*Man vergleiche diese Hartnäckigkeit Stresemanns mit dem Verhalten seiner Epigonen, die 1973 die Aufnahme der BRD und der DDR in die UNO aushandelten: Keiner der beiden deutschen Staaten erhielt auch nur einen nicht-ständigen Sitz im Sicherheitsrat; aber beide durften ab sofort einen Mitgliedsbeitrag zahlen, der zusammen höher war als der eines jeden anderen Mitglieds, einschließlich der USA und Japans, des anderen Kriegsverlierers. Freilich sind der Völkerbund und die UNO nicht ohne weiteres gleich zu setzen: Der Völkerbund war lediglich ein Debattierclub, dessen Vollversammlung sich nur einmal im Jahr traf, um irgendwelche Resolutionen zu verabschieden, die niemand ernst nahm, und dessen Rat ebenfalls kaum etwas anderes tat. Er war also nicht nur unnütz, sondern auch unschädlich, d.h. er beseitigte zwar keine einzige echte Krise auf der Welt, verursachte aber auch keine. Dagegen zettelte die UNO unzählige Kriege an und verhinderte die Beendigung unzähliger anderer, indem sie sich - zumeist auf der falschen Seite - einmischte.
**Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr (dort Fußnote 2).
***Dies erregt die Verwunderung rechter Kreise - die Stresemann ebenfalls für sich in Anspruch nehmen. Nikolaus v. Preradovich stellt in seinem Nachruf (erschienen im "26. Deutschen Soldatenjahrbuch" - obwohl Stresemann ungedient war :-) besonders heraus, daß Stresemann schlagender Burschenschaftler war (bei der Neogermania in Berlin und bei der Suevia in Leipzig; seine häßlichen Gesichtsnarben - "Schmisse" - hatte er von diversen Mensuren) und sich nachdrücklich für die Wiedervereinigung der "Republik Österreich" - einschließlich Südtirols - mit dem Deutschen Reich ausgesprochen hatte. Aber 1978 war es durchaus noch nicht verfänglich, Burschenschaftler zu sein. (Dikigoros war selber Mitglied einer fakultativ schlagenden Verbindung - freilich ohne sich zu schlagen. Nicht aus Feigheit, sondern weil er es als unsportlich und falsch verstandene Mutprobe empfand und empfindet, einander auf dem Paukboden abwechselnd Säbel ins Gesicht zu hauen, ohne ausweichen zu dürfen. Fechten sollte - wie Boxen - die edle Kunst der Selbstverteidigung sein - wie schon das englische Wort "to fence" ausdrückt -, nicht die der Selbstzerfleischung.) Von Stresemanns Eintreten für den "Anschluß" der RÖ dürften die bundesdeutschen Politiker - geschichtlich halb- oder ungebildet wie sie waren und sind - nichts gewußt haben; und wenn, dann wäre es in ihren Augen wohl unerheblich gewesen, da es keine Konsequenzen hatte. Hätten Stresemanns diesbezügliche Bemühungen dagegen Erfolg gehabt, wäre er heute womöglich als Vorläufer Hitlers und des National-Sozialismus geächtet. (Im übrigen sollte man das Abhalten einer Feierstunde und das Auflegen einer Gedenkmünze nicht überbewerten: Unter der Regierung des CDU-Politikers Kohl wurde 1983 sogar eine Gedenkmünze auf den 100. Todestag von Karl Marx, dem geistigen Großvater der SPD, heraus gegeben :-)
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