Gnassingbé Eyadéma

(26.10.1935 - 05.02.2005)

[Gnassingbé Eyadéma]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

19351
26. Dezember: Étienne Eyadéma Gnassingbé kommt in Pya nahe Kara2 zur Welt. Die Region liegt im Hinterland der "Sklavenküste", so genannt, weil von dort - wie aus dem östlichen Nachbarland "Nigeria" - seit dem 16. Jahrhundert bevorzugt Negersklaven nach Amerika exportiert wurden. Nachdem "Togoland" ab 1884 als deutsches Schutzgebiet eine kurze Zeit des Friedens und der wirtschaftlichen Blüte erlebte, ist es 1919 durch den Diktatfrieden von Versailles als KolonieVölkerbunds-Mandat zwischen der britischen Goldküste (später "Ghana") und Französisch West-Afrika ("A.O.F.") aufgeteilt worden.



Die Franzosen haben ein brutales Besatzungsregime eingeführt, die von den Deutschen - die aus Togo eine "Musterkolonie" hatten machen wollen - aufgebaute Infrastruktur zerstört, alle deutschen Schulen geschlossen und den Gebrauch der deutschen3 Sprache bei Todesstrafe verboten - ähnlich wie im gleichzeitig wieder annektierten Elsaß-Lothringen.


1941-43
Eyadéma besucht die 1. Klasse der katholischen Volksschule in Pya. Nachdem er zweimal sitzen geblieben ist, muß er abgehen.

1943-53
Eyadéma arbeitet auf einer Baumwollplantage in Kara.

1954-62
Eyadéma dient als Mannschaftsdienstgrad in der französischen Armee. Er nimmt am Indochina-Krieg und am Algerien-Krieg teil.

1956
August: Frankreich gewährt Togo weitgehende innere Autonomie.
September: Nachdem die "Togolesische Fortschritts-Partei [PTP]" die Wahlen gewonnen hat, wird deren Gründer, der MulatteBauingenieur Nicolas Grunitzky - Sohn eines Kolonialbeamten aus Preußisch-Polen und einer togolesischen Häuptlingstochter - "Premierminister".

1958
Mai: Nach Neuwahlen, die das "Komitee der togolesischen Einheit [CUT]" gewinnt, wird dessen Gründer, der olympische WaldschratSylvanus Olympio - rein zufällig4 Grunitzkys Schwager -, neuer Premierminister.

1960
April: Frankreich entläßt seine westafrikanischen Kolonien - so auch Togo - in die vollständige Unabhängigkeit. (Sie bleiben gleichwohl der EWG assoziiert und genießen durch sie sämtliche Vorteile - vor allem umfassende Subventionierung ihrer landwirtschaftlichen Produkte durch deutsche Steuergelder - ohne wechselseitige Verpflichtungen.) Togo erhält eine Präsidialverfassung nach französischem Muster.


September: Bei Präsidentschaftswahlen setzt sich Sylvanus Olympio gegen den von Frankreich favorisierten Grunitzky durch.


1962
Nachdem die Mohren ihre Schuldigkeit getan haben (oder auch nicht - Frankreich hat beide Kriege, die es bis zum vorletzten Neger und bis zum vorletzten Elsässer geführt hat, verloren), entläßt es auch die überlebenden Kolonial-Soldaten und schickt sie nach Hause - wo man inzwischen der deutschen Schutzgebietszeit mehr denn je nachtrauert.


Eyadéma verläßt die Armee mit dem Charakter eines Corporals. (Er tritt jedoch in Togo als "Sergeant a.D." auf - was ja dort nach dem Abzug der Franzosen niemand mehr so genau nachprüfen kann :-) Sylvanus Olympio - ein sparsamer Mann - denkt gar nicht daran, die knapp 700 abgemusterten Veteranen der französischen Kolonial-Armee in die eigenen Streitkräfte zu übernehmen, sondern glaubt, statt dessen mit einer kleinen Polizeitruppe von 300 Mann auskommen zu können (wie einst die naiven Deutschen bis 1914). Es zeigt sich bald, daß er am falschen Ende gespart hat.

1963
Januar: Eyadéma beteiligt sich an einem (wahrscheinlich mit Billigung - andere meinen sogar auf Veranlassung - de Gaulles unternommenen) Putsch arbeitsloser ehemaliger Kolonial-Soldaten, die den Waldschrat in den Olymp schicken Sylvanus Olympio ermorden und Grunitzky zum neuen Präsidenten machen, der alle alten Kämpfer in seine neue Armee übernimmt, um eine "nationale Wiederversöhnung" herbei zu führen.

[Einheit und nationale Wiederversöhnung]

1965
Eyadéma wird zum Oberstleutnant befördert und zum Generalstabschef ernannt - eine steile Karriere, die ihm aber noch nicht genügt.

1967
Januar: Die Armee putscht erneut und schickt auch Grunitzky in die ewigen Jagdgründe.5
April: Eyadéma wird Präsident, Ministerpräsident und Verteidigungsminister in Personalunion; außerdem befördert er sich zum General.


1969
Da das Vorhandensein politischer Parteien inzwischen weltweit als Indiz besonders guter Demokratien gilt, gründet Eyadéma eine neue - das "Rassemblement du peuple togolais [Vereinigte togolesische Volkspartei] (RPT)" - und läßt von da an alle paar Jahre "Wahlen" abhalten, die er stets mit überwältigender Mehrheit gewinnt, zumal nachdem er

1972
alle Oppositionsparteien verboten hat. (Eine nachträgliche Volksabstimmung hat dies mit 95% der abgegebenen Stimmen gut geheißen :-)

1974
Januar: Eyadéma überlebt einen Flugzeugabsturz in der Nähe von Sara-Kawa. Er führt diesen auf ein Attentat finsterer ausländischer Mächte zurück und nimmt ihn zum Anlaß, die bisher im Eigentum französischer "Kapitalisten" stehenden Fosfat-Minen zu enteignen verstaatlichen. Die französische Regierung (Präsident Valéry Giscard d'Estaing, Premierminister Pierre Messmer/ Jacques Chirac) nimmt ihm das jedoch nicht sonderlich übel (andere Negerhäuptlinge schwarzafrikanische Machthaber leisten sich schließlich in jenen Tagen weit Schlimmeres :-).
Er läßt dortselbst ein Denkmal auf seine wunderbare Errettung aufstellen.


1975
Februar: In Togos Hauptstadt Lomé wird ein "Handelsabkommen" zwischen der EWG und den AKP-Staaten geschlossen, von dem Togo in besonderem Maße profitiert. Die "Lomé-Konvention" wird bald zum Synonym für fehlgeleitete "Entwicklungshilfe" und das Gebäude der kurz zuvor gegründeten "Handels- und Industriebank Togos [BTCI]" dortselbst zu ihrem weithin sichtbaren Symbol.6


1977
Januar: Eyadéma läßt den 10. Jahrestag seiner Machtergreifung mit großem Pomp feiern.7


1979
Oktober: In Lomé wird ein weiteres "Handelsabkommen" zwischen der - inzwischen in "EG" umbenannten - EWG und den AKP-Staaten geschlossen ("Lomé II"), das die Leistungen der ersteren an die letzteren erheblich ausweitet. Als "Gegenleistung" fordern die Europäer "Demokratisierung". Daher führt Eyademá im
Dezember wieder eine Quasselbudeein Parlament ein, bestehend aus 67 "Abgeordneten" seines RPT, die auf einer vom "Wähler" unbeeinflußbaren Einheitsliste stehen (ähnlich wie die Landeslisten in der BRD :-), für die nur mit "ja" oder "nein" gestimmt werden kann - Oppositionslisten gibt es nicht.

1984
März: Zur Feier des 100. Jahrestages der Erhebung Togos zum deutschen Schutzgebiet reist Eyadéma in die BRD, wo ihm von Franz-Josef Strauß "als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für seine hervorragenden Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayrische Volk" der Bayerische Verdienstorden verliehen wird.8

[(Gustav) Nachtigal, ich hör' dir tapsen...]

Dezember: In Lomé wird erneut ein Entwicklungshilfe-Abkommen zwischen EU- und AKP-Staaten geschlossen ("Lomé III"), wiederum mit erhöhten Leistungen.

1986
Eyaméda überlebt ein von Ghana aus organisiertes Attentat. (Auch in Ghana stellen die Ewe die Bevölkerungsmehrheit; daher gibt es dort anhaltende Bestrebungen, Togo zu annektieren eine "Wiedervereinigung" mit Togo herbei zu führen.) Frankreich schickt Truppen, die einen offenen Krieg zwischen den beiden Staaten verhindern.

1989
Dezember: In Lomé wird ein weiteres, noch höher dotiertes Entwicklungshilfe-Abkommen zwischen EU und AKP geschlossen ("Lomé IV").


1990
Oktober: Von der Hauptstadt Lomé ausgehend kommt es zu Streiks und schweren Unruhen vor allem im Süden des Landes. Die Mehrheit der Ewe fühlt sich benachteiligt, da Eyadéma fast alle Schlüsselpositionen in Militär, Wirtschaft und Verwaltung mit Kabiyés besetzt hat. Eyadéma läßt daraufhin Oppositions-Parteien zu.

1991
August: Eine aus regionalen Wahlen hervor gegangene "National-Konferenz" von 800 Abgeordneten ernennt den Ewé Joseph Koffigoh zum Premier-Minister, arbeitet eine neuen Verfassung aus, wonach der Präsident nur noch repräsentative Aufgaben hat, und schreibt allgemeine Wahlen für das nächste Jahr aus.

1992
Der Wahlkampf eskaliert zum blutigen Bürgerkrieg zwischen den Ethnien, in dem weite Teile des Landes verwüstet werden.
November: Die Armee putscht erneut, jagt Koffigoh und die Jecken aus der Quasselbude zum Teufel und überträgt die oberste politische Macht wieder auf den Präsidenten Eyadéma.

1993
Januar: Eyadéma läßt die nicht enden wollenden wilden Streiks und gewalttätigen "Demonstrationen" vom Militär nieder schlagen. Der Frieden im Lande wird um den Preis von ein paar Dutzend toten Revoluzzern (alle Schätzungen - selbst die der Opposition - bewegen sich im niedrigen zweistelligen Bereich) wieder hergestellt. (Allerdings emigrieren viele Ewé - Schätzungen gehen von 100.000 bis zu einer Viertelmillion aus - anschließend in die Nachbarländer Ghana und Bénin.)
Die EU nimmt dies zum Anlaß, die Entwicklungshilfe für Togo zu streichen"einzufrieren".
August: Eyadéma wird (ohne Gegenkandidaten :-) mit knapp 95% der abgegebenen Stimmen erneut zum Staatspräsidenten "gewählt".

1994
Februar: Bei Neuwahlen zur wieder eingerichteten Nationalversammlung gewinnt überraschend die Opposition. Eyadéma macht zähneknirschend den Führer der Togolesisch-Demokratischen Union ("UTD") zum Minister-Präsidenten - der freilich unter der "neuen" alten Verfassung nicht viel zu sagen hat.

1995
Eyadéma greift seinem alten Gönner Chirac - inzwischen nur noch Bürgermeister von Paris - finanziell unter die Arme und spendiert ihm - aus Geldern der deutschen Entwicklungshilfe - schlappe 17 Milliarden Togo-Francs (ca. 52 Millionen DM) für seinen Präsidentschaftswahlkampf. Der Erfolg bleibt nicht aus.


1996
Die Machtergreifung des Luftwaffen-Offiziers Jerry Rawlings - der einen Schotten zum Vater und eine Ewe zur Mutter hatte - in Ghana ermöglicht eine Versöhnung zwischen den "erbfeindlichen" Nachbarländern, die in Lomé besiegelt wird.
(Vorübergehend ist sogar eine friedliche Wiedervereinigung angedacht; diese zerschlägt sich jedoch, wohl weniger wegen ethnischer Gegensätze als wegen unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Vorstellungen.)
Kurz vor dem wirtschaftlichen Bankrott stehend, reprivatisiert Eyadéma die Baumwoll-Plantagen und die Fosfat-Minen. Die EU nimmt daraufhin ihre Entwicklungshilfe-Zahlungen wieder auf.

1998
Juni: Eyadéma läßt sich erneut zum Präsidenten wählen.

1999
März: Eyadémas RPT gewinnt bei einer - von den Oppositionsparteien boykottierten - Parlamentswahl alle Sitze in der Nationalversammlung.
Amnesty International fühlt sich daraufhin bemüßigt, Eyadémas Herrschaft als "Terror-Regime" zu bezeichnen. Einige selbsternannte "Beobachter" der EU schließen sich dem an. Um die für Togo überlebenswichtigen Entwicklungshilfe-Zahlungen nicht erneut zu gefährden, muß sich Eyadéma verpflichten, im nächsten Jahr Neuwahlen abzuhalten, bei denen der Opposition eine bestimmte Zahl von Abgeordneten-Mandaten von vornherein garantiert wird.

2000
März: die Parlamentswahl ändert nichts an der Machtstellung Eyadémas bzw. der Ohnmachtstellung der Nationalversammlung.

2003
Juni: Ungeachtet der ihm vier Jahre zuvor abgepreßten Verzichtserklärung läßt sich Eyadéma erneut zum Präsidenten wählen.

2004
Die Leser des Nachrichten-Magazins New Afrikan wählen die 100 "größten Afrikaner des 20. Jahrhunderts". Auf die drei Spitzenplätze kommen so illustre Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Robert Mugabe und Kwame Nkrumah. Eyadéma kann sich nicht plazieren.


Da über das Lomé-Abkommen noch nicht genug Geld nach Afrika fließt, gründet die EU die "Afrikanische Friedensfazilität", mit der - wie schon der Name sagt - militärische "Friedenseinsätze" von der EU genehmen Regimes gegen der EU nicht-genehme Regimes finanziert werden sollen. (Die direkte Lieferung von Waffen, Munition u.a. Kriegsgerät ist allerdings nicht vorgesehen; die Empfänger müssen sie mit den zur Verfügung gestellten Geldern selber kaufen, was sie - entgegen allen Erwartungen - vorzugsweise in Rotchina tun, wo sie billiger sind als in der EU und/oder den USA :-)
Nachdem jetzt alles so schön friedlich ist, wird vor den Toren Lomés ein Denmal mit einer elefantösen großen Friedenstaube auf einer kleinen Weltkugel errichtet.


2005
05. Februar: Gnassingbé Eyadéma stirbt auf einer Flugreise nach Frankreich bei einem Zwischenstop in Tunesien - angeblich an einem Herzinfarkt. Die Leiche des mit über 38 Amtsjahren dienstältesten Staatsoberhaupts Afrikas (ein Rekord, der erst zwei Jahre später von Mu'ammar äl-Ģađđāfī übertroffen wird) wird nach Togo überführt und in Pya begraben.


Immer-noch-Präsident Chirac sagt in seiner Trauerrede, daß Frankreich und er einen persönlichen Freund verloren haben.
Um die Macht in Togo streiten fortan sein Sohn Faure Gnassingbé Eyadéma und der aus dem Exil zurück gekehrte Sohn des ermordeten Waldschrats, Gilchrist Olympio.9 Das Land versinkt in Chaos10 und BürgerkriegenStammeskriegen zwischen den Völkern im Süden und im Norden. Die zweitgrößte Ethnie im Lande sind inzwischen nicht mehr die Kabiyé, sondern die Kotokoli; die zweitgrößte Stadt ist nicht mehr Kara, sondern deren Hochburg Sokodé; die zweitgrößte Religion - nach dem Voodoo-Kult - ist nicht mehr das Christentum, sondern der Islam. Religiöses Wahrzeichen Togos ist nicht mehr die - noch unter den Deutschen erbaute - Herz-Jesu-Kathedrale in Lomé, sondern die Große Moschee in Sokodé.


2021
März: Die EU hat die Nase voll von den undankbaren China-Freunden in Afrika. Sie löst die "Afrikanische Friedensfazilität" auf und ersetzt sie durch die "Europäische Friedensfazilität". Die Gelder fließen nun bevorzugt in Noch-nicht-EU-Staaten, die als "Beitrittskandidaten" für EU und NATO gelten (Georgien, Moldawien, Ukraïne) und ihre Waffen brav aus der EU bzw. den USA beziehen (die neue Fazilität läßt auch Direktlieferungen zu, um alten Schrott Altbestände, die niemand mehr kaufen will, los zu werden), die sie zur brutalen Unterdrückung ihrer Minderheiten einsetzen. (Allein das - 2014 mit US-Unterstützung durch einen blutigen Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung an die Macht gelangte - jüdische Regime in Kiïw tötet im Donets-Becken 14.000 russisch-sprachige Zivilisten, verbietet den Gebrauch der russischen Sprache, verbrennt alle russisch-sprachigen Bücher und enteignet alle russisch-orthodoxen Kirchen und Klöster.) Als ein knappes Jahr später russische Truppen im Donets-Becken einrücken, betrachtet das lediglich die dumme Bevölkerung dort als "Befreiung"; alle anderen - insbesondere die EU-Bonzen - bezeichnen das als "Putins völlig unprovozierten Angriffskrieg gegen die Ukraïne" und pumpen über ihren Friedensfonds hunderte Milliarden vor allem deutscher Steuergelder in deren selbstmörderischen löblichen "Abwehrkampf gegen die russischen Besatzer".


1Nach anderen Quellen: 1930, 1931, 1932, 1933 oder 1934.

2Kara war damals die zweitgrößte Stadt des Landes nach Lomé und ist bis heute Hauptstadt der gleichnamigen Region, die hauptsächlich von Kabiyé ["Steinbauern"] bewohnt wird, einem von 48 anerkannten Volksstämmen Togos, dem auch Eyadéma angehörte. Mit rund 1 Mio Angehörigen (ca. 20% der Bevölkerung) standen sie an zweiter Stelle nach den Ewe (ca. 45%), die überwiegend an der Küste leben und eine völlig andere Sprache sprechen.

3Dikigoros will hier keinen falschen Eindruck erwecken: Die französischen BesatzerVölkerbunds-Treuhänder verboten den Togolesen ab 1920 höchstvorsorglich auch den Gebrauch der englischen Sprache, ab 1922 schließlich den Gebrauch aller anderen Sprachen als der französischen - ausdrücklich auch den aller Eingeborenen-Sprachen und -Dialekte.

4Das meint Dikigoros keineswegs ironisch - die beiden hatten sonst tatsächlich wenig miteinander gemeinsam. S.O. war ein Sohn von Chico Olympio, einem schwarzen (!) Sklavenhändler aus Brasilien, der zusammen mit seinem Bruder Octaviano 1882 in Bea Beach das heutige Lomé gegründet hatte. Wiewohl die Brüder in britischen Diensten standen, ließen die toleranten Deutschen sie dort ungestört Handel treiben, machten Lomé 1897 sogar zur Hauptstadt des Schutzgebiets. Chico starb früh, aber Octaviano führte das Familien-Unternehmen fort und ebnete seinem Neffen Sylvanus später mit Beziehungen und großzügigen finanziellen Zuwendungen den Weg in die Politik. Der "Preuße" Grunitzky war für ihn nicht nur ein politischer Konkurrent, sondern auch ein persönlicher Feind.

5Das glauben jedenfalls die meisten Togolesen, die mehrheitlich dem Voodoo-Glauben anhängen. Tatsächlich floh Grunitzky über die Elfenbeinküste nach Frankreich, wo er 1969 "verunfallt" wurde. Die Franzosen waren ja nicht so sehr für ihn als vielmehr gegen Olympio, der in London Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, dann als Vertriebsleiter von Unilever für Togo zurück gekehrt war und keinen Hehl daraus machte, daß er das Land am liebsten aus der Franc-Zone lösen und womöglich sogar Ghana anschließen würde.

6Entwicklungshilfe-Abkommen gab es wohlgemerkt schon früher. Allerdings war das (oft als "Vorläufer von Lomé" bezeichnete) Abkommen von Yaoundé [Jaunde] - Hauptstadt des ehemaligen deutschen Schutzgebiets Kamerun) -, das 1963 geschlossen und 1969 verlängert wurde, noch nicht das Faß ohne Boden, zu dem sich die Abkommen von Lomé und von Cotonou (oft als "Nachfolger von Lomé" bezeichnet) auswachsen sollten. Bis 1975 flossen insgesamt weniger als 2 Milliarden US-$ Entwicklungshilfe aus der EWG in die damals 18 afrikanischen Empfänger-Staaten, davon "nur" ca. 20% aus der BRD. Nach dem Anfang 1975 geschlossenen "Georgetown Agreement" aller Negerstaaten in Afrika, der Karibik und der Pazifik-Region erweiterte sich durch das Lomé-Abkommen nicht nur der Kreis der Empfänger, sondern auch die Höhe der Leistungen beträchtlich. Zur direkten "Entwicklungshilfe" und "Krediten" à fond perdu - die längst die Milliardengrenze p.a. überschritten haben -, kamen zusätzlich eingerichtete "Sondertöpfe" wie der STABEX-Fonds und der Europäische Entwicklungsfonds, der zu 25% aus deutschen Steuergeldern finanziert wird. Korrekterweise ist anzumerken, daß diese Leistungen fast vollständig nach Europa "recycelt" werden: Der größte Teil fließt in Waffenkäufe, ein kleinerer Teil in Lebensmittel-Importe, und der Rest wandert auf Privatkonten der regierenden Neger-Häuptlinge in der Schweiz und Liechtenstein (die freilich nicht zu den Geber-Ländern zählen, also indirekt die Haupt-Profiteure jener Abkommen sind :-)

7Dikigoros will auch hier keinen falschen Eindruck erwecken. Eyadéma betrieb - jedenfalls im Vergleich zu anderen Machthabern der "Dritten Welt" im allgemeinen und Afrikas im besonderen - allenfalls einen moderaten Personenkult. Die oben abgebildete Münze war lange Zeit die einzige, die sein Konterfei trug. Erst anno 2003 - zum runden 36. Regierungs-Jubiläum - erschien eine zweite Gedenkmünze auf ihn.

Ansonsten zierten die Sonderprägungen Togos während seiner Amtszeit vor allem deutsche Motive: Segelschiffe, Bundespräsidenten, Bundeskanzler u.a. "Berühmtheiten" wie Luther, Einstein, Schweitzer, Planck, Dürer, Schiller und Goethe. (Wahrscheinlich ist keine dieser Münzen - weder die mit noch die ohne Eyadémas Charakterkopf - jemals nach Togo gelangt; sie wurden allesamt in Europa geprägt und wohl direkt an ausländische Sammler verkauft :-)

8Dies ist für den deutschenbayrischen Steuerzahler mit keinen größeren Kosten verbunden. Der Orden ist nicht dotiert, sondern berechtigt seinen Träger lediglich zur kostenlosen Inanspruchnahme gewisser Dienstleistungen, wie z.B. der Beförderung mit Schiffen der königlichfreistaatlich bayrischen Schiffahrt auf dem Starnberger See oder der Führung durch das Schloßmuseum Neuschwanstein.

9Dem Vernehmen nach haben die beiden Kontrahenten ihre zahlreichen Brüder und Halbbrüder ermorden lassen. (Nicht etwa wechselseitig, sondern jeweils die eigenen :-) Über Eyadémas Familienleben ist partout nichts Verläßliches in Erfahrung zu bringen. Die Schätzungen reichen von "drei Ehefrauen und einem Dutzend Kindern" bis zu "einem Harem aus rund 1.000 Frauen und unzähligen Kindern." Das im www kursierende Foto, das ihn neben einer Frau inmitten von 11 Kindern (alles Jungen - Mädchen zählen nicht :-) zeigt, überzeugt Dikigoros nicht: Jene alte Frau kann schwerlich die leibliche Mutter jener z.T. noch sehr jungen Kinder sein.

Von seinem Sohn und Nachfolger Faure kennt man dagegen 18 Ehefrauen namentlich, darunter mehrere weiße "Models". Zusätzlich soll er einen Harem von Frauen unterhalten, die pro forma mit hohen Staatsbeamten und Managern von Staatsfirmen verheiratet sind. Hinter vorgehaltener Hand wird sein Regime als "Pornokratie" bezeichnet.

10Die Zeitschrift "Africa Report" interviewte kurz nach Eyadémas Tod einen Taxifahrer aus Lomé und zitierte ihn wie folgt: "Ich habe immer Eyadéma gewählt... Die Stadt war sicher, man konnte 24 Stunden am Tag Taxi fahren und sogar nachts auf der Straße schlafen. Heute dagegen ist Lomé ein Chaos. Das hat uns die Demokratie gebracht. Nur Eyadéma konnte Togo Sicherheit, Frieden und Stabilität garantieren."


Anhang: 60 Jahre Unabhängigkeit: Togo und Benin


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