JWĀHARLĀL NEHRŪ
(14.11.1889 - 27.5.1964)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1889
- 14. November: Jwāharlāl Nehrū wird als ältestes von drei Kindern (und einziger Sohn) des wohlhabenden Rechtsanwalts Motilāl Nehrū und seiner Ehefrau Swarup in Allahabad geboren. Sein Vater behauptet, von Saraswat-Brahmanen aus Kashmīr abzustammen1. Er erzieht seine Kinder englisch; sowohl Sanskrit als auch Hindustanī sind für sie (nur unzureichend erlernte) Fremdsprachen; in religiösen Dingen sind sie indifferent.
- 1904
- Nehrū wird in die englische Elite-Schule Harrow aufgenommen.
- 1908-16
- Nehrū studiert Biologie und Rechtswissenschaften in Cambridge und London und wird als Anwalt zugelassen.
- 1914-18
- Während des
Ersten Weltkriegs
werben die Briten in ihren Kolonien um
KanonenfutterFreiwillige mit dem Versprechen, ihnen nach dessen Beendigung die Selbstverwaltung zu gewähren. Rund eine Millionen Inder fallen darauf herein; die Gefallenenrate liegt bei 10%. (Tatsächlich denken die Briten nicht im Traum daran, den Griff auf ihre
Kolonien zu lockern; vielmehr sind sie in den Krieg eingetreten, um ihr Empire noch zu erweitern.)
- 1916
- Februar: Nehrū kehrt nach Indien zurück und wird mit Kamala Kaul verheiratet. Aus der Ehe geht nur eine Tochter
(Indirā Priydarshinī, 1917-1984) hervor2.
- Nehrū wird Mitglied des (Indian National) Congress, der durch Vermittlung
Jinnāhs
gerade ein Bündnis mit der (All India) Muslim Leage geschlossen hat, den so genannten "Laknāu-Pakt".
- 1917
- Nehrū schließt sich Gāndhī an, der sich als Vorkämpfer gegen die britische Kolonialherrschaft zu etablieren beginnt.
- 1919
- Der Congress propagiert unter dem Einfluß Gāndhīs ein Boykottbewegung gegen die Briten.
- seit 1922
- Nehrū wird wiederholt wegen Anstiftung zum Landfriedensbruch verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt.
- 1927
- Versuche, eine Einigung zwischen Congress und Muslim-Liga herbei zu führen (u.a. mit Jinnāhs "14-Punkte-Programm") scheitern an unterschiedlichen Vorstellungen vom künftigen Wahlrecht.
- 1929
- Dezember: Nehrū wird auf Vorschlag Gāndhīs zum Führer des Congress gewählt und schreibt von da an "vollständige Unabhängigkeit [purna swarāj]" auf dessen Fahne - die er symbolisch am Rawi-Fluß aufzieht. (Sein Vater hatte als sein Vorgänger noch für den Dominion-Status plädiert.)
- 1930
- Auch die "Round-table"-Konferenz in London scheitert an den unüberbrückbaren Gegensätzen zwischen der britischen Regierung einerseits und Gāndhī und dem Congress andererseits.
- Muhammad Iqbal ruft zur Gründung eines muslimischen Staates in Nordwest-Indien auf.
- Oktober: Nehrū wird erneut von den Briten verhaftet und verbringt vier der folgenden fünf Jahre im Gefängnis. (Die Briefe, die er während dieser Zeit seiner Tochter Indirā schreibt, werden später - stark
verändertbearbeitet - als "Weltgeschichtliche Betrachtungen" heraus gegeben.)
- 1933
- Rahmat Alī erfindet für den künftigen muslimischen Staat das Schlagwort "Pākistān [Land der Reinen]" (später mühsam erklärt als Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben der Provinzen, aus denen es zusammen gesetzt ist). Gāndhī und Nehrū lehnen jedoch eine Teilung Indiens ab.
- 1937
- Bei den Provinzwahlen erringt der Congress einen überwältigenden Sieg gegen die Muslim-Liga - auch in den überwiegend islamischen Gebieten.
- 1939
- 3. September: Zwei Tage nach Beginn des
Polenfeldzugs
erklären Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg (nicht aber der Sowjetunion, als infolge des deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrags vom 24. August 1939 ["Ribbentrop-Molotow-Pakt", später auch
"Hitler-Stalin-Pakt"
genannt] auch die Rote Armee in Polen einrückt), der sich in den folgenden Jahren zum
Zweiten Weltkrieg ausweitet.
- Während die Muslim-Liga unter Jinnah die Briten unterstützt, nehmen führende Politiker des Congress - fast durchweg heimliche Bewunderer
Hitlers
- dies zum Anlaß, die Briten zum Verlassen des Landes aufzufordern ("Quit India!"). Die Briten reagieren mit einer Auflösung der Congress-Verwaltung; sein "lieber Führer [Netajī]", der Bengale
Subhāsh Chandr Bōs [englisch "Bose" geschrieben], flieht ins Ausland.
- 1940
- März: Auch Jinnāh spricht sich für eine Teilung Britisch-Indiens in einen Hindu- und einen Muslim-Staat aus
("Pakistan-Resolution").
- 1942
- August: Nehrū wird erneut von den Briten verhaftet und bleibt bis kurz vor Kriegsende im Gefängnis.
- Japanische Truppen erobern den Ostteil von Britisch-Indien (Barmā, heute "Myanmar").
- Bōs stellt zur Unterstützung der Achsenmächte eine "Indische National-Armee [I.N.A.]" auf.
- 1943
- Die Briten reagieren mit verstärkter Ausplünderung Indiens, insbesondere Bengalens. Bei einer Hungersnot, die nur mit der zu vergleichen ist, die zehn Jahre zuvor
Stalin
in der Ukraïne künstlich herbei geführt hat, sterben mehrere Millionen Inder. (Da Inder ein besseres historisches Gedächtnis haben als z.B. Deutsche, sind die Angelsachsen seitdem in Indien für alle Zeiten verhaßt.)
- 1944
- Wiederholte Verhandlungen zwischen Jinnāh und Gāndhī über eine Teilung oder Nichtteilung Indiens scheitern, da zwar Gāndhī zu großen Zugeständnissen an die Muslime bereit ist, nicht aber Nehrū.
- 1945
- August: Nach dem Abwurf zweier US-amerikanischer Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki endet der Zweite Weltkrieg. Bōs wird von den Briten
ermordetverunfallt, die erneut gar nicht daran denken, Indien in die Unabhängigkeit zu entlassen - zumal dort noch erhebliche Silber- und Gold-Reserven lagern, mit denen sie ihren maroden Staatshaushalt in Ordnung zu bringen hoffen.
- 1946
- 18. Februar: Nachdem die Briten versucht haben, die 11.000 gefangen genommenen Angehörigen der I.N.A. pauschal zu "Kriegsverbrechern" zu stempeln und ihren höheren Offizieren vor einem Tribunal in Delhi den Schauprozeß zu machen - als Probelauf für Nürnberg und die Behandlung der Waffen-SS -, meutern die Besatzungen aller Flotteneinheiten in Britisch-Indien, ausgehend von Bombay, Kārāchī und Kalkattā, geschlossen und erklären sich zur "I.N.M. [Indischen National-Marine]". Binnen weniger Tage greift die Meuterei auf die Luftwaffeneinheiten und die Polizeikräfte in ganz Indien über, ferner auf die Armeeeinheiten in Punä und Madrās; in den größeren Städten brechen Generalstreiks aus. Das Andenken des toten Bōs bewirkt, was alle
Politbonzen Politiker Indiens zusammen in Jahrzehnten nicht vermocht haben: die spontane Verbrüderung der Inder über alle Religionsgrenzen hinweg. Auf den meuternden Schiffen werden die Flaggen der Muslim-Liga und des Congress neben einander aufgezogen.
- Die Briten begreifen urplötzlich, daß sie die Herrschaft über Indien nicht länger behaupten können und bitten die Führer der Muslim-Liga und des Congress, den nationalen Aufstand zu beenden, unter Zusicherung der Unabhängigkeit noch im selben Jahr. Jinnāh und Patel bewegen daraufhin die Anführer der Meuterei und der Streiks zum Einlenken.3
- Mai: Die Briten legen ein Plan vor, nach dem Indien ungeteilt in die Unabhängigkeit entlassen werden soll, mit mehr oder weniger "autonomen" Bundesstaaten ("Provinzen"), deren Grenzen nach der Religionszugehörigkeit der Bevölkerungsmehrheit gezogen werden.4 Jinnāhs Muslim-Liga akzeptiert
den Plan, der Congress lehnt ihn ab.
- Juni: Die Briten legen eine neuen Plan vor, nach dem die indischen Fürstentümer entscheiden können, ob sie unabhängig werden oder sich einem hinduistischen oder muslimischen Bundesstaat ("Dominion") anschließen wollen. Auch dieser Plan wird von Jinnāhs Muslim-Liga akzeptiert, aber vom Congress ablehnt, der nun den Mai-Plan befürwortet, allerdings unter Ablehnung einer Neuziehung der Provinzgrenzen nach Religionszugehörigkeit. Als die Briten dies akzeptieren, kommt es zum Bruch mit Jinnāh, der sein Jahre langes Vertrauen mißbraucht sieht und fürchtet, daß für die Muslime nur die Randzonen Indiens übrig bleiben werden.
- 16. August: Jinnāh ruft zu "Aktionen" gegen die Briten auf, die in Mord und Totschlag ausarten, vor allem in Bihār und Bengalen. Die Opfer sind allerdings überwiegend Hindūs.
- September: Nehrū wird Chef einer "Übergangsregierung" von Englands Gnaden.
- Dezember: Auf einer Konferenz in London akzeptieren die Muslim-Liga und der Congress eine Teilung Indiens mitten durch die beiden reichsten - und gemischt besiedelten - Provinzen, Panjāb und Bengalen. Eine Teilung Kashmirs kann Nehrū vorerst verhindern.
- 1947
- 14./15. August: Großbritannien gibt seine Herrschaft über Indien auf ("Freedom at Midnight [Um Mitternacht die Freiheit]"). Die beiden wichtigsten Nachfolgestaaten sind das hindūistische Bhārat und das muslimische Pākistān, die beide als "Dominions" dem "British Commonwealth of Nations" beitreten. (Die buddhistischen Länder Nepāl, Bhūtān und Shrī Lankā werden erst später unabhängig; die Sikhs haben bis heute keinen eigenen Staat.) Nehrū wird "Premierminister" Bhāratas. (Seine Stellung entspricht aber eher einem US-amerikanischen "Secretary of State", d.h. zugleich Kanzler und Außenminister.) In krassem Gegensatz zu den Vorstellungen Gāndhīs versucht er, die "Moderniesierung" Indiens im Eiltempo voran zu treiben; er setzt dabei mehr auf sozialistische als auf kapitalistische Methoden und glaubt, einen "dritten Weg" für die "Dritte Welt" finden zu können.
- Unmittelbar nach Ausrufung der Unabhängigkeit beginnt ein mörderischer Bürgerkrieg zwischen Hindūs und Muslimen in allen gemischt besiedelten Gebieten, vor allem im Panjāb und in Bengalen. In weniger als zwei Monaten werden ca. 11 Millionen Menschen vertrieben oder ermordet.5
- Pākistān und Bhārat beginnen einen ersten Krieg um Kashmīr.
- 1948
- Januar: Gāndhī wird bei einem Attentat getötet.
- 11. September: Auch Jinnāh stirbt; das Verhältnis zwischen Bhārat und Pākistān bessert sich jedoch nicht.
- 13.-18. September: Nehrū läßt das Gebiet des Nizām von Haidarābād besetzen
("Operation Polo"),
der den Kashmīr-Krieg ausnutzen wollte, um seinen eigenen muslimischen Staat mitten in Indien aufzumachen.
- 1949
- Januar: Gegen den Rat seiner Militärs schließt Nehrū einen Waffenstillstand mit Pākistān, ohne Kashmīr vollständig frei gekämpft zu haben. Die Provinz wird nun ebenfalls geteilt.
- 1952
- Nach dem Wahlsieg des Congress bleibt Nehrū Ministerpräsident.
- 1955
- Nehrū - der den Angelsachsen ebenso mißtraut wie den Sowjet-Russen und statt dessen auf eine Solidarität der "Asiaten" baut - ruft den Block der "Blockfreien" ins Leben, der zum ersten Mal in Bandung tagt. Zu seinen Mitstreitern zählen einige der übelsten Politverbrecher der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, wie der "indonesische" Diktator
Soekarno,
der "jugoslawische" Diktator
Tito
und der ägyptische Militärmachthaber
Nasser.
- 1956
- Nehrū besucht Bonn am Rhein, die provisorische Hauptstadt der BRD.
- 1957
- Januar: Nehru weiht Indiens erstes Atomkraftwerk in Trombay ein.
- Nach dem neuerlichen Wahlsieg des Congress bleibt Nehrū weiter Ministerpräsident.
- 1959
- März: Die brutale Unterdrückung der indisch-geprägten Kultur Tibets durch die rot-chinesischen Besatzer desillusioniert Nehrū über die vermeintliche Solidarität "der" Asiaten.
- April:
Nehrū empfängt den Dalai Lama persönlich
und gewährt ihm politisches Asyl in Bhārat.
- Juli: Nehrū setzt die kommunistische Provinzregierung Keralas ab.
- 1959-62
- Rot-China reagiert mit Überfällen auf Nordost-Ladakh und Asām.
- 1961
- Dezember: Nehrū überfällt und annektiert die - unverteidigten - portugiesischen Enklaven Goa, Damão und Diu.
- 1962
- Nach neuerlichem Wahlsieg des Congress bleibt Nehrū weiter Ministerpräsident.
- 1964
- 27. Mai: Jwāharlāl Nehrū stirbt in Neu-Delhi.
- Seine Tochter Indirā tritt sein politisches Erbe an und bestätigt damit ein Fänomen des gesamten indischen Raums - egal welche Religion jeweils vorherrschend ist -, wo Ehefrauen, Schwestern und/oder Töchter führender Politiker deren Nachfolgerinnen werden können.6
* * * * *
- 1989
- November: Nehrūs 100. Geburtstag wird mit großem Pomp gefeiert.
- 2006
- Shashi Tarūr veröffentlicht eine stark apologetische Nehrū-Biografie, die seine
BlindheitToleranz in religiösen Dingen besonders lobend hervor hebt.
- 2008
- Kumar Kiran bringt einen Film heraus, der Nehrū auch cinematografisch als Nachfolger von
Gāndhī etablieren soll.
1)Dagegen nehmen einige Hindu-Historiker mit guten Gründen an, daß sich Motilāl einen falschen Stammbaum zulegte, um zu verschleiern, daß seine Eltern Muslime waren. Die selben Historiker behaupten allerdings auch, daß Nehrūs Tochter Indirā einen Mann heiratete, der kein Parse, sondern
Muslim war, und auch selber zum Islam konvertierte. Sein Enkel Rajīw sei dann anläßlich seiner Heirat mit der Italienerin Sonia Maino vom Islam zum Katholizismus konvertiert. Zumindest das letztere ist äußerst zweifelhaft; glaubhafter ist, daß umgekehrt Sonia zum Hinduïsmus konvertiert ist.
2)Allein dieser Punkt macht es unwahrscheinlich, daß Nehrū irgend etwas mit dem Islām am Hut hatte. Ist es schon für einen Hindū äußerst ärgerlich, keinen Sohn zu haben, so wäre dies für einen Muslim in seiner Stellung mit einiger Sicherheit ein Grund gewesen, sich eine Zweitfrau zu nehmen oder sich scheiden zu lassen und erneut zu heiraten. Ob sein Schwiegersohn richtig "Khan" hieß bzw. ob sich sein Name ursprünglich nicht "Gāndhī", sondern "Ghandy" schrieb, ist in diesem Zusammenhang müßig; dto ob der Vater ihres jüngeren Sohnes ein Muslim namens "Mohammad Yunus" war; denn wenn schon ihr Ehemann Muslim gewesen wäre, machte es keinen Unterschied, ob sie ihn mit einem anderen Muslim betrog oder nicht. Der Namenswechsel ihres jüngeren Sohnes trifft zu, trägt aber ebenfalls nichts zur Sache bei.
À propos Namen: Dikigoros schreibt Nehrūs Frau "Kamala Kaul", weil ihr Mann - der des Lesens und Schreibens auf Hindī ausweislich des Gekritzels, das Dikigoros nicht von ungefähr mit an den Anfang dieser Seite gestellt hat, nicht kundig war - sie so schrieb. Der guten Ordnung halber - und aus gegebenen Anlaß - erwähnt er jedoch, daß sich ihr Vorname richtig "Kamlā" schreibt und spricht. (Ihr Geburtsname wird nicht "Ka-ul" o.ä. ausgesprochen - wie etwa in "Laknāu" -, sondern "Kål", also mit langem, offenen "o". Und um auch das noch nachzutragen: Das "h" in Nehrū ist kein Dehnungs-h - dessen bedarf es nicht, denn das indische "e" wird immer lang und geschlossen gesprochen -, sondern eine eigene Silbe ["Harf"], die "ha" oder "hä" gesprochen werden kann; zwischen zwei langen Silben - wie hier - bleibt das "a" meist stumm; das "h" ist jedoch auch dann deutlich hörbar, fast wie ein deutsches "ch" nach "e" und "i".) Dikigoros schreibt dazu etwas ausführlicher auf seiner Seite über Nehrūs Tochter Indirā, die im Gegensatz zu ihrem Vater Hindī in Wort und Schrift beherrschte.
3)In den staatlichen Geschichts- und Märchenbüchern werden als Grund für die "Royal Indian Navy Mutiny" läppische Erklärungen wie "schlechte Verpflegung" oder "arrogantes Verhalten der britischen Offiziere" genannt; marxistische Historiker[innen] wollen ihr gar klassenkämpferische Ursachen zuschreiben. Den "Meuterern" wird ihre Tat schlecht gedankt: Trotz Zusicherung von Straffreiheit werden ihre Anführer verhaftet und bei Lebzeiten nie rehabilitiert; zu tief sitzt die Angst der indischen Politiker vor einer Verbrüderung von Hindus und Muslimen zum Kampf gegen ihre Herrscher. Die Führer des Congress haben die nie wieder kehrende Gelegenheit verpaßt, den von ihnen angestrebten Gesamtstaat Indien zu schaffen. Im indischen Volk - das sich mangels flächendeckender Verbreitung von Massenmedien weniger leicht manipulieren läßt als Untertanen westlicher Staaten - werden und bleiben die Aufständischen ebenso Nationalhelden wie Bōs und die Angehörigen seiner I.N.A. Nach der Regierungsübernahme durch die Indische Volkspartei (B.J.P.) werden sie endlich auch offiziell rehabilitiert.
4)Diese neuen Grenzen hätten fast nirgends mit den bestehenden Grenzen der traditionellen indischen Fürstentümer überein gestimmt. Nehrū widersetzte sich diesem Plan nicht nur wegen Kashmīrs, sondern auch wegen des überwiegend muslimischen Haidarābāds, das mitten in Indien lag, und mehrerer Regionen entlang des Ganges. Eine durchgehende Hindu-Mehrheit gab es nur in Südindien, wo Nehrū aber ebenfalls keine autonomen Bundesstaaten zulassen wollte, da er eine Sezession der Drawiden von den Nordindern fürchtete. Erst nach seinem Tod kam es in Indien zur Bildung neuer Bundesstaaten entsprechend den Volks- und Sprachgrenzen.
5)Die Emory-Universität in Atlanta/Georgia legte 2006 eine Untersuchung vor, wonach es sogar "15 Millionen" Opfer gewesen sein sollen. Dikigoros mißtraut solchen nachträglichen Berechnungen, die mal eben um ein paar Millionen nach oben oder unten von früheren Zählungen abweichen, will sie aber seinen Lesern nicht vorenthalten. Er persönlich hält es für möglich, daß - ähnlich wie bei den sowjetischen Statistiken über "20 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg" - die Millionen Opfer der voraus gegangenen Hungersnot mitgezählt wurden, um die letztere zu verharmlosen und schließlich ganz aus den amtlichen Geschichtsbüchern zu streichen.
6)Die bekanntesten Beispiele sind - neben Nehrūs Tochter Indirā und ihrer Schwiegertochter Sonia in Bhārat -
Sirimāwo Bhãdārnāyke
und ihre Tochter Chandrika Bhãdārnāyke-Kumaratunga in Shrī Lankā,
Mujibur Rahmāns
Tochter Hasina Wajed in Bãglādesh, Aung Sans Tochter
Suu Kyi
in Barmā sowie Jinnāhs Schwester Fatima und
Zulfikar Alī Bhuttos
Tochter Benazir in Pākistān.
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