Jean-Bedel Bokassa
(22.2.1921 - 3.11.1996)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1921
- 22. Februar: Jean-Bedel Bokassa ["Bäumchen"] wird als eines von zwölf Kindern des M'Baka-Häuptlings Mindogon Mgboundoulou und seiner Konkubine Marie
Yokowo in Bobangi (Französisch-Äquatorial-Afrika) geboren.
- 1927
- November: Mgboundoulou - ein tapferer Krieger, der den Traditionen seines Stammes folgt - wird von den humorlosen französischen Kolonialherren wegen
Mordes hingerichtet; die Mutter begeht daraufhin Selbstmord. Bokassa wächst bei seinem Großvater Mbalanga auf.
- 1927-28
- Bokassa besucht die Jeanne-d'Arc-Grundschule in Mbaïki.
- 1928-29
- Bokassa besucht die Saint-Louis-Missionsschule in Bangui.
- 1929-39
- Bokassa besucht die Père-Compte-Schule in Brazzaville (Französisch-Kongo), die ihn auf den Priesterberuf vorbereiten soll.
- 1939
- Mai: Bokassa folgt seiner Stammestradition und meldet sich als
KriegerFreiwilliger zur französischen Armee.
- 1940
- Januar: Bokassa wird dem senegalesischen Schützenbataillon zugeteilt.
- Juni: Bokassa wird zum Caporal befördert und zum Funker ausgebildet.
- 1941
- November: Bokassa wird zum Unteroffizier befördert. Er schließt sich den Truppen von
Charles de Gaulle an.
- 1944
- Juli: Bokassa wird zum Unterfeldwebel befördert; er nimmt an der Invasion der Provence und den Kämpfen im Elsaß teil.
- 1945
- Bokassa heiratet die Belgierin Annette van Helst und legt damit den Grundstein zu einem bemerkenswerten Sammlung.
- 1946-48
- Bokassa besucht die Militärschulen in Saint-Louis (Senegal) und Châlons-sur-Marne.
- 1949
- Bokassa heiratet die britische Staatsbürgerin Marguerite Green.
- 1950
- März: Bokassa wird zum Feldwebel befördert und im Vietnamkrieg eingesetzt.
- 1951
- November: Bokassa wird das "Croix de Guerre" (französisches Gegenstück zum "Eisernen Kreuz") verliehen.
- 1954
- Januar: Bokassa wird zum Oberfeldwebel befördert.
- Mai: Nach der Niederlage von Diên Biên Phu kehrt er mit einer weiteren Frau - der Vietnamesin Martine Nguyen - und hoch dekoriert nach Frankreich
zurück.
- 1956
- Dezember: Bokassa wird zum Leutnant befördert und nach Algerien versetzt.
- 1957
- Bokassa heiratet die Vietnamesin Jacqueline Nguyen.
- 1958
- Dezember: Bokassa wird zum Oberleutnant befördert. Für
CanaillenIndividuen wie den neuen französischen Militärmachthaber
Präsidenten de Gaulle sind brave Soldaten wie Bokassa, die ohne Widerrede gehorchen und auch dann nicht meutern, wenn es darum geht, auf weiße Franzosen zu
schießen und Millionen von ihnen zu vertreiben, wie bald darauf in Algerien, wertvolle Komplizen Mittäter Kollaborateure
Mitarbeiter.
- 1959/60
- Französisch-Äquatorialafrika wird ohne Sinn und Verstand, d.h. ohne Rücksicht auf Volks- und Stammesgrenzen, aufgeteilt und seine Bestandteile in die
Unabhängigkeit entlassen. "Oubangui Chari [Ubangi Schari]", ein trostloses Stück Savanne mitten in Afrika, das partout kein Anrainer geschenkt haben will,
bleibt übrig und erhält den Namen "Zentralafrikanische Republik". Es ist damals eines der ärmsten Gebiete Afrikas; allerdings handelt es sich um
Feuchtsavanne, die auch erhalten bleibt, während sie in den nördlichen Nachbarstaaten allmählich zur Wüste austrocknet (Ausdehnung der Sahara nach Süden).
Am Ubangi - dem Grenzfluß zum belgischen Kongo - gibt es immerhin einen Streifen Regenwald, wo ein paar Bananen, Baumwolle, Kaffee und Erdnüsse angebaut
werden können. Außerdem werden bald Diamanten entdeckt. (Die farbigen Streifen der Staatsflagge sollen das angeblich symbolisieren: blau für das Flußwasser,
weiß für die Baumwolle, grün für den Regenwald, gold für die Bodenschätze und rot für die Bande des Blutes, die das alles zusammenhalten :-)
- Erster "Präsident" dieses traurigen Gebildes wird Barthélémy Boganda, ein Onkel von Bokassa, der bald darauf bei einem Flugzeugabsturz umkommt. Sein
Nachfolger wird Bokassas Vetter David Dacko.
- 1961
- Juli: Bokassa wird zum Hauptmann befördert.
- 1962
- Januar: Bokassa verläßt die französische Armee und wechselt als Major in die Armee von Zentralafrika.
- März: Bokassa heiratet die Belgierin Astrid van Erpe.
- 1963
- Februar: Bokassa wird zum Oberstleutnant befördert und zum Oberbefehlshaber der zentralafrikanischen Armee (die Regimentsstärke hat) ernannt.
- 1964
- Juni: Bokassa heiratet zum ersten Mal eine Schwarze: Catherine Denguiadé, deren Vater ebenfalls dem M'Baka-Stamm angehört.
- Dezember: Bokassa wird zum Oberst befördert.
- 1965
- 31. Dezember: Der Kommandeur der Gendarmerie putscht gegen Dacko.
- Bokassa schlägt den Putsch nieder und nutzt die Gelegenheit, sich selber zum Präsidenten zu machen.
- 1966
- Januar: Bokassa suspendiert die Verfassung und ersetzt sie durch die "Operation Bokassa": Er versucht, die Landwirtschaft auf Exportwirtschaft
umzustellen und einige alte Stammestraditionen auszurotten, wie die Frauenbeschneidung, die Mitgift und die Vielehe. (Er selber hat zu diesem Zeitpunkt
lediglich vier Frauen. [Marguerite und Jacqueline sind bereits verstorben.]) Diverse Negerstämme reagieren mit Aufruhr.
- 1967
- November: Bokassa läßt die Aufstände von französischen Truppen niederschlagen.
- Dezember: Bokassa befördert sich zum Brigadegeneral.
- 1970
- Juli: Bokassa und seine
UnterhäuptlingeMinister werden im Vatikan von Papst Paul VI empfangen.
- Dezember: Bokassa befördert sich zum General.
- 1971
- Dezember: Bokassa befördert sich zum Generaloberst.
- 1972
- März: Bokassa erklärt sich zum Präsidenten auf Lebenszeit.
- 1973
- Bokassa wird in Moskau von Sowjet-Führer Breschnjew empfangen.
- 1974
- Mai: Bokassa befördert sich zum Feldmarschall.
- Auf Anregung des libyschen "Revolutionsführers"
Gaddafi
konvertiert Bokassa zum Islam und nennt sich fortan "Salah Eddin
[Saladin]
Ahmäd Bokassa". Zu seinem engsten Freund und Verbündeten wird gleichwohl der neue französische Staatspräsident
Valéry Giscard d'Estaing*,
den er ein Jahr später mit großem Pomp zum Staatsbesuch in Bangui empfängt und mit großzügigen Diamanten-Geschenken besticht; im Gegenzug erhält er auf
Kosten der französischen Steuerzahler Waffen für seinen Machterhalt, aber auch Ingenieure zum Bau von Schulen und Universitäten, Flughäfen und
Krankenhäusern.
- 1975
- April: Nach einem Staatsbesuch bei seinem Kollegen
Ceauşescu
in Bukarest heiratet Bokassa - in mittlerweile 12. Ehe - die Rumänin Gabriella Drimbo.
- 1976
- 4. Dezember: Bokassa erklärt Zentralafrika zum "Kaiserreich", sich selber zum "Kaiser" und seine Lieblingsfrau Catherine zur "Kaiserin".
- 1977
- Bokassa re-konvertiert zum Katholizismus, damit ihn der Papst zum Kaiser krönen kann - was Paul VI freilich ablehnt, zumal Bokassa schon wieder eine
neue - die 15. - Frau (eine Bremerin namens Uta) geheiratet hat, was sich nicht ganz mit katholischem Kirchenrecht vereinbaren läßt.
- 4. Dezember: Bokassa krönt sich selber zum Kaiser. Alle Staaten der Welt beeilen sich, ihn als solchen anzuerkennen. Die BRD (Kanzler
Schmidt,
SPD) erhöht die Entwicklungshilfe, damit die Kosten der
Krönungszeremonie
- 30 Millionen US-$** - finanziert werden können.
- 1979
- Januar-April: Bokassa kann sich fortgesetzter Unruhen nur mit Waffenhilfe seines kongolesischen Freundes
Mobutu erwehren.
- In den Medien erscheinen Berichte, wonach Bokassa die bei diesen Kämpfen Gefangenen eigenhändig zu Tode foltert und ihre Leichen verzehrt.
- September: Während Bokassa bei seinem Freund Gaddafi in Libyen weilt, gelingt David Dacko mit Hilfe französischer Truppen ein Gegenputsch. Er schafft
das Kaiserreich ab und erklärt sich zum Präsidenten der wieder hergestellten Republik.
- Bokassa geht ins Exil (zunächst in die Elfenbeinküste, dann nach Frankreich, wo er ein Privatvermögen in Millionenhöhe angehäuft hat***).
- 1980
- Dezember: Bokassa wird in Abwesenheit wegen Mord, Korruption und Kannibalismus zum Tode verurteilt.
- 1986
- Oktober: Bokassa riskiert eine Rückkehr nach Zentralafrika, um sich einem Berufungsverfahren zu stellen.
- 1987
- Juni: Bokassa wird erneut zum Tode verurteilt****, aber ein halbes Jahr später zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigt.
- 1993
- September: Bokassa wird im Rahmen einer Generalamnestie entlassen.
- 1996
- 03. November: Bokassa stirbt in Bangui und erhält ein Begräbnis mit militärischen Ehren. Er hinterläßt 17 Frauen (zwei sind vorverstorben), 40 als "Prinzen" bzw. "Prinzessinnen" anerkannte Kinder (die meisten - acht - von Catherine), 31 weitere Söhne und eine unbekannte Anzahl weiterer Töchter.
- 1997
- Brian Titley veröffentlicht eine Bokassa-Biografie mit dem Titel "Dunkles Zeitalter. Die politische Odyssee des Kaisers Bokassa."
- 1998
- Charles Onana veröffentlicht eine Bokassa-Biografie mit dem Untertitel "Aufstieg und Fall eines Kaisers".
- 2004
- Die Leser des ghanaïschen Nachrichten-Magazins
New African
wählen den "größten Afrikaner aller Zeiten". Auf den ersten Plätzen landen die Terroristen
Nelson Mandela (Südafrika),
Kwame Nkrumah (Goldküste/Ghana) und
Robert Mugabe (Rhodesien/Zimbabwe).
Bokassa kann sich überraschend nicht unter den ersten 100 plazieren.
- 2006
- Bokassas ältester Enkel Jean-Barthélémy Bokassa veröffentlicht "Die Diamanten des Verrats", in denen er schwere Vorwürfe gegen Giscard d'Estaing erhebt.
- 2013
- März: Putschisten unter Michel Djotodia stürzen den christlichen Präsidenten (seit 2003) François Bozizé und errichten
ein muslimisches Terror-Regime eine vom Profeten Muhamad inspirierte Koalitions-Regierung***** ("Séléka"); wer nicht zum Islam - der Religion des Friedens - konvertieren will, wird, so er nicht rechtzeitig fliehen kann, ermordet.
- 2014
- Als die letzten Christen Zentralafrikas sich in ihrer Verzweiflung "gewaltsam" (mit Äxten und Holzknüppeln) gegen ihre Unterdrücker zur Wehr setzen, schickt Frankreich Friedens-Truppen, um dies zu unterbinden. Als Djotodia dennoch gestürzt wird und sich in den Tschad absetzt, verstärkt Frankreich unter dem Kommunisten Friedenreich Hollaender ("François Hollande") seine Truppenpräsenz, um die verbliebenen Muslime zu
unterstützen "schützen".
- (Auch die BRDDR unter der "Christ"-"Demokratin" Sarah Sauer ("Angela Merkel") beteiligt sich "aus humanitären Gründen" an diesem anti-christlichen Einsatz.)
- Unter den Eingeborenen gibt es kaum noch jemanden, der sich nicht nach Bokassa zurück sehnt.
*Es gibt Quellen, nach denen Giscard den Bokassa-Clan bereits lange bevor er Präsident wurde kannte. Danach soll er auf dessen ausgedehnten Ländereien Jahre lang seinen beiden Lieblingsbeschäftigungen - der Jagd auf Antilopen und auf minderjährige Negermädchen - nachgegangen sein. Da Dikigoros dies jedoch nicht nachprüfen kann, gibt er es nur unter Vorbehalt wieder. So oder so zählt "VGE" - neben
Charles De Gaulle,
Pierre Trudeau und
François Mitterrand
zur Viererbande zu den größten französisch-sprachigen Politverbrechern des 20. Jahrhunderts. Sein folgenschwerstes Verbrechen - an dem die Welt noch heute leidet - war die Unterstützung des Shi'itenführers
Säyyid Ruhullah Khomeini
bei seiner Machtergreifung im Irân 1979.
**Ein französischer Fernsehsender
behauptete dagegen, die Krönungsfeierlichkeiten hätten "nur" 5 Millionen US-$ gekostet und seien von Frankreich finanziert worden. (Der Minister für Entwicklungshilfe war persönlich bei den Feierlichkeiten anwesend, als weltweit ranghöchster Politiker.) Er behauptete ferner, das Zeremoniell sei der Krönung von Napoléon Bonaparte nachempfunden worden. Daran ist so viel richtig, daß Bokassa es diesem gerne nachempfunden hätte; aber Napoléons Krönung fand in der Kathedrale Notre Dame de Paris statt, während Bokassa eine Krönung in der Kathedrale Notre Dame de Bangui - der damals größten katholischen Kirche Schwarzafrikas - von der Kirche verweigert wurde. Aus
anderen Quellen
ergibt sich, daß Bokassa bei seinen Planungen auch Filmaufnahmen der Krönungen von Elisabeth II von England und Muhammäd Reza Pahläwi von Persien heran gezogen hatte. Tatsächlich hatten die Uniformen und das Zeremoniell wohl die meiste Ähnlichkeit mit der Krönung von Napoléon III. (Aber welcher heutige Franzose verwechselt den nicht schon mal mit seinem Großonkel?! ;-)
***Im Jahre 2008 wird am Rande eines Staatsbesuchs beim französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy bekannt, daß dessen Freunde, die korrupten Negerhäuptlingeguten Demokraten
Hadji Halif Omar Bongo ("Präsident" der "Republik Gabun" seit 1967), Denis Sassou Nguesso ("Präsident" der "Republik Kongo" [Brazzaville] seit 1997) und Teodoro Obiang Nguema Mbasogo ("Präsident" der "Republik Äquatorial-Guinea" seit 1979), in Frankreich Privatvermögen in Milliardenhöhe angehäuft haben, verglichen mit denen Bokassa nur "Peanuts" besaß.
****Bokassas Apologeten legen Wert auf die Feststellung, daß er in zweiter Instanz vom Vorwurf des Kannibalismus mangels Beweises frei gesprochen wurde, da sich niemand fand, der vor Gericht bezeugen konnte, von Bokassa verspeist worden zu sein. Dikigoros - der seinerseits Wert auf die Feststellung legt, daß er keinerlei Vorurteile gegenüber Kannibalen hegt - hat jedoch persönlich mit einem glaubwürdigen Augenzeugen gesprochen, der den Vorwurf bestätigt hat. Er vermutet, daß der Freispruch erfolgte, weil Bokassa die wenigen bezeugten Fälle von Kannibalismus gemeinsam mit Giscard beging. Die offizielle Lesart lautet heute, daß zumindest "VGE" nicht gewußt habe, daß er Menschenfleisch verzehrte; vielmehr habe er es für Affenfleisch gehalten.
*****Die "Koalition" besteht aus der islamischen "Union der demokratischen Kräfte" und dem islamischen "Konvent der Patrioten für Gerechtigkeit und Frieden". Sie benennt das Land später in "Islamische Republik Dar el Kuti" um.
weiter zu Jomo Kenyatta
zurück zu Politiker des 20. Jahrhunderts
heim zu Von der Wiege bis zur Bahre