KURT STUDENT

(1890 - 1978)

[Kurt Student - Zeichnung]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1890
12. Mai: Kurt Student wird als Sohn des Amtsanwalts Oskar Student und seiner Ehefrau Clara (geb. Schöppke) in Birkholz (Königreich Preußen) geboren.

1901
Student tritt in die Cadettenanstalt Potsdam ein.

1905
Student wechselt an die Hauptcadettenanstalt Lichterfelde bei Berlin.


1910
Nach bestandenem Abitur wird Student Fähnrich im Jäger-Bataillon "Graf York von Wartenburg" der preußischen Armee.

1911
Student wird zum Leutnant befördert. Er beginnt eine Ausbildung zum Heeresflieger. (Eine Luftwaffe gibt es noch nicht.)

1913
Student besteht die Pilotenprüfung.

1914-1918
Im Ersten Weltkrieg erzielt Student als Jagdflieger sechs Abschüsse; er steigt zum Hauptmann und Staffelführer auf; ihm werden das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse, das Ritterkreuz der Hohenzollern und das Ritterkreuz des Albrechts-Ordens verliehen

[Student als Oberleutnant im 1. Weltkrieg]

1918/1919
Nach dem Waffenstillstand im Westen - der einer deutschen Kapitulation gleich kommt - und dem Verbot von Kampfflugzeugen durch das Versailler Diktat ist Student an der Entwicklung von Segelfliegern beteiligt.

1922
Student tritt ins Heereswaffenamt ein, wo er die Entwicklung von motorisierten Kampfflugzeugen vorbereitet.

1923
Nach dem im Vorjahr geschlossenen Vertrag von Rapallo vereinbaren das Reich und die Sowjetunion eine geheime militärische Zusammenarbeit.
Student wirkt am Aufbau der Fliegerschule in Kazan mit.

1925
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1927
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1929
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1933
Januar: Reichspräsident Paul v. Hindenburg beruft den Führer der Mehrheitsfraktion im Reichstag, Adolf Hitler, zum neuen Reichskanzler, der "Sprengung der Ketten von Versailles" auf seine Fahnen geschrieben hat. Damit winkt allen Berufssoldaten der lang ersehnte Karriereschub.

1934
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1935
Nach Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit wird das Heer stark erweitert; außerdem entsteht eine Luftwaffe. (Die Aufrüstung der Marine wird dagegen mehr oder weniger verpennt.)

1936
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1937
Ramcke wird zum Oberstleutnant befördert.

1938
Ramcke wird zum Kommandeur des Truppenübungsplatzes Zeithain ernannt.
(Wenn man beim Heerespersonalamt einmal auf eine bestimmte Schiene geraten ist - hier: Truppenübungsplätze - ist es schwer, wieder herunter zu kommen. Während andere es genießen würden, "eine ruhige Kugel zu schieben", empfindet Ramcke als passionierter Soldat diese Tätigkeit als wenig befriedigend.)

1939
September: Als das HPA auch im Polenfeldzug keine bessere Verwendung für ihn weiß als "Beobachter" in einem Stab und ihn Anfang

1940
unter Beförderung zum Oberst als Kommandeur eines Ersatzregiments aufs Altenteil abschiebt, hat Ramcke vom Heer genug.
August: Er wechselt erneut die Waffengattung und absolviert (als 51-jähriger!) eine Ausbildung zum Fallschirmjäger bei der Luftwaffe.
(Wer "Rot schien die Sonne" - die Memoiren von Otto Zierer - gelesen hat, weiß, daß diese Ausbildung schon Mitt-30ern nicht mehr leicht fiel.)

1941
Mai: Für die Befreiung Kretas von britischen Invasionstruppen Invasion Kretas durch Truppen der Wehrmacht weiß indes auch die Luftwaffe zunächst keine bessere Verwendung für Ramcke als Kommandeur der zurück bleibenden "Ergänzungseinheiten".
Kurz nach Beginn des "Unternehmens Merkur" fällt jedoch der Kommandeur des 1. Luftlanderegiments verwundet aus, und Ramcke wird als dessen Nachfolger in die Schlacht geworfen.
(Eine Parallele zur Karriere des Panzerführers Hasso v. Manteuffel, die drei Monate später durch einen ähnlichen Zufall beim Vormarsch auf Moskau einen "Schub" bekommen sollte.)
Ramcke gelingt die Eroberung des wichtigen Flughafens Maleme und die Überführung "seiner" Ergänzungseinheiten dorthin - was wegen der hohen Verluste auch dringend notwendig ist. Die Briten räumen daraufhin die Insel.
August: Ramcke wird zum Generalmajor befördert; ihm wird das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

1942
März: Ramcke wird nach Italien abkommandiert, um die Eroberung der britischen Kolonie Malta vorzubereiten, die den Nachschub für Rommels Afrikafeldzug empfindlich stört.
April: Zu diesem Zweck darf er sich eine Fallschirmjäger-Brigade zusammenstellen.
Das OKW entscheidet jedoch angesichts der als nicht ausreichend angesehenen Luftbombardements und aus Furcht vor ähnlich hohen Verlusten wie bei der Eroberung Kretas, von der Landung auf Malta Abstand zu nehmen. (Vielleicht eine der folgenschwersten Fehlentscheidung der deutschen Militärführung im Zweiten Weltkrieg.)
Ramckes Brigade wird statt dessen nach Nordafrika verlegt, um dort als Infanteristen verheizt zu werden am Vormarsch auf Alexandria teilzunehmen.
November: Bei El Alamein gerät der Vormarsch mangels ausreichenden Nachschubs ins Stocken; eine britische Gegenoffensive schlägt die Truppen der Achsenmächte in die Flucht.
Ramckes Brigade wird ein gekesselt und gilt mangels Treibstoffs als verloren.
Es gelingt Ramcke jedoch, sich mit knapp zwei Dritteln seiner Männer zu Fuß gen Westen durchzuschlagen, bis sie britische Fahrzeuge und Benzin erobern, mit denen sie zu den deutschen Linien zurück kehren. (Unterwegs befreien sie noch gut hundert deutsche Gefangene.)
Für dieses Husarenstück wird Ramcke von Hitler persönlich das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen.
Dezember: Ramcke wird zum Generalleutnant befördert.
Dezember: Während seiner Abwesenheit gelingt den Alliierten unter General Eisenhower die Landung in Nordwestafrika mit zahlenmäßig weit überlegenen Kräften. Die Niederlage der Achsenmächte in Nordafrika ist trotz Entsendung frischer Truppen nach Tunesien nicht mehr aufzuhalten.

1943
[...]
Im Lazarett und während des anschließenden Genesungsurlaubs verfaßt Ramcke seine Memoiren unter dem Titel "Vom Schiffsjungen zum Fallschirmjäger-General".

[Buchdeckel 1943] [Buchdeckel 1972]

Das Buch wird zum Bestseller. (Eine Neuauflage erscheint 1972. Heute ist es verboten, weil darin auch über die Greueltaten der Briten und ihrer kretischen Helfershelfer berichtet wird, die zahlreiche deutsche Gefangene bestialisch zu Tode folterten - und Kriegsverbrechen dürfen doch nur die bösen Nazi-Deutschen begangen haben.**)
Wahrheitswidrig wird in der englischen Version einer bekannten Verdummungsplattform im Internet behauptet, Goebbels habe alle deutschen Bürgermeister gezwungen, das Buch zu kaufen, und den Profit habe Hitler, in dessen Franz-Eher-Verlag es erschienen sei, größtenteils persönlich eingestrichen. (Tatsächlich erschien das Buch im Verlag Die Wehrmacht, und niemand hat irgendwen "gezwungen", es zu kaufen.)

1944
1. Februar: Manteuffel wird zum Kommandeur der 7. Panzergrenadier-Division ("Großdeutschland") ernannt.
22. Februar: Manteuffel wird das Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen.
März-Mai: Manteuffel gelingt es, den Südabschnitt der Ostfront ein letztes Mal zu stabilisieren und so das kriegswichtige Erdölgebiet von Ploiesti einstweilen dem Zugriff der Roten Armee zu entziehen.
Mai-August: Manteuffel gelingt es, ein letztes Mal die Verbindung zwischen dem Nordabschnitt der Ostfront und den in Kurland vorübergehend abgeschnittenen Truppen herzustellen.
September: Manteuffel wird zum General der Panzertruppe befördert (rückwirkend ab Januar) und zum Oberbefehlshaber der 5. Panzerarmee ernannt.
Dezember: Auch Manteuffel kann das Scheitern der letzten deutschen ("Ardennen"-)Offensive im Westen nicht verhindern.

1945
Februar: Manteuffel wird gleichwohl das Ritterkreuz mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten verliehen.


Wenige Tage später wird sein Schwiegeronkel Ewald v. Kleist wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und hingerichtet. Da es jedoch, entgegen anderslautenden Behauptungen, im "Dritten Reich" keine "Sippenhaft" gibt - anders als später in dessen Nachfolgestaaten*** -, bleiben Manteuffel und seine Frau davon unberührt.
März-April: Manteuffel führt als Oberbefehlshaber der 3. Panzerarmee die letzten Kämpfe in Brandenburg (Seelower Höhen), Pommern und Mecklenburg gegen die Rote Armee.
Mai: Manteuffel gelingt es kurz vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, seine Truppen von der Ostfront zu lösen und in britische Kriegsgefangenschaft zu führen. Er selber wird an die US-Amerikaner weiter gereicht, die ihn in das berüchtigte Konzentrationslager "Speziallager 11" stecken.

1947
Dezember: Manteuffel wird aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.

1948
.****

1949
Manteuffel tritt der FDP bei, die damals noch einen national-liberalen Kurs steuert.

[Wahlplakat der FDP 1949]

1952
Student wird Vorsitzender des Traditionsverbandes "Bund deutscher Fallschirmjäger".

1953
September: Manteuffel wird in den Bundestag gewählt. Er wird Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Haushaltsausschusses. Die FDP setzt die Regierungs-Koalition mit der CDU, die sie bereits 1949 eingegangen war, fort.

1956
Februar: Auf Initiative von Erich Mende kündigt die FDP die Regierungs-Koalition in Nordrhein-Westfalen, die sie ebenfalls mit der CDU gebildet hatte, und bildet statt dessen eine "kleine Koalition" mit der SPD, die vor dem "Godesberger Programm" vom November 1959 noch streng marxistisch ausgerichtet ist - weshalb die FDP sie und besonders ihren Vorsitzenden Erich Ollenhauer im Wahlkampf heftig kritisiert hatte.


Daraufhin verlassen 16 Abgeordnete der FDP - darunter alle vier Bundesminister - die Partei und gründen unter August-Martin Euler, dem ehemaligen Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, die Freie Volkspartei [FVP], der sich auch Manteuffel anschließt.

1957
Im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl fällt Euler plötzlich ein, daß außer ihm selber kein anderes FVP-Mitglied ein Direktmandat hat und daß seine Partei auch keine Chance hat, die - 1956 eingeführte - 5%-Hürde zu überspringen. Daher schließen er und die meisten anderen Mitglieder der FVP - auch Manteuffel - sich der Deutschen Partei [DP] an.

[Wahlplakat der DP]

September: Bei den Wahlen verliert Manteuffel erwartungsgemäß sein Bundestagsmandat.

1959
August: Manteuffel wird wegen mittelbaren Totschlags angeklagt, weil er im Januar 1944 einen Soldaten wegen Feigheit vor dem Feind vors Kriegsgericht gebracht und seine Verurteilung zum Tode erwirkt hatte. Er wird zu 2 Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.*****

[Karikatur]

1961
Nach seiner Entlassung lebt Manteuffel in Dießen am Ammersee (Bayern).

[Manteuffel] [Dießen - Rathaus] [Buch]

1978
01. Juli: Kurt Student stirbt in Lemgo. Er wird mit militärischen Ehren in Schleswig beigesetzt.
Es gibt zwar seit drei Jahren einen (ersten) "Traditionserlaß" der Bundeswehr; dieser fordert jedoch deren Soldaten ausdrücklich auf, die Angehörigen der alten Wehrmacht als "Kameraden" zu betrachten. (Erst 1982 wird unter Bundeskanzler Helmut Schmidt-Schnauze ein neuer "Traditionserlaß" verabschiedet, wonach alle ehemaligen Wehrmachtsangehörige, die sich nicht als Deserteure oder "Widerstandskämpfer" ausgezeichnet haben, "Nazi-Soldaten" gewesen seien. Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr.)


*

**Die Sache schlug damals hohe Wellen, auch im Ausland. (Die Briten behaupteten, es habe sich um vereinzelte Exzesse neuseeländischer Maoris gehandelt, was ihnen aber niemand glaubte, ebenso wenig wie ihre Behauptung ein Jahr später, ähnliche Greueltaten bei dem gescheiterten Invasionsversuch bei Dieppe seien "nur von kanadischen Indianern" begangen worden.) Selbst Reporter aus den USA - die damals offiziel noch "neutral" waren - kamen nach Kreta zwecks persönlicher Inaugenscheinnahme der verstümmelten Leichen; sie veröffentlichten dann jedoch nicht deren Fotos, sondern vielmehr die Erklärung des tumpen Ex-Boxweltmeisters Max Schmeling, der den Einsatz mitgemacht hatte: er habe nichts gesehen.
(Schmeling wurde daraufhin aus der Wehrmacht entlassen, offiziell mit der Begründung, er habe sich bei der Landung die Knöchel verstaucht und sei daher nicht mehr kriegsverwendungsfähig. Ihm war das verständlicher Weise nur recht :-)

***So reichte z.B. in der BRDDR die frühere (!) Freundschaft (!) mit einer Person, die im Verdacht (!) einer "rechtsradikalen" Gesinnung (!) stand, zum Ausschluß aus dem Olympia-Kader und zur lebenslangen Ächtung, die mit einer breit angelegten Diffamierungs-Kampagne in den staatlich kontrollierten Monopol-Medien einher ging.

****.

*****Ein Fall krasser Rechtsbeugung durch die politische Justiz. Der hingerichtete Soldat hatte beim Überfall einer russischen Patrouille auf einen Vorposten nicht nur nicht auf erstere geschossen, sondern es auch unterlassen, seine Einheit zu benachrichtigen, und damit die Gefangennahme und die Tötung eines Vorgesetzten billigend in Kauf genommen. Dafür wäre er von jedem Militärgericht der Welt - auch bei den gut-demokratischen Alliierten - zum Tode verurteilt wurden, damals wie heute. (Die Todesstrafe ist nur im Frieden abgeschafft; im "V-Fall" konnte und kann sie selbstverständlich weiter verhängt werden, weil dann das einzelstaatliche Recht gegenüber dem der NATO zurück tritt.) Es kam also nicht mal auf die Frage an, ob die damaligen Militärgesetze etwa rückwirkend als unwirksam anzusehen seien. In einem Rechtsstaat wäre letzteres ja eigentlich ohnehin unzulässig - aber die BRD war nie ein vorbehaltloser Rechtsstaat; das Recht hat vielmehr hinter der Politik im allgemeinen und hinter der Politik der Besatzungsmächte im besonderen zurück zu stehen - was bis heute jeder neue Regierungschef gegenüber den letzteren ausdrücklich schriftlich anerkennen muß, auch nach der angeblichen Wiederherstellung der "vollen Souveränität" der BRDDR 1991. Hinter der Unrechtsprechung im Falle Manteuffel steckten jedoch ausnahmsweise weder die alliierten Besatzer (selbst ausgesprochene Deutschenhasser wie Ex-Präsident Eisenhower und der britische Feldmarschall a.D. Montgomery - die freilich nur noch Privatleute waren - luden Manteuffel nach seiner Freilassung demonstrativ zu sich ein) noch jüdische Lobbyisten-Verbände; die Verantwortung trug einzig und allein die Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen.

[Karikatur]

******.


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