BRUNO  KREISKY

(22.01.1911 - 29.07.1990)

[Bruno Kreisky]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammen gestellt von
Nikolas Dikigoros

[Mit Hammer und Sichel...]

1911
22. Jänner: Bruno Kreisky wird als Sohn des jüdischen Textil-Industriellen Max Kreisky und seiner Ehefrau Irene, geb. Felix, in Wien geboren. Sein Vater stammt aus Böhmen, seine Mutter aus Mähren.
Die Hauptstadt Österreich-Ungarns beherbergt damals - allen Anfeindungen des im Vorjahr verstorbenen christlich-sozialen Bürgermeisters Karl Lueger zum Trotz - die größte jüdische Gemeinde Europas.*


1914-1918
Erster Weltkrieg.

1917-1920
Kreisky besucht die Volksschule in Wien-Mariahilf.

1919
Im Friedensdiktat von St. Germain wird das Habsburgerreich zerschlagen.


Unter Mißachtung des Selbstbestimmungsrechts der Völker wird auf Druck der Siegermächte ein Kleinstaat namens "Republik Österreich" gegründet, der immer mehr verarmt.

[Die Sieger scheißen auf das Selbstbestimmungsrecht]

Familie Kreisky braucht zwar nicht zu hungern (Bruno hat zeitlebens Übergewicht, Schweinsbäckchen, ein Doppelkinn und einen Schmerbauch :-), aber er empfindet die Ersetzung des schönen, multi-kulturellen "Vielvölkerstaates" durch Nationalstaaten als großen Verlust - woraus er auch rückblickend nie einen Hehl macht.

1920-1923
Kreisky besucht die - seit dem Ende des Kaiserreichs "Bundeserziehungsanstalt" genannte - Kadettenanstalt in Wien, die er kurz vor dem Rauswurf freiwillig verläßt.

1923-29
Kreisky besucht erst eine Mittelschule, dann das - jetzt "Bundesrealschule" genannte - Polytechnikum in Wien.

1927
Kreisky wird Mitglied in der "Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ)", der Nachwuchs-Organisation der "Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ)", in der die meisten Juden Wiens ihre politische Heimat finden. Sein Ortsverband ist Wien-Wieden, wo auch der populärste Wiener Fußballclub, "Rapid Wien", beheimatet ist. (Kreisky - 2. v.r. - spielt selber gerne Fußball.)


Kreiskys politische Vorbilder sind aus der Vergangenheit Maurice Talleyrand, Benjamin d'Israeli [Disraeli, Lord Beaconsfield] und Victor Adler, aus der Gegenwart Albert Ballin, Rosa Luxemburg und Walter Rathenau (von denen sich jede[r] einzelne sicher im Grabe umdrehen würde, wenn er von dieser Zusammenstellung erführe :-). Kreiskys Lieblingsschriftsteller[innen] sind Hans-Christian Andersen, Harriet Beecher-Stowe und Heinrich Heine; sein geschichtliches Weltbild bezieht er von Hugo Iltis, Ignaz Zollschan und insbesondere Felix v. Luschan. (Von letzterem übernimmt er vor allem die Ablehnung des "Zionismus", d.h. des Wunsches der über alle Völker der Welt verstreut lebenden Juden nach einem eigenen Staat in "Palästina".) Ferner macht er sich die - später auch von Arthur Koestler vertretene - Theorie zu eigen, daß die Aschkenasim (Ostjuden) gar keine "echten" Juden seien, sondern konvertierte Chasaren.

[Felix v. Luschan, Rassen und Völker] [Arthur Koestler, Der 13. Stamm]

1929-35
Nach der Matura studiert Kreisky Jus an der Universität Wien.

1934
Februar: Nach einem mißglückten Putschversuch der Sozialisten löst Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament auf, verbietet alle politischen Parteien (außer seiner eigenen :-) und errichtet einen Ständestaat nach dem Vorbild Mussolinis.
Juli: Die Ermordung des Diktators Dollfuß durch einen National-Sozialisten findet Kreiskys vollen Beifall (wozu er auch noch 50 Jahre später offen und ehrlich steht).

1935
Januar: Kreisky gründet mit einigen Gesinnungsgenossen die "Revolutionäre Sozialistische Jugend", was ihm prompt die Verweisung von der Universität und ein Jahr Zuchthaus einträgt.


1936-38
Kreisky leistet sozialistische Wühlarbeit im Untergrund.

1938
Nach der Wiedervereinigungdem "Anschluß" der "Republik Österreich" an das Deutsche Reich darf Kreisky sein Studium zu Ende führen (er wird zum Dr. iur. promoviert) und unbehelligt nach Schweden ausreisen**, wo er sich als Journalist betätigt.

1939-1945
Vom Zweiten Weltkrieg bekommt Kreisky im neutralen Schweden nicht viel mit.

1940
Kreisky lernt den deutschen Exilanten Herbert Frahm alias 'Willy Brandt' kennen, mit dem er sich anfreundet.

1942
Kreisky heiratet Vera, geb. Fürth. (Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor.)


1944
Juni: Kreiskys Vater kommt bei einem der zahlreichen alliierten Terror-Bombardements auf Wien ums Leben; da Kreisky jedoch mit seinem Elternhaus längst gebrochen hat, schert ihn das wenig.

[Die Aliiierten befreien Wien von Nazi-Kunst] [... und sind bannig stolz darauf!]

1946
Mai: Kreisky kehrt ins gründlich ausgeplünderte"befreite" - nicht nur von Armbanduhren - Wien zurück.
Auf Druck der alliierten Besatzer wird erneut eine "Republik Österreich" gegründet, für die Kreisky als Botschaftssekretär bald wieder nach Schweden geschickt wird.

1951
Kreisky wird ins Wiener Außenministerium versetzt.

1953
Kreisky wird Staatssekretär im Außenministerium.

1955
Nach dem Staatsvertrag wird die RÖ finnlandisiertneutralisiert; die alliierten Besatzungstruppen ziehen ab.


1956
Mai: Kreisky wird als SPÖ-Abgeordneter in den Nationalrat gewählt.
November: Kreisky wird in den SPÖ-Vorstand gewählt.

1959
Mai: Kreisky wird stellvertretender SPÖ-Vorsitzender.
Juli: Kreisky wird Außenminister (bis 1966). Als solcher freundet er sich mit so unterschiedlichen Personen an wie Chruschtschëw, Tito, Nasser, Nixon (den er für den bedeutendsten US-Präsidenten der Nachkriegszeit hält) und Wilson. (Großbritannien und Österreich gründen zusammen mit anderen europäischen Staaten die "Europäische Freihandelszone [EFTA]" in Konkurrenz zur "Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft [EWG]".)

1961
Kreisky wird der Orden wider den tierischen Ernst verliehen.

1964
März: Kreisky reist nach Ägypten, um den Assuan-Staudamm zu besichtigen.

1967
Februar: Kreisky wird zum Vorsitzenden der SPÖ gewählt.

1969
In der BRD wird Kreiskys Freund Willy Brandt Bundeskanzler einer von der FDP geduldetengestützten "kleinen Koalition".

1970
März: Nach den Wahlen zum Nationalrat wird Kreisky Bundeskanzler einer von der FPÖ geduldeten Minderheits-Regierung.

1971
März: Kreisky beschließt den Bau eines Atomkraftwerks in Zwentendorf, um die Energieversorgung der RÖ auf eine breitere Basis zu stellen. (Zwei weitere AKWe sollen später folgen.)***
Oktober: Bei Neuwahlen zum Nationalrat gewinnt die SPÖ die absolute Mehrheit; Kreisky bleibt Bundeskanzler. Er fühlt sich - wie viele sozialistische Herrscher - ganz als absoluter Monarch und ist stolz darauf, sich von keinerlei "Beratern" in die Regierung hinein reden zu lassen.


November: Der selbsternannte "Nazi-Jäger" Simon Wiesenthal behauptet, daß vier Mitglieder von Kreiskys Kabinett "alte Nazis" seien. Kreisky hält gleichwohl an seinen Ministern fest; Wiesenthal entfesselt daraufhin in den jüdischen Massenmedien eine weltweite Hetzkampagne gegen Kreisky und verfolgt ihn auch bis an sein Lebensende gerichtlich.****

1972
September: Bei den Olympischen Spielen in München ermorden palästinensische Terroristen im Auftrag von Yāsir 'Arafāt Mitglieder der Mannschaft von Israel; seitdem ist Kreisky ein großer Bewunderer 'Arafāts und seiner PLO.

1973
September: Palästinesische Terroristen überfallen in Marchegg einen Zug mit Juden aus der UdSSR, die nach Israel auswandern wollen.*****
Kreisky läßt die Terroristen von Wien-Schwechat nach Libyen ausfliegen und schließt dauerhaft die Grenzen der RÖ für jüdische Emigranten aus der UdSSR.
Oktober: Am "Yom Kippur/Ramadan" überrumpeln Ägypten, Syrien und Jordanien die in Feiertagslaune vor sich hin schlafenden Truppen Israels.


November: Nachdem die Israelis aufgewacht sind und die Truppen ihrer arabischen Nachbarn zurück geschlagen haben, reist Kreisky nach London, um gegen Israel zu hetzen und die Errichtung eines Palästinenser-Staates in Judäa und Samaria zu fordern. Er tut dies als Mitglied der "Sozialistischen Internationale (SI)", einer Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die westlichen, "kapitalistischen" Länder ebenso zu ruinieren, wie es die des CoMeCon und andere sozialistische Staaten bereits sind. Da sich auch Ägypten und Syrien zum Sozialismus bekennen - während die "Arbeiterpartei" Israels längst ins "kapitalistische" Lager übergelaufen ist - kann Kreisky diese Politik fast problemlos durchsetzen.

1974
Januar: Kreisky wird Nahostbeauftragter der "Sozialistischen Internationale". Er bekennt sich offen dazu, das "Nahostproblem" einseitig aus arabischer Sicht zu sehen. Nach seiner Auffassung gefährdet das Bestehen des Staates Israel - dessen Zustände er als "abscheulich" und "widerwärtig" bezeichnet - "das orientalische Judentum als Ganzes in seiner Existenz", da erst dessen Gründung die arabischen Muslime zu Feinden der Juden gemacht habe.
März: Kreisky reist nach Ägypten und Syrien, um die Beseitigung des "Problems Israel" zu diskutieren. Dabei entwickelt er eine besonders enge "Männerfreundschaft" zum ägyptischen Diktator Anwar äl-Sadat - die bis zu dessen Tode hält.


1975
Februar: Kreisky reist nach Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen - wo er Freundschaft mit Gaddafi schließt -, um die Aussichten für eine neuerliche Kriegskoalition gegen Israel zu erkunden.


Kreisky empfängt in Wien den jüdischen US-Außenminister Henry Kissinger, mit dem er sich in Sachen "Nahostproblem" völlig einig weiß.
(Auch Kissinger war Israel schon lange in den Rücken gefallen; u.a. hatte er maßgeblich dazu beigetragen, dessen Sieg im Yom-Kippur-Krieg zu verhindern.)


Dezember: Einem Überfall deutscher, palästinensischer und venezolanischer Terrorist[inn]en - von denen nie ganz klar wird, ob sie im Auftrag Gaddafis oder im Auftrag 'Arafāts handeln - auf das OPEC-Büro in Wien begegnet Kreisky mit wohlwollendem Entgegenkommen: Die Täter - die mehrere Personen getötet und 33 OPEC-Bonzen, darunter 11 Öl-Minister aus aller Welt, als Geiseln genommen haben - erhalten ein Flugzeug, mit dem sie unbehelligt nach Algerien ausfliegen können, nachdem sie Kreiskys SpeziInnenminister Otto Rösch mit einem warmen Händedruck verabschiedet hat.******


1976
Kreisky bereist Jordanien, Kuwait, Sa'udi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, um die Aussichten für die Finanzierung eines neuen Krieges gegen Israel zu erkunden.
Kreisky wird Vizepräsident der "Sozialistischen Internationale". Deren neuer Präsident wird Willy Brandt, der seinen Job als Bundeskanzler zwei Jahre zuvor durch eine Spionage-Affäre verloren hat; als weiterer Vizepräsident fungiert der gerade als Premierminister von Schweden abgewählte Olof Palme.

[v.l.n.r.: Brandt - Palme - Kreisky]

Gemeinsam fördern sie intensiv Verbrecher-Regimes (und Terroristen, die solche errichten wollen) in aller Welt - neben 'Arafāt besonders den Südafrikaner Nelson Mandela und den kubanischen Diktator Fidel Castro. Zu seinen persönlichen Freunden zählt Kreisky außerdem den französischen Sozialistenführer François Mitterrand und den radikalen US-Afrikaner Jesse Jackson.

1978
Februar: Kreisky lädt Sadat und den israelischen Oppositionsführer Schimon Peres nach Salzburg ein und versucht, den letzteren zum Verrat an Israel und Verzicht auf die "palästinensischen" Gebiete zu bewegen. Die "Sozialistische Internationale" - die gleichzeitig in Wien tagt - spendet Beifall.
Juli: Kreisky empfängt erneut Sadat und Peres - diesmal in Wien und zusammen mit Brandt - und legt anschließend einen zusammen mit letzterem entworfenen "Friedensplan" für den Nahen Osten vor, den die israelische Regierung unter (Menachem Begin) zurück weist.
November: Nach Fertigstellung des AKW Zwentendorf initiiert die Opposition eine Volksabstimmung gegen dessen Inbetriebnahme. Kreisky - der vehement für das AKW eintritt - kündet für den Fall einer Abstimmungsniederlage seinen Rücktritt als Kanzler an. Daraufhin siegen die AKW-Gegner knapp; Kreisky denkt jedoch gar nicht daran, zurück zu treten.

1979
März: Israel und Ägypten schließen einen Separatfrieden, der keine Lösung des "Nahostproblems" bringt. Gleichwohl erhalten Begin und Sadat dafür den Friedensnobelpreis. Kreisky ist zutiefst beleidigt, daß nicht auch er selber solchermaßen ausgezeichnet wird und äußert Zweifel am "politischen Überblick" des Nobelpreiskomitees.
Mai: Bei den Nationalratswahlen gewinnt die SPÖ erneut die absolute Mehrheit; Kreisky bleibt Kanzler.
Der aus Bestechungs- und Schmiergeldern (offiziell: "Geschenken zu Kreiskys 65. Geburtstag") gestiftete "Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte" wird erstmals vergeben. (Preisträger sind vielfach Terroristen und kriminelle Vereinigungen, die sich besonders durch die Verletzung der Menschenrechte hervor getan haben, wie z.B. Raúl Silva Henríquez 1979, Nelson Mandela 1981, das Hilfskomitee für Nicaragua 1984 und das Palästinenser-Zentrum in Gaza 2002).
Juli: Kreisky empfängt in Wien einmal mehr Brandt und 'Arafāt; er schließt sich erneut den Forderungen des letzteren ("Palästina den Palästinensern" - wobei jenes "Palästina" auch das Territorium des Staates Israel einschließt) an.

[v.l.n.r.: Arafat - Kreisky - Brandt]

August: Kreisky stellt der UNO ein Milliarden teures Verwaltungsgebäude im Wiener Donaupark kostenlosfür 1 Schilling (14 Pf, 7 Cent) Jahresmiete als vierten Amtssitz (nach New York City, Genf und Nairobi) zur Verfügung.

1980
März: Kreisky erkennt die Terror-Organisation PLO als "Regierung" eines imaginären Staates "Palästina" an; weitere westliche Staaten folgen diesem Schritt der RÖ alsbald.
November: Kreisky empfängt Erich Honecker, den Staatsratsvorsitzenden der DDR, zum Staatsbesuch in Wien. Die beiden werden gute Freunde.


1982
März: Kreisky empfängt seinen Freund Gaddafi - der sich in keinem anderen westlichen Land der Welt blicken lassen kann - zum Staatsbesuch in Wien; die beiden HalunkenStaatsmänner vereinbaren enge Zusammenarbeit in Sachen "Palästina".
Oktober: Kreisky wird erneut zum SPÖ-Vorsitzenden gewählt.


1983
April: Bei den Nationalratswahlen verliert die SPÖ ihre absolute Mehrheit; Kreisky tritt als Kanzler zurück.
Oktober: Kreisky tritt vom SPÖ-Vorsitz zurück. (Er wird "Ehrenvorsitzender".)

1985
Das AKW Zwentendorf - eine der modernsten und sichersten Anlagen der Welt - wird abgerissen, ohne je in Betrieb gewesen zu sein.
Kreisky reist nach Delhi, wo ihm der (bereits 1983 zugesprochene) Nehru-Preis für Völkerverständigung verliehen wird.


1986
April: In Tschërnobyl (Ukraïne) kommt es zu einem Störfall in einem veralteten AKW; die Auswirkungen sind in ganz Europa zu spüren. (An der Grenze zwischen der ČSSR und der RÖ stehen tschechische AKWs vom selben Typ und der gleichen Störanfälligkeit; doch die Regierung in Prag denkt nicht im Traum daran, sie etwa still zu legen. Kreisky's Atomprogramm hätte eine Versorgung nicht nur der RÖ, sondern auch der ČSSR mit billigem und sicherem Atomstrom ermöglicht.)
Juli: Kreisky empfängt einmal mehr - diesmal als Privatmann******* - seinen Herzensfreund 'Arafāt in Wien.


1987
Kreisky überwirft sich mit der SPÖ-Führung und legt den Ehrenvorsitz nieder.

1987-89
Der Siedler-Verlag veröffentlicht Kreiskys Memoiren in drei Bänden ("Zwischen den Zeiten", "Im Strom der Politik", "Der Mensch im Mittelpunkt").********


1989
Kreisky wird der Friedenspreis der Martin-Luther-King-Stiftung verliehen.


1990
29. Juli: Bruno Kreisky stirbt in Wien. Er erhält ein Staatsbegräbnis; nach ihm wird eine Gasse in Wien benannt, die nach einer zehn Jahre später durchgeführten Umfrage immerhin knapp 5% der Einwohner kennen.
Posthum widmet die RÖ dem Palästinenserfreund und Verräter Israels eine Briefmarke zu 30 Silberlingen5 Schillingen und einige potthäßlicheangemessene Denkmäler.


2005
Simon Wiesenthal wird für seinen verdienstvollen Kampf gegen Kreisky und dessen "alte Nazis" das "Große Goldene Ehrenzeichen" der RÖ verliehen.


*Seit Einführung der Freizügigkeit 1867 hat sich die Zahl der Juden in Wien verdreißigfacht. 1911 machen sie knapp 10% der rund 2 Millionen Einwohner aus; ihr Anteil an Handel, Banken, Fabriken und freien Berufen liegt je nach Branche bei 40-80% (bei Textilien- und Schuhproduktion über 70%, ebenso in der Zuckerproduktion, in der die Familie von Kreiskys Mutter tätig ist).

**Kreiskys Bruder Paul wandert im selben Jahr mit Hilfe des von der NSDAP unterstützten Ha'avara-Programms der Zionistischen Vereinigung für Deutschland in die britische Kolonie Palästina aus.

***Dies geschah noch bevor der Lieferboykott der arabischen OPEC-Länder im Zuge des Yom-Kippur-Krieges 1973 dem Westen drastisch die Gefahren einer einseitigen Abhängigkeit vom Erdöl vor Augen führte. Es zeigt zugleich, daß Kreisky sich später nicht mit Rücksicht auf Öl-Lieferungen auf die Seite der Araber schlug, denn die RÖ wäre - wenn seine AKW-Pläne verwirklicht worden wären - in Sachen Energieversorgung autark und somit nicht von diesen erpreßbar gewesen.

****Verschiedentlich wurde vermutet, daß Kreisky Feindschaft zu Israel erst aus jenem widerwärtigen Verhalten Wiesenthals resultierte. Dikigoros teilt diese Auffassung nicht. Kreisky hatte schon als Jugendlicher mit seiner jüdischen Familie gebrochen. Andernfalls hätte er - wie sein Bruder - 1938 nach Israel auswandern können; er fühlte sich jedoch damals schon nicht als Jude (nach seiner eigenen abstrusen Theorie war er rassisch gar keiner; vielmehr sei einer seiner Vorfahren, welcher der Sekte der "Böhmischen Brüder" angehörte, im 18. Jahrhundert zum Judentum konvertiert, da das "Toleranz-Edikt" Josefs II nicht für die "Böhmischen Brüder" galt, wohl aber für die Juden), sondern als Kommunist und ging deshalb nach Schweden, um seinen Kampf gegen Kapitalismus und National-Sozialismus fortzusetzen. Außerdem war Wiesenthal selber kein "Zionist" in dem Sinne, daß er den Staat Israel - der ihm stets nur Mittel zum Zweck der Selbstinszenierung war - unterstützt hätte; vielmehr zählte er zu den Juden, die es vorzogen, sich im Ausland durchzuschmarotzenaufzuhalten und dort wegen angeblicher Verfolgung selber leid zu tun. Um sich an Wiesenthal zu rächen, war die Feindschaft zu Israel also ein denkbar schlechter Weg. Kreisky selber hat seine Parteinahme für die Palästinenser gegen Israel später damit erklärt, daß ihn das Schicksal der ersteren an das der aus Böhmen und Mähren vertriebenen Deutsch-Österreicher erinnert habe; doch dies ist wenig glaubhaft. Abgesehen davon, daß die historische Parallele gewaltig hinkt, hat sich Kreisky nie zu einer auch nur moralischen Unterstützung der Sudeten-Deutschen bequemt.

*****Es handelte sich wohlgemerkt nicht um "Illegale", die sich des Verbrechens der "Republikflucht" schuldig gemacht hätten, sondern um Juden, die ganz legal, d.h. mit dem Segen der UdSSR, auswanderten und über Transit-Visa der RÖ verfügten.

******Gegenüber den linken Terroristen verhielt sich allerdings nicht nur die RÖ sehr entgegenkommend. Die deutschen Täter, die später gefaßt wurden, wurden entweder frei gesprochen oder von der rot-grünen Regierung Schröder begnadigt, mit einer neuen Identität versehen und in den Staatsdienst der BRDDR übernommen. Rösch (1917-95) war einer jener vier "Nazi-Minister" (1970-77 Innen-, 1977-83 Verteidigungs-Minister), an denen sich der Streit zwischen Wiesenthal und Kreisky entzündet hatte. Die einen behaupten, Rösch sei nach dem "Anschluß" 1938 der NSDAP beigetreten; andere, er sei Offizier der Waffen-SS gewesen. Das eine schließt indes das andere aus, da Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS nicht zugleich NSDAP-Mitglied sein konnten bzw. ihre Mitgliedschaft ruhen lassen mußten. Wie dem auch sei - wenn man Kreisky eines nicht vorwerfen kann, dann ist dies sicherlich, daß er sich bewußt mit "alten Nazis" umgeben hätte. Allerdings hatte er in diesem Punkt eine etwas gestörte Wahrnehmung. Für ihn gab es "unter den führenden Sozialdemokraten auch nicht einen, der sich in irgendeiner Weise anti-demokratischer Handlungen schuldig gemacht hätte" - wer in der SPÖ war, konnte also per se kein Nazi gewesen sein, so einfach war das. Die ÖVP-Funktionäre seien dagegen "fast alle" in ihrer Jugend Anhänger des Dollfuß-Regimes gewesen, hatten mithin eine fascistische Vergangenheit.

*******Es gibt also keinerlei Ausreden (mehr), daß sein herzliches Einvernehmen mit Arafat lediglich politischen Zwängen entspringen könnte. Der kleine dicke Schwule muß ihn persönlich angesprochen haben - ebenso wie viele andere westliche Politiker, von Jimmy Carter über Bill Clinton bis Brian 'Biffo' Cowen.

********Die nicht uninteressanten, aber sehr weitschweifigen Ausführungen (insgesamt über 1.300 Seiten) finden kaum Käufer und werden bereits nach kurzer Zeit als Remittenden verramscht. 2007 gibt der Styria-Verlag eine auf 500 Seiten gekürzte einbändige Fassung heraus, die er "Erinnerungen" betitelt und in denen Kreisky als "Jahrhundertpolitiker" bezeichnet wird. Wenn dies zutrifft, dann wirft es ein schlechtes Licht auf das 20. Jahrhundert im allgemeinen und auf seine Politiker im besonderen. Kreisky schreibt, daß alle Politiker der 1980er Jahre - mit Ausnahme der Sozialistenführer Mitterrand, Papandreou, Gonzales und Soares - "niveaulos", "ungebildet" und "intellektuell unfähig" gewesen seien; für besonders ungebildet hält er Ronald Reagan und Margaret Thatcher. Im übrigen bedauert er zwischen den Zeilen, daß sich die Spitzenpolitiker im 20. Jahrhundert nicht mehr so stark persönlich bereichern dürfen wie noch im 19. Jahrhundert ein Talleyrand, ein Metternich oder ein Bismarck.


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