FRANÇOIS  MITTERRAND

(26.10.1916 - 08.01.1996)


[eine Signatur auf Hilfsschüler-Niveau]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

[Wappen]

1916
26. Oktober: François Maurice Adrieu Marie Mitterrand wird als eines von acht Kindern des Essigfabrikanten Joseph Mitterrand in Jarnac geboren.
Mitterrand legt später Wert auf die gut-proletarische Feststellung, daß sein Vater eigentlich "Mitarbeiter der Eisenbahn" gewesen sei und die Essigfabrik lediglich von seinem Schwiegervater geerbt habe. Außerdem sei das ja neben den vielen großbürgerlichen Cognac-Produzenten nur ein ganz unbedeutendes Unternehmen gewesen. Richtig ist, daß sein Vater keineswegs einfacher Eisenbahnarbeiter war, sondern leitender Angestellter, und daß er diese Tätigkeit sofort nach seiner Heirat mit Yvonne Lorrain aufgab, um Geschäftsführer in der Firma seines Schwiegervaters zu werden. Außerdem waren Essig-Fabrikanten vor dem Siegeszug der Konservendose keineswegs "weniger" als Cognac-Produzenten. Joseph Mitterrand war überdies Präsident des Verbands der Essig-Fabrikanten Frankreichs, also ein durchaus nicht unbedeutender Unternehmer.


In Lothringen tobt vor Verdun seit Monaten die blutigste und sinnloseste Schlacht der überlieferten Geschichte nicht nur Frankreichs und Europas, sondern der Welt: Fast eine halbe Million Soldaten verlieren ihr Leben, noch einmal so viele werden zu Krüppeln.


Dikigoros hat lange geschwankt, ob er dieses Bild nicht statt des französischen Wappens nach oben stellen sollte. Aber das würde Mitterrand im Ergebnis wohl nicht gerecht: In den entscheidenden Punkten reihte sich seine Politik nahtlos in die seiner Vorgänger und Nachfolger ein - unabhängig von der Partei-Couleur. Er mag einer von vielen Totengräbern Frankreichs im 20. Jahrhundert gewesen sein, aber sicher nicht der [einzige] Totengräber. (Lediglich in Sachen Nepotismus gab es graduelle Unterschiede; das könnte aber daran gelegen haben, daß Mitterrand mehr Nachwuchs in die Welt setzte als seine Kollegen :-)

1925-1934
Nach der Volksschule besucht Mitterrand das katholische Collegium Saint-Paul in Angoulême bis zum Abitur.
Er wird Mitglied der Action catholique.

1934-37
Mitterrand studiert in Paris Politikwissenschaften bis zum Diplom.

1937-39
Mitterrand leistet seinen Wehrdienst im 23. Infanterie-Regiment ab.


1939
September: Frankreich und Großbritannien nehmen den Polenfeldzug zum Anlaß, Deutschland den Krieg zu erklären, der sich später zum Zweiten Weltkrieg ausweitet, jedoch zunächst nur als "Drôle de guerre" [Sitzkrieg] geführt wird.
Mitterrand - der als Sergeant der Reserve eingezogen wird - nimmt an keinen Kampfhandlungen teil, sondern hockt untätig in der "Maginot-Linie" herum.
(Daß er bereits nach wenigen Tagen beim Kampf um Verdun schwer verwundet wurde, ist ein Märchen.)


1940
Mai: Der "Frankreichfeldzug" der Wehrmacht beginnt.
Juni: Nach der französischen Niederlage gerät Mitterrand in Kriegsgefangenschaft.

1941
Dezember: Mitterrand gelingt die Flucht aus laxer Kriegsgefangenschaft.
(Auch die Behauptung, daß er in einem streng bewachten "Straflager" schwere Zwangsarbeit verrichten mußte, ist ein Märchen.)
Er begibt sich nach Vichy, der Hauptstadt des unbesetzten Frankreichs, und wird Mitarbeiter beim Geheimdienst von Marschall Pétain, dem allseits verehrten "Sieger von Verdun".


Später bestreitet Mitterrand diese Mitarbeit - die damals noch nicht "collaboration", sondern "coopération" genannt wurde - und behauptet, vielmehr Mitglied der im Untergrund operierenden "Résistance" gewesen zu sein. Dikigoros war nicht dabei, weiß also nicht, was wahr ist. Wenn man ihn fragte, was er glaubt, würde er antworten: "Das schließt sich doch nicht aus. Vielleicht versuchte der Geheimdienst, die Résistance zu unterwandern und/oder umgekehrt; vielleicht trug Mitterrand auf beiden Schultern und war Doppelagent?!" Mitterrand bestreitet ferner, daß ihm von der Vichy-Regierung vom Vichy-Regime die "Francisque" verliehen wurde - auch dazu kann Dikigoros nichts aus eigenem Wissen beitragen.


1944
Oktober: Mitterrand heiratet Danielle, geb. Gouze. (Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.)
(Mitterrand soll noch ein gutes Dutzend weiterer Kinder von diversen Maitressen gehabt haben. Mit mindestens einer davon soll er sogar in Bigamie verheiratet gewesen sein. Die Zensur verhinderte allerdings - und verhindert bis heute -, daß sich darüber Verläßliches in Erfahrung bringen läßt.)

1946
Februar: Mitterrand wird Mitglied der "Demokratisch-sozialistischen Widerstands-Union [UDSR]".
November: Als solches wird er für den Wahlkreis Nièvre in die Nationalversammlung gewählt.

1947
Januar: Mitterrand wird Minister für Kriegsveteranen im Kabinett Ramadier und danach im Kabinett Schuman (bis 1948).

1950
Mitterrand wird Minister für Überseegebiete im Kabinett Pleven, danach im Kabinett Queuille (bis 1951).
Frankreich verfügt damals noch über das zweitgrößte - nach dem British Empire - Kolonialreich der Welt. Es umfaßt ein Drittel Afrikas (fast den ganzen Nordwesten, Djibouti und Madagascar), Guyana nebst einigen Karibik-Inseln, Indochina, Neu-Kaledonien u.a. kleinere Pazifik-Inseln.


Der Verlust dieses Kolonialreichs infolge der Schwächung Frankreichs durch den mutwillig vom Zaun gebrochenen Krieg gegen Deutschland zeichnet sich jedoch bereits ab - es ist also ein eher undankbarer Posten.

1952
Mitterrand wird Staatssekretär für Tunesien im Kabinett Faure; er befürwortet dessen "Autonomie" im Rahmen einer "communauté française".
(Darunter verstehen die Franzosen einen Status, wie ihn die "Dominions" im britischen "Empire" einnahmen. Die Tunesier - und nicht nur die - fordern dagegen volle Unabhängigkeit.)

1953
Juni: Mitterrand wird als Delegierter im Ministerrang zum Europarat weggelobt, legt diesen Posten jedoch nach ein paar Monaten nieder.
Mitterrand zählt zu den Unterzeichnern des von dem Algerien-Franzosen Albert Camus verfaßten "Frankreich-Maghreb-Manifests", das Gleichberechtigung für die Eingeborenen in den nordafrikanischen Kolonien fordert.
(Camus - dem 1957 der Literatur-Nobelpreis verliehen wird - bereut diese Dummheit später - zu spät - und begeht Selbstmord. Von den Eingeborenen in den schwarzafrikanischen Kolonien weiter südlich war in dem Manifest übrigens nicht die Rede.)
November: Mitterrand wird zum Vorsitzenden der UDSR gewählt.

1954
Juni: Mitterrand wird Innenminister im Kabinett Mendès-France (bis 1955).

1956
Februar: Mitterrand wird Justizminister im Kabinett Mollet.
März: Tunesien und Marokko werden in die Unabhängigkeit entlassen.

1957
Juni: Nach Mollets Sturz bewirbt sich Mitterrand erfolglos um den Posten des Premierministers und zieht sich daraufhin aus der Regierung zurück.

1958
Februar: Das "Algerien-Statut" wird verabschiedet - ein fauler Kompromiß, mit dem weder die Algerier noch die französischen Siedler zufrieden sind.
Mai: In Algerien brechen Kämpfe zwischen Franzosen und Arabern aus (ungenau als "Bürgerkrieg" bezeichnet).
Juni: General a.D. Charles de Gaulle wird, nachdem er sich stark gesagt hat, den "Aufstand" in Algerien nieder zu schlagen - worunter jeder anständige Franzose den Aufstand der muslimischen Terroristen versteht - zum neuen Ministerpräsident ernannt.
(Mitterrands Haltung ist ebenso unklar wie die de Gaulles. Überhaupt streichen alle Politiker in dieser Frage um den heißen Brei herum. Niemand will wahr haben, daß die Wunschlösung - Gleichberechtigung, d.h. gleiches Wahlrecht für alle Einwohner, aber Verbleib eines von Arabern regierten "autonomen" Algeriens bei Frankreich - einer Quadratur des Kreises gleich kommt.)
September: Mitterrand ruft zur Ablehnung der von de Gaulle vorgelegten neuen Verfassung auf, wonach die Rechte des Staatspräsidenten stark erweitert und die des Parlaments erheblich eingeschränkt werden. Gleichwohl wird der Entwurf per Referendum (Volksentscheid) angenommen.
November: Auch bei den Parlamentswahlen erleidet Mitterrand eine deutliche Niederlage gegen die "Gaullisten".
Dezember: De Gaulle wird mit großer Mehrheit zum neuen Staatspräsidenten gewählt.

1959
Januar: De Gaulle übernimmt das Präsidentenamt.
März: Mitterrand wird Bürgermeister von Château-Chinon (bis 1981).
April: Mitterrand wird zum Senator für den Wahlkreis Nièvre gewählt.
(Damals ist in Frankreich - anders als in allen anderen Ländern - die Wählerschaft auf dem Land und in den Kleintädten mehrheitlich sozialistisch, in den größeren Städten dagegen konservativ. Weder professionelle Soziologen und Wahlforscher noch Dikigoros haben für dieses Fänomen eine Erklärung.)
Oktober: Mitterrand inszeniert ein gescheitertes Attentat auf sich selber, um in die Schlagzeilen zu kommen und vom Mitleidseffekt zu profitieren.

1960
Januar: De Gaulle läßt die Maske fallen und spricht erstmals von einem "algerischen Algerien".
Bis November entläßt er alle schwarz-afrikanischen Kolonien Frankreichs in die Unabhängigkeit.

1961
Januar: De Gaulle läßt sich durch ein weiteres Referendum die Überlassung Algeriens an die Araber absegnen.
(Wenn man das denn so nennen darf: Zwar stimmen auf dem Festland 75% dafür; die Beteiligung liegt aber unter 50%. In Algerien stimmen 60% dagegen; die dortigen Franzosen wollen eine Unabhängigkeit nach südafrikanischem Muster, wie sie die Wähler im Oktober 1960 gegen die britische Regierung durchgesetzt haben.)
April: Den Widerstand der Franzosen in Algerien läßt de Gaulle durch regimetreue Truppen vom Festland mit Waffengesalt nieder schlagen. (Er läßt, wie man später von anderen Herrschern sagt, "auf das eigene Volk schießen.")

1962
März: Im Abkommen von Evian gibt de Gaulle Algerien endgültig preis. Millionen französischer Siedler werden ermordet oder vertrieben. In Frankreich werden die Flüchtlinge als Bürger 2. Klasse betrachtet - man nennt sie verächtlich "pieds noirs [Schwarzfüße]".
De Gaulle lädt den BRD-Kanzler Adenauer nach Reims ein und beginnt eine demonstrative Aussöhnungspolitik mit Deutschland.
Mitterrand zählt zu denen, die darauf hinweisen, daß nur 17 Jahre zuvor Pierre Laval für das gleiche Verbrechen auf Betreiben de Gaulles zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.


Oktober: Mitterrand bezeichnet de Gaulles Plan, den Staatspräsidenten künftig direkt vom Volk wählen zu lassen, als "Staatsstreich". Eine entsprechende Verfassungsänderung wird jedoch - wiederum per Referendum - mit großer Mehrheit angenommen.
(Bis dahin wurde der Präsident - ähnlich wie in den USA - durch Wahlmänner [Électeurs] gewählt; was daran besser sein soll, erschließt sich Dikigoros nicht.)
November: Mitterrand vertauscht seinen Senatorensessel wieder mit einem Abgeordnetenmandat in der Nationalversammlung.

1964
Mitterrand wird zum Präsidenten des Regionalrats von Nièvre gewählt.
Die letzten in Tunesien verbliebenen Franzosen werden enteignet und vertrieben.

1965
Dezember: Mitterrand tritt bei der Präsidentschaftswahl als gemeinsamer Kandidat der Linken an, unterliegt jedoch de Gaulle klar.
An der Wahlniederlage zerbricht die UDSR; Mitterrand wird Vorsitzender des "Bundes demokratischer und sozialistischer Linker [FGDS]", einem Zusammenschluß aller Linksparteien außer den Kommunisten.

1967
März: Bei den Wahlen zur Nationalversammlung unterliegt die vereinigte Linke der Regierungskoalition nur knapp.

1968
Mai: Als de Gaulle vor der gewalttätigen Studentenrevolte der "68er" ins Ausland (nach Baden-Baden) flieht, ruft Mitterrand lautstark nach vorgezogenen Neuwahlen. Diese führen im
Juni zu einem Erdrutschsieg der Gaullisten. Die Linke verliert mehr als die Hälfte ihrer Abgeordnetenmandate. (Mitterrand kann seines knapp behaupten, ist aber bis auf die Knochen blamiert und wird zum Sündenbock für die Wahlniederlage gemacht.)

1969
April: De Gaulle tritt als Präsident zurück.
Zu seinem Nachfolger wird der Ex-Premierminister und Generaldirektors des jüdischen Bankhauses Rothschild, Georg Goldappel ("Georges Pompidou) gewählt.
Mitterrand - den man gar nicht erst als Kandidaten aufgestellt hat - ist einstweilen weg vom Fenster.

1971
Mitterrand wird zum Generalsekretär der zwei Jahre zuvor neu gegründeten "Sozialistischen Partei [PS]" gewählt. Er ist wieder im Rennen.

1972
Juni: Mitterrand und Georges Marchais, der Generalsekretär der "Kommunistischen Partei [PC]", vereinbaren eines gemeinsames Regierungsprogramm für den Fall eines Wahlsiegs - jedoch keine gemeinsame Liste für die Wahlen im nächsten Jahr.

1973
März: Bei den Wahlen zur Nationalversammlung behauptet sich die Regierungskoalition.
Unter den Oppositionsparteien erhalten die Sozialisten erstmals mehr Stimmen als die Kommunisten - was sich Mitterrand als persönliches Verdienst anrechnet.

1974
April: Der faule Apfel fällt vom Baum. Pompidou segnet das Zeitliche.
Mai: Bei den Wahlen zum neuen Präsidenten unterliegt Mitterrand dem "bürgerlichen" Kandidaten Valéry Giscard d'Estaing.
Dessen Machtergreifung markiert eine deutliche Zäsur in der französischen Nachkriegsgeschichte: In den 1950er und 1960er Jahre verlor Frankreich "nur" seine Überseegebiete; seit Mitte der 1970er Jahre begann es, auch sein europäisches "Stammland" zu verlieren.

1975
Januar: Es beginnt damit, daß Frankreich die "Anti-Baby-Pille" freigibt und die Ermordung ungeborener Kinder ("Abtreibung") legalisiert. ("Loi Veil", benannt nach der jüdischen Familienministerin Simone Veil.)
(Für Juden und Muslime - die unter dem Vorwand des "Minderheitenschutzes" ihr eigenes Familien- und Eherecht praktizieren dürfen - gilt Empfängnisverhütung und Kindermord weiterhin als Todsünde.)
Dies führt binnen einer Generation zum Absinken der französischen Geburtenrate um mehr als 50%.
Um den Bevölkerungsrückgang aufzufangen, wird das "Gesetz über die Familien-Zusammenführung" verabschiedet, das jedem Ausländer mit Aufenthaltserlaubnis das Recht gewährt, seine Familienangehörigen in unbegrenzter Zahl nach Frankreich zu holen.
Davon machen jedoch nicht die Gastarbeiter aus den katholischen Ländern Italien, Spanien und Portugal Gebrauch - die vielmehr verstärkt in ihre Heimat zurück kehren, ohne daß noch nennenswerte Mengen nachkommen -, sondern die knapp eine Million Afrikaner - überwiegend Muslime -, die bis dahin schon im Frankreich leben.
(In den nächsten 30 Jahren kommen aufgrund dieses Gesetzes ca. 8 Millionen Afrikaner nach Frankreich. Hinzu kommt eine fast ebenso große Anzahl illegaler Immigranten - "Sans papiers [Papierlose]" - ins Land, wo sie entweder legalisiert oder geduldet werden oder untertauchen. In Frankreich entwickelt sich allmählich eine muslimisch geprägte Parallelgesellschaft - wovor der Schriftsteller Jean Raspail bereits 1973 in seinem damals noch als "utopisch" geltenden Roman "Le Camp des saints [Das Heerlager der Heiligen Krieger]" eindringlich gewarnt hatte.


1981
April/Mai: Bei neuerlichen Präsidentschaftswahlen gelingt es Mitterrand, entgegen allen Voraussagen* Giscard zu schlagen und endlich Präsident zu werden.


An Giscards Fehlern ändert er nichts, so daß ihm diese bald als seine eigenen angekreidet werden.


Vielmehr fügt er ihnen noch weitere hinzu: Er verstaatlicht alle Banken und größeren Industrie-Unternehmen, verkürzt die Wochen- und Lebensarbeitszeit (Rente mit 60), verlängert dafür den Urlaub und bringt damit die französische Wirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs.
Dieser kann nur abgewendet werden durch immer höhere Subventionen der EG, deren größter Nettozahler die BRD ist und auch unter ihrem neuen (seit 1982) Kanzler Helmut Kohl bleibt.
Mitterrand setzt mit diesem demonstrativ die deutsch-französische "Versöhnungspolitik" fort. (Darüber, wie ehrlich das gemeint ist, macht sich freilich kaum jemand Illusionen.)


Nicht nur Karikaturisten bemerken wehmütig, daß sich die Gewichte zwischen der "grande nation" und ihrem östlichen Nachbarstaat binnen zwei Jahrzehnten um einiges verschoben haben.
(Sprechblasen im Bild rechts: 1963 de Gaulle zu Adenauer: "Möge der Bessere gewinnen!" 1983 Kohl zu Mitterrand: "Der Bessere hat gewonnen!")

1985
Mitterrand läßt das Greenpiss-Greenpeace-Piratenschiff "Rainbow Warrior [Regenbogen-Krieger]" vor der Küste Neuseelands durch Agenten des französischen Geheimdienstes versenken, wobei ein Pirat ums Leben kommt.
(Böse Zungen bezeichnen das als die einzig gute Tat Mitterrands in seiner gesamten Amtszeit. Dikigoros hat dazu keine Meinung; aber seine treuen Leser kennen ja seinen allgemeinen Standpunkt, daß Regierungen, wo ihnen die legale Handhabe zur Bekämpfung Krimineller fehlt - Mitterrand hatte gerade erst die Europäische Konvention zum Schutz der Piratenrechte Menschenrechte unterzeichnet, welche die Todesstrafe verbietet - eben illegale Mittel einsetzen muß. So war es auch hier: Juristisch gesehen hatte der französische Geheimdienst zwar nichts in neuseeländischen Hoheitsgewässern verloren; aber die Ausschaltung des Piratenschiffs - das eine ernsthafte Bedrohung für die christliche Seefahrt shintoistische Walfangflotte im Südpazifik darstellte - war moralisch gerechtfertigt. Das sahen übrigens alle anderen Staaten der EG genauso: Als Neuseeland die Agenten wegen Mordes vor Gericht stellte und zu hohen Freiheitsstrafen verurteilte, verhängte die EG auf Frankreichs Veranlassung ein Handelsembargo und preßte die Gefangenen so frei. Sie wurden von Mitterrand mit Orden und Beförderungen belohnt. Dikigoros schreibt das deshalb so ausführlich, weil Mitterrands Verhalten in so auffallendem Gegensatz steht zu dem seines US-amerikanischen Amtskollegen Ronald Reagan, der wenig später seinen Beauftragten für die "Iran-Contra"-Affäre, den braven Ltn. Colonel Oliver North, eiskalt fallen und zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilen ließ - wohlgemerkt von einem US-Gericht -, um seine eigenen Hände in Unschuld zu waschen. Man kann Mitterrand vieles vorwerfen - z.B. daß er im selben Jahr den aus Italien geflohenen Terroristen der "Roten Brigaden" politisches Asyl in Frankreich gewährte -; aber ein solches Charakterschwein wie Reagan war er nicht.
Nachtrag: Im April 2021 - also nach 36 Jahren! - ließ der neue Präsident Hexagonistans, Ödipussi Manuel Eßkastanie Emmanuel Macron die Überlebenden jener großzügigen Asylgewährung verhaften und an Italien ausliefern.)


1986
Mitterrand beschließt im Hinblick auf die anstehenden Parlamentswahlen, außenpolitische Stärke zu demonstrieren, und zwar in Afrika gegen Gaddafi: Er läßt eine Staffel der im Tschad stationierten französischen Jagdbomber in einem Überraschungsangriff auf das Wadi Dum im Süden Libyens den dortigen Militärflugplatz binnen weniger Minuten platt machen.
Das Husarenstück - im Tiefflug durch die Wüste, unter Umgehung aller Radar-Warnsysteme und Flugabwehrraketen, eine militärische Meisterleistung - kann indes nicht verhindern, daß die Linke bei den Parlamentswahlen im
März ihre Mehrheit in der Nationalversammlung verliert. Mitterrand muß Jacques Chirac, den gaullistischen Bürgermeister von Paris, zum neuen Premierminister ernennen.

1988
Mai: Mitterrand wird erneut zum Präsidenten gewählt - diesmal gegen Chirac.
Er löst sofort das Parlament auf und schreibt Neuwahlen aus, bei denen die Sozialisten jedoch nur eine relative Mehrheit gewinnen. Michel Rocard, sein neuer Ministerpräsident, ist auf die Duldung durch die Kommunisten angewiesen.

1989/90
Angesichts der drohenden "Wieder"-Vereinigung von BRD und DDR versuchen Mitterrand und die britische Premierministerin Thatcher, eine Neuauflage der anti-deutschen Kriegskoalition von 1939 zustande zu bringen. Sie scheitern jedoch an der ablehnenden Haltung des US-Präsidenten George Bush und des SU-Mineral-General-Sekretärs Michail Gorbatschow.

1991
Mitterrand verfolgt mit Entsetzen das Auseinanderbrechen der ruhmreichen Sowjewt-Union. Er weigert sich, deren "Liquidator", Boris Jeltsin, als Präsidenten [von Rußland] anzuerkennen.

1992
Februar: Mitterrand gelingt der große Coup: Kohl unterzeichnet den Vertrag von Maastricht, der die BRDDR zur Melkkuh aller anderen EU-Staaten, insbesondere Frankreichs, macht. Er nennt das frohlockend - und völlig zu Recht - "ein Versailles ohne Krieg".**
28. Juni: Mitterrand reist, damit die Deutschen zum Schaden auch noch den Spott haben, nach Sarajevo und nimmt demonstrativ an den Feiern zum 78. Jahrestages der Erdmordung von Erzherzog Franz Ferdinand und zum 73. Jahrestag der Unterzeichnung des Versailler Diktats teil.


1993
März: Die Linke verliert bei den Parlamentswahlen auch ihre relative Mehrheit in der Nationalversammlung.
Mitterrand beschränkt sich für den Rest seiner Amtszeit auf zeremonielle Tätigkeiten wie die Einweihung von Bibliotheken, Brücken und Museen.
(Das hindert ihn indes nicht, über seinen Sohn Jean-Christophe - den er zum "Afrikaberater" gemacht hat - Produkte der französischen Rüstungsindustrie an dubiose jüdische Waffenschieber sehr ehrenwerte israelische Geschäftsleute liefern zu lassen, die damit den Jahre langen "Bürgerkrieg" [richtig Stammeskrieg] in Angola mit Millionen Toten in Gang halten. Der Filius, der dafür umgerechnet 1,7 Millionen Euro an Blutgeld Schmiergeldern Provisionen einstreicht (mindestens, d.h. so viel kann man ihm nachweisen), wird dafür anno 2009 zu zwei Jahren auf Bewährung und einer läppischen Geldstrafe von 375.000,- Euro verurteilt - ein gutes Geschäft!)

1994
Pierre Péan veröffentlicht die kritische Biografie "François Mitterrand, eine französische Jugend 1934-47", die einige Lügen aufdeckt und in sozialistischen Kreisen Skandal macht.
(Péan läßt 2002 "Dernières volontés, derniers combats, dernières souffrances" und 2005 "Noires fureurs, blancs menteurs" folgen; aber damit reißt er niemanden mehr vom Hocker.)

1995
Mai: Mitterrand tritt als Präsident ab. Sein Nachfolger wird Jacques Chirac - der ähnlich lange gebraucht hat, um an dieses Ziel zu gelangen und eine ähnlich schlechte Politik betreibt wie sein[e] Vorgänger.


1996
08. Januar: François Mitterrand stirbt in Paris an Prostatakrebs und wird drei Tage später begraben.



* * * * *

2007
Mai: Der vom jüdischen Glauben abgefallene Ungar Miklós Sárközy ("Nicolas Sarkozy") wird neuer Präsident von Frankreich. Er setzt die Politik Giscards, Mitterrands und Chiracs, die aussterbenden Franzosen der Republik mehr und mehr durch Afrikaner - vor allem solche muslimischen Glaubens - zu ersetzen, kongenial fort.

2009
Januar: Sarkozy ernennt Mitterrands Neffen, den besonders in thailändischen Bordellen gern gesehenen schwulen Kinderschänder und Sextouristen Frédéric Mitterrand, zum Kulturminister - ein bezeichnendes Aushängeschild für das neue Kulturverständnis der "grande nation".


*Den 1. Wahlgang hatte Giscard noch mit relativer Mehrheit gewonnen. Kurz vor dem 2. Wahlgang veröffentlichte die Presse jedoch Behauptungen, daß Giscards Finanzminister Papon unter Pétain an Judenverfolgungen beteiligt gewesen sei, woraufhin die Stimmung massiv kippte - u.a. entzogen die Gaullisten Giscard daraufhin ihre Unterstützung. Später kam heraus, daß Papon nur ein ganz kleines Licht war, der unter Pétain eine viel unbedeutendere Rolle gespielt hatte als Mitterrand.

**Es ist schwierig abzuschätzen, wie viel von diesem Vertrag auf Mitterrands und wie viel auf Kohls Konto ging, wobei Dikigoros weder die Memoiren Kohls noch die - 1995 von Elie Wiesel verfaßten - Mitterrands als verläßliche Quelle ansieht. Auch Thilo Schaberts "Mitterrand und die deutsche Wiedervereinigung 1981-1995" hat ihn nicht wirklich überzeugt. Fest steht nur, daß Mitterrand bereit gewesen wäre, 1990 einen Dritten Weltkrieg vom Zaun zu brechen, der Deutschland vernichtet und damit das Huhn geschlachtet hätte, von dessen goldenen Eiern die von ihm ruinierte französische Wirtschaft allein noch lebte und lebt. Angesichts einer ernsthaften Kriegsdrohung hätte Kohl wohl vorerst auf die "Wiedervereinigung" verzichtet - was vielleicht für Alle die beste Lösung gewesen wäre. Die Hauptschwäche der so genannten "parlamentarischen Demokratie" ist ihre Unberechenbarkeit. Politiker haben keine langfristige Planungssicherheit über die Legislaturperiode hinaus und neigen deshalb dazu, Entscheidungen kurzfristig übers Knie zu brechen. Bei etwas mehr Geduld hätte Kohl die "Wiedervereinigung" zum Nulltarif haben können - d.h. ohne der untergehenden Sowjet-Union hunderte Milliarden "Transfer-Rubel" in den Rachen zu schieben. Auch die Umwandlung der Europäischen Gemeinschaft von einer Zollunion in eine Wirtschafts- und Währungsunion - wenn man die denn wirklich wollte - hätte für die BRD erheblich billiger werden können, ohne daß Frankreich dadurch etwas verloren hätte. Freilich konnten weder Mitterrand noch Kohl absehen, wie leichtfertig ihre Nachfolger die ursprünglich in den Maastricht-Vertrag eingebauten Stabilitäts-Mechanismen aufgeben sollten.


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