JERRY RAWLINGS

(22.06.1947 - 12.11.2020)

Von der Parteien Gunst und Haß ver-
wirrt, schwankt sein Charakterbild
in der Geschichte
(F. v. Schiller)

[Jerry Rawlings]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1947
22. Juni: Jeremiah ["Jerry"] John Rawlings wird als Sohn von Victoria Agbotui in Accra (Goldküste) geboren. Sein mutmaßlicher Vater ist der schottische Apotheker James John Rawlings, der die Vaterschaft jedoch nie offiziell anerkennt. (Er ist mit einer anderen Frau verheiratet, die ihm eine solche Anerkennung verübeln könnte :-) Vielmehr trennt er sich noch im selben Jahr von seiner Maitresse.
Die "Gold Coast" ist ein Flickenteppich: Die Briten hatten die Niederlassungen, welche andere europäische Mächte (Portugal, Niederlande, Schweden, Dänemark, Brandenburg) im 17. und 18. Jahrhundert an der - überwiegend von Ewe (zu denen Jerrys Mutter zählt) und Fanti besiedelten - Küste errichtet hatten, im 19. Jahrhundert übernommen und diese 1874 zur "Kronkolonie" erklärt. Dieser hatten sie 1901 das fünf Jahre zuvor eroberte Reich der Ashanti (die wie die Fanti ein Akan-Volk, aber dennoch deren "Erbfeinde" sind) als "Protektorat" und die hauptsächlich von muslimischen Nomaden besiedelten "Nördlichen Territorien" hinzu gefügt, 1919, nach dem gewonnenen Ersten Weltkrieg auch noch die - ebenfalls überwiegend von Ewe bewohnte - Westhälfte des ehemaligen deutschen Schutzgebiets Togo. 1946 gaben sie ihrer Kolonie eine Verfassung. Zur Vorbereitung der Regierungsübernahme durch Eingeborene bildeten sie einen "Gesetzgebenden Rat", dem die Häuptlinge der größten Negerstämme angehörten.

[Karte Ghanas]

1954
Die Briten veranstalten Wahlen, aus denen der Fanti-Häuptling Francis Nwia-Kofi Ngonloma [der sich später "Kwame Nkrumah" nennt] als Sieger hervor geht, den sie zum Chef der Kolonialregierung machen.

1957
März: Nachdem es im Vorjahr zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen zwischen verfeindeten Stämmen gekommen ist, entläßt Großbritannien die Goldküste unter dem Namen "Ghana"* in die politische Unabhängigkeit.

1958-67
Rawlings besucht die Achimota Oberschule in Accra.
Seine schulische Karriere liegt im Dunkeln. Es ist schon nicht erklärlich, wie seine Mutter als "einfache Serviererin" den Besuch einer teuren Public School finanzierte. (Von einem Stipendium ist nichts bekannt.) Es ist auch unklar, ob Rawlings einen Abschluß machte, und wenn ja welchen. Einige behaupten, er habe die Schule aus disziplinarischen Gründen verlassen müssen, andere, seine schulischen Leistungen hätten nicht mal zum O-Level [dem Äquivalent der mittleren Reife] gereicht, geschweige denn zum A-Level. Das ist aber völlig unwahrscheinlich: Wäre er undiszipliniert gewesen, dann hätte man ihn wohl nicht erst mit 20 der Schule verwiesen; und einen Schulabbrecher ohne alles hätte die Luftwaffe schwerlich als Offiziersanwärter eingestellt. Rawlings muß schon irgendeinen qualifizierten Schulabschluß gehabt haben.

1960
Juli: Nkrumah erklärt Ghana zur "[Volks-]Republik" und sich selber zum Präsidenten. Von da an geht's bergab - sozial [Gleichschaltung der Stämme], politisch [Einparteienherrschaft] und wirtschaftlich [Verstaatlichung der Privatunternehmen, Vernachlässigung der Landwirtschaft zugunsten der Schwerindustrie]. Ghana lebt bald hauptsächlich von ausländischer Entwicklungshilfe, vor allem aus Großbritannien und der BRD.

1963
Ghana wird Gründungsmitglied der kriminellen VereinigungOrganisation Afrikanischer Einheit ("OAU"), die bald allgemein als "Klub der Diktatoren" bezeichnet wird.

1964
Nkrumah erklärt sich zum "Präsidenten" auf Lebenszeit.

1966
Während Nkrumah auf Auslandsreise in Asien weilt, wird er durch einen Armee-Putsch unter dem Ewe-General Kotoka gestürzt. (Er stirbt sechs Jahre später, ohne noch einmal nach Ghana zurück gekehrt zu sein.)

1967
April: Kotoka wird seinerseits bei einem - mißglückten - Armee-Putsch getötet.
August: Rawlings beschließt, Politiker Offizier zu werden, tritt als SaZ 12 in die Luftwaffe ein und beginnt seine Ausbildung an der Teshie Militärschule in Accra.

1968
März: Rawlings wird nach Takoradi versetzt.

1969
Januar: Rawlings wird zum Leutnant befördert.
(Nein, das ist nicht unglaubhaft. Auch in der Bundeswehr konnte man damals nach 15 Monaten + einer direkt angehängten Wehrübung zum Leutnant d.R. befördert werden.)

1972
Januar: Der Ashanti-General Acheampong putscht sich an die Macht.

1977
Rawlings heiratet seine Jugendliebe Nana Konadu Agyeman. (Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor.)

1978
April: Rawlings wird zum Flugleutnant** befördert.


1979
Mai: Rawlings unternimmt zusammen mit anderen Subaltern-Offizieren der Luftwaffe einen Putschversuch, der jedoch scheitert. Er wird wegen Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt.
(Bisweilen liest man: "... vor einem Militärgericht..." Das ist Unsinn. Ein Staatsstreich ist kein Fall für das Militärgericht, und Verfahren vor demselben sind nie öffentlich. Der Prozeß gegen Rawlings u.a. war jedoch öffentlich - das ist unstreitig.)
Juni: Kurz vor seinem Hinrichtungtermin wird Rawlings durch einen neuerlichen - diesmal erfolgreichen - Militärputsch befreit; statt dessen werden Afrifa, Acheampong und Akuffo nach kurzem Prozeß standrechtlich erschossen. Die Putschisten haben jedoch keine Regierungsambitionen, sondern schreiben Wahlen aus.
Juli: Der Zivilunke Zivilist Hilla Limann wird zum neuen Präsidenten gewählt.
Rawlings wird rehabilitiert und erhält nach Ablauf seiner 12-jährigen Dienstzeit einen "honorable discharge [ehrenhafte Entlassung]".

1979-81
Der politische Schlendrian - Korruption, Talfahrt der Wirtschaft pp. - geht auch unter der "demokratisch gewählten" Regierung weiter.
Rawlings gelangt zu der Erkenntnis, daß man Demokratie nicht essen kann - und "Parteien-Demokratie" schon gar nicht; die ist grundsätzlich ungenießbar.
(Heute herrscht das abstruse Dogma, daß nur die Frage, ob und wie viele politische Parteien zugelassen sind, über den Charakter einer Staatsform entscheide. Wer ohne sie regiert, sei ein "Diktator", ein "Tyrann" und, wenn er gar "dem Volk aufs Maul schaut", ein "Populist". Damals war jedoch der Satz des großen Historikers Ronald Syme - dessen Richtigkeit die Geschichte bestätigt hat - noch nicht vergessen, daß selbst die beste Partei bloß eine Art Verschwörung gegen das Gemeinwohl ist.)


1981
31. Dezember: Limann wird durch einen neuerlichen Militärputsch gestürzt.
Rawlings wird Vorsitzender des "Provisorischen Nationalen Verteidigungsrats", der die alte Regierung absetzt, das Parlament auflöst, die Verfassung suspendiert und die politischen Parteien verbietet.
Von da an geht's bergauf; der Saustall Ghana wird von Rawlings und seinen Mitstreitern gründlich ausgemistet.***

1982/83
Rawlings gelingt es, diverse [Gegen-]Putschversuche nieder zu schlagen.

1985-87
Dagegen gelingt es ihm nicht, die Verhandlungen zur friedlichen Wiedervereinigung Ghanas mit den - ebenfalls mehrheitlich von Ewe bewohnten - Nachbarstaaten Burkina Faso und/oder Togo erfolgreich abzuschließen. (Auf eine gewaltsame Lösung - die militärisch durchaus möglich wäre - verzichtet Rawlings.)

1992
April: Ghana erhält eine neue Verfassung, die Parteien wieder zuläßt, aber dem Präsidenten eine starke Position einräumt.
Rawlings gewinnt die Präsidentschaftswahl mit überwältigender Mehrheit.

1993
Januar: Rawlings wird erster Präsident der "4. Republik".

1996
Rawlings wird erneut zum Präsidenten gewählt.

2000
Da die neue Verfassung eine dritte Amtszeit desselben Präsidenten nicht zuläßt, tritt Rawlings ab**** und überläßt das Feld seinem Vizepräsidenten Atta-Mills - der die Wahlen prompt verliert.


seit 2001
Von da an geht es mit Ghana wieder langsam, aber stetig bergab.

2007
Anläßlich der für 'zig Millionen inszenierten Feiern zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas (die hauptsächlich vom Ausland finanziert werden) schreibt ein südafrikanischer Beobachter resigniert: "1957 hatte Ghana das gleiche Bruttosozialprodukt wie Südkorea.***** Aber während inzwischen Autos, Kühlschränke und Fernseher aus Südkorea zunehmend US-amerikanische, europäische und japanische Produkte vom Weltmarkt verdrängen, hat Ghana dort nach wie vor nichts anzubieten als Rohstoffe."

2009
Juni: Als der gebleichte Zombie schwule Päderast Kinderschänder und Drogenjunkie King of Pop Michael Jackson an einer Überdosis seines Lieblingsstoffs stirbt entblödet sich Rawlings nicht bezeichnet sich Rawling in einer Trauerrede als dessen großen Fan. (Er tritt damit in die Fußstapfen von Ronald Reagan.)

2013
Oktober: Rawlings wird nach langen Querelen von der Universität Tamale zum Dr.h.c. promoviert.******

2020
12. November: Jerry Rawlings stirbt in Accra. Er erhält ein Staatsbegräbnis.*******

[alle kirchlichen Würdenträger mit Corona-Narrenkappe vorm Maul!]


*Nach einem legendären Reich in der heutigen Sahelzone, das mit der Goldküste überhaupt nichts zu tun hatte.

**Dikigoros scheut eine andere als diese wörtliche Übersetzung, etwa mit einem deutschen Dienstgrad. Nach britischer Auffassung entspricht der "Flight Lieutenant" einem Hauptmann der Infanterie bzw. Kapitänleutnant der Marine. Bei der NATO wird er allerdings nur als "O2" geführt, was einem Oberleutnant entspricht.
Im übrigen ist auch Rawlings' militärische Karriere rätselhaft. Es wird z.B. behauptet, daß er den Offizierslehrgang als Jahrgangsbester abgeschlossen und sogar einen Preis für hervorragende fliegerische Leistungen gewonnen habe. Aber das paßt schlecht zu der Tatsache, daß er danach in der Provinz Dienst tun mußte und 9 Jahre lang nicht mehr befördert wurde.

***Später machte die Schmieren-Journaille Rawlings ausgerechnet dieses Ausmisten - für das er vom Volk geliebt wurde - zum Vorwurf: Er setzte korrupte Richter[innen] ab und legte den Schwarzmarkt-Sumpf trocken. Wohlgemerkt, Dikigoros weiß, daß Schwarzmärkte bisweilen notwendig sind, wenn z.B. ein sozialistisches Regime gewisse Güter nicht oder nicht genügend zur Verfügung stellt, weshalb sie nur dort zu bekommen sind. (Und gerade in Afrika gab und gibt es dafür ja mehr als ein Beispiel.) Aber wenn Lebensmittel u.a. Güter des täglichen Bedarfs, die eigentlich in ausreichender Menge vorhanden sind, von Spekulant[inn]en aufgekauft und gehortet werden, um das Angebot künstlich zu verknappen und die Preise hoch zu treiben, dann muß der Staat eingreifen. Entgegen jener Kritikaster-Journaille hatte das auch nichts mit "Gewalt gegen Frauen" zu tun; in Ghana waren und sind die Lebensmittelmärkte - auch die legalen - fast ausschließlich in der Hand von Frauen; und Richterin wurde eine Frau in der Regel nicht wegen ihrer juristischen Kompetenz, sondern weil sie mit dem richtigen Politiker ins Bett gegangen war. Im übrigen wären die Betroffenen anderswo in Afrika weitaus schlimmer bestraft worden: Rawlings' Marktpolizei beschlagnahmte nur ihre Waren (ohne sie in die eigene Tasche zu stecken!) und ließ sie nackt auspeitschen (dto die Minderheit der männlichen Schwarzhändler); aber sie wurden nicht ins Gefängnis geworfen oder gar hingerichtet, wie sie es eigentlich verdient hätten: Wer Menschen in den Hungertod treibt, ist ein Mörder (besonderes qualifizierendes Tatbestandsmerkmal: Grausamkeit, denn einen grausameren Tod als langsames Verhungern gibt es nicht), und darauf steht in allen vernünftigen Rechtsordnungen der Welt die Todesstrafe. Rawlings soll einmal gesagt haben: "Ich bin zwar kein Experte für Wirtschaft und kein Experte für Recht; aber ich bin ein Experte für Arbeiten mit leerem Bauch. Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit knurrendem Magen zu Bett zu gehen, ohne zu wissen, wann und wo man das nächste Mal etwas zu essen bekommt." Wenn man also Rawlings in diesem Punkt etwas vorwerfen kann, dann allenfalls seine übertriebene Milde.

****Hätte Joachim Fernau das noch mit erlebt, dann hätte er seine in "Caesar läßt grüßen" aufgestellte Behauptung, daß der Römer Sulla der erste und letzte Diktator war, der seinen Posten freiwillig räumte, revidieren müssen. Beide Male war der (sicher gut gemeinte) Rücktritt ein verhängnisvoller Fehler - nicht für die Ex-Diktatoren, die ihn wider Erwarten überlebten, aber für "ihre" Länder.

*****2007 betrug das Bruttosozialprodukt Südkoreas 473 Milliarden US-$, das Ghanas etwas über 5 Milliarden US-$. Das sollte sich jedoch nach wohlwollenden Prognosen bald ändern. Im selben Jahr entdeckten ausländische Prospektoren vor der Küste Ghanas große unterseeische Erdölvorkommen. Im Vorgriff darauf strich die Weltbank Ghana 2010 von der Liste der höchst verschuldeten und ärmsten Länder; daß die auf Ghana entfallenden Anteile an den Einnahmen aus dem Ölgeschäft fast ausschließlich auf den Auslandskonten einiger korrupter Negerhäuptlinge ausgesuchter Staatsmänner und Spitzenpolitiker landen werden, wurde dabei geflissentlich ignoriert. Als großer Fortschritt wurde dagegen gefeiert, daß die "Kinderarbeit" auf den Kakao-Plantagen durch einen weltweiten Boykott beseitigt wurde - der zum Zusammenbruch der gesamten Kakao-Produktion in Ghana und zu einer Verdoppelung der Weltmarktpreise führte. Geflissentlich übersehen wurde wiederum, wo die Kinder nun statt dessen arbeiten: Sie sammeln Elektroschrott auf den Müllhalden des Landes, insbesondere in Agbogbloshie, einem Vorort der Hauptstadt Accra, der als Afrikas giftigste Mülldeponie gilt; Ghana erhielt anno 2009 den wenig schmeichelhaften Beinamen "Schrottplatz der Welt".

Nach dem ZusammenbruchZurückgehen der völlig überhöhten Ölpreise auf dem Weltmarkt wurde das - nun nicht mehr rentable - Projekt einer Ölförderung vor Ghanas Küsten eingemottet; die Entwicklungshilfe-Zahlungen, Bürgschaften und Kredite à fond perdu wurden wieder aufgenommen, wobei sich die BRDDR - sowohl direkt als auch indirekt über die Weltbank - besonders hervor tat und tut. Aber noch immer steht in einem Park in Accra das überdimensionale Schild mit einem Rawlings-Zitat, das zum Ausdruck bringt, wie er über Entwicklungshilfe dachte:


"NIEMAND KANN DIESES LAND FÜR UNS ENTWICKELN
ANDERE LÄNDER KÖNNEN UNS NUR HELFEN ZU TUN
WAS WIR SELBER UNS ENTSCHLOSSEN HABEN ZU TUN"

******Rawlings' Verhältnis zu solchen u.a. ["Ehren"-]Titeln erhellt sich am ehesten aus dem halb-amtlichen Briefkopf, den er bis an sein Lebensende führte. Unter dem Staatswappen steht dick und fett: "Flugleutnant a.D. Jerry John Rawlings". Darunter in Klammern und kleingedruckt: "(früher Präsident der Republik Ghana)". Den Dr.-Grad führte er nie.

*******Wenig später setzen Lügenmedien - allen voran die BBC - das Gerücht in die Welt, Rawlings sei am Grippe-Virus "Covid19" gestorben, da er drei Wochen zuvor am Begräbnis seiner Mutter teilgenommen habe, ohne eine "Anti-Corona-Schutzmaske" zu tragen und ohne den obligatorischen Mindestabstand von 1,50 m zu anderen Trauergästen einzuhalten - dies, obwohl Fotos das Gegenteil belegen.

[Rawlings und seine Frau beim Begräbnis seiner Mutter]

Angesichts der weltweiten Corona-Diktatur mit ihrem Lockdown-Terror und ihren oft tödlichen Pseudo-Impfungen wirkt der Vorwurf, Rawlings sei ein Diktator gewesen, geradezu lächerlich..


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