Ħusäin 'bn Talāl

(1935 - 1999)

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1935*

14. November: Ħusäin** 'bn Talāl wird als Angehöriger des Haschimiten-Clans*** in Amman geboren, der Verwaltungs-Hauptstadt des 1922 vom britischen Völkerbunds-Mandat Palästina abgetrennten "Trans-Jordanien".

1941-53

Hussein besucht renommierte britische Bildungsanstalten (Victoria College in Alexandria/Ägypten, Harrow in England) und erhält eine Offiziers-Ausbildung an der Militär-Akademie von Sandhurst.

1946

Mai: Großbritannien entläßt Transjordanien in die Unabhängigkeit mit Husseins Großvater Abdallah - der schon seit 1921 als Marionettenherrscher ("Ämir") von Englands Gnaden fungiert hat - als "König von Jordanien".

1947-49

Gegen arabischen und britischen Widerstand erkämpfen sich jüdische Immigranten aus Europa einen Teil Palästinas und gründen dort den Staat Israel. Den anderen Teil reißen sich die Nachbarn unter den Nagel; Jordanien - das über die von England bestens ausgebildete und ausgerüstete "Arabische Legion" verfügt - besetzt Judäa und Samaria mit dem Ostteil Jerusalems; die Einwohnerzahl Jordaniens verdoppelt sich.

1950

Jordanien annektiert Judäa und Samaria als "Westbank [Westufer (des Jordans)]"; Abdallah erklärt sich zum König von "ganz Palästina".

1951

Juli: Abdallah fällt einem Attentat zum Opfer. Husseins Vater Talāl wird König, er selber Kronprinz.

1952

August: Talāl wird zurück getreten und in die Klapsmühle eingewiesen; Hussein wird in absentia zum König proklamiert.

1953

Mai: Hussein kehrt nach Jordanien zurück und erklettert mühsambesteigt den Thron. Da seine Beine etwas zu kurz geraten sind (im Ausland nennt man ihn despektierlich nur "Pipifax" :-) braucht er dazu zeitlebens einen Fußschemel.

1955

April: Hussein heiratet Dina bint Abdal-Hamid. (Aus der Ehe - die 1957 geschieden wird - geht eine Tochter hervor.)

1957

Die Terror-Organisation Äl-Fatah wird gegründet.

1958

Februar: Jordanien und der Irāq - wo ebenfalls Haschimiten herrschen - schließen sich zu einer "Arabischen Föderation" zusammen (die sechs Monate später wieder aufgelöst wird, nachdem das Militär im Irāq geputscht, den König getötet und die Monarchie abgeschafft hat).

1961

Mai: Hussein heiratet in zweiter Ehe die britische Hockey-Spielerin Antoinette ["Toni"] Avril Gardiner ["Muna"]. (Aus der Ehe - die 1971 geschieden wird - gehen vier Kinder hervor.)

1964

Die Terror-Organisation P.L.O., deren satzungsmäßiges Ziel die Vernichtung des Staates Israel ist, wird gegründet.

1967

Mai: Hussein schließt ein gegen Israel gerichtetes Militärbündnis mit Ägyptens Diktator Nasser.

Juni: Im "Sechs-Tage-Krieg" wird die Koalition aus Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Irāq von Israel schwer geschlagen, wobei sich der hoch dekorierte "Feldherr" von eigenen Gnaden Hussein als ziemliche Pfeife erweist.

Die jordanischen Truppen werden aus Judäa, Samaria und Ost-Jerusalem vertrieben; 350.000 Palästinenser fliehen mit ihnen über den Jordan nach Trans-Jordanien und versuchen dort, einen "Staat im Staat" zu bilden.

Hussein will den Verlust Jerusalems jedoch nicht wahr habenanerkennen; er läßt es mit allen Mitteln der Propaganda als weiterhin jordanisch darstellen.

1970-71****

Hussein wirft P.L.O. und Fatah nach schweren militärischen Kämpfen hinaus und erspart dadurch Jordanien ein ähnliches Schicksal wie dem Libanon (wohin die meisten der Palästina-Flüchtlinge von 1967 nunmehr ausweichen, mit Ausnahme ihres Führers 'Arafāt, der nach Ägypten flieht).

1972

März: Hussein macht den Israelis und den Palästinensern ein "großzügiges" Angebot: Judäa und Samaria sollen wieder an ihn fallen und dann "Vereinigtes Arabisches Königreich" heißen. Als er von beiden Seiten nur Hohn und Spott erntet, nähert er sich politisch wieder Ägypten und Syrien an.

Dezember: Hussein heiratet in dritter Ehe Alia Baha äd Tukan. (Aus der Ehe - die der Tod in Gestalt eines abgestürzten Hubschraubers 1977 scheidet - gehen zwei Kinder hervor; das Paar adoptiert außerdem die Tochter einer verstorbenen Verwandten.)

1973

Oktober: Im "Yom-Kippur-Krieg" versuchen die arabischen Staaten erneut, Israel "von der Landkarte zu tilgen"; obwohl sie von der Sowjet-Union mit modernsten Waffensystemen und "Schulungs-Personal" unterstützt werden - während die USA (geführt von Präsident Nixon und seinem jüdischen Außenminister Kissinger Israel in den Rücken fallen - mißlingt dies wiederum. (Gekämpft wird lediglich auf dem Sinai und auf den Golan-Höhen, nicht am Jordan; Hussein stellt seinen Verbündeten jedoch jordanische Truppen für die anderen Fronten zur Verfügung.)

1974

Juli: Hussein löst das Parlament auf und regiert fortan als absoluter Monarch.

Oktober: Auf Druck Sa'udi-Arabiens (von dessen Entwicklungshilfe Jordanien - das praktisch nichts selber produziert und auch nicht über nennenswerte Bodenschätze verfügt - völlig abhängig ist) verzichtet Hussein zugunsten 'Arafāts auf Judäa und Samaria.

November: Die UNO erkennt auf Initiative ihres neuen (seit 1972) General-Sekretärs Waldheim 'Arafāt als Herrscher eines fiktiven Staates "Palästina" an.

1975

Hussein verbündet sich mit dem syrischen Diktator Assad, von dem er sich wirtschaftliche und militärische Hilfe verspricht.

1978

Juni: Hussein heiratet in vierter Ehe [E]lisa[beth] Najib Halaby ["Nōr"]. (Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor.)

1979

März: Nachdem Israel und Ägypten Frieden geschlossen haben, nisten sich 'Arafāt und seine Banditen Gefolgsleute mit Assads Hilfe im Libanon ein, den sie vollständig ruinieren. Hussein versucht, sich mit 'Arafāt auszusöhnen.

1982

Juli-August: Israelische Truppen befreien den Süden des Libanons von palästinensischen Terror-Einheiten und syrischen Besatzungtruppen.

'Arafāt flieht nach Tunesien, dessen DiktatorPräsident Bourguiba der P.L.O. bereitwillig einen Sitz in Tunis zur Verfügung stellt.

1985

Februar: Hussein empfängt den BRD-Präsidenten Weizsäcker zum Staatsbesuch, der ihm reichlich Entwicklungshilfe zusagt.

Unmittelbar danach schließt Hussein ein Bündnis mit der P.L.O. (das er nach einem Jahr wieder kündigt).

1988

Hussein schreibt die "Westbank" endgültig ab - Jordanien ist bankrott und kann sich keine Kriege mehr leisten.

1989

April: Hussein muß Kredite des Internationalen Währungsfonds in Anspruch nehmen und die Sozialleistungen kürzen, was zu schweren sozialen Unruhen führt, die das Militär nur mühsam nieder schlagen kann. Auf Druck von UNO und IWF verspricht Hussein "demokratische" Reformen, insbesondere Wahlen.

November: Parlamentswahlen ergeben ein Patt: 31 Sitze für die Islamisten ("Muslim-Brüder"), 18 Sitze für die Kommunisten und 31 Sitze für Husseins Monarchisten. Hussein bildet eine Allparteien-Regierung, unter der es wirtschaftlich weiter bergab geht.

1990-91

Beim Einmarsch irakischer Truppen nach Kuwait erklärt Hussein seine Neutralität; als US-Truppen Kuwait zurück erobern und den Irāq schlagen, erklärt Hussein die USA zu Aggressoren; daraufhin stellen die USA, Kuwait und Sa'udi-Arabien ihre Zahlungen an Jordanien ein; Hussein muß sein Regime seitdem hauptsächlich mit Steuergeldern aus der EU (vor allem der BRDDR) finanzieren.

1993

November: Bei Neuwahlen siegen überraschend Husseins Monarchisten.

1994

Juli-Oktober: Nachdem die israelische Regierung Rabin Frieden mit den Palästinensern geschlossen hat und 'Arafāt zurück gekehrt ist, schließt auch Hussein mit Israel Frieden.

1995

November: Hussein hält die Trauerrede bei der Beerdigung Rabins (den ein infolge des faulen Friedens aus seiner Heimat vertriebener***** jüdischer Siedler erschossen hat).

1999

07. Februar: Hussein stirbt in Amman. Sein Nachfolger als König von Jordanien wird Abdallah [II], der älteste Sohn seiner zweiten Frau Antoinette.

*Dieses offizielle Geburtsjahr ist zwar nie offen angezweifelt worden; Ħusäin wirkte jedoch immer erheblich älter; auf seinem Hochzeitsfoto von 1961 - also mit angeblich 26 Jahren - sah er eher wie ein Mitt-Fünfziger aus. Es ist auch nicht glaubhaft, daß jemand binnen 12 Jahren ein College, eine Public School und die Militär-Akademie durchlaufen haben soll; selbst Angehörige des englischen Königshauses, denen eine solche Ausbildung ähnlich leicht gemacht wird, brauchen dafür wesentlich länger. Dikigoros schätzt Husseins wahres Alter auf mindestens 10, wenn nicht sogar 15-20 Jahre höher.

**Dikigoros übernimmt im folgenden die im Westen übliche Schreibweise "Hussein".

***Die Haschimiten führen ihren Stammbaum auf Haschim, den Urgroßvater des Profeten Muħammäd, zurück und leiten daraus einen Anspruch auf die Herrschaft über alle Araber ab, freilich ohne dauerhaften Erfolg: Ħusäin I wurde 1924 von den Waħħābiten aus Sa'udi-Arabien vertrieben; dessen Sohn Fäisal wurde erst von den Franzosen aus Syrien vertrieben, regierte dann als König des Irāq und wurde 1958 ermordet, womit dort nicht nur die Haschimiten-Herrschaft, sondern die Monarchie überhaupt endete. Nur im an Bodenschätzen und Bevölkerung gleichermaßen armen [Trans-]Jordanien konnten sich die Nachkommen seines anderen Sohnes Abdallah bis heute an der Macht halten.

****In der Wahrnehmung der Palästinenser - und auch der meisten Medien des Westens - werden die Ereignisse jener Jahre oft auf den "Schwarzen September" 1970 reduziert. Tatsächlich hatten die Kämpfe der jordanischen Armee gegen P.L.O. und Fatah bereits im Februar 1970 begonnen. Im September 1970 mußte Hussein auf syrischen und ägyptischen Druck einen Waffenstillstand mit den Palästinensern schließen, der für letztere durchaus vorteilhaft war. Erst im Juli 1971 zerschlug die jordanische Armee die letzten Palästinensereinheiten im Lande.

*****Die israelische Regierung läßt - in völliger Verblendung - die friedlichen jüdischen Siedler aus Judäa, Samaria und Gaza von der eigenen Armee mit Waffengewalt vertreiben, in dem irrigen Glauben, dadurch die Palästinenser besänftigen zu können.