Erich Ollenhauer
(1901 - 1963)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1901
- 27. März: Erich Ollenhauer wird in
Magdeburg
als Sohn eines Maurers geboren. Bereits sein Vater ist Sozialist.
- 1915
- Ollenhauer beginnt eine Lehre in der Lack- und Farbenfabrik Friedrich Köhler in Magdeburg (ohne Abschluß).
- 1916
- Ollenhauer tritt der Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) bei.
- 1918
- Ollenhauer tritt der
SPD bei.
- 1919/20
- Ollenhauer wird zunächst Volontär, dann Redakteur der "Volksstimme" in Magdeburg.
- 1920
- Ollenhauer wird Sekretär des Hauptvorstands der Sozialistischen Arbeiterjugend in
Berlin (bis 1928).
- 1921
- Ollenhauer wird Mitarbeiter der Zeitschrift "Arbeiter-Jugend" (bis 1929) und Sekretär der Sozialistischen Jugendinternationale.
- 1922
- Ollenhauer heiratet die Redaktionssekretärin der "Volksstimme" Martha Müller. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor.
- 1928
- Ollenhauer wird Vorsitzender des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands (bis 1933).
- 1933
- April: Ollenhauer wird in den Vorstand der SPD gewählt.
- Mai: Ollenhauer emigriert auf Anweisung der Partei nach Prag, wo die SPD eine illegale Exilorganisation ("SoPaDE") unterhält. Ollenhauer organisiert die
konspirative Zusammenführung und Versorgung sozialistischer und kommunistischer Emigranten.
- 1935
- Ollenhauer wird die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
- 1938
- Ollenhauer und die meisten anderen SoPaDE-Mitglieder fliehen nach Frankreich.
- 1939
- September: Ollenhauer verfaßt - zusammen mit Otto Wels - einen Aufruf der SPD gegen den Krieg. Er wird daraufhin als feindlicher Ausländer in ein
französisches Konzentrationslager eingewiesen.
- 1940
- Juni: Als sich die französische Niederlage abzeichnet, wird Ollenhauer frei gelassen. Er flieht mit seinen Genossen über Spanien und Portugal nach London,
wo sich die SoPaDE mit finanzieller Unterstützung durch die britische Labor Party für die weiteren Kriegsjahre einrichtet. Ollenhauer hält die
Emigrantengruppen mit massivem Druck - und der Hilfe britischer Politiker - bei der Stange. Wer vom sozialistischen Einheitskurs abzuweichen versucht, landet
auf Ollenhauers Anweisung in einem britischen Konzentrationslager.
- 1945
- Als einziger Vertreter der SoPaDE erhält Ollenhauer die Genehmigung der Briten zur Teilnahme an der von
Kurt Schumacher organisierten SPD-Konferenz in Hannover.
- 1946
- Februar: Ollenhauer kehrt nach Deutschland zurück und wird "Sekretär" (Geschäftsführer) der SPD der Westzonen im so genannten "Büro Schumacher" in
Hannover.
- 8.-11. Mai: Ollenhauer wird auf dem ersten Nachkriegsparteitag der SPD in Hannover zum 2. Vorsitzenden gewählt.
- 1949
- Ollenhauer wird Mitglied des Bundestages und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD.
- 1951
- Ollenhauer wird auf der Gründungsversammlung der "Sozialistischen Internationale" in Frankfurt/Main zum Vizepräsidenten gewählt.
- Ollenhauer wird Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Gemeinsamen Versammlung der "Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl
[EGKS]".
- 1952
- Nach Schumachers Tod wird Ollenhauer Vorsitzender der SPD und ihrer Bundestags-Fraktion.
- Für die SPD bedeutet das eine politische Katastrofe: Ollenhauers offensichtliche jüdische Abstammung (wenngleich nicht Konfession) und seine Nähe zum Kommunismus sind in jedem Wahlkampf ein gefundenes Fressen für die "bürgerlichen" Parteien, insbesondere die von
Konrad Adenauer geführte CDU und die von
Erich Mende geführte FDP.
- September: Mit Ollenhauer als Kanzler-Kandidat wird die SPD bei den Bundestagswahlen schwer geschlagen.
- 1957
- Ollenhauer reist als erster deutscher "Spitzenpolitiker" nach Israel.
- Die SPD legt den so genannten "Ollenhauer-Plan vor", der auf eine Wiedervereinigung Deutschlands unter kommunistischem Vorzeichen hinaus läuft.
- September: Mit Ollenhauer als Kanzler-Kandidat wird die SPD bei den Bundestagswahlen erneut schwer geschlagen - die CDU gewinnt die absolute Mehrheit.
- 1959
- November: In Anbetracht der vernichtenden Wahlniederlagen von 1953 und 1957 heckt Ollenhauer zusammen mit dem Alt-Komunisten
Herbert Wehner
das so genannte "Godesberger Programm" aus, in dem sich die SPD pro forma vom Marxismus-Leninismus los sagt, um sich dem tumpen
Wahlvieh Wahlvolk künftig als "Volkspartei" zu verkaufen.*
- 1961
- Da Ollenhauer als Kanzlerkandidat nicht mehr tragbar ist, stellt die SPD statt dessen
Willy Brandt,
den Regierenden Bürgermeister von Westberlin, als Spitzenkandidaten auf, dem es immerhin gelingt, die absolute Mehrheit der CDU/CSU zu brechen.
- 1963
- September: Ollenhauer wird zum Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale gewählt.
14. Dezember: Erich Ollenhauer stirbt in Bonn. Er landet auf dem Südafriedhof zwischen Dottendorf und Friesdorf, wo schon einige andere Hunde Polit-Bonzen begraben liegen. (Aber auch Hans Riegel, der "Vater der Gummibärchen", dessen HaRiBo-Fabrik fast um die Ecke liegt :-)
- 1975
- Nachdem Brandts Nachfolger
Helmut Schmidt
mit seinem Genossen Erich Honecker, dem Staatsratsvorsitzenden der "DDR", Freundschaft geschlossen und die SPD sich mit der Existenz zweier deutscher Staaten abgefunden hat, baut sie in Bonn - das sie nun nicht mehr als bloß "provisorische" Hauptstadt der BRD betrachtet - eine pompöse neue Partei-Zentrale in Sichtweite des Konrad-Adenauer-Hauses der CDU schräg gegenüber in der Friedrich-Ebert-Allee {vormals Godesberger Allee}. Sie
erhält den offiziellen Namen "Erich-Ollenhauer-Haus" (der Volksmund nennt sie freilich - nach der alten Zentrale - "Baracke" :-); der letzte Abschnitt der "Dottendorfer Straße" wird in "Ollenhauerstraße" umbenannt, und die hintere Hofeinfahrt erhält den Namen "Karl-Marx-Straße".
- 1984
- Die Ollenhauer-Biografie von Brigitte Seebacher-Brandt erscheint mit dem Untertitel "Biedermann und
Brand[t]stifterPatriot".
- 2001
- Zu Ollenhauers 100. Geburtstag widmet ihm die Deutsche Post eine Sondermarke zu 110 Pf (56 Cent), auf der er sein großes rotes Maul weit aufreißt. Obwohl ihm die Darstellung durchaus gerecht wird, erfreut sie sich allgemeiner Unbeliebtheit und wird kaum verwendet.
*40 Jahre später beschloß die SPD, die Maske fallen zu lassen und sich wieder offen zum Marxismus zu bekennen. Unter Oskar Lafontaine, dem Führer des kommunistischen Parteiflügels, wurde - in enger Abstimmung mit der SED der "DDR" - ein neuer Programmentwurf erarbeitet, der im März 1989 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Allerdings wurde dieser durch die "deutsch-deutschen" Ereignisse im weiteren Verlauf des Jahres, insbesondere die Öffnung der Berliner Mauer, obsolet, noch bevor er im Dezember 1989 unter dem Namen "Berliner Programm" offiziell verabschiedet wurde. Im folgenden kam es - ähnlich wie 1919 - zur Abspaltung des kommunistischen Parteiflügels, der zusammen mit der SED-Nachfolgepartei PDS eine neue, gesamtdeutsche kommunistische Partei namens "Die Linke" bildete, während die Mehrheits-Sozialisten im Oktober 2007 das so genannte "Hamburger Programm" verabschiedeten, das vor allem auf die Bildung von Koalitionen mit der Partei "Die Grünen" und/oder der - unter der FDJ-Funktionärin
Sarah Sauer weit nach links abgedrifteten - CDU abzielte.
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