*Arcos Mutter war Jüdin - eine geborene Oppenheim. Nach den Rassegesetzen der Juden galten und gelten - unabhängig vom Vater - Kinder jüdischer Mütter als Juden, Kinder nicht-jüdischer Mütter als "Gojim". "Halbjuden" u.a. "Mischlinge" kann es nach jüdischer Rechtsauffassung nicht geben. Arco - bei dem
Attentat durch einen GorillaLeibwächter Eisners selber schwer verwundet, wurde 1920 zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglicher Haft begnadigt. 1924 - also noch unter
Friedrich Ebert,
wurde er amnestiert. 1933 wegen Beleidigung Hitlers in Schutzhaft genommen, wurde er auf persönliche Intervention
Himmlers
wieder entlassen und 1941 vollständig rehabilitiert - auch hinsichtlich des Attentats auf Eisner. 1945 wurde er von den Alliierten ermordetverunfallt. (Er erlitt - ähnlich wie ein halbes Jahr später der unliebsame US-General
George Patton
- einen Autounfall, dessen nähere Umstände nie aufgeklärt wurden.)
**Entgegen anderslautenden Gerüchten war dies keine bloße "Übernahme der Deutschen Kolonialgesellschaft durch die Nazis" unter anderem Namen (wie sie bei anderen Organisationen durchaus vorkam). Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die DKG - ihrerseits eine Neugründung durch Zusammenschluß des Deutschen Kolonialvereins und der Gesellschaft für deutsche Kolonisation anno 1887 - wollte durch diese Neugründung einer solcher Vereinnahmung zuvorkommen, was auch gelang: Der RKB - ein e.V. - war und blieb unabhängig sowohl vom Staat als auch von der Partei. Die einzige Konzession, die er machte, war die Aufnahme eines Hakenkreuzes in die von der DKG übernommene Vereinsflagge (die diese wiederum von der "Peters-Flagge" der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft übernommen hatte).
Im übrigen wurde der RKB von den Nazis eher toleriert als gefördert, von einflußreichen Leuten wie Rudolf Hess und Martin Bormann sogar offen bekämpft. (Die Frage, ob sie - wie heute meist behauptet - das Konzept eines "Lebensraums im Osten" an die Stelle der Auswanderung nach Übersee und die wirtschaftliche Autarkie mittels Gewinnung von Ersatzstoffen an die Stelle des Rohstoffimports aus Übersee setzen wollten, oder ob sie einfach erkannt hatten, daß die ehemaligen deutschen Kolonien weder brauchbare Siedlungsgebiete für Mitteleuropäer noch nennenswerte Bodenschätze aufwiesen, kann dahin stehen. Epp war in diesem Punkt voreingenommen, da er nur Südwestafrika persönlich kennen gelernt hatte, das als einzige Beinahe-Ausnahme noch halbwegs erträgliche klimatische Bedingungen bot und wenigstens ein paar Bodenschätze hatte.) Der RKB hatte zuletzt über 2 Millionen Mitglieder, obwohl die Mitgliedschaft keinerlei Vergünstigungen mit sich brachte - auch die Funktionäre arbeiteten mangels staatlicher Zuschüsse durchweg ehrenamtlich.
***Das Motiv für Epps Verweigerung dürfte - wie bei vielen seiner Zeitgenossen - gewesen sein, daß er vor der deutschen Geschichtsschreibung nicht dereinst als Lump und Vaterlandsverräter dastehen wollte. Die Ironie der Geschichte ist, daß er damit im Ergebnis genau das Gegenteil erreichte: Hätte er sich an dem - lächerlichen und von vornherein aussichtslosen - Putschversuch beteiligt, wäre er - im Austausch gegen anderthalb Jahre miserablen Restlebens in Gefangenschaft und Folter - wahrscheinlich als "Widerstandskämpfer" und "Martyrer" in die Geschichte eingegangen, wie
Stauffenberg,
Rommel u.a. in letzter Minute an Hitler irre gewordene Nazis.
Die Journalistin Katja-Maria Wächter unternahm Ende des 20. Jahrhunderts den Versuch, Epp auch ohne dies im Nachhinein als Mischung aus Hitlers nützlichem Idioten und ohnmächtigem Opfer des Nationalsozialismus hinzustellen. Obwohl ihre Epp-Biografie 1997 von der filosofischen Fakultät der Universität Bonn als
Dissertation angenommen und 1999 sogar in die Reihe "Europäische Hochschulschriften" aufgenommen wurde (unter dem plakativen Titel "Die Macht der Ohnmacht") vermochte das niemanden so recht zu überzeugen.
****Es gibt in München bereits seit 1989 eine - leider etwas unwürdig geratene - "Gedenkplatte" für Eisner in der Kardinal-Faulhaber-Straße, über welche die meisten Passanten mehr oder weniger gleichgültig hinweg zu latschen pflegen.
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