RAFAEL TRUJILLO
"Der Ziegenbock"
(1891 - 1961)
![[Rafael Trujillo]](trujillotop.jpg)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1492
- Die Insel Hispaniola wird von Kolumbus entdeckt und zur spanischen Kolonie gemacht. Die eingeborenen Indios werden binnen eines Jahrhunderts durch
eingeschleppte Seuchen ausgerottet und durch aus Afrika importierte Negersklaven ersetzt.
- seit 1654:
- Im Westen der Insel - wo es keine Bodenschätze gibt, weshalb ihn die Spanier unbeachtet lassen - nisten sich französische
Piraten"Boucaniers"
[staatlich anerkannte Freibeuter] ein.
- 1804
- Jean-Jacques Dessalines - ein freigelassener Negersklave - reißt den Westen Hispaniolas an sich, das nunmehr "Haïti" genannt wird; das Land versinkt
nach der Ausrottung der Weißen in Armut und Chaos.
- 1822
- Die Haïtianer erobern auch den Ostteil der Insel.
- 1844-1856
- Der Osten kann sich nach mehreren Kriegen wieder befreien und wird seitdem "República Dominicana [Dominikanische Republik]" genannt.

- 1891
- 24. Oktober: Rafael Leónidas Trujillo Molina wird als drittes von elf Kindern des Kaufmanns José Trujillo Valdez und seiner Ehefrau Altagracia
Julia Molina in San Cristóbal - einem Vorort der Hauptstadt Santo Domingo - geboren. Sein Großvater väterlicherseits - ein Sanitäter-Sergeant der spanischen
Armee - war 1861 eingewandert, seine Großeltern mütterlicherseits waren ein dominikanischer Bauer und eine haïtianischen Offizierstochter.*
- Über seine Kindheit und Jugend ist nichts Verläßliches bekannt.**
- 1913
- Trujillo heiratet Aminta Ledesma. (Aus der Ehe - die 1925 geschieden wird - gehen zwei Töchter hervor, von denen eine kurz nach der Geburt stirbt.)
- 1916
- US-Truppen
besetzenbefreien Haïti und die Dominikanische Republik unter dem Vorwand nicht beglichener Auslandsschulden.

- 1918
- Trujillo tritt in die von den Amerikanern aufgebaute Nationalgarde ein und steigt schnell zum Offizier auf.
- Wegen seines
Chaplin-Bärtchens
haftet ihm bald der Spitzename "El Chivo [Das Ziegenböcklein]" an - den er auch später nicht mehr los wird.
- 1924
- Die US-Truppen werden abgezogen; die USA kontrollieren jedoch weiterhin die dominikanische Zoll-, Finanz- und Wirtschaftspolitik, gewissermaßen als
"Konkursverwalter".
- Dezember: Trujillo wird zum Oberstleutnant befördert.
- 1924-1930
- Unter diversen Zivil
unken-Regierungen verkommt das Land zu einer typischen "Bananenrepublik".
- 1925
- Juni: Trujillo wird zum Oberst befördert.
- 1927
- August: Trujillo wird zum Brigade-General befördert; die Nationalgarde wird in die regulären Streitkräfte übernommen.
- Er heiratet in 2. Ehe Bienvenida Ricardo. (Aus der Ehe - die 1935 geschieden wird - geht eine Tochter hervor.)
- 1930
- Februar: Der Abenteurer Rafael Estrella Ureña unternimmt - vermutlich mit Unterstützung der USA - einen Marsch auf Santo Domingo, um den unfähigen
Präsidenten Vásquez zu stürzen. Trujillo wird mit dessen Niederschlagung beauftragt; er läßt die Marschierer jedoch gewähren. Estrella verjagt Vásquez und
schreibt als Übergangspräsident sofort Wahlen aus.
- März: Trujillo gründet die "Dominikanische Partei [Partido Dominicano]" und macht sich selber zum Spitzenkandidaten.
- Mai: Trujillo gewinnt die Präsidentschaftswahlen mit überwältigender Mehrheit, was die Opposition jedoch nicht anerkennen will.
- August: Nach Monate langem Prozessieren um den Wahlausgang jagt Trujillo den Vorsitzenden Richter zum Teufel und übernimmt das Präsidentenamt.

- September: Ein Wirbelsturm zerstört Santo Domingo weitgehend.

- Trujillo gibt dem Wiederaufbau hohe Priorität.
- 1931
- Trujillo macht die "D.P." zur (alleinigen) Staatspartei.
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Man beachte, daß Trujillo für seine Partei die Parole "RECHTSCHAFFENHEIT - FREIHEIT- ARBEIT" wählte - auf dem Wappen der Dominikanischen Republik steht
dagegen "GOTT - VATERLAND - FREIHEIT". Trujillo versuchte später, aus seiner Funktion als Parteichef ["Jefe del partido"] den allgemeinen Beinamen "El Jefe"
zu machen. Im Volksmund blieb er jedoch weiterhin "El Chivo", auch als er es später noch einmal mit dem Beinamen "El Benefactor [Der Wohltäter]" versuchen
sollte.
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- 1933
- Juni: Trujillo befördert sich zum Generalísimo.

- 1934
- Trujillo läßt sich mangels Gegenkandidaten per Akklamation der Straße erneut zum Präsidenten "wählen". (Ein preiswertes Verfahren, das ihm seine Gegner
freilich als "undemokratisch" und "diktatorisch" auslegen :-)
- 1935
- Trujillo heiratet in 3. Ehe María Martínez Alba. (Aus der Ehe gehen eine Tochter und ein Sohn hervor; das Paar hatte aber bereits einen weiteren,
vorehelichen Sohn. Außerdem hat Trujillo noch weitere nicht-eheliche Kinder mit anderen Frauen.)
- 1936
- Das wieder aufgebaute Santo Domingo wird in "Ciudad Trujillo" umbenannt.***
- 1937
- Oktober: Trujillo vertreibt**** tausende schwarze Haïtianer, die bis dahin auf den Zuckerrohr-Plantagen gearbeitet hatten und versucht, sie durch
weiße und japanische Einwanderer zu ersetzen. (Obwohl Trujillo zu diesem Zweck Grund und Boden aus seinem Privateigentum zur Verfügung stellt, bleibt der
Erfolg dieser Bemühungen bescheiden.)
- 1938
- Mai: Trujillo - der Wert darauf legt, daß die dominikanische Verfassung der US-amerikanischen nachempfunden ist - verzichtet auf eine Wiederwahl als
Präsident, da die US-Verfassung nicht mehr als zwei Amtszeiten zuläßt; er bestimmt jedoch auch unter seinem Nachfolger Jacinto Peynado maßgeblich die
Richtlinien der Politik. Offiziell ist er "nur" noch Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
- Juli: Auf der Konferenz von Evian erklärt sich Trujillo bereit, bis zu 100.000 europäische Juden in der Dominikanischen Republik aufzunehmen und auch
ihnen kostenlos Land aus seinem eigenen Besitz zu überlassen. (Es kommen jedoch lediglich knapp 800 Juden; und auch diese reisen - da sie keine Lust auf
körperliche Plantagenarbeit haben - bald in die USA weiter.)
- 1939
- März: Nach Beendigung des Spanischen Bürgerkriegs nimmt die Dominikanische Republik auch Flüchtlinge aus dem "republikanischen" Lager auf. (Trujillo legt
jedoch - vor allem gegenüber
Franco
- Wert auf die Feststellung, daß er sie nicht als politische Asylanten betrachtet, sondern als Arbeits-Immigranten.)
- Juli: Trujillo wird von US-Präsident
Roosevelt
in Washington empfangen, der ihn auf den geplanten Krieg gegen die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan einschwört.
- 1940
- September: Im "Hull-Trujillo-Vertrag" erhält die Dominikanische Republik ihre wirtschaftliche Souveränität zurück, verpflichtet sich dafür aber, alle
Auslandsschulden an die USA - statt an die Gläubiger - "zurück" zu zahlen.

- 1941
- Dezember: Nachdem Haïti und die Dominikanische Republik erneut von US-Truppen
besetztbefreit worden sind, erklären beide Länder den
Achsenmächten brav den Krieg.
- 1942
- Mai: Nachdem Roosevelt die US-Verfassung
gebrochengeändert hat, indem er sich eine dritte Amtszeit als Präsident genehmigt hat, tut Trujillo
es ihm gleich und läßt sich erneut zum Präsidenten wählen.
- 1945
- August: Nach dem Ende des 2. Weltkriegs und dem Abzug der US-Truppen gewinnt Trujillo doch noch einige
FlüchtlingeArbeits-Immigranten aus
Japan.
- 1946
- Trujillo nimmt einen Streik der Arbeiter auf den Zuckerrohr-Plantagen zum Anlaß,
mit den kommunistischen Gewerkschaftsbonzen abzurechnendie
gut-demokratischen Gewerkschaften zu zerschlagen.*****
Danach beginnt er gezielt, Landwirtschaft (Zuckerrohr, Bananen, Kaffee, Kakao) und Viehzucht zu fördern.
- Die Dominikanische Republik erreicht bis in die 1950er Jahre Wachstumsraten, welche sogar die des "Wirtschaftswunderlandes" BRD übertreffen.
(Seine politischen Gegner entblöden sich nicht zu behaupten, daß dies nur möglich gewesen sei, weil Trujillo "mit dem Teufel im Bunde" war.
Beweis: Er hielt sich 17 schwarze Katzen, die bekanntlich des Teufels sind.****** Tatsächlich gewährte Trujillo schwarzen Katzen in seinem Haus Asyl, die von
der dominikanischen Bevölkerung - die ebenso abergläubisch war wie die europäische des Mittelalters - als "Teufelshelfer" gejagt und gemordet wurden. Dem
Vernehmen nach sollen sich sowohl die Rinder als auch die Katzen bei ihm bedeutend wohler gefühlt haben als bei gewissen deutschen
Politiker[innen])
- 1947
- Januar: Trujillo läßt wieder Oppositionsparteien zu. Die Dominikanische Republik gewinnt auch ihre Währungshoheit zurück. Trujillo gründet eine
Zentralbank; der Peso ersetzte den US-$.

- Mai: Das Volk honoriert Trujillos Erfolge. Er gewinnt die Parlamentswahlen - gegen die "National-Arbeiter" und die "National-Demokraten" - mit fast 90%
der abgegebenen Stimmen.

- Juli: Trujillo zahlt die letzte Rate der dominikanischen Auslandsschulden (9 Millionen US-$) zurück.
- September: Trujillos Truppen schlagen einen Invasionsversuch kommunistischer Exilanten zurück.
- 1949
- Trujillos Truppen vereiteln einen weiteren Invasionsversuch.
- 1952
- August: Trujillo tritt erneut zurück und überläßt das Präsidentenamt seinem Bruder Héctor, bleibt aber weiterhin als "elder statesman" politisch
aktiv.
- 1954
- Trujillo wird in Rom von Papst Pius XII empfangen, mit dem er ein Konkordat schließt, das der römisch-katholischen Kirche den Status einer Staatskirche
in der Dominikanischen Republik gewährt.

- 1955
- März: Trujillo wird von Bundespräsident
Theodor Heuss zum Staatsbesuch in
Bonn am Rhein,
der provisorischen Hauptstadt der BRD empfangen.
- Für seine besonderen Verdienste um Deutschland wird ihm die seltene Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der BRD verliehen.
- 1958
- Dezember: Trujillo und der haïtianische
Negerhäuptling Diktator Präsident
François Duvalier
schließen einen Freundschaftsvertrag und beenden so (zumindest auf dem Papier :-) die "Erbfeindschaft" zwischen den beiden Nachbarländern.
- 1959
- Juni: Trujillos Truppen wehren ein kubanischen Invasionsversuch ab. (Trujillo hatte
Fulgencio Batista
vorübergehend Asyl gewährt und dadurch
Fidel Castro verärgert.)
- 1960
- Die Organisation Amerikanischer Staaten, verhängt Wirtschaftssanktionen gegen die Dominikanische Republik.

- 1961
- 30. Mai: Trujillo wird im Auftrag des neuen (seit Januar) US-Präsidenten
Kennedy
- der ihm die Kommunisten-Verfolgungen und die Freundschaft mit seinem Konkurrenten
Nixon
verübelt - durch Agenten der CIA ermordet, die ihn erschießen, als er in seinem Wagen durch San Cristóbal fährt.*******
- Seinem Sohn Ramfis gelingt es jedoch zunächst, den daraufhin ausbrechenden Aufstand nieder zu schlagen.
- November: Die USA unterstützen eine neuerliche Militärrevolte, welche die Familie Trujillo ins Exil nach Frankreich zwingt.
- seit 1961
- Rafael Trujillos Andenken wird mit Hilfe der
Monopol-Medien
in den Schmutz gezogen; er gilt bis heute als böser Diktator.
- Die Dominikanische Republik erlebt einen kontinuierlichen Niedergang und lebt bald nur noch von Prostitutions-Tourismus und Entwicklungshilfe.
- 1999
Das üble RegimeDie guten Demokraten, die in der Dominikanischen Republik inzwischen an der Macht sind, ernennen Trujillos Mörder posthum zu "Helden" und setzen ihnen einen Gedenkstein, dessen Wortlaut Dikigoros seinen Leser nicht vorenthalten will:
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DENKMAL AUF DIE GLORREICHEN HELDEN DES 30. MAI 1961
Männer aus Stahl, die in jener leuchtenden Nacht an dieser Stelle den Diktator Rafael Leonidas Trujillo Molina richteten und so der schrecklichsten Diktatur in der ganzen Geschichte Lateinamerikas ein Ende setzten. Jene zu ehren, die für die Freiheit kämpfen, wird uns helfen, ihre Ideale nicht zu vergessen |
*In deutsch- und englischsprachigen Publikationen wird oft eine Generation übersprungen, d.h. Trujillos Großeltern werden als seine Eltern bezeichnet; daher bisweilen auch die abwegige - und seinem Aussehen Hohn sprechende - Behauptung, er sei über das Erbteil seiner Mutter ein Halbneger gewesen. Allenfalls war seine Großmutter eine Mulattin, dann hätte er ein Achtel schwarzes Blut gehabt. Selbst das ist indes unwahrscheinlich; sein etwas dunklerer Teint dürfte vielmehr ein jüdisches Erbteil sein. ["Trujillo" ist ein für (schein-)konvertierte Juden typischer Name. Die langjährige Präsidentin der
Society for Crypto Judaic Studies
hieß ebenfalls Trujillo.] Das erklärt auch seine Bereitschaft, 100.000 jüdische Flüchtlinge aus Europa aufzunehmen - wozu sonst kein anderes Land der Welt bereit war. Auch seine erste Ehefrau, eine geborene Ledesma, hätte schwerlich einen Goj geheiratet.
**Angeblich arbeitete Trujillo einige Jahre als Telegrafist, bis er wegen diverser Straftaten ins Gefängnis kam, und danach als Aufseher einer Zuckerrohr-Plantage.
***Im November 1961, nach der Ermordung Trujillos und der Vertreibung seiner Familie, hatten die neuen Machthaber nichts Eiligeres zu tun, als die Stadt wieder in "Santo Domingo" umzubennenn. 1978 wurde sie erneut durch einen Wirbelsturm zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde sie erneut nach dem amtierenden Präsidenten - dem braven Sozialisten Guzmán - benannt, dem der "Hurrikan David" eine willkommene Ausrede für den wirtschaftlichen Niedergang des Landes geliefert hatte. (Der Wiederaufbau wurde mit ausländischen Spenden - vor allem aus der BRD - finanziert.) Auch Guzmán wurde (1982) ermordet; aber die Stadt heißt bis heute amtlich "Santo Domingo de Guzmán". (Nennen tut sie allerdings niemand so :-)
****Die Vertriebenen setzten sich an der Grenze zwischen der Dominikanischen Republik und Haïti - das sie nicht "zurück nehmen" wollte - fest. Trujillo ließ sie von dort mit Waffengewalt vertreiben, eine Aktion, die vor allem von US-Historikern zum "Parsley-Massaker" - in spanischsprachigen Publikationen meist "Masacre del Perejil" - aufgebauscht wurde, dessen angebliche Opferzahlen von Jahr zu Jahr erhöht werden. Beide Staaten riefen ausgerechnet die USA um einen Schiedsspruch an, der so aussah, daß Trujillo für jeden Toten 30 US-$ (ca. 1.200 Euro nach der Währungsreform von 2002) Entschädigung an die Hinterbliebenen zahlen mußte (die dann wie folgt aufgeteilt wurden: je 2 Cent an die Hinterbliebenen, je 29,98 US-$ an die haïtianische Regierung und
ihre US-Anwälte).
*****Trujillo ging mit bemerkenswertem Geschick vor: Er verfügte Lohnerhöhungen für die schlecht bezahlten Arbeiter, verhaftete jedoch die Gewerkschaftsbonzen oder zwang sie ins Exil - wo einige der schlimmsten später "verunfallt" wurden.
******Revista Ahora vom 30.01.1963.
*******Andere Agenten der CIA wiederholen diesen schönen Erfolg im November 1963, indem sie auch Kennedy in seinem Wagen erschießen, als er durch Dallas fährt.
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