Albert KESSELRING

(30.11.1885 - 16.07.1960)

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1885
30. November: Albert Kesselring* wird als Sohn des Schulrats Carl Kesselring und seiner Frau Rosina, geb. Kesselring (einer Cousine 2. Grades) in Marktsteft (Königreich Bayern) geboren.

1891-1904
Kesselring besucht die Volksschule und das Gymnasium in Bayreuth bis zum Abitur.

1904
Juli: Kesselring tritt als Fahnenjunker in das 2. Fußartillerie-Regiment der Königlich Bayrischen Armee ein.
(Im Kaiserreich gab es kein gesamtdeutsches Heer, sondern nur eine gesamtdeutsche ["kaiserliche"] Marine. Bei den Landstreitkräften [eine Luftwaffe gab es noch nicht] gab es ein königlich bayrisches, ein königlich preußisches, ein königlich sächsisches und ein königlich württembergisches Heer. Im Kriegsfall unterstanden diese zwar theoretisch allesamt dem König von Preußen als Deutschem Kaiser; tatsächlich wurden sie jedoch auch dann separat geführt.)

1906
März: Kesselring wird zum Leutnant befördert.

1909-1910
Kesselring absolviert die Artillerie-Schule in München.

1910
März: Kesselring heiratet die Apothekertochter Pauline ("Liny"**), geb. Keyßler. (Die Ehe bleibt kinderlos; das Paar adoptiert später einen Sohn von Alberts Cousin Kurt Kesselring.)

1912
Kesselring absolviert einen Lehrgang als Ballon-Beobachter.

1914-1918
Im Ersten Weltkrieg ist Kesselring hauptsächlich Adjutant und Generalsstabsoffizier, zuletzt im Range eines Hauptmanns i.G.

1918
Nach Kriegsende leitet Kesselring die Demobilisierung des bayerischen III. Artillerie-Korps in Nürnberg.

1919
Kesselring wird in das 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernommen, zunächst als Batteriechef im 24. Artillerie-Regiment.

1922
Kesselring wird ins Reichswehrministerium nach Berlin versetzt.
Er arbeitet zunächst in der Heeresausbildungsabteilung, dann - unter Beförderung zum Major - im Stab des Chefs der Heeresleitung.

1931
Kesselring wird - unter Beförderung zum Oberstleutnant - als Abteilungskommandeur zum 4. Artillerie-Regiment nach Dresden versetzt.
(In der Reichswehr und der Wehrmacht wurden Bataillone der Artillerie als "Abteilungen" bezeichnet.)

1933
Kesselring scheidet vorübergehend aus der Reichswehr aus und wird Abteilungsleiter im neu geschaffenen Reichskommissariat für die Luftfahrt (Vorläufer des Reichsluftfahrtministeriums), das den Aufbau einer vom Heer separierten Luftwaffe vorbereitet - was das Diktat von Versailles noch verbietet.

1934
Kesselring wird zum Oberst befördert. Er legt die Flugzeugführerprüfung ab.

1935
Februar/März: Nach Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit wird die Luftwaffe offiziell gegründet.


Oktober: Kesselring wird zum Generalmajor befördert und zum Leiter des Luftwaffenverwaltungsamts ernannt.

1936
April: Kesselring wird zum Generalleutnant befördert.
Juni: Kesselring wird zum Leiter des Generalstabs der Luftwaffe ernannt

1937
Kesselring wird zum "General der Flieger" ernannt. (Das ist eine Dienststellung, kein Dienstgrad.)

1938
Kesselring - der zunehmend in Konflikt gerät mit Vorgesetzten wie Hermann Göring, Erhard Milch und Ernst Udet, die zwar verdiente Flieger des Ersten Weltkriegs waren, aber von moderner Flugtechnik nichts wissen wollen - wird unter Beförderung zum Kommandierenden General nach Dresden "weggelobt", als Kommandeur des "Luftgaus III".

1939
September: Bei Beginn des Polenfeldzugs ist Kesselring Chef der Luftflotte 1.

1940
Juni-Juli: Im Frankreichfeldzug bewährt sich Kesselrings Luftflotte.
Er wird - zusammen mit einem Dutzend anderer Generäle - zum Generalfeldmarschall ernannt.

1940/41
In der "Luftschlacht um England" bekleckert sich die Luftwaffe weniger mit Ruhm; der Plan zur Invasion der britischen Inseln wird schließlich aufgegeben.

1941
Juni: Bei Beginn des Rußlandfeldzugs wird Kesselrings Luftflotte der Heeresgruppe Mitte zugeordnet.
Dezember: Kesselring und Teile seiner Luftflotte werden nach Italien verlegt, wo er den hohlen Titel "Oberbefehlshaber Süd" erhält. (Tatsächlich bleibt er dem italienischen "Commando Supremo" unterstellt.)
Versuche, die britische Insel Malta - die den Nachschub für den "Afrikafeldzug" unter General Rommel empfindlich stört - durch Bombardements auszuschalten, bleiben erfolglos (auch, weil das OKW das Risiko scheut, Fallschirmjäger für diese Aufgabe zu "opfern").

1942
Nach der Niederlage Rommels bei El Alamein und der Landung der Alliierten in Nordwestafrika pumpen die Achsenmächte reichlich Truppen und Material nach Tunesien, in der Hoffnung, so eine Invasion Italiens verhindern zu können.

1943
Nach der Kapitulation der Heeresgruppe Afrika in Tunis landen alliierte Truppen in Süditalien und ziehen mordend, plündernd und vergewaltigend gen Norden, gegen schrittweise zurückweichende, hoffnungslos unterlegene deutsche Einheiten. (Die italienischen Truppen sind gleich nach der alliierten Landung geflohen oder haben kapituliert.)
Kesselring wird erneut zum "Oberbefehlshaber Süd" ernannt. (Nun ist er es wirklich, nachdem die Italiener Mussolini gestürzt und die Seiten gewechselt haben.)
Sein trauriger Haufen wird in "Heeresgruppe C" umbenannt, obwohl er allenfalls Divisionsstärke hat.

1945
4. Mai: Kesselring kapituliert mit seiner Heeresgruppe - vier Tage vor dem Rest der Wehrmacht - und begibt sich in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, wird jedoch an die Briten ausgeliefert, die grundsätzlich alle höheren deutschen Offiziere nicht als Kriegsgefangene behandeln, sondern als "Verbrecher" - schon um von ihren eigenen, ungleich zahlreicheren und schwereren Kriegs- und Nachkriegsverbrechen abzulenken.


(Das "jedoch" ist nicht in dem Sinne gemeint, daß die US-amerikanische Kriegsgefangenschaft etwa angenehmer gewesen wäre als die britische - beide Mächte ermordeten Millionen deutscher Kriegsgefangene -, aber es gab auch positive Ausnahmen. Dikigoros' Vater, dessen Einheit etwa zur gleichen Zeit in Mecklenburg vor den US-Amerikanern kapitulierte, wurde ebenfalls an die Briten - nicht an die Sowjets, wie es das Abkommen von Jalta eigentlich vorsah - ausgeliefert und in Gefangenschaft korrekt behandelt - anders als z.B. ihre Kameraden in Kanada oder auf den "Rheinwiesen". Es gab halt immer "so'ne und so'ne" Lagerkommandanten.)

1947
Mai: Kesselring wird von einem britischen Militärgericht wegen angeblicher "Kriegsverbrechen" (er soll gewußt haben, daß sich böse Nazi-Soldaten in Italien gegen die Überfälle kommunistischer Partisanen zur Wehr gesetzt und dabei einige Angreifer getötet hatten) erst zum Tode verurteilt, dann zu lebenslänglichem Zuchthaus "begnadigt".
Juli: Kesselring wird im berüchtigten alliierten Foltergefängnis von Werl eingekerkert.

1948
Wie zum Hohn "reduzieren" die alliierten Besatzer Kesselrings lebenslängliche Haftstrafe auf "20 Jahre". (Jeder weiß, daß niemand unter den dort herrschenden Bedingungen 20 Jahre überleben kann.)

1952
Oktober: Um keinen "Martyrer" zu schaffen, entlassen die Alliierten - die bereits die "Wiederbewaffnung" Deutschlands planen, da sie dringend Kanonenfutter für ihre Kriege benötigen. ("Die Deutschen an die Front!") - Kesselring "auf Bewährung".
Er wird Bundesführer des im Vorjahr als "e.V." neu gegründeten "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten".

1953
Kesselring veröffentlicht "Soldat bis zum letzten Tag".


1955
Kesselring veröffentlicht "Gedanken zum Zweiten Weltkrieg".


1960
16. Juli: Albert Kesselring stirbt in Bad Nauheim. Er wird in Bad Wiessee mit militärischen Ehren beerdigt. Die Trauerrede hält der Inspekteur der Bundesluftwaffe, Generalleutnant Kammhuber.
(Einen "Traditionserlaß", der dies verböte, gibt es noch nicht. Dieser sollte erst 1982 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt-Schnauze durch Verteidigungsminister "Ich glaub' mich tritt ein Pferd" Hans Apel verbrochen verabschiedet werden.)


Weitere Trauergäste sind u.a. Reichskanzler a.D. v. Papen, Großadmiral a.D. Dönitz und SS-Oberstgruppenführer a.D. Dietrich.

* * * * *

2010
Dezember: Kesselrings Marschallstab - der 1945 von einem jüdischen US-amerikanischen G.I. geraubt sichergestellt befreit worden war - wird von einem amerikanischen Auktionshaus für 731.600,- US-$ versteigert.

[Kesselrings Marschallstab - des Siegers Beute]


*Es gibt (und gab auch damals schon) Leute, die das "Keßelring" schreiben; aber Dikigoros geht mal davon aus, daß der Namesträger selber am besten wissen mußte, wie es richtig ist.

**Das war kein bloßer Kosename, sondern sie nannte sich generell so, und er schrieb sie auch so an:

Sie war offenbar eine gute Partie, denn ein Berufsoffizier, der nicht entweder das 30. Lebensjahr vollendet oder mindestens den Rang eines Hauptmanns erreicht hatte, durfte nur heiraten, wenn die Braut eine Mitgift von 100.000 Goldmark [nach heutiger Kaufschwäche Kaufkraft ca. 2 Mio Teuro] aufbrachte. Damit sollte verhindert werden, daß sie, falls ihr Mann fiel - deutsche Subalternoffiziere kämpften in der Regel an vorderster Front mit - Anspruch auf Witwenrente geltend machen konnte - den nur "Bedürftige" hatten. (Selbstverständlich durfte man auch ohne dies heiraten, wurde dann aber aus dem Dienst entlassen.)


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