*durch einen Verfassungszusatz (das so genannte "Platt Amendment"). Die USA nutzten Kuba nicht nur als Marinebasis, sondern auch, um Sportveranstaltungen durchzuführen, die ihnen zuhause aus politischen Gründen nicht genehm waren. Zwei Ereignisse ragten heraus:
- Im April 1915 wurde der Boxkampf um die Weltmeisterschaft aller Klassen zwischen den US-Amerikanern Jess Willard und Jack Johnson in La Habana ausgetragen. Preisboxen war zwar in den meisten US-Bundesstaat nicht mehr verboten, aber Johnson war in den USA zur Fahndung ausgeschrieben - er befand sich seit Jahren auf der Flucht -, da er als Schwarzer mit einer weißen Frau zusammenlebte, was als "Miscegenation [Rassenschande]" strafbar war.
Da Johnson mit seiner "Niggerhure" Ehefrau ("Common Law Marriage" - Zusammenleben genügte :-) auch mal die Grenze von einem Bundesstaat zum anderen überschritten hatte, galt das wegen des "Mann Act" zugleich als "Kidnapping" - ein Verbrechen nach Bundesrecht, für das er nach seiner Rückkehr auch ins Gefängnis mußte.
In den USA durfte bis 1937 kein Neger mehr Boxweltmeister aller Klassen werden - deshalb fanden Mitte der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre kaum WM-Kämpfe statt. Statt dessen wurde parallel eine "Negerweltmeisterschaft" ausgetragen, meist in Kanada, und auch dort nur am "Katzentisch", d.h. im französischsprachigen Montréal, das allgemein als "verrucht" galt ("Sin City", "Babylon on the St. Lawrence"). Erst als den Amerikanern nichts Anderes mehr gegen den verhaßten "Nazi-Deutschen"
Max Schmeling
einfiel, ließen sie den Neger Joe Louis Weltmeister werden.
- Im März 1921 wurde - ebenfalls in La Habana - der Kampf um die Schachweltmeisterschaft ausgetragen zwischen den Juden Emanuel Lasker und Joseph Weißmantel ("José Capablanca"); incl. der Vorgeschichte war es einer der skandalösesten in der an Skandalen nicht eben armen Geschichte jener Veranstaltung. Zum ersten und letzten Mal wurde ein sefardischer Jude Weltmeister; alle seine Vorgänger und Nachfolger waren Aschkenasim, bis das Schachspiel durch unschlagbare Computerprogramme so unattraktiv wurde, daß sich kaum noch halbwegs intelligente Juden damit befaßten, so daß der Weg frei wurde für figurenschiebende Gojim. (Den wasserköpfigen Norweger, der sich 100 Jahre später als "Weltmeister" bezeichnet, würde Dikigoros, wenn er nochmal 20 wäre, vom Brett fegen, ohne ein einziges Remis abzugeben :-)
Ruy López und Daniel Goldfreund ("Philidor") waren zwar - zum Katholizismus konvertierte - Sefardim und galten als die stärksten Spieler ihrer Zeit; aber im 16. bzw. 18. Jahrhundert gab es noch keine offiziellen Schachweltmeisterschaften.
Warum die USA diesen Wettkampf nicht auf ihrem Boden haben wollten? Aus mehreren Gründen: 1. hatte E.L. einen deutschen Paß; und Deutsche durften, auch wenn sie Juden waren, drei Jahre nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg an keinen internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen. (Darüber schreibt Dikigoros
an anderer Stelle
mehr.) 2. wurde dieser Weltmeisterschaftskampf von niemandem außer den beiden Kontrahenten und ihren Sponsoren als solcher anerkannt. Und 3. war E.L. bekennender Kommunist und
Stalin-Freund
- er emigrierte später sogar in die SU, die damals noch von fast niemandem anerkannt wurde, schon gar nicht von den USA. (Streng genommen war sie noch nicht mal gegründet, es gab nur ein paar von Juden beherrschte "Räte[Sowjet]-Republiken", die sich erst Ende 1922 offiziell zu einer "Union [Sojus]" zusammen schließen sollten.) Erst der jüdische Präsident Roosevelt - wie E.L. ein Bewunderer Stalins - nahm sofort nach seiner Machtergreifung 1933 diplomatische Beziehungen mit ihr auf.
[Nachtrag auf Lesermail: Ja, zugegeben, Laskers Bewunderung für Stalin könnte auch ganz handfeste materielle Gründe gehabt haben. (Er war äußerst geldgierig: er ließ sich vor jedem Turnier Antrittsgelder zahlen, die sicher stellten, daß er wenn schon nicht als Sieger, dann jedenfalls als bestbezahlter Spieler nach Hause fuhr. Erst der Verlust seines Vermögens nach dem Ersten Weltkrieg machte ihn zum Anti-Kapitalisten.) Stalin ernannte ihn zum ordentlichen Professor für Mathematik - eine Position, die er sein Leben lang angestrebt hatte; aber sowohl in Deutschland als auch in Amerika waren all seine Bewerbungen auf entsprechende Lehrstühle erfolglos geblieben.) Und kurz vor Toreschluß emigrierte er weiter von der SU in die USA - die beiden Staaten waren ja nun verbündet -, um in Jew York City zu leben und auf dem dortigen Judenfriedhof begraben zu werden.]
**Die Taíno - ein Stamm vom Volke der Arawak - galten als Ureinwohner Kubas. Anders als auf anderen Karibik-Inseln trieben die Spanier dort eine halbwegs vernünftige Politik, da es als Verwaltungssitz, nicht als bloßes Objekt wirtschaftlicher Ausbeutung gedacht war. Sie errichteten insbesondere keine Monokultur in Zuckerrohr, benötigten also auch keine Negersklaven. Dies ging gut bis ins 18. Jahrhundert, dann nahmen die Briten Anstoß - sie hatten ja nicht umsonst den "Spanischen Erbfolgekrieg" als ersten Weltkrieg der Neuzeit angezettelt, sondern u.a., um das Monopol für den Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika ("Asiento de negros") zu gewinnen. Nachdem ihnen das gelungen war, empfanden sie es als "unfair", ihre Negersklaven nicht auch auf der größten Karibik-Insel vertreiben zu können. Daher überfielen sie im "7-jährigen Krieg" das eigentlich unbeteiligte Spanien und besetzten 1762 Kuba, wo sie sogleich neue Zuckerrohr-Plantagen anlegten und tausende Negersklaven importierten, um sie dort arbeiten zu lassen. Bei Friedensschluß gab Großbritannien Kuba zwar an Spanien zurück - im Tausch gegen Florida -, doch die Plantagen blieben, die Neger vermehrten sich, und die Taíno starben aus.
***In spanisch-sprachigen Ländern wird der Familienname für gewöhnlich aus den Nachnamen des Vaters und der Mutter gebildet, mal mit dem Wörtchen "de", mal mit dem Wörtchen "y", mal mit keinem anderen Wort dazwischen. Damit sind keinerlei Unterschiede im Personenstand verbunden; "de" ist also kein Adelstitel.
****Dikigoros will hier nicht den Eindruck erwecken, daß Kuba in dieser Hinsicht ein Einzelfall sei - im Gegenteil: Auch die chinesischen Kommunisten rühmen sich ja, ein Land von Analfabeten übernommen und der Bevölkerung erstmals Lesen und Schreiben beigebracht zu haben. Tatsächlich war es umgekehrt:
Mao Tse-tung
ließ nach seiner Machtergreifung viele Millionen "Intellektuelle" - d.h. alle, die einigermaßen lesen und schreiben konnten - als potentielle "Konter-Revolutionäre" töten, wodurch die Analfabetenrate auf über 90% anstieg. Sie liegt auf dem Lande noch immer außergewöhnlich hoch - was vom Regime durchaus beabsichtigt ist. Was Gitman & Co. gerne verschweigen: In Rot-China ist der Besuch staatlicher Bildungseinrichtungen keineswegs kostenlos. Schon der Besuch der Grundschule kostet 20% des Durchschnittslohns eines Landarbeiters (was der in der Regel nur für einen Sohn investiert, nicht aber für eine Tochter), das Schulgeld für die Mittelschule 160%. (Dies, obwohl das Lehrergehalt hundsmiserabel ist, weshalb sich für den Job nur Leute hergeben, die selber kaum mehr als Grund- bzw. Mittelschul-Bildung haben - ein gewollter Teufelskreis.) Der Besuch einer Oberschule oder gar einer Universität ist für "Normalverbraucher" unerschwinglich; er ist zwar nicht de iure, aber de facto den Kindern von Parteikadern vorbehalten.
*****"Die USA"? Dikigoros will sich nicht etwa davor drücken, Roß und Reiter zu nennen - er kennt sie einfach nicht. Wer mag diese irrsinnige Entscheidung getroffen haben? Präsident
Eisenhower
dämmerte schon seit einigen Jahren in geistiger Umnachtung vor sich hin und ließ sich von seinem Vize
Nixon
vertreten; aber auch der überließ solche Dinge lieber anderen. Secretary of State Dulles (nomen atque omen: "Dumpfbacke" :-) - der auch schon ziemlich verkalkt war und in den letzten Jahren einen schweren außenpolitischen Fehler nach dem anderen begangen hatte - wäre ein Kandidat; auch er könnte sich indes auf den Rat anderer verlassen haben. Dikigoros müßte spekulieren, und das will er nicht. Wer es besser weiß kann ihm ja mal
mailen.
******Kuba wurde nicht erst im April 1961 unter
Kennedy
von den USA verraten, sondern schon 1895, zur Zeit José San Martís; über beide Ereignisse schreibt Dikigoros
an anderer Stelle mehr.)
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