Manfred v. Richthofen
"Der rote Baron"
(1892 - 1918)

[Manfred v. Richthofen]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1892
2. Mai: Manfred Freiherr von Richthofen wird in Kleinburg, nahe der schlesischen Hauptstadt Breslau, als zweites von vier Kindern des preußischen Kavallerie-Majors Albrecht von Richthofen und dessen Ehefrau Kunigunde, geb. v. Schickfuß, geboren.

1901
Familie v. Richthofen zieht nach Schweidnitz, das er künftig als seine "Heimatstadt" empfindet, obwohl er dort nur zwei Jahre lebt.

1903-1909
v. Richthofen besucht die Kadettenanstalt in Wahlstatt bei Liegnitz.

1909-1911
v. Richthofen besucht die Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde bei Berlin.


1911
April: v. Richthofen tritt als Fähnrich in das 1. Ulanen-Regiment "Alexander III" ein.

1912
Dezember: v. Richthofen wird zum Seconde-Leutnant befördert.

1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs dient v. Richthofen zunächst als Kavallerist in Rußland, dann in Frankreich.

1915
Mai: v. Richthofen meldet sich, da die Kavallerie im Stellungskrieg zunehmend an Bedeutung verliert, freiwillig zur Fliegertruppe. Im Luftkrieg läßt er sich jedoch zunächst nicht zum Piloten ausbilden - aus Sorge, daß der Krieg bis zum Abschluß der Ausbildung vorbei sein könnte -, sondern sofort als Beobachter einsetzen. Seine ersten Aufklärungsflüge unternimmt er an der Ostfront.


August: v. Richthofen kommt an die Westfront zurück und wird in Oostende (Flandern) stationiert.
September: v. Richthofen fliegt seinen ersten Kampfeinsatz als Schütze in einem Bombergeschwader.
Oktober-Dezember: v. Richthofen absolviert auf Anregung des bereits als Jagdflieger berühmten Oswald Boelcke (1891-1916) die Piloten-Ausbildung, besteht die Prüfung jedoch erst im dritten Anlauf.

1916
März: v. Richthofen wird als Kampfpilot vor Verdun eingesetzt.
April: v. Richthofen gelingt sein erster Abschuß.
Juni: v. Richthofen wird wieder an die Ostfront versetzt.
August: v. Richthofen wird von Boelcke bei einem Frontbesuch in Kovel für seine neue Jagdfliegerstaffel ausgewählt.
September: v. Richthofen wird wieder an der Westfront eingesetzt, diesmal vor Cambrai.


Oktober: Nach Boelckes Unfalltod (beim Zusammenstoß mit einem eigenen Flieger) wird v. Richthofen zum erfolgreichsten Kampfflieger der Staffel. Ende des Jahres hat er bereits die meisten Abschüsse aller deutschen Piloten zu Buche stehen.


1917
Januar: v. Richthofen erhält nach seinem Luftsieg über das englische Flieger-As, Major Hawker, den preußischen Verdienstorden Pour le Mérite und das Kommando über die neu aufgestellte 11. Jagdstaffel.


v. Richthofens Staffel wird an der Westfront schnell berühmt und gefürchtet. Wegen der Lackierung seines Jagdflugzeugs, eines Dreideckers "Fokker Dr 1" wird v. Richthofen als der "Rote Teufel" oder der "Rote Baron" bekannt.*


April: v. Richthofen wird nach seinem 50. Feindabschuß zum Premier-Leutnant und wenig später zum Rittmeister befördert und von Kaiser Wilhelm II empfangen.



Seine Erfolge sind umso erstaunlicher, als die deutschen Flugzeuge den britischen - insbesondere dem seit Januar 1917 eingesetzten Sopwith "Camel" - technisch unterlegen sind.

[Sopwith Camel]

v. Richthofen wird von der deutschen Kriegspropaganda verherrlicht und erlangt eine ungewöhnlich hohe Popularität.
Mai: Die britische Regierung setzt ein Kopfgeld von 5.000 Pfund Sterling (100.000 Goldmark, entsprechend ca. 1 Million Euro nach der Währungsreform von 2002) für die Tötung v. Richthofens aus.

1918
März: v. Richthofen erzielt seinen 80. Abschuß.
21. April: v. Richthofens Geschwader (das inzwischen auch nach ihm heißt) wird in der Nähe von Vaux-sur-Somme in ein Luftgefecht mit alliierten Flugzeugen verwickelt. Bei der Verfolgung des kanadischen Jagdfliegers Brown wird v. Richthofen in seinem Flugzeug durch einen Zufallstreffer - möglicherweise der Flak - in die Brust tödlich verwundet. Sein Nachfolger wird zunächst Oberleutnant Reinhard, danach Oberleutnant Göring.
22. April: v. Richthofen wird von den Alliierten mit militärischen Ehren in Bertangles (Frankreich) bestattet.

1925
20. November: v. Richthofens Leichnam wird aus Frankreich nach Berlin überführt und nach einem Staatstrauerakt in Anwesenheit des neuen deutschen Reichspräsidenten Paul v. Hindenburg, des Reichskanzlers Luther und des Reichswehrministers Gessler auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt.


1928
v. Richthofen wird zum 10. Todestag mit einer Prägung des bekannten Münchner Medailleurs Karl Goetz geehrt.


1933
Im "Dritten Reich" wird v. Richthofens Andenken in besonderem Maße gepflegt. Noch im Jahr der Machtergreifung bringt Volko v. Richthofen die angeblich 1917 verfaßten Memoiren seines Bruders ("Der Rote Kampfflieger" - an der Authentizität muß gezweifelt werden, darf es aber nicht) heraus, mit einem Vorwort von Hermann Göring. Das staatlich subventionierte - und daher nur 1 Mark kostende - Werk wird zum Bestseller. Die Firma Elastolin bringt eine Figur v. Richthofens als Kinderspielzeug heraus.


1935
Zur Wiederherstellung der Lufthoheit über dem Deutschen Reich wird eine neue Reichsluftwaffe aufgebaut. Das Jagdgeschwader 2 erhält den Namen "Richthofen".


1938
Der nach dem Krieg als "antifaschistischer Widerstandskämpfer" und "Opfer der Bücherverbrennung" gefeierte und angeblich im Dritten Reich mit "Schreibverbot" belegte Rolf Italiaander veröffentlicht eine stramm national-sozialistische Biografie v. Richthofens.


1939-1945
Durch Verschulden des "Reichsluftzeugmeisters" Ernst Udet mit minderwertigen Flugzeugmodellen ausgestattet und von dem mittlerweile zum "Reichsmarschall" avancierten Hermann Göring als Oberbefehlshaber miserabel geführt, verliert die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg praktisch alle wichtigen Auseinandersetzungen, insbesondere die "Luftschlacht um England", und trägt damit maßgeblich zur Niederlage und zum Untergang des Deutschen Reiches bei. Vor allem die Jagdstaffeln sind denen der (West-)Alliierten nicht nur zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, zumal der - bereits 1935 entwickelte, aber erst zehn Jahre später eingesetzte - Düsenjäger Me 262 auf ausdrücklichen Wunsch Hitlers zum Jagdbomber umfunktioniert wird und zu spät kommt.

1957
Nach Aufstellung der Bundeswehr bezieht das Luftwaffenmusikkorps 3 die Richthofen-Kaserne in der Richthofen-Str. 8 in Münster.


1961
21. April: Das 1959 in Wittmund/Ostfriesland neu aufgestellte Jagdgeschwader 71 wird aus Anlaß des 43. Todestages nach v. Richthofen benannt. Es ist ein schlechtes Omen: Nach wie vor mit minderwertigen Flugzeugmodellen ausgestattet (u.a. bis 1974 mit dem berüchtigten deutschen Umbau des "Starfighters" F-104G der US-Firma Lockheed, nehmen die Verlustraten allmählich kriegsähnliche Ausmaße an.**


1975
Richthofens sterbliche Überreste werden auf den Südfriedhof in Wiesbaden überführt.


1980er Jahre
In der BRD gerät v. Richthofen mehr und mehr in Vergessenheit.
Gleichzeitig erlebt England eine schwere Identitätskrise, ausgelöst durch wachsende Einwanderungsströme aus seinen ehemaligen Kolonien in der Dritten Welt einerseits sowie mangelnde Erfolge im Fußball oder anderen Sportarten, die ein von der Abstammung unabhängiges Nationalgefühl erzeugen könnten, andererseits. Die konservative Regierung der "Iron Lady" Margaret Thatcher versucht, dieses wieder herzustellen, indem sie Feindbilder aufbauen läßt wie vor dem 1. und 2. Weltkrieg. Zum Haßobjekt Nr. 1 avanciert erneut Deutschland, personifiziert durch den "Roten Baron" Manfred v. Richthofen ("rot" wird als "blutig" interpretiert - wobei "bloody" zugleich ein Schimpfwort ["verflucht"] ist).
Die in England beliebteste Zeichentrickfigur aller Zeiten wird der "Peanuts"-Hund Snoopy; einer der erfolgreichsten englischen Songs aller Zeiten die Ballade "Snoopy vs. the Red Baron", in der kolportiert wird, daß besagter Hund den verhaßten Deutschen abgeschossen habe. Das Lied wird auch von braven deutschen Radiosendern ausgiebig gespielt.

1989
Nach Ablauf des Copyrights legt der Weltbildverlag v. Richthofens "Memoiren" erneut auf - ohne das Vorwort von Göring.


2003
Mai: Die Tiefflugausbildung des JG 71 wird "aus Kostengründen" eingestellt. Bundesverteidigungsminister Struck (SPD, Wehrdienstverweigerer d.R.) dementiert Pläne, das Richthofen-Geschwader bis 2005 ganz aufzulösen.


2007
Oktober: Die Richthofen-Biografie von Joachim Castan erscheint. Der Autor bemüht sich krampfhaft, Richthofen als sadistischen Psychopathen und "grausame Kampfmaschine am Steuerknüppel" darzustellen, als "passionierten Jäger", der seine Kriegsgegner als tierische Beute angesehen habe. Sein Beweis: Bereits im Dezember 1906 habe Richthofen eine arme, unschuldige Ente erlegt, ihr eine Feder ausgerupft und diese zur Erinnerung aufbewahrt. Sein Fazit: Nunmehr müssen die "Traditionspfleger" der Bundeswehr auch ihn aus der Liste ihrer "Vorbilder" streichen - wie schon alle deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs.***


2008
April: Zu Richthofens 90. Todestag intensivieren die Lügenmedien Maintreammedien der BRDDR ihre Schmierenkampagne gegen ihn. Dabei tun sich besonders das Magazin Focus, die taz und die Süddeutsche Zeitung hervor, deren Redakteure inzwischen auch die Biografie von Castan gelesen haben. Der Film "Der Rote Baron" von Nikolai Muellerschoen mit Matthias Schweighöfer in der Titelrolle wird als "Verharmlosung" und "Heldenverehrung" diffamiert.


2018
April: Nur im Ausland scheint man Castans MachwerkMeisterwerk noch nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit gewürdigt zu haben. Zu Richthofens 100. Todestag findet an der Absturzstelle in Frankreich eine öffentliche Gedenkfeier statt, an der sogar Soldaten der Bundeswehr - und der ehemaligen (?) Feindstaaten - in Uniform teilnehmen dürfen.


*Vor allem in Großbritannien - wobei "The Red Baron" eine Falschübersetzung ist: Richthofen war "nur" Freiherr, was dem englischen "Baronet" entspricht. Der englische "Baron" gehört dem Hochadel an. Ein ähnlicher Fehler begegnet einem - wenngleich weniger häufig - beim deutschen Grafen, der richtig mit "Count" zu übersetzen ist, während der englische "Earl" ebenfalls dem Hochadel angehört.

**Der "Starfighter" war in seiner US-amerikanischen Urausführung ein gutes, zuverlässiges Flugzeug, das nie in irgendwelche Unfälle verwickelt war. Die Bundeswehrführung verlangte jedoch - ähnlich wie Hitler 1945 bei der ME 262 -, daß es mit allerlei zusätzlichen Einbauten ausgestattet wurde, die sein Gewicht erhöhten und seine Manövrierfähigkeit erheblich beeinträchtigten, woraus sich die zahlreichen Abstürze erklären. Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr (dort Fußnote 4).

***Dies betraf u.a. Dietl, Mölders und Rommel. Als Vorbilder für die Truppe - die mittlerweile AngriffskriegeFriedenseinsätze in Afģānistān, im Irāq, im Kongo und im Sūdān führt - sind nur noch Deserteure, "Widerstandskämpfer" und Verräter erlaubt.


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