SAPARMURAT  NIJAZOW

[ab 1991: Saparmyrat Nyýazow]*

(19.02.1940 - 21.12.2006)


Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1940
19. Februar: Saparmurat Atajewitsch Nijazow wird als zweiter von drei Söhnen der Eheleute Atamurat und Gurbansoltan Nijazow in Kiptschak (Turkmenische SSR) geboren.**
Das kleine Volk der Turkmenen - damals nur knapp 1 Million zählend - lebt strategisch ungünstig eingekeilt zwischen Kaspischem Meer, Kasaķhen, Usbeken, Afģānen und Iranern; es war im 19. Jahrhundert unter die Herrschaft des russischen Tsaren geraten und in den 1920er Jahren unter die der Sowjet-Union. (Die TSSR zählt zu deren ärmsten Regionen, da man mit den reichen Erdöl- und vor allem Erdgasvorkommen noch nicht viel anzufangen weiß. Man lebt hauptsächlich von Pferdezucht, Baumwoll- und Melonenanbau sowie Teppichknüpfen.)


1948
Oktober: Nachdem alle seine Angehörigen bei einem Erdbeben ums Leben gekommen sind, wächst Saparmurat in einem Waisenhaus in Kisyl-Arwat auf.

1956
.

1960
Nijazow nimmt ein Studium der Ingenieurswissenschaften am Polytechnischen Institut in Leningrad auf.

1962
Nijazow wird in die Kommunistische Partei aufgenommen.

1966 (nach anderen Quellen: 1967)
Nijazow heiratet seine Kommilitonin Muza Melnikowa. (Aus der Ehe gehen ein Sohn und eine Tochter hervor.)***

1967
Nijazow schließt sein Studium ab und kehrt nach Turkmenistan zurück.

1967-70
Nijazow arbeitet als Ingenieur in einem Kernkraftwerk nahe der Hauptstadt Aschchabad.

1970
Nijazow...

1975
Jeltsin wird Sekretär des Swerdlowsker Gebietskomitees.

1976
Jeltsin wird 1. Sekretär des Gebietskomitees und Mitglied des Militärrates des Ural-Bezirks.

1978
Jeltsin wird Abgeordneter im Unionssowjet des Obersten Sowjets der UdSSR. Er ist Mitglied im Ausschuß für Transport, Post und Fernmeldewesen.

1981
Januar: Jeltsin wird der Lenin-Orden verliehen.


März: Jeltsin wird Mitglied im Zentralkomitee der KPdSU.

1984
Jeltsin wird Mitglied im Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR.

1985
April: Der neue Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow, ernennt Jeltsin zum Leiter der Abteilung Bauwesen im Zentralkomitee der KPdSU.
Juli: Jeltsin wird Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU.
Dezember: Jeltsin wird Vorsitzender der Moskaus KP.

1986
Januar: Auf dem XXVII. Parteitag der KPdSU rückt Jeltsin von Gorbatschow ab. Er wird Kandidat des Zentralkomitees der KPdSU.

1987
November: Auf Betreiben Gorbatschows wird Jeltsin gezwungen, von seinem Posten als KP-Chef von Moskau zurück zu treten.


1988
Februar: Jeltsin verliert auch seinen Status als Kandidat des Politbüros und wird auf den Posten des 1. Stellvertretenden Vorsitzenden des Baukomitees der UdSSR abgeschoben; seine politische Karriere scheint beendet.

1989
März: Bei den Wahlen zum Kongreß der Volksdeputierten gelingt Jeltsin ein spektakuläres Comeback: Er gewinnt mit einem Erdrutschsieg (fast 90% der abgegebenen Stimmen) den Moskauer Wahlkreis Nr. 1.
Mai: Jeltsin wird Mitglied im neuen Obersten Sowjet. Er wird Leiter des Ausschusses für Bauwesen und Architektur.

1990
Jeltsin veröffentlicht die autobiografische Broschüre "Beichte über ein vorgegebenes Thema".
Mai: Jeltsin wird zum Parlamentspräsidenten der sowjetischen Teilrepublik Rußland gewählt.
Juli: Auf dem XXVIII. Parteitages der KPdSU verkündet Jeltsin seinen Partei-Austritt.
Oktober: Nijazow gewinnt - als einziger Kandidat - die ersten Wahlen zum Präsidenten der TSSR.

1991
Juni: Jeltsin wird zum Präsidenten der sowjetischen Teilrepublik Rußland gewählt.
August: Jeltsin schlägt unter persönlichem Einsatz einen Putschversuch von Teilen des Militärs - hinter dem wahrscheinlich Gorbatschow selber steht - nieder und gewinnt dadurch hohes Ansehen beim russischen Wahlvolk - und bei den ausländischen Medien.


Oktober: Nijazow erklärt den Austritt Turkmenistans aus der UdSSR und sich selber zum Präsidenten.
Seine erste Amtshandlung besteht darin, allen Turkmenen freie Strom-, Gas- und Wasserversorgung auf 10 Jahre zu gewähren. (Nach Ablauf der 10-Jahresfrist wird das Programm um weitere 10 Jahre verlängert.)
Nijazow gewährt auch jedem Turkmenen freie Versorgung mit Speisesalz; aber da das spottbillig ist, ist das bloß eine symbolische Geste. Außerdem schenkt er jedem Erwachsenen eine Armbanduhr (wie böse Zungen behaupten, damit sie keine Ausrede mehr haben, wenn sie zu spät zur Arbeit kommen :-)
November: Jeltsin erklärt den Austritt der Russischen Föderation aus der UdSSR, wird Regierungschef des unabhängigen Rußlands und verbietet die Kommunistische Partei.
16. Dezember: Die Kommunistische Partei Turkmenistans kommt einem Verbot durch Selbstauflösung zuvor.
26. Dezember: Die UdSSR wird aufgelöst. Zwar bilden Rußland, die Ukraïne und Weißrußland (Belarus) eine so genannte "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten [GUS]" als Quasi-SU-Ersatz; deren alleinige Rechtsnachfolgerin wird jedoch die Russische Föderation.

1992
März. Nijazow gründet die Partei unter dem Namen "Demokratische Partei Turkmenistans" neu.
(Da es wiederum die einzige zugelassene Partei ist, ist das nichts weiter als eine Umbenennung :-)
Juli: Jeltsin zieht alle russischen Truppen aus Tschetschnien - das sich Ende 1991 für unabhängig von Rußland erklärt hat - ab; dies unter vollständiger Zurücklassung von Waffen und Gerät, mit dem sich die Tschetschnier vorzüglich ausrüsten können.

1993
Februar: Jeltsin läßt den 50. Jahrestag des glorreichen Sieges bei Stalingrad groß feiern. Zu den Gratulanten zählt auch BRD-Kanzler Birne Kohl.
Angesichts des kriselnden russischen Rubl führt Nujazow eine eigene turkmenische Währung ein.


12. Juli: Nach Monate langem Tauziehen zwischen Jeltsin, Duma und Verfassungsgerichtshof (und einem Volksreferendum, über das sich alle Beteiligten souverän hinweg setzen :-) wird eine neue russische Verfassung verabschiedet, welche die präsidialen Machtbefugnisse erheblich erweitert.
September: Jeltsin löst die Duma auf und schreibt Neuwahlen aus.
Oktober: Jeltsin schlägt einen erneuten Putschversuch - zur Abwechslung von Teilen der Regierung und des Parlaments - nieder. Diesmal sind die Reaktionen im In- und Ausland weniger begeistert.
(Die Putschisten werden - ebenso wie die von 1991 - schon im folgenden Jahr gegen Jeltsins Willen von der Duma amnestiert)


Dezember: Die Neuwahlen ergeben keine klaren Mehrheitsverhältnisse. Jeltsin regiert weitgehend per "Ukas [Präsidialverordnung]".

1994
Dezember: Jeltsin gelangt zu der Erkenntnis, daß Rußland auf das Öl in und vor allem die Pipeline durch Tschetschnien nicht verzichten kann und befiehlt den Einmarsch in die abtrünnige Teilrepublik.

1995
Januar: Nach Besetzung der tschetschnischen Hauptstadt Grosny erklärt Jeltsin den Krieg für gewonnen. (Die tschetschnische Guerilla führt ihn aber ungerührt fort.)
Juni: Jeltsin nimmt am Weltwirtschaftsgipfel in Halifax (Kanada) teil.
Juni/Juli: Nachdem tschetschnische Mujaheddin ein russisches Krankenhaus überfallen und über 1.000 Geiseln genommen haben, läßt sich Jeltsin zur Einstellung der russischen Kampfhandlungen erpressen - während die Tschetschnier munter weitermachen. Grosny wird von ihnen eingekesselt.
Oktober: Jeltsin wird in New York von US-Präsident Clinton empfangen; er läßt sich zu einer Beteiligung am Krieg gegen Serbien Friedenseinsatz für Bosnien breit schlagen überreden.


Dezember: Nach einer Niederlage seiner Anhänger bei neuerlichen Wahlen zur Duma arrangiert sich Jeltsin zunehmend mit den AltNeo-Kommunisten.

1996
Januar: Tschetschnische Mujaheddin bringen erneut ein russisches Krankenhaus in ihre Gewalt. Der Versuch, die Geiseln diesmal mit Gewalt zu befreien, mißlingt; er kostet über 100 Tote und Jeltsin viele Sympathien beim Wahlvolk - dem seine vollmundige Behauptung, der Krieg sei bereits gewonnen, noch im Ohr klingt.
Juni/Juli: Jeltsin schließt wiederum einen Waffenstillstand mit den Tschetschniern und wird daraufhin erneut zum Präsidenten der Russischen Föderation gewählt.
(Zweifel an der Korrektheit der Stimmenauszählung sind erlaubt: Bei Meinungsumfragen hatten sich zuvor nur 4% [vier v.H.] der Wahlberechtigten für Jeltsin ausgesprochen.)
August: Die Tschetschnier - die auch diesmal gar nicht daran denken, den Waffenstillstand einzuhalten - erobern Grosny zurück, das für die eingekesselte 58. Armee zum Stalingrad wird.
(Die genaue Höhe der russischen Gesamtverluste wird bis heute totgeschwiegen. Sie dürfte aber ein Vielfaches der offiziell eingeräumten 5.732 Mann betragen haben. In der russischen Geschichtsschreibung gibt es zwar einen 1. und 2. Tschetschnien-Krieg, aber keine 1. und 2. Schlacht um Grosny - die erste, verlorene, ist schlicht aus den Büchern verschwunden, wenn sie denn je darin war.)
Tschetschnien hat damit de facto die Unabhängigkeit von Rußland erlangt.
November: Nach einer Herzoperation kommt Jeltsin gesundheitlich nicht mehr voll auf die Beine.
Schon nach wenigen Jahren unterliegt die neue turkmenische Währung ebenso der Inflation wie die neuen Währungen aller anderen Nachfolgestaaten der UdSSR.



1997
April: Jeltsin unterzeichnet einen "Unionsvertrag" mit Weißrußland (der freilich nie wirklich umgesetzt wird).

1998

August: Nach schweren Fehlern in der Finanz- und Wirtschaftspolitik (versäumte rechtzeitige Abwertung des Rubl, mißglückter Versuch, die letzten maroden Staatsbetriebe zu privatisieren - mangels Kaufinteressenten -, Unfähigkeit, die massive Kapitalflucht ins Ausland zu verhindern), die zu einer astronomischen Staatsverschuldung und einer galoppierenden Inflation geführt haben, muß Rußland die Zahlungen auf private Auslandsschulden und Staatsanleihen "aussetzen", was de facto einem Staatsbankrott gleich kommt.
(In Rußland wird das Kind auch beim Namen genannt; im Ausland scheut man das Wort jedoch wie der Teufel das Weihwasser. Die "Krise" wird schließlich mit Milliarden-Krediten der Weltbank und des IWF - also hauptsächlich auf Kosten der deutschen Steuerzahler - zur Bedienung der Auslandsschulden und einer Währungsreform - also auf Kosten der russischen Sparer, die praktisch enteignet werden - zur Beseitung der Inlandsschulden "gelöst". Über Ursachen und Verlauf der "Krise" gibt es zahlreiche Theorien, von denen keine Dikigoros so recht zu überzeugen vermag, weshalb er darauf verzichtet, sie hier zu referieren. Es kamen wohl mehrere negative Faktoren zusammen, die man schwerlich Jeltsin allein anlasten kann.
Dezember: Im serbischen Herzland Kosovo proben muslimische Albaner mit Unterstützung des Westens die Machtergreifung und erklären nach tschetschnischem Muster die Unabhängigkeit der "Republik Kosova".

1999
Die NATO nutzt Rußlands und Jeltsins Schwäche gnadenlos aus:
24. März: Die NATO greift mit Luftbombardements auf Serbien offen auf Seiten der Albaner in den Sezessionskrieg ein. Jeltsin muß dem Völkermord der "ethnischen Säuberung" des Kosovo von christlichen Serben macht- und tatenlos zusehen.
Der "Internationale Gerichtshof" der UNO - der sich für das Weltgericht hält - urteilt später mit kaum zu überbietendem Cynismus, der NATO-Überfall sei rechtens gewesen, da in diesem Fall das einst von US-Präsident Wilson verkündete "Selbstbestimmungsrecht der Völker" dem Recht auf staatliche Unversehrtheit vorgehe. [Unberücksichtigt bleibt, daß das "Volk der Kosovaren" nur deshalb mit überwältigender Mehrheit für eine Sezession ist, weil die Albaner die Serben im Kosovo zuvor ausgerottet hatten. In Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Rußland, China u.a. Staaten mit ethnischen Minderheiten, die regionale Mehrheiten stellen, gilt das selbstverständlich nicht.]
29. März: Polen, die Tschechei und Ungarn treten der NATO bei.
Rußland ist auf dem Tiefpunkt seiner Nachkriegsgeschichte angelangt - und Jeltsin auf dem Tiefpunkt seines Ansehens.
Mai: Jeltsin übersteht ein Amtsenthebungsverfahren, das die Duma gegen ihn angezetteltangestrengt hat.
Juni: Jeltsin nimmt am Weltwirtschaftsgipfel in Köln teil. (So heißt es offiziell; tatsächlich nimmt er nur am Abschlußbankett teil :-)


August: Jeltsin ernennt Wladimir Putin zum neuen Ministerpräsidenten.
31. Dezember: Jeltsin erklärt seinen Rücktritt als Präsident und übergibt die Amtsgeschäfte an Putin - der ihm im Gegenzug Immunität vor Strafverfolgung gewährt.


Seinen Lebensabend verdämmertverbringt Jeltsin mit Johnny Walker u.a. dickenguten Freunden.



2000
Januar: Um den guten Vorsätzen zum neuen Jahr[tausend] Nachdruck zu verleihen, läßt Nijazow überall im Lande Trimm-Dich-Pfade einrichten und zwingt alle Staatsbediensteten, einmal im Jahr auf diesen eine Art Sportabzeichen zu machen.
(Für Leser, die es nicht wissen sollten: Das verlangt die Bundespolizei von Scholzland inzwischen auch. [Na ja, in Bronze - die läppischen Anforderungen erfüllte Dikigoros schon, bevor er zum Teenager wurde und erfüllt sie immer noch, in der Altersklasse M 70 - wohlgemerkt die für 18-jährige!] Jedes Jahr zum letzten Prüfungstermin kommen die Couch-potatoes [m/w/d] angerollt und betteln die Prüfer an, es ihnen zu schenken, weil sie nicht in der Lage sind, ein paar Runden im Bummeltempo zu traben, ohne Seitenstiche zu bekommen, einen mittelleichten Gegenstand ein paar Meter weit zu werfen oder zu stoßen, einen bescheidenen Hopser in die Höhe oder Weite zu tun - übertreten erlaubt, Latte reißen noch nicht -, 100 m geradeaus zu laufen, ohne über die eigenen Füße zu stolpern, oder 25 m zu schwimmen, ohne abzusaufen. Das ist zwar Anstiftung zur Falschbeurkundung in Tateinheit mit Leistungserschleichung; aber Ihnen dieses Geschenk zu verweigern würden sie als Verstoß gegen ihre "Menschenrechte" betrachten :-)

2001
August: Nijazow läßt Tage und Monate - die bisher nach heidnischen altrömischen Gottheiten (u.a. dem Kriegsgott), Diktatoren (u.a. Caesar und Augustus) und Zahlen (VII, VIII, IX, X) benannt waren - nach turkmenischen Persönlichkeiten (u.a. sich selber :-) und menschenverachtenden Abstracta (z.B. "Frieden", "Neutralität", "Unabhängigkeit") umbenennen. Außerdem benennt er eine Brotsorte nach seiner Mutter.
(Auch das wird ihm vor allem im Ausland als "Personenkult" angekreidet - hauptsächlich von Banausen, die noch nie von einer "Napoleon-Torte", einer "Hindenburg-Torte" und/oder einem "Steak Chateaubriand" gehört - oder gegessen - haben :-)
September: Einen Tag nach den Kamikaze-Anschlägen auf das World Trade Center in New York City veröffentlicht Nijazow das "Ruhnama [Seelenbuch]" und macht es zur Pflichtlektüre an turkmenischen Schulen und Hochschulen.****


2002
NATO und EU versuchen vergeblich, Turkmenistan zum Beitritt zu zwingen nötigen überreden (sowohl aus strategischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen: Man hat gerade einen Krieg gegen Afģānistān begonnen mit dem Hintergedanken, nach dessen Eroberung eine Gas- und eine Öl-Pipeline von Turkmenistan zum Indischen Ozean zu bauen). Nijazow hält jedoch eisern starrköpfig an seiner bösen Neutralitätspolitik fest. (Unter Hinweis auf dieselbe verweigert er auch hartnäckig die Teilnahme Turkmenistans an Kriegseinsätzen Friedenseinsätzen der UNO in aller Welt.)


2003
Nijazow läßt das Staatswappen leicht abändern. Es zeigt nun in der Mitte ein Pferd (böse Zungen behaupten: sein eigenes) - s.o.
Nijazow soll ein ausgesprochener Pferdenarr gewesen sein. (Warum auch nicht, als Angehöriger eines Volkes, das seit Jahrtausenden Pferde reitet, aber erst seit wenigen Jahrzehnten Auto fährt?) Besonders übel nimmt man ihm - wiederum vor allem im Ausland -, daß er die Haltung von mehr als einem Hund oder einer Katze pro Nase Kopf verbietet. Außerdem verbietet er, letztere auf den stark befahrenen Straßen von Aşģabat frei herum laufen zu lassen, damit sie nicht überfahren werden; er verstößt also nicht nur gegen Menschen-, sondern auch gegen Tierrechte!)

2003/2004
Die USA - und unter ihrem Einfluß auch die UNO - führen eine Hetz-Kampagne gegen Nijazow mit der Begründung, in Turkmenistan würden die "Menschenrechte" verletzt.
Unter "Menschenrechte" verstehen gewisse Kreise u.a. die rechtliche Gleichstellung schwuler und lesbischer Lebensgemeinschaften mit heterosexuellen Ehen, das "Recht" von Frauen, ihre ungeborenen Kinder zu ermorden (und Auto zu fahren :-) sowie das "Recht", sein Geschlecht unabhängig von den biologischen Tatsachen frei zu wählen. All das gibt es in Turkmenistan tatsächlich nicht. Die lauteste Kritik kommt freilich wieder aus Ländern des "Wertewestens", die selber weniger als ein Jahrzehnt später ihren Untertanen sämtliche Grund- und Menschenrechte entziehen - einschließlich des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

2004
Februar: Nijazow verbietet Männern, langes Haar und lange Bärte in Mujaheddin-Manier zu tragen.
(Er verbietet auch männlichen Fernsehmoderatoren, sich zu schminken, "um nicht wie Frauen auszusehen" - für LGBTETCPP-Fetischisten im "Wertewesten" ein schröckliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit :-)
März: Nijazow verfügt die Entlassung von mehreren tausend überbezahlten Nachtpottschleppern im staatlichen Gesundheitswesen und ersetzt sie durch - erheblich billigere - Ersatzdienstleistende.
(Dikigoros gebraucht dieses westdeutschen Lesern bekannteste Äquivalent, obwohl es nicht ganz deckungsgleich ist. In Turkmenistan gibt es kein Recht auf Wehrdienstverweigerung, sondern - ähnlich wie einst in der DDR - nur ein Recht auf Verweigerung des Dienstes an der Waffe. Was in der DDR die "Bausoldaten" waren sind in Turkmenistan die Sanitätsdienstsoldaten.)

2005
März: Nachdem Nijazow (westliche!) Statistiken gelesen hat, wonach die Krankheitsfälle proportional zur Ärzte- und Krankenhausdichte ansteigen, verfügt er die Schließung aller staatlichen Krankenhäuser außerhalb von Aşgabat, wo er ein neues, großes Zentralkrankenhaus für die wirklich ernsten Fälle einrichten läßt.
November: Nijazow verfügt, daß Ärzte künftig nicht mehr auf Hypokritís Hyppokrátis, sondern auf den Präsidenten vereidigt werden.
Seinerzeit regte man sich darob vor allem im "Wertewesten" gewaltig auf; aber anderthalb Jahrzehnte später brachen fast alle westlichen Ärzte ihren hyppokratischen Eid und machten sich zu Mittätern an der von Staats wegen angeordneten millionenfachen Mordaktion "Anti-Corona-Impfung". (Die wenigen, die es nicht taten, wurden, wenn sie Glück hatten, "nur" mit lebenslangem Berufsverbot belegt, wenn sie Pech hatten, ins Gefängnis geworfen.) Zum Vergleich: In Turkmenistan hatte Nijazow bereits Jahre zuvor die Panikmache Berichterstattung über angebliche Epidemien verboten - damals noch auf Cholera, AIDS und "Rinderwahn" gemünzt, später aber auch auf "Vogelgrippe", "Schweinegrippe" und "Affenpocken" passend. (À propos: Nachrichtensprecher im turkmenischen Staatsfernsehen mußten sie jede Sendung mit dem Satz beginnen, daß ihnen die Zunge im Munde verdorren solle, wenn sie Lügen über ihr Land verbreiten. Hätte man das in der BRDDR ebenso gehandhabt und wäre dieser Wunsch diese Verwünschung wahr geworden, dann hätten ARD und ZDF schon im Frühjahr 2020 keine Nachrichtensprecher[innen] mehr gehabt :-)
Dezember: Nijazow verbietet Gewalt verherrlichende Videospiele - als jugendgefährdend - sowie den Einsatz von "Playback"-Musik nebst Lippenbewegungen bei öffentlichen Konzerten - als Betrug am Verbraucher. (Recht hat er; aber die Pfuscher, die nicht in der Lage sind, ordentlich live zu singen, nehmen ihm das natürlich übel :-).
Außerdem verbietet er die Aufführung "unturkmenischer" Musik und Tänze. (Böse Zungen im Ausland behaupten, damit sei jegliche "westliche" Musik verboten; gemeint sein dürften aber nur deren übelste Auswüchse, wie Nigger-rap, Reggae u.a. Affenmusik :-)

2006
November: Als eine seiner letzten Amtshandlungen empfängt Nyýazow Frankenstein-Meier, den Außenminister der BRDDR, der indes nur herumstänkert und nach seiner Abreise über ihn herzieht.
21. Tag des Neutralitätsmonats (vormals Dezember): Saparmyrat Nyýazow stirbt in Aşgabat.
Was von ihm bleibt (die meisten "diktatorischen" Maßnahmen werden von seinem Nachfolger wieder aufgehoben - mit Ausnahme des Fahrverbots für Frauen und der Umbenennung des Erntedankfests in "Tag der Melone" :-) sind ein Mausoleum und einige seiner "goldenen" Denkmäler.*****


statt zweier Dreiecke - wie beim Davidsstern - zwei Vierecke mit Sarkofagen für Nyýazow (Mitte), seine Eltern und seine beiden Brüder


*Das turkmenische "y" spricht sich ähnlich wie ein offenes deutsches "ü" oder ein türkisches "ı" (ohne i-Punkt), das turkmenische "ý" wie ein deutsches "j", das turkmenische "s" wie ein scharfes, stimmloses "ß" und das turkmenische "z" wie ein weiches, stimmhaftes "s").

**Über Nijazows Eltern ist nichts Verläßliches in Erfahrung zu bringen, außer daß sie wohl beide dem Stamm der Tekke angehörten. Sein Vater soll 1942 bei den Kämpfen im Kaukasus gefallen sein - auf welcher Seite ist unsicher (offiziell auf sowjetischer, vielleicht aber auch auf deutscher; die Sowjets waren bei den Turkmenen generell nicht sonderlich beliebt, und speziell die Großeltern Nijazows - "Kulaken [Großbauern]" - waren unter Stalin enteignet worden). 52 Jahre später ernennt ihn sein Sohn posthum zum "Helden der Sowjet-Union Turkmenistans".

***Über Muza kursieren widersprüchliche Gerüchte. Laut ihren Papieren ist sie "Russin". (Was nicht viel besagt: In der UdSSR konnte jeder Sowjetmensch seine "Nationalität" frei wählen - völlig unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit.) Tatsächlich war sie wohl eine ukraïnische Jüdin. ("Muza" ist die weibliche Form von "Mosche" oder "Moses"; Melnik hieß der - neben Stepan Bandera - bedeutendste ukraïnische Widerstandskämpfer des 20. Jahrhunderts.) Sie und ihr Mann dürften aber überzeugte Atheïsten gewesen sein; andernfalls wäre diese Ehe schwerlich zustande gekommen: Eine gläubige Jüdin darf keinen "Goj" heiraten - und schon gar keinen gläubigen Muslim. (Umgekehrt darf ein gläubiger Jude zwar eine "Schickse [Nicht-Jüdin]" heiraten; diese gilt aber nur als Kebse, und ihre Kinder aus dieser Verbindung als "Gojim [Untermenschen]".) Widersprüchlich sind auch die Behauptungen über ihre politische Rolle: Mal stellt man sie als "First Lady" Turkmenistans dar, mal als nach der Unabhängigkeit bzw. der Reïslamisierung Verstoßene, die sich im Londoner Exil aufhielt. Richtig ist, daß ihr Mann sie - wie jeder gute Muslim - von einer Zurschaustellung in der Öffentlichkeit zurück hielt; es gibt keine offiziellen Fotos von ihr. (Jedenfalls hat Dikigoros keine gefunden; und er hat auch keine Möglichkeit, inoffizielle Fotos auf ihre Echtheit zu überprüfen; daher verzichtet er auf eine Wiedergabe.) Richtig ist ferner, daß ihren Kindern - die ja nach mosaïschem Recht Juden sind - keine Karriere in der Politik beschieden war (wegen dieses Makels?), während sein gut-muslimischer Nachfolger eine Familien-Dynastie gründen und das Präsidentenamt (durch "Wahlen" abgesegnet) direkt an seinen Sohn vererben konnte.

****Das Buch soll schon in den 1990er Jahren entstanden sein. Im Westen wird es gerne mit "Mein Kampf" von Adolf Hitler, dem "Roten Buch" von Mao Tse-tung oder dem "Grünen Buch" von Mu'ammar äl-Ģađđāfī verglichen.
Diese Vergleiche hinken jedoch: [...]
Eine andere Frage ist, ob man - wenn ohnehin schon jeder das Buch gelesen hat - eine überdimensionale Nachbildung desselben mitten in der Hauptstadt aufstellen muß, die sich alle paar Stunden öffnet, um ausgewählte Lebensweisheiten auszustrahlen wie eine Leuchtreklame. (Nijazos Nachfolger hat diese Frage verneint und das Monstrum an den Stadtrand verfrachten lassen, wo es nimanden mehr stört :-)

*****Dikigoros verzichtet - anderes als bei anderen Kurzlebensläufen - bewußt darauf, die posthume Entwicklung im einzelnen weiter zu verfolgen. Er will nur noch erwähnen, daß Nijazow im Nachhinein häufig "Korruption" vorgeworfen wurde - vor allem von westlichen Kommentatoren. Zum "Beweis" wurden irgendwelche Auslandskonten angeführt - stets in anderen Staaten als den eigenen. Aber bei näherem Hinsehen ist da nicht viel dran: Es handelt sich durchweg nicht um Privatkonten, sondern um Konten des turkmenischen Staates. Daß Nijazow als Präsident auf diese Zugriff hatte, liegt in der Natur der Sache. Daß er selber mal "in die Kasse gegriffen" hat, ist nicht bewiesen. Aber selbst wenn er ein paar Millionen "abgezweigt" hätte, wären das "Peanuts" im Vergleich zu den Summen, um die sich "gut-demokratische" Politiker[inne]n] des "Wertewestens" - insbesondere der BRDDR - wenige Jahre später mittels der Corona-Panhysterie und dem Klimaschwindel bereichern sollten. Sie scheffelten Milliarden mit "Corona-Tests", "Corona-Schutz-Masken", "Anti-Corona-Impfstoffen", "Solarzellen", "Windrädern" und "Wärmepumpen" und stürzten ihre Untertanen dabei in Not und Elend. Verglichen mit diesem Abschaum war Nijazow ein Ehrenmann!
Noch etwas - zum Vorwurf der mangelnden Pressefreiheit in Turkmenistan. Wie heißt es so schön? "Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen!" Dikigoros verlinkt dazu nur diesen Aufsatz von Manfred Kölsch und beschränkt seinen Kommentar auf den Satz: Besser eine kontrollierte Presse als eine geschmierte! (Wo der Unterschied ist? Ganz einfach: Die erstere schreibt gewisse unbequeme Wahrheiten nicht, die letztere schreibt wissentlich bequeme Unwahrheiten, d.h. sie lügt!)


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