ERICH RAEDER
(1876 - 1960)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1876
- 24. April: Erich Johann Albert Raeder wird als erster von drei Söhnen des Oberlehrers (später Geheimer Studienrat und Direktor eines Realgymnasiums) Hans Raeder und seiner Ehefrau Gertraud, geb. Hartmann, in Wandsbek (bei
Hamburg) geboren.
- 1894
- April: Nach dem Abitur am Realgymnasium in Grünberg
(Schlesien)
tritt Raeder als Cadett in die kaiserliche Kriegsmarine ein.
- 1897
- Oktober: Raeder besteht die Officiersprüfung mit Auszeichnung und wird zum Seconde-Lieutenant z.S. befördert.
- 1900
- September: Raeder wird zum Premier-Lieutenant z.S. befördert.
- 1903-1905
- Raeder besucht die Marineakademie in
Kiel.
- 1905
- März: Raeder wird zum Kapitänleunant befördert.
- 1906
- April: Raeder wird Referent im Nachrichtenbüro des Reichsmarineamts.
- 1908
- Oktober: Raeder wird Navigationsoffizier auf dem Schweren Kreuzer "York".
- 1910
- September: Raeder wird Navigationsoffizier auf der kaiserlichen Yacht "Hohenzollern".
- 1911
- April: Raeder wird zum Korvettenkapitän befördert.
- 1914
- August: Ausbruch des
Ersten Weltkriegs.
- November: Raeder wird das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.
- 1915
- Februar: Raeder wird das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen.
- 1916
- Mai/Juni: Raeder nimmt an der Seeschlacht im Skagerrak teil.
- Juni: Raeder wird das preußische Ritterkreuz mit Schwertern verliehen.
- 1917
- April: Raeder wird zum Fregattenkapitän befördert.
- 1918
- Januar: Raeder wird Kommandant des Kleinen Kreuzers "Cöln".
- November: Nach Kriegsende wird Raeder ins Reichsmarineamt versetzt.
- 1919
- Juni: Nach dem
Friedensdiktat von Versailles
wird die Kriegsmarine des Deutschen Reichs auf 15.000 Mann beschränkt; Raeder wird übernommen und arbeitet zunächst im Marinearchiv. Er verfaßt u.a.
"Kreuzerkrieg in ausländischen Gewässern" und "Der Krieg zur See".
- November: Raeder wird zum Kapitän z.S. befördert.
- 1922
- August: Raeder wird zum Konteradmiral befördert und Inspekteur des Bildungswesens in der Marine.
- 1924
- Raeder wird Befehlshaber über die leichten Seestreitkräfte in der Nordsee.
- 1925
- September: Raeder wird zum Vizeadmiral befördert und Kommandeur der Marinestation der Ostsee.
- 1926
- Mai: Raeder wird von der Universität Kiel zum Dr. phil. h.c. promoviert.
- 1928
- Oktober: Raeder wird zum Admiral befördert und Chef der Marineleitung.
- (Es ist nicht mehr in Erfahrung zu bringen, durch welche Winkelzüge und Intrigen Raeder auf diesen einflußreichen Posten gehievt wurde,
für den eigentlich der ungleich kompetentere Kommandeur der Marinestation der Nordsee, Vize-Admiral Hermann Bauer, vorgesehen war - ein ausgesprochener
U-Boot- und Torpedo-Spezialist, unter dem die Seekriegsrüstung und später auch -führung wohl einen ganz anderen Verlauf genommen hätte. Die Entscheidung für
Raeder - und gegen Bauer, der als nur 53-jähriger mit dem Charakter eines Admirals vorzeitig in den Ruhestand geschickt wurde - soll von Wilhelm Groener,
dem frisch gebackenen, aber schon völlig verkalkten Reichswehr-Minister persönlich getroffen worden sein.)
- 1931
- April: Raeder sorgt persönlich dafür, daß der Oberleutnant z.S.
Reinhard Heydrich
unter fadenscheinigem Vorwand aus der Reichsmarine entlassen wird.*
- 1933
- Januar: Reichspräsident
Paul v. Hindenburg beruft
Adolf Hitler,
den Führer der NSDAP - der stürksten im Reichstag vertretenen Partei - zum Reichskanzler.
- Entgegen allen Erwartungen/Befürchtungen im In- und Ausland bedeutet dies jedoch zunächst keine Vergrößerung der immer noch durch das Versailler Diktat
begrenzten deutschen Streitkräfte; vielmehr drängt Hitler die Entente-Mächte, endlich auch selber abzurüsten, wie dies in Versailles vorgesehen war.
- 1935
- März: Nachdem die Entente-Mächte eine Abrüstung endgültig abgelehnt haben, erklärt Deutschland den Versailler Vertrag für hinfällig und führt zur
Wiederherstellung seiner Wehrhoheit die allgemeine Wehrpflicht wieder ein.
- Raeders Dienststelle wird im Zuge der Neuorganisation der Streitkräfte in "Oberbefehlshaber der Marine" umbenannt. Als solcher soll er den Ausbau und
die Aufrüstung der deutschen Kriegsflotte voran treiben, die nach dem im
Juni geschlossenen deutsch-britischen Flottenabkommen 35% der britischen Kriegsflotte betragen darf.
- Dabei nimmt Raeder falsche Weichenstellungen zugunsten der Überwasserschiffe vor, da er von den "U-Boote" genannten Tauchbooten mit Recht nicht viel
hält. Er verkennt indes, daß mit den - seit 1934 vorliegenden - Plänen des Marine-Ingenieurs Helmuth Walter echte Unterseeboote gebaut werden könnten.
- Raeders Fehlentscheidungen sind - neben den Fehlentscheidungen in der Luftrüstung durch den Generalluftzeugmeister
Ernst Udet -
ausschlaggebend für die Niederlage der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg, den Untergang des Deutschen Reiches, die Entmachtung Europas und den weltweiten
Siegeszug des Kommunismus. Er ist damit einer der größten Versager und Verbrecher der Kriegsgeschichte.
- 1936
- April: Raeder wird zum Generaladmiral befördert und zum Marineminister ernannt. Die Stadt Kiel macht ihn zum Ehrenbürger - als dritten und letzten (nach
Hitler und Hindenburg), dem diese zweifelhafte "Ehre" während der Jahre 1933-1945 widerfährt.
- 1938
- Januar: Bei der Eröffnung des "Instituts für Seegeltung" in
Magdeburg
macht Raeder erneut deutlich, daß er den Schwerpunkt der Kriegsmarine auf Überwasserschiffe legen will. (Die Konsternierung über diese Fehlentscheidung für
eine "Spielzeugflotte" à la
Kaiser Wilhelm II
ist den anderen Anwesenden geradezu ins Gesicht geschrieben.)
- 1939
- Januar: Raeders Rüstungspläne gegen den kurzfristigen Aufbau einer U-Boot-Flotte und für den langfristigen Aufbau einer Überwasser-Flotte ("Z-Plan") für
einen frühestens 1944 - oder auch erst 1946 - erwarteten Krieg werden offiziell festgeschrieben.
- April: Raeder wird zum Großadmiral befördert; er ist damit neben Feldmarschall
Hermann Göring
der ranghöchste aktive Offizier der Wehrmacht.**
- September: Großbritannien und Frankreich nehmen den
Polenfeldzug
zum Vorwand, dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären, auf den dieses in keinster Weise vorbereitet ist; in besonderem Maße gilt dies für die Kriegsmarine. (In einem Anflug von Selbsterkenntnis ob seiner verfehlten Flottenpolitik soll Raeder geäußert haben, daß dieser nun nur noch bleibe, "mit Anstand zu sterben".)
- 1940
- 16. Februar: Auf persönlichen Befehl des britischen Marinelords
Winston Churchill
überfällt die Royal Navy das neutrale Norwegen und dringt in den Jössingfjord ein, wo das deutsche Zivilschiff Altmark vor Anker liegt. Die deutsche Besatzung wird
ermordet von ihrem Nazi-Leben befreit, die Invasion und Besetzung Skandinaviens vorbereitet.
- 09. April: Deutsche Streitkräfte kommen der britische Invasion um wenige Stunden zuvor.
- Die auf Betreiben Raeders als "trifibische" Operation unter maßgeblichem Anteil der Kriegsmarine geplante
"Weserübung"
erweist sich für letztere als Desaster: Es stellt sich heraus, daß sie über keine brauchbaren modernen Torpedos verfügt (man muß schließlich auf die bewährten, aber veralteten Modelle aus dem Ersten Weltkrieg zurück greifen) und deshalb nicht in der Lage ist, feindliche Schiffe in nennenswerter Zahl zu versenken (auch die meisten Granaten explodieren nicht, so daß selbst Volltreffer kaum Erfolg haben), während die eigenen Schiffe in höchstem Maße anfällig sind - die norwegischen Fjorde werden zum "Grab der deutschen Zerstörer". (Der Feldzug wird allein vom Heer gerettet - trotz fast hoffnungsloser zahlenmäßiger Unterlegenheit gegenüber den in Norwegen gelandeten britischen Invasionstruppen.)
- 1941
- 04. September: Der US-Zerstörer
"Greer
macht südlich von Island gemeinsam mit britischen Verbänden Jagd auf deutsche U-Boote.
- 11. September: Auf den faktischen Kriegseintritt der USA durch die
Shoot-on-sight-Order Präsident
Roosevelts
reagiert Raeder praktisch nicht.
- 11. Dezember: Beim offiziellen Beginn des Krieges gegen die USA hat die Kriegsmarine sage und schreibe 12 (zwölf) U-Boote im Atlantik.
- 1942
- Dennoch erfaßt die Alliierten bald panische Angst vor den wenigen deutschen Kriegsschiffen. Am
- 20. April - Führers Geburtstag - ziert nicht etwa Hitler das Titelblatt des US-Nachrichten-Magazins Time, sondern Raeder.
- Über die Frage des Einsatzes der großen Überwasserschiffe kommt es allmählich zu immer stärkeren Meinungsverschiedenheiten zwischen Hitler und Raeder, der den U-Booten nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle im Seekrieg einräumen will und, als er sich damit nicht durchsetzt, seinen Rücktritt einreicht.
- 1943
- Januar: Raeder wird mit dem Fantasietitel eines "Admiral-Inspekteurs" in den de-facto-Ruhestand versetzt; den Oberbefehl über die Kriegsmarine erhält
der bisherige Befehlshaber der U-Boote, der zum Großadmiral beförderte
Karl Dönitz
- der das Blatt freilich auch nicht mehr wenden kann.
- 1945
- Juni: Raeder und seine Frau Erika*** werden von sowjetischen Truppen gefangen genommen und nach Moskau verschleppt.
- November: Raeder wird nach
Nürnberg
gebracht und dort vor dem interalliierten Militär-Tribunal wegen angeblicher Vorbereitung des Krieges und angeblicher Kriegsverbrechen angeklagt.
- Dezember: Der Rat der durch alliierte Terror-Bombardements völlig zerstörten Stadt Kiel hat kurz nach Kriegsende nichts Wichtigeres zu tun, als Raeder
die Ehrenbürgerschaft zu entziehen.
- 1946
- Oktober: Raeder wird von den Alliierten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt (während sein Mitangeklagter Dönitz mit zehn Jahren davon kommt); er wird in Spandau eingekerkert.
- 1949
- August: Erika Raeder - die vier Jahre in sowjetischen Konzentrationslagern in Weißrußland (Minsk) und der SBZ (Sachsenhausen) verbracht hat - wird entlassen.
- 1955
- September: Raeder wird wegen seiner angegriffenen Gesundheit - um keinen "Martyrer" zu schaffen - aus der Haft entlassen.
- Wirtschaftlich ist Raeder Dank seines cleveren Anwalts bereits saniert.****
- 1956
- März: Die Stadt Kiel nimmt die Entziehung der Ehrenbürgerschaft Raeders zurück.
- April: Raeder erklärt seinen Verzicht auf die Ehrenbürgerschaft - dagegen legt er auf seinen von der Universität Kiel verliehenen akademischen Grad weiterhin großen Wert und führt diesen ebenso fort wie seinen militärischen Rang; er unterschreibt bis zu seinem Tode mit "Dr. h.c. Erich Raeder,
Grossadmiral".*****
- Juni: Norwegische
Medien
protestieren gegen die Einladung Raeders zum Treffen des "Deutschen Marinebunds" in Kiel; Raeder verzichtet daher "aus Gesundheitsgründen" auf eine Teilnahme.
- 1956/1957
- Raeder veröffentlicht****** seine zweibändigen Memoiren unter dem Titel "Mein Leben". Das Buch wird auch ins Englische übersetzt.
- 1960
- 6. November: Erich Raeder stirbt in Kiel. Auf Wunsch des Inspekteurs der Bundesmarine, Vizeadmiral Friedrich Ruge - der sich nicht selber "belasten" will - hält Raeders Nachfolger Dönitz die Grabrede.
* * * * *
- 1976
- April: Friedrich Ruge - inzwischen im Ruhestand - und Michael Salewski******* veröffentlichen im "Marineforum" einen Nachruf "Erich Raeder zum 100. Geburtstag", in dem sie versuchen, diesen und die Reichsmarine von den Vorwürfen des Jahres 1946 rein zu waschen.
*Offizielle Begründung war, daß Heydrich eine angebliche - "geheime" - Verlobung mit der Tochter eines mit Raeder befreundeten Waffenschiebers nicht eingelöst und sich statt dessen offiziell mit Lina v. Osten verlobt hatte. Der wahre Grund war jedoch, daß Heydrichs jüdische Abstammung bekannt geworden ist, weshalb er als Offizier der Reichsmarine nicht länger tragbar schien. (Heydrich - der seine jüdische Abstammung vehement bestritt und sich selber als 150%iger Anti-Semit gerierte - tratt noch im selben Jahr
Himmlers
SS bei und machte dort - wie viele andere getaufte Juden auch - schnell Karriere.) Dies widerlegt zugleich die Behauptung von Raeders Apologeten, er sei "kein Antisemit" gewesen. Geradezu lächerlich die Einlassung von Raeders Nach-Nachfolger Ruge, in der Reichsmarine seien die "Nürnberger Gesetze" nie angewendet worden; Dank Raeder seien die Juden "bis zuletzt im Dienst geblieben." Richtig ist vielmehr, daß Juden in keiner anderen Waffengattung derart diskriminiert wurden wie in der Reichsmarine, wo sie unter Raeder keinen einzigen Stabsoffizier stellten, während es z.B.
Erich v. Lewinski genannt v. Manstein im Heer und
Erhard Milch
in der Luftwaffe bis zum Feldmarschall brachten.
**Großadmiral
v. Tirpitz
war bereits 1930 gestorben, Feldmarschall v. Hindenburg 1934; Feldmarschall
v. Mackensen
lebte zwar noch, war aber längst nicht mehr aktiv. Der 1937 verstorbene General
Ludendorff
hatte sich die ihm von Hitler angebotene Beförderung zum Feldmarschall h.c. ausdrücklich verbeten. Erst ab 1940 - nach dem Frankreichfeldzug - setzte eine Inflation der Feldmarschälle ein.
***Erika, geb. Hindermann, war Raeders zweite Frau. In erster Ehe war er mit Augusta, geb. Schultz, verheiratet; Näheres über sein Familienleben ist nicht mit hinreichender Sicherheit in Erfahrung zu bringen.
****Raeder hatte im Mai 1945 seinen massiv-goldenen Großadmiralsstab durch eine Ordonnanz auf dem Gebiet des späteren amerikanischen Sektors von Berlin vergraben lassen. Die Ordonnanz geriet in sowjet-russische Gefangenschaft und wurde mit vorgehaltener Waffe gezwungen, den Stab wieder auszugraben und an die Sowjets zu übergeben, die ihn als Beutegut mitgehen ließenals Nazirelikt in sichere Verwahrung nahmen, aus der er nie wieder auftauchte. Wäre der Stab im sowjetischen Sektor Berlins vergraben gewesen, wäre er "legitime Kriegsbeute" gewesen, ebenso, wenn die US-Amerikaner ihn erbeutet"befreit" hätten. Hier lag aber ein Eingriff der Sowjets in das Hoheitsgebiet der US-Amerikaner vor, also zivilrechtlich gesehen eine unerlaubte Handlung, zu der die Ordonnanz Beihilfe geleistet hatte. Dönitz' Anwalt kam nun auf die Idee, die - inzwischen als Kaufmann zu Geld gekommene - Ordonnanz auf Schadensersatz in Höhe von 20.000.- DM (damals mit einer Kaufkraft wie ca. 200.000.- Euro nach der Währungsreform von 2003) zu verklagen - mit Erfolg. Die korrupten Rechtsbeugergut-demokratischen Richter versäumten nicht, in die Urteilsbegründung zu schreiben, daß die Entscheidung selbstverständlich ganz anders ausgegangen wäre, wenn sich die Ordonnanz in einer "außergewöhnlichen Notlage" befunden hätte - die Aussicht, von den Sowjets erschossen oder auf unabsehbare Zeit in Gefangenschaft gehalten zu werden, galt offenbar nicht als solche. (Dies muß nicht bedeuten, daß das Gericht daran zweifelte, daß diese Gefahr bestand; man könnte das Urteil jedoch cynisch damit "rechtfertigen", daß es 1945 durchaus nicht außergewöhnlich war, wenn Deutsche von alliierten Besatzern unter Drohungen für Leib und Leben gezwungen wurden, Verstecke von potentiellem Beutegut preis zu geben; es war vielmehr 1945 ganz "normal" - bei den Westmächten noch mehr als bei den Sowjets, wie man z.B. bei
Ernest Hemingway
nachlesen kann -, daß Deutsche, auch wenn sie sich nicht weigerten, in derartigen Fällen zu kollaborieren"kooperieren", willkürlich erschossen oder eingekerkert wurden.)
*****Wer dieses "Hickhack" um akademische und sonstige "Ehren" für lächerlich hält, sei daran erinnert, daß dieses heute in noch weit lächerlicherem Maße [fort]geführt wird. Zu Raeders Lebzeiten hatte die Frage, ob eine Ehrenbürgerschaft besteht oder nicht oder doch noch einen juristischen Sinn - und sei es nur, weil Ehrenbürger kostenlos die städtische Straßenbahn benutzen und städtische Museen besuchen durften. Heutzutage werden selbst Personen, deren Ehrenbürgerschaft sowohl de iure als auch de facto längst erloschen ist, weil sie verstorben sind, noch nachträglich demonstrativ die Ehrenbürgerschaften entzogen. (Z.T. werden sie ihnen sogar erst posthum "verliehen", um sie ihnen dann mit großem Medienrummel wieder "entziehen" zu können - wiewohl weder das Eine noch das Andere rechtlich möglich ist :-) Ob man jemandem, der nicht einmal seinen eigenen Dienstgrad richtig schreiben konnte ("Großadmiral" schreibt sich selbst nach der jüngsten Rechtschreibreform nicht "Grossadmiral" :-) nicht tunlichst den Doktorgrad entziehen sollte, ist eine andere Frage, sie sich aber offenbar nie jemand gestellt hat - weder zu Raeders Lebzeiten noch posthum. Raeder war nur einer von drei höchsten Wehrmachts-Offizieren (die beiden anderen waren Feldmarschall
Erich v. Manstein und Generaloberst
Heinz Guderian),
die ihren militärischen Dienstgrad nach dem Krieg bis zu ihrem Tode ungeniert weiter führten, und zwar - wie Manstein, anders als Guderian - ohne den Zusatz "a.D." Auch nach Gründung der Bundeswehr konnte ihnen dies nicht untersagt werden, da letztere nicht als Rechtsnachfolgerin der Wehrmacht galt, und da es in ihr weder einen Großadmiral noch einen Feldmarschall noch einen Generaloberst gab, so daß mangels Rang auch keine Verwechslungsgefahr bestand.
******Es herrscht weitgehend Einigkeit, daß Raeders Memoiren nicht von ihm selber verfaßt wurden, sondern von einer Gruppe seiner ehemaligen Untergebenen um Admiral a.D. Erich Förste.
*******
Salewski
- damals noch Dozent für Neuere Geschichte in Bonn - erhielt bald darauf einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte in Kiel, an dessen Universität die Frage, ob man Raeder den Grad eines Dr. h.c. entziehen sollte wie die Ehrenbürgerschaft seitens der Stadt, nie ernsthaft gestellt wurde.
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