Calvin Coolidge
(1872 - 1933)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1872
- 04. Juli: Calvin Coolidge wird als erstes Kind des Farmers John Calvin Coolidge und seiner Ehefrau Victoria, geb. Moor, in Plymouth Notch (Vermont, USA) geboren.
- 1886
- Coolidge ist Wahlkampfhelfer des Republikaners William McKinley, der zum US-Präsidenten gewählt wird.
- 1897
- Coolidge wird in Massachusetts zur Anwaltschaft zugelassen.
- 1898
- Coolidge wird für die Republikaner in den Stadtrat von Northampton gewählt und eröffnet dortselbst eine Anwaltskanzlei. (Er ist überwiegend beratend, d.h. nicht-forensisch tätig)
- 1900
- Coolidge wird Syndicus der Stadt Northampton (bis 1902).
- 1902
- Coolidge wird Verwaltungsleiter des Landgerichts Northampton (bis 1903).
- 1904
- Coolidge scheitert bei dem Versuch, sich in den Schulausschuß der Stadt Northhampton wählen zu lassen - es ist die erste (und einzige) Wahl im Leben, die er verliert.
- 1905
- Oktober: Coolidge heiratet die Lehrerin Grace Goodhue. (Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor.)
- 1907
- Coolidge wird Abgeordneter der Republikaner im Repräsentantenhaus von Massachusetts.
- 1910
- Coolidge wird zum Bürgermeister von Northampton gewählt.
- 1912
- Coolidge wird in den Senat von Massachusetts gewählt; er wird Mitglied des Eisenbahn-Ausschusses.
- 1914
- August: Nach Ausbruch des
Ersten Weltkriegs
plädiert Coolidge für einen Kriegseintritt der USA, was ihn Sympathien bei den deutsch- und irischstämmigen Wählern kostet.
- 1915
- Dennoch wird er an der Seite von Samuel McCall zum Vize-Gouverneur von Massachusetts gewählt.
- 1918
- Nach dem Rücktritt McCalls wird Coolidge mit dem knappsten Resultat aller Zeiten zum Gouverneur von Massachusetts gewählt.
- 1920
- Coolidge wird von den Republikanern als Vizepräsidentschafts-Kandidat für Warren G. Harding (1865-1923) nominiert und gewinnt mit diesem die Wahl.
- 1921
- März: Coolidge wird Vizepräsident.
- 1923
- 02. August: Nach Hardings Tod wird Coolidge 30. US-Präsident.
Während in der Welt ringsumher - besonders in Europa - wirtschaftliche Turbulenzen die Regierungen oft zu blindem Aktionismus treiben, zeichnet sich Coolidge durch äußerst sparsame - dafür aber schnelle und effiziente - staatliche Eingriffe aus und führt die USA so vorübergehend zu einem Wirtschaftswunder. Sein Motto (dessen Wortspiel in der deutschen Übersetzung nicht ganz zum Ausdruck kommt) lautet: "We cannot do everything at once, but we can do something at once [Wir können nicht alles auf einmal tun, aber wir können sofort etwas tun]."
- 13. August: Sein erster außenpolitischer Erfolg ist eine Vereinbarung mit dem mexikanischen Präsidenten Álvaro Obregón (flapsig als "Bucareli Treaty" bezeichnet, nach der Anschrift des Gebäudes, in dem die Verhandlungen statt fanden), wonach US-Bürger (incl. "juristischer Personen", also Unternehmen) von den durch die mexikanische Revolutionsregierung ergriffenen Maßnahmen (d.h. Enteignungen gemäß der so genannten "Verfassung von 1917") nicht betroffen sind und für erlittene Schäden während des Bürgerkriegs entschädigt werden müssen. (Dies betrifft vor allem die Öl-Gesellschaften.)
- Der Vertrag wird zwar vom U.S. Congress nie ratifiziert und von Obregóns Nachfolger (seit Dezember 1924) Calles für nichtig erklärt; dennoch verfährt die mexikanische Regierung - nach deutlichem Säbelrasseln der USA - zähneknirschend danach. Zwischen Calles und dem von Coolidge eigens zu diesem Zweck neu ernannten Botschafter Morris kommt es im folgenden zu einer Reihe von Vereinbarungen - flapsig "Calles-Morrow Agreement" genannt -, wonach die "Verfassung von 1917" auf die USA de facto keine Anwendung findet. Der Oberste Gerichtshof Mexikos segnet das ab mit der - witzigen - Begründung, daß die Verfassung nicht "rückwirkend" angewendet werden dürfe, d.h. daß der US-Besitzstand - incl. der vor 1917 erteilten Öl-Konzessionen - gewahrt bleibt. (Nach 1917 wurden freilich gar keine Öl-Konzessionen mehr an Ausländer vergeben; und die vor 1917 an Briten und Holländer vergebenen bleiben enteignet :-)
- 1924
- Nach einem überzeugenden Wahlkampfsieg wird Coolidge erneut US-Präsident.
(Der Slogan "Keep cool with Coolidge" wird 74 Jahre später von den Wahlkampfmanagern
Helmut Kohls
nachgeäfftelefantet - allerdings ohne Erfolg.)
- Juni: Coolidge gewährt den in den USA lebenden Indianern das Bürgerrecht - rund 60 Jahren nach den Negern.
- Dagegen bleibt ein Erwerb der US-Staatsbürgerschaft durch Asiaten weiterhin ausgeschlossen; die - vor allem gegen Chinesen und Japaner gerichteten - Rassengesetze - die später
Hitler
als Vorbild für seine (freilich erheblich milderen) "Nürnberger Gesetze" dienen - schränken ihre Rechte immer stärker ein und machen eine weitere Einwanderung de facto unmöglich.*
- 1926
- Am 150. Jahrestag der Staatsgründung stehen die USA wirtschaftlich und politisch glänzend da.
- (Für Leser, die sich mit der vergleichenden Ikonografie in Numismatik, Filatelie etc. weniger gut auskennen: Diese Darstellung ist ein Unicum. Für gewöhnlich lassen sich die politischen Möchtegern-Enkel und -Urenkel vor denen darstellen, deren Nachfolger sie zu sein vorgeben; dagegen
bleibt Coolidge hier bescheiden im Hintergrund und läßt George Washington den Vortritt. Dikigoros ist jedenfalls keine andere Gedenkmünze dieser Art bekannt.)
- 1927
- August: Coolidge läßt sich zum Ehrenhäuptling der Sioux-Indianer ernennen.
- (Damals ein beliebter Medien-gag, den kaum ein Prominenter ausließ, der aber nichts mit der o.g. Gesetzgebung zu tun hatte - im Gegenteil: Nachdem die Indianer endlich US-Bürger geworden waren, hatte die Verleihung ihrer Stammesangehörigkeit juristisch gar keine Relevanz mehr :-)
- 1928
- August: Coolidge läßt die USA dem "Briand-Kellogg-Pakt" beitreten, in dem Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Japan dem Krieg untereinander als Mittel der Politik abschwören.**
- Ansonsten betreibt er eine äußerst zurückhaltende Außenpolitik (von seinen Gegnern als "isolationistisch" verunglimpft), die den USA kostspielige Verwicklungen in internationale Streitigkeiten erspart.
- Coolidge verzichtet - wider besseres Wissen - zugunsten seines unfähigen Wirtschaftsministers Herbert Hoover auf eine neuerliche Präsidentschafts-Kandidatur, obwohl die US-Verfassung eine solche erlauben würde, da er seine erste Amtszeit nur als "Nachrücker" angetreten hatte.
- Coolidges Bilanz kann sich sehen lassen: Unter seiner Regierung sind die Steuersätze massiv gesenkt worden (nach drei Steuersenkungen zahlen nur noch 2% der US-Bürger Einkommenssteuern), wodurch sich das Steueraufkommen erhöht*** und die Staatsschulden halbiert haben (auch durch sein wiederholtes Veto gegen Subventionsgesetze zugunsten der "notleidenden" Industrie und Landwirtschaft - denen es in Wahrheit noch prächtig geht); die Arbeitslosenquote ist auf 3,6% gesunken, die jährliche Inflationsrate auf 0,4%.
- Dagegen reißt Hoover das Steuer sofort um 180° herum und wirtschaftet die USA binnen weniger Jahre an den Rand des Ruins. (Die während der "Great Depression" überall in den USA entstehenden Slums - die man bis dahin nur aus den Liedern von Seeleuten kannte, welche die Zustände in Übersee besangen, und daher "shanty towns" nannte - werden im Volksmund "Hooverville[s]" genannt.)
- 1929
- Coolidge veröffentlicht seine Autobiografie.
- 1933
- 05. Januar: Calvin Coolidge stirbt in Northampton, nur wenige Tage vor der Machtergreifung
Franklin Delano Roosevelts.
Er wird in Plymouth begraben.
- Breiten Kreisen in Erinnerung bleibt er vorerst nur durch den nach ihm benannten
"Coolidge Effect".
* * * * *
- 1973
- William A. White veröffentlicht eine Coolidge-Biografie unter dem Titel "A Puritan in Babylon [Ein Puritaner in Babylon]".
- 2012
- Amity Shlaes veröffentlicht "Coolidge" - eine Hommage auf seine Leistungen insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet.
- Angesichts ihrer Erfahrungen unter dem sozialistischen
Obama-Regime
beginnt es einigen Amerikanern zu dämmern, daß der eigentliche "Coolidge Effect" womöglich gar nicht der biologische war, sondern vielmehr der politische.
*Zu nennen sind insbesondere der "Emergency Quota Act", der "Immigration Act" und die "National Original Formula". Sie sind oft als "eugenisch motiviert" bezeichnet worden - früher anerkennend, später kritisch. Aber das greift nicht nur zu kurz, sondern ist schlicht falsch. Richtig ist, daß sie "rassistisch" waren und daß die Begründung, man wolle die Zusammensetzung der US-Bevölkerung auf dem Stand von 1890 festschreiben, nur ein Vorwand war. Tatsächlich war man gar nicht auf eine genetische Verbesserung der Bevölkerung aus - ganz im Gegenteil: Man fürchtete die genetisch höherwertigen, tüchtigen Zuwanderer, die vor allem nach 1890 gekommen waren - Japaner, Chinesen und Deutsche -, als lästige Konkurrenz. Dagegen nahm man genetisch minderwertige, dumme und faule Einwanderer bzw. solche, die man dafür hielt, wie Iren und Mexikaner - den "Abschaum der Menschheit", wie es auf der New Yorker Freiheitsstatue zu lesen stand und steht - mit offenen Armen auf, da man glaubte, sie besser ausbeuten und nieder halten zu können. Darum waren z.B. "Latinos", die über die mexikanische Grenze kamen, von der Quotenregelung ausgenommen. Dagegen durften Chinesen überhaupt nicht mehr einwandern - nichtmal mit der äußerst niedrigen Quote von 1890. Es gab zwar kein US-Bundesgesetz, das Japanern die Einwanderung verbot - Japan hatte gedroht, bei der Verabschiedung eines solchen das Militärbündnis mit den USA, das damals noch bestand, zu kündigen -; aber man überließ das kalt lächelnd den Bundesstaaten an der Westküste, die Japanern den Landerwerb und/oder die Gründung selbständiger Unternehmen verboten - und US-Staatsbürger durften sie ja nicht werden. [Gegen letzteres konnte Japan nichts einwenden, denn die japanische Staatsangehörigkeit aufzugeben galt als Landesverrat - bis ins 19. Jahrhundert schon das bloße Auswandern. Selbstverständlich konnte auch in Japan kein Ausländer Eigentum an Grund und Boden erwerben oder ein Unternehmen gründen, geschweige denn die japanische Staatsangehörigkeit annehmen. Aber Japan war - anders als die USA - kein traditionelles Einwanderungsland, sondern ohnehin schon überbevölkert, hatte also einen vernünftigen Grund, so zu handeln.] Es gab daher für Japaner kaum noch Anreize, in die USA einzuwandern. (Wer klug war und sah,
was irgendwann kommen mußte,
kehrte vielmehr nach Japan zurück.) Daß Coolidge eine derart idiotische Gesetzgebung mit trug (ein Veto seinerseits wäre kaum zu überstimmen gewesen, weil es dazu einer Dreiviertel-Mehrheit im Congress bedurft hätte, die, wie sich wiederholt gezeigt hatte, damals nicht zusammen zu bekommen war) ist schwer nachvollziehbar und der einzige schwarze Fleck auf seiner ansonsten fast weißen Weste als US-Präsident.
[Der von Coolidge unterzeichnete "Immigration Act" von 1924 wurde erst 1965 aufgehoben - vor allem
auf Betreiben jüdischer pressure groups
- und durch den "Immigration and Naturalization Services Act" ersetzt. Dikigoros will freilich nicht behaupten, daß dieser weniger idiotisch war - daran änderten auch die in den 1970er Jahren halbherzig durchgeführten Änderungen nicht viel. Aber darüber schreibt er
an anderer Stelle.]
Warum Dikigoros "fast" schreibt? Weil es da noch etwas gibt, nämlich die Aufhebung des aus der Zeit des mexikanischen Bürgerkriegs datierenden Waffenembargos gegen den südlichen Nachbarn. So konnte das gottlose Revolutions-Regime seinen Vernichtungsfeldzug gegen die christlichen Gemeinden führen, die sich der Absetzung und/oder Ermordung ihrer Priester widersetzten. Coolidge hätte auf diesbezügliche Vorwürfe wohl geantwortet, daß das Waffenembargo nicht wegen des Bürgerkriegs verhängt worden war, sondern weil man fürchtete, daß Mexiko an der Seite des Reichs in den Weltkrieg eintreten könnte - eine Gefahr, die nun nicht mehr bestand - und daß es ohnehin umgangen wurde, auch von Drittstaaten, zum Nachteil der US-Rüstungsindustrie. Die Ursachen lagen aber wohl tiefer: Coolidge war kein Katholik, das Schicksal der "Cristeros" war ihm daher gleichgültig. Für ihn waren sie "rebels", und wie man mit "Rebellen" umzuspringen hat - nämlich durch Ausrottung und eine Politik der "verbrannten Erde" gegen ihre Dörfer und Felder - hatten die Nordstaaten ja erst vor wenigen Jahrzehnten in ihrem eigenen Bürgerkrieg demonstriert, und das wurde von allen braven US-Amerikanern für gut befunden. (Filme wie "Gone With the Wind" und "A Streetcar Named Desire" waren noch nicht gedreht :-) Deshalb erwähnt Dikigoros das auch nur in einer Fußnote.
**So einfach wie das klingt war es freilich nicht. Coolidges Vorgehen im Vorfeld dieses Vertragsschlusses - und ebenso in der "Nachbereitung" - war ein innen- und außenpolitisches Meisterstück, das nie richtig gewürdigt wurde; in der BRDDR gilt die Kenntnis der Einzelheiten sogar als unerwünscht, da politisch unkorrekt: Der französische Außenminister Aristide Briand war alles andere als der Friedensapostel, den das Nobelpreis-Komitee noch 1926 in ihm gesehen hatte, sondern einfach nur ein nüchterner Realpolitiker, der davon ausging, daß Frankreich, auf sich allein gestellt, Probleme haben würde, Deutschland in einem neuerlichen Krieg zu besiegen. Daher versuchte er, die USA für ein Kriegsbündnis gegen das Deutsche Reich zu gewinnen. Coolidge wies seinen Außenminister Frank Kellogg an, das Projekt in sein Gegenteil zu verkehren. Am Ende kam statt des Kriegsbündnisses ein Anti-Kriegsbündnis heraus, an dem auch Deutschland beteiligt wurde. Frankreich erreichte zwar auf dem Papier, daß ein Vertragspartner, der sich nicht an den Kriegsverzicht hielt, seinerseits mit Krieg überzogen werden durfte; Coolidge drehte Briand jedoch eine Nase, indem er den Vertrag unter den Vorbehalt eines eigens zu diesem Zwecke verabschiedeten Gesetzes stellte, wonach sich die USA nicht an die Verpflichtung des Nichtkriegführens zu halten brauchten, wenn ihre eigenen Interessen betroffen waren, und daß sie nicht verpflichtet waren, sich an einem Krieg gegen eine Macht zu beteiligen, die gegen die Vertragsbestimmungen verstieß. Unter dieser Maßgabe passierte der Vertrag den US-Congress mit nur einer einzigen Gegenstimme. Auch das Deutsche Reich ratifizierte den Vertrag nur unter dem Vorbehalt, daß es sich nicht an Kriegen gegen Mächte zu beteiligen brauchte, die gegen die Vertragsbestimmungen verstießen, mit der - zutreffenden - Begründung, daß es dazu militärisch nicht in der Lage war. Damit war der Vertrag de facto wertlos; er diente nur noch dazu, den Besiegten des Zweiten Weltkriegs nach 1945 den Schauprozeß zu machen. Den ursprünglich vereinbarten Wortlaut als "Vertragstext" zu verbreiten, mag zwar formaljuristisch keine "Fälschung" sein, historisch ist es jedoch falsch. Es ohne diese zusätzlichen Erläuterungen zu tun - wie dies heute üblich ist - ist Geschichtsklitterung übelster Machart.
***Ein zwangsläufiger Effekt. Wem diese Logik nicht einleuchtet, der mag unter "Laffer-Kurve" googlen - was Dikigoros auch den heutigen Politikern aller Staaten empfiehlt.
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