Walter v. Reichenau

(08.10.1884-17.01.1942)

[Walter v. Reichenau]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1884
08. Oktober: Walter v. Reichenau wird als Sohn des Majors Ernst August v. Reichenau und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Greve, in Karlsruhe (Großherzogtum Baden) geboren.

1894-1903
Reichenau besucht das Königliche Gymnasium in Düsseldorf.1

1903
April: Nach dem Abitur tritt Reichenau als Fahnenjunker in die preußische Armee ein.1
Er wird dem 1. Garde-Feldartillerie-Regiment in Berlin zugeteilt.

1905
Reichenau wird zum Leutnant befördert.

1911-1914
Reichenau besucht nach seiner Beförderung zum Oberleutnant die Kriegs-Academie in Berlin.

[Die Kriegs-Academie in Berlin]

Nebenbei ist Reichenau ein begeisterter Sportler (Leichtathletik, Fußball, Tennis, Ski).
Zusammen mit seinem Freund Carl Diem entwickelt er die Idee eines [Breiten-]Sportabzeichens als "Zivilorden"; er vertritt die Auffassung, daß nur sportlich gut Geübte auch gute Soldaten sein können.

1914-1918
Erster Weltkrieg.
Reichenau ist zunächst Adjutant in seinem alten Regiment; danach dient er als Generalstabsoffizier erst in der 47. Reserve-Division, dann in in der 7. Kavallerie-Division. Bei Kriegsende ist er Hauptmann.

1918/19
Reichenau nimmt an den Kämpfen gegen polnische Insurgenten in Schlesien teil.


1919
Reichenau wird als Hauptmann in das 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernommen.
April: Reichenau heiratet die Schlesierin Alexandrine, geb. Gräfin Maltzan

1924
Reichenau wird zum Major befördert und Bataillons-Kommandeur im 4. Infanterie-Regiment.

1929
Reichenau wird zum Oberstleutnant befördert und zum Chef des Stabes der Nachrichteninspektion im Reichswehrministerium ernannt.

1931
Reichenau wird zum Chef des Stabes der 1. Division im ostpreußischen Wehrkreis I ernannt.

1932
Februar: Reichenau wird zum Oberst befördert.2


April: Bei einer Veranstaltung des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA) lernt Reichenau Adolf Hitler, den Führer der NSDAP (der stärksten im Reichstag vertretenen Partei), persönlich kennen; er ist beeindruckt.

1933
Februar: Einen Tag, nachdem Reichspräsident Paul v. Hindenburg Hitler zum Reichskanzler berufen hat, wird Reichenau zum persönlichen Referenten des neuen Reichswehrministers Werner v. Blomberg ernannt.

1934
Februar: Reichenau wird zum Generalmajor befördert und zum Chef des neu geschaffenen "Wehrmachtsamts" ernannt, das die zahlenmäßige Erweiterung der Streitkräfte vorbereiten soll.
An der Frage, ob in diesem Zusammenhang die - mittlerweile auf 400.000 Mann angewachsene - SA der Reichswehr eingegliedert werden sollte oder umgekehrt zerbricht Reichenaus Freundschaft mit deren Stabschef Ernst Röhm, der im
Juli in der "Nacht der langen Messer" erschossen wird.3 (Nein, nicht ermessert - das hätte ihm erst 90 Jahre später passieren können, und dann auch am hellichten Tage.)

1935
März: Die deutsche Wehrhoheit wird wieder hergestellt, d.h. die Begrenzung der Heeresstärke auf 100.000 Mann wird aufgehoben und die allgemeinen Wehrpflicht wieder eingeführt.


Oktober: Reichenau wird zum Generalleutnant befördert und zum Kommandierenden General des VII. Armeekorps (Wehrkreis München) ernannt.
Nebenbei gehört er - mit Carl Diem - zum Organisationskomitee für die Olympischen Sommerspiele in Berlin.

1936
August: Nach dem außerordentlichen Erfolg der XI. Olympischen Spiele - den einzigen in deren moderner Geschichte ohne Skandale und/oder Skandälchen - wird Reichenau ins Internationale Olympische Komitee [IOC] aufgenommen.
Oktober: Reichenau wird zum General der Artillerie befördert.

1938
Reichenau wird zum Befehlshaber des Herresgruppenkommandos IV (Leipzig) ernannt.

1938/39
Reichenau nimmt als Befehlshaber der 10. Armee an der friedlichen Befreiung des Sudetenlands, Böhmens und Mährens teil.


72 Jahre nach Bismarcks verhängnisvoller Entscheidung, den Deutschen Bund zu zerschlagen und dessen Herzlande nach über tausendjähriger Zugehörigkeit zum deutschen Kulturkreis aus demselben zu entfernen, können diese endlich wieder heim ins Reich kehren.

[Nach der Befreiung]

1939
September: Reichenau nimmt - immer noch als Befehlshaber der 10. Armee - am Polenfeldzug teil, den Großbritannien und Frankreich zum VorwandAnlaß nehmen, dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären (nicht aber der Sowjet-Union, deren Rote Armee ebenfalls in Polen einmarschiert), der sich später zum Zweiten Weltkrieg ausweitet.
Seine 10. Armee ist maßgeblich an den Kesselschlachten von Radom und Warschau beteiligt.
Reichenau wird das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Oktober: Reichenau wird zum Generaloberst befördert.

1940
Mai-Juni: Reichenau nimmt als Befehlshaber der 6. Armee am Westfeldzug teil, der zu seiner eigenen Überraschung nach 6 Wochen mit der Kapitulation Frankreichs endet.
(Reichenau hatte angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit der deutschen Streitkräfte an Menschen und Material vor dem Westfeldzug gewarnt; von den taktischen Möglichkeiten eines Zusammenwirkens von Luftwaffe und Panzerntruppe - auch gegen quantitativ und qualitativ überlegene, aber schlecht eingesetzte Flugzeuge und Tanks der Gegner - hatte er als Offizier der Artillerie - einer Waffengattung, bei der die Wehrmacht allen ihren Kriegsgegnern zunächst fast hoffnungslos unterlegen war - keine Vorstellung.)
Juli: Reichenau wird - zusammen mit 11 anderen Generälen des Heeres und der Luftwaffe im Dutzend billiger - zum Generalfeldmarschall ernannt.

[Reichenau als Generalfeldmarschall]

1941
ab Juni: Reichenau nimmt - weiterhin als Befehlshaber der 6. Armee - am Rußlandfeldzug teil. (Auch vom Angriff auf die Sowjet-Union hatte Reichenau abgeraten.)
September: Seine 6. Armee ist maßgeblich an der Kesselschlacht von Kiew beteiligt - dem größten Einzelsieg der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
Oktober: Nach Einsetzen der "Rasputitsa [Schlammperiode]" will Hitler die Front in sichere Winterstellungen zurück nehmen und die Offensive erst im nächsten Frühjahr wieder aufnehmen.
Reichenau ist der einzige der höheren Generäle und Feldmarschälle, der diesen Plan unterstützt; alle anderen drängen auf eine Fortsetzung des Kampfes, um noch im Winter Moskau einzunehmen.
Da Reichenaus pessimistische "Unkenrufe" mittlerweile nicht mehr ernst genommen werden, läßt sich Hitler zu jener verhängnisvollen Fehlentscheidung überreden.
Die Folgen sind im wahrsten Sinne des Wortes verheerend - der "Blitzkrieg" gegen die Sowjet-Union ist gescheitert.
Dezember: Hitler sieht seinen Fehler - zu spät - ein, beruft die unfähigen Generäle und Feldmarschälle von der Ostfront ab und ernennt sich selber zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht.
Reichenau wird zum neuen Befehlshaber der Heeresgruppe Süd ernannt. (Neuer Befehlshaber der 6. Armee wird sein ehemaliger Chef des Stabes, General Friedrich Paulus.)

1942
14. Januar: Reichenau - noch immer ein begeisterter Sportler und noch leichtsinniger als Dikigoros in dem Alter - bricht nach einem Skilauf in Eiseskälte beim Betreten der geheizten Unterkunft zusammen. Diagnose: Schlaganfall.
17. Januar: Walter v. Reichenau stirbt während des Heimflugs in ein deutsches Lazarett an den Folgen jenes Vorfalls.4
Er erhält ein Staatsbegräbnis und wird auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt.
(Mann kann spekulieren, ob es Reichenau, hätte er überlebt, gelungen wäre, Hitler von der Schnapsidee abzubringen, im Sommer 1942 die Heeresgruppe Süd eine Offensive Richtung Kaukasus zwecks Eroberung der Ölfelder von Maikop unternehmen zu lassen - die zur Niederlage bei Stalingrad führen sollte. Versucht hätte er es bestimmt; aber gegen deren Befürworter - an der Spitze Reichsmarschall Göring - hätte er sich wohl nicht durchgesetzt.)
seit 1945
wird Reichenaus Andenken in den Schmutz gezogen. Er wird - insbesondere von der dummdeutschen Geschichtsschreibung - als "Kriegsverbrecher" verunglimpft, obwohl weder die alliierten Besatzer Befreier noch ihre Marionettenregimes (ab 1949) "Kriegsverbrecherprozesse" gegen Tote führten und eine solche Bezeichnung nur aufgrund eines - sei es auch noch so unrechtmäßig zustande gekommenen - Urteils vertretbar wäre.5
Besonders infam ist es zu behaupten, Reichenau sei verantwortlich gewesen für das "Massaker von Babij Jar" - oder wie immer man die "Altweiberschlucht" jetzt transkribieren mag -, bei dem angeblich "'zigtausende Juden ermordet" wurden. Dies, obwohl längst feststeht, daß es sich dabei um einen zweiten Fall "Katyn" handelte - den man ja in Nürnberg ebenfalls deutschen Offizieren in die Schuhe schob und sie dafür erjustizmordete -, d.h. daß die Opfer Polen und die Täter Sowjets waren. Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr und will sich hier nicht wiederholen. (Er hat sich jedoch fest vorgenommen, jene Seite zu aktualisieren und auch zu diesem Punkt einiges nachzutragen, falls er noch miterleben sollte, daß in der Ukraïne der Friede ausbricht - woran er indes allmählich zu zweifeln beginnt.)
Nicht thematisiert wird dagegen, daß Reichenau verhinderte, daß während des Polenfeldzugs Vergeltungsaktionen wegen der polnischen Massenmorde an Volksdeutschen - nicht nur in Bromberg - durchgeführt wurden, die nach geltendem Völkerrecht eigentlich zulässig gewesen wären.

Auch Reichenaus Sportfreund und Mitstreiter Carl Diem - der nach dem Krieg die Sporthochschule Köln gegründet und die "Bundesjugendspiele" erfunden hat - wird 40 Jahre nach seinem Tode als "inhumaner, rassistischer und undemokratischer Nazi-Propagandist" von nachgeborenen Gutmenschen aller "demokratischen" Parteien gecancelt.
(Das gleiche Schicksal ereilt zwei Jahrzehnte später die Bundesjugendspiele, da es die zarten Gemüter junger Snowflakes [Schneeflöckchen] Angehöriger der "letzten Generation" verletzen könnte, wenn sie die läppischen überzogenen Leistungsanforderungen für eine Urkunde nicht erfüllen; sie werden durch eine Art Ringelreihen ohne Zeit- und/oder Weitenmessung ersetzt.).


1 Ein seltener Fall. Für gewöhnlich besuchten Offizierssöhne, die später selber Berufssoldaten werden wollten, keine Zivilunkenschule, sondern eine Kadettenanstalt, nicht nur, weil das ihrer späteren Karriere förderlich sein konnte, sondern noch aus anderen Gründen: Berufsoffiziere wurden alle paar Jahre versetzt, was mit einem lästigen Schulwechsel ihrer Sprößlinge verbunden war, der doch ziemlich auf deren schulische Leistungen "drücken" konnte. Als Kadetten brauchten sie dagegen bloß einmal zu wechseln, nämlich von der Kadettenanstalt (die der Unter- und Mittelstufe des Gymnasiums entsprach) zur Hauptkadettenanstalt (die der Oberstufe entsprach), wobei sie noch einen Großteil ihrer alten Schulkameraden "mitnahmen", so daß sie nicht immer wieder in eine völlig fremde Umgebung kamen. Außerdem war das so gut wie ein Internat - sehr praktisch für Väter, die aus beruflichen Gründen nicht viel Zeit hatten, sich um die Erziehung ihrer Söhne zu kümmern - und erheblich billiger (je nach Dienstgrad bzw. Einkommen des Vaters ab 90 Mark p.a., also 7,50 Mark p.m. - so viel kostete der Besuch einer zivilen Oberschule schon ohne Unterkunft und Verpflegung).
Viel häufiger war daher der umgekehrte Fall, daß Offizierssöhne, obwohl sie nicht in die Fußstapfen ihrer Väter treten wollten, Kadetten wurden; denn das Abitur, das man in Lichterfelde erwarb, wurde auch "draußen" voll anerkannt.
2 Eine erstaunliche Karriere. Normalerweise mußte ein Subaltern-Offizier, der 1919 in das Mini-Heer der "Weimarer Republik" eintrat, damit rechnen, irgendwann als Major - wenn nicht sogar nur als "Charakter-Major", d.h. mit der Pension eines Hauptmanns - verabschiedet zu werden. Dikigoros ist kein anderer Fall bekannt, in dem jemand 1919-1932 - also binnen 13 Jahren - vom Hauptmann bis zum Oberst aufgestiegen wäre. (Wer doch einen kennen sollte, darf ihm gerne mailen; er wird das dann hier nachtragen.) Ein Rommel - ebenfalls 1919 als Hauptmann eingetreten - wurde vor 1933 kein einziges Mal befördert; und selbst ein Hindenburg und ein Ludendorff hatten in der - erheblich größeren - preußischen Armee des Kaiserreichs jeweils 16 Jahre vom Hauptmann zum Oberst benötigt.
3 Entgegen anderslautenden Behauptungen hatte der Bruch keine "ideologischen" Gründe. Reichenau und Röhm waren übereinstimmend der Auffassung, daß mit der alten preußischen - und Weimarer - Tradition der politischen Neutralität der Streitkräfte gebrochen werden müsse. Beide wollten sie "weltanschaulich" ausrichten. Durch Röhms gewaltsamen Tod wurde allein Reichenau zum "geistigen Vater" dessen, was man später bei der Bundeswehr "innere Führung" nannte, nämlich die politische Indoktrination der Soldaten im Sinne des jeweils herrschenden Regimes. (Dikigoros erinnert sich, daß er in solchen "Unterrichtsstunden" immer in einer der hinteren Reihen saß und dort einschlief. An ihm prallte jene Verdummung Erziehung zum kritiklosen bedingslos loyalen "Staatsbürger in Uniform" wirkungslos ab :-)
4 Ein Fluch des hohen Dienstgrads. Als Dikigoros' Vater im selben Jahr - nichtmal Schütze Arsch, sondern bloß RAD-Jungmann - über nacht an Gelbfieber erkrankte, wäre niemand auf die Idee gekommen, ihn gleich heim ins Reich zu fliegen. Er kam erstmal in ein russisches ukraïnisches Krankenhaus in Saporoschje, dann in eines in Dnjepropjetrowsk, bis er so weit transportfähig war, daß man ihn für ein paar Tage auf den Eisenbahn-Lazarettzug nach Hause setzen legen konnte. Urs überstand diesen Einsatz mehr oder weniger unbeschadet.
5 Reichenau wird auch - noch bevor alle Wehrmachtsoffiziere pauschaul zu "Nazi-Offizieren" und am Ende sogar alle Wehrmachtssoldaten zu "Nazi-Soldaten" erklärt werden, als "Nazi-General" bezeichnet. Dagegen wäre ja nichts weiter zu sagen, wenn man auch die Canaille, die acht Jahrzehnte später auf friedliche Demonstranten gegen den Lockdownterror und andere diktatorische "Anti-Corona-Maßnahmen" des Berliner Verbrecherregimes schießen ließ und als Belohnung dafür zum Generalinspekteur der Bundeswehr ernannt wurde, als "Demokrazi-General" bezeichnen würde. Über den hätte der preußische Leutnant Heinrich v. Kleist wahrscheinlich gesagt:


Von einem solch unqualifizierten Aufruf muß sich Dikigoros selbstverständlich distanzieren. Er plädiert vielmehr für dessen Abwandlung wie folgt:

"SPRITZT IHN TOT! DEM WELTGERICHT
FEHLTS AN GUTEN GRÜNDEN NICHT!"

(Bei der Bundesgurkentruppe gilt noch immer die "Impf"-Pflicht mit der tödlichen mRNA-Substanz - weshalb es auch kaum noch Freiwillige gibt, die in ihr dienen wollen, so daß man im Hinblick auf einen neuen Rußlandfeldzug sogar laut über die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht nachdenkt - 90 Jahre nach Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit wird es wohl so weit sein.)

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