ALFREDO  STROESSNER

(03.11.1912 - 16.08.2006)

[Alfredo Stroessner]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1912
03. November: Alfredo Stroessner wird als Sohn des aus BayernFranken nach Paraguay eingewanderten Buchhalters Hugo Wilhelm Stroessner und seiner Ehefrau Heriberta, geb. Matiauda in der südlichen Grenzstadt Encarnación geboren.
(Daß Stroessners Vater Bierbrauer war, ist ein Märchen. Richtig ist, daß er als Buchhalter in einer Bierbrauerei arbeitete. Seine Mutter wird mal als "Guaraní-Indianerin", mal als "Baskin" bezeichnet. Ihr Name - und das Aussehen ihres Sohnes - sprechen gegen beides.)


Paraguay ist seit dem verlorenen Triple-Allianz-Krieg (1865-70) gegen halb Südamerika eines der ärmsten Länder des Kontinents mit der kleinsten - überwiegend Guaraní-indianischen und mestizischen - Bevölkerung und ohne Zugang zum Meer.

1929
März: Stroessner tritt als Kadett in die Militärschule des Heeres in Asunción ein. Er wählt als Waffengattung die Artillerie.
(Später lernt Stroessner auch fliegen; er soll ein guter Hobby-Pilot gewesen sein.)

1932
September: Stroessner wird Zugführer im 6. Infanterie-Regiment.
Oktober: Stroessner wird zum Leutnant befördert.
Dezember: Stroessner wird zum 1. Artillerie-Regiment versetzt, das seine Stammeinheit wird.
(Zwischenzeitlich wird Stroessner einige Male zum Generalstab der übergeordneten 7. Division abkommandiert.)


1932-35
Stroessner nimmt am "Chaco-Krieg" gegen Bolivien teil; er wird wiederholt wegen Tapferkeit ausgezeichnet.*

1934
März: Stroessner wird zum Oberleutnant befördert.
Dezember: In der Schlacht um El Carmen wird die bolivianische 10. Division vernichtet; Stroessner wird namentlich im Heeresbericht erwähnt.
(Der Chaco-Krieg ist damit so gut wie entschieden; allerdings ziehen sich die Kämpfe noch ein weiteres Jahr bis zum Waffenstillstand hin; die Friedensverhandlungen nehmen weitere drei Jahre in Anspruch.)

1936
Februar: Oberst Rafael Franco putscht sich, gestützt auf die "Union der nationalen Revolution [UNR]" (im Volksmund "Febreristas" genannt) an die Macht.
Juli: Stroessner wird zum Hauptmann befördert.

1937
August: Oberst Ramón Paredes putscht sich an die Macht. (Die "Febreristas" gehen ins Exil.)

1938
Im Frieden von Buenos Aires gewinnt Paraguay einen Teil der im 19. Jahrhundert verlorenen Gebiete zurück und kann sein Territorium dadurch beinahe verdoppeln.


1939
März: Stroessner wird Adjutant des Regimentskommandeurs.

1940
Februar: Stroessner heiratet die Lehrerin Eligia ("Ligia") Mora Delgado (1910-2006). Aus der Ehe gehen drei Kinder - Gustavo Adolfo, Graciela und Hugo Alfredo - hervor. (Das Paar hat außerdem eine Adoptiv-Tochter; Stroessner hat zwei weitere Töchter von seiner Maitresse Estela Legal ["Nata"].)
März: Stroessner wird zu einem Generalstabs-Lehrgang an der brasilianischen Kriegsakademie abgeordnet.
Während seiner Abwesenheit ergreift General Higinio Morínigo die Macht; er vereinigt die Positionen von Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte in einer Hand (eine entsprechende neue Verfassung ist bereits im Vorjahr unter General José Estigarribia - dem Befehlshaber der Truppen Paraguays im Chaco-Krieg - in Kraft getreten) und verbietet alle politischen Parteien.

1941
Januar: Stroessner kehrt nach Paraguay zurück. Er wird (rückwirkend ab Dezember) zum Major befördert und Instrukteur für die Schießausbildung im 1. Artillerie-Regiment.

1942
Oktober: Stroessner wird Mitglied der Prüfungskommission für Schießausbildung der Artillerie des Heeres.

1943
September: Stroessner wird Major i.G.

1944
Februar: Stroessner beginnt eine 21-monatige Ausbildung an der Höheren Kriegsakademie.

1945
Februar: Nachdem Paraguay im Zweiten Weltkrieg zunächst neutral geblieben ist, erklärt es unter Druck der USA dem Deutschen Reich den Krieg.
(Paraguay ist der 42. Staat insgesamt und der 5. südamerikanische nach Brasilien [1942], Bolivien [1943], Kolumbien [1943] und Ekuador [1945]; Perú, Uruguay und Venezuela folgen binnen weniger Tage, Argentinien als 52. und letzter Feindstaat kurz vor Kriegsende.)
November: Stroessner übernimmt - zunächst vertretungsweise - das vakante Kommando des 1. Artillerie-Regiments.
Dezember: Stroessner wird zum Oberstleutnant befördert.

1946
Juni: Stroessner wird Oberstleutnant i.G.
In einem Anfall von Leichtsinn versucht Morínigo, seine Herrschaft auf eine breitere Basis zu stellen. Er läßt die Parteien wieder zu; die "Febreristas" und die "National-Republikanische Vereinigung [ANR] (im Volksmund "Colorados" genannt) bildern eine Regierungs-Koalition. In dem Bestreben, es allen recht zu machen, wirft er die Geldpresse an. Da dem mit immer höheren Zahlen bedruckten Papiergeld jedoch keine entsprechend gesteigerte Produktion gegenüber steht, setzt sich allmählich die Inflationsspirale in Gang.

1947
Januar: Die "Febreristas" verlassen die Regierung-Koalition.
Marz: Oberst Franco - mittlerweile aus dem Exil zurück - zettelt einen neuerlichen Putsch an, der sich zum Bürgerkrieg ausweitet.
(Der Aufstand wird von breiten Schichten der Bevölkerung getragen: nicht nur von Studenten, sondern auch von Beamten und Angestellten, nicht nur von Gewerkschaften, sondern auch von Unternehmern und dem Finanzsektor - wo man glaubt, daß die Wirtschaftspolitik unter eine neuen Regierung nur besser werden könne. Nicht nur die Kommunisten, sondern alle Parteien außer den "Colorados" sind gegen Morínigo. Auch vier von fünf Infanterie-Divisionen - nicht etwa von Meuterern, sondern von ihren regulären Offizieren geführt - und die Kriegsmarine - dto - sind dabei.)
April: Kriegsschiffe der Aufständischen beginnen, vom Río Paraguay aus Asunción zu beschießen, was zu einer Massenflucht führt.
(Insgesamt sollen infolge des Bürgerkriegs ca. 800.000 Paraguayer - ein Drittel der Bevölkerung - ins Ausland geflohen sein, vor allem nach Argentinien. Die Zahl der Toten wird auf ca. 30.000 beziffert. Cyniker könnten anmerken, daß dies ein großes Glück war, denn das wirtschaftlich ruinierte Land wäre kaum in der Lage gewesen, diese Menschen zu ernähren - und die BRD, die das heutzutage übernehmen würde, gab es noch nicht.)
Die Lage der Regierung Morínigo - der nur eine Division Infanterie, die Kavallerie und die Pioniere treu geblieben sind - scheint aussichtslos.
Mai: Die 7. Division - überwiegend Artillerie-Einheiten - stellt sich auf die Seite der Regierung; es gelingt ihr, Asunción zu halten. Das von Stroessner befehligte 1. Regiment spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Sodann gelingt es ihm, eine Truppe aus 20.000 entlassenen Veteranen des Chaco-Krieges aufzustellen (überwiegend Mannschaftsdienstgrade aus den ärmeren Schichten, daher auf Guaraní "pynandí [Barfüßler]" genannt - was ebenso wenig wörtlich zu nehmen ist wie die "sansculottes" der Französischen Revolution :-), mit denen er die Wende herbei führt. (Stroessner beginnt also durchaus nicht als "rechter" Putschist, sondern vielmehr als "linker" Anti-Putschist - wenn man diese Kategorien denn auf Paraguay anwenden darf. Auch die Bezeichnung "revolución de los pynandí" ist irreführend, denn die "Barfüßler" waren ja nicht die Revolutionäre, sondern die Konter-Revolutionäre!) Bis
August ist der Putsch nieder geschlagen. Alle Parteien außer den "Colorados" werden wieder verboten.

1948
Morínigo ist dennoch angeschlagen. Er muß General Pereira Platz machen.
März: Stroessner wird zum Oberst befördert.
Juni: Stroessner wird Kommandeur des 1. Artillerie-Regiments.

1949
August: Stroessner wird zum Brigadegeneral befördert.

1950
September: Stroessner wird zum Generalinspekteur der Artillerie ernannt.

1951
Januar-Februar: Stroessner absolviert eine Goodwill-tour durch diverse mit Paraguay verbündete Nachbarstaaten (Argentinien, Uruguay, Brasilien).
Mai: Stroessner übernimmt vertretungsweise das vakante Oberkommando der Streitkräfte.
Stroessner wird - erst jetzt - Mitglied der "Colorados".
August: Stroessner wird zum Generalleutnant (General de División) befördert.
Oktober: Stroessner wird zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte ernannt.

1953
Stroessner absolviert Goodwill-tours in die USA, nach Panamá und Brasilien.

1954
Mai: Das Militär stürzt den unfähigen Präsidenten Chávez und schreibt Neuwahlen aus.
Juli: Stroessner wird als Kandidat der "Colorados" zum neuen Präsidenten gewählt.
August: Stroessner tritt das Präsidentenamt an.
(Entgegen anderslautenden Behauptungen handelte es sich also nicht um eine "Diktatur"; vielmehr wurde Stroessner gewählt, wie es die Verfassung vorsah, d.h. direkt vom Volk, in allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlen - ein Vorgang, dem sich z.B. die Machthaber der BRD, der DDR und/oder der BRDDR nie zu stellen gewagt haben. Lediglich bei dieser ersten Wahl gab es keine Gegenkandidaten - die Wähler konnten jedoch mit "nein" stimmen.)


Bereits wenige Tage später stattet ihm der argentinische Präsident Juan Perón als erstes ausländisches Staatsoberhaupt einen offiziellen Besuch ab.

[Briefmarke]

1955
September: Stroessner gewährt Perón nach dessen Sturz politisches Asyl - ebenso dem deutschen Stuka-Piloten Hans-Ulrich Rudel - dem der Boden in Argentinien zu heiß geworden ist.**

1956
August: Stroessner befördert sich zum Kommandierenden General (General de Ejército).

1957
Juli: Stroessner wird anläßlich eines Staatsbesuchs in Caracas zum General h.c. der venezolanischen Streitkräfte ernannt.

1958
Januar: Stroessner empfängt den indonesischen Diktator Soekarno zum Staatsbesuch in Asunción.
Februar: Stroessner wird erneut zum Präsidenten gewählt.



Es gelingt ihm, eine von dem argentinischen Ex-General Montero angeführte kommunistische Invasionstruppe zu zerschlagen.

1959
Zur Förderung der Landwirtschaft wirbt Stroessner Immigranten aus Japan an, die aus der Enteignung brach liegenden Großgrundbesitzes Land zugeteilt bekommen, um Obst und Gemüse anzubauen. Ferner erhält jeder Soldat, der mindestens zwei Jahre gedient hat, kostenlos ein Stück Land, wenn er sich bereit erklärt, dieses zu bebauen. (Mißgünstige Kritiker sprechen von einem Versuch, die Paraguayer zu "Wehrbauern" zu erziehen.)

1960
Stroessner bricht die diplomatischen Beziehungen zu Cuba ab, wo sich im Vorjahr Fidel Castro an die Macht geputscht hat.
Bis Jahresende zerschlägt er die kommunistische "Bewegung des 14. Mai". Damit endet für Paraguay eine lange Zeit der inneren Unruhen.

1962
Stroessner läßt demonstrativ wieder politische Oppositionsparteien zu.
(Auch die 1947 ins Exil gegangenen "Febreristas" werden zwei Jahre später amnestiert; lediglich die Kommunisten bleiben illegal im Untergrund.)

1963
Februar: Stroessner wird erneut zum Präsidenten gewählt.

1964
Oktober: Stroessner empfängt den Präsidenten Frankreichs, de Gaulle, zum Staatsbesuch in Asunción, der ihm dafür das Großkreuz der Ehrenlegion verleiht.

1965
März: Stroessner eröffnet zusammen mit seinem brasilianischen Amtskollegen Castelo Branco die internationale Brücke über den Río Paraná.
(Die Fertigstellung der Brücke war schon im März 1961 offiziell gefeiert worden. Weshalb man sie erst vier Jahre später öffnete, ist schwer zu sagen. Vielleicht wollte man exakt 100 Jahre nach Beginn des "Triple-Allianz-Kriegs" und des fast vollendeten Völkermords der Brasilianer und ihrer Alliierten an den Paraguayern ein sichtbares Zeichen der Versöhnung setzen?)

[Das Yatai-Massaker 1865] [Brücke über den Paraná]

1968
Februar: Stroessner wird erneut zum Präsidenten gewählt.
März: Stroessner wird von US-Präsident Johnson zum Staatsbesuch in Washington empfangen.


Nach den guten Erfahrungen, die Paraguay nach dem Chaco-Krieg mit der Ansiedlung von Memmoniten gemacht hat, wirbt er weitere aus der Sowjet-Union, Kanada und Mexiko an, die ebenfalls Land im Chaco erhalten.

1972
März: Stroessner empfängt den neuen Präsidenten Boliviens, Hugo Banzer (wie er selber ein hoch-dekorierter Veteran des Chaco-Krieges - auf der anderen Seite :-) zum Staatsbesuch in Asunción.
April: Stroessner wird von Kaiser Hirohito zum Staatsbesuch in Japan empfangen.
August: Paraguay nimmt an den Olympischen Sommerspielen in München teil. Bei der Eröffnungsfeier entbieten seine Sportler als einzige den früher allgemein üblichen olympischen Gruß.
(Das peinlich berührte BRD-Regime läßt Film- und Fotoaufnahmen dieses "Zwischenfalls" nach dem Prinzip "memory hole" aus Orwells profetischem Roman "1984" systematisch ausmerzen, weil es fürchtet, daß dadurch Reminiszenzen an die Olympischen Sommerspiele in Berlin anno 1936 geweckt werden könnten - die schönsten Spiele der Neuzeit -, zu denen die Spiele von 1972 - die schrecklichsten der Neuzeit - in so beschämend krassem Gegensatz stehen.)


1973
März: Stroessner wird erneut zum Präsidenten gewählt.
April: Stroessner und der brasilianische Präsident Medici unterzeichnen ein Abkommen über die Errichtung des weltweit größten Staudamms nebst Wasserkraftwerks in der Grenzregion Itaipú, deren Zentrum, das nach ihm selber benannte, erst 16 Jahre zuvor gegründete Puerto Stroessner, zur zweitgrößten Stadt Paraguays (nach der Hauptstadt Asunción) wird, zunächst vor allem durch den Zuzug von Gastarbeitern aus Nationalchina [Taiwan] und [Süd-]Korea.
(Die Konditionen sind für Paraguay äußerst günstig: Das Kapital wird vollständig von Brasilien eingebracht - das dafür Auslandskredite aufnehmen muß -, das auch den größeren Teil des dort erzeugten Stroms erhält; mit dem Rest kann Paraguay jedoch seinen eigenen Energiebedarf vollständig decken und aus dem nicht benötigten Überschuß seinen Kostenanteil an Brasilien abbezahlen.)


Juli: Stroessner absolviert Staatsbesuche in Übersee. In Spanien verleiht ihm General Franco den Orden Isabellas der Katholischen; in Deutschland wird er gleich zweimal geehrt: Bundespräsident Heinemann verleiht ihm das Bonhalla-Kriech-Kreuzdie Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der BRD, Ministerpräsident Goppel den Bayerischen Verdienstorden ("für seine hervorragenden Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayrische Volk" - obwohl er doch eigentlich Franke ist :-).



(Auf der selben Reise macht Stroessner auch Staatsbesuche in Italien, im Vatikan, in Frankreich und Marokko. Dort geht er jedoch ordensmäßig leer aus - vielleicht aus Verärgerung über die Reihenfolge seiner Besuche :-)
November: Stroessner empfängt Goppel zum Gegenbesuch in Asunción.
Dezember: Stroessner empfängt die neue (seit Oktober) Vizepräsidentin Argentiniens, Isabel Perón, zum Staatsbesuch in Asunción.

[Isabel Perón]

(Juan Perón ist nach 18-jährigem Exil wieder zum Präsidenten gewählt worden und hat - bereits todkrank - seiner dritten Ehefrau die Amtsgeschäfte übertragen.)
Stroessner steht auf dem Gipfel seines Erfolgs: Außenpolitisch ist ihm die Aussöhnung mit Paraguays "Erbfeinden" Bolivien, Brasilien und Argentinien gelungen; innenpolitisch erlebt Paraguay eine nie zuvor (oder danach) gekannte Periode politischer und wirtschaftlicher Stabilität. Paraguay hat die höchste Wachstums- und die niedrigste Inflationsrate Südamerikas. Lohn- oder Einkommenssteuern werden nicht erhoben. Unter ihm sind mehr Straßen, Eisenbahnlinien, Flughäfen, Krankenhäuser und Schulen gebaut worden als unter all seinen Vorgängern seit der Unabhängigkeit 1811 zusammen.
(Lediglich das Militär ist zahlenmäßig nicht auf dem gleichen Stand wie bei einigen seiner Vorgänger - was allerdings auch nicht nötig ist, da Stroessner als Präsident nie einen auswärtigen Krieg geführt hat.)


Seine Anhänger nennen ihn "El Supremo [der Höchste]".*** Seine Gegner merken neidisch an, daß er und seine Freunde sich auch persönlich bereichert haben - pfui!

1974
Mai: Stroessner empfängt den neuen Staatschef Chiles, Augusto Pinochet; zum Staatsbesuch in Asunción. (Dieser ernennt ihn dafür zum General h.c. des chilenischen Heeres :-)


September: Pinochet empfängt Stroessner zum Gegenbesuch in Santiago.

1975
Stroessner schlägt einen kommunistischen Putschversuch nieder. Dessen Anführer Miguel Soler wird hingerichtet - was zu einem Aufschrei in den linken Medien führt.

1977
In den USA wird der Erdnußfarmer James ('Jimmy') Carter ("Peanuts") Präsident. Er tut alles in seiner Macht stehende, um weltweit mit den USA verbündete Regierungen zu destabilisieren, damit sich an ihrer Stelle sozialistische Regimes etablieren können. Dies bekommen besonders die Länder Lateinamerikas zu spüren, auch Paraguay, dem er den üblen Stänkerer sympathischen jüdischen Diplomaten Robert White als Botschafter aufs Auge drückt.


Ferner streicht Carter Paraguay demonstrativ die (bescheidene, ca. 4 Mio US-$ p.a.) Wirtschafts- und Militärhilfe. Zur "Begründung" lanciert er durch seinen Kumpel Jack Anderson (Chef-Kolumnist bei der Washington Post) absurde Horror-stories, z.B. daß Stroessner regelmäßig kleine Mädchen von 8-9 Jahren entführen lasse, sie vergewaltige und dann ermorden lasse sowie andere schlimme "Menschenrechts-Verletzungen" begehe, wie das Tragen von Seidenstrümpfen und das Abhören von Telefongesprächen der Untertanen.
(Carters schäbiges Verhalten gegenüber Paraguay leitet das Ende der US-amerikanischen Vorherrschaft in Südamerika ein, die in den folgenden Jahren nach und nach verloren geht. Daran ändert sich auch unter seinen republikanischen Nachfolgern Reagan und Bush nichts, erst recht nicht unter den Demokratzern Clinton und Obama.)

1978
Februar: Stroessner wird erneut zum Präsidenten gewählt.
Oktober: Stroessner wohnt - zusammen mit seinem brasilianischem Amtskollegen Geisel - dem offiziellen Beginn der Bauarbeiten am Itaipú-Staudamm bei.
(Tatsächlich hatten die Vorarbeiten bereits vor Vertragsunterzeichnung begonnen; böse Zungen behaupten, daß die Arbeiten sich nur deshalb so lange hinzogen, weil mit der Durchführung ausgerechnet ein italienisch geführtes Konsortium beauftragt wurde :-)

1979
Mai: Stroessners 50-jähriges Dienstjubiläum wird mit großem Pomp gefeiert. Er läßt sich den "Goldenen Stern" und einen Marschallstab verleihen, freilich ohne daß damit eine Beförderung zum Feldmarschall verbunden wäre. [Ein Marschallstab wurde bereits General Estigarribia nach dem gewonnenen Chaco-Krieg verliehen; die Dienststellung als solche gibt es jedoch in Paraguay seit dem Tode von Marschall López im Triple-Allianz-Krieg nicht mehr.]
(Stroessners Dienstjubiläum ist jedenfalls der offizielle Anlaß. Dafür ist es allerdings 2 Monate und 3 Tage zu spät - obwohl man sicher genügend Vorbereitungszeit hatte, um es pünktlich zu feiern. "Rein zufällig" findet die Feier auf den Tag genau 25 Jahre nach dem Sturz von Chávez statt :-)
November: Stroessner schließt mit seinem argentinischen Amtskollegen Videla ein Abkommen über den Bau eines weiteren bi-nationalen Paraná-Staudamms bei Yacyretá.
(Die Konditionen sind für Paraguay ähnlich günstig wie beim Staudamm von Itaipú: Argentinien bringt das Kapital auf; Paraguay bezahlt seinen Kostenbeitrag durch Lieferungen aus dem nicht benötigten Überschuß des eigenen Energie-Anteils ab.)

1982
November: Stroessner nimmt an der Einweihung des offiziell fertig gestellten Itaipú-Staudamms teil.

[Itaipú] [Itaipú]

(Die Mauer des Damms ist zwar fertig, aber die Stromproduktion mit den ersten beiden der insgesamt 18 vorgesehenen Turbinen beginnt erst anderthalb Jahre später. Danach gehen jährlich 2-3 neue Turbinen ans Netz. Im neuen Jahrtausend kommen noch zwei [Ersatz-]Turbinen hinzu; danach feiert man mit großem Pomp die endgültige Einstellung der Arbeiten. Die Anlage - die das US-amerikanische Technik-Magazin "Popular Mechanics" nach einer Umfrage unter Ingenieuren 1995 zu einem der "7 Weltwunder der Neuzeit" erklärt - ist bis heute die ertragreichste ihrer Art; sie übertrifft auch den neuen, noch größeren "Drei-Schluchten-Staudamm" in der VR China.)

1985
Juli: Stroessner macht erneut einen Staatsbesuch in der BRD.

1989
Februar: Stroessner wird durch einen Militärputsch der Generale Lino César Oviedo und Andrés Rodríguez (den Stroessner als Schwiegervater seines Sohnes Hugo Alfredo zum Oberbefehlshaber der Armee gemacht hatte) gestürzt.****

[General Ovideo] [General Rodríguez]

Nachdem weder die USA noch die Schweiz - die Staaten, in denen er angeblich den größten Teil seines Vermögens "geparkt" hatte - Stroessner Asyl gewähren wollen und er selber das ihm von Pinochet angebotene Asyl in Chile ausgeschlagen hat (ein kluger Zug, denn nach dessen Sturz wäre er unweigerlich aus- und damit ans Messer geliefert worden), geht er mit seinem Sohn Gustavo Adolfo ins Exil nach Brasilien. (Seine Frau bleibt in Paraguay.)
Rodríguez läßt sich zum neuen Präsidenten wählen und macht es sich zur Aufgabe, Stroessners Andenken vollständig auszulöschen: Alle Denkmäler auf ihn werden zerstört; alle nach ihm benannten Orte oder Einrichtungen erhalten andere Namen.***** In Paraguay reißen bald wieder Zustände ein wie vor Stroessners Regierungszeit.

1992
Paraguay leistet sich den Luxus, eine "demokratische" Verfassung einzuführen.
(Kommentar eines neuseeländischen Beobachters, der Paraguay vor und nach Stroessner erlebt hat: "Democracy is a vastly overrated commodity!" :-)

1992-2002
Ein zwielichtiger Exilant namens Martin Almada fälscht"entdeckt" nach und nach knapp 1 Million Aktenstücke, wonach Stroessner unzählige arme Oppositionelle verfolgen und zu Tode foltern ließ. Kein politisch-korrekter Gutmensch duldet es, die Echtheit jener "Beweismittel" in Frage zu stellen, aufgrund derer alsbald zahlreiche Ermittlungsverfahren (auch gegen längst Verstorbene) eingeleitet werden, u.a. gegen Stroessner.


1993
Mai: Bei den Präsidentschaftswahlen siegt der Kandidat der Colorado-Partei, Juan Carlos Wasmosy, der sich - ähnlich wie einst Carter - durch ein besonders penetrantesdemokratisches Grinsen auszeichnet, Paraguay jedoch binnen weniger Jahre in den Abgrund wirtschaftet.


1996
Inmitten bürgerkriegsähnlicher Unruhen (gewisse Kreise legen das "demokratische" Demonstrationsrecht sehr weit aus :-) unternimmt General Oviedo einen neuerlichen Putschversuch, um die Ordnung wieder herzustellen - diesmal scheitert er und landet im Gefängnis.

1997
Eine schwere Finanzkrise erschüttert ganz Südamerika. Diesmal ist auch Paraguay betroffen, wenngleich es noch nicht - wie Argentinien - am Rande des Staatsbenkrotts steht.

1998
General Raúl Cubas Grau ergreift die Macht und begnadigt Oviedo.

1999
Unter neuerlichen bürgerkriegsähnlichen Unruhen setzt das Parlament Cubas ab; er flieht - wie zuvor Stroessner - nach Brasilien, Oviedo nach Argentinien, das seine Auslieferung ablehnt, worauf es zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen kommt.

2000
Ein neuerlicher Putschversuch Oviedos scheitert.

2002
Cubas läßt sich erwischen; er landet in einem Gefängnis in Asunción.

2004
Mai: Auch Oviedo wird erwischt und folgt ihm ins Gefängnis.
September: Nun fehlt Präsident Duarte nur noch einer in seiner Sammlung: Er läßt einen Haftbefehl gegen Stroessner ausstellen und verlangt dessen Auslieferung, um ihm einen schönen Prozeß zu machen und ihn zu hängen - ohne Erfolg. Auch die zu Stroessner Zeiten guten Beziehungen zu Brasilien verschlechtern sich daraufhin deutlich.

2006
16. August: Alfredo Stroessner stirbt in Brasilia an Lungenentzündung und wird - da die neuen Machthaber in Paraguay seinen Angehörigen die Erlaubnis zur Überführung in die Heimat versagen - auch dort beigesetzt.


Er hat schon bald Grund, sich im Grabe umzudrehen:

2008
Am 20. April (Führers Geburtstag) wird der National-Sozialist Sozial-Nationalist National-Bolschewik****** brave Befreiungstheologe und Hurenbock Castro-fan, Bischof a.D. Fernando Lugo y Trugo, Präsident von Paraguay, der Stroessners Lebenswerk endgültig zerstört.
(Er kündigt u.a. die von Stroessner geschlossenen Energielieferungs-Abkommen mit Brasilien und Argentinien aus den Wasserkraftwerken Itaipú und Yacyretá.)

2012
Lugo wird vom paraguayischen Parlament wegen geistiger und politischer Unzurechnungsfähigkeit abgesetzt. Die "internationale Staatengemeinschaft" reagiert nicht etwa wie 1999 im Falle Cubas mit Gleichgültigkeit, sondern - ähnlich wie 1973 in Chile, als das gleiche dem ebenso üblenedlen kommunistischen DiktatorDemokrator Allende widerfuhr - mit einer Ächtung Paraguays.*******


*Inoffiziell hatte der Kampf um den Chaco schon 1928 mit einigen Grenz-Scharmützeln begonnen, nachdem das Gerücht aufgetaucht war, daß es dort reiche Erdölvorkommen gäbe. Hinter Bolivien stand die US-amerikanische Standard Oil, hinter Paraguay die anglo-niederländische Royal Dutch, jeweils unterstützt von ihren Regierungen. (Es war vielleicht nicht der verlust- oder folgenreichste, aber sicher einer der schäbigsten "Stellvertreter-Kriege" des 20. Jahrhunderts. Immerhin kostete er über 100.000 Tote.) Der Treppenwitz war, daß die USA - die den Zweiten Weltkrieg nach den Worten ihres Präsidenten Roosevelt nicht nur führten, um Deutschland zu vernichten, sondern auch, um das britische Empire zu zerstören und sich selber als dessen "Erbe" zur Weltwirtschaftsmacht Nr. 1 aufzuschwingen - Paraguay 1944 zwangen, die Erdöl-Konzession im Chaco Royal Dutch zu entziehen und sie auf Standard Oil zu übertragen. Und der doppelte Treppenwitz war, daß Standard Oil nach vielen Probebohrungen schließlich zu dem Ergebnis gelangte, daß es im Chaco gar kein Erdöl gab.

**Unzutreffend ist dagegen die - vor allem durch das jüdische Wochenblatt Der LüglSpiegel verbreitete - Behauptung, Stroessner habe auch Martin Bormann und Josef Mengele, dem "Todesengel von Auschwitz", Asyl gewährt. Richtig ist, daß Bormann bereits im Mai 1945 in Berlin gefallen war und daß Mengele - wohl Ende der 1950er Jahre - paraguayischer Staatsbürger wurde. Als solcher durfte er nach internationalen Rechtsgrundsätzen, die von allen souveränen Staaten der Welt - zu denen die BRD freilich nie zählte - anerkannt wurden, nicht ans Ausland ausgeliefert werden. Wann und wo sich Mengele in Lateinamerika aufhielt, läßt sich infolge der insbesondere von dem selbsternannten "Nazi-Jäger" und Charlatán Simon Wiesenthal betriebenen Legendenbildung nicht mehr genau feststellen. [Wer den letzten Link anklickt wird feststellen, daß den Spiegel-Machern die Aufdeckung ihrer diesbezüglichen Lügen am Ende so peinlich war, daß sie sich in die erste Reihe der "Wiesenthal-Entlarver" stellten, um alle Schuld auf ihn zu schieben. Daß sie selber ihm Jahrzehnte lang bereitwillig eine Plattform geboten hatten, kehrten sie dabei geflissentlich unter den Teppich.] Einigkeit herrscht darüber, daß Mengele wohl zunächst - Ende der 1940er Jahre - nach Argentinien ging und schließlich in Brasilien lebte, wo er auch - vermutlich Ende der 1970er Jahre - starb. Daß er in den 1950er und 1960er Jahren Stroessners Leibarzt war, ist ebenfalls ein Märchen. Mengele war zwar Dr. med., aber kein Arzt, sondern einer jener ambitionierten Spinner, die von einer wissenschaftlichen Karriere träumen - und damit bisweilen auch Erfolg haben. Dabei war Mengele weder der Massenmörder noch der Sadist, als der er heute meist dargestellt wird - im Gegenteil: Er wollte "den" Zigeunern etwas gutes tun, die im "Dritten Reich" z.T. (je nach Stamm) als "echte Arier" angesehen wurden (ob ihrer vermeintlichen Herkunft aus Indien), z.T. als "Untermenschen", und ins Konzentrationslager eingewiesen wurden. Mengele wollte mit seiner Habilitationsschrift (die nie fertig wurde) beweisen, daß auch letztere "echte Arier" waren. Der Ärger war nur, daß sie nicht so aussahen, wie man sich das damals vorstellte, nämlich blond und blauäugig. Das Haar ließ sich leicht färben; bei den Augen war das schon schwieriger. Die Experimente, die Mengele zu diesem Behuf anstellte, kosteten manche "Versuchskaninchen" das Augenlicht, einige sogar das Leben. Das rechtfertigt aber schwerlich Mengeles nachträgliche Verteufelung, denn es war "nur" ein zwar unerfreulicher, aber keineswegs beabsichtigter Nebeneffekt, ganz anders als z.B. bei einem seiner Zeitgenossen, dem jüdischen "Forscher" Freeman, der zur gleichen Zeit an Menschen, die das Roosevelt-Regime in die Irrenanstalt, ins Zuchthaus oder ins Concentration Camp gesteckt hatte (durchaus nicht nur Geisteskranke und/oder Kriminelle, sondern auch und vor allem Regime-Gegner) herum experimentierte, "um ihre Fähigkeit zu abstraktem Denken zu vernichten und roboterähnliche, kontrollierbare Individuen zu schaffen" (aus der Begründung, mit der ihm darob 1949 der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde). Seine "wissenschaftliche" Methode der teilweisen Gehirn-Amputation wird unter der Bezeichnung "Lobotomie" noch heute in den USA und ihren Vasallen-Staaten (u.a. der BRDDR) praktiziert, obwohl sie bereits 1968 in dem Spielfilm "Planet of the Apes [Planet der Affen]" mit Charlton Heston als bestialisch angeprangert wurde.

Gleichwohl wurde die angebliche "Komplizenschaft" Stroessners mit Mengele bei seinem Staatsbesuch 1973 in Bonn von den linken Medien thematisiert und auch von der Boulevardpresse kräftig ausgeschlachtet. Als sich die diesbezüglichen Behauptungen später als völlig haltlos erwiesen, verfuhr man damit wiederum nach der Methode "memory hole": Während man sich heute noch über den Besuch eines jeden drittklassigen Negerhäuptlings Staatsoberhaupts der Dritten Welt, das mal in Bonn war, um "Entwicklungshilfe" zu schnorren, leicht informieren kann, sind die beiden Staatsbesuche Stroessners dortselbst vollständig aus den Annalen der Ex-Bundeshauptstadt getilgt. Die "Chronik der Stadt Bonn", die der Harenberg-Verlag 1988 heraus brachte, berichtet über viele Besuche von gekrönten und ungekrönten ÄrschenHäuptern aus aller Welt - so ist z.B. dem Besuch des Tsaren Leonid I. von Rußland Generalsekretärs der KPdSU, Genossen Breschnjew, der wenige Wochen vor dem Stroessners statt fand, ein Extra-Artikel gewidmet, mit einem großformatigen Foto, das den SU-Machthaber mit seinem Zechkumpan Willy Brandt zeigt; nach Stroessner sucht man dagegen vergeblich - er ist gewissermaßen nie in Bonn gewesen.

***Diesen Beinamen hatte bereits José Gaspar Rodriguez de Francia getragen, der Paraguay von 1811-1840 regierte, ebenfalls "diktatorisch" und ebenfalls mit großem innen- und außenpolitischen Erfolg. Stroessner selbet hat sich indes nie mit seinem Beinamensvetter identifiziert. Um heraus zu finden, wem oder was ein Regime nacheifert, ist bisweilen ein Blick auf seine Briefmarken und Münzen hilfreich. Paraguay legte 1972-75 eine Reihe von Gedenkmünzen auf, die überwiegend Personen gewidmet waren. Wenn man von Stroessner selber sowie denjenigen absieht, die offenbar dazu dienten, den Verkauf an ausländische Sammler - vor allem aus der BRD, Großbritannien, Italien, der Schweiz und den USA - zu fördern, bleiben vier Münzen - alle von 1973 - auf Paraguayer übrig: José Estigarribia (s.o.), Francisco Solano López (der Verlierer des Triple-Allianz-Krieges), José Díaz (ein weiterer General des Triple-Allianz-Krieges, der López angeblich dazu riet, ihn anzufangen) und Bernardino Caballero - der einzige, mit dem sich Stroessner 1987 auf einer weiteren Gedenkmünze auch gemeinsam abbilden ließ. Allerdings scheint der Grund nicht gewesen zu sein, daß der es - als einziger der 40 Präsidenten, die Paraguay in den 84 Jahren zwischen López' Tod und Stroessners Regierungsantritt verschliß - auf immerhin 6 Jahre Amtszeit (1880-86) brachte. Die erste Münze weist ihn als "General" aus (auch er gewann im Triple-Allianz-Krieg ein paar Lorbeeren); die zweite würdigt ihn als Gründer der Partei der "Colorados" (die 1987 ihren 100. Jahrestag feierte).

****Zur "Begründung" werden die abstrusesten Märchen aufgetischt. Eines davon ist der angeblich von Stroessner geduldete - oder gar geförderte - Drogen-Schmuggel an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien. (Das ist ein schlechter Witz. Dort wurde und wird zwar alles mögliche geschmuggelt - auch Zigaretten, Alkohol u.a. Drogen -; aber der ungekrönte König der Drogendealer von Paraguay - der in einem Nachbau des Schlosses von Versailles in Asunción residierte - war kein anderer als Rodríguez selber. Das einzige, was man Stroessner in diesem Zusammenhang vorwerfen kann, ist, daß er diese seine eigene Kreatur nicht rechtzeitig durchschaute, womit er sich und Paraguay schweren Schaden zufügte. Er soll bis zuletzt geglaubt haben, daß der Putsch von irgendwelchen Subaltern-Offizieren ausging und daß Rodríguez ihn "heraus hauen" würde :-) Nicht viel besser ist die These, daß Stroessners jüngerer Sohn Hugo Alfredo drogensüchtig gewesen sei und im Rausch öfters seine Frau Marta - Rodríguez' Tochter - verprügelt habe. (Wäre dem so gewesen, hätte sie sich problemlos scheiden lassen können. [U.a. wegen Einführung der Zivilscheidung in Bolivien wurde Stroessner - wie Perón in Argentinien - vorübergehend exkommuniziert.] Auch Humbero Domínguez Dibb und seiner Verwandtschaft geschah nach der Scheidung von Stroessners Tochter Graciela nichts. Im übrigen dachte Marta gar nicht daran, sich scheiden zu lassen; vielmehr ging sie, nachdem ihr Vater sich an die Macht geputscht hatte, zusammen mit ihrem Ehemann Hugo Alfredo ins Exil nach Florida.) Andere behaupten, das Militär habe befürchtet, daß Stroessner eine Art Erbmonarchie errichten wollte, mit seinem älteren Sohn Gustavo Adolfo als Nachfolger. Dieser sei aber schwul gewesen und habe bereits einige seiner "Freunde" beim Militär untergebracht (er war Oberst in der Luftwaffe). Das sei untragbar gewesen - daher der Putsch. (Daran ist richtig, daß Schwulitäten - anders als etwa im antiken Sparta, in der heutigen Bundeswehr und in den Streitkräften der Obamanation, wo sie ausdrücklich erwünscht waren bzw. sind - damals noch in jeder ordentlichen Armee verpönt waren. Ob Gustavo Adolfo tatsächlich schwul war - was Dikigoros stark bezweifelt, denn er war mit einer äußerst attraktiven Frau finnischer Herkunft verheiratet - und wenn ja, ob er seine Stellung mißbrauchte, um weitere Schwule in den Streitkräften unterzubringen, ist allerdings äußerst zweifelhaft.) Die hirnrissigste These ist aber, daß Stroessner geplant habe, am 20.04.1989 Hitlers 100. Geburtstag groß feiern zu lassen, weshalb man ihn unbedingt vorher beseitigen mußte. Die Wahrheit dürfte viel einfacher sein: Rodríguez wollte selber Stroessners Nachfolger werden, und durch den erfolgreichen Putsch wurde er es ja auch. Wahrscheinlich ist ferner, daß Stroessners Ehefrau den Putsch unterstützte, weil sie sein Verhältnis mit ihrer Nebenbuhlerin Estela Legal endlich satt hatte. (Der Putsch begann mit einem Überfall auf "Natas" Haus, bei dem zahlreiche Zivilisten getötet wurden - während Stroessner fliehen konnte.)

*****Besonders schlimm trifft es Puerto Stroessner, das in "Ciudad del Este [Stadt des Orients]" umbenannt wird. Damit meint Dikigoros (der noch das verschlafene Nest der 1970er Jahre in Erinnerung hat, in dem keine einzige Moschee stand) nicht die bloße Umbenennung - Namen sind Schall und Rauch -, sondern die damit einher gehende Islamisierung. Nachdem zunächst nur einige harmlose Perser - Anhänger des 1979 gestürzten Shāh-in-Shāh von Persien - gekommen waren - noch unter Stroessner, der ihnen großzügig Asyl gewährte -, wurden nach seinem Sturz zunehmend radikal-islamische Elemente aus dem arabischen Raum von den vielfältigen Verdienstmöglichkeiten, die sich aus Schmuggel u.a. kriminellen Aktivitäten im Dreiländereck ergaben, angezogen, und zwar sowohl Sunniten als auch Shi'ïten. Mit bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen diesen wohl bald stärksten, abgrundtief verfeindeten Bevölkerungsgruppen ist in absehbarer Zeit zu rechnen. Noch schlimmer aber wären die Folgen eines islamischen Terroranschlags auf den Itaipú-Staudamm. Paraguay ist bislang der einzige Staat Südamerikas, wo infolge einer leichtsinnigen Einwanderungspolitik derartige Gefahren ganz konkret bestehen.

******Es ist schwierig, die neue politische Richtung, die sich zu Beginn 21. Jahrhunderts in fast allen südamerikanischen Staaten breit macht und sich zumeist auf Vorbilder wie Simón Bolívar und/oder Fidel Castro beruft (Hugo Chávez in Venezuela, Lula da Silva in Brasilien, Néstor und Christina Kirchner in Argentinien, Tabaré Vásquez in Uruguay, Evo Morales in Bolivien, Michelle Bachelet in Chile, Rafael Correa in Ecuador und Ollanta Humala in Perú), sprachlich richtig einzuordnen. (Das gleiche gilt im übrigen auch für die "Febreristas" und die "Colorados", die schlecht in das europäische "rechts"-"links"-Schema passen.] Die politisch-korrekten Monopol-Medien der BRDDR nennen sie etwas gequält "Links-Nationalisten". Dahinter verbirgt sich außenpolitisch ein anti-westlicher Nationalismus, innenpolitisch ein strenger Kommunismus (der z.B. in Venezuela, dem einst reichsten Land des Kontinents, nach einigen Jahren zu Hungersnöten stalin'schen Ausmaßes führt). Hinzu kommt - vor allem in den Staaten mit überwiegend indianischer Bevölkerung - ein kruder Rassismus, der sich ganz offen die Ausrottung aller nicht-indianischen Minderheiten, insbesondere der Weißen, zum Ziel gesetzt hat.
Eine besonders üble Rolle in der Schmierekomödie, die zur Wahl Lugos führte, spielte der Vatikan. Papst Benedikt versetzte den braven Bischof - auf dessen eigenen Antrag - zurück in den Laienstand, aber nicht etwa wegen seiner zahlreichen schweren Verfehlungen, die inzwischen bekannt geworden waren, sondern ganz im Gegenteil, um ihm die Präsidentschafts-Kandidatur - die Geistlichen nach der Verfassung verwehrt war - zu ermöglichen.

*******Die mediale Isolierung Paraguays geht so weit, daß in der BRDDR selbst Kreise, die sich etwas auf ihre Informiertheit abseits der staatlich kontrollierten Monopol-Medien einbilden, noch anno 2016 allen Ernstes (?) glauben, Sarah Sauer könnte in Paraguay politisches Asyl erhalten.

[Asyl für Sarah in Paraguay? Höchstens im Lunatic Asylum, zusammen mit Lugo y Trugo!]

(Offenbar haben sie nicht mitbekommen, daß dort schon seit 2013 nicht mehr Sarahs geistiger Bruder Lugo herrscht, sondern der konservative Horacio Cartes - Absolvent der Goethe-Schule in Asunción zu einer Zeit, als dort noch vernünftiger Unterricht erteilt wurde :-)


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