Arthur Seyß-Inquart

(1892 - 1946)

[Arthur Seyß-Inquart 1940]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1892
22. Juli: Arthur Seyß-Inquart wird als jüngstes von sechs Kindern des Gymnasial-Direktors Emil Seyß-Inquart und seiner Ehefrau Auguste, geb. Hyrenbach, in Stannern (heute: Stonarov) bei Iglau - seit Gründung zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine rein deutsche "Sprachinsel" in Süd-Mähren - geboren.

[Iglau]

1907
Die Familie übersiedelt nach Wien.

ab 1910
Nach der Matura beginnt Seyß-Inquart an der Universität Wien Rechtswissenschaften zu studieren.

1914-1918
Im Ersten Weltkrieg dient Seyß-Inquart, nachdem er 1915 sein Studium abgeschlossen hat, bis zu seiner schweren Verwundung* als Reserve-Offizier, zuletzt im Range eines Oberleutnants.

1916
Dezember: Seyß-Inquart heiratet Gertrud, geb. Maschka. (Aus der Ehe gehen zwei Töchter und ein Sohn hervor.)

[Medaille von K. Goetz]

1917
Seyß-Inquart wird zum Dr. iur. promoviert.

1918
Die Erfahrungen der Kriegszeit lassen bei den Deutsch-Österreichern - zu denen auch die Deutschen Böhmens, Mährens und der so genannten "Sudentenlande" gehören - den Wunsch nach einer "großdeutschen" Wiedervereinigung wachsen; die "kleindeutsche Lösung" Bismarcks, der 1866 Österreich, Böhmen und Mähren aus dem Deutschen Bund ausgeschlossen und diesen damit zerstört hatte, wird als historischer Irrtum erkannt.
November: Nach dem Sturz der Habsburger und der Hohenzollern erklärt die Provisorische Nationalversammlung Deutsch-Österreich zur Republik und zum Bestandteil der deutschen Republik, die sich gerade konstituiert hat.


1919
10. November: Im Diktatfrieden von St. Germain werden die Bezeichnung "Deutsch-Österreich" und der "Anschluß" an das Deutsche Reich verboten.

[Der Sieger scheißt auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker - Medaille von K. Goetz]

1920
"Österreich" tritt dem Völkerbund bei, der das "Selbstbestimmungsrecht der Völker" auf seine Fahnen geschrieben hat. Entgegen dem Diktat von St. Germain wird eine Volksabstimmung über den "Anschluß" an Deutschland angesetzt. Nachdem diese in Tirol 98,8% und in Salzburg 99,3% Ja-Stimmen gebracht hat, droht Frankreich mit einer Wiederaufnahme der Lebensmittelblockade (in Deutsch-Österreich sind nach dem Ersten Weltkrieg bereits über eine Million Menschen verhungert; in den Randprovinzen, vor allem in Galizien und Siebenbürgen, liegen die Zahlen noch höher) und erzwingt damit den Verzicht auf Abstimmung und "Anschluß".

1921
Seyß-Inquart läßt sich als Rechtsanwalt in Wien nieder. Als Verfechter des "Anschlusses" engagiert er sich in christlich-nationalen Verbänden.


1925
Seyß-Inquart wird Vorsitzender des Deutsch-Österreichischen Volksbunds und Mitglied des Steirischen Heimatschutzes.

[Seyss-Inquart 1925]

1927
Ein Putschversuch der Sozialisten - bei dem der Wiener Justizpalast abgefackelt wird - scheitert.


ab 1931
Mai: Die Österreichische Creditanstalt bricht zusammen. Damit hat die seit 1929 schwelende Weltwirtschaftskrise auch Österreich voll erfaßt. Die zur Linderung ihrer Auswirkungen geplante Zollunion mit dem Deutschen Reich wird von Frankreich verhindert.
September: Ein Putschversuch der "Heimatwehren" in der Steiermark scheitert.

1933
Der neue (seit 1932) Bundeskanzler Engelbert Dollfuß suspendiert die Verfassung und macht sich zum Diktator. Er verbietet alle politischen Parteien außer seiner eigenen "Vaterländischen Front" und unternimmt - gegen den Willen seiner Untertanen - alles, um den "Anschluß" zu verhindern.

1934
Dollfuß fällt einem Attentat zum Opfer. Sein Nachfolger wird Kurt Schuschnigg, der die Politik seines Vorgängers fortsetzt.

1937
Juni: Seyß-Inquart wird in den österreichischen Staatsrat berufen. Er soll eine Verbindung zur "nationalen Opposition" herstellen.

1938
Februar: Der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler verlangt von Schuschnigg ultimativ die Aufhebung des Verbots der NSDAP sowie eine Beteiligung der Nationalsozialisten - hinter denen die große Mehrheit der "Österreicher" steht - an der Regierung.
Schuschnigg macht daraufhin Seyß-Inquart zum Innenminister.
11. März: Nach dem Rücktritt Schuschniggs wird Seyß-Inquart neuer Bundeskanzler; er unterstützt den Anschluß "Österreichs" an das Deutsche Reich und ruft offiziell deutsche Truppen ins Land.

[Medaille auf die befreite Ostmark 1938]

13. März: Seyß-Inquart übernimmt die Vollmachten des zurück getretenen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas (der gegen den "Anschluß" protestiert, da er ihn sein gut dotiertes Amt kostet) und tritt der NSDAP bei.
16. März: Seyß-Inquart wird "Reichsstatthalter" im Range eines Gruppenführers der "Schutzstaffel (SS)".
10. April: In einer Volksabstimmung sprechen sich 99,7% der "Ostmärker" für den "Anschluß" an das Deutsche Reich aus.
Oktober: Nach dem Münchner Abkommen werden auch die seit 1919 tschechisch besetzten Sudetenlande befreit und mit Deutschland wiedervereinigt.

[Seyss-Inquart mit Hitler beim Empfang einer sudeten-deutschen Abordnung]

1939
Nach dem Austritt der Slowaken aus der "Tschecho-Slowakei" und deren Selbstauflösung werden die alten Reichslande Böhmen und Mähren zum "Reichs-Protektorat"; Seyß-Inquarts Heimatstadt Iglau wird wieder deutsch.

[Medaille auf das Reichs-Protektorat Böhmen und Mähren]

Mai: Mit Inkrafttreten des Ostmarkgesetzes wird die österreichische Regierung aufgelöst; Seyß-Inquart wird Minister ohne Geschäftsbereich.
Oktober: Nach Abschluß des Polenfeldzugs, der sich nach der Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an das Deutsche Reich bald zum Zweiten Weltkrieg ausweitet, wird Seyß-Inquart Stellvertreter des Generalgouverneurs Hans Frank in den besetzten polnischen Gebieten.

1940
Mai: Seyß-Inquart wird Reichskommissar für die von der Wehrmacht besetzten Niederlande.

1941
Januar: Seyß-Inquart wird zum SS-Obergruppenführer befördert.


Februar: Bei einem Café-Besuch im Judenviertel von Amsterdam werden unvorsichtige deutsche Soldaten Opfer eines Überfalls. Seyß-Inquart läßt daraufhin das Viertel abriegeln, was zu einem zweitätigen Generalstreik und gewalttätigen Demonstrationen führt, die erst nach zwei Tagen nieder geschlagen werden können. Dabei werden 9 Personen getötet, weitere 400 festgenommen und in Konzentrationslager eingewiesen.
(Obwohl es sich dabei nicht um Vernichtungslager handelt, sondern um "normale" Lager im Altreich, und obwohl es sich lediglich um Festnahmen einiger Gewalttäter handelt, die eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstellen, werden diese Vorgänge später zu "Judenverfolgungen" aufgebauscht und zum Bestandteil des "Holocaust" und des Shoa-business gemacht.)
September: Seyß-Inquart ordnet die Geltung der deutschen Juden-Erlasse auch in den Niederlanden an, wodurch er die Deutschen bei den Niederländern noch unbeliebter macht als sie es ohnehin schon sind.
(Selbst auf dem Höhepunkt der deutschen Macht hat die "Nationaal Socialistische Beweging [NSB]" von Anton Adriaan Mussert nie mehr als 80.000 Mitglieder; zur Waffen-SS melden sich gerade mal 30.000 Niederländer.)
Gerade die Behandlung der Juden lassen sich die Niederländer - denen nicht entgangen ist, daß die Deutschen ("Moffen") die Drecksarbeit in den Ländern Osteuropas bereitwillig ihren polnischen, litauischen und ukraïnischen "HiWis" überlassen - höchst ungern aus der Hand nehmen. Der Satz "Die Drecks-Moffen sollen uns unsere Drecks-Juden gefälligst selber beseitigen lassen!" wird zum geflügelten [Un-]Wort.**

[niederländisches Propaganda-Plakat gegen Yankees, Engländer und Bolschewiken, die nach der Pfeife der Juden tanzen]
Ein selten dämliches Plakat: Roosevelt,
Churchill und Stalin waren Juden, tanz-
ten also nicht, sondern flöteten selber!

1943
April: In den Niederlanden kommt es zum Generalstreik. Seyß-Inquart verhängt daraufhin den Ausnahmezustand.

1944
Juli: Nach mehreren blutigen Mordanschlägen der niederländischen Untergrundbewegung geht Seyß-Inquart dazu über, die Täter unmittelbar der "Geheimen Staatspolizei (Gestapo)" zur Exekution zu übergeben.

1945
1. Mai: Nach Hitlers Selbstmord wird Seyß-Inquart Nachfolger des bisherigen Außenministers Joachim v. Ribbentrop.
Seyß-Inquart wird von kanadische Truppen in den Niederlanden festgenommen und an das inter-alliierte Militär-Tribunal in Nürnberg überstellt.


Hauptanklagepunkt ist, daß er an der Wiedervereinigung "Österreichs" mit dem Deutschen Reich entscheidend mitgewirkt habe, was als "Aggressionsverbrechen" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" gewertet wird.

1946
1. Oktober: Seyß-Inquart wird für schuldig befunden und zum Tode durch den Strang verurteilt.
16. Oktober: Arthur Seyß-Inquart wird als "Kriegsverbrecher" hingerichtet.

[letztes Foto]

Auch die übrigen Deutschen aus Böhmen und Mähren - 3,5 Millionen Menschen - werden ermordet oder vertrieben; die deutsche Kultur wird - wie überall in Ost- und Ostmitteleuropa - ausgerottet. Iglau und Umgebung werden mit Zigeunern neu besiedelt.


*Diese Verwundung wird in neueren Publikationen über S.-I. meist tot geschwiegen. Man erfährt über sie nur am Rande, z.B. von alten Fotos oder aus der Bemerkung, daß er in den Niederlanden als "Zes en een kwart" verspottet wurde - was nicht nur eine Verballhornung seines Namens, sondern auch eine Anspielung auf sein verkürztes Bein war.

**Die Niederländer erreichten schließlich, daß die 1942 beginnende Deportation Amsterdamer Juden in mittel- und osteuropäische Konzentrationslager durch ein holländisches Polizei-Bataillon vorgenommen wurde. Die Juden, welche die Konzentrationslager überlebten - u.a. die Ältesten des Jüdischen Rats von Amsterdam, Abraham Asscher (in Bergen-Belsen) und David Cohen (in Theresienstadt) - und so dumm waren, nach dem Krieg in die Niederlande zurück zu kehren, wurden dort, wenn sie MasselGlück hatten, als "Nazi-Kollaborateure" vor Gericht gestellt, wenn sie Pech hatten, ermordet - ähnlich wie die "Kollaborateure" in Frankreich; die Toten wurden anschließend mit in die Statistik der deutschen Judenmorde aufgenommen. Darin liegt eine bemerkenswerte Parallele zu den sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland, die nach dem Krieg von Stalin als "Verräter" an die Wand gestellt wurden und anschließend - zusammen mit den Millionen Opfern der Hungersnöte ("Holodrom") und "Säuberungen" in den 1930er Jahren - in die Statistik der "20 Millionen Kriegsopfer" eingingen. Dikigoros verdankt diese Information C. Lisciotto, einem Shoa-businessman vom H.E.A.R.T., der freilich mit nicht nachprüfbaren Zahlen jongliert und vermutlich gar nicht bemerkt, was er da offen gelegt hat. Das Zitat mit den "Drecks-Moffen" hat er von seiner Niederländisch-Lektorin, die jene Jahre als junges Mädchen miterlebt hat. Das nachfolgende Bild hat er von einem Zeitgenossen, der die "Befreiung" der Niederlande 1945 ebenfalls miterlebt hat. Anders als vom Einmarsch der bösen "Nazi-Deutschen" in "Österreich", den Sudetenlanden, Böhmen und Mähren gab es von diesem Ereignis keine Fotos jubelnder Menschen - weil es keine jubelnden Menschen gab; deshalb mußte ein solches Propagandabild gemalt werden. Tatsächlich ging der Einmarsch der Alliierten in den Niederlanden - ähnlich wie in Frankreich und Belgien - mit Morden, Plünderungen und Vergewaltigungen einher. Das einzig authentische an dem Bild sind die Häuser am rechten Bildrand, die nicht durch die Deutschen zerstört wurden - die entgegen dem, was man in neueren Publikationen über S.-I. liest, kampflos die Waffen gestreckt hatten -, sondern durch vorauf gegangene Terror-Bombardements der alliierten "Befreier".


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