KARL  LUEGER

(24. Okt. 1844 - 10. März 1910)

[Karl Lueger um 1900, Gemälde]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

[Wappen der Stadt Wien]

1844
24. Oktober: Karl Lueger wird als Sohn der Eheleute Leopold und Juliane Lueger im Wiener Arbeiter-Vorort Wieden geboren.

1850
Wieden wird - zusammen mit 33 anderen Vororten - nach Wien eingemeindet (als 4. von 8 Gemeinde-Bezirken).

1850-54
Lueger besucht die Volksschule in Wieden.

1854-62
Lueger besucht das Theresianum (wo sein Vater früher Pedell war).

1862-66
Lueger studiert Rechtswissenschaften an der Universität Wien. (Angeblich äußert er damals schon als Berufsziel: "Bürgermeister von Wien".)

1866-1869
Lueger absolviert den iuristischen Vorbereitungsdienst.

1869-74
Lueger arbeitet als Assessor bei diversen Anwälten in Wien.

1870
Lueger wird von der Universität Wien zum Dr. iur. promoviert.

1873
Mai: Der Wiener Börsencrash läßt große Teile der Mittelschicht verarmen. Viele der Betroffenen geben die Schuld daran "den" Juden, da die überwiegend jüdischen Bankhäuser - u.a. Rothschild - auf Steuerzahlerkosten mit staatlichen Finanzspritzen in Höhe von 80 Mio Gulden (nach heutigem Geld ca. 800 Mio Euro) gestützt werden, während die einfachen Untertanen keinen Heller sehen.
Erstmals werden Rufe nach einem "Anschluß" an das zwei Jahre zuvor gegründete Deutsche Reich laut - obwohl es auch in Berlin zum Börsenkrach gekommen ist und Bismarck überhaupt kein Interesse an einer Wiedervereinigung mit dem erst vor sieben Jahren geschlagenen Habsburgerreich hat.

1874
Lueger eröffnet eine eigene Anwaltskanzlei in Wien.

1875
Lueger wird in den Gemeinderat von Wien gewählt.

1878
Lueger wird erneut in den Gemeinderat von Wien gewählt.

1880
Der verpflichtende Gebrauch des Deutschen als Amtssprache im ganzen Habsburger Reich wird abgeschafft.

1885
Lueger wird in den Reichsrat gewählt. Sein politisches Programm ist konfessionell-antisemitisch, nicht rassen-antisemitisch, d.h. zum Christentum konvertierte Juden sind ihm willkommen.

1887
Lueger steht hinter der Gründung der "Illustrierten Wiener Volkszeitung", die zum Sprachrohr gegen die jüdische Dominanz im Wirtschafts- und Finanzwesen wird.

1888
Deutschnationale und Christlichsoziale beginnen eine Kooperation, die später zur Gründung der "Vereinigten Christen" führt.

1890
Lueger wird in den Landtag von Niederösterreich gewählt. (Eine Häufung von Abgeordneten- u.a. Mandaten ist - wie heute - zulässig.)

1890-92
Durch weitere Eingemeindungen wird Wien zu einer Millionenstadt (mit insgesamt 19 Bezirken).

1891
Lueger wird erneut in den Reichstag gewählt.

1893
Lueger gründet die "Christlich-Soziale Partei [CSP]".

1895-97
Die Berufung des Tschechen Graf Badeni zum Ministerpräsidenten (und dreier Polen zum Außenminister, Innenminsiter und Finanzminister) macht böses Blut, insbesondere die neue Sprachverordnung, wonach Beamter in Böhmen und Mähren nur noch werden darf, wer des Tschechischen mächtig ist.
Lueger - dem diese anti-deutsche Politik mehr und mehr Anhänger beschert - gewinnt wiederholt die Wahlen zum Wiener Bürgermeister; Kaiser Franz-Joseph verweigert ihm jedoch hartnäckig die Anerkennung und läßt mehrere Male neu wählen.*

1897
April: Nachdem der Vatikan durch Papst Leo XIII persönlich Druck auf die "allerkatholischte Majestät" ausgeübt hat, wird Luegers Wahl zum Bürgermeister endlich zähneknirschend von Franz-Joseph bestätigt.
November: In Wien kommt es zu z.T. gewaltsamen Demonstrationen gegen die tschechische Überfremdung. Lueger weigert sich, die Polizei gegen die Demonstranten einzusetzen. Der Kaiser entläßt daraufhin - mit noch größerem Zähneknirschen - Badeni. (Dessen Sprachverordnung wird sechs Monate später aufgehoben.)

1898
Lueger verstaatlicht die Wasser- und Energieversorgung (Gas, Elektrizität), das Transportwesen (Straßenbahnen) und leitet eine umfangreichen kommunalen Bautätigkeit (u.a. Krankenhäuser und Altersheime) ein.

1899
Lueger widersetzt sich der Forderung der Alldeutschen, Planstellen der christlichen Kirchen Deutschen vorzubehalten. Daran zerbricht

1900
die Zusammenarbeit von Deutschnationalen und Christlichsozialen - zu beider Schaden.

1901
Januar: Das Ergebnis der Reichsratswahlen - die zum letzten Mal nach dem Vierkurien-System statt finden (d.h. je mehr Steuern jemand zahlt, desto mehr wiegt seine Stimme, frei nach Schiller: "Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen!" Wer keine Steuern zahlt soll auch nicht darüber mitbestimmen, wofür die von der arbeitenden Bevölkerung erwirtschafteten Gelder ausgegeben werden) - fördert erstaunliches zutage: Offenbar sind die größten Steuerzahler Wiens galizische Juden; denn der "Polenklub", wie ihre Partei heißt (echte, d.h. ethnische Polen gibt es in Wien kaum), gewinnt die meisten Abgeordnetensitze. An 2. Stelle kommen die "Jungtschechen", an 3. Stelle die Deutsche Volkspartei. Die Christlichsozialen landen weit abgeschlagen auf Platz 7.**

1907
Mai: Bei den Reichsratswahlen - die erstmals nach dem "allgemeinen Wahlrecht" abgehalten werden - stellt sich heraus, daß deutschsprachige Christen - jedenfalls bei den Männern ab 24, die seit mindestens einem Jahr in Wien wohnen - dort noch die relative Mehrheit bilden: Die CSP stellt die meisten Abgeordneten, vor der SPÖ. (In der Provinz und 1911 auch insgesamt kommt die SPÖ vor der CSP.)

1910
10. März: Karl Lueger stirbt (an Diabetis) in Wien - das inzwischen mit über 2 Millionen Einwohnern zur viertgrößten Stadt der Welt geworden ist***. Seinem Trauerzug folgen mehr Menschen als seinerzeit dem der legendären Kaiserin "Sisi".
Kaiser Franz-Joseph bleibt der Beerdigung demonstrativ fern.

1911
Die seit 1899 geplante neue Kirche auf dem Wiener Zentralfriedhof wird fertig gestellt und erhält den Namen "Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche" (im Volksmund: "Lueger-[Gedenk-]Kirche"), den sie noch**** immer trägt. Lueger wird in ihrer Gruft beerdigt.


1914-1918
Österreich-Ungarn gehört zu den Verlierern des Ersten Weltkriegs.

1919
Im Friedensdiktat von St. Germain verliert Österreich sein "Hinterland"; die vor allem von "Zugereisten" übervölkerte Metropole Wien sinkt von der glanzvollen Residenzstadt zum Armenhaus ab.


Im Rückblick verklärt sich die "glorreiche" Zeit unter Lueger umso mehr.

1926
September: Die Stadt Wien widmet Lueger ein Denkmal auf dem nach ihm benannten Platz im I. Bezirk.


1932
Lueger wird in der Operette "Essig und Öl" von Robert Katscher mit dem Lied "Der Dr. Lueger hat mir einmal die Hand gereicht" (gesungen von Hans Moser) verewigt.*****

1934
Lueger ist Titelheld des Theaterstücks "Lueger, der große Österreicher" von Hans Naderer.******

1935
Zu Luegers 25. Todestag gibt Österreich eine Gedenkmünze zu 2 Schilling heraus.
(Unter der Kanzlerschaft von Kurt v. Schuschnigg gilt Lueger als politisches Vorbild.)


1942
Emerich Walter Emo dreht "Wien 1910", einen Film über die letzten Tage Luegers, mit Rudolf Forster und Lil Dagover in den Hauptrollen.*******

[Wien 1910] [Filmplakat mit Rudolf Forster] [Filmplakat mit Lil Dagover]

1945
Nach der Befreiung der Ostmark "Österreichs" durch die hochherzigen Alliierten dürfen nur noch Juden Angehörige des auserwählten Volkes Bürgermeister von Wien werden.

2010
Zu Luegers 100. Todestag erscheinen zwei Biografien - eine pseudo-wissenschaftliche von John Boyer (umfangreich, politisch korrekt, aber unsachlich) und eine pseudo-psychoanalytische von Anna Ehrlich (weniger umfangreich, politisch neutral, eher anekdotisch).


2012
Nach dem Vorbild Ozeaniens der BRDDR - wo alle öffentlich sichtbaren Hinweise auf unliebsame Politiker aus der Vergangenheit systematisch entfernt worden sind - beginnt auch die , den Namen "Lueger" auszutilgen: Der "Dr.-Karl-Lueger-Ring" in Wien wird in "Universitäts-Ring" umbenannt; der "Dr.-Karl-Lueger-Platz" soll nach einem verdienten Kämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus umbenannt werden - zur Auswahl stehen u.a. Nelson Mandela und Gandhi (wobei geflissentlich übersehen wird, daß an den Händen sowohl des südafrikanischen Terroristen als auch des indischen Haßpredigers das Blut von Millionen Opfern klebt, während Lueger nie einer Fliege etwas zuleide getan hat). Das Denkmal auf Lueger dortselbst soll zerstört und durch ein WahnmalMahnmal gegen Rassismus und Antisemitismus ersetzt werden. (Eine Umbenennung von Wien in "Schilda" ist dagegen noch nicht vorgesehen.)


*Angeblich handelte Franz-Joseph dabei unter dem Einfluß polnischer, tschechischer und/oder jüdischer Ratgeber[innen]. Keine dieser Annahmen vermag zu überzeugen: Lueger war - entgegen allem Anschein in der "Badeni-Affäre" - ein großer Freund der Slawen und hätte allenfalls ungarische Ratgeber zu fürchten gehabt - solche hatten indes auf den Kaiser kaum Einfluß. Auch von der gelegentlich in diesem Zusammenhang genannten Katharina Schratt ließ sich Franz-Joseh in politischen Entscheidungen schwerlich beeinflussen. Sein Vertrauter Moritz Benedikt - ein konvertierter Jude - war selber ein erklärter "Anti-Zionist", für den Leute wie Theodor Herzl "Vaterlandsverräter" waren, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen galt; insoweit ging er völlig mit Lueger konform. Im übrigen war Luegers "Anti-Semitismus" lediglich ein Lippenbekenntnis, um vor allem den anti-semitischen Tschechen zu gefallen, die einen immer höheren Anteil der Wiener Wählerschaft stellten. [Die deutschen Anti-Semiten wählten ohnehin den "Alldeutschen" Georg Ritter v. Schönerer (1842-1921).] Freilich fiel auf seine diesbezügliche Rhetorik schon der junge Adolf Hitler herein, erst recht die heutigen "Historiker". So dumm war Franz-Joseph denn auch wieder nicht. Der wahre Grund für seine Ablehnung dürfte ein ganz anderer gewesen sein: Lueger war mit dem Thronfolger Franz Ferdinand befreundet, der keinen Hehl daraus machte, daß er ihn, sobald er den Thron erbte, zum Ministerpräsidenten und damit zum Vehikel seiner slawofilen "Ausgleichs"-Politik machen würde. Franz-Joseph aber haßte seinen Neffen und dessen politische Ideen und wollte dessen "Kreatur" Lueger möglichst von jeglicher politischen Macht fern halten. Im übrigen kann es mit dem Anti-Semitismus in Wien zur Zeit Luegers auch unabhängig von dessen Person so schlimm nicht gewesen sein - es zog europaweit die meisten jüdischen Einwanderer an (vor Berlin), und weltweit immerhin die zweitmeisten (hinter New York City). Keine Geringeren als der jüdische Kultur-Filosof und Nervenarzt Sigmund Freud und der jüdische Schriftsteller Stefan Zweig lobten wiederholt das "Klima der Toleranz" und die "Atmosfäre geistiger Versöhnlichkeit" der kosmopolitischen Weltstadt Wien im "Goldenen Zeitalter" der Ruhe und des Friedens vor 1914.

**Im ganzen Land, d.h. in "Cisleithanien" (Österreich mit Böhmen und Mähren, Galizien und Lodomerien) im Gegensatz zu "Transleithanien" (Ungarn mit Kroatien und Siebenbürgen) - zwischen beiden bestand lediglich eine Personalunion durch den Kaiser und König) - war das Ergebnis fast identisch.
Übrigens: Bevor jemand auf das Märchen herein fällt, das Vierkurienwahlrecht (in Preußen: "Dreiklassenwahlrecht") hätte "die Reichen", "die "Besserverdienenden", "die Kapitalisten" o.ä. begünstigt: Wahlberechtigt war, wer mindestens 5.- (fünf!) Gulden Steuern im Jahr (!) zahlte, das entsprach 4.- Goldmark oder nach heutiger Kaufschwächekraft ca. 400.- Teuro!

***Als bevölkerungsreichste Städte der Welt galten New York City, London und Paris (jeweils mit eingemeindeten Vororten). Die Annahme, daß es schon damals in den heute "Dritte Welt" genannten Ländern Städte mit noch mehr Einwohnern gab, die nur nicht durch Volkszählungen erfaßt wurden, übersieht, daß beim damaligen Stand von Medizin, Hygiene und Lebensmittel-Produktion Ballungsgebiete heutigen Ausmaßes etwa in China oder Indien nicht möglich gewesen wären, erst recht nicht in Afrika und/oder Lateinamerika.

****Jüdische Lobbyisten und "Pressure-groups" aus aller Welt bemühen sich intensiv um ein Verbot dieses Namens. Die Kirche soll statt dessen "Borromäus-Kirche" heißen.
Es gibt aber auch Überlegungen, sie - nicht nur wegen der optisch "passenden" Kuppel - in eine muslimische Moschee umzuwandeln: Der Islam ist - verstärkt seit 2015 durch die Massenimmigration von Millionen militanter Muslime nach Mitteleuropa - zur am schnellsten wachsenden Religion in Österreich geworden, Wien zur viertgrößten muslimischen Stadt Europas - nach London (1.318.755 gem. Volkszählung von 2021), Paris (über 1.000.000 nach Erhebungen eines Marketing-Instituts im Jahre 2019, eine offizielle Zählung erfolgt nicht) und Berlin (ca. 300.000 nach inoffiziellen Schätzungen aus dem Jahre 2010; eine offizielle Erhebung erfolgt nur hinsichtlich christlicher Konfessionen; bei anderen Religionen ist sie als "diskriminierend" verboten; die Zahl der Muslime dürfte sich seither annähernd verdoppelt haben). In Wien lebten 2021 nach inoffiziellen Schätzungen rund 200.000 Muslime. (Nein, die Bevölkerung Istanbuls lebt mehrheitlich in Asien - die zählt Dikigoros nicht mit :-)

*****Die Operette wurde 1945 von den alliierten Besatzern verboten.

******Das Theaterstück wurde 1945 von den alliierten Besatzern verboten.

*******Der Film wurde auf Betreiben von Propagandaminister Goebbels in der Ostmark nicht gezeigt und auch im "Altreich" erst im August 1943 uraufgeführt; an den Kinokassen flopte er. 1945 wurde er von den alliierten Besatzern als "anti-semitisch" und "anti-sozialdemokratisch" verboten. Der Versuch, ihn in den 1970er Jahren - unter der Kanzlerschaft des "anti-zionistischen" Juden und "Sozialdemokraten" Bruno Kreisky - erstmals in die Wiener Kinos zu bringen, scheiterte am gewaltsamen Widerstand linker Chaoten. Danach wurde der Film mit Hilfe des jüdischen Medienmonopols konsequent tot geschwiegen; selbst in der "Geschichte des Films im Dritten Reich" von Francis Courtade und Pierre Cadars - dem Standardwerk zur Diffamierung aller 1933-1945 in Deutschland gedrehten Filme - wird er mit keinem Wort erwähnt. Seit 2008 darf eine auf 65 Minuten verstümmeltegekürzte DVD-Fassung auch in der BRDDR vertrieben, aber nicht öffentlich aufgeführt werden.
Dafür versucht man im neuen Jahrtausend geradezu krampfhaft, den verlogenen politisch-korrekten Film "Die Stadt ohne Juden" von Chaim Breslauer aus dem Jahre 1924 (nach dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer aus dem Jahre 1922) - der plötzlich wieder aufgetaucht ist - in die Kinos und Videotheken zu drücken, der suggerieren soll, daß es - entgegen der damals herrschenden Meinung ("Die Juden sind unser Unglück!") - ohne Juden nicht gehe.

[Die Juden sind unser Unglück!] [Buch] [Filmplakat]


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