Gazi  Mustafa  Kemál
[seit 1934: Atatürk]
(1881 - 1938)

[Gazi M. (Mustafa) Kemál mit 50 -
ein von Alkoholexzessen und Kettenrauchen früh gealterter Greis]

"Geschichte studiert man nicht - Geschichte macht man!" (Friedrich der Große)

"Die Geschichte können wir nicht machen, aber aus ihr lernen." (Bismarck)

"Geschichte zu schreiben ist ebenso wichtig wie Geschichte zu machen.
Wenn der Schreiber dem Macher nicht treu ist, wird das Ergebnis
eine gefälschte Geschichte sein." (Mustafa Kemál Atatürk)

[Zitat von A.H.]

Tabellarischer Lebenslauf

zusammen gestellt, bebildert und
mit weiter führenden Links
versehen von Dikigoros

1881
Mustafa wird (vermutlich am 19. Mai) geboren als Sohn des Kaufmanns (Oberleutnants und Zollinspektors a.D. - das Osmanische Reich hat gerade einen Staatsbankrott hinter sich, steht unter internationaler Schuldenkuratel und kann seine Beamten nicht mehr ordentlich besolden -; die Angabe einiger Biografen, Mustafas Vater sei Lehrer gewesen, beruht auf einer Verwechslung mit seinem Onkel) Ali Rıza und dessen Frau Zübeyde im westthrakischen Selânik. [Saloniki - damals mit knapp 150.000 Einwohnern die nach Konstantinopel, Smyrna und Odessa viertgrößte griechische Stadt der Welt. Die Griechen, die im selben Jahr Thessalien annektiert haben, werden ihr später wieder den alten Gründungsnamen aus dem 4. Jahrhundert v.C. geben, "Thessaloníki", nach einer Tochter Filipps - und Halbschwester Alexanders - von Makedonien, der sie nach seinem Sieg über die Thessalier so nannte.] Drei ältere Geschwister sind vorverstorben.


1886
Mustafas Vater - entgegen dem fotografischen Anschein ein aufgeklärter, in religiösen Dingen toleranter Mann - setzt gegen die Mutter - entgegen dem fotografischen Anschein eine strenggläubige, konservative Frau - durch, daß sein Sohn eine weltliche Schule besucht. Die Hafenstadt Saloniki ist damals - ähnlich wie Odessa, Smyrna und Alexandria - stark jüdisch geprägt* und wirtschaftlich wie kulturell weitaus bedeutender als etwa die griechische Hauptstadt Athen.

1890
Mustafas Vater stirbt; sein Sohn muß die Schule verlassen (wie einige Biografen meinen, wegen Mittellosigkeit - der Schulbesuch kostete Geld -, wie andere meinen, aus disziplinarischen Gründen).

1893
Mustafa besteht - wiederum gegen den Widerstand der Mutter - die Aufnahmeprüfung zur Militärschule (theoretisch einer deutschen Cadettenanstalt vergleichbar - die osmanische Armee ist nach Aufständen der Yeniçeri ["Janitscharen"] zu Beginn des 19. Jahrhunderts und deren Liquidierung in den 1830er Jahren von preußischen Officieren reorganisiert worden) in Saloniki.

1895
Mustafa wechselt zur Militärschule in Monastır/Makedonien. Dort wird ihm - angeblich aufgrund hervorragender Leistungen im Fache Mathematik - der Beiname "Kemâl [der Hervorragende, der Perfekte**]" verliehen.
Der britische Plan, das Osmanische Reich unter dem Vorwand angeblicher "Armenier-Massaker" und "Christen-Greuel" (die seitdem immer wieder durch die westliche Propaganda-Presse geistern, bis sie 1945 vom "Holocaust" abgelöst werden) zu zerschlagen und unter den Kolonialmächten aufzuteilen, scheitert am Einspruch Deutschlands.


1899
Mustafa Kemál tritt in die Kriegsschule in İstanbul (theoretisch der deutschen Hauptcadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde vergleichbar) ein und besucht dort die Infanterieklasse. Unsolider Lebenswandel, vor allem Alkoholexzesse, prägen damals - nicht nur im Osmanischen Reich - das [angehende] Berufsmilitär, das mit den muslimischen Moralvorschriften (u.a. Alkoholverbot) wenig am Hutan der Lammfellmütze hat. Atatürk entwickelt sich aber nicht nur zu einem starken Trinker, sondern auch zu einem starken Tavlá- und Billard-Spieler.

1902
Mustafa Kemál wird zum Teğmen [Leutnant] befördert und tritt in die Kriegsakademie in İstanbul ein.

1905
Mustafa Kemál verläßt die Kriegsakademie als einer der besten Absolventen mit dem Range eines Yüzbaşı [Hauptmann]. Wegen Kontakten zu oppositionellen Kreisen wird er vorübergehend verhaftet und anschließend zur 5. Armee nach Damaskus strafversetzt.

1906
Mustafa Kemál gründet mit Gesinnungsgenossen die Bewegung "Vatan ve Hürriyet [Vaterland und Freiheit]".

1907
Mustafa Kemál wird zum Kolağaşı [etwa: Hauptmann A 12] befördert und zur 3. Armee nach Saloniki versetzt.
Dort tritt er dem (1891 in Genf gegründeten) "jungtürkischen" Geheimbund "Ittihat ve Terakki Cemiyeti [Vereinigungs- und Fortschritts-Komitee]" bei.

1908
Der Militäraufstand der "Jungtürken" in Saloniki unter Enver Paşa und Talât Paşa zieht Aufstände in Albanien und Arabien nach sich.
Die Nachbarstaaten nutzen die gute Gelegenheit: Griechenland annektiert Kreta (das seit 1898 formell unabhängig war); Ferdinand von Bulgarien (einem seit 1878 der Türkei nur noch tributpflichtigen Fürstentum, das seit 1885 auch Ostrumelien einschloß) ernennt sich zum Tsaren und kündigt die Tributpflicht auf; Österreich-Ungarn annektiert - in Absprache mit Rußland - Bosnien und Herzegowina (wo es seit 1878 "Schutzmacht" war).


1909
Mustafa Kemál nimmt am "Marsch auf İstanbul" der Jungtürken teil.
Sultán Abdül Hamid II wird zur Abdankung gezwungen; Nachfolger als Sultán wird sein Bruder Mehmed V.
Mustafa Kemál wird zum Kommandeur des 38. Infanterie-Regiments ernannt.

1910
Mustafa Kemál nimmt an der Niederwerfung von Aufständen in Albanien teil.
Mustafa Kemál vertritt die Türkei bei Manövern der französischen Armee.

1911
September: Mustafa Kemál wird zum Großen Generalstab in İstanbul abgeordnet.
November: Mustafa Kemál wird zum Binbaşı [Major] befördert und nach Tripolitanien [heute Libyen] abkommandiert, das die Italiener überfallen haben, um den "Verlust" - des damals noch weitgehend von italienischen Kolonisten besiedelten - Tunesiens (das Frankreich 1881 der Türkei abgenommen hatte) zu kompensieren.

[Kemal 1912]
1912
Januar: Mustafa Kemál bewährt sich im Krieg um Tripolitanien (u.a. Rückeroberung Tobruks), kann jedoch dessen Verlust an Italien letztlich nicht verhindern.
November: Mustafa Kemál wird an die Meerenge von Çanakkale versetzt.
Im 1. Balkankrieg gegen Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro verliert das Osmanische Reich Albanien, Makedonien (mit Mustafa Kemáls Geburtsstadt Saloniki - wo man von den neuen Herren freilich nicht gerade begeistert ist: als der griechische König Georg anreist, um sich seine Beute aus der Nähe anzuschauen, fällt er prompt einem Attentat zum Opfer), Thrakien ("Rumelien") und die Dodekánis-Inseln.

1913
Im 2. Balkankrieg gewinnt das Osmanische Reich wenigstens Ostthrakien mit seiner alten Hauptstadt Edirne [dem früheren Adrianopel und noch früheren Hadrianopolis] von Bulgarien zurück. Die Jungtürken unter Enver Paşa übernehmen de facto die Macht im Staat; Enver Paşa wird Kriegsminister; Talât Paşa Innenminister.
Nach den katastrofalen Leistungen der türkischen Streitkräfte in den Balkankriegen läßt das Osmanische Reich sein Heer von den Deutschen (General Liman von Sanders) und seine Flotte von den Briten (Admiral Limpas) neu organisieren.
Oktober: Mustafa Kemál - der einer Zusammenarbeit mit den Deutschen ebenso skeptisch gegenüber steht wie dem Bestreben, das Osmanische Reich als Vielvölkerstaat zu erhalten und zu reformieren - er selber ist Nationalist und träumt von einem starken, rein türkischen Nationalstaat - wird als Militärattaché in die bulgarische Hauptstadt Sofia abgeschoben.


1914
März: Mustafa Kemál wird zum Yarbay [Oberstleutnant] befördert.
August: Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs erklärt das Osmanische Reich seine Neutralität.
November: Die alliierten "Entente"-Mächte England, Frankreich und Rußland erklären dem Osmanischen Reich den Krieg, um sich die Meerengen und die arabischen Gebiete als Kolonien anzueignen.


1915
Juni: Mustafa Kemál wird zum Albay [Oberst] befördert.
August: Mustafa Kemál schlägt die wiederholten Angriffe der Alliierten auf die Dardanellen (Gallipoli) zurück und wird als "Retter İstanbuls" gefeiert.


Oktober: Die Alliierten überfallen das neutrale Griechenland und besetzen Saloniki, das bis auf die Grundmauern nieder gebrannt wird. Die Alliierten installieren ein Marionetten-Regime unter Elevthérios Venizélos, dem sie als Preis für den Kriegseintritt seiner "Gegenregierung" weite Gebiete des Osmanischen Reiches versprechen.

1916
Januar: Mustafa Kemál wird zum Kommandeur des XVI. Armeekorps ernannt.
April: Mustafa Kemál wird zum Brigade-General befördert, was mit der Verleihung des Titels "Paşa"*** verbunden ist.


1917
Juli: Mustafa Kemál wird zum Kommandeur der VII. Armee in Aleppo ernannt.
September: Mustafa Kemál verfaßt einen vernichtenden Lagebericht zum Zustand von Staat und Armee.
Dezember: Mustafa Kemál gehört zur Delegation des osmanischen Thronfolgers Mehmet, die von Kaiser Wilhelm, Feldmarschall v. Hindenburg und General Ludendorff zum Staatsbesuch in Bad Kreuznach empfangen wird.
(Er selber wird freilich nur vom jüdischen preußischen Generalleutnant v. Süßkind betreut und mit dem EK II abgespeist ausgezeichnet.)

1918
30. Oktober: Nachdem die osmanischen Truppen von den Alliierten bis an die heutigen Grenzen der Türkei zurück gedrängt worden sind und Sultán Mehmet V abgedankt hat, schließt dessen Bruder und Nachfolger, Sultán Mehmet VI, den Waffenstillstand von Mudros, der einer Kapitulation gleich kommt.
November: Mustafa Kemál kehrt nach İstanbul zurück.
Mustafa Kemál überwirft sich endgültig mit Enver Paşa, der nach Rußland geht, wo mittlerweile der Bürgerkrieg zwischen "Roten" und "Weißen" ausgebrochen ist.
Getreu seinem Spruch, daß das Schreiben ebenso wichtig wie das Machen von Geschichte ist, läßt Mustafa Kemál die "Armeniergreuel", die sich zwischen 1915 und 1917 ereignet haben sollen, Enver Paşa anlasten, was sich der Weltöffentlichkeit umso leichter verkaufen läßt, da dieser als besonders deutschfreundlich gilt. Andere weisen die Schuld jedoch anderen, mit Mustafa Kemál befreundeten Mitgliedern des "Vereinigungs- und Fortschritts-Komitee", wie Topal Osman, Sukru Kaya oder Abdül Halik Renda, zu.
[Wie es wirklich war, läßt sich heute nicht mehr genau rekonstruieren; es erscheint jedoch eher unglaubhaft, daß ausgerechnet Enver Paşa als Befürworter eines Vielvölkerstaates für die Massaker verantwortlich gewesen sein sollte. Ebenso unglaubhaft erscheint die offizielle Darstellung der heutigen Türkei, daß die armenischen Opfer nicht durch osmanische Truppen, sondern ausschließlich durch Überfälle arabischer und kurdischer "Räuberbanden" auf die Züge der Zwangsdeportierten, pardon "Umgesiedelten", verursacht wurden. Die Armenier selber verdächtigten zwei andere Generäle, die nach Kriegsende wie Enver Paşa vor Mustafa Kemál ins Ausland flohen, nämlich Talât Paşa - den sie 1921 in Berlin ermordeten - und Cemal Paşa - den sie 1922 in Tiflis ermordeten. Von ersterem soll es ein Telegramm geben, das zu den Massakern auffordert, dessen Echtheit jedoch von den Türken bestritten wird.]

1919
Die Alliierten betreiben nach der Demobilisierung der türkischen Streitkräfte die Zerschlagung des Osmanischen Reiches: England besetzt Palästina (das heutige Israel, Palästina und [Trans-]Jordanien) und Mesopotamien (den heutigen Irāq), Frankreich Syrien (einschließlich des heutigen Libanons).
April: Mustafa Kemál wird zum General-Inspekteur des Heeres ernannt.


Mai: Nach dem Einmarsch britischer und französischer Truppen in İstanbul, griechischer Truppen in İzmir, italienischer Truppen in West-Kilikien, armenischer Truppen in Nordost- und französischer Truppen in Südost-Anatolien (Türkisch-Kurdistan) verläßt Mustafa Kemál İstanbul, geht nach Samsun und beginnt von dort aus, den türkischen Widerstand zu organisieren, u.a. durch den heimlichen Aufbau einer "Nationalen Befreiungsarmee" aus "Kuvva-i-milliye"-Truppen (Freiwilligen-Verbände nach dem Muster der deutschen Freikorps).
Juli: Mustafa Kemál scheidet aus der regulären Armee aus.
Juli-September: Nach Kongressen in Erzurum und Sivas, die jeweils von Mustafa Kemál geleitet werden, verlangt die nationale Bewegung im "Nationalpakt" die Unabhängigkeit und das Selbstbestimmungsrecht aller türkischen Gebiete unter gleichzeitigem Verzicht auf nicht-türkische Randgebiete.
November: Mustafa Kemál gründet ein Repräsentativ-Komitee und wird dessen Vorsitzender.
Dezember: Mustafa Kemál geht nach Ankara.

1920
Januar: Der Sultán schreibt Neuwahlen aus; das neu gewählte Parlament bestätigt den "Nationalpakt".
März: Die Briten stellen İstanbul unter Militärverwaltung und zwingen das Parlament zur "Selbst"-Auflösung.
April: Mustafa Kemál wird von der "Großen Nationalversammlung", die sich in Ankara als Gegenregierung konstituiert hat, zum Präsidenten und Premierminister gewählt.
Mai: Die offizielle Regierung des Sultáns in İstanbul verurteilt Mustafa Kemál in absentia zum Tode.
Juni: Die Alliierten diktieren den "Friedensvertrag" von Sèvres: Die Türkei soll Ostthrakien (einschließlich Gallipoli), die ägäischen Inseln und Smyrna (mit Hinterland) an Griechenland abtreten, Syrien und Ost-Kilikien an Frankreich, Mesopotamien und Palästina an England (das zugleich "Schutzmacht" von Hedschas [heute: Sa'udi-Arabien] wird), Rhodos und Antalya (mit Hinterland) an Italien, die Unabhängigkeit Armeniens und die Autonomie Kurdistans anerkennen, das Heer auf 50.000 Mann reduzieren, Reparationen in unbegrenzter Höhe zahlen, "Kriegsverbrecher" ausliefern usw.
Juli: Die "Große Nationalversammlung" verweigert die Ratifizierung des Diktatfriedens von Sèvres. Mustafa Kemál bringt ein Bündnis mit der Sowjet-Union zustande, die seiner Gegenregierung militärische Hilfe ("Berater") schickt.
August: Die Regierung des Sultáns in İstanbul unterzeichnet den Diktatfrieden von Sèvres.

1921
Das Jahr des großen Verrats auf allen Seiten: Mustafa Kemál verrät seine sowjetischen Verbündeten an die Engländer und Franzosen (welche in Rußland auf Seiten der "Weißen" stehen, weil die - anders als die "Roten" - bereit sind, die Schulden des Tsarenreichs bei den Alliierten anzuerkennen), die im Gegenzug ihre griechischen Verbündeten verraten und sie alleine auf Ankara marschieren lassen, während sie selber ihre Truppen abziehen und sich auch um das Schicksal der Armenier nicht mehr kümmern.
August-September: Mustafa Kemál besiegt die griechischen Invasionstruppen in der dreiwöchigen Schlacht am Sakarya (einem Fluß südlich Ankaras). Das Parlament in Ankara ernennt ihn daraufhin zum "Müşür" [etwa: Feldmarschall; der Dienstgrad lautet heute "Mareşal"] und verleiht ihm den Ehrentitel "Gazi" [vom arabischen Ģazi, Vernichter der Ungläubigen], der zwar für einen dem İslâm nicht sonderlich nahe stehenden Weltmann eher unpassend erscheint, den Mustafa Kemál jedoch seitdem regelmäßig vor seinem Namen führt (während er auf den Titel "Paşa" nach seinem Namen zeitlebens weniger Wert legt; im Zuge seiner Reformen wird er diesen Titel ganz abschaffen).


1922
August: Mustafa Kemál vertreibt als Oberbefehlshaber der "Nationalen Befreiungsarmee" die Italiener vom türkischen Festland und schlägt die Griechen und Armenier vernichtend.
September: Mustafa Kemál zieht in İzmir (Smyrna) ein, das dem Erdboden gleich gemacht wird (nach türkischer Darstellung durch ein von den abziehenden Griechen selber gelegtes Feuer).
Im folgenden werden mehr als eine Millionen Griechen aus Kleinasien vertrieben oder getötet.
Im Gegenzug werden mehr als eine Viertelmillion Türken aus Griechenland vertrieben.
Oktober: Die Nationale Befreiungsarmee zieht in İstanbul ein. Die griechische Minderheit (ca. 500.000 Personen) bleibt hier zunächst (bis 1955) ungeschoren.
November: Auf Mustafa Kemáls Antrag wird das Sultanat abgeschafft.

1923
Januar: Mustafa Kemál heiratet Lâtife Hanım.


Juli: Mustafa Kemál erreicht im Friedensvertrag von Lausanne eine Revision des Vertrags von Sèvres: Die Alliierten erkennen die Unabhängigkeit und Souveränität der neuen Türkei an und ziehen ihre Besatzungstruppen ab. Lediglich die Meerengen bleiben vorerst "internationalisiert"; die Türkei verzichtet auf nicht-türkische Gebiete, erhält aber "ihre" armenischen und kurdischen Provinzen zurück.
(Der Preis dafür ist die Anerkennung der Auslandsschulden, die das Osmanische Reich seit dem Krimkrieg mit sich herum schleppte. Großbritannien und Frankreich hatten dem Sultan ihre großzügige Waffenhilfe gegen den Tsaren nicht umsonst gewährt - daraus resultierte auch der Staatsbankrott von 1875/81. Die Türken, die sich für den "gewonnenen" Krieg nichts kaufen konnten, wären erheblich besser gefahren, hätten sie die russische Forderung, den orthodoxen Christen in Palästina mehr Rechte zu gewähren, erfüllt, statt sich von den Westmächten in einen Krieg hetzen zu lassen.)
August: Mustafa Kemál gründet die "Republikanische Volkspartei" (CHP).
29. Oktober: Mustafa Kemál proklamiert die Republik und wird ihr erster Präsident. Ministerpräsident wird sein wichtigster Mitkämpfer, Mustafa İsmet Paşa. Die Hauptstadt wird von İstanbul nach Ankara verlegt.

seit 1924
Mustafa Kemál beginnt - gegen Widerstände, deren Stärke man sich erst heute wieder richtig bewußt wird - ein umfangreiches Reformprogramm, für das er auf landesweiten Reisen bei allen Volksschichten persönlich wirbt.
Nach und nach wird eine Rechtsordnung nach kontinental-europäischem Muster (Schweiz, Deutschland, Frankreich) eingeführt.


1924
März: Auf Mustafa Kemáls Antrag wird das Kalifat abgeschafft. Mustafa Kemál läßt demonstrativ sechs neue politische Grundsätze in der türkischen Verfassung festschreiben: Nationalismus ("Türkiye Türklerindir [Die Türkei den Türken]" - bis heute Kopfzeile der Tageszeitung "Hürriyet [Freiheit]"), Säkularismus, Modernismus, Republikanismus, Populismus, Etatismus.


1925
Einführung der europäischen Zeitrechnung nach dem gregorianischen Kalender; der Sonntag wird Ruhetag.
5. August: Mustafa Kemál löst seine Ehe mit Lâtife auf (vermutlich wegen Kinderlosigkeit; er hat keine leiblichen, sondern "nur" acht Adoptiv- und zwei Pflegekinder (sieben Mädchen und drei Jungen).
14. August: Kleiderreform. Männern wird das Tragen des Fez (der für die nächsten Jahrzehnte zur bevorzugten Kopfbedeckung deutscher und amerikanischer Karnevalisten wird), Frauen das Tragen des Schleiers verboten. Mustafa Kemál geht mit gutem Beispiel voran und trägt von da an in der Öffentlichkeit stets einen westlichen Hut - und sei es nur in der Hand - und bei offiziellen Anlässen einen Zylinder.


Mustafa Kemál läßt einen Aufstand der Kurden in Südost-Anatolien niederschlagen.
Außenpolitisch erreicht er auf einer Konferenz in Paris die Reduzierung der türkischen Vorkriegs-Schulden um ca. ein Drittel.

1926
Mustafa Kemál rechnet mit seinen "alten Kämpfern" vom "Vereinigungs- und Fortschritts-Komitee" ab. Ihre Führer werden zum Tode verurteilt und hingerichtet.

1927
November: Mustafa Kemál wird zum 2. Mal zum Präsidenten der Türkei gewählt.
Mustafa Kemál läßt einen Teil der Kurden von Südost-Anatolien in die von Griechen entvölkerten Gebiete an der Westküste Kleinasiens zwangsumsiedeln; İzmir wird (nach Diyarbakir) zur zweitgrößten kurdischen Stadt.

1928
Die islamischen Stiftungen ("waqf") werden verstaatlicht, ihr Land an die Bauern verteilt. Die Scharia wird aufgehoben, ebenso die Scharia-Gerichte. Die Mehrehe wird verboten.
Schriftreform: Anstelle der für die türkische Sprache völlig ungeeigneten arabischen Schrift wird die lateinische Schrift eingeführt, mit den deutschen Umlauten "ö" und "ü" - nicht dagegen dem "ä", sonst müßte sich Kemál fortan "Kämál" schreiben -, sowie den Sonderzeichen "ş" [sch] und "ç" [tsch], "ı" [dumpfes i, dem russischen ы vergleichbar] und "İ" [zur Unterscheidung vom dumpfen "I" ohne Punkt].


Diese bahnbrechende Reform ist Voraussetzung für eine Erneuerung des Bildungswesens. Hinzu kommt das Verbot der Koran-Schulen und der religiösen Orden und Stiftungen.

1930
Zulassung von Oppositionsparteien, die allerdings bei den Wählern nur wenig Anklang finden und bald wieder eingehen.

1931
Mai: Mustafa Kemál wird zum 3. Mal zum Präsidenten der Türkei gewählt.
Einführung des metrischen Systems.

1932
Atatürk gründet die "Türk Dil Kurumu [Türkische Sprach-Kommission]", deren Aufgabe es ist, die türkische Sprache von un-türkischen Fremdwörtern zu säubern.****
1933
Im Vertrag von Paris erreicht Mustafa Kemál eine nochmalige Reduzierung der türkischen Auslandsschulden um knapp die Hälfte.
(Dies ist zugleich die letztmalige Reduzierung. Die Türkei zahlt die Restschulden noch bis 1954 ab.)

1934
Einführung des Frauenwahlrechts und der Familiennamen.
November: Mustafa Kemál wird von der Nationalversammlung der Ehrenname "Atatürk" [Türkenvater] als neuer Familienname zugesprochen, unter dem er in die Geschichte eingehen wird. (Mustafa İsmet wird der Familienname "İnönü" verliehen, nach dem Ort einer wichtigen Schlacht im Krieg gegen die Griechen.)




1935
März: Atatürk wird zum 4. Mal zum Präsidenten der Türkei gewählt.

1936-38
Außenpolitisch gelingt Atatürk die Rückgewinnung der Souveränität über die Dardanellen (Konferenz von Montreux, Juli 1936) sowie eine Aussöhnung mit dem faschistischen Italien Mussolinis und dem falanxistischen Griechenland Metaxás (Februar 1937 Schenkung von Atatürks Geburtshaus in Saloniki an die Türkei, April 1938 Freundschaftsvertrag). Wichtigster Außenhandelspartner wird das national-sozialistische Deutschland Hitlers.
Der den Vorgenannten wohl gesonnene (und daher später zum Rücktritt gezwungene) König Edward VIII von England erscheint im September 1936 - als einziges Staatsoberhaupt einer westlichen Großmacht - zum Staatsbesuch bei Atatürk.


1937/38
Atatürk läßt einen neuerlichen Kurden-Aufstand in der Gegend um Dersim (heute Tunceli) nieder schlagen.*****

1938
10. November: Gazi Mustafa Kemál Atatürk stirbt in İstanbul an Leberzirrhose ("Säuferleber").
Der als Abstinenzler bekannte deutsche Reichskanzler würdigt ihn mit den Worten: "Wir haben Germanen verloren, die als Berber in Nordafrika und als Kurden in Kleinasien sitzen. Einer von ihnen war Kemal Atatürk, ein blauäugiger Mensch, der mit den Türken doch gar nichts zu tun hatte."******


* * * * *

1938-50
Atatürks Nachfolger als Staatspräsident wird İnönü, der im Zweiten Weltkrieg zunächst auf Neutralität setzt.
Erst am 23. Februar 1945 erklärt die Türkei, um der als Kriegsbündnis gegen Deutschland gegründeten UNO beitreten zu können, dem Reich "kurz vor Toreschluß" noch den Krieg.

1946
Zwei ehemalige Protégés Atatürks, Mahmut Celal Bayer (seit 1924 Minister, seit 1937 Ministerpräsident) und Adnan Menderes (seit 1931 Parlamentsabgeordneter der CHP), gründen die "Demokratische Partei" (DP) und schreiben die Abschaffung der kemalistischen Prinzipien auf ihre Fahnen.

1950
Die DP gewinnt die Parlamentswahlen gegen die CHP İnönüs (der gleichwohl bis 1972 Parteivorsitzender bleibt). Menderes wird Ministerpräsident, Bayal Staatspräsident. Mißwirtschaft und Korruption greifen um sich.

1953
In Saloniki wird in Atatürks Geburtshaus ein Museum eingerichtet.
In Ankara wird das Atatürk-Mausoleum in pseudo-griechischem Stil fertig gestellt und seine Leiche dorthin überführt.


1955
September: In Saloniki kommt es zu einem Bombenanschlag auf Atatürks Geburtshaus (wie die Griechen später behaupten, durch türkische Dunkelmänner), den die türkische Presse - allen voran der "İstanbul Express" - groß ausschlachtet. Daraufhin fällt der stambuler Mob über die griechische Minderheit her. Die überlebenden Griechen werden bis auf einen Rest von ca. 3.000 Personen aus der Türkei vertrieben. Die "demokratische" Regierung tut nichts, um sie zu schützen.*******

1955-59
Atatürks Vermächtnis eines zivilen Staates gerät mehr und mehr in Vergessenheit; der Islam erstarkt wieder.********

1960-1961
Mai: Die im Geiste Atatürks erzogenen Armee unter General Cemâl Gürsel stürzt das korrupte Partei-Regime der "Demokraten" und setzt General İnönü wieder als Ministerpräsidenten ein. Menderes und seine führenden Minister werden zum Tode verurteilt und hingerichtet, die DP verboten. (Bayar überlebt und wird bald wegen Altersschwachsinns begnadigt. Er stirbt erst 1984 als 102-jähriger.)
In den folgenden Jahren gelingt es dem Militär, kommunistische bzw. islamistische Machtergreifungen zu verhindern. Die Türkei fährt gut mit den vom Militär eingesetzten Regierungen aus parteilosen Fachleuten. Die Wirtschaft floriert, nicht zuletzt Dank der von fleißigen türkischen Gastarbeitern im Ausland - vor allem in Deutschland - verdienten Devisen. Die Währung ist stabil, Münzen und Geldscheine bis hinauf zu den Goldstücken ziert der Kopf Atatürks.

[2,5 Lira - häufigste Umlaufmünze der Türkei 1960-1980]

1965
İnönü tritt mit 81 Jahre aus Altersgründen zurück. Bei neuerlichen Parlamentswahlen siegt die "Gerechtigkeitspartei" (AP) unter Süleyman Demirel. Die Partei gilt als "rechts" oder "konservativ", ihre Mitglieder sind jedoch z.T. identisch mit denen der DP, die zwar als "links" oder "sozialistisch" galt, sich aber weitgehend auf die ländlichen Großgrundbesitzer und den konservativen Klerus stützte; es kann also niemanden verwundern, daß die alte Vetternwirtschaft und Korruption bald wieder einreißt.
Binnen weniger Jahre werden fast alle Türken zu Multi-Millionären.


1971
März: Erneut beendet das Militär die unheilvolle Parteienherrschaft und setzt eine kompetente Regierung ein.

1972
Der 50. Jahrestag von Atatürks Sieg über die Griechen wird in der Türkei groß gefeiert.

[50 Lira 1972]

1973
Oktober: Der 50. Jahrestag der Gründung der Republik durch Atatürk wird in der Türkei groß gefeiert.

[100 Lira 1973]

Anschließend werden wieder Parlamentswahlen ausgeschrieben.
Dezember: İnönü stirbt und wird im Atatürk-Mausoleum beigesetzt.

1974
Juli-August: Durch die politisch und militärisch stümperhaft vorbereitete und ausgeführte Invasion Cyperns und den nicht gewonnenen Krieg gegen Griechenland verspielt das türkische Militär viel von seinem Ansehen.


1974-1980
In den folgenden Jahren wechseln sich korrupte und unfähige Zivilkabinette unter dem Sozialisten Bülent Ecevit und dem Konservativen Süleyman Demirel mehrmals ab; gelegentlich kommt es auch zu Koalitionsregierungen mit der 1970 von dem zwielichtigen, in Deutschland studierten islamischen Fundamentalisten Necmettin Erbakan gegründeten, 1971 vorübergehend verbotenen und 1972 neu gegründeten "Nationalen Heilspartei" (MSP) oder der 1964 (1969 neu) von dem ebenso zwielichtigen Cyprioten Alpaslan Türkeş gegründeten "Nationalen Bewegungspartei" (MHP). Mit der Türkei geht es wirtschaftlich und politisch immer weiter bergab. Die Kurden fordern Autonomie; es kommt zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen.

1980
Der türkischen Armee gelingt es unter General Kenan Evren ein letztes Mal, die von den Parteien herauf beschworene Staatskrise zu überwinden. Allerdings stößt sie nun zunehmend auf den Widerstand unfähiger westlicher Parteipolitiker, die aus einem falschen "Demokratie"-Verständnis mit Wirtschafts-Sanktionen gegen die "Militär-Diktatur" reagieren und so die Türkei allmählich Richtung Staatsbankrott treiben. (Aus falscher Rücksichtnahme auf das Ausland werden Erbakan und Türkeş nicht hingerichtet, sondern nur zu Haftstrafen verurteilt und später wieder frei gelassen.) Folge ist eine Radikalisierung und Islamisierung weiter Bevölkerungskreise, auch unter dem Einfluß des benachbarten Îrân, wo die Shiïten unter Ayatollah Ķhomeini 1979 den Shah-in-Shah gestürzt und einen fundamentalistischen "Gottesstaat" errichtet haben.

1981
Mai: An Atatürks 100. Geburtstag bekommt der bereits 1966 verstorbene General Gürsel endlich ein Staatsbegräbnis und wird im Atatürk-Mausoleum beigesetzt.

1983
November: Bei Parlamentswahlen gewinnt die neu gegründete "Mutterlandspartei" (ANAP) unter Ing. Turgut Özal - dem Erbauer der Bosporus-Brücke - die absolute Mehrheit vor den "Nationaldemokraten", den "Populisten", der unter dem Namen "Wohlfahrtspartei" (RF) neu gegründeten MSP und der unter dem Namen "Rechtewegpartei" (DYP) neu gegründeten AP.
Der neue Ministerpräsident Özal macht sich bei den Gutmenschen in aller Welt unbeliebt, weil er die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg öffentlich bestreitet. [Die Zahl der Opfer ist inzwischen von ursprünglich 300.000 auf drei Millionen gestiegen; zwanzig Jahre später wird sie auf vier - aber immerhin noch nicht sechs - Millionen gestiegen sein.] Da die Türkei damals mit Deutschland verbündet war, grenzt das schon fast an ein Leugnen des "Holocaust"; das Europaparlament bringt denn auch bald eine Resolution ein, in welcher nach einigen Jahren unerquicklicher Debatten der "Völkermord" der Türken an den Armeniern amtlich festgestellt und für unanfechtbar erklärt wird; damit wird das zweite große Unfehlbarkeits-Dogma der Geschichte des 20. Jahrhunderts verkündet, an dem zu zweifeln ein Kapitalverbrechen darstellt. An dieser segensreichen Resolution - bzw. ihrer Nichtakzeptierung durch die Türken - scheitert bis auf weiteres der Beitritt der Türkei zur Europäischen Gemeinschaft.


1986
Die sozialistische Partei wird unter dem Namen "Sozialdemokratische Partei" (DSP) neu gegründet.

1987
Januar: Özal verbietet - unter Berufung auf Atatürk - das Tragen von Schleier für Frauen, Turban und Vollbart für Männer (und Jeans für beide :-).
27. Juli: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) - die bis dahin als seriöses Blatt galt - veröffentlicht eine Hetztirade des Ayatollah Ķhomeini, in der es u.a. heißt: "Ist es vorstellbar, daß der große Prophet des İslâm befohlen haben sollte, Atatürk zu gehorchen, der seine Anordnungen unterdrückte? Wer unter denen, die bei klarem Verstande sind, wollte das glauben? Wem sollten wir zuhören? Allah oder Atatürk, dem Banditen?" Leider fallen diese Worte in der Türkei - auch bei den in Deutschland lebenden Türken - auf fruchtbaren Boden.
6. September: Bei einem Referendum entscheidet sich die Mehrheit der Türken für Wiedereinführung des Mehrparteien-Systems - die Parteipolitiker haben dem Wahlvolk suggeriert, daß dies den Weg frei mache für eine Voll-Mitgliedschaft der Türkei in der EU (der sie bisher lediglich assoziiert ist), und daß dies der einzige gangbare Weg aus der Wirtschaftskrise sei.
Die Polit-Dinos kommen wieder aus ihren Löchern gekrochen: Ecevit wird Vorsitzender der linken DSP, Demirel Vorsitzender der rechten DYP, Erbakan Vorsitzender der fundamentlistischen RP. Die alten Widersacher arrangieren sich bald - Ecevit soll Ministerpräsident, Demirel Staatspräsident werden - und offenbaren damit in den Augen der Wähler, daß "die Parteien" und ihre Bonzen doch alle gleich sind.


"demokratische" Parteipolitiker der Türkei v.l.n.r.: Özal, Ecevit, Demirel

* * * * *

1991
Nach dem Zusammenbruch der Sowjet-Union werden die Turk-Republiken Kazaķhstan (Kasachstan), Turkmenistan, Usbekistan, Kırgıstan [Kirgisien] und Tacikistan [Tadschikistan] unabhängig; dort und im Kaukasus brechen alsbald Bürgerkriege aus. Dies führt zu weiterer Radikalisierung und Islamisierung; Türkeş und seine pan-turanische MHP - und vor allem deren militante Jugend-Organisation, die "Grauwölfe" - bekommen Oberwasser, nicht nur in der Türkei, sondern auch und vor allem unter den im Ausland lebenden Türken.
In Deutschland - wo inzwischen über drei Millionen Türken und Kurden leben, vor allem in der neuen Hauptstadt Berlin - bürgert sich nach dem Zusammenschluß von BRD und DDR für getrocknete Weintrauben der neue Begriff "Sultaninen" ein (die "Rosinen-Bomber" der Nachkriegszeit können nach der "Wiedervereinigung" endlich vergessen werden); die BRDDR - bis dahin wichtigste Devisenquelle der Türkei, nicht nur durch Gastarbeiter-Überweisungen, sondern inzwischen auch durch Massen-Tourismus - verkommt bald zu einer Mischung aus Bananen-Republik und Sultanat.

1992
Die fundamentalistischen Muslime in der Türkei konzentrieren sich durch den Zusammenschluß der - wieder zugelassenen - "Nationalen Heilspartei" mit der RP; seitdem wird die letztere inoffiziell auch "Heilspartei" genannt.

1993
Der "letzte Kemalist" Özal - der einen Ausgleich mit den Kurden und eine engere Bindung mit den USA angestrebt hatte - stirbt plötzlich an "Herzversagen" (eine Diagnose, die seine Anhänger bezweifeln).

1995
Dezember: Nach Neuwahlen stellen die islamischen Fundamentalisten mit 158 Mandaten für die RF erstmals die stärkste Fraktion im Parlament.

1996
Juni: Mit Erbakan wird erstmals ein Anti-Kemalist Ministerpräsident. Er beginnt, Richter-, Lehrer-, Offiziers- u.a. Beamtenstellen massiv mit Islamisten zu besetzen.

1997
Februar: Das Militär kann sich nicht mehr zum offenen Widerstand aufraffen - zumal US-Präsident Clinton laut vernehmlich mit dem Säbel rasselt für den Fall, daß jemand es wagen sollte, gegen die braven Islamisten zu putschen -, sondern reagiert lediglich mit einer laschen Forderung nach Abkehr vom Islamismus und Rückbesinnung auf die Prinzipien Atatürks.
Juni: Erbakans Koalitionspartner zwingen ihn zum Rücktritt.
Dezember: Das Verfassungsgericht verhängt ein politisches Betätigungsverbot gegen Erbakan und verbietet seine anti-kemalistische RF; deren Mitglieder können jedoch problemlos in die bereits ein Jahr zuvor als Tarn- und Ersatzorganisation gegründete "Tugendpartei [Fazilet Partisi (FP)]" - inoffiziell ebenfalls "Heilspartei" genannt - übertreten. Zu seinem Nachfolger baut Erbakan den Lasen Recep Tayyıp Erdoğan auf.

2001
Nach dem Verbot auch der FP gründet Erdoğan sie unter dem Namen "Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei" (AKP) neu - auch sie wird inoffiziell "Heilspartei" genannt. [Man muß das hartnäckige Festhalten an diesem Namen wohl als Affront gegen die Prinzipien Atatürks verstehen, der zusammen mit dem Fez und dem Schleier auch den islamischen Gruß - "Selamet (Heil)" - verboten hatte.]
Die Türkei schrammt knapp am Staatsbankrott vorbei; die Türklira fällt nach Freigabe des Wechselkurses ins Bodenlose; inoffizielle Ersatzwährungen werden erst die DM (bis zur Einführung des Euro, zu dem die Türken kein Vertrauen haben), dann der US-$.

2002
November: Nach den Parlamentswahlen erlangt die AKP durch mehr als die Hälfte der Wählerstimmen und Bestechung von Überläufern aus anderen Parteien eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten; als einzige parlamentarische Oppositionspartei (die kurdischen Parteien - allen voran die terroristische PKK - sind verboten) bleibt die alte CHP unter Deniz Baykal, Atatürks farblosen Epigonen, übrig. Die Türkei wendet sich - trotz anderslautender Lippenbekenntnisse offizieller Seite - immer weiter von den Ideen Atatürks ab. Türkische Jugendliche halten ihn für den Gründer der "Grauwölfe" (statt "Atatürk [Türkenvater]" nennen sie ihn "Atakürt [Wolfsvater]") - und Vorkämpfer eines fundamentalistischen Gottesstaates (woher sonst der Titel "Gazi"?); junge Türkinnen demonstrieren für die Aufhebung des Schleierverbots und die Einführung des Kopftuchzwangs. Politverbrecher im Westen (vor allem in den USA und der BRDDR - die weltweit die meisten islamistischen Verbrecher aus der Türkei als "politisch verfolgte Asylanten" beherbergt) fordern die Aufnahme der Türkei in die EU - unter der ausdrücklichen Bedingung, daß das böse, faschistoïde, Atatürk-treue Militär (wenn es das denn noch geben sollte) dem islamistischen Spuk kein Ende bereitet.
In der Türkei werden die geistigen Urgroßväter des islamischen Fundamentalismus türkischer Spielart, die Dichter Hacı Bektaş Veli (1210-1270) und Yunus Emre (1240-1320), zu neuen Nationalhelden hoch stilisiert.

2003
Am 80. Jahrestag der Gründung der Republik ist in der Türkei von Atatürk nicht mehr die Rede.
Die Auslandsvertretungen stellen ihn in einem Mohnfeld dar - boshafte Anspielung auf seine Drogensucht.


Dank der genialen Wirtschaftspolitik der Parteien sind fast alle Türken wieder Multi-Millionäre - und blind für die Lehren der Geschichte.

[Gedenkmünze zu 20 Millionen Lira auf den 80. Gründungstag der Republik 2003 - ohne Atatürk]

Die eigentliche Blindheit
ist die Undankbarkeit
(Hacı Bektaş Veli)

2004
30. Januar: Der Präsident der BRDDR, Johannes Rau, von je her ein Vorkämpfer (so übersetzen er und andere Verharmloser "Gazi") für die Verbrüderung zwischen Christen und Muslimen, empfängt zwei führende islamische Fundamentalisten aus der Türkei, die u.a. die Einführung des Kopftuchzwanges in Deutschland fordern, betreibt Urteilsschelte an den Richtern des Bundesverfassungsgerichts, die das bisher (halbherzig) verhindert haben, und verkündet, daß der "interkulturelle" Islamismus unverzichtbar sei.

2006
Mai: An Atatürks 125. Geburtstag ist weit und breit kein geistiger Enkel in Sicht, der das Sultanat wieder abschaffen könnte.
September: Der Innenminister der BRDDR - wo inzwischen 3,5 Mio Türken leben - behauptet, der Islam sei ein wichtiger Bestandteil Deutschlands und Europas in Gegenwart und Zukunft. (Mit letzterem mag er Recht haben, wenn die deutschen und europäischen Politiker so weiter machen wie bisher.)


Oktober: Die französische National-Versammlung verabschiedet ein Gesetz, mit dem das Leugnen des "Völkermordes an den Armeniern" dem Leugnen des "Holocaust" gleich, d.h. unter Strafe gestellt wird. (Ein türkisches Gesetz stellt dagegen die Bezeichnung "Völkermord" für den selben Vorgang - und dessen Vergleich mit dem "Holocaust" - unter Strafe.)

2008
November: Zu Atatürks 70. Todestag kommt der Film Mustafa von Can Dündar in die türkischen Kinos, der Atatürk als Alkoholiker und Völkermörder darstellt. Militärs, die gegen den Film protestieren, werden von der fundamentalistischen Regierung Erdoğan entlassen und wegen "Hochverrats" und "Vorbereitung eines Militärputsches" vor Gericht gestellt. Auch im Ausland - insbesondere in der BRDDR - wird der Film hoch gelobt.

2010
Juli: Erdoğan läßt auf einen Schlag 102 aktive und pensionierte Generäle und Admiräle verhaften, die im Verdacht stehen, seinen radikal-islamischen Kurs nicht uneingeschränkt zu unterstützen, wiederum unter dem Vorwand, vor Jahren (2003?) einen Putsch gegen die islamistische Regierung geplant zu haben. Zusammen mit den 94 bereits zuvor abgesetzten und verhafteten Generälen und Admirälen sind damit die türkischen Streitkräfte vollständig "geköpft"; der Prozentsatz der beseitigten Offiziere im Generalsrang liegt höher als bei Stalins "Säuberungen" der Roten Armee in den 1930er Jahren. Von den Militärs kommt keinerlei Gegenwehr.
September: Die "kemalistische" Verfassung wird aufgehoben, Fez und Schleier werden wieder erlaubt. Damit ist Atatürk endgültig gescheitert; die Türkei ist wieder ein orientalischer, muslimischer Staat.


2012
Der Film "Istanbul'un fethi" - die teuerste Produktion der türkischen Filmgeschichte, finanziert von den Regierungen Erdoğan und Sauer aus deutschen und türkischen Steuergeldern - kommt in die Kinos. Sultan Mehmed II, der Eroberer Konstantinopels 1453, wird zur neuen offiziellen Identifikationsfigur der Türkei.


*Vor dem ersten Weltkrieg waren über 70% der Bevölkerung Salonikis Juden. Die Türken hatten nach der Eroberung im 15. Jahrhundert die griechische Bevölkerung ausgerottet und statt dessen aus Spanien und Portugal - meist über Italien - geflohene sefardische Juden dort angesiedelt; erst im 18. und 19. Jahrhundert kehrten die Griechen allmählich zurück; nach der Verfassung von 1876 waren zwar alle Nationen und Religionen im Osmanischen Reich gleichberechtigt; dennoch kam es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zu Aufständen, vor allem der christlich-orthodoxen Armenier.

**Auch wenn er hervorragende Leistungen im Fach Mathematik erbracht haben mag, dürfte dies ein Gerücht sein. Die Türken haben das Wort "kemâl" aus dem Arabischen übernommen bzw. verballhornt. Dort war "äl-kamil" ganz klar definiert als jemand, der [hervorragend] lesen und schreiben, bogenschießen und schwimmen konnte :-)

***Vor den Militärreformen im frühen 20. Jahrhundert war "Pascha" in Persien und im Osmanischen Reich ein dem europäischen General entsprechender Dienstgrad. Es gab 1-, 2- und 3-SternePferdeschwa[e]nz[e]-GenerälePaschas. Der Wesir war für gewöhnlich ein 3-Sterne-General3-Pferdeschwänze-Pascha. Danach war "Pascha" (seit 1928 "Paşa" geschrieben) nur noch ein Ehrentitel, entsprechend etwa dem deutschen "Exzellenz", mit dem Offiziere vom Generalleutnant aufwärts anzureden waren.

****In einer Zeit, da geisteskranke Sprachpanscher[innen] am Geistigen krankende Sprachpanschende versuchen, auch die deutsche Sprache gewaltsam zu verändern politisch korrekt zu gendern und sie so ihren Untertanen aufzuzwingen Mitbürgerinnenden schmackhaft zu machen, soll das Dikigoros wenigstens eine Fußnote wert sein. Atatürk hatte es vornehmlich auf arabische und persische Fremdwörter abgesehen, die ihm "religiös belastet" erschienen. Um sie zu ersetzen, schuf die TDK nicht nur neue Wörter, sondern griff auch auf vermeintlich alte türkische Vokabeln aus anderen Sprachen zurück, bis hin zum Mongolischen! Das meiste davon setzte sich freilich nicht durch. [Ausnahmen bestätigten die Regel. Originelle und praktische Wortbildungen wie "gün-ce" - statt "agenda" - für "Tages-ordnung" gingen in die Alltagssprache ein. Und es war nur logisch, daß nach Abschaffung der alten, arabischen Schriftzeichen - "harf" - ein neues Wort für die lateinischen Buchstaben benötigt wurde, ebenso für die Noten der neuen, westlichen Musik - "ses" und "imce".] Die Kommission besteht bis heute und versucht inzwischen vornehmlich westliche (deutsche, englische, französische, griechische und lateinische/italienische) Fremdwörter "auszumerzen" - was sicher nicht im Sinne Atatürks war. Besonders lächerlich muten Versuche an, bereits "eingetürkte" Lehnwörter nachträglich durch "noch türkischere" Wörter zu ersetzen, z.B. "otoban [Autobahn]" durch "otoyol [Autoweg]" oder "fetüs [Fötus]" durch "dölüt". Interessant ist, daß Atatürks programmatische Reden - vor allem die im Oktober 1933 zum 10. Jahrestag der Staatsgründung gehaltene - heute immer noch (oder wieder?) als "nutuk" [von arabisch "nutk"] bezeichnet werden, während das "türkisierte" Wort für Rede inzwischen "söylev" lautet.

*****Früher hätte dieser Satz ausgereicht, um den Sachverhalt zu beschreiben. Doch im 21. Jahrhundert begann ein groß angelegter Versuch, nachdem der "Holocaust" ausgelutscht war, weitere [versuchte] "Völkermorde" an den Haaren herbei zu ziehen. Das Herumreiten auf den "Armeniergreueln" im 1. Weltkrieg hatten lediglich ein türkisches Gesetz provoziert, das die Bezeichnung "Völkermord" für dieselben als "Volksverhetzung" unter Strafe stellte. Nun versuchte man es mit anderen "Völkern" - die überdies den Vorteil hatten, muslimisch zu sein, weshalb von islamistischen Staaten wie der Türkei kaum Widerstand zu erwarten war. Die Kurden wurden plötzlich zu "Aleviten" - wobei tunlichst verschwiegen wurde, daß dies lediglich eine islamische Konfession ist. (Ähnlich wie die "Rohingya", bei denen es sich schlicht um Bengalen handelte, die nach Barmā eingefallen waren und dort versucht hatten, gewaltsam die Macht an sich zu reißen. Die Niederwerfung ihres Aufstandes wurde von der Lügenpresse kackfrech als "rassistischer Völkermord" hingestellt.) Federführend bei dieser Geschichtsklitterung war der Springer-Verlag, und dort besonders die jüdische Schmierfinkin Schmierendefinkende Publizistin Publizierende Sarah "Helga" Hirsch. Es gelang ihr tatsächlich, den türkischen Sultan Erdoğan für die Unterstützung dieses Projekts zu gewinnen - dem das ausgezeichnet in den Kram paßte, denn er wollte Atatürk ohnehin demontieren; und dieser "versuchte Völkermord" konnte ihm - anders als der an den Armeniern - problemlos angehängt werden. (Und seiner Adoptivtochter Sahiba. S.H. fand es - ungeachtet der Tatsache, daß auch in der israelischen Luftwaffe Frauen als Pilotinnen Dienst tun - besonders empörend, daß diese sich persönlich an den Luftangriffen auf die Stellungen der kurdischen Rebellen beteiligte.) Erdoğan "entschuldigte" sich dafür sogar bei den Aleviten - wohl wissend, daß diese gar kein Volk sind. In der BRDDR weiß man es dagegen nicht. Dort schmarotzen sich mittlerweile eine halbe Million alevitischer Kurden als "Asylanten" durch, wobei sie permanent gegen das Asylgesetz verstoßen, das Asylanten jegliche politische Betätigung verbietet. Sie haben sogar eine "Föderation der Dersim-Gemeinden in Deutschland" - Gegenstück zum "Zentralrat der Juden in Deutschland" - gegründet, der regelmäßig angebliche "Zeugen" der damaligen Ereignisse ausgräbt (sie müßten sonst das ewige Leben haben) und für Hetzartikel gegen Atatürk verwendet.
Nachtrag: Der - vorläufige - Gipfel dieses "Anti-Rassismus"-Irrsinns wurde im Juli 2021 bei den Olympischen Geisterspielen von Tōkyō erklommen, als auch der Berufsstand der Kameltreiber zur "Rasse" erklärt wurde.

******Hitler stand freilich mit dieser Auffassung allein auf weiter Flur. In einer Zeit, da nicht nur in Deutschland "völkische" Geschichtsschreibung groß in Mode war, bezeichnete Edmund Schopen ("Die neue Türkei", Leipzig 1938 - im Anschluß an "Das Erwachen einer Rasse. Die Türkei des Mustafa Kemal" von René Marchand, Paris 1927) Atatürk als "Genie aus mongolischem Blut und Boden" und "Begründer einer mongolischen Kultur an der Schlüsselstellung zwischen Asien und Europa". Seine Politik der Verwestlichung sei lediglich vorgeschoben; er habe vielmehr Orient und Westeuropa gegeneinander ausgespielt, um eine "mongolische Renaissance" zu betreiben und ein "zentralasiatisches Reich" zu errichten. So abwegig diese Auffassung sein mag - Dikigoros kann sie sich nur durch die verfehlte "Sprachreinigungspolitik" der TDK erklären, vgl. oben FN 4 - gibt es auch für eine "germanische" Abstammung Atatürks keine nachprüfbaren Anhaltspunkte; die früher von den meisten türkischen Biografen betonte "rein türkische" Abstammung darf ebenso bezweifelt werden - bei Offiziersfamilien war zumindest ein tscherkessischer Einschlag wahrscheinlich. Zunehmend vertreten muslimische Feinde des "Kemalismus", um Atatürk zu diskreditieren, die These, er sei ein "Dönme" gewesen. [Schimpfwort für nur zum Schein zum Islam konvertierte sefardische Krypto-Juden, die vor dem Ersten Weltkrieg in Saloniki besonders zahlreich waren, und die auch die "Jungtürken"-Bewegung dominierten.] Auch dafür gibt es indes keine belastbaren Beweise. Der Jude Israïl Gelfand - Tarnname "Alexander Parvus" - soll die Ideen der Jungtürken zwar stark beeinflußt haben, wirkte auch einige Zeit im Osmanischen Reich, kam aber nicht aus Saloniki, sondern aus [Weiß-]Rußland.

*******Das jüdische Medienmonopol in der BRDDR hat dazu geführt, daß die Ereignisse im September 1955 dort neuerdings als "Pogrom" bezeichnet werden. Es wurden wohl auch einige jüdische Geschäfte geplündert und einige Juden verletzt; verglichen mit der Zahl der christlichen Opfer dürfte die der jüdischen jedoch eher gering gewesen sein. Von türkischen Medien wird betont, daß die Übergriffe nicht von Türken aus der Türkei ausgingen, sondern von solchen aus Cypern, das damals noch britische Kolonie war. Nachdem die UNO 1954 einen eindeutigen Volksentscheid - 96% für einen Anschluß an Griechenland - mißachtet hatte, begann die EOKA im April 1955 mit Terroranschlägen, denen nicht nur britische Besatzer, sondern auch Angehörige der türkischen Minderheit zum Opfer fielen, die daraufhin nach Istanbul flohen und dort entsprechend gegen die Griechen hetzten.

********Der Muslim-Freund Peter Scholl-Latour - ein vom mosaïschen Glauben abgefallener Jude - schreibt in "Allah ist mit den Standhaften" von seinen "Erfahrungen in der Türkei, wo die Säkularisierungs-Maßnahmen Atatürks, die Ausschaltung des Islam aus dem öffentlichen Leben, noch im Jahre 1951 rigoros gehandhabt wurden, wo aber bei meinem letzten Aufenthalt im Sommer 1957 die Moscheen mit Gläubigen überfüllt waren, der Muezzin wieder auf Arabisch statt auf Türkisch zum Gebet rief, in jeder Ortschaft die Gebetshäuser restauriert wurden oder neu aus dem Boden schossen, ja wo die Frauen auf dem Lande sich wieder in Schleier hüllten."


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