Wer nichts wird wird [Betriebs-]Wirt
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Nieten in Nadelstreifen
von Pleitiers, Pechvögeln und Pannenollis

[Nieten in Nadelstreifen]

Tabellarische Lebensläufe und Kurzbiografien
von "Managern" und Wirtschaftsbossen
zusammengestellt von N. Dikigoros

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Nun hat Dikigoros so viel über mehr oder weniger unfähige Politiker geschrieben, daß seine Leser meinen könnten, er hielte diese Berufsgruppe für die alleinige Wurzel allen Übels. Doch dem ist nicht so. Es ist leicht, einen "guten" Politiker zu geben, wenn es dem Gemeinwesen gut geht, wenn die Wirtschaft brummt und die Steuerquellen sprudeln, denn dann kann er mit beiden Händen "umverteilen" und dem Wahlvolk großzügige Geschenke machen. Was aber, wenn der Motor, der diese "Politik" speist, ins Stottern gerät? Dann muß er wohl oder übel seine Untertanen auffordern, zu sparen und den Gürtel enger zu schnallen; und das Wahlvolk - das ersteres für "gute", letzteres für "schlechte" Politik hält - beginnt zu murren; das kann zu so starken innenpolitischen Spannungen führen, daß der Politiker keinen anderen Ausweg mehr sieht, als dieselben außenpolitisch zur Entladung zu bringen, im harmlosesten Fall durch ein Fußball-"Freundschafts"-Spiel, im schlimmsten Fall durch einen Krieg. [Nein, liebe Leser, diesen Vergleich wollt Ihr bitte nicht als Scherz auffassen, sondern bitterernst nehmen. Von Fußballspielen sind allein im 20. Jahrhundert mehr Völkerfreundschaften zerstört worden als von allen Kriegen des letzten Jahrtausends zusammen. Die Freundschaft der Deutschen mit den Schweden hat den versuchten Völkermord im 30-jährigen Krieg und den Terror der Besatzung noch weit über dessen offizielles Ende hinaus problemlos überstanden - nicht dagegen ein verlorenes Fußballspiel im Jahre 1958. Etwas länger - immerhin vier Jahrzehnte, von 1966-2006 - hat es gedauert, bis Fußballrowdies die einst fast unerschütterliche Liebe der Argentinier zu den Deutschen zerstört haben (deren Länderspiele - bei denen die letzteren so oft gezeigt haben, daß sie nicht nur schlechte Verlierer, sondern auch schlechte Gewinner sind - zählen zu den wenigen Gelegenheiten, bei denen sich Dikigoros schämt, ein Deutscher zu sein); und sollten jemals die Mexikaner oder Finnen ein wichtiges Fußballspiel gegen die DFB-Auswahl gewinnen, so wird es auch mit diesen Völkerfreundschaften schnell vorbei sein. Wohlgemerkt: Es ist dies keine ausschließlich deutsche Erscheinung: Die Schweizer und die Türken z.B. haben nie einen Krieg gegeneinander geführt - dennoch empfinden jene beiden Völker heute einen tödlichen Haß aufeinander, seit eines Fußballspiels im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006; und nichts spricht dafür, daß er zu Lebzeiten dieser Generation einmal erlöschen wird.] Die meisten Kriege haben jedoch die Nieten in Nadelstreifen verursacht, die ihre Wirtschaft nicht in den Griff bekommen haben: Zweimal haben die britischen Krämerseelen ihre Politiker in einen Weltkrieg gegen Deutschland gehetzt, von dem sie ihre Vormachtstellung in der Weltwirtschaft gefährdet glaubten - ohne zu sehen, daß sie die dadurch erst recht verloren, nämlich an die USA. Die Japaner griffen die USA an, weil die amerikanischen Wirtschaftsbosse Roosevelt eingeflüstert hatten, Nippon wirtschaftlich zu strangulieren - nur zwei Jahrzehnte nach dem gewonnenen Krieg verloren die USA ihre wirtschaftliche Vormachtstellung im Pazifik erst recht an Japan. Hitler - der ohne das Versagen der Wirtschaftsbosse der "Weimarer Republik", die Millionen hungriger Arbeitslose auf die Straße gesetzt hatten, gar nicht an die Macht gekommen wäre - griff die Sowjet-Union an, weil ihm irgendein Idiot eingeflüstert hatte, die Deutschen bräuchten trotz bereits zurück gehender Geburtenraten dringend "Lebensraum" im Osten. Wie das? Nun, die Deutschen sollten ja allesamt "Wehrbauern" werden, d.h. er wollte Deutschland wieder zu einem Agrarland machen (wie Morgenthau), und Osteuropa gleich dazu. Ähnlich schwachsinnige Ideen eines neuen Wirtschafts-Systems lagen den Taten Lenins, Stalins, Maos, Pol Pots und anderer zugrunde, die so viel [Hungers]Not und Elend über die Menschheit im allgemeinen und über ihre eigenen Völker im besonderen gebracht haben. Und heute? Es hat sich nicht viel geändert. Noch immer werden die meisten Kriege aus "wirtschaftlichen" Gründen geführt d.h. hauptsächlich um Bodenschätze und andere "Rohstoffe", vor allem um Erdöl, denn die Bisnismeni in aller Welt glauben, daß sie nur so ihre zunehmend ruinierten Wirtschaften über Wasser halten können - dafür, daß die Kämpfe unserer Zeit an ganz anderen Fronten geführt werden müßten, sind sie blind.

Manche sagen, daß der Wandel im Unternehmertum schuld sei an dieser Entwicklung: Bis in die 50er, ja 60er Jahre hinein war die Regel, daß die Unternehmer ihre Betriebe "patriarchalisch" und als halbwegs überschaubare Personengesellschaften führten, wobei sie jeden Gewinn und Verlust im eigenen Geldbeutel spürten und auch ein persönliches Verhältnis zu ihren Mitarbeitern hatten. In den 1970er und 1980er Jahren war das "gesellschaftspolitisch" nicht mehr gewollt: An ihre Stelle traten große, "mitbestimmte" Kapital-Gesellschaften, deren Geschicke von wechselnden "Vorständen", Aktionären, Betriebs- und Aufsichtsräten gelenkt werden; und Angestellten, Spekulanten, Partei- und Gewerkschafts-BonzenFunktionären geht es nun mal weniger um das Unternehmen als um ihre eigenen, ganz speziellen Interessen: Um höhere Börsenkurse und Dividenden, um höhere Löhne, kürzere Arbeits- und längere Urlaubszeiten (ohne Rücksicht auf Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit, versteht sich) und last not least um den "golden handshake", wenn sie das Unternehmen in die Pleite gewirtschaftet haben. Die Mittel und Wege dazu haben im Laufe der Jahrzehnte ebenso gewechselt wie die Akteure: Seit den 1990er Jahren sehen wir vestärkt einerseits blindwütiges Zusammenkaufen von Unternehmen, die nicht zusammen gehören und deshalb auch nie zu echten Mammutkonzernen zusammen wachsen können, und andererseits durch ebensolches ZerschlagenUmstrukturieren von Unternehmenseinheiten (oder der "Umbau", z.B. vom Stahlproduzenten zum Tourismus-Unternehmen), um Kosten zu sparen - was fast immer gleichbedeutend ist mit EntlassungFreisetzung von Mitarbeitern; am Ende steht oft nicht nur die VernichtungEinsparung von Arbeitsplätzen und Know-how, sondern auch von Produktionsmitteln und Kapital.

Da mag durchaus etwas dran sein, da ist sogar ganz bestimmt etwas dran; aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. Ein anderer Teil ist: Wenn früher ein Unternehmen Pleite machte, dann wurde meist "nur" Kapital vernichtet, d.h. Buchgeld, aber keine volkswirtschaftliche Substanz. Ein paar Beispiele aus der Geschichte gefällig? Die Erbauer des US-amerikanischen Eisenbahn-Schienennetzes machten ebenso Pleite wie der Erbauer des Suez-Kanals; aber in beiden Fällen wurde nur das Geld der Aktionäre - meist ausländischer Spekulanten - vernichtet; dennoch blieben Schienen und Kanal als bleibende Werte erhalten und erwirtschafteten später hohe Gewinne. Heute kommt es dagegen oft gar nicht mehr darauf an, ob ein Unternehmen juristisch gesehen Pleite macht oder nicht, weil es, volkswirtschaftlich gesehen, ohnehin nur Unfug treibt: Welchen Sinn soll es machen, immer schnellere Autos zu produzieren, die immer mehr Energie zum Auspuff hinaus blasen, oder immer größere Flugzeuge zu bauen, oder immer mehr Betonkästen an einstmals idyllischen Stränden hoch zu ziehen, damit immer mehr Idioten im Urlaub zum Ballermann oder nach Bangkok düsen können in Sachen HautkrebsSonne[nbrand], AIDSSex und LeberschadenSaufen? [Nein, Dikigoros wäre - wie die Leser seiner "Reisen durch die Vergangenheit" wissen - der letzte, der den Wert von Reisen gering schätzen würde; aber was die meisten Leute heutzutage mit ihrem Urlaub anstellen, hat mit "den wertvollsten Wochen des Jahres" nichts zu tun, denn es trägt meist weder zur Erholung noch zur Erweiterung des Bildungs-Horizonts noch zu sonst irgend etwas Vernünftigem bei, vielmehr fördert es den Raubbau an Körper und Geist, d.h. es führt zur Erschlaffung und Verblödung, ist mithin eine Pervertierung des ursprünglichen Gedankens, aus dem heraus den arbeitenden Menschen (oftmals doppelt) bezahlter Urlaub - in der BRD im Schnitt immerhin sechs Wochen im Jahr - gewährt worden ist. Am besten für alle wäre, ihn zu halbieren und nicht nur kein "Urlaubsgeld" mehr zu zahlen, sondern auch die Lohnfortzahlung zu halbieren, damit die BesoffenenBetroffenen aus der Not eine Tugend machen und ihren Geldbeutel im Urlaub ebenso schonen müßten wie ihre Leber. Aber nein, wen schert denn die Gesundheit? Flughäfen und Autobahnen sind ja wichtiger als Sport- und Kinderspielplätze; und was gesunde Atemluft und Nahrung anbelangt, so beschränkt sich das Engament der so genannten "Umweltschützer" auf die Errichtung von "Growianen" und die Verhinderung von genetisch veränderten Lebensmitteln und von Kernenergie, denn es gibt ja - noch - Erdöl, und das ist bekanntlich viel wichtiger als Trinkwasser.] Oder hunderte von Millionen in Fußballvereine zu "investieren", damit diese Spieler "kaufen", die dann ohne Sinn und Verstand gegen einen runden Ball - oder gegen die Knochen ihrer MitGegenspieler - treten? Oder Milliarden in Luft und Liebe, d.h. in Funkfrequenzen, auf denen dumme Teenager rund um die Uhr mit ihren Freund[inn]en telefonieren können, wenn sie schon sonst an Kommunikations-Störungen leiden? Früher sagte man "aus Scheiße Geld machen" - aber solange das Möwen- und Rinderscheiße war, konnte man die wenigstens als Dünger und/oder Brennstoff verwenden; das, woraus heute "Geld gemacht" wird, läuft dagegen weitgehend unter dem Stichwort "Schall und Rauch".

[Büropalast] [Transrapid in Schanghai] [Investitionsruine]

Aber selbst vermeintlich "bleibende Werte" haben heute keinen echten, d.h. produktiven Wert mehr: Ob luxussanierte Bankgebäude in Leipzig, Spiegelpaläste für die Verwaltung in Bremen, Marmorbauten für die AOK auf Mallorca, Magnet-Schwebebahnen in Schanghai oder andere Investitions-Ruinen - allenthalben wird am Bedarf vorbei geplant, produziert, gebaut und sonstwie "investiert", d.h. Zeit, Geld, Rohstoffe, Energie und Arbeitskraft verplempert. Bei einigen Unternehmungen kann man direkt von Glück sagen, wenn ihnen kein Erfolg beschieden ist - wer hätte denn etwas davon, wenn einer der vielen Windhorsts in Fernost reüssieren würde? Doch allenfalls die Rotchinesen, denn aus der "Volksrepublik" ist noch nie auch nur ein Aluchip-PfennigFön dauerhafter "Gewinn" zurück geflossen in die Länder, aus denen er gespeist wird - wenn denn überhaupt mal welcher auf dem Papier steht. Die Unternehmer - speziell die aus dem "alten Europa" -, die im Ausland, insbesondere in Billiglohn-Ländern der Dritten Welt "investieren", scheinen die einfachsten Regeln der Ökonomie nicht mehr zu verstehen. Als Dikigoros als junger Referent bei einem Wirtschaftsverband ins Berufsleben einstieg, war es noch selbstveständlich, daß dieser seinen Mitgliedsfirmen empfahl, im Inland (wo sonst?) möglichst gut - aber nicht zu teuer - zu produzieren (in der Regel, indem man die Rohstoffe billig im Ausland einkaufte - denn Deutschland hatte ja kaum welche - und sie dann hochwertig verarbeitete) und sich dann mit einem gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis auf die Weltmärkte zu wagen. Dann begannen die ersten Sündenfälle: Man verkaufte keine Produkte mehr ins Ausland, sondern Produktionsmittel, z.B. Werkzeugmaschinen, und das oft nicht etwa gegen gute Bezahlung, sondern auf Pump. Dabei mußten die Folgen dieser "Export-Strategie" eigentlich jedermann klar sein, denn es gab nur zwei mögliche Alternativen: Entweder die Käufer konnten mit dem Gelieferten nichts anfangen, dann würden sie nie in der Lage sein, ihre Rechnungen zu bezahlen; in diesem Fall konnte der Verkäufer allenfalls auf die staatliche Kreditausfall-Versicherung - also den Steuerzahler - zurück greifen. Noch schlimmer aber war es, wenn der Käufer die Ware gewinnbringend anwenden konnte, denn dann produzierte er wegen der niedrigeren Lohnkosten bald billiger als die deutsche Konkurrenz und verdrängte sie folgerichtig von den Weltmärkten. (Konnte das den Herstellern der Werkzeugmaschinen nicht egal sein? Das traf doch allenfalls die Hersteller von Werkzeugen, oder? Wohl wahr - es sei denn, der Käufer kupferte auch die Werkzeugmaschinen ab, wie das erst die Japaner, dann die Taiwanesen und Koreaner und schließlich auch die Rotchinesen taten; dann saßen beide Hersteller auf dem Trockenen, aber ohne Schäfchen - mal abgesehen von den Schafsköpfen, die ihnen das eingebrockt hatten! Nun, war das denn so schlimm, wenn man die "Weltmärkte" mit ihren oft faulen Kunden verlor? Genügte es nicht, sich auf die Binnenmärkte zu beschränken nach dem Motto: "Bleibe zuhause und nähre Dich redlich"? Wohl wahr - solange die Zollgrenzen hielten und die Billig-Konkurrenz von den heimischen Märkten fern hielten, wie das vor dem Zeitalter der so genannten "Globalisierung" die Falleder Fall war. Aber auch nur so lange.)

[Alu-Fön der Volksrepublik China] [Schäfchen im Regen] [Globalisierungsfalle]

Nun begannen die großen Unternehmer nachzudenken: Was konnte man dagegen tun, daß die Konkurrenz billiger anbot? Ganz einfach: selber auch die Produktions-(und das hieß vor allem Lohn-)kosten senken. Und wenn das im Inland nicht möglich war? Dann verlagerte man die Produktion halt auch selber ins Ausland, wo die Löhne niedrig waren. Das kostete zwar ein ziemliches Trumm an Investitionen - kein Vergleich mit den paar Lieferungen auf Pump von einst -; aber solange man Kredit hatte... Und das Verlustrisiko lud man nach altbewährtem Muster auf dem Rücken des Staats, d.h. der Steuerzahler ab: Wenn die Auslands-Investition in die Hose ging, konnte man sie vollständig von der Inlandssteuer absetzen; wenn sie dagegen Gewinn abwerfen sollte, genoß man im Ausland meist Steuerbefreiung, und im Inland auch - dafür gab es die so genannten "Doppelbesteuerungsabkommen", die nicht nur die doppelte, sondern auch die einfache Besteuerung im Inland verhinderten.

Offenbar ist niemand in der Lage, mal nüchtern auszurechnen, wie lange das selbst im günstigsten Fall gut gehen kann. Welches "das"? Nun, worin besteht denn dieses "globale" System aus der Sicht des Unternehmers? Er spekuliert darauf, auf Dauer (?) im Ausland billig produzieren zu lassen, die Produkte dann ins Inland zu transportieren (von der Energie-Verschwendung und Umweltbelastung, die solche ständigen Transporte rund um die Welt verursachen, will Dikigoros hier gar nicht erst zu schreiben anfangen) und sie dort teuer zu verkaufen. (So läßt z.B. Adidas Sportschuhe in Indonesien für ca. 1.- Euro pro Paar herstellen und verkauft sie dann in Deutschland für 100.- Euro; und bei den Hosen, Hemden, T-shirts, Pullovern und Jacken, die Karstadt-Quelle bei Li & Fung in China und/oder Vietnam einkauft - statt wie früher in der DDR, wo die Löhne seit der Währungsunion viel zu hoch geworden sind -, liegen die Gewinnspannen ähnlich.) Aber wer soll diese Waren auf Dauer kaufen, wenn die inländischen Arbeitsplätze verloren gehen und die inländischen Käufer folglich kein Arbeitseinkommen mehr haben, sondern nur noch Arbeitslosengeld oder SozialhilfeArbeitslosengeld II beziehen? Und wie soll der Staat letzteres auf Dauer finanzieren, wenn die Gewinne - in unserem Beispiel immerhin 10.000% (zehntausend vom Hundert!) - im Inland zu keinem Steueraufkommen führen? (Zum Trost: Besserung ist in Sicht. Rotchina hat 2007 die Steuerbefreiungen für ausländische Investoren abgeschafft, d.h. die müssen jetzt 25% Körperschaftssteuer zahlen. Es werden also dort künftig nicht mal mehr auf dem Papier unversteuerten Gewinne anfallen, sondern nur noch Verluste, die dann in Deutschland von der Steuer abgesetzt werden dürfen - vorausgesetzt, daß dort überhaupt noch Gewinne vorhanden sind, von denen sie abgesetzt werden können. Hauptsache, die Zollgrenzen der EU bleiben offen für rotchinesische Produkte, damit der tumpe Verbraucher sich weiter billige Ramschware von dort kaufen kann, wie vergiftetes Kinderspielzeug, schadstoffbelastete Lebensmittel usw. :-)

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Der Hauptunterschied zu früher ist aber, daß die Nieten, die für diese katastrofale Entwicklung verantwortlich sind, nicht etwa von Anfang an geächtet, sondern von den Politikern hofiert und von den Medien als große Vorbilder, Vorzeige-Manager, große Wirtschaftsbosse und Muster-Unternehmer hoch gejubelt werden, oft Jahre, ja Jahrzehnte lang, bisweilen einschließlich der Verleihung eines Nobelpreises, bis der Konkurs auch mit noch so großzügigen staatlichen Investitionshilfen, Bürgschaften etc. mehr abgewendet werden kann. Dann stellt man sie vielleicht vor Gericht und tut so, als ob die Schäden lediglich die Folge von "betrügerischem Bankrott", "Konkurs-Verschleppung" o.ä. seien - die Wurzel des Übels wird dabei tunlichst unter den Teppich gekehrt; und so können denn alsbald neue "Helden der Wirtschaft" ins Rampenlicht treten und dort weiter murksenmachen, wo ihre Vorgänger aufgehört haben. Nach solchen falschen "Helden" sucht Dikigoros hier - auch nach solchen, die noch nicht demaskiert sind; denn es wäre ja allzu billig, Gerichtsakten abzuschreiben oder Zeitungsberichte über Leute, die eh schon am Pranger stehen. Ausnahmen macht Dikigoros allerdings bei Leuten, die - oft nach extrem kurzer Zeit - schon wieder "rehabilitiert" sind und weiter ihr Unwesen treiben dürfen, und sei es auch auf anderen Feldern, wenn etwa gescheitertere Schuhfabrikanten als nächstes anfangen, Fußballvereine zu ruinieren oder gar beschließen Politiker zu werden, oder wenn ein Solarzellenhersteller kurz vor der Pleite versucht, auf Steuerzahlerkosten in die Automobil-Industrie einzusteigen.

Welche Branchen sind besonders anfällig? Offenbar alle, wie die Auswahl zeigt, wobei Dikigoros einräumen muß, daß er die beiden schlimmsten - Banken und Versicherungen - hier ausgeklammert hat, zum einen, weil dort so viele Versager und Kriminelle ihr Unwesen treiben, daß man ihnen ein eigenes Kapitel widmen müßte, zum anderen, weil die es bisher immer noch am erfolgreichsten vertuscht haben: Noch ist keiner dieser Riesen formaljuristisch in Konkurs gegangen, obwohl viele am Rande der Zahlungsunfähigkeit herum krebsen, vor allem die ins Immobiliengeschäft - vom Bausparen bis zu Grundstücks-Spekulationen - Verstrickten in den USA und Japan; aber auch einige deutsche Unternehmen stehen kurz vor der feindlichen ÜbernahmeFusion; stellen wir sie also einstweilen zurück.

Nachtrag. Ja, daran hält Dikigos nach wie vor fest, auch wenn er jüngst - nicht ohne anzüglichen Unterton - gefragt worden ist, ob die Leute, die er hier aufgeführt hat, nicht relativ kleine Fische seien im Vergleich zu denen, die im 21. Jahrhundert, speziell seit 2008, das Weltfinanzsystem und anschließend auch die meisten Staaten und großen Wirtschaftsunternehmen der Welt ruiniert haben. Das mag schon sein; aber dies ist eine Seite über das 20. Jahrhundert - wie alle Seiten, die Dikigoros ins Web gestellt hat. Und deshalb müssen sich seine Leser an dieser Stelle mit einen kleinen, nur vordergründig nicht ganz ernst gemeinten Link begnügen, den er kürzlich irgendwo aufgeschnappt und mit Bildern versehen, aber im Text unverändert gelassen hat: Die Entstehung der Weltfinanzkrise am Beispiel des richtigen Lebens. Nachtrag Ende.

An der "Verteilung" nach Nationen dürfte selbst ein noch so politisch korrekter Gutmensch nichts auszusetzen haben: Wir haben einen Wessi-Deutschen in Ossiland (wo sonst, wenn es um Pleiten geht? :-), einen spanischen Basken, einen US-Amerikaner, einen Kanadier, einen BRD-Türken, einen nicht näher definierbaren Franzosen, zwei Schweizer (ja, auch dort ist es bergab gegangen!), einen Kanaken Indonesier, zwei amerikanische Juden, einen russischen Juden und last not least drei nicht-jüdische Deutsche (davon einen im neuen gelobten Land "Fernost"). Daß rund die Hälfte von ihnen (auch) in Deutschland tätig geworden sind, erklärt sich zum einen daraus, daß Dikigoros sich in den dortigen Verhältnissen nun mal subjektiv am besten auskennt (deshalb hat er sich hier ausnahmsweise auf die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts beschränkt :-), zum anderen daraus, daß sich in der BRD auch objektiv besonders viele von dieser Sorte tummeln dürfen, und das oft viel zu lange ungestraft.

Die folgenden Lebensläufe sind chronologisch geordnet, d.h. nach dem Geburtsdatum der "Unternehmer". Wonach hätte Dikigoros sonst vorgehen sollen? Nach dem Datum ihrer Pleiten? Aber nein, einige sind ja noch gar nicht in Konkurs; und andere werden sich vielleicht bald wieder ans Geldvernichten machen, wenn ihre Reststrafen erstmal zur Bewährung ausgesetzt sind.

[Daumen nach unten]

Jürgen Schneider (Bau-Unternehmer und Immobilien-Spekulant)

Calisto Tanzi (Milchmädchenrechner Nahrungs- und Genußmittel-Großhändler)

Bernie Madoff (Börsenmakler und Fondsmanager)

Muhammad Yunus (Mini-Bank[st]er)

Bernie Ebbers (Telekommunikations-Manager)

José Ignacio Lopez (Automobil-Manager)

Myron Samuel Scholes (Hedgefond-Manager und Finanzjongleur)

Kenneth Lee Lay (Energie-Unternehmer)

Vural Öger (Reise-Veranstalter)

Bernard Tapie (Unternehmens-Aufkäufer)

Robert Merton (Hedgefond-Manager und Finanzjongleur)

Dick Fuld (Bank[st]er Bankier)

René Charles Jäggi (Schuhfabrikant)

Josef Ackermann (Bank[st]er Bankier)

Manfred Schmider (Maulwurf Tiefbau-Unternehmer)

Aaron Lebowitsch ('Ron Sommer') (Telekommunikations-Manager)

Thomas Middelhoff (Unternehmens-Aufkäufer)

Frank Asbeck (Sonnenkönig Sonnen[energie]anbeter)*

Hutomo Mandala Putra ('Tommy Soeharto') (Multi-Spekulant)

Michaïl Borisowitsch Chodorkowskij (Energie-Unternehmer)

Ditlev Engel (Ritter von der traurigen Gestalt für Windmühlen)


*Asbecks Anwalt - ein sehr tüchtiger Jurist - hat mitgeteilt, daß sein Mandant niemals Nadelstreifenanzüge tragen würde, sondern stets Wert auf legere Kleidung lege.

Dikigoros stellt hiermit klar, tut kund und zu wissen, daß er diesen Ausdruck - auch bei anderen hier behandelten Personen - nicht im textilen, sondern im übertragenen Sinne gebraucht, ebenso den Ausdruck "Niete", den er nicht im handwerklichen Sinne verstanden wissen will. (Es wäre sonst eine Beleidung für alle echten Nieten, die ja wenigstens zu etwas gut sind :-)


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