polizei - nicht etwa einen Einspruch der Staatsanwaltschaft - hin änderten die Richter ihre Meinung jedoch wieder und steckten sie erneut in "Untersuchungshaft". Da ihre Ehe mit Quisling - anders als die Mitgliedschaft in seiner Partei - nicht rückwirkend zum Verbrechen erklärt werden konnte, wurde sie wegen "Zusammenarbeit mit den Deutschen" angeklagt und 1947 verurteilt. Wegen des zweiten Anklagepunktes, Bereicherung auf Kosten der Staatskasse - etwas, das bei Politikern und ihrem Anhang bekanntlich sonst nie vorkam und vorkommt -, wurde sie zwar mangels Beweises frei gesprochen; selbstverständlich wurde ihr Vermögen dennoch eingezogen.

********Ca. 90.000 "Nazi-Kollaborateure" wurden in Pseudo-Prozessen angeklagt, über 46.000 verurteilt, davon über 23.000 zu Gefängnis oder Zuchthaus. Als besonders schweres Verbrechen galt die "Rassenschande" mit einem Deutschen, die der Täterin ("Tysketöser" geschimpft) in der Regel mehrere Jahre Zuchthaus und Aberkennung aller politischen Rechte auf Lebenszeit eintrug; die Kinder aus solchen Verbindungen durften keine Schulen besuchen, sondern wurden in besondere Anstalten gesperrt, wo sie durch schwere Mißhandlungen zu körperlichen und geistigen Krüppeln gemacht wurden, wenn sie nicht als Sklaven"Pflegekinder" an Bonzen des neuen Regimesgute Demokraten verkauftvermittelt wurden, die an ihnen ihre perversen Gelüste befriedigenbewährten Erziehungsmethoden erproben konnten. Die "Épuration" in Frankreich forderte zwar in absoluten Zahlen weit mehr Opfer, jedoch waren dies "nur" ca. 2,5% der Bevölkerung; in Norwegen lag der Prozentsatz fast doppelt so hoch. Die Verfolgungen in Osteuropa betrafen überwiegend Minderheiten, vor allem Deutsche, und sind daher kaum zu vergleichen.

*********Das Museum wird vom Zentralrat der Juden in Norwegen betrieben. Die Kosten - ca. 40 Mio Kronen - wurden aus den 450 Mio Kronen Steuergeldern bestritten, die das norwegische Parlament diesem im März 1999 als "Wiedergutmachung" für angeblich 700 jüdische Opfer der Quisling-Regierung gezahlt hat.

**********Dabei ging es insbesondere um die Brigaden Kaminski und Dirlewanger bzw. deren "Greueltaten". Tatsächlich diente kein einziger Norweger freiwillig in jenen Einheiten; die erstere bestand überwiegend aus Weißrussen, die letztere überwiegend aus Zuchthäuslern und KZ-Häftlingen auf Bewährung; Kaminski wurde unmittelbar danach von einem Standgericht der Waffen-SS zum Tode verurteilt und erschossen, Dirlewanger wurde in französischer Gefangenschaft zu Tode gefoltert, obwohl keiner von ihnen an irgend einer "Greueltat" persönlich beteiligt war.


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