Aleksandr Koltschak

(16.11.1874 - 06.02.1920)

Admiral Koltschak

Tabellarischer Lebenslauf
zusammen gestellt von
Nikolas Dikigoros

1874
16. (nach altem Kalender: 4.) November: Aleksandr Wasilewitsch Koltschak wird als Sohn des Marineartillerie-Offiziers (zuletzt General-Major) Wasilij Iwanowitsch Koltschak und seiner Ehefrau Olga Iljinitschna, geb. Posochowa, einer Don-Kosakin, in Sankt Peterburg geboren.

[Koltschaks Eltern]

1886
Koltschak tritt in die kaiserliche Marineakademie (vergleichbar einer deutschen Kadettenanstalt) ein.

1894
Koltschak beendet die Marineakademie als Jahrgangsbester. Er wird dem 7. Marine-Bataillon in Sankt Peterburg zugeteilt.

1895-99
Koltschak dient in Fernost, zunächst auf dem Panzerkreuzer Rjurik, dann auf der Fregatte Kreiser.

1900-1903
Koltschak nimmt an der Polar-Expedition des Barons Toll teil. Da Toll umkommt, führt Koltschak die Expedition zuende. Er wird dafür mit dem Konstantin-Orden in Gold ausgezeichnet.

1904
Februar (nach altem Kalender: Januar): Der russisch-japanische Krieg bricht aus.
April: Koltschak wird nach Port Arthur versetzt und zunächst dem Kreuzer Askold zugeteilt, später Kommandant des Zerstörers Serditij. Für die Zerstörung des japanischen Kreuzers Takasago wird Koltschak der Sankt-Georgs-Orden verliehen.


1905
Nach der Eroberung Port Arthurs gerät Koltschak schwer verwundet in japanische Kriegsgefangenschaft und wird in Nagasaki interniert, jedoch wegen seines Gesundheitszustandes noch vor Kriegsende entlassen.
Nach seiner Rückkehr nach Sankt Peterburg wird Koltschak Mitglied des "Marinezirkels", der eine Reform der Kriegsmarine fordert, die im Kampf gegen Japan alle Seeschlachten (und fast alle ihre Schiffe) verloren hat.

1906-09
Koltschak arbeitet im Admiralsstab.

1910-11
Koltschak nimmt als Kommandant des Eisbrechers Waigatsch an einer weiteren Polar-Expedition teil. Danach arbeitet er wieder im Generalstab.

1912
Koltschak wird Kommandant des Zerstörers Ussuriets.

1913
Koltschak wird Kommandant des Zerstörers Pogranitschik.

1914
Der Erste Weltkrieg bricht aus. Koltschak wird zum Konteradmiral befördert. Er überwacht die Vermienung der Ostsee und insbesondere des Finnischen Meerbusens.

1916
Juli: Koltschak wird zum Vizeadmiral befördert und zum Oberbefehlshaber der Schwarzmeerflotte ernannt.


1917
März/April: Nach der "Februar"-Revolution (alter Kalender) dankt Tsar Nikolaj II zugunsten der bürgerlichen Regierung Kerenskij ab. Koltschak bleibt trotz seiner Sympathien für den Tsaren auf seinem Posten, da er nach seinen Worten das Vaterland über die Regierungsform stellt. Er lehnt jedoch das ihm angebotene Kommando über die Ostseeflotte ab.
Juni: Angesichts der Meutereien in der Schwarzmeerflotte legt Koltschak sein Kommando nieder, quittiert den Marinedienst und beschließt, Politiker zu werden.
September: Koltschak besucht die U.S.-Flotte in San Francisco.
November/Dezember: Nach der "Oktober"-Revolution bietet Koltschak seine Dienste den Briten an, die ihn nach Omsk schicken, um als Kriegsminister einer tsarentreuen Gegenregierung eine anti-bolschewistische "weiße" Armee aufzubauen, die ihn jedoch gleich zum neuen Regierungschef wählt. Briten und Amerikaner erkennen ihn als solchen an, nicht jedoch die von Frankreich unterstützte "tschechische Legion" (frei gelassene Kriegsgefangene und Deserteure der k.u.k. Armee, die sich u.a. der für den Nachschub wichtigen Eisenbahnlinie bemächtigt haben und verhindern, daß der von den USA nach Wladiwostok gelieferte Nachschub Koltschaks Fronttruppen erreicht). Auch von Japan - das Truppen nach Sibirien geschickt hat - erhält er keine Unterstützung. Seine eigenen Truppen sind undiszipliniert, schlecht ausgerüstet und neigen - da oft zwangsrekrutiert - zum Desertieren.

1918
Streitigkeiten unter den alliierten Interventionsmächten (USA, England, Frankreich, Japan) und mangelnde Koordination unter den anti-bolschewistischen "Weißen" (neben Koltschak vor allem Kornilow, Denikin, Wrangel, Judenitsch, Semjonow und Awalow) ermöglichen es der von Trotski organisierten "Roten Armee" der Bolschewiki, immer weitere Teile des einstigen Tsarenreichs zu erobern. Dazu trägt auch die geschickte kommunistische Propaganda bei, in der die Weißen als Marionetten und Schoßhunde der Entente dargestellt werden.

[Denikin, Koltschak und Judenitsch als Schoßhunde der Entente-Mächte, bolschewistisches Propaganda-Plakat]

Tatsächlich verhandeln die Briten aber hinter dem Rücken Koltschaks mit den Bolschewiki, um sie zur Wiederaufnahme des Krieges gegen die Mittelmächte zu bewegen, und sabotieren die Versuche der anderen Alliierten, sie zu bekämpfen.
November: Nach dem Waffenstillstand in Europa stellen auch die USA ihre Unterstützung für die "Weißen" ein und erklären sich für "neutral bezüglich inner-russischer Angelegenheiten".

1919
März: Die "weißen" Truppen nehmen Ufa und Kazan und belagern Samara; Koltschaks Machtbereich erreicht seine größte Ausdehnung.


April: Die bolschewistische Gegenoffensive beginnt.
Juni: Die Rote Armee erobert Ufa und Tscheljabinsk zurück.
Oktober: Die "weißen" Truppen ziehen sich nach Omsk zurück.
November: Koltschaks Truppen räumen Omsk fast kampflos; der Roten Armee fallen riesige Bestände an Waffen, Munition und Verpflegung in die Hände.
Dezember: Bolschewistische Sympathisanten ergreifen die Macht in Irkutsk.

1920
Januar: Koltschak tritt als Regierungschef und Oberbefehlshaber zurück. Bei dem Versuch, sich in die britische Militärvertretung zu retten, wird er von bolschewistischen Sympathisanten aufgegriffen.
6. Februar: Koltschak wird nach einem summarischen "Prozeß" erschossen, seine Leiche im Angara versenkt. Er wird - auch nach dem Untergang der Sowjet-Union - nie rehabilitiert.*

* * * * *

2008
Der pseudo-biografische Spielfilm "Admiral" von Adrej Krawtschuk kommt in die russischen Kinos. Er mischt frei erfundene Seeschlachten Koltschaks gegen die deutsche Marine mit einer ebenso frei erfundenen Liebesgeschichte zu einem oberflächlichen Melodram auf Hollywood-Niveau.


2017
Juli: Eine eigenmächtig an Koltschaks Geburtshaus in Sankt Peterburg angebrachte Gedenktafel muß auf gerichtlichen Beschluß entfernt werden.


*Anton Denikin wird im August 2002 rehabilitiert und seine Leiche aus den USA nach Moskau überführt. Bestrebungen, ein gleiches für seinen Nachfolger Wrangel und für Koltschak zu erreichen, verlaufen im Sande. Die für Denikin gemachte Ausnahme beruhte offenbar nur darauf, daß dessen Großneffe Wiktor Denikin zum Berater von Präsident Putin aufgestiegen war. Im Grunde genommen bedurfte Denikin gar keiner Rehabilitierung, da er nie verurteilt worden war, ebenso wenig wie die anderen "weißen" Generäle: Kornilow war 1918 gefallen, alle anderen setzten sich rechtzeitig als Exilanten ins Ausland ab und starben friedlich im Bett. Der einzige, der "verurteilt" und "hingerichtet" wurde, war Koltschak. (Einer seiner Unterführer, General Miller, entkam zunächst ins Exil nach Frankreich, wurde aber dort von NKDW-Agenten gekidnapt, nach Moskau gebracht und dort zu Tode gefoltert - aber ohne auch nur einen Schein-Prozeß abzuhalten.)


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