FRANZ V. PAPEN
(29.10.1879 - 2.5.1969)*
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1879
- 29. Oktober: Franz Joseph Hermann Michael v. Papen wird als drittes von fünf Kindern des Gutsherrn Friedrich v. Papen-Köningen in Werl
(Westfalen) geboren.
- 1890-97
- Papen besucht die Kadettenanstalt und tritt danach in das 5. Ulanen-Regiment in
Düsseldorf ein.
- 1905
- Papen heiratet die Millionen-Erbin
(Villeroy & Boch)
Martha v. Boch-Galhau. (Aus der Ehe gehen ein Sohn und vier Töchter hervor.)
- 1913
- Papen wird zum Hauptmann befördert und zum Großen Generalstab versetzt.
- 1914
- Papen wird Militär-Attaché an den deutschen Botschaften in Mexiko und Washington.
- August: Der Erste Weltkrieg bricht aus.
- 1915
- Dezember: Papen wird aus Washington abberufen, nach eigener Darstellung auf Druck der Vereinigten Staaten wegen eines "diplomatischen Mißgeschicks".**
- 1916
- Papen - dem auf Betreiben
Kaiser Wilhelms
im Hinblick auf künftige Heldentaten schon mal vorab das Eiserne Kreuz verliehen worden ist - wird zunächst als Bataillons-Kommandeur an der Westfront
eingesetzt, wo er vollständig versagt.
- 1917
- Papen wird als Generalstabsoffizier ins
Osmanische Reich
"weg gelobt"; er wird erst im Vorderen Orient, dann in Palästina eingesetzt. An beiden Fronten versagt er wiederum vollständig.
- 1919
- Papen nimmt seinen Abschied als Charakter-Oberstleutnant. Er beginnt, sich politisch zu engagieren, zunächst im konservativen Herrenklub.
- 1921
- Papen wird Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für die
Zentrumspartei
(bis 1932). Er vertritt deren monarchistischen Flügel.
- 1923
- Papen erwirbt ein Aktienpaket des Zentrumsorgans "Germania" und wird deren Aufsichtsrats-Vorsitzender.
- 1925
- Papen tritt - im Gegensatz zu seiner Parteiführung, die den Zentrumspolitiker
Wilhelm Marx
nominiert hat - für die Wahl
Paul von Hindenburgs
zum Reichspräsidenten ein. Seitdem hat er in seiner Partei nur noch eine Randstellung.
- 1932
- 1. Juni: Papen wird von Hindenburg zum Nachfolger des glücklosen "Hungerkanzlers"
Heinrich Brüning (Zentrum) gemacht.
- Papens "Kabinett der nationalen Konzentration" wird im Reichstag nur von der
Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) unterstützt und ist - wie schon sein Vorgänger - ohne parlamentarische Mehrheit auf Notstandsverordnungen des Reichspräsidenten angewiesen. Der Volksmund spricht angesichts der Ministerriege (v. Braun, v. Eltz-Rübenach, v. Gayl, v. Krosigk, v. Neurath, v. Schleicher) vom "Kabinett der Barone".
- 3. Juni: Papen tritt aus der Zentrumspartei aus und kommt so einem Parteiausschluß wegen seiner Koalitionsbildung und seiner Illoyalität gegenüber Brüning zuvor.
- 4. Juni: Auf Antrag Papens löst Hindenburg den Reichstag auf.
- 12. Juni: Papen hebt das Verbot der nationalsozialistischen Wehrverbände
Schutzstaffel (SS) und
Sturmabteilung (SA)
auf. Im Gegenzug verspricht ihm
Adolf Hitler
die Tolerierung durch die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).
- Juni-Juli: Papen bemüht sich bei der
Konferenz von Lausanne vergeblich um die Streichung der deutschen
Reparationsschulden; er erreicht lediglich deren Reduzierung auf drei Milliarden Goldmark.
- 17. Juli: Altona (noch kein Stadtteil von Hamburg, sondern eine selbständige Stadt in Preußen) kommt es nach einem Demonstrationszug der SA durch das "rote" Arbeiterviertel und gewaltsamen Gegendemonstrationen der KPD zu einem Massaker, bei dem durch Versagen der Polizei*** 18 Menschen getötet und 285 z.T. schwer verletzt werden ("Altonaer Blutsonntag"). Papen nimmt das zum Anlaß, am
- 20. Juli mittels einer Notverordnung des Reichspräsidenten die ebenfalls nur auf eine Notverordnung gestützte Minderheitsregierung Preußens unter
Otto Braun
(SPD) abzusetzen und sich selber zum Reichskommissar für Preußen einsetzen zu lassen
("Preußenschlag", heute
"Bundeszwang").
- Den Reichstagswahlkampf führen Zentrum und Sozialdemokraten in erster Linie gegen den "Monarchisten" Papen (erst in zweiter Linie gegen den Nazi Hitler und den Kommunisten
Thälmann);
die Kommunisten wiederum führen ihn in erster Linie gegen die "sozialfaschistische" SPD.
- 31. Juli: Resultat dieser Wahlkampfstrategien ist ein Sieg der NSDAP, die mit 37,4% erstmals stärkste Partei wird.
- Papen bietet Hitler an, als Vizekanzler in sein Kabinett einzutreten, dieser lehnt jedoch ab.
- 9. September: Papen setzt per Notverordnung, gegen den Widerstand des Reichstags und der Gewerkschaften, ein Wirtschaftsprogramm zur Arbeitsbeschaffung in Kraft, das verstärkte Staatsausgaben bei gleichzeitigen Lohnsenkungen vorsieht.
- 11. September: Papen erreicht auch auf der Abrüstungskonferenz von Genf nichts.
- 12. September: Nachdem ein Mißtrauensantrag der KPD gegen Papen mit überwältigender Mehrheit (513:32 Stimmen, einschließlich derer der NSDAP) angenommen worden ist, löst Hindenburg den Reichstag erneut auf.
- Oktober: Im Wahlkampf sind sich alle anderen Parteien in einem Punkt einig: Papen muß weg!
"Ein neuer Rütlischwur der Parteien: Wir wollen einig kämpfen gegen Papen - doch trotzdem treu uns hassen allezeit!"
(Karikatur aus dem Simplizissimus, frei nach
Schiller :-)
- 6. November: Bei den Reichstagswahlen gewinnt die DNVP zwar einige Stimmen auf Kosten der NSDAP; zugleich gewinnt jedoch die KPD Stimmen auf Kosten der SPD, so daß eine Mehrheit der bürgerlichen Mitte für Papen in weiter Ferne bleibt.
- 17. November: In Absprache mit Hindenburg tritt Papen als Reichskanzler zurück.
- 19. November: Hitler wird von Hindenburg verabredungsgemäß beauftragt, sich eine Regierungsmehrheit zu suchen, was jedoch durch die geschlossene Ablehnung aller im Reichstag vertretenen Parteien mißlingt; Hitler gibt den Auftrag zur Regierungsbildung wie geplant zurück.
- 2. Dezember: Statt Papen wieder zum Reichskanzler zu machen, wie es abgesprochen war, beruft Hindenburg den "roten General" a.D.
Kurt v. Schleicher,
einen Jugendfreund seines Sohnes Oscar.
- 1933
- Januar: Papen ist maßgeblich am Sturz Schleichers beteiligt; im Auftrag Hindenburgs führt er Koalitionsgespräche mit der NSDAP.
- 30. Januar: Nach vergeblichen Versuchen, die NSDAP als "Juniorpartner" zu gewinnen, stimmt Papen einer Regierungsbildung unter Hitler zu. Er selbst wird Vizekanzler und glaubt, ihn in das mehrheitlich von Deutschnationalen getragene Kabinett einbinden und "zähmen" zu können - niemand glaubt ernsthaft an eine "Machtergreifung" der National-Sozialisten. (Original-Zitat Papens: "In drei Monaten haben wir Hitler so an die Wand gedrückt, daß er quietscht!")
- März: Papen führt im Reichstagswahlkampf eine "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot", bestehend aus ihm selber, den Deutschnationalen (unter
Hugenberg) und dem Wehrverband
"Stahlhelm,
Bund der Frontsoldaten" (unter Seldte).
- Er veröffentlicht seine Wahlkampfreden unter dem Titel "Appell an das deutsche Gewissen".
- Juli: Papen ist Bevollmächtigter der Reichsregierung beim Abschluß des Konkordats mit dem Vatikan.
- Das Konkordat sieht ein Verbot politischer Betätigung für katholische Priester vor. Noch vor seinem Inkrafttreten löst sich die Zentrumspartei auf.
- (Papen gründet an ihrer Stelle die "Vereinigung Adler am Kreuz", die allerdings keine Bedeutung erlangt.)
- 1934
- Juni: Papen, der wie seine deutschnationalen Kollegen im Kabinett Hitler an den Rand gedrängt ist, geriert sich als Sprecher einer konservativen Opposition.
- 1. Juli: Nach der Ermordung auch konservativer Regimekritiker im Zuge der so genannten
Niederschlagung des Röhm-Putsches verläßt Papen die Regierung.
- 28. Juli: Papen wird Außerordentlicher Gesandter an der deutschen Botschaft in Wien.
- 1936
- Papen wird zum Botschafter befördert.
- 1939
- April: Nachdem der "Anschluß" der "Republik Österreich" an das Deutsche Reich vollzogen ist (1938), gibt es in Wien keine diplomatischen Vertretungen mehr. Papen wird als Botschafter nach Ankara versetzt.
- 1940
- 18. Juni: Papen handelt einen "Freundschaftsvertrag" zwischen dem Deutschen Reich und der Türkei aus, der jedoch weitgehend nur auf dem Papier steht.
- 1941-45
- Papen versäumt es, der Reichsregierung die Bedeutung des Aufstands im Irak hinreichend deutlich zu machen, der mit nur geringfügiger deutscher Unterstützung zum Zusammenbruch der britischen Kolonialherrschaft nicht nur in Nahost, sondern auch in Indien und Hinterindien hätte führen können, ferner zur friedlichen Ansiedlung der deutschen Juden in Palästina, wie dies im - von Großbritannien sabotierten -
Ha'avara-Abkommen
zwischen der Reichsregierung und der Zionistischen Vereinigung für Deutschland vorgesehen war. In diesem Fall wäre es aller Voraussicht nach weder zum Rußlandfeldzug noch zum Holocaust gekommen, ebenso wenig zu den zahlreichen Nahost-Kriegen, die bis heute andauern.
- Auch nach Beginn des Rußlandfeldzugs gelingt es Papen nicht, die Türkei zu einem Kriegseintritt auf Seite der Achsenmächte zu bewegen, um die von der Sowjetunion unterdrückten Turkvölker im Kaukasus zu befreien. Ganz im Gegenteil erklärt die Türkei dem Reich noch 1945 "kurz vor Toreschluß" den Krieg, um deutsche Vermögen enteignen zu können, und liefert Papen - der als Diplomat auf der ganzen Linie versagt hat - an die USA aus, wo er seit einer Biografie des ungarischen Juden Tibor Koeves als "Satan in Top Hat [Satan im Zylinderhut]" (in Anlehnung an ein angebliches Schleicher-Zitat: "Der Papen ist kein Kopf, der ist ein Hut" :-) gilt.
- 1946
- Papen wird vor dem inter-alliierten
Kriegsverbrecher-Tribunal
in Nürnberg angeklagt, jedoch am 01.10.46 überraschend frei gesprochen.
- 1947
- 24. Februar: In einem Entnazifierungsverfahren vor einer deutschen "Spruchkammer" in Nürnberg wird Papen ebenso überraschend zu acht Jahren Zwangsarbeit im "Arbeitslager" (die der 67-jährige vermutlich nicht überlebt hätte) sowie zur Einziehung seines Vermögens verurteilt. (Letzteres ist nach Auffasung Henriettes v. Schirach der eigentliche Zweck jener Verfahren: pseudo-juristische Bemäntelung ungesetzlicher Enteignungen, die sonst im Westen - anders als in der SBZ - nicht möglich wären.)
- 1949
- Papen wird vorzeitig entlassen und zieht sich ins Privatleben zurück nach Wallerfangen (Saarland), wo die Familie noch ein Gut besitzt, das Martha v. Papen mit in die Ehe gebracht hatte und das nicht enteignet worden ist.****
- 1952
- In England erscheint ein Buch, das als Papens "Memoirs" verkauft wird. Tatsächlich sind sie das Werk des britischen Journalisten Brian Connell; Papen selber darf lediglich an der Übersetzung ins Deutsche mitwirken, die unter dem Titel "Der Wahrheit eine Gasse" - frei nach
Theodor Körner*****
- veröffentlich wird.******
- 1954
- Papen veröffentlicht "Europa was nun?"
- 1959
- Papen wird von Johannes XXIII zum "päpstlichen Geheimkämmerer" ernannt.
- 1968
- Papen veröffentlicht "Vom Scheitern einer Demokratie (1930-1933)".
- Der Spiegel bezeichnet ihn daraufhin in einer Rezension als "Mörder einer Demokratie".
- 1969
- 2. Mai: Franz v. Papen, der unfähigste deutsche Diplomat (was einiges heißen will), Offizier und Politiker im 20. Jahrhundert*******, stirbt in Obersasbach bei Sasbach (Baden); er wird in Wallerfangen begraben. Niemand weint ihm eine Träne nach.
* * * * *
- 2009
- Januar: 76 Jahre nach Hitlers Machtergreifung glaubt jenseits des Atlantiks wieder jemand - wie einst Papen -, daß es völlig egal sei, wer unter
ihmihr KanzlerPräsident ist. Die Karikaturisten bekommen einen neuen Satan - freilich ohne Zylinderhut, dafür mit Turban :-)
- 2019
- Dezember:
BanditenAktivisten der kriminellen Vereinigung "Zentrum für politische Schönheit" - einer Gründung des Juden Filip Ruchlos - schänden Papens Grab, indem sie den Grabstein entwenden. Selbstverständlich bleibt diese "politische Kunstaktion" straffrei.
*Jemand hat Dikigoros gemailt, daß es doch viel[e] bessere Fotos für das Titelbild und auch die Signatur gäbe - und ihm auch zwei davon mitgeschickt, die er seinen Lesern nicht vorenthalten will:
Gewiß, die sind schöner - aber ob sie auch besser sind?
Dikigoros bevorzugt signierte Titelbilder (das verwendete stammt aus einem von Papens Büchern), erstens, weil sie in den meisten Fällen eine gewisse Zeitgleichheit gewährleisten (natürlich nicht bei
Nana Mouskouri,
die noch als 70-jährige Autogrammkarten signierte, die sie als 30-jährige zeigten - aber Ausnahmen bestätigen die Regel :-), und zweitens, weil sie die Größenverhältnisse richtig wiedergeben. Eine Signatur in gleicher Breite wie das Titelbild suggeriert leicht eine Tendenz zum Größenwahn - ein Verdacht, der ja bei Papen nicht prima facie von der Hand zu weisen ist, den seine kleine Unterschrift aber weitgehend ausräumt.
Was Dikigoros dagegen gar nicht mag, sind verfälschte oder irreführende Fotos. Das übersandte z.B. ist eine Fälschung aus dem Bundesarchiv (Archiv-Nr. 183-1988-0113-500). Woher Dikigoros das weiß? Ganz einfach: Er kennt das Bundesarchiv, und er kennt das Original, von dem es ausgeschnitten und aufgehellt ist:
Papen war - wie viele Männer (und erst recht Frauen :-) seiner Zeit - zu eitel, um sich mit Brille auf der Nase fotografieren zu lassen; und auch den Zigarrenstummel nahm er zuvor aus dem Maul; aber Titelfotos mit brennendem Glimmstengel in der Fresse verwendet Dikigoros ohnehin nur bei notorischen Kettenrauchern, wie z.B.
Charles de Gaulle,
Che Guevara,
John F. Kennedy oder
Helmut Schmidt-Schnauze.
Es bei Papen zu tun, wäre Irreführung der Leser Lesenden Lesend[Schluckauf]innen.
**Tatsächlich war Papen u.a. für die Rückführung deutscher Staatsbürger aus den "neutralen" USA nach Deutschland zuständig. Infolge seines stümperhaften Leichtsinns wurden die Rückführungslisten und -routen den USA bekannt, die diese umgehend an die Briten weiter gaben, die alle Rückreisenden gleich außerhalb der 3-Meilen-Zone abfingen, so daß kein einziger Deutscher aus den USA zurück ins Reich gelangte. Wegen dieses völligen Versagens wurde Papen aus dem diplomatischen Dienst entlassen und mußte wieder Soldat werden. Von seinen Apologeten wird bis heute wahrheitswidrig behauptet, die Rückführungslisten seien den Briten erst bei seiner Rückreise nach Deutschland, im Januar 1916, in die Hände gefallen. Dies ist abwegig: Damals hätte sich schon längst kein
wehrfähiger Deutscher mehr getraut, aus den USA über den Atlantik nach Deutschland zu reisen.
***Seinerzeit herrschten wechselseitige Schuldzuweisungen zwischen Nazis und Kommunisten vor - wobei unstreitig ist, daß die SA-Demonstration zwar offiziell genehmigt war und "friedlich", d.h. geordnet und waffenlos, ablief, aber durchaus als gezielte Provokation gedacht war, während die Kommunisten versuchten, den Demonstrationszug gewaltsam zu sprengen - allerdings weniger mit Schußwaffen als vielmehr mit Fäusten, Steinen u.ä. Tatsächlich gab es bei den Nazis "nur" zwei Todesopfer und bei den Kommunisten kein einziges; vielmehr traf es ganz überwiegend unbeteiligte Schaulustige, die sich am Straßenrand, an Fenstern und auf Dächern gesammelt hatten, um der Schlägerei zuzusehen. Die - SPD-geführte - Polizei hatte verständlicher Weise wenig Neigung, sich zwischen die Fronten zu stellen und dabei Leben und/oder Gesundheit ihrer Beamten zu riskieren. Vielmehr schoß sie mehr oder weniger wahllos in die Menge, wobei sie nicht nur Demonstranten und Gegendemonstranten, sondern auch "unschuldige" Zuschauer traf. Der Vorwurf des Versagens war also durchaus begründet.
****Das Saarland gehörte 1945-1957 zu Frankreich; die französische Regierung ließ selbstverständlich nicht zu, daß Privatvermögen auf ihrem Staatsgebiet von irgendwelchen Gerichten der nicht-souveränen deutschen Besatzungszonen enteignet wurde, geschweige denn von irgendwelchen illegalen Sondergerichten wie den "Spruchkammern". Die Villeroy & Boch AG überstand - entgegen allen Befürchtungen der Inhaber - die zweite französische Besatzung im 20. Jahrhundert ebenso wie die erste (1919-1935); sie fiel erst im 21. Jahrhundert der Billig-Konkurrenz aus Fernost und der Politik der Gewerkschaften zum Opfer.
*****Na ja, sehr frei - dennoch ist es Dikigoros eine längere Fußnote wert, um die Wahrheit im Zeitalter der
"Cancel Culture" dem
Orwell'schen "Memory hole" zu entreißen.
Bei Körner hieß das "Der Freiheit eine Gasse" - ein Satz aus seinem
"Aufruf"
von 1813, der noch im Ersten Weltkrieg oft und gerne zitiert wurde, aber ins besetzte Deutschland von 1952 natürlich nicht mehr so recht paßte.
Erst recht hätte es nicht "gepaßt" zu erwähnen, daß das gar nicht auf Körners eigenem Mist gewachsen, sondern einem vier Jahre älteren Gedicht Max v. Schenkendorffs "nachempfunden" war:
Haltet darum fest am Hasse!
Kämpfe redlich, deutsches Blut!
Für die Freiheit eine Gasse!
Dacht' ein Held im Todesmut.
Da war schon der Inhalt politisch unkorrekt, und erst recht der Dichter. Der hatte nämlich auch das schöne Lied "Wenn alle untreu werden..." geschrieben - die Hymne der Waffen-SS -, war also gewissermaßen ein "Wegbereiter des National-Sozialismua" - pfui aber auch!
Am besten also, man "cancelt" Körner und Schenkendorff gleich beide zusammen. Heute liest man auf einer bekannten
Internet-Verblödungsplattform:
"Der Freiheit eine Gasse ist ein Gedicht von Georg Herwegh (1817-1875) aus dem Jahre 1841. [...] 1990 (Anm. Dikigoros: Das Datum ist wichtig, bitte im Hinterkopf behalten!) wurde es von Michael Kunze neu vertont."
Herwegh war ein früher Murxist, pardon Marxist. (Von ihm soll der Satz stammen: "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.") Er entspricht also 100%ig den heutigen Anforderungen der "political correctness", und Kunze... aber lassen wir den, sonst wird die Fußnote allzu lang.
Wenn aber der Buchtitel "Der Wahrheit eine Gasse" nicht von Körner stammte - von wem dann? Das dürft Ihr eigentlich gar nicht wissen, liebe Leser des 21. Jahrhunderts, denn sein Autor - Ferdinand Werner - steckt in besagtem "memory hole", und sein Werk aus dem Jahre 1919 ist seit 1945 verboten. Warum? Das wird schon aus dem Untertitel klar: "Eine Abrechnung mit dem Judentum und seinen Helfern." Und wenn Dikigoros dann noch etwas aus dem Buchdeckel zitiert: "Ein Jahrhundert Juden-Emancipation und fünf Jahrzehnte immer bedrohlicher wachsender, fremdvölkischer Pressedurchseuchung, sind nicht umsonst gewesen..." Aber hier bricht Dikigoros besser ab, sonst bezieht das noch jemand auf die Gegenwart!
À propos Gegenwart: Werner hat sich noch an anderer Stelle bei Körner bedient und einen Dreizeiler umgeschrieben, der heute womöglich noch aktueller ist, nämlich diesen:
"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
von fremden Mächten bezahlt, dem Volke zum Spott.
Doch wehe, wenn das Volk euch richtet, dann Gnade euch Gott!"
Erkennt Ihr ihn wieder? Bestimmt. Werner machte daraus (zweifellos eine erhebliche Verbesserung):
Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott!
Doch einst wird Gerechtigkeit wieder obwalten,
dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!
Anno 1990 (s.o.) kam dann jemand auf die Idee, diesen perfekten Vierzeiler zu verschlimmbessern, und zwar wie folgt:
Tja, auch die jungen "Deutschnationalen" haben halt kein Gefühl mehr für die deutsche Sprache... Aber in dieser Form verbreitete sich das Gedicht, und als deren Urheber gilt seitdem... Theodor Körner!
Das
Berliner Verbrecherregime
- vom Feinde bezahlt, von Panik erfaßt - und seine Helfershelfend*innen tun alles, um Körner aus der "Ahnenreihe" jenes Spruchs zu tilgen; sie lügen mit einer Halbwahrheit:
"Das hat Körner nie gesagt oder geschrieben, jedenfalls gibt es dafür keinen belastbaren Beweis."
Stimmt - aber halt nur, wenn man es wörtlich nimmt und die Vorgeschichte weg läßt.
Das ist so ähnlich wie mit dem mittlerweile berühmtesten Spruch des Aristotélis:
Das hat Telly nie gesagt oder geschrieben (schon weil er des Deutschen nicht mächtig war :-). Das ist vielmehr die (verkürzte) Übersetzung einer Übersetzung ins Lateinische, und da liegt das Problem: Die "alten" Römer (die ihn ja erst Jahrhunderte später übersetzten) verstanden unter "Tugend [VIRTUS]" (die karolingische Minuskel war noch nicht erfunden, darum schreibt Dikigoros das in Großbuchstaben :-) etwas Anderes als die alten Griechen (die dafür fünf verschiedene Vokabeln hatten - schaut mal in ein Wörterbuch des 19. Jahrhunderts! -, während die neuen Griechen nur noch "aretí" kennen).
to kalón + to agathón = i kalokagathía (altgriechisch für Tugend)
Und wer das anders sieht, ist ein Nazi, Faschist und... intolerant!
Die alten Griechen hatten auch kein Substantiv für "Toleranz"; sie hatten bloß ein halbes Dutzend Adjektive und Verben, die man so ähnlich ("duldsam", "geduldig", "nachsichtig", "aushalten", "[er]dulden", "[er]tragen") übersetzen kann. Dikigoros erspart Euch deren Aufzählung und Bedeutungsnuancen im einzelnen, denn die sind hier nicht das Problem. Wir wissen nämlich, welches Wort Telly verwendete. Woher? Gegenfrage an alle, die das noch auf der Schule gelernt haben: Welches ist das unregelmäßigste Vollverb im Lateinischen? Richtig: ferre - tuli - latus. Aus der Imperfektform stammen das Küchenlateinische "tolle[ra]re" und letzlich auch unser Wort "Toleranz". Der Infinitiv aber war die wörtliche Entsprechung des griechischen "phérein" (oder "férein"). Und wenn man da ins Wörterbuch schaut, kommt man sowohl im Altgriechischen als auch im Lateinischen (jedenfalls wenn man ein ordentliches Wörterbuch benutzt, keines für deutsche Gymnasiasten :-) auf jeweils ein rundes Dutzend Bedeutungen, von "[er]tragen" bis... Aber schlagt es selber nach, und dann könnt Ihr Euch aussuchen, was Telly uns sagen wollte. Wenn Ihr Dikigoros fragt: Er meinte genau das, was die moderne deutsche Übersetzung uns sagen will! (Aber wer glaubt, es besser zu wissen, darf ihm gerne
mailen;
er ist nicht unbelehrbar und besseren Argumenten gegenüber immer aufgeschlossen. Aber macht Euch darauf gefaßt, daß er Euch dann nicht wie hier mit der vollständigen Fassung des Zitats - welche die Interpretation noch schwieriger macht - verschonen wird :-)
******Kaum jemand glaubt, daß in dem Buch tatsächlich der Wahrheit eine Gasse gebahnt wurde - böse Zungen Rezensenten schreiben vielmehr von einer "Sackgasse" oder der "Gosse", in die Connell die Wahrheit gestoßen habe. Letzterer ist ein geheimnisumwitterter Ghostwriter, dem viele schön gefärbte Autobiografien nachgesagt werden, u.a. die des größten böhmischen ostmärkischen österreichischen Politverbrechers in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts,
Kurt Waldheini Waldheim,
der die Hauptschuld trug, daß aus der UNO eine von anti-weißen Rassisten beherrschte kriminelle Vereinigung wurde, die mehr Menschenleben zerstört hat als alle Politverbrecher in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammen.
******Dikigoros legt Wert auf die Feststellung, daß er - anders als viele seiner Zeitgenossen - dieses Urteil nicht allein darauf stützt, daß Papen maßgeblich dazu beitrug, Hitler an die Macht zu bringen. Im übrigen hält er es für sehr wahrscheinlich, daß dieser zweifelhafte Rekord Papens Parteigenossen Matthias Erzberger zugefallen wäre, wenn dies nicht durch die Gnade seines frühen Todes - noch dazu mit dem Heiligenschein des von der Hand böser Attentäter gefallenen "Martyrers der Demokratie" - abgewendet worden wäre. Wer Dikigoros' Einschätzung anzweifeln sollte, sei daran erinnert, daß Sarah Sauer
entgegen bösen Zungen eine Frau - also kein Politiker, sondern eine Politikerin - ist und durch die Gnade ihrer späten Geburt erst im 21. Jahrhundert an die Macht kam, und zwar nicht als bloße "Steigbügelhalterin", sondern als Diktatorin eigenen "Rechts". Gegen sie war Papen freilich ein Waisenknabe.
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