PAUL BIYA
(geb. 13. Februar 1933)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1933
- 13. Februar: Paul Biya wird in Mvomeka'a (Cameroun [dts.: Kamerun]) als Sohn eines katholischen Kathechisten vom Stamme der Beti-Fang geboren.
- Nachdem das Gebiet, auf dem drei Völker (Bantu-Neger, Hochlandneger und Sudanneger, verteilt auf 200-300 Stämme - so genau gezählt hat sie niemand :-) leben, ab 1884 als
deutsches Schutzgebiet
eine kurze Zeit des Friedens und der wirtschaftlichen Blüte erlebte, ist es 1919 durch den
Diktatfrieden von Versailles
als "Mandatsgebiet" der "Leage of Nations" [dts.: "Volkerbund"] zwischen Briten und Franzosen aufgeteilt und herunter gewirtschaftet worden.1
- Zwei Wochen zuvor ist im Lande der einstigen Schutzmacht
ein Politiker
an die Macht gelangt, der vor Jahren ein Buch geschrieben hatte, in dem er meinte, daß es ein schwerer, ja verhängnisvoller Fehler sei, wenn Kolonialmächte ihren Eingeborenen eine höhere Bildung angedeihen ließen, was nicht nur über die Mutterländer, sondern auch über die Eingeborenen nur Unglück brächte; man sollte lieber in die Bildung der eigenen Volksgenossen investieren. (Für den Aufwand, den es koste, einen Neger, einen Inder oder einen Araber bis zum Studienabschluß zu bringen, könne man das 100 Weißen angedeihen lassen - eine Auffassung, die heute als
zwar sachlich richtig, aber politisch unkorrekt völlig reaktionär und überholt gilt.)
- Das Werk war anfangs selbst im Ursprungsland weitgehend unbeachtet geblieben. Nun kommt zwar eine Übersetzung ins Französische heraus, diese wird jedoch zunächst kaum gelesen, geschweige denn ernst genommen.
- Erst Jahrzehnte später sollte es zum weltweit meist gelesenen Buch des 20. Jahrhunderts avancieren.2
- 1934
- In besagtem Land wird des 100. Geburtstags des Mannes gedacht, dem Kamerun die besten Jahre seiner Geschichte verdankte: Gustav Nachtigal.
- 1939-45
- Frankreich schließt sich dem von Großbritannien initiierten Weltkrieg gegen das Deutsche Reich an.
Biya - den sein Vater zum Geistlichen bestimmt hat - besucht erst die katholische Volksschule in Mvomeka'a, dann ein Priesterseminar in Yaoundé [dts.: Jaunde].
- 1943-53
- Eyadéma arbeitet auf einer Baumwollplantage in Kara.
- 1954-62
- Eyadéma dient als Mannschaftsdienstgrad in der französischen Armee. Er nimmt am Indochina-Krieg und am Algerien-Krieg teil.
- 1956
- August: Frankreich gewährt Togo weitgehende innere Autonomie.
- September: Nachdem die "Togolesische Fortschritts-Partei [PTP]" die Wahlen gewonnen hat, wird deren Gründer, der
MulatteBauingenieur Nicolas Grunitzky - Sohn eines Kolonialbeamten aus Preußisch-Polen und einer togolesischen Häuptlingstochter - "Premierminister".
- 1958
- Mai: Nach Neuwahlen, die das "Komitee der togolesischen Einheit [CUT]" gewinnt, wird dessen Gründer,
der olympische WaldschratSylvanus Olympio - rein zufällig4 Grunitzkys Schwager -, neuer Premierminister.
- 1960
- April: Frankreich entläßt seine westafrikanischen Kolonien - so auch Togo - in die vollständige Unabhängigkeit. (Sie bleiben gleichwohl der EWG assoziiert und genießen durch sie sämtliche Vorteile - vor allem umfassende Subventionierung ihrer landwirtschaftlichen Produkte durch deutsche Steuergelder - ohne wechselseitige Verpflichtungen.) Togo erhält eine Präsidialverfassung nach französischem Muster.
- September: Bei Präsidentschaftswahlen setzt sich Sylvanus Olympio gegen den von Frankreich favorisierten Grunitzky durch.
- 1961
- Biya heiratet Jeanne-Irène, geb. Atyam
- Um sie ranken sich die krausesten Gerüchte. So soll ihr einziges Kind, Franck Emmanuel, nicht ihr leiblicher Sohn sein, sondern der ihrer Schwester - oder Nichte - und "nur" adoptiert. Sie sei auch keines natürlichen Todes gestorben, sondern - vielleicht auf Befehl Biyas - ermordet worden. Tatsache ist, daß die Ehe hielt, bis daß der Tod sie 1992 schied, und daß Biya diesen Sohn offiziell zu seinem Nachfolger auserkoren hat.
- 1962
- Nachdem die Mohren ihre Schuldigkeit getan haben (oder auch nicht - Frankreich hat beide Kriege, die es bis zum vorletzten Neger und bis zum vorletzten Elsässer geführt hat, verloren), entläßt es auch die überlebenden Kolonial-Soldaten und schickt sie nach Hause - wo man inzwischen der deutschen Schutzgebietszeit mehr denn je nachtrauert.
- Eyadéma verläßt die Armee mit dem Charakter eines Corporals. (Er tritt jedoch in Togo als "Sergeant a.D." auf - was ja dort nach dem Abzug der Franzosen niemand mehr so genau nachprüfen kann :-) Sylvanus Olympio - ein sparsamer Mann - denkt gar nicht daran, die knapp 700 abgemusterten Veteranen der französischen Kolonial-Armee in die eigenen Streitkräfte zu übernehmen, sondern glaubt, statt dessen mit einer kleinen Polizeitruppe von 300 Mann auskommen zu können (wie einst die naiven Deutschen bis 1914). Es zeigt sich bald, daß er am falschen Ende gespart hat.
- 1963
- Januar: Eyadéma beteiligt sich an einem (wahrscheinlich mit Billigung - andere meinen sogar auf Veranlassung -
de Gaulles
unternommenen) Putsch arbeitsloser ehemaliger Kolonial-Soldaten, die
den Waldschrat in den Olymp schicken Sylvanus Olympio ermorden und Grunitzky zum neuen Präsidenten machen, der alle alten Kämpfer in seine neue Armee übernimmt, um eine "nationale Wiederversöhnung" herbei zu führen.
- 1965
- Eyadéma wird zum Oberstleutnant befördert und zum Generalstabschef ernannt - eine steile Karriere, die ihm aber noch nicht genügt.
- 1967
- Januar: Die Armee putscht erneut und schickt auch Grunitzky in die ewigen Jagdgründe.5
- April: Eyadéma wird Präsident, Ministerpräsident und Verteidigungsminister in Personalunion; außerdem befördert er sich zum General.
- 1969
- Da das Vorhandensein politischer Parteien inzwischen weltweit als Indiz besonders guter Demokratien gilt, gründet Eyadéma eine neue - das "Rassemblement du peuple togolais [Vereinigte togolesische Volkspartei] (RPT)" - und läßt von da an alle paar Jahre "Wahlen" abhalten, die er stets mit überwältigender Mehrheit gewinnt, zumal nachdem er
- 1972
- alle Oppositionsparteien verboten hat. (Eine nachträgliche Volksabstimmung hat dies mit 95% der abgegebenen Stimmen gut geheißen :-)
- 1974
- Januar: Eyadéma überlebt einen Flugzeugabsturz in der Nähe von Sara-Kawa. Er führt diesen auf ein Attentat finsterer ausländischer Mächte zurück und nimmt ihn zum Anlaß, die bisher im Eigentum französischer "Kapitalisten" stehenden Fosfat-Minen zu
enteignen verstaatlichen. Die französische Regierung (Präsident
Valéry Giscard d'Estaing,
Premierminister Pierre Messmer/
Jacques Chirac)
nimmt ihm das jedoch nicht sonderlich übel (andere Negerhäuptlinge schwarzafrikanische Machthaber leisten sich schließlich in jenen Tagen weit Schlimmeres :-).
- Er läßt dortselbst ein Denkmal auf seine wunderbare Errettung aufstellen.
- 1975
- Februar: In Togos Hauptstadt Lomé wird ein "Handelsabkommen" zwischen der EWG und den AKP-Staaten geschlossen, von dem Togo in besonderem Maße profitiert. Die "Lomé-Konvention" wird bald zum Synonym für fehlgeleitete "Entwicklungshilfe" und das Gebäude der kurz zuvor gegründeten "Handels- und Industriebank Togos [BTCI]" dortselbst zu ihrem weithin sichtbaren Symbol.6
- 1977
- Januar: Eyadéma läßt den 10. Jahrestag seiner Machtergreifung mit großem Pomp feiern.7
- 1979
- Oktober: In Lomé wird ein weiteres "Handelsabkommen" zwischen der - inzwischen in "EG" umbenannten - EWG und den AKP-Staaten geschlossen ("Lomé II"), das die Leistungen der ersteren an die letzteren erheblich ausweitet. Als "Gegenleistung" fordern die Europäer "Demokratisierung". Daher führt Eyademá im
- Dezember wieder
eine Quasselbudeein Parlament ein, bestehend aus 67 "Abgeordneten" seines RPT, die auf einer vom "Wähler" unbeeinflußbaren Einheitsliste stehen (ähnlich wie die Landeslisten in der BRD :-), für die nur mit "ja" oder "nein" gestimmt werden kann - Oppositionslisten gibt es nicht.
- 1984
- März: Zur Feier des 100. Jahrestages der Erhebung Togos zum deutschen Schutzgebiet reist Eyadéma in die BRD, wo ihm von
Franz-Josef Strauß
"als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für seine hervorragenden Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayrische Volk" der Bayerische Verdienstorden verliehen wird.8
- Dezember: In Lomé wird erneut ein Entwicklungshilfe-Abkommen zwischen EU- und AKP-Staaten geschlossen ("Lomé III"), wiederum mit erhöhten Leistungen.
- 1986
- September: Biya reist in die BRD. In der provisorischen Bundeshauptstadt Bonn wird ihm für seine großen Verdienste um Deutschland das
Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes verliehen.
- Einige
Leser[innen] Lesende Lesend*innen werden denken, daß dies doch ein ganz unwichtiges Detail sei, das man getrost weglassen könne. Mag sein; aber Dikigoros will in seinen tabellarischen Kurzlebensläufen auch zeigen, wie die Geschichte - vor allem die "Zeitgeschichte" - heuer selbst in kleinen, an sich unwichtigen Details verfälscht und umgelogen wird. Auf einer staatlich überwachten - man könnte fast sagen: halbamtlichen -
Verblödungsplattform
im www wurde z.B. behauptet, der einzige ausländische Orden, den Biya jemals erhalten habe, sei der Große Vaterländische Verdienstorden der Volksrepublik Nord-Korea (den es gar nicht gibt :-). Inzwischen wurde der Abschnitt "Orden" dort vollständig gestrichen. Tatsächlich erhielt Biya nicht nur das GKdBVK der BRD, sondern auch das Großkreuz der Ehrenlegion Frankreichs, das Große Ritterkreuz am Großen Band Italiens und das Große Ritterkreuz des britischen Ordens St. Michael und St. Georg. (Die hohen und höchsten Orden anderer Pisselstaaten läßt Dikigoros weg :-) Nun, da Biya in der Propaganda des
"Wertewestens"
zum bösen "Diktator" mutiert ist, scheint das einigen Staaten peinlich geworden zu sein, deshalb wird es einfach "gecancelt".
- 1989
- Dezember: In Lomé wird ein weiteres, noch höher dotiertes Entwicklungshilfe-Abkommen zwischen EU und AKP geschlossen ("Lomé IV").
- 1990
- Oktober: Von der Hauptstadt Lomé ausgehend kommt es zu Streiks und schweren Unruhen vor allem im Süden des Landes. Die Mehrheit der Ewe fühlt sich benachteiligt, da Eyadéma fast alle Schlüsselpositionen in Militär, Wirtschaft und Verwaltung mit Kabiyés besetzt hat. Eyadéma läßt daraufhin Oppositions-Parteien zu.
- 1991
- August: Eine aus regionalen Wahlen hervor gegangene "National-Konferenz" von 800 Abgeordneten ernennt den Ewé Joseph Koffigoh zum Premier-Minister, arbeitet eine neuen Verfassung aus, wonach der Präsident nur noch repräsentative Aufgaben hat, und schreibt allgemeine Wahlen für das nächste Jahr aus.
- 1992
- Der Wahlkampf eskaliert zum blutigen Bürgerkrieg zwischen den Ethnien, in dem weite Teile des Landes verwüstet werden.
- November: Die Armee putscht erneut, jagt Koffigoh und die Jecken aus der Quasselbude zum Teufel und überträgt die oberste politische Macht wieder auf den Präsidenten Eyadéma.
- 1993
- Januar: Eyadéma läßt die nicht enden wollenden wilden Streiks und gewalttätigen "Demonstrationen" vom Militär nieder schlagen. Der Frieden im Lande wird um den Preis von ein paar Dutzend toten Revoluzzern (alle Schätzungen - selbst die der Opposition - bewegen sich im niedrigen zweistelligen Bereich) wieder hergestellt. (Allerdings emigrieren viele Ewé - Schätzungen gehen von 100.000 bis zu einer Viertelmillion aus - anschließend in die Nachbarländer Ghana und Bénin.)
- Die EU nimmt dies zum Anlaß, die Entwicklungshilfe für Togo
zu streichen"einzufrieren".
- August: Eyadéma wird (ohne Gegenkandidaten :-) mit knapp 95% der abgegebenen Stimmen erneut zum Staatspräsidenten "gewählt".
- 1994
- April: Biya - seit zwei Jahren Witwer - heiratet in 2. Ehe Chantal
Vigoureux Vigouroux. (Nomen atque omen: Sie färbt sich das Haar rot - Dikigoros erinnert sie immer ein wenig an die Figur aus
"Madrs attacks"´,
die den Pressesprecher des White House erst verführt und dann umbringt; sie scheint aber entgegen dem ersten Anschein keine Transe zu sein, denn sie hat vier Kinder, davon zwei aus 1. Ehe, zwei weitere mit Biya :-)
- 1995
- Eyadéma greift seinem alten Gönner Chirac - inzwischen nur noch Bürgermeister von Paris - finanziell unter die Arme und spendiert ihm - aus Geldern der deutschen Entwicklungshilfe - schlappe 17 Milliarden Togo-Francs (ca. 52 Millionen DM) für seinen Präsidentschaftswahlkampf. Der Erfolg bleibt nicht aus.
- 1996
- Die Machtergreifung des Luftwaffen-Offiziers
Jerry Rawlings
- der einen Schotten zum Vater und eine Ewe zur Mutter hatte - in Ghana ermöglicht eine Versöhnung zwischen den "erbfeindlichen" Nachbarländern, die in Lomé besiegelt wird.
- (Vorübergehend ist sogar eine friedliche Wiedervereinigung angedacht; diese zerschlägt sich jedoch, wohl weniger wegen ethnischer Gegensätze als wegen unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Vorstellungen.)
- Kurz vor dem wirtschaftlichen Bankrott stehend, reprivatisiert Eyadéma die Baumwoll-Plantagen und die Fosfat-Minen. Die EU nimmt daraufhin ihre Entwicklungshilfe-Zahlungen wieder auf.
- 1998
- Juni: Eyadéma läßt sich erneut zum Präsidenten wählen.
- 1999
- März: Eyadémas RPT gewinnt bei einer - von den Oppositionsparteien boykottierten - Parlamentswahl alle Sitze in der Nationalversammlung.
- Amnesty International fühlt sich daraufhin bemüßigt, Eyadémas Herrschaft als "Terror-Regime" zu bezeichnen. Einige selbsternannte "Beobachter" der EU schließen sich dem an. Um die für Togo überlebenswichtigen Entwicklungshilfe-Zahlungen nicht erneut zu gefährden, muß sich Eyadéma verpflichten, im nächsten Jahr Neuwahlen abzuhalten, bei denen der Opposition eine bestimmte Zahl von Abgeordneten-Mandaten von vornherein garantiert wird.
- 2000
- März: die Parlamentswahl ändert nichts an der Machtstellung Eyadémas bzw. der Ohnmachtstellung der Nationalversammlung.
- 2003
- Juni: Ungeachtet der ihm vier Jahre zuvor abgepreßten Verzichtserklärung läßt sich Eyadéma erneut zum Präsidenten wählen.
- 2004
- Die Leser des Nachrichten-Magazins New Afrikan wählen die 100 "größten Afrikaner des 20. Jahrhunderts". Auf die drei Spitzenplätze kommen so illustre Persönlichkeiten wie
Nelson Mandela,
Robert Mugabe und
Kwame Nkrumah. Eyadéma kann sich nicht plazieren.
- Da über das Lomé-Abkommen noch nicht genug Geld nach Afrika fließt, gründet die EU die "Afrikanische Friedensfazilität", mit der - wie schon der Name sagt - militärische "Friedenseinsätze" von der EU genehmen Regimes gegen der EU nicht-genehme Regimes finanziert werden sollen. (Die direkte Lieferung von Waffen, Munition u.a. Kriegsgerät ist allerdings nicht vorgesehen; die Empfänger müssen sie mit den zur Verfügung gestellten Geldern selber kaufen, was sie - entgegen allen Erwartungen - vorzugsweise in Rotchina tun, wo sie billiger sind als in der EU und/oder den USA :-)
- Nachdem jetzt alles so schön friedlich ist, wird vor den Toren Lomés ein Denmal mit einer
elefantösen großen Friedenstaube auf einer kleinen Weltkugel errichtet.
- 2005
- 05. Februar: Gnassingbé Eyadéma stirbt auf einer Flugreise nach Frankreich bei einem Zwischenstop in Tunesien - angeblich an einem Herzinfarkt. Die Leiche des mit über 38 Amtsjahren dienstältesten Staatsoberhaupts Afrikas (ein Rekord, der erst zwei Jahre später von
Mu'ammar äl-Ģađđāfī
übertroffen wird) wird nach Togo überführt und in Pya begraben.
- Immer-noch-Präsident Chirac sagt in seiner Trauerrede, daß Frankreich und er einen persönlichen Freund verloren haben.
- Um die Macht in Togo streiten fortan sein Sohn Faure Gnassingbé Eyadéma und der aus dem Exil zurück gekehrte Sohn des ermordeten Waldschrats, Gilchrist Olympio.9 Das Land versinkt in Chaos10 und
BürgerkriegenStammeskriegen zwischen den Völkern im Süden und im Norden. Die zweitgrößte Ethnie im Lande sind inzwischen nicht mehr die Kabiyé, sondern die Kotokoli; die zweitgrößte Stadt ist nicht mehr Kara, sondern deren Hochburg Sokodé; die zweitgrößte Religion - nach dem Voodoo-Kult - ist nicht mehr das Christentum, sondern der Islam. Religiöses Wahrzeichen Togos ist nicht mehr die - noch unter den Deutschen erbaute - Herz-Jesu-Kathedrale in Lomé, sondern die Große Moschee in Sokodé.
- 2021
- März: Die EU hat die Nase voll von den undankbaren China-Freunden in Afrika. Sie löst die "Afrikanische Friedensfazilität" auf und ersetzt sie durch die "Europäische Friedensfazilität". Die Gelder fließen nun bevorzugt in Noch-nicht-EU-Staaten, die als "Beitrittskandidaten" für EU und NATO gelten (Georgien, Moldawien, Ukraïne) und ihre Waffen brav aus der EU bzw. den USA beziehen (die neue Fazilität läßt auch Direktlieferungen zu, um
alten Schrott Altbestände, die niemand mehr kaufen will, los zu werden), die sie zur brutalen Unterdrückung ihrer Minderheiten einsetzen. (Allein das - 2014 mit US-Unterstützung durch einen blutigen Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung an die Macht gelangte - jüdische Regime in Kiïw tötet im Donets-Becken 14.000 russisch-sprachige Zivilisten, verbietet den Gebrauch der russischen Sprache, verbrennt alle russisch-sprachigen Bücher und enteignet alle russisch-orthodoxen Kirchen und Klöster.) Als ein knappes Jahr später russische Truppen im Donets-Becken einrücken, betrachtet das lediglich die dumme Bevölkerung dort als "Befreiung"; alle anderen - insbesondere die EU-Bonzen - bezeichnen das als
"Putins
völlig unprovozierten Angriffskrieg gegen die Ukraïne" und pumpen über ihren Friedensfonds hunderte Milliarden vor allem deutscher Steuergelder in deren selbstmörderischen löblichen
"Abwehrkampf
gegen die russischen Besatzer".
1Die neuen Kolonialherren Mandatare hatten die Wirtschaft einseitig auf den Anbau von Kaffee und Kakao ausgerichtet, zweier nicht eben lebensnotwendiger Luxusgüter, die nach Ausbruch der Weltwirtschaftkrise Ende der 1920er Jahre kaum noch absetzbar waren. Andere Länder - auch unabhängige, wie z.B. Brasilien - hatten mit dem gleichen Problem zu kämpfen.
(Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Die Wirtschaft Kameruns war auch unter deutscher Schutzherrschaft defizitär gewesen, und zwar in jedem einzelnen Jahr von Anfang bis Ende. Da das Reich jedoch seine Schutzgebiete nicht ausbeuten, sondern zu "Musterkolonien" machen wollte, hatte es diese Defizite anstandslos gedeckt - wozu weder Großbritannien noch Frankreich bereit waren.)
2Dikigoros meint damit die im 20. Jahrhundert geschriebenen Bücher. Er will nicht ausschließen, daß die Bibel, der Koran und einige im 19. Jahrhundert verfaßte Werke noch häufiger gelesen wurden. (Nicht berücksichtigt sind ferner Comics von
Walt Disney,
Rolf Kauka und/oder
Albert Uderzo :-)
3.
4.
5.
6Entwicklungshilfe-Abkommen gab es wohlgemerkt schon früher. Allerdings war das (oft als "Vorläufer von Lomé" bezeichnete) Abkommen von Yaoundé [Jaunde] - Hauptstadt des ehemaligen deutschen Schutzgebiets
Kamerun) -, das 1963 geschlossen und 1969 verlängert wurde, noch nicht das
Faß ohne Boden,
zu dem sich die Abkommen von Lomé und von Cotonou (oft als "Nachfolger von Lomé" bezeichnet) auswachsen sollten. Bis 1975 flossen insgesamt weniger als 2 Milliarden US-$ Entwicklungshilfe aus der EWG in die damals 18 afrikanischen Empfänger-Staaten, davon "nur" ca. 20% aus der BRD. Nach dem Anfang 1975 geschlossenen "Georgetown Agreement" aller Negerstaaten in Afrika, der Karibik und der Pazifik-Region erweiterte sich durch das Lomé-Abkommen nicht nur der Kreis der Empfänger, sondern auch die Höhe der Leistungen beträchtlich. Zur direkten "Entwicklungshilfe" und
"Krediten"
à fond perdu - die längst die Milliardengrenze p.a. überschritten haben -, kamen zusätzlich eingerichtete "Sondertöpfe" wie der STABEX-Fonds und der Europäische Entwicklungsfonds, der zu 25% aus deutschen Steuergeldern finanziert wird. Korrekterweise ist anzumerken, daß diese Leistungen fast vollständig nach Europa "recycelt" werden: Der größte Teil fließt in Waffenkäufe, ein kleinerer Teil in Lebensmittel-Importe, und der Rest wandert auf Privatkonten der regierenden Neger-Häuptlinge in der Schweiz und Liechtenstein (die freilich nicht zu den Geber-Ländern zählen, also indirekt die Haupt-Profiteure jener Abkommen sind :-)
7Dikigoros will auch hier keinen falschen Eindruck erwecken. Eyadéma betrieb - jedenfalls im Vergleich zu anderen Machthabern der "Dritten Welt" im allgemeinen und Afrikas im besonderen - allenfalls einen moderaten Personenkult. Die oben abgebildete Münze war lange Zeit die einzige, die sein Konterfei trug. Erst anno 2003 - zum runden 36. Regierungs-Jubiläum - erschien eine zweite Gedenkmünze auf ihn.
Ansonsten zierten die Sonderprägungen Togos während seiner Amtszeit vor allem deutsche Motive: Segelschiffe, Bundespräsidenten, Bundeskanzler u.a. "Berühmtheiten" wie
Luther,
Einstein,
Schweitzer, Planck,
Dürer,
Schiller und
Goethe. (Wahrscheinlich ist keine dieser Münzen - weder die mit noch die ohne Eyadémas Charakterkopf - jemals nach Togo gelangt; sie wurden allesamt in Europa geprägt und wohl direkt an ausländische Sammler verkauft :-)
8.
9Dem Vernehmen nach haben die beiden Kontrahenten ihre zahlreichen Brüder und Halbbrüder ermorden lassen. (Nicht etwa wechselseitig, sondern jeweils die eigenen :-) Über Eyadémas Familienleben ist partout nichts Verläßliches in Erfahrung zu bringen. Die Schätzungen reichen von "drei Ehefrauen und einem Dutzend Kindern" bis zu "einem Harem aus rund 1.000 Frauen und unzähligen Kindern." Das im www kursierende Foto, das ihn neben einer Frau inmitten von 11 Kindern (alles Jungen - Mädchen zählen nicht :-) zeigt, überzeugt Dikigoros nicht: Jene alte Frau kann schwerlich die leibliche Mutter jener z.T. noch sehr jungen Kinder sein.
Von seinem Sohn und Nachfolger Faure kennt man dagegen 18 Ehefrauen namentlich, darunter mehrere weiße "Models". Zusätzlich soll er einen Harem von Frauen unterhalten, die pro forma mit hohen Staatsbeamten und Managern von Staatsfirmen verheiratet sind. Hinter vorgehaltener Hand wird sein Regime als "Pornokratie" bezeichnet.
Anhang:
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