*Das muß keine persönlichen Gründe gehabt haben. Im Kaiserreich durfte ein Offizier, der nicht mindestens den Rang eines Hauptmanns (Rittmeisters, Kapitänleutnants) bekleidete oder das 30. Lebensjahr vollendet hatte, nur heiraten, wenn die Braut eine Mitgift von mindestens 100.000 Goldmark (entsprechend ca. 1 Million Teuro nach der Währungsreform von 2002) aufbringen konnte. [Man ging davon aus, daß diese Summe - langfristig angelegt in "sicheren" Staatsanleihen - bei einer Verzinsung von 4% p.a. 4.000 Goldmark abwarf, das Jahreseinkommen eines Hauptmanns. (In anderen Staaten gab es ähnliche, z.T. noch strengere Vorschriften über die Hinterlegung einer "Heiratskaution", auch für höhere Dienstgrade höheren Alters.)
Wer hätte 1913 oder 1916 ahnen können, was das 1923 noch wert sein würde?
(Kürzlich fand Dikigoros ein Inserat der Nürnberger Lebensversicherung aus dem Jahre 1962 wieder, das für den Abschluß eines Vertrags warb, der einem 30-jährigen Anspruch auf "eine lebenslängliche Rente von monatlich 100.- DM vom 65. Lebensjahr an" [also ein Jahreseinkommen von 1.200.- DM bzw. 600.- Euro] gewährte.
Wer hätte damals ahnen können, was das 1997 - und erst recht ein paar Jahre später, nach der Einführung des Euro - noch wert sein würde?)
(Aber damit will Dikigoros keineswegs behaupten, daß man sich statt auf persönliche vorsorge lieber auf die staatliche Rentenversicherung verlassen sollte - die ja auch ihre Kritier hat.)
Frl. Stemmer - eine einfache Obstverkäuferin - war offenbar nicht in der Lage, eine derartige Summe aufzubringen (anders als Frl. Mollin, die zwar äußerlich reizlos war, aber aus "gutem Hause" stammte - ihr Vater war Direktor eines Gymnasiums, d.h. Berufskollege von Rommels Vater). Rommel hätte also seinen Abschied nehmen müssen - und er hatte nichts anderes als Soldat gelernt. Von Gertrud stammte angeblich der Schal, den Rommel an der Front zu tragen pflegte.
Walburga Stemmer hatte immer geglaubt, daß sich Rommel von der lange Zeit kinderlosen Lucie scheiden lassen und dann sie heiraten würde; sie beging unmittelbar nach der Geburt seines Sohnes Selbstmord. (Um dies zu vertuschen, wurde - und wird z.T. noch immer - offiziell behauptet, sie seit bereits im Oktober 1928 an Lungenentzündung gestorben.)
**Nach dem Krieg behauptete ein "Zauberkünstler" namens Jasper Maskelyne, er und seine "Magic Gang" habe Rommel durch irgendwelche Tricks getäuscht und dadurch entscheidend zum Gewinn der Schlacht bei El Alamein beigetragen. Das glaubten freilich nicht mal die Allierten selber. Sie wußten vielmehr, wer tatsächlich den entscheidenden Beitrag zu ihrem Sieg in Nordafrika geleistet hatte, nämlich der italienische Admiral Francesco Maugeri und seine Komplizen, die alle Nachschub-Konvois der Achsenmächte an die Briten verraten hatten, weshalb nur die wenigen Schiffe durch kamen, deren Kommandanten den Braten rochen und deshalb befehlswidrig eine andere Route wählten. Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr.
Wiewohl die diesbezüglichen Enthüllungen des Italieners Antonino Trizzino bereits seit den 1950er Jahren vorlagen - auch in deutscher Übersetzung - scheint dies sowohl den Rommel-Biografen als auch anderen Schriftstellern, die sich mit dem Afrikakorps beschäftigt haben und sich anheischig machen, über dessen Untergang informiert zu ein, unbekannt zu sein. Dikigoros denkt insbesondere an "Die Wüstenfüchse" von Paul Carell (1964) und "Rommels verheizte Armee" von Edmund Theil (1979). Keines dieser beiden Werke nimmt "Wissenschaftlichkeit" für sich in Anspruch - dafür lagen die Verkaufszahlen erheblich höher als die der professioneller Historiker. P.C. - hinter dessen Nom-de-plume sich Paul Karl Schmidt, der ehemalige Pressechef des Reichsaußenministers Joachim v. Ribbentrop verbarg - war in den 1960er Jahren einer der meist gelesenen Bestseller-Autoren der BRD; Dikigoros erinnert sich, daß auch sein Vater Urs dessen Werke allesamt im Bücherschrank stehen hatte; er selber las sie schon als Kind und fand sie ausgesprochen spannend, ohne sich um ihren Wert als "historische Quelle" Gedanken zu machen. E.T. - ein Romanschreiber, der sich für den neuen Karl May hielt - betitelte seine Memoiren als Angehöriger des DAK wohl bewußt so reißerisch, um den Absatz zu fördern. Er selber wurde jedenfalls nicht "verheizt", und überhaupt war die Tunesien-Armee ja gar nicht mehr die Armee Rommels - der war längst abgelöst. Die einzigen, die tatsächlich regelrecht "verheizt" wurden und deren Feuertod Rommels Glanz umso heller erstrahlen ließ, ohne daß die Propaganda sie auch nur mit einem Wort erwähnte, waren die Angehörigen des "leichten Infanterie-Regiments 361", das - zunächst unter dem Namen "verstärktes Afrika-Regiment 361" - aus ehemaligen Angehörigen der französischen Fremdenlegion zusammengestellt wurde und bei der Eroberung Tobruks im Juni 1942 fast vollständig vernichtet wurde. (Die wenige Wochen später erfolgte zweifache "Umbenennung" war in Wahrheit eine Neuaufstellung.) Dikigoros weiß das auch nur durch Zufall, da sein Vater mit dem einzigen überlebenden Subaltern-Offizier jenes verlorenen Haufens einmal dienstlich - als Zöllner - zu tun hatte.
***Allerdings handelt es sich zu 75% um - militärisch so gut wie wertlose - italienische Soldaten, die sich praktisch kampflos in Gefangenschaft begeben; die meisten überleben den Krieg unbeschadet, während von den bei Stalingrad in sowjetische Gefangenschaft geratenen Soldaten der Wehrmacht weniger als 1% - durchweg schwerkriegsbeschädigt - zurück kehrten. (Zwei von ihnen kannte Dikigoros persönlich: Der Eine war sein Kunstlehrer, der einen mittelschweren Dachschaden davon getragen hatte, der Andere sein Englischlehrer, der alle Finger verloren hatte - und nebenbei bemerkt nicht viel mehr Englisch konnte als er Finger hatte.)
****Nach anderen "Quellen" wurde das "Nazi-Gold" auf der Yacht des australischen Schauspielers Errol Flynn - mit Hilfe der argentinischen Präsidentengattin Evita
Perón und/oder
Fidel Castros - nach Lateinamerika gebracht.
Es gibt dazu eine Parallele in dem "Goldschatz" des japanischen Generals Yamashita. Der "Tiger von Malaya", der 1942 Singapur erobert hatte, wurde 1945 von den US-Amerikanern nach einem "Kriegsverbrecher"-Prozeß, in dem ihm kein einziger Anklagepunkt nachgewiesen werden konnte (Japaner lassen sich nicht so leicht falsche Geständnisse oder Anschuldigungen abfoltern wie Deutsche) mit der Behauptung ermordet "hingerichtet" (man knüpfte ihn am nächsten Mangobaum auf), irgendwelche seiner Untergebenen hätten - zwar ohne sein Wissen, aber auf seine Verantwortung - in allen besetzten Ländern ungeheure Goldschätze zusammen geraubt und irgendwo versteckt. Auch nach diesem Hirngespinst wurde Jahrzehnte lang fieberhaft gesucht. Im Juni 1987 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel über "General Yamashita und sein verfluchtes Gold" von Tiziano Terzani. Danach wurde das Gold auf den Filipinen versteckt - vielleicht zusammen mit dem ebenso sagenhaften Schatz von
Ferdinand Marcos?
Letzterer wurde 1988 - kurz vor seinem Tode - in seinem US-amerikanischen Exil von einem "Schatzsucher" namens Roxas verklagt, der behauptete, er habe den Schatz irgendwann gefunden, aber Marcos habe ihn ihm "weg genommen". (Auch wenn in den USA - oder Europa - ein solcher Schatz gefunden würde, würde er dem Finder vom Staat "weg genommen" - das ist überall Recht Gesetz, aber das nur nebenbei. Der Kläger stützte seinen Anspruch jedoch auf die Behauptung, dieses Gesetz verstieße gegen seine "Menschenrechte" :-) Das Gericht befand Marcos - der während des Prozesses verstarb und sich nicht mehr verteidigen konnte - für schuldig und verurteilte seinen Nachlaß - in dem sich natürlich kein Schatz [be]fand - zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von 40,5 Milliarden US-$. (Die Summe wurde in der Revision auf "nur" 13,3 Millionen US-$ reduziert.) Damit steht rechtskräftig fest, daß es den Schatz wirklich gab; bloß gesehen hat ihn noch niemand - außer Herrn Roxas, versteht sich. (Die Höhe des Schmiergelds, das er den Richtern gezahlt haben muß, wurde nie bekannt :-) Nun wartet Dikigoros nur noch auf einen ähnlichen Prozeß um den "Schatz Rommels" in der BRDDR!
*****Der später in "Infanterie-Wettkampf des Heeres" umbenannte Wettbewerb wurde bis 1990 ausgetragen, danach verliert sich seine Spur. Dafür gibt es seit 2009 einen nach Rommels Sohn benannten "Manfred-Rommel-Preis", mit dem das Deutsch-Türkische Forum Stuttgart Individuen "auszeichnet", die sich in besonderem Maße um die Zuwanderung von Türken in die BRDDR und somit um die Islamisierung des Abendlandes "verdient" gemacht haben.
(Dikigoros legt Wert auf die Feststellung, daß er keine Vorurteile gegenüber allen Muslimen hegt. Er dankt ausdrücklich dem Indonesier A. R. Khan, ohne dessen umfangreichen Blog - insbesondere das mit großem Fleiß zusammen getragene Bildmaterial - er die Neubearbeitung dieser und anderer Seiten wohl nicht in Angriff genommen hätte.)
******Die Kritik an Rommels militärischen Leistungen - die durchweg auf den fundierten Forschungen Irvings beruht - ist nachvollziehbar. Dagegen findet die Behauptung seiner besonders intimen Beziehungen zu Goebbels in dessen - von Reuth selber heraus gegebenen! - Tagebüchern kaum eine Stütze; Goebbels wurde offenbar erst 1941 auf Rommel aufmerksam, als der bereits Jahre lang in mehr oder weniger engem Kontakt zu Hitler stand, was seine Karriere weit mehr gefördert haben dürfte. Mit der öffentlichen "Heroïsierung" Rommels begonnen hatten vielmehr - ähnlich wie im Falle Friedrichs II von Preußen knapp 200 Jahre zuvor - die britischen Medien, die Rommels Leistungen überbewerteten, um vom Versagen ihrer eigenen Generäle abzulenken. Ob auch der Spitzname "Wüstenfuchs" auf die Briten zurück geht, ist dagegen nicht sicher: Es gibt Bilder, die Rommel schon in jungen Jahren mit einem Fuchs zeigen, den er sich offenbar als eine Art Haustier hielt.
*******Subjektiv hat Dikigoros durchaus Verständnis dafür, daß Rommel iun. mit großer [V]Erbitterung gegen die Aussage ankämpfte, Rommel sen. habe von den Attentatsplänen gewußt; er mag ihm das Gegenteil beim Abschied versichert haben, und die letzten Worte des eigenen Vaters wiegen als "dying declaration" besonders schwer - sicher schwerer als die Behauptung eines zwielichtigen Individuums wie des Generals Speidel, der allen Grund hatte, Rommel mit einer Lüge zu belasten, um seinen eigenen Kopf aus der drohenden Schlinge des Volksgerichtshofs zu ziehen, nach dem Motto, er habe die Pläne der Verschwörer ordnungsgemäß seinem Vorgesetzten Rommel gemeldet und sich darauf verlassen, daß dieser sie weiter leite; zu mehr sei er weder verpflichtet noch berechtigt gewesen. (Mit dieser Berufung auf die Einhaltung des Dienstweges kam er übrigens beim "Ehrenhof des Heeres" durch; er wurde für seine Mitwisserschaft nicht weiter zur Verantwortung gezogen :-) Objektiv spricht allerdings mehr dafür, daß es sich so verhielt, wie im Film - und im Ergebnis auch hier von Dikigoros - dargestellt: Rommel wußte von den Plänen zum Umsturz, wollte sich zwar nicht beteiligen, seine Kollegen aber auch nicht ans Messer liefern und hielt sich daher nach beiden Seiten zurück. Dikigoros will seinen Lesern allerdings nicht verschweigen, daß diese Darstellung umstritten ist. Schon der treffliche Irving war ja zu dem "eindeutigen" Ergebnis gekommen, daß Rommel nichts von der Verschwörung wußte - aber der kam auch zu dem Ergebnis, daß Hitler nichts vom "Holocaust" wußte, da er nichts Schriftliches darüber von sich gegeben hatte. Rommel war in seinen Briefen (die sein Sohn Irving zur Auswertung überlassen hatte) extrem vorsichtig - es findet sich darin nicht die geringste Andeutung von Umsturzplänen, sondern stets nur die pflichtgemäße Versicherung der Treue zum Führer. Die Frage ist halt, welche Schlußfolgerungen ein kritischer Historiker daraus ziehen kann, und da vermag Dikigoros Irving nicht zu folgen - er hält grundsätzlich nichts von "Negativ-Beweisen".
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