*Wer das erste Heft seinerzeit zum Preis von 90 Pf gekauft (oder Dikigoros' kostenlose Webseite zu diesem Thema gelesen :-) hätte und im März 2010 Kandidat beim RTL-Fernseh-Quiz "Wer wird Millionär?" gewesen wäre, hätte sein Geld gut angelegt gehabt. Dort lautete die 1-Million-Euro-Frage nämlich: "Welche Comic-Figuren erlebten als "Siggi und Babarras" ihre ersten Abenteuer?" Zur Auswahl standen: "Mickey Mouse & Goofy", "Asterix & Obelix", "Fix & Foxi" und "Tim & Struppi". Die Kandidatin wußte es nicht und traute sich auch nicht zu raten, verschenkte also den Hauptgewinn.
**Lediglich im Zeichentrickfilm gewinnen die Flintstones/Feuersteins auch in Deutschland eine gewisse Popularität, nicht aber als Druckerzeugnis.
Wenn hier und im folgenden vom "deutschen Sprachraum" die Rede ist, ist damit neben der BRD zunächst die "Republik Österreich" gemeint, wo die Kauka-Hefte in mehr oder weniger stark veränderter - zumeist gekürzter - Aufmachung erscheinen. In der "DDR" sind die Kauka-Produktionen verboten; für die Schweiz gibt es keine separate Ausgabe.
Als Kuriosität sei angemerkt, daß "Tom und Biber" sogar in Griechenland erscheinen, als "Tó[m]by".
***Der Koralle-Verlag übernahm für sein Comic-Magazin "ZACK" einige Geschichten unter dem anglisierten Namen "Mick Tangy", nämlich 1972-75 (1976 war Kauka dort Chef-Redakteur) und 1977-80; der Erfolg hielt sich in Grenzen.
****Zuletzt in den 1980er Jahren vom Bastei-Verlag, mit deutlich schwächeren Texten als bei Kauka.
*****Dikigoros erwähnt das vor allem wegen des Gegensatzes zu früheren "politischen Unkorrektheiten" Kaukas: Nur ein Jahr zuvor hatte "Der Ochsenkrieg" zwar auch zu einem Wutgeheul im linken Blätterwald geführt, weil darin die "DDR" im allgemeinen und der brave Staatsratsvorsitzende
Ulbricht
("Olberich") verunglimpft wurden; aber die nur 4 Hefte zuvor unverhohlen geübte Kritik an der Entwicklungshilfepolitik des damaligen Bundeskanzlers
Kiesinger
("Kiessänger") wurde achselzuckend hingenommen, obwohl sie nach heutigen Maßstäben noch viel "unkorrekter" war: Wozu ist es gut, "widerlichen Menschenfressern", wie Schwarzbart die Eingeborenen einer imaginären Drittwelt-Insel nennt (sie heißen schon 1962 im belgischen Orignal "Akwabons", also "à quoi bon [wozu gut]?" :-) Geld in den Rachen zu werfen und den Häuptlingssohn"Prinzen", dessen Name so auffallend an
Bhumipol,
den Gottkönig von Thailand erinnert, mit einem Stipendium auf Kosten des deutschen Steuerzahlers an der Universität Bonn studieren zu lassen? So beschließen denn die klugen Reisenden, statt Entwicklungshilfe auf der Insel der Kannibalen "Kokibalen" zurück zu lassen, vielmehr den Schatz, den sie dort finden, mitzunehmen und sich von ihnen wie zum Hohn mit "gute Entwicklung!" zu verabschieden. (Es versteht sich fast von selbst, daß die später vom Bastei-Verlag unter dem Titel "Fauler Zauber auf der Goldfisch-Insel" heraus gegebene Neufassung einen verharmlosenden Text hat; auch die seit einigen Jahren verbotene [Schleich-]Werbung für Rauchwaren ist politisch-korrekt entfernt. Letzteres kann man zwar mit einem Hinweis auf das belgische Original-Titelbild erklären, nicht jedoch, daß die Eingeborenen nun nicht mehr schwarz sind, sondern ebneso schöne helle Haut haben wie die Titelhelden - die freilich gar keine mehr sind, denn der Titel lautet ja nicht mehr "Die Abenteuer des alten Nick", sondern "Schwarzbart der Pirat" :-)
"QRN ruft Bretzelburg" wurde 1987 vom Carlsen-Verlag neu veröffentlicht, in fast wörtlicher Übersetzung des belgischen Textes, also weder originell noch interessant. Dem Nachdruck 2003 hängte man gar noch eine 5-seitige Belehrung der Leser an, damit diese nur ja nicht an die "Wiedervereinigung" von 1990 dachten. Vielmehr sei das eine Anspielung auf den "Anschluß" der Ostmark an das Deutsche Reich 1938, die gegen den ausdrücklichen Willen von immerhin fast 1% der Bevölkerung erfolgte. Und überhaupt sei das belgische Original ja nur eine Wiederaufnahme von "Le sceptre d'Ottokar [König Ottokars Zepter]" aus der Reihe "Tintin"; und das sei wiederum gegen den Anschluß Albaniens an das böse, fascistische Italien Mussolinis gerichtet gewesen. Wer "König Ottokars Szepter" im Original gelesen hat, erkennt freilich schnell, daß die Geschichte nicht in Albanien spielt, sondern zwischen Rumänien und Bulgarien. (Die Anspielungen auf Siebenbürgen [Transsylvanien], Klausenburg und Tsar Boris sind eindeutig :-) Und wer Dikigoros' Webseiten über "König" Zog I von Albanien und Léon Degrelle - einschließlich der dort verlinkten Besprechung des in der BRDDR verbotenen Buches "Tintin mon copain" - gelesen hat, weiß überdies, daß 1. Mussolini Albanien erst im April 1939 besetzte und annektierte (der Abdruck von "Le sceptre d'Ottokar" im "Petit Vingtième" begann aber bereits im August 1938 :-) und daß 2. dem Autor Hergé - einem persönlichen Freund des Rexistenführers, was er freilich nach dem Krieg verschweigen mußte, um sich keinen Repressalien auszusetzen - eine Kritik der italienischen Politik ganz fern lag. Und 3. haben die beiden Geschichten bei genauer Betrachtung nicht viel mehr gemeinsam, als daß beide belgische Comics sind.
******Dieser Streit gehört in die Kategorie "unbegreiflich". Er entzündete sich ausgerechnet an der Frage, wem die Urheberrechte an "Winnetou" zustanden. Dabei war die Rechtslage - auch nach der Novellierung des Gesetzes über das geistige Eigentum ganz eindeutig: "Tom und Biber" hatte Neugebauer als Angestellter des Kauka-Verlags geschaffen, die Rechte daran gehörten also letzterem, ebenso diejenigen Winnetou-Hefte, die er für ihn gezeichnet hatte. Aber die zugrundeliegende Idee war seine eigene, denn er hatte schon 1937 in Jugo-Slawien - lange, bevor er für Kauka tätig wurde - "Winnetou"-Hefte heraus gebracht. Es gab auch keinen sonst keinen vernünftigen Grund, daß sich Kauka so darauf kaprizierte, schon gar keinen wirtschaftlichen: Er schwamm noch immer in Geld - was ganz zuletzt an "Winnetou" lag. Er hätte also gut auf ihn verzichten können - nicht dagegen auf den Zeichner von Fix und Foxi, Bussibär und Mischa, Tom und Biber. Zu allem Überfluß warb Neugebauer praktisch das gesamte Zeichenteam ab: seine Assistenten Gisela Künstner und Kurt Italiaander (die einander heirateten) und natürlich auch seinen Sohn Robert, der "Tom und Biber" mit gezeichnet hatte. Sie gründeten gemeinsam ein eigenes Zeichen-Studio und arbeiteten künftig für die Konkurrenz, d.h. sie zeichneten für den Ehapa-Verlag Mickymaus und Donald Duck (und für HaRiBo den "Goldbären" :-). Vlado Magdić, der 1956 zusammen mit Neugebauer aus Jugo-Slawien gekommen war, wird dessen Nachfolger als Chefzeichner, wandert später aber ebenso ab und zeichnet für Ehapa Disney-Figuren (und für das ZDF die "Mainzelmännchen" :-).
Später bereute Kauka das Zerwürfnis mit Neugebauer sehr. Als dieser 1992 starb, soll er 500 Rosen für dessen Sarg spendiert haben.
*******Der Carlsen-Verlag übernahm seit Ende der 1970er Jahre auch "Prinz Edelhart und Kukuruz" (als "Johann und Pfiffikus"), "Pit und Pikkolo" (als "Spirou und Fantasio") und "Gin und Fizz" (als "Harry und Platte").
zurück zu Künstler des 20. Jahrhunderts
heim zu Von der Wiege bis zur Bahre