THEODORE ROOSEVELT
(27.10.1858 - 06.01.1919)
"Sprich sanft und nimm einen großen Knüppel mit!"
Tabellarischer Lebenslauf
zusammen gestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1858
- 27. Oktober: Theodore Roosevelt wird als Sohn des Kaufmanns Theodore Roosevelt sen. und dessen Ehefrau Martha, geb. Bulloch, in New York City geboren. Beide Elternteile sind sefardischer Abstammung.
- 1861-1865
- Sezessionskrieg. Der Sieg der industrialisierten Nordstaaten ("Union") über die agrarischen Südstaaten ("Confederation") legt den Grundstein für den Aufstieg der USA zur Großmacht. Roosevelts Vater gehört zu den Kriegsgewinnlern.
- 1876
- Roosevelt schreibt sich an der Harvard-Universität/Massachusetts ein, der ältesten und prestigeträchtigsten Hochschule der USA. (Die Yale-Universität hat erst 1861 das Promotionsrecht erhalten.) Er belegt politische und historische Lehrveranstaltungen. (Einen Studienabschluß schafft er nicht.)
- Die
Weltausstellung
in Philadelphia zeugt vom wirtschaftlichen Aufstieg der USA.
- 25. Juni: Die Niederlage von General a.D.
Custer
am Little Bighorn River liefert den USA den Vorwand, die letzten frei lebenden Indianerstämme auszurotten; auch dies trägt zu ihrem Aufstieg bei. [Das letzte Gefecht findet Ende 1890 am "Wounded Knee" statt.]
- 1880
- Roosevelt heiratet Alice Lee. (Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.)
- Da die meisten Amerikaner mehr Kinder haben, steigt die Bevölkerungszahl der USA erstmals über 50 Millionen.
- [Es handelt sich um eine "autochthone" Bevölkerungszunahme; die große Einwanderungswelle aus Mittel-, Süd- und Osteuropa ("New Immigration") beginnt erst in den folgenden Jahren.]
- Davon leben bereits über 40% in Städten. (Als "Stadt" gilt in den USA damals ein Ort mit mehr als 2.500 Einwohnern :-)
- Roosevelt schreibt sich an der Law School der Columbia-Universität/New York ein, wo er sich mit seinem Kommilitonen
Madison Grant
anfreundet. (Einen Studienabschluß schafft er nicht).
- 1881
- Roosevelt wird für die Republikanische Partei als jüngster Abgeordneter in das Parlament des Staates New York gewählt.
- 1882
- Roosevelt veröffentlicht "Der Seekrieg 1812". Das Buch wird vor allem in Fachkreisen stark beachtet und führt bereits im folgenden Jahr zur Genehmigung eines großen Flottenrüstungs-Programms (Bau von Panzerkreuzern) durch den US-Congress. Es wird bis ins 21. Jahrhundert neu aufgelegt.
- 1884
- Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau und seiner Mutter geht Roosevelt auf dem Höhepunkt des "Cattle Boom" als Rinderzüchter nach Dakota. Dort erlebt er die plötzlich einsetzende schwere Krise der Landwirtschaft am eigenen Leibe mit. Wie die meisten Farmer führt er diese nicht auf klimatische Einflüsse (Kälteeinbruch, große Dürre) und ausländische Billig-Konkurrenz zurück, sondern auf "die Hochfinanz"; hier liegen die Wurzeln seiner Feindschaft zum "big business".
- 1885
- Roosevelt liest den gerade erschienenen Bestseller "Our Country [Unser Land]" von Josiah Strong, wonach der Imperialismus die schicksalhafte Pflicht der USA sei.*
- Dieses Buch prägt seine Weltanschauung nachhaltig.
- Nach dem Zusammenbruch des Rindermarktes kehrt Roosevelt nach New York City zurück.
- 1886
- Roosevelt kandidiert erfolglos für das Bürgermeisteramt von New York City.
- Dortselbst wird die aufstellung der "Liberty Statue [Freiheits-Statue]" vor der Südspitze Manhattans mit
großem Brimborium einem großen Volksfest eingeweiht.
(Es handelt sich um eine antiken Vorbildern nachempfundene Statue der griechischen Göttin Hekatä, die Eingänge - insbesondere den ins Reich der Toten - bewachte. Die Franzosen hatten sie für die Weltausstellung 1878 anfertigen lassen und haben nun keine Verwendung mehr dafür; sie behalten nur eine kleinere Kopie für sich :-)
- Roosevelt heiratet in zweiter Ehe Edith Kermit Carow. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor.**
- 1889
- Roosevelt veröffentlicht "The Winning of the West [Die Eroberung des Westens]", eine Geschichte der territorialen Expansion der USA, ganz im Sinne Strongs.
- Roosevelt wird Leiter der US-Beamtenkontrollkommission (bis 1895).
- 1895
- Roosevelt gründet zusammen mit seinem Freund Grant die "New York Zoological Society", die sich vor allem der wissenschaftlichen Rassenkunde [Racialism] verschreibt.
- Roosevelt wird Vorsitzender des Aufsichtsrats der New Yorker Polizei (bis 1897).
- 1897
- Roosevelt wird von Präsident William McKinley (1843-1901) als Staatssekretär ins Marineministerium berufen.
- 1898
- Februar: Nachdem es Roosevelt trotz einer bis dahin beispiellosen Hetzkampagne (vor allem über die Zeitungen des Pressezaren William R. Hearst) nicht gelungen ist, Präsident McKinley zu einer Kriegserklärung an Spanien zu bewegen, um Kuba und die Filipinen zu erobern, läßt er das im Hafen der kubanischen Hauptstadt La Habana liegende US-Linienschiff "Maine" in die Luft sprengen und schiebt diese Tat den Spaniern in die Schuhe.
-
[Diese Aktion und ihre propagandistische Ausschlachtung ("Remember the Maine") steht in einer Reihe mit den Aktionen, die 1836 zum Krieg der USA gegen Mexiko ("Remember the Alamo"), zum 1917 zum Krieg der USA gegen Deutschland ("Remember the Lusitania") und 1941 zum Krieg der USA gegen Japan ("Remember Pearl Harbor") geführt haben. Nach umstrittener Ansicht einiger Beobachter stehen auch der Anschlag auf das New Yorker World Trade Center vom 11. September 2001 und die anschließenden Kriege der USA gegen Afģānistān und den Irāq in einem vergleichbaren Zusammenhang.]
- März: Die US-Regierung richtet an Spanien vermeintlich unerfüllbare "Wiedergutmachungs"-Forderungen.
- April: Als Spanien die Forderungen akzkeptiert, erklären ihm die USA einen Tag später gleichwohl den Krieg.
- Roosevelt legt sein Amt als Staatssekretär nieder und organisiert ein "Kavallerie-Regiment" aus freilligen Hobby-Soldaten ("Rough Riders [Rauhe Reiter]").
- Wiewohl Roosevelt mit seinen Fußgängern (ihre Pferde dürfen sie nicht mit nach Kuba nehmen :-) an keiner einzigen militärischen Aktion teilnimmt, lediglich einen unbewaffneten Zivilisten
ermordet erschießt und eine größere Anzahl von Männern nur durch ausbrechende Seuchen verliert, läßt er in den US-Medien Meldungen über heldenhafte Kämpfe und opferreiche Eroberungen seinerseits verbreiten, die ihn zur Symbolfigur des Sieges auf Kuba bekannt und populär machen; nach seiner Rückkehr wird er daraufhin zum Gouverneur des Staates New York gewählt.
- Dezember: Im Diktatfrieden von Paris muß Spanien Kuba und die Filipinen an die USA abtreten; die darob auf den Filipinen ausbrechenden Aufstände der "Eingeborenen" werden von US-Truppen mit großer Brutalität nieder geschlagen.
- 1899
- Roosevelt rechtfertigt das alles in einem groß angelegten
Artikel
im "Independent", den er "Expansion and Peace [Expansion und Frieden]" betitelt, und der Sätze enthält wie: "Frieden kann nur durch Krieg entstehen" und "Letzten Endes kann ein zivilisierter Mensch nur Frieden finden, wenn er seinen barbarischen Nachbarn unterjocht."
- 1900
- November: Roosevelt kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen erfolgreich als McKinleys Vizepräsident.
- 1901
- September: Präsident McKinley wird auf der Pan American Exposition in Buffalo/N.Y. von einem polnischen Juden ermordet.
- 14. September: Roosevelt wird mit 42 Jahren der bis dahin jüngste Präsident der USA.
- Oktober: Seine erste Amtshandlung ist die Verleihung des Bürgerrechts an die fünf "zivilisierten" Indianer-Stämme der Cherokee, Creeks, Choctawas, Chickasaws und Seminoles.
- Im folgenden konzentriert sich Roosevelt innenpolitisch auf die Zerschlagung der Großkonzerne (Trusts) und die Umwandlung der USA von einem Bundesstaat in einen straff gelenkten Zentralstaat. (Beides gelingt vorerst nur in Ansätzen.)
- 1902
- August: Roosevelt geht auf Propadandareise durch die USA und verkündet sein politisches Konzept eines "Square Deal".
- Oktober: Beim "Anthrazitkohlenstreik" der Bergarbeiter in Pennsylvania (seit Mai) um 20% mehr Lohn zwingt Roosevelt die Tarifparteien zum Einigung (auf 10%); dies wird von den Arbeitgebern als - bisher noch nicht da gewesener - Eingriff des US-Präsidenten zugunsten der Arbeitnehmer empfunden.
- 1903
- November: Als Reaktion auf den Vertrag zwischen Venezuela und dem Deutschen Reich über den Bau der Venezuela-Bahn (13.2.03) fordert Roosevelt von Venezuela die Abtretung der Provinz Panamá, um dort den von Ferdinand Lesseps begonnenen
Kanalbau
zwischen dem Atlantik und dem Pazifik fortzuführen. Als Venezuela dies ablehnt, läßt Roosevelt die Panama-Zone von US-Truppen besetzen und dort eine "unabhängige Republik" ausrufen. Damit demonstriert Roosevelt außenpolitisch den Anspruch auf eine Vorherrschaft der USA in Lateinamerika und dessen Durchsetzung nach der Methode "big stick [großer Knüppel]".
- 1904
- November: Roosevelt gewinnt die US-Präsidentschaftwahlen mit großem Vorsprung. Sein populistischer Kurs und dessen medienwirkame Umsetzung - außenpolitisch Expansion, innenpolitisch Arbeiter-, Natur- (Einrichtung von Nationalparks und Naturreservaten) und Tierschutz (Propaganda mit der angeblichen Schonung eines kleinen Bären - daher die Bezeichnung "Teddy") hat sich damit bezahlt gemacht.
- 6. Dezember: Roosevelt erweitert die "Monroe-Doktrin" von 1823 (Verbot der Einmischung europäischer Machte in der "amerikanischen Hemisfäre") um die Doktrin, daß die USA jederzeit das Recht hätten, in der westlichen Hemisfäre "Polizeigewalt" auszuüben. [Aus Roosevelts diesbezüglicher Rede stammt das Zitat in der Überschrift.]
- 1905
- März: Roosevelt ist Trauzeuge bei der Heirat seiner Nichte Eleanor Roosevelt mit seinem Neffen
Franklin Delano Roosevelt.
- (Dies war keine bloße Formsache. Beziehungen zwischen Vettern und Cousinen 1. Grades galten und gelten in den USA als Inzest; die Eheschließung bedurfte daher einer Ausnahmegenehmigung, die Onkel Roosevelt als Präsident allerdings problemlos erwirken konnte.)
- August/September: Auf der Konferenz von Portsmouth/N.H. vermittelt Roosevelt den Frieden zwischen Rußland und Japan und mischt sich damit auch in die ostasiatische Politik ein, wofür er später den Friedensnobelpreis erhält.
- 1906
- Mit dem Eingreifen der USA in die
Marokko-Krise
gegen das Deutsche Reich mischt sich Roosevelt auch in die europäische Politik ein; damit offenbaren die USA erstmals offen Weltmacht-Ambitionen; die propagandistische Hetze gegen
Wilhelm II
und die "Hunnen" beginnt.
- 1907
- Januar: Im Absprache mit Großbritannien leitet Roosevelt mit dem Bau vom Großkampfschiffen ("Dreadnoughts") die massive Aufrüstung der Kriegsmarine ein.
- 13. März: Die wirtschaftsfeindliche Politik Roosevelts führt zum Zusammenbruch der New Yorker Aktienbörse; die USA werden von einer Konkurswelle überrollt; Inflation und Massenarbeitslosigkeit sind die Folge.
- 14. März: Roosevelt schließt Japaner von der Einwanderung in die USA aus.
- 31. März: Roosevelt läßt Honduras von US-Truppen besetzen.
- November: Um den völligen Zusammenbruch der US-Wirtschaft zu vermeiden, muß Roosevelt seine Anti-Trust-Politik lockern.
- 1908
- 18. Februar: Roosevelt hebt in einem medienwirksamen Coup großzügig das Einwanderungsverbot für Japaner auf, nachdem die japanische Regierung in einem "gentlemen's agreement" zugesagt hat, keine Pässe mehr für Japaner auszustellen, die in die USA auswandern wollen. Im Gegenzug läßt Roosevelt Japan freie Hand in Korea.
- November: Roosevelt verzichtet auf eine neuerliche Präsidentschafts-Kandidatur; an seiner Stelle wird William Howard Taft (1857-1930) gewählt.
- 1909
- Roosevelt reist durch Afrika und Europa.
- 1910
- Roosevelt trägt zur Spaltung der Republikanischen Partei in einen "progressiven" und einen "konservativen" Flügel bei.
- 1912
- Roosevelt unterliegt bei der Kandidatenwahl der Republikanischen Partei für die Präsidentschaft gegen Taft.
- Roosevelt gründet eine eigene "Partei der Progressiven" und tritt mit dieser bei den Wahlen an - wobei er sich lächerlicherweise als von der Großwildjagd in Afrika Heimgekehrter aufspielt - darauf haben die Wähler gerade gewartet!
- Infolgedessen siegt bei den Wahlen der Kandidat der "Demokratischen Partei",
Woodrow Wilson.
- 1914
- Nach Ausbruch des
Ersten Weltkriegs
startet Roosevelt eine Kampagne zur Unterstützung der Ententemächte und befürwortet den Kriegseintritt der USA.
- 1915
- Inwieweit Roosevelt an den Vorgängen um die Versenkung des als Passagierschiff getarnten Munitions-Transporters
"Lusitania"
und deren propagandistischen Ausschlachtung zur Kriegshetze gegen die deutschen "Hunnen" beteiligt war, ist bis heute ungeklärt.
- 1916
- Im Todesjahr Strongs veröffentlicht Grant
"The Passing of the Great Race [Der Untergang der großen - gemeint ist die weiße - Rasse]", der seine und Roosevelts Weltanschauung wiedergibt.***
- Roosevelt fordert eine Kriegserklärung an Mexiko, das ein Bündnisangebot des Deutschen Reichs erhalten hat - dies, wiewohl die USA offiziell noch "neutral" sind. Einige Monate später marschieren US-Truppen unter General
John J. Pershing
ohne Kriegserklärung in Mexiko ein. (Als Vorwand dient die Verfolgung des Räuberhauptmanns Pancho Villa, um dessen Ergreifung man sich aber nicht ernsthaft bemüht, um sich dieses Vorwands nicht zu berauben; tatsächlich führen die Amerikaner Krieg gegen die regulären mexikanischen Truppen des Präsidenten Carranza, obwohl sich diese der Invasion zunächst nicht entgegen gestellt haben.)
- 1917
- Nach dem Kriegseintritt der USA kritisiert Roosevelt die schleppende Mobilisierung der Streitkräfte und will - wie im Krieg gegen Spanien - eine eigene Einheit aufstellen (was Wilson freilich verhindert).
- 1918
- Roosevelt spricht sich gegen die Idee einer "Leage of Nations [Völkerbund]" aus; er befürwortet statt dessen eine Allianz zwischen den europäischen Westmächten und den USA.
- 1919
- 6. Januar: Theodore Roosevelt stirbt in Oyster Bay (Long Island/N.Y.). Seine Politik wird von Franklin Delano Roosevelt unter der Bezeichnung "New Deal" kongenial fortgeführt.
- 2020
- Juni: Das American Museum of Natural History in New York City entfernt auf Druck
anti-weißer Rassisten politisch-korrekter Gutmenschen das Roosevelt-Denkml vor ihrem Eingang, da es Neger und Indianer "rassistisch herabsetze": Roosevelt sitzt hoch zu Roß, während die letztgenannten lediglich zu Fuß gehen.****
*als die 7 Hauptgefahren für "sein" Land, die diesem hehren Ziel im Wege stehen könnten, betrachtet Strong den Katholizismus, den Mormonismus, den Sozialismus, den Alkoholismus, den Kapitalismus, den Urbanismus [die Verstädterung] und die Masseneinwanderung minderwertiger "[lesser]" - d.h. nicht-angelsächsischer - Rassen.
Gedanken über den Judaismus und den Islamismus macht er sich keine.
**Roosevelt - der bereits seine Tochter aus 1. Ehe "Alice Lee" genannt hatte, bleibt in Sachen Kindernamen denkfaul: Seinen 1. Sohn nennt er nach sich selber "Theodore", den 2. nach dem Geburtsnamen seiner Schwiegermutter "Kermit". Letzterer tut es ihm gleich und nennt seinen Sohn genauso. Dieser Enkel erlangt als CIA-Agent eine gewisse Berühmtheit, als er 1953 den Thron des Shahs von Persien rettet, indem er einen erfolgreichen Aufstand gegen das kommunistische Regime von Muhammäd Musadäğ anzettelt. Zwei Jahre später gibt Jim Henson den bis dahin völlig ungebräuchlichen Namen der Hauptfigur seiner "Muppet Show" (und später auch der "Sesam Street"), dem Frosch Kermit. Der Name wird dadurch Kult (allerdings nicht für Menschen :-)
***Nach 1945 wurde verschiedentlich behauptet, die Lektüre dieses Buches habe die Weltanschauung
Adolf Hitlers
maßgeblich mit geprägt. Das hält Dikigoros für ein Märchen: Hitler konnte kein Englisch; und eine deutsche Übersetzung erschien erst 1925 - also ein Jahr, nachdem Hitler "Mein Kampf" veröffentlicht hatte.
****Roosevelt war kein Einzelfall. Es traf selbst einstige Ikonen - und Sklavenhalter - wie George Washington und Abraham Lincoln.
Nun ist es eine Sache, öffentliche Denkmäler abzureißen, und eine andere, Soldaten - posthum! - ihre Orden und Medaillen abzuerkennen, weil man über 100 Jahre später glaubt, daß sie in einem "ungerechten" Krieg oder Gefecht gekämpft hatten. So geschehen mit den Teilnehmern der o.g. Schlacht am "Wounded Knee"; und weil das eine ebenso schäbige wie instruktive Geschichte ist, will Dikigoros dazu ein paar Sätze mehr schreiben, wenn auch nur in einer Fußnote, da es Roosevelt nicht direkt betrifft - ihm und seinen "rauhen Reitern" wurden die Orden aus dem Krieg gegen Spanien ja nie - jedenfalls bisher noch nicht - aberkannt.
Holen wir etwas weiter aus: Die Jüdin Sarah Mann, geb. Herring, gesch. Warren, hatte sich im Vorwahlkampf zur US-Präsidentschaft total blamiert, als sie mit der Masche, sich als "Indianerin" auszugeben - die sie schon ihr Leben lang geritten hatte und der sie einige sehr schöne Posten und Pöstchen verdankte, von wegen "affirmative action" - auf den Bauch fiel und auch und vor allem bei den echten Indianern einen gewaltigen "Shit-storm" erntete. Um die letzteren wieder für sich zu gewinnen, verfiel sie auf die Idee, in ihrer Eigenschaft als Senatorin einen Gesetz-Entwurf einzubringen, wonach allen weißen Teilnehmern an jener Schlacht von 1890 die Orden aberkannt würden. Das versprach ein sicherer und billiger Erfolg zu werden, denn bereits anno 1990, genau am 100. Jahrestag jenes Ereignisses - formulieren wir es mal neutral - hatte sich der Congress bei "den" Indianern ausdrücklich für jenes schreckliche Verbrechen entschuldigt, mit tiefstem Bedauern für den Tod von über 100 wehrlosen, unbewaffneten Frauen und Kindern...
Hat sich der U.S. Congress eigentlich jemals für die über 10 Millionen von der U.S.A.A.F. im Zweiten Weltkrieg ermordeten wehrlosen, unbewaffneten deutschen, französischen, italienischen, japanischen, koreanischen und filippinischen (ja, wußtet Ihr das etwa nicht? Allein im völlig platt gebombten "befreiten" Manila starben mehr Zivilist*innen als in Berlin, Dresden, Hamburg und Tōkyō zusammen; und in Hiroshima und Nagasaki erwischte es fast ebenso viele koreanische HiWis und Gastarbeiter*innen wie Einheimische!) Frauen und Kinder entschuldigt?
[Es wären noch mehr geworden, wenn nicht der böse
Baldur v. Schirach
mit seiner verbrecherischen "Kinderlandverschickung" verhindert hätte, daß die "Liberator"-Bomber der U.S.A.A.F. noch mehr Nazi-Kinder von ihrem Nazi-Leben "befreiten". Dafür wurde er in
Nürnberg
zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt - und nur dafür. Mit irgendwelchen "Kriegsverbrechen" oder "anti-semitischen" Aktionen hatte er - der seine eigene jüdische Abstammung ja nur mühsam verschleiern konnte - nichts zu tun.] Wenn ja, dann muß das Dikigoros irgendwie entgangen sein.
Um dem auch sprachlich-propagandistisch den Boden zu bereiten, wurde jenes Gefecht schon seit längerer Zeit nicht mehr als "Schlacht" bezeichnet, sondern als "Massaker". [Als erster tat das übrigens ein General der U.S. Army, der gar nicht dabei gewesen war, sondern die Schlacht nur vom Hörensagen "kannte"]: Schwer bewaffnete Soldaten hatten also wehrlose, unbewaffnete, friedfertige Indianer - hauptsächlich Frauen und Kinder - grausam niedergemetzelt, ermordet etc. pp.
Dikigoros hat die Quellen zu jener Schlacht sehr genau studiert, ebenso die Akten der damals ausgezeichneten Soldaten und insbesondere die Begründung für die Ordensverleihungen. Es war ja nicht irgendein Orden, sondern der höchste, den die USA an Militärs zu vergeben hatte, gewissermaßen ihr Ritterkreuz.
Die Indianer am Wounded Knee waren weder wehrlos noch friedfertig; vielmehr hatten sie ihr Reservat unerlaubt verlassen und waren mit Kind und Kegel - und Feuerwaffen - gekommen, um den Tod von Sittung Bull zu rächen - dem Sieger über Custer am Little Big Horn -, der kurz zuvor von einem Indianer (!) in Diensten der U.S. Army erschossen worden war. Als sie anfingen, ihren Kriegstanz aufzuführen - sie hielten sich für unverwundbar und waren wild entschlossen, das auch mal in der Praxis zu erproben -, kam die 7. Cavalry, die ja noch ein Hühnchen mit ihnen zu rupfen hatte, und forderte sie auf, ihre Waffen abzugeben. Die Indianer dachten gar nicht daran, sondern versteckten sie irgendwo im Lager und behaupteten, unbewaffnet zu sein. Die Soldaten begannen zu suchen, und als sie fündig wurden, schoß einer der ertappten Indianer auf sie. [Nach heutiger Lesart: "... löste sich versehentlich ein Schuß; der Indianer war nämlich schwerhörig und verstand gar nicht, was die Soldaten von ihm wollten..."] Sie erwiderten das Feuer, und die Schlacht begann.
Ihr Ausgang unterlag keinem ernsthaften Zweifel, denn die US-Truppen hatten 4 Revolver-Kanonen der französischen Firma Hotchkiss dabei, Nachfolger der Gatling Gun, Vorläufer des schweren Maschinengewehrs. Daß die Dinger nicht sehr zielgenau waren, sondern von ihrer Streuwirkung "lebten", lag in der Natur der Sache, umso mehr, als einige Soldaten sich zuvor mit "Zielwasser" Mut angetrunken hatten; "Kollateralschäden" waren also vorprogrammiert. Tatsächlich starben in MG-Feuer auch indianische Frauen und Kinder - übrigens auch ein paar US-Soldaten, "friendly fire" nannte man das damals schon. Aber die meisten Toten waren bewaffnete Krieger der Indianer; die meisten ihrer Frauen und Kinder überlebten. Dennoch: Die zahlenmäßige Überlegenheit der Soldaten betrug "nur" ca. 2:1, aber das Verhältnis der Gefallenen mindestens 5:1 - die U.S. Army verlor 31 Tote und 33 Verwundete; die genaue Zahl der indianischen Verluste ist unbekannt; die Schätzungen stiegen im Laufe der Zeit immer weiter, von anfangs "ca. 150" auf derzeit "ca. 400". Das kann man schon als "Massaker" bezeichnen, allerdings nicht im strafrechtlichen Sinne, sondern halt im Sinne einer schweren militärischen Niederlage.
Wofür hatten nun die 20 Soldaten ihre Orden bekommen? Dafür, daß sie "kaltblütig Frauen und Kinder abschlachteten", wie Sarah Mann geiferte? Schaun mer mal.
Um es vorweg zu nehmen: Nur ein einziger MG-Schütze bekam einen Orden, jedenfalls steht in keiner anderen Begründung etwas davon, schon gar nicht: "Tötete mit seiner Hotchkiss besonders viele Frauen und Kinder." Bei einigen steht einfach nur lapidar "für besondere Tapferkeit". Aber bei anderen steht auch mehr, z.B.:
- "rettete zweimal verwundete Kameraden unter feindlichem Feuer" (ein - unbewaffneter - Angehöriger des Musikzugs)
- "rettete seinen kommandierenden Offizier, der schwer verwundet gestürzt war, und trug ihn außer Reichweite der feindlichen Gewehre" (Schütze Arsch)
- "tötete einen Indianer im Nahkampf, obwohl er schon pensionsberechtigt war und gar nicht hätte mitkämpfen müssen" (ein offenbar älterer Oberfeldwebel)
- "nahm den Platz seines gefallenen Offiziers ein, bediente sein Geschütz tapfer und brachte es nach jeder Salve in eine bessere Position" (ein Korporal - damals gab es noch kein "recoil system", d.h. die Geschütze verschoben sich durch den Rückstoß bei jeder Salve und standen dann entweder in einer schlechteren Position oder mußten mühsam wieder in die ursprüngliche zurück versetzt werden. Und der Rückstoß der Hotchkiss war nicht von Pappe - sie verschoß Munition vom Kaliber 37 mm, d.h. wie eine Panzerabwehr-Kanone zu Beginn des 2. Weltkriegs.)
Sind das "Kriegsverbrechen", derentwegen man ihnen die Orden im Nachhinein aberkennen müßte?!? (Dikigoros hatte ja oben schon kurz erwähnt, für welche "Heldentat" Roosevelt im Krieg um Kuba die "Medal of [dis]honor" verliehen wurde; wer es genauer wissen will, kann es
hier
nachlesen - ganz am Ende.)
Einige Abgeordnete scheinen das zu bezweifeln, denn der vermeintlich sichere und billige Erfolg der Sarah Mann ist noch gar keiner: Beim ersten Mal - im November 2019 - ging ihr Gesetzentwurf nicht durch; im Dezember 2020 brachte sie ihn erneut ein, und 2021 ein drittes Mal. Nun, warten wir mal ab, was draus wird; steter Tropfen höhlt den Stein, pardon den Stain, und irgendwann wird die Ungerechtigkeit wohl ihren Lauf nehmen und die Geschichtsklitterung einmal mehr obsiegen.
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