KĀRLIS  ULMANIS

(23.08.1877 - 20.09.1942)


[Signatur]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammen gestellt von
Nikolas Dikigoros

1877
23. August:* Kārlis Augusts Ulmanis wird auf Gut Pikšas in Behrshof an der Behrse [heute beides "Bērze"] (Gouvernement Kurl[j]and[ija], Tsarenreich) geboren.


(Das ist zwar auf keiner Landkarte verzeichnet; aber wer mal hinfahren will nehme die Bummelbahn von Jelgava gen Westen und steige nach ca. 30 km in Dobele aus; dort kennt jeder den Weg zu Ulmanis' Geburtshaus.)

1887-1896
Ulmanis besucht die Oberschule in Jelgava. Dort lernt er Deutsch - die Sprache der bei den Letten verhaßten "Barone" und "Großgrundbesitzer" -, Französisch und Englisch.

1894-1898
Päts absolviert ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Dorpat [heute "Tartu"].


1898-1900
Päts leistet seinen Wehrdienst im 96. Infanterie-Regiment in Pleskau, den er als Unterleutnant der Reserve beendet.

[Reval - Stadtansicht um 1900]

1900
Päts wird Rechtsanwaltsassessor in der Kanzlei von Jaan Poska in Reval (Tallin[n])***** und beschließt, Politiker zu werden.

1901
Päts heiratet [Wil]Helma, geb. Peedi (1878-1910). Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor.


Päts gründet zusammen mit seinen Freunden, den Nationalisten und Sozialisten Eduard Vilde und Anton Hansen Tammsaare, die Zeitung "Teataja".

1902/03
Ulmanis - selber Sohn eines "Großgrundbesitzers" - studiert Agrarwissenschaften an der ETH Zürich.

1903-05
Ulmanis studiert Agrarwissenschaften an der Universität Leipzig.

1904
In Reval gewinnt eine von Päts geschmiedete Koalition aus Esten und Russen erstmals die Kommunalwahlen gegen die verhaßten Deutschen.
Eine aus persönlichem Haß gespeiste Dummheit sondergleichen. Päts begriff nicht, daß Deutsche und Esten angesichts der zunehmenden Russifizierungspolitik im selben Boot saßen und zusammen halten mußten, statt einander zu bekämpfen. Für ihn waren die deutschen "Junker" und "Barone" jedoch "Reaktionäre", mit denen ein "progressiver" Nationalist wie er nicht zusammen arbeiten konnte.
Päts wird Stadtrat von Reval.

1905
Januar: In Sankt Peterburg bricht angesichts der Niederlagen im russisch-japanischen Krieg eine sozialistische Revolution aus.
16. Oktober: Während sich Tsar Nikolaj tolerant gibt und ein Manifest vorbereitet, das allen Untertanen - auch den ethnischen Minderheiten - das Recht auf Rede-, Demonstrations- und Versammlungsfreiheit gewährt sowie das Recht, politische Parteien zu gründen, kommt es am Vorabend zu dessen Verkündung in Reval zu einer illegalen, gewalttätigen Demonstration, die vom Militär zusammen geschossen wird.
Ulmanis verfaßt einen Zeitungsartikel, in dem er das Vorgehen des Militärs scharf kritisiert.
Da er - anders als andere Maulhelden - nicht rechtzeitig flieht, wird er verhaftet und in Pskow (Pleskau) interniert.

1906
Ulmanis wird entlassen und geht zurück nach Deutschland.

1907-09
Ulmanis geht in die USA und darf an der Universität von Nebraska in Lincoln sein agrarwissenschaftliches Studium abschließen.

[Karl August Ulmann]

Dikigoros wundert sich immer wieder, wie leicht vor dem Ersten Weltkrieg Reifezeugnisse, Studiensemester und -abschlüsse international anerkannt wurden. Wenn er an seine Zeit in den USA zurück denkt, war der Aufwand da doch bedeutend größer - von heute ganz zu schweigen. (Freilich ging sein Ehrgeiz auch etwas weiter als nur einen "Bachelor" zu machen, wie Ulmanis :-)

1909
Ulmanis zieht nach Houston in Texas (damals noch ein Land der Viehzüchter), wo er eine Molkerei betreibt, die freilich nicht so recht florieren will.

1913
Nachdem Tsar Nikolaj II leichtsinniger Weise eine Amnestie für Revolutionäre erlassen hat, kehrt Ulmanis nach Kurland zurück.

1914
August: Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

1915
Kurland wird von deutschen Truppen befreit.


1916
Päts wird als Reservist eingezogen, leistet jedoch nur Etappendienst als Presseoffizier.

1917
März: Die so genannte "Februar"-Revolution (der russische Kalender ist noch nicht umgestellt) bricht aus; der Tsar dankt ab. [Er wird später ermordet.]
September: Deutsche Truppen befreien auch Riga.


November: Die "Oktober-Revolution" bringt Lenin und die Bolschewiki an die Macht.

1918
24. Februar: Noch am Tage des Einzugs deutscher Truppen in Reval/Tallin ruft Päts dortselbst im Namen eines so genannten "Rettungskomitees" (dem außer ihm noch zwei weitere "provisorische" Landtagsabgeordnete angehören) die Unabhängigkeit Estlands aus.
(Dazu gehört auch die nördliche Hälfte Livlands. Aus der südlichen Hälfte Livlands und Kurland entsteht der neue Staat "Lettland".)
Päts bildet eine "provisorische Regierung" mit sich selbst als Premierminister ("Vorsitzendem des Ministerrats"). Er stößt damit jedoch bei den Deutschen auf wenig Gegenliebe: Sie setzen ihn schon im
April ab und in Ostpreußen gefangen. (Seine "provisorischen" Minister tauchen unter oder werden auf der Flucht erschossen :-)
November: Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Abzug der deutschen Truppen bildet Päts eine zweite "provisorische" Regierung. Diese wird jedoch von den Bolschewiki nicht anerkannt. Die Rote Armee fällt in Estland ein. Im
Dezember steht sie nur noch einen Tagesmarsch von Tallin entfernt.

1919
Januar: Die Rote Armee erobert Riga. Ulmanis flieht nach Libau, wo schwere Schiffsartillerie der in die Ostsee eingedrungenen Royal Navy den sowjetischen Vormarsch kurz vor der Küste aufhält.


Mai:
Juni:
Mit Unterstützung deutscher und skandinavischer Freikorps starten die estnischen Streitkräfte unter Major Johan Laidoner eine erfolgreiche Gegenoffensive.
(Die wenigen Überlebenden der rücksichtslos verheizten Freikorps - die man mit verbrieften Versprechungen von Siedlungsland geködert hat, erhalten später zum Dank einen Fußtritt.)

1920
August: Angesichts des Einfalls polnischer Freischärler in Weißrußland und die Ukraïne schließt die Sowjet-Union in Riga Frieden mit Lettland, dessen Unabhängigkeit sie nunmehr anerkennt.

1921
.

1922
November:


1924
Dezember: Ein kommunistischer Umsturzversuch wird von Oberstleutnant Laidoner - der sich zwischenzeitlich als Zivilunke Politiker versucht hat und nun zurück an die Spitze der Streitkräfte berufen wird, nieder geschlagen.
(Ob hinter diesem Aufstand die Sowjet-Union stand, ist nicht sicher. Lenin war im selben Jahr gestorben, und seine Diadochen hatten wohl wichtigeres zu tun, als sich mit Aktionen ausgerechnet in Estland zu verzetteln.)

1925
Dezember:

1926
Mai:

1931
März:
.

1932
.


1933
.

1934
12. März: Päts unternimmt - gestützt auf das Militär unter Oberst Laidoner - einen Staatsstreich, verbietet die Parteien und errichtet eine Präsidial-Diktatur.
15. Mai:


1936
.

1938
.

[Briefmarke]

1939
Mai: Ulmanis läßt den 5. Jahrestag seiner Machtergreifung Selbsternennung zum Präsidenten groß feiern.


(Alle zu diesem Anlaß herausgegebenen Briefmarken sind heute beliebte Sammelobjekte - mit Ausnahme
der zu 50 st., die Dikigoros noch nie isoliert angeboten gesehen hat, obwohl sie Ulmanis' Bild trägt :-)

Nachdem Hitler und Stalin im
August einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt geschlossen haben, schließen Päts und Stalin am
28. September einen estnisch-sowjetischen Beistandspakt. Die Rote Armee erhält Militärbasen in Estland, auf denen insgesamt 25.000 Mann stationiert werden, weit mehr, als die estnischen Streitkräfte zählen.
November: Nachdem Finnland ein ähnliches Ansinnen Stalins abgelehnt hat, marschiert die Rote Armee in Finnland ein.

1940
März: Finnland muß um Frieden bitten und Stalins Forderungen nachkommen. Der Ausgang des "Winterkriegs" macht Ulmanis die Aussichtslosigkeit eines Widerstands gegen die Sowjet-Union - nicht nur aus militärischen, sondern auch aus diplomatischen Gründen - klar.
Juni: Die Rote Armee besetzt Lettland (und die anderen baltischen Staaten). Ulmanis macht gute Miene zum bösen Spiel, heißt die Besatzer willkommen und bleibt zunächst Präsident, muß das Amt des Premierministers jedoch an den jüdischen Kommunisten August Kirschenstein abgeben.


Juli: Nachdem der neugewählte "Volksrat" Lettland zur "Räterepublik" erklärt und um Aufnahme in die UdSSR gebeten hat, tritt Ulmanis zurück und beantragt eine Ausreisegenehmigung in die Schweiz. Statt dessen wird er - zusammen mit 'zigtausenden seiner Landsleute - in die Sowjet-Union deportiert, zunächst nach Stawropol.

1941
Juni: Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges ("Rußlandfeldzug", "Unternehmen Barbarossa").
Juli: Lettland wird erneut von deutschen Truppen befreit und nutzt die Gelegenheit, sich eines Großteils seiner jüdischen Blutsauger zu entledigen.***


1942
September: Als deutsche Truppen vor Stawropol stehen, wird Ulmanis weiter nach Krasnowodsk deportiert.
20. September: Kārlis Ulmanis stirbt in einem Gefangenenlager in Krasnowodsk. Über den Verbleib seiner Leiche ist nichts verläßliches bekannt.

1944/45
Lettland wird erneut von sowjetischen Truppen erobert und als "Lettische SSR" der UdSSR eingegliedert.

* * * * *

1990
Mai: Angesichts des sich abzeichnenden Auseinanderbrechens der Sowjet-Union erklärt Lettland - wie auch die anderen baltischen Republiken - wieder seine Unabhängigkeit.

1991
September: Nachdem Versuche von Generalsekretär Michail Gorbatschow, das Baltikum durch Einsatz des Militärs gewaltsam "bei der Stange" zu halten, gescheitert sind, erkennt die Sowjet-Union die Unabhängigkeit Lettlands - und Estlands - an.
(Drei Monate später wird sie selber durch den neuen Präsidenten Rußlands, Boris Jeltsin, aufgelöst.)

1992
Bereits nach einem Jahr Unabhängigkeit wirkt Lettlands Wirtschaft wie ein gerupftes Huhn eine gerupfte Meergans.


Oktober: Lettland führt eine Währungsreform im Verhältnis 200:1 durch. Das neue Zahlungsmittel erhält wieder den einst von Ulmanis eingeführten alten Namen "Lats".

1997
Die UNESCO setzt Riga auf ihre "Weltkulturerbe"-Liste, nachdem die letzten Spuren ehemaliger deutscher Kultur (in BRDDR-Diktion: "Relikte der deutschen Herrschaft") ausgelöscht worden sind.
Das ist vielleicht nicht 100%ig korrekt ausgedrückt, denn immerhin gibt es drei anti-deutsche Museen in der Stadt: das "Jüdische Museum", das "Okkupationsmuseum" und das "Ghetto-Museum". (Es sind die einzigen Museen Rigas, zu denen der Eintritt frei ist.)

2001
Lettland widmet Ulmanis eine Briefmarke zu 15 Santīmu auf den 65. Jahrestag seiner Selbsternennung zum Präsidenten.


2004
Mai: Lettland gibt seine Unabhängigkeit - diesmal nach nur 14 Jahren - wieder auf und tritt der EUdSSR Sowjet-Union 2.0. Europäischen Union bei.
(Grundlage dafür ist ein - wahrscheinlich manipuliertes - Referendum, bei dem sich rein zufällig genau zwei Drittel der Bevölkerung für den Beitritt ausgesprochen haben sollen.)


2014
Januar: Lettland tritt nach neun(!)jährigen zähen Verhandlungen auch dem Euro-Währungsverbund bei, obwohl es die - theoretisch noch immer geltenden (Papier ist geduldig :-) - Stabilitätskriterien ebenso wenig erfüllt wie die gleichzeitig beitretenden Staaten (Dikigoros verkneift sich die Anführungsstriche :-) Malta und Cypern. Es wird vom zweitreichsten Mitgliedsstaat der Sowjet-Union****** zum zweitärmsten Mitgliedsstaat der EU, der fast vollständig von - hauptsächlich durch den deutschen Steuerzahler aufgebrachten - Transferleistungen aus Brüssel finanziert wird.
(Der irrsinnig hohe Umtauschkurs - 1 LVL = 1,50 EUR -, der an die deutsch-deutsche Währungsunion unseligen Angedenkens - 1 Aluchip = 1 DM - erinnert, macht jeglichen Export - wenn Lettland denn etwas Exportierbares produzieren würde - de facto unmöglich.)


2020
Als EU-Mitglied muß sich Lettland an der weltweiten Corona-Diktatur beteiligen. (Den Vorwand dazu liefert eine - imaginäre - Grippe-Pandemie.)


Der Lockdown-Terror u.a. Unterdrückungsmaßnahmen unter Aufhebung aller Grundrechte zwecks Errichtung einer neuen Weltordnung machen alle früheren "Diktaturen" - auch die von Ulmanis - zu vergleichsweise harmlosen Regierungsformen.
(Nachdenklich macht Dikigoros vor allem die Tatsache, daß als einziger Staat in Europa Weißrußland von diesem Terror-Regiment ausgenommen bleibt, da der im Westen als "Diktator" verschrieene Staatspräsident Lukaschenka seinen Provinzfürsten Distriktsgouverneuren (den deutschen "Regierungspräsidenten" vergleichbar) alle diesbezüglichen Maßnahmen kurz und bündig - und vor laufenden Kameras - untersagt hat.)

2022
Lettland schließt sich mit fliegenden Fahnen dem Krieg des Wertewestens gegen Rußland an, u.a. durch Lieferung von Kampfpanzern aus alten SU-Beständen an die Ukraïne.


*nach julianischem Kalender. Nach gregorianischem Kalender: 04. September.
**
***Ja, Dikigoros weiß schon, daß man das auch anders formulieren kann, z.B. so:
"Die bösen Nazi-Letten leisten den noch böseren Nazi-Deutschen Beihilfe zum Holocaust, bei dem allein in Lettland mindestens 6 Millionen arme, unschuldige Juden ermordet werden." (Darob müssen wir für alle Zeiten in Sack und Asche gehen und all die - unendlich viel größeren - Verbrechen der Juden, die sie im Laufe ihrer Geschichte an den "Gojim [nichtjüdischen Untermenschen]" begangen haben und bis heute begehen, verharmlosen, vergeben, vergessen oder vertuschen.) "Besonders verwerflich ist, daß sich 'zigtausende Letten freiwillig zur Waffen-SS melden." Aber erstens könnt Ihr solchen Schmu anderswo viel besser lesen, und zweitens müßte Dikigoros dann der guten Ordnung halber auch erwähnen, daß die lettischen Freiwilligen ihr Land bis zum 9. Mai 1945 tapfer gegen die Sowjets verteidigten - zuletzt in dem "Festung Kurland" genannten Kessel -, daß die bei Kriegsende nach Schweden geflohenen Überlebenden von den braven, neutralen Nordmännern an die Sowjet-Union ausgeliefert und dort ausnahmslos ermordet wurden, und daß die bösen Nazi-Letten ihnen bis heute ein ehrendes Andenken bewahren und alljährlich öffentliche Trauerfeiern unter großer Anteilnahme der Bevölkerung abhalten.

Aber das kann ja nicht sein, weil doch die bösen Nazis heute in Rußland sitzen - vor allem die Hitler-Reïnkarnation Putin - und die Letten an vorderster Front der Nationen stehen, die gegen sie Krieg führen, also gar keine Nazis sein können, sondern nur Anti-Nazis... Da Dikigoros aus diesem Dilemma keinen Ausweg weiß, beläßt er es bei der Formulierung oben und empfiehlt seinen Lesern, diese Fußnote gleich wieder zu vergessen, um sich keiner Gedankenverbrechen schuldig zu machen.
****
*****
******Lettland war nicht nur eine der beliebtestesn Urlaubsregionen der Sowjet-Union, sondern auch einer der bevorzugten Ruhesitze der Nomenklatura. Beides spülte reichlich Geld in die Kassen, hatte aber einen hohen Preis: Fast die Hälfte der Einwohner Lettlands waren 1990 ethnische Russen - und sind es bis heute, obwohl sie de iure keine Staatsbürger werden können, so sie nicht nachweisen, die Landessprache perfekt zu beherrschen (was de facto ein Ding der Unmöglichkeit ist).


weiter zu Konstantin Päts

zurück zu Politiker des 20. Jahrhunderts

heim zu Von der Wiege bis zur Bahre