ANTE  PAVELIĆ

(14.6.1889 - 28.12.1959)

[Ante Pavelic]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1889
14. Juni*: Antun ("Ante") Pavelić wird als Sohn der Eheleute Mile und Mara Pavelić in Bradina (Bosnien-Herzegowina) geboren.
(Bosnien und Herzegowina - formell noch Provinzen des Osmanischen Reichs - werden seit 1878 von Österreich-Ungarn verwaltet.)


1895-99
Pavelić besucht die Volksschule in Travnik.

1899-1910
Pavelić besucht das Jesuiten-Seminar in Senj. Anders als andere bekannte Politiker macht ihn dies nicht zu einem Gegner der Religion, sondern zu einem fanatischen Katholiken.

1907
Pavelić wird Mitglied der Kroatischen Rechts-Partei (HSP).

1910-1914
Pavelić studiert Rechtswissenschaften an der Universität Agram (heute "Zagreb").

1914
Nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers durch einen serbischen Agenten bricht der Erste Weltkrieg aus.

1915
Pavelić promoviert an der Universität Agram zum Dr. iur. und wird Advocat.


1918
November: Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs wird die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn zerschlagen.
1. Dezember: Aus den Trümmern ihrer Balkan-Provinzen wird das süd-slawische [jugo-slavische] "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" gebildet, mit Aleksandar Karadjordjević als König Aleksandar I.


Von Anfang an dominieren die Serben, die "ihre" nationalen Minderheiten brutal unterdrücken und ausbeuten, vor allem die ihnen kulturell und wirtschaftlich überlegenen Kroaten und Slowenen; aber auch alle anderen slawischen "Brudervölker" haben im neuen Staat weit weniger Rechte als zu k.u.k. Zeiten.

1919
März: Pavelić wird Geschäftsführer der HSP.

1920
November: Bei den Parlamentswahlen wird die HSP zur stärksten kroatischen Fraktion, da die siegreiche Kroatische Bauernpartei das Parlament zunächst boykottiert.

1921
28. Juni (Veitstag): Mit einer - in Abwesenheit der Kommunisten und der Abgeordneten der kroatischen Bauernpartei verabschiedeten - Verfassungs-Änderung werden die Länder gleichgeschaltet.

1922
Pavelić heiratet Maria**, geb. Lovrenčević (1897-1984).

1927
Pavelić wird Parlaments-Abgeordneter für den Wahlkreis Agram und stellvertretender Vorsitzender der HSP.

1928
20. Juni: Stefan Radić, der Führer der Bauernpartei - die sich 1925 mit den Serben arrangiert hat -, wird während einer Parlamentssitzung in Belgrad von einem montenegrinischen Serben erschossen. Daraufhin verlassen die kroatischen Abgeordneten Belgrad und gründen ein eigenes Parlament in Agram.

1929
5. Januar: König Aleksandar löst das Parlament auf, suspendiert die Verfassung und macht sich selbst zum Diktator.
Februar: Pavelić geht ins Exil nach Wien.
3. Oktober: Das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" wird umbenannt in "Königreich Süd-Slawien" (serbisch: "Jugoslawije", kroatisch: "Jugoslavia") und zu einem Einheitsstaat ohne Rücksicht auf ethnische Grenzen gemacht.
Im Untergrund entsteht eine von Pavelić gelenkte Widerstandsbewegung ("Ustaša Hrvatska Revolucionarna Organizacija [Aufständische kroatische revolutionäre Organisation]", kurz "UHRO" oder "Ustaša").


1932
Der italienische "Duce" Mussolini gewährt Pavelić politisches Asyl.

1934
9. Oktober: König Aleksandar wird bei einem Staatsbesuch in Frankreich von einem kroatischen Exilanten in Marseille erschossen.


Sein Bruder Pavl wird Prinzregent für Aleksandars minderjährigen Sohn Petar. Er reagiert mit verstärktem Terror gegen die nicht-serbischen Minderheiten.

1939
26. August: Mit Ministerpräsident Cvetković kommt ein Mann guten Willens an die Macht, der föderative Reformen und Autonomie für Kroatien verspricht. In seiner Regierung sitzen fünf kroatische Minister.
3. September: Zwei Tage nach Beginn des Polenfeldzugs erklären Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg (nicht aber der Sowjetunion, als infolge des deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrags vom 23. August 1939 ["Ribbentrop-Molotow-Pakt", später "Hitler-Stalin-Pakt" genannt] auch die Rote Armee in Polen einrückt), der sich in den folgenden Jahren zum Zweiten Weltkrieg ausweitet.

1941
März: Nach der Ermordung des griechischen Regierungschefs Metaxás beginnen die Briten, Griechenland zu besetzen.
Nachdem Jugoslawien dem Dreimächtepakt (Deutschland-Italien-Japan) beigetreten ist, inszenieren die Briten einen Staatsstreich durch General Simović. Cvetković wird verhaftet, Prinzregent Pavl geht ins Exil, sein Neffe Petar [II] wird als Marionetten-König einsetzt. In den Straßen von Belgrad, Laibach [heute Ljubljana] und Split rufen aufgehetzte Demonstranten lautstark nach Krieg gegen die Achsenmächte ("bolje rat nego pakt [lieber Krieg als Bündnis]").
6.-29. April: Im rasch improvisierten Balkanfeldzug werden Jugo-Slawien und Griechenland von deutschen, italienischen und bulgarischen Truppen besetzt.
10. April: Nach der Befreiung Agrams von serbischen Truppen wird ein "Unabhängiger Staat Kroatien [NDH]" ausgerufen.
15. April: Pavelić kehrt aus dem Exil nach Kroatien zurück, wird zum "Poglavnik [Führer]" Kroatiens (einschließlich seiner Heimat Bosnien-Herzegowina) ausgerufen und von Deutschland und Italien als solcher anerkannt.


Mai: Pavelić reist zum Staatsbesuch nach Rom, wo ihm Mussolini die Rechnung präsentiert: Kroatien muß Aimone von Savoyen, den Herzog von Spoleto und Aosta, als "König Tomislav II" akzeptieren und Dalmatien an Italien abtreten. Von den propagierten mittelalterlichen Grenzen kann nicht die Rede sein.


Juni: Pavelić reist nach Venedig, wo er den Beitritt Kroatiens zum Dreimächtepakt ("Achse Berlin-Rom-Tōkyō") unterzeichnet.
Nach Bruch des deutsch-sowjetischen Bündnisses und Beginn des Rußlandfeldzugs beginnt der Kampf kommunistischer Partisanen unter Pavelić' Landsmann Tito - der sich bis dahin als Anhänger Stalins im Kampf gegen die Deutschen brav zurück gehalten hatte.
Kroatische und bosnische Freiwillige nehmen als Angehörige der Waffen-SS am "Kreuzzug gegen den Kommunismus" teil.


1941-44
In einer merkwürdigen Verquickung von fanatischem Katholizismus und fanatischem Islamismus verfolgen Pavelić und seine Verbündeten Andersgläubige - orthodoxe Serben und Juden. Die Zahl der Opfer ist umstritten.***


1944
Juni: Die West-Alliierten lassen die bisher von ihnen unterstützte königstreue serbische Exilregierung Mihailović fallen und legen sich statt dessen auf den bisher nur von der Sowjet-Union unterstützten Tito als "rechtmäßigen" Herrscher "Jugo-Slawiens" fest.
Mihailović, der - zu spät - erkennt, daß die Alliierten sein Land nicht "befreien", sondern den Sowjets ausliefern wollen, stellt seine serbischen Truppen wie Pavelić seine Ustaša-Verbände den Deutschen zur Verfügung; das gleiche tun die früheren Partisanenführer Nedić und Ljotić.
Oktober: Sowjetische Truppen besetzen Belgrad. In der Folge werden ca. 1 Million Volksdeutsche ermordet oder vertrieben; damit wird der "jugo-slawischen" Wirtschaft das Rückgrat gebrochen.

1945
April: Titos Partisanen erobern Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Die Reste der kroatischen Truppen und ihre Angehörigen ziehen sich über die Reichsgrenze nach Kärnten zurück, wohin auch Pavelić flieht.

1946
April: Pavelić flieht weiter nach Rom.
Mai: 300.000 "Jugo-Slawen", die vor den Kommunisten nach Kärnten geflohen sind - überwiegend Frauen und Kinder sowie mehrere hundert katholische Priester und Nonnen - werden bei Bleiburg von den britischen Besatzern an die Partisanen-Banden Titos ausgeliefert, der sie allesamt ermorden läßt.****
September: Alois Stepinac (1898-1960), der Erzbischof von Agram, wird nach einem Schauprozeß zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt. Sein "Verbrechen": Er hatte Pavelić mal die Hand gegeben.


Der Vatikan leistet daraufhin politisch verfolgten Katholiken Fluchthilfe nach Südamerika.

1948
Pavelić gelingt mit Hilfe des Vatikans die Flucht nach Argentinien, wo Präsident Perón ihm und Zehntausenden anderen Flüchtlingen aus "Jugo-Slawien" politisches Asyl gewährt.

1955
September: Perón wird gestürzt; dadurch verlieren Pavelić u.a. Emigranten ihren Schutz.

1956
Juni: Pavelić gründet die "Kroatische Befreiungs-Bewegung [HOP]" und bildet eine Exil-Regierung, die von mehreren westlichen Staaten anerkannt wird.


1957
April: Der jugo-slawische Geheimdienst verübt einen Mordanschlag auf Pavelić.***** Die argentinische Regierung beschließt daraufhin, ihn an Tito auszuliefern. Dem schwer an der Wirbelsäule verletzten Pavelić gelingt es, unterzutauchen, eine falsche Spur nach Paraguay zu legen und nach Spanien zu entkommen, dessen "Caudillo" Franco ihm politisches Asyl gewährt.

1959
28. Dezember: Ante Pavelić stirbt in einem Madrider Krankenhaus an den Folgen des Mordanschlags.


* * * * *

seit 1991
Mit dem Auseinanderbrechen anderer künstlicher Staatenprodukte des Ersten und Zweiten Weltkriegs, allen voran der Sowjet-Union, begehren auch die von den Serben unterdrückten Minderheiten Jugo-Slawiens auf: Slowenen, Kroaten, Bosniaken, Albaner und Makedonier erklären ihre Unabhängigkeit, um die ein Jahre langer blutiger Bürgerkrieg entflammt. Am Ende rücken ausländische Besatzungstruppen ein und verhindern, daß die Probleme ausgefochten und damit einer dauerhaften Lösung zugeführt werden - die wohl nur so aussehen könnte, daß die im Juli 1941 unter deutschem Schutz gezogenen Grenzen wieder hergestellt werden.


*Nach anderen Quellen: Juli. Dikigoros hat einen Auszug aus dem Geburtsregister eingesehen; danach wurde er im Juni geboren.

**nach anderen Quellen "Mara" oder "Marja" - möglicherweise eine Verwechslung mit dem Vornamen seiner Mutter -; Dikigoros folgt der Schreibweise auf dem Grab.

***Die Verfolgung geschieht - entgegen heutigen Behauptungen - nicht aus "rassischen" Gründen, sondern aus religiösen. Wer zum Katholizismus oder Islam konvertiert, ist relativ sicher. Viele führende Ustascha-Mitglieder - darunter einige der fanatischten Katholiken - sind jüdischer Abstammung, nach unbestätigten Gerüchten auch Pavelić' Frau. Die Zahl der Opfer wird z.T. sechs-, z.T. siebenstellig angegeben und unterliegt je nach politischer Coleur extremen Schwankungen.

****Während die Erinnerung an die 1945 von den britischen Besatzern an Stalin ausgelieferten und ermordeten "Lienzer Kosaken" von ukraïnischen Emigranten wach gehalten wird und auch in Mitteleuropa zumindest in Fußnoten noch erwähnt werden darf - wenngleich nicht mit der tatsächlichen Opferzahl 70.000, sondern "nur" mit knapp 32.000 -, wird das ungleich größere Massaker von Bleiburg von den staatlich besoldeten "Historikern" der BRDDR und der RÖ bis heute hartnäckig tot geschwiegen. Aus deutschen Lexika und Schulatlanten ist selbst der Ortsname getilgt. Ein kroatischer Film über das Massaker - "Četverored " - durfte in der BRDDR "wegen der zahlreichen Gewaltszenen" nicht gezeigt werden. Ein Gedenkstein zu den Ereignissen wurde nach dem Tode des kroatischen Präsidenten Tudjman beseitigt und durch eine Kopie mit der nebulösen Inschrift "Zum Gedenken an die unschuldigen Opfer der Bleiburger Tragödie" - als gehe es um ein Theaterstück oder eine Naturkatastrofe - ersetzt.

Der Jude Ivo Goldstein hat 2003 die Zahl der Opfer kackfrechkraft der ihm von Jahwe vermittelten Weisheit auf 134.000 herunter gerechnetneu geschätzt, ohne daß er wegen Verharmlosung belangt worden wäre.

*****Die heute oft anzutreffende Behauptung, der Anschlag sei von einem Tschetnik verübt worden, ist wenig glaubhaft, da Ustascha und Tschetniks zuletzt gemeinsam gegen Titos Kommunisten kämpften. Daran ändert auch nichts, daß 1999 ein aus Montenegro stammender WichtigtuerArgentinier auftauchte, der behauptete, er sei ein Tschetnik gewesen und habe Pavelić erschossen.


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