FRANZ  XAVER  EPP

[seit 1916: Franz Xaver Ritter von Epp]

(16.10.1868-31.12.1946)

[Epp - Portrait-Zeichnung von Karl Bauer]
[Unterschrift]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1868
16. Oktober: Franz Xaver Epp wird als erstes von drei Kindern des Kunstmalers und Akademie-Professors Rudolf Epp und dessen Ehefrau Katharina (geb. Steibl) in München geboren.


1874-87
Epp besucht in München die Volksschule und das Gymnasium.

1887
Nach dem Abitur tritt Epp in das 9. bayerischen Infanterie-Regiment ein und wird Berufs-Officier.

1896
Epp wird zum Premier-Lieutenant befördert und zur Kriegsacademie in München abcommandiert.


Er wird als ungeeignet für den Generalstabsdienst beurteilt.
(Die Verwendungsempfehlung lautet auf "Lehrofficier für Cadetten" - danach steht ihm jedoch nicht der Sinn.)

1900/01
Epp meldet sich zum Ostasiatischen Infanterie-Regiment, das an der Niederschlagung des "Boxeraufstands" in China teil nimmt, kommt jedoch zum Fronteinsatz zu spät.


1904
Februar: Epp - mit 36 Jahren noch immer Compagnie-Officier - läßt sich zur kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika versetzen, wo er zum Compagnie-Chef ernannt wird.

1904-06
Herero-Aufstand

1906
Epp wird zum Hauptmann befördert und kehrt nach München zurück, wo er Compagnie-Chef im königlich-bayerischen Infanterie-Leib-Regiment wird.

1912
Juni: Epp wird zum Major befördert und zum Bataillons-Commandeur ernannt.

1914
August: Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird Epp zunächst an der Westfront eingesetzt.
Dezember: Epp wird zum Oberstleutnant befördert und zum Commandeur des bayerischen Leibregiments ernannt.

1915
Nach dem Kriegseintritt Italiens wird Epps Regiment in Süd-Tirol und kurzzeitig in Serbien eingesetzt.

1916
Epps Regiment nimmt an der Schlacht um Verdun teil. Für die Eroberung von Fleury-devant-Douaumont wird er zum Ritter des bayrischen Max-Joseph-Ordens ernannt und in den persönlichen [d.h. nicht-erblichen] Adelsstand erhoben ("Ritter von Epp").


Nach dem Kriegseintritt Rumäniens - das auf dem Papier mit den Mittelmächten verbündet war - auf Seiten der Entente wird Epps Regiment bei den Abwehrkämpfen in Siebenbürgen eingesetzt.


1917
Oktober: Epps Regiment nimmt an der 12. Isonzoschlacht teil, die zum Beinahe-Zusammenbruch der italienischen Front führt.
Dezember: Epp wird zum Oberst befördert.

1918
April: Epps Regiment nimmt an der Frühjahrs-Offensive im Westen ("große Schlacht in Frankreich") teil. Für die Eroberung des Kemmel-Berges wird ihm der preußische Orden "Pour le Mérite" verliehen.


Oktober: Nach der Kapitulation Bulgariens, der Türkei und Österreich-Ungarns wird Epps Regiment noch einmal in Serbien eingesetzt, um den Rückzug der deutschen Truppen vom Balkan zu decken.
November: Der Erste Weltkrieg endet mit einem Waffenstillstand, der de facto einer deutschen Kapitulation gleich kommt. Der Deutsche Kaiser und König von Preußen muß ebenso abdanken wie die Monarchen der übrigen deutschen Bundesstaaten.
In München stürzt eine kommunistische Clique um die preußischen Juden Curt Eisner, Ernst Toller und Erich Mühsam die Wittelsbacher und läßt Eisner von einer Handvoll Deserteure und Streikender ("Münchner Arbeiter- und Soldatenrat") zum Ministerpräsidenten des "Freien Volksstaats Bayern" ausrufen.

[Medaille von K. Götz] [Kurt Eisner reitet den bayrischen Löwen (Karikatur von Gulbransson)]

1919
Januar: Bei freien Wahlen erleidet Eisner eine vernichtende Niederlage (die USPD bringt es auf ganze drei Abgeordneten-Mandate), weigert sich jedoch, zurück zu treten.


11. Februar: Epp beginnt in Thüringen mit der Aufstellung eines ca. 700 Mann starken Freikorps.
(Dem Freikorps Epp gehören u.a. Ernst Röhm, Rudolf Hess und Hans Zöberlein an.)

[Angehörige des Freikorps Epp] [Medaille]

21. Februar: Eisner wird von dem bayrischen [Halb-]Juden* Anton Graf Arco-Valley erschossen.

[Graf Arco-Valley]

Das bürgerliche Lager feiert den Attentäter als "zweiten Wilhelm Tell"; die Kommunisten reagieren mit einer "zweiten" Revolution, vor der die bayrische Regierung nach Bamberg flieht, der Landtag nach Nürnberg.

[Medaille von K. Götz]

April: In München rufen Anarchisten und Kommunisten zwei miteinander rivalisierende "Räterepubliken" aus.

[Medaille von K. Götz]

Zu deren Niederwerfung ruft die bayrische Regierung "ausländische" Truppen zur Hilfe: Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) entsendet preußische und württembergische Einheiten - und das Freikorps Epp.

[Ausweis (Das Datum ist falsch :-)]

Oktober: Epp und sein Freikorps werden als "Bayrisches Schützen-Korps" (später "Schützenbrigade 21") in die neue Reichswehr übernommen.

[Epp als Kommandeur des Bayr. Schützen-Korps]

1920
März: Epp lehnt eine Beteiligung am Kapp-Putsch ab.
April: Epp bekämpft im Auftrag der SPD-geführten Reichsregierung kommunistische Aufstände im Ruhrgebiet und in Hamburg.
Epp erwirbt mit Geldern der Reichswehr den "Völkischen Beobachter" als Sprachrohr der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), der er jedoch vorerst nicht beitritt.

1921
Juni: Epp wird zum Generalmajor befördert.

1923
31. Oktober: Epp nimmt seinen Abschied aus der Reichswehr mit dem Charakter eines Generalleutnants.
9. November: Epp lehnt eine Beteiligung an Hitlers "Marsch auf die Feldherrnhalle" ab.
(Die heute bisweilen anzutreffende Behauptung, Epp sei "wegen Beteiligung am Hitler-Putsch aus der Reichswehr entlassen" worden, wird also schon durch den zeitlichen Ablauf der Ereignisse widerlegt. Aber auch sachlich wäre er in diesem Fall wohl schwerlich mit der folgenden Aufgabe betraut worden.)

1924
Januar: Epp stellt im Auftrag der Bayrischen Landesregierung den "Deutschen Notbann" auf, der den Wehrverbänden Mitglieder entziehen und als Polizeireserve dienen soll. (Von da an kommt es in Bayern zu keinen Putschversuchen mehr - weder von links noch von rechts.)

1925
Dezember: Epp legt den Vorsitz des "Deutschen Notbanns" aus Protest gegen dessen mangelhafte finanzielle Ausstattung durch die Landesregierung nieder.
(Die Organisation löst sich drei Monate später auf; die meisten ehemaligen Mitglieder treten der SA bei.)

1927
Epp wird Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP - Vorläuferin der CSU).


1928
Mai: Epp tritt zur NSDAP über und gewinnt für diese als Spitzenkandidat in Bayern ein Reichstagsmandat; er wird wehrpolitischer Sprecher der NSDAP.

1932
Februar: Epp nimmt als Vertreter des Reichstags an der Abrüstungskonferenz in Genf teil.
September: Epp wird Leiter des wehrpolitischen Amtes der NSDAP, das formell der SA untersteht; er erhält den Rank eines SA-Gruppenführers.

[Epp als SA-Gruppenführer]

November: Epp nimmt als Vertreter des Reichstags an der Reparationskonferenz in Lausanne teil.

1933
30. Januar: Nach dem Scheitern kurzfristiger Kanzler-Diktatoren ohne parlamentarischen Rückhalt (Brüning, v. Papen, v. Schleicher) beruft Reichspräsident Paul v. Hindenburg den Führer der Mehrheitsfraktion im Reichstag, Adolf Hitler, zum Reichskanzler.
März: Epp wird zum Reichskommissar in Bayern ernannt.
April: Epp wird zum Reichsstatthalter von Bayern ernannt.


1934
Mai: Epp wird Reichsleiter des neu eingerichteten kolonialpolitischen Amtes der NSDAP.

[Buch]

Walter Frank veröffentlicht "Franz Ritter von Epp. Der Weg eines deutschen Soldaten".

1935
Epp wird im Zuge der Erweiterung des 100.000-Mann-Heers der Reichswehr zur Wehrmacht zum General der Infanterie befördert.


1936
Juli: Epp wird Vorsitzender des neu gegründeten** Reichskolonialbundes.

[Epp als Bundesführer des RKB] [Medaille von Morin] [Medaille von Morin]

1938
Oktober: Epps 70. Geburtstag wird öffentlich gefeiert. Josef H. Krumbach veröffentlicht "Franz Ritter von Epp. Ein Leben für Deutschland".

[Buch]

Der Reichskolonialbund steht auf dem Gipfel seines Ansehens; er veranstaltet regelmäßig große Propaganda-Ausstellungen.

[Auch hier liegt deutsches Land - Bananen für Sachsen] [Der Reiter von Südwest]
"Die Negerlein in Afrika, sie rufen all' zugleich: Wir wollen deutsche
Neger sein, wir wollen heim ins Reich!" (Spottvers der RKB-Kritiker)

1939-1945
Während des Zweiten Weltkriegs tritt Epp politisch in den Hintergrund und geht auf Distanz zu Hitler.

[RKB-Taschenbuch - die letzte Ausgabe]

1943
Februar: Der Reichskolonialbund wird aufgelöst.

1945
April: Epp lehnt eine Beteiligung am Putschversuch des Hauptmanns d.R. Rupprecht Gerngroß ("Freiheitsaktion Bayern") - dessen Mitwisser er ist - ab.***
Juni: Epp wird in einem US-amerikanischen Todeslager "interniert".


1946
31. Dezember: Franz von Epp stirbt an den Folgen der dort erlittenen Mißhandlungen in einem US-"Hospital" in München.

* * * * *

2008
Der roteSPD-Stadtrat von München beschließt, dem preußisch-jüdischen Terroristen ur-bayrischen Patrioten, "Friedenspolitiker" und guten Demokraten Kurt Eisner als "Gründer des Freistaats Bayern und Vorgänger von Franz-Joseph Strauß" ein würdiges Denkmal zu errichten. Das löbliche Vorhaben wird

2011
in die Tat umgesetzt.****


2014
Ein gewisser Lilla (der wohl schon etwas blau ist :-) verfaßt im Rahmen eines Sammelsuriums über NS-Funktionsträger in Bayern auch einen Artikel über Epp, wobei er dessen Todesdatum schusseliger Weise um einen Monat auf den 31. Januar 1947 verlegt. Seitdem "korrigieren" nach und nach alle braven KameleSchafe ihre bis dahin richtigen Angaben entsprechend, allen voran das halbamtliche Online-Lexikon Wikipedia


*Arcos Mutter war Jüdin - eine geborene Oppenheim. Nach den Rassegesetzen der Juden galten und gelten - unabhängig vom Vater - Kinder jüdischer Mütter als Juden, Kinder nicht-jüdischer Mütter als "Gojim". "Halbjuden" u.a. "Mischlinge" kann es nach jüdischer Rechtsauffassung nicht geben. Arco - bei dem Attentat durch einen GorillaLeibwächter Eisners selber schwer verwundet, wurde 1920 zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglicher Haft begnadigt. 1924 - also noch unter Friedrich Ebert, wurde er amnestiert. 1933 wegen Beleidigung Hitlers in Schutzhaft genommen, wurde er auf persönliche Intervention Himmlers wieder entlassen und 1941 vollständig rehabilitiert - auch hinsichtlich des Attentats auf Eisner. 1945 wurde er von den Alliierten ermordetverunfallt. (Er erlitt - ähnlich wie ein halbes Jahr später der unliebsame US-General George Patton - einen Autounfall, dessen nähere Umstände nie aufgeklärt wurden.)

**Entgegen anderslautenden Gerüchten war dies keine bloße "Übernahme der Deutschen Kolonialgesellschaft durch die Nazis" unter anderem Namen (wie sie bei anderen Organisationen durchaus vorkam). Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die DKG - ihrerseits eine Neugründung durch Zusammenschluß des Deutschen Kolonialvereins und der Gesellschaft für deutsche Kolonisation anno 1887 - wollte durch diese Neugründung einer solcher Vereinnahmung zuvorkommen, was auch gelang: Der RKB - ein e.V. - war und blieb unabhängig sowohl vom Staat als auch von der Partei. Die einzige Konzession, die er machte, war die Aufnahme eines Hakenkreuzes in die von der DKG übernommene Vereinsflagge (die diese wiederum von der "Peters-Flagge" der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft übernommen hatte).

[Peters-Flagge der DOAG] [Flagge der DKG] [Flagge des RKB]

Im übrigen wurde der RKB von den Nazis eher toleriert als gefördert, von einflußreichen Leuten wie Rudolf Hess und Martin Bormann sogar offen bekämpft. (Die Frage, ob sie - wie heute meist behauptet - das Konzept eines "Lebensraums im Osten" an die Stelle der Auswanderung nach Übersee und die wirtschaftliche Autarkie mittels Gewinnung von Ersatzstoffen an die Stelle des Rohstoffimports aus Übersee setzen wollten, oder ob sie einfach erkannt hatten, daß die ehemaligen deutschen Kolonien weder brauchbare Siedlungsgebiete für Mitteleuropäer noch nennenswerte Bodenschätze aufwiesen, kann dahin stehen. Epp war in diesem Punkt voreingenommen, da er nur Südwestafrika persönlich kennen gelernt hatte, das als einzige Beinahe-Ausnahme noch halbwegs erträgliche klimatische Bedingungen bot und wenigstens ein paar Bodenschätze hatte.) Der RKB hatte zuletzt über 2 Millionen Mitglieder, obwohl die Mitgliedschaft keinerlei Vergünstigungen mit sich brachte - auch die Funktionäre arbeiteten mangels staatlicher Zuschüsse durchweg ehrenamtlich.

***Das Motiv für Epps Verweigerung dürfte - wie bei vielen seiner Zeitgenossen - gewesen sein, daß er vor der deutschen Geschichtsschreibung nicht dereinst als Lump und Vaterlandsverräter dastehen wollte. Die Ironie der Geschichte ist, daß er damit im Ergebnis genau das Gegenteil erreichte: Hätte er sich an dem - lächerlichen und von vornherein aussichtslosen - Putschversuch beteiligt, wäre er - im Austausch gegen anderthalb Jahre miserablen Restlebens in Gefangenschaft und Folter - wahrscheinlich als "Widerstandskämpfer" und "Martyrer" in die Geschichte eingegangen, wie Stauffenberg, Rommel u.a. in letzter Minute an Hitler irre gewordene Nazis.
Die Journalistin Katja-Maria Wächter unternahm Ende des 20. Jahrhunderts den Versuch, Epp auch ohne dies im Nachhinein als Mischung aus Hitlers nützlichem Idioten und ohnmächtigem Opfer des Nationalsozialismus hinzustellen. Obwohl ihre Epp-Biografie 1997 von der filosofischen Fakultät der Universität Bonn als Dissertation angenommen und 1999 sogar in die Reihe "Europäische Hochschulschriften" aufgenommen wurde (unter dem plakativen Titel "Die Macht der Ohnmacht") vermochte das niemanden so recht zu überzeugen.

[Buch]

****Es gibt in München bereits seit 1989 eine - leider etwas unwürdig geratene - "Gedenkplatte" für Eisner in der Kardinal-Faulhaber-Straße, über welche die meisten Passanten mehr oder weniger gleichgültig hinweg zu latschen pflegen.


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