OTTO  WEDDIGEN

(15.08.1880 - 18.03.1915)

"Das Bild Otto Weddigens hängt in
jeder deutschen Wohnstube - und
das mit Recht!" (Wilhelm II 1917)

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1775
Der Amerikaner David Buschnellie konstruiert einen Tauchapparat, den er "Turtle [Schildkröte]" nennt.

1798
Robert Fulton konstruiert ein Tauchboot, das er "Nautilus" nennt.
(Es dient später dem Schriftsteller Jules Verne als Vorbild für seine Science-Fiction-Romane.)

ab 1850
Der bayrische Ingenieur Wilhelm Bauer baut Tauchboote, die jedoch alle früher oder später "absaufen".


1863
Im amerikanischen Sezessionskrieg wird erstmals ein Torpedo eingesetzt.

1866-68
Der österreischische Marine-Officier J. B. v. Luppis konstruiert den ersten selbstlaufenden Torpedo ("Küstenretter").


1878
Der britische Ingenieur Robert Whitehead entwickelt den "Küstenretter" weiter zum "Fisch-Torpedo" und eröffnet Torpedowerke, zunächst in Triest, dann in Fiume. Binnen kurzem statten die meisten Staaten, die über eine Kriegsflotte verfügen, diese mit der neuen "Wunderwaffe" aus.

* * * * *

1880
15. August: Otto Eduard Weddigen wird als elftes und letztes Kind des Leinenfabrikanten Eduard Weddigen in Herford (Westfalen) geboren.


1884
Auch in Deutschland werden Torpedos eingeführt.

ab 1890
Weddigen besucht das Friedrichs-Gymnasium in Herford.

1898
Der Ire J. P. Holland konstruiert das erste brauchbare Tauchboot, das zunächst in den USA und Japan Abnehmer findet.


1901
Nach dem Abitur tritt Weddigen als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein und beginnt seine Ausbildung auf der Schulfregatte SMS Moltke.

1903
Als Fähnrich zur See fährt Weddigen auf SMS Blücher.

1904
Weddigen wird zum Leutnant z.S. befördert und auf SMS Wittelsbach abkommandiert, das in der Nordsee operiert.

1906
Weddigen wird 1. Offizier auf dem Kanonenboot Vaterland, später auf dem Kanonenboot Tiger, die beide im ostasiatischen Raum operieren.
Im selben Jahr beginnt der Aufbau einer deutschen U-Boot-Waffe.

1908
Weddigen wird zur U-Boot-Waffe nach Kiel versetzt und zum Torpedo-Offizier ausgebildet.

1909-1910
Weddigen ist nacheinander Wachoffizier auf Ul, U2 und U4, primitiven Tauchbooten der 1. U-Boot-Generation.
(Die 2. Generation beginnt mit U5; von diesem Typ werden insgesamt 8 Exemplare gebaut, u.a. U9.)

1910
Weddigen erhält das Kommando über U4.

1911
Weddigen erhält das Kommando über U9, ein 1910 gebautes Boot von 57 m Länge und 6 m Breite, 50 m maximaler Tauchtiefe und 8 Knoten maximaler Unterwassergeschwindigkeit mit 29 Mann Besatzung, 6 Torpedos und einer 4-cm-Kanone.


1912
Weddigen wird zum Kapitänleutnant befördert.

1914
1. August: Ausbruch des Ersten Weltkriegs
16. August: Weddigen heiratet Irma, geb. Prenke


22. September, 07:20 - 08.35 h: Weddigen versenkt mit U9 50 Seemeilen nördlich von Hoek van Holland drei englische Panzerkreuzer, HMS Aboukir, HMS Hogue und HMS Cressy.


Weddigen wird für diesen Erfolg das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse verliehen.


15. Oktober: Weddigen versenkt mit U9 vor der schottischen Küste den englischen Kreuzer HMS Hawke.
24. Oktober: Weddigen wird als erstem Marineoffizier der preußische Verdienstorden Pour le Mérite verliehen und von Kaiser Wilhelm II persönlich überreicht. Die Stadt Herford ernennt ihn zum Ehrenbürger.


1915
Februar: Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, der es deutschen U-Boot-Kommandanten erlaubt, bewaffnete Handelsschiffe der Entente-Mächte und ihrer Verbündeten ohne Vorwarnung zu versenken.
März: Weddigen erhält das Kommando über U29, ein U-Boot der 3. Generation. Er versenkt damit u.a. HMS Andalusia, HMS Headland und HMS Indian City. Weddigen rettet alle Überlebenden - wie es deutsche U-Boot-Kommandanten grundsätzlich tun, gemäß der von Großadmiral Tirpitz ausgegebenen Parole: "Schiff versenken - Menschen retten".


18. März: Weddigen wird mit U29 von dem britischen Schlachtschiff H.M.S. Dreadnought gerammt und versenkt.


Da die Briten grundsätzlich keine deutschen Seeleute retten - gemäß der von Lord Pilgerstein Palmerston* bereits 1849 ausgegebenen, immer noch geltenden Weisung, jeden Angehörige der deutschen Kriegsmarine als "Piraten" zu behandeln -, findet Otto Weddigen mit seiner gesamten Mannschaft den Tod. Er wird in Deutschland zum Helden und übertrifft in seiner Popularität auch den erfolgreichsten deutschen U-Boot-Kommandanten des Ersten Weltkriegs, Lothar Arnauld de la Perière.



19. August: Der britische Lieutenant Commander Godfrey Herbert, Kommandant des als amerikanisches Handelsschiff getarnten Hilfskreuzers "H.M.S. Baralong", läßt die gefangene Besatzung des von ihm erfolgreich getäuschten und versenkten U 27 ermorden, pardon "als Piraten hinrichten". Er wird dafür zum Commander befördert und vom englischen König mit dem Victoria Cross (dem höchsten britischen Orden, vergleichbar dem preußischen Pour le Mérite) ausgezeichnet. Dieses alliierte Kriegsverbrechen darf seit 1945 in deutschen Geschichtsbüchern nicht mehr erwähnt werden.**


* * * * *

1927
Der Regisseur Heinz Paul dreht den Film "U 9 Weddigen - Ein Heldenschicksal aus vergangenen Tagen."
(Dieser Film gilt - ebenso wie der 1942 gedrehte Film "Geheimakte WB1" über Wilhelm Bauer, den Erfinder des U-Boots - seit 1945 als "kriegsverherrlichend" und "faschistoïd" und ist irgendwann in den Archiven der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung zur Verwahrung weltanschaulich unerwünschter Filme "verschollen".)


1933
Der Zusammenschluß der deutschen Studentenschaften erhält den Namen "NS-Kameradschaft Otto Weddigen".

1935
Der Schützenverein der 2. Grenadier-Kompanie in Düsseldorf-Niederkassel wird in "von Weddigen Kompanie" umbenannt.
(Er wird 1945 von den alliierten Besatzern aufgelöst, 1952 als "Otto-Weddigen-Kompanie" neu gegründet.)


1936
Die Thalstraße in Oberhausen-Sterkrade wird in "Otto-Weddigen-Straße" umbenannt.
(So heißt sie heute noch, aber kaum jemand weiß warum - vielleicht nach einem Gewerkschaftsbonzenfunktionär oder anti-fascistischen Widerstandskämpfer?)

1980
August: Weddigens 100. Geburtstag bleibt unbeachtet; selbst dem Namen nach kennt ihn kaum noch jemand. In deutschen Wohnstuben und Kinderzimmern hängen die Bilder von Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer, den Hauptdarstellern des Spielfilms "Das Boot", der die U-Boot-Männer des Zweiten Weltkriegs als Haufen besoffener und hysterischer Rabauken darstellt und so in den Hinterköpfen der Zuschauer verankert.

[Jürgen Prochnow in 'Das Boot']

2015
März: An Weddigens 100. Todestag ist die Erinnerung an ihn in der BRDDR vollständig ausgelöscht. Nachdem bereits Ende des 20. Jahrhunderts alle deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs - egal ob Angehörige der Wehrmacht oder der Waffen-SS - pauschal zu "Nazis" und "Kriegsverbrechern" erklärt worden sind, ist damit zu rechnen, daß dies spätestens an Weddigens 150. Geburtstag auch mit allen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs geschehen sein wird. (Im Internet gibt es bereits seit 2004 Seiten, welche die Seeschlachten Weddigens im September und Oktober 1914 gegen englische Panzerkreuzer als "Tötung unschuldiger Menschen" darstellen.)

*Palmerston - erst Kriegs-, dann Premier-Minister -, wurde von Queen Victoria, die ihn verabscheute, in ihren persönlichen Aufzeichnungen stets mit seinem echten, jüdischen Namen genannt. Um anti-semitischen Ressentiments keinen Vorschub zu leisten, durfte und darf dieser jedoch offiziell nicht bekannt werden, weshalb ihn Dikigoros gestrichen hat. [Alexan]Drina - wie die Königin richtig hieß, nach dem russischen Tsaren, mit dem Großbritannien damals verbündet war - war übrigens keine Anti-Semitin. Die meisten ihrer Premierminister - und alle, die längere Zeit amtierten - waren Juden: Ihr erster und liebster Premier, Lord Melbourne - übrigens Palmerstons Schwager - hieß richtig Lämmle (anglisiert zu "Lamb"), wie der berühmt-berüchtigte anti-deutsche Hetzfilmemacher aus USA. Der Earl of Rosebery hieß richtig Primrose und war mit der reichsten Frau Englands, einer Rothschild-Erbin, verheiratet. Glückstein (anglisiert zu Gladstone) war ihr ebenso verhaßt wie Palmerston; dagegen kam sie mit Lord Beaconsfield - richtig d'Israeli (anglisiert zu Disraeli) - wiederum prächtig aus; ihre Sympathien und Antipathien waren also ziemlich gleichmäßig verteilt.

**Mit welchem Haß die Briten erfolgreiche deutsche U-Boot-Kommandanten verfolgten, ergibt sich auch daraus, daß sie diese 1918 auf die Liste der auszuliefernden "Kriegsverbrecher" setzten - zusammen mit Kaiser Wilhelm und hohen Offizieren des Heeres, wie Hindenburg, Ludendorff und Mackensen. Die Reichsregierung weigerte sich zwar damals mit Erfolg, der Auslieferungsforderung nachzukommen; die Listen blieben jedoch erhalten und wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs erneut hervor geholt. Die Betroffenen wurden in Concentration Camps gesteckt, bis ihnen - wenn sie nicht zuvor dortselbst verreckten, wie z.B. Mackensen - der Prozeß als "Kriegsverbrecher" gemacht werden konnte, unter z.T. haarsträubenden neuen Vorwürfen. Exemplarisch ist der Fall Hellmuth v. Ruckteschells, der im 1. Weltkrieg U-Boot-Kommandant war, danach als Tischlermeister arbeitete und im 2. Weltkrieg als Reservist einen alten Hilfskreuzer kommandierte. Er wurde 1946 als "Kriegsverbrecher" zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt und starb 1948 an den ihm von den britischen Folterknechten zugefügten Mißhandungen.


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