FERENC PUSKÁS

(02.04.1927-17.11.2006)

[Ferenc Puskás]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1927
02. April: Franz Purczeld wird in Kispest als Sohn eines deutschstämmigen Fußballtrainers geboren.

1937
Franz beginnt beim Kispest FC mit dem Fußballtraining.
Im Zuge der von Admiral Horthy betriebenen Zwangsmadyarisierung muß Franz den ungarischen Namen Ferenc Puskás (Puskás Ferenc) annehmen.

1943
Puskás bestreitet sein erstes Ligaspiel für Kispest FC. (Er wird für den Verein in 349 Pflichtspielen 358 Tore erzielen.) Er spielt "linker Halbstürmer" im offensiven Mittelfeld.

1945
20. August: Puskás bestreitet sein erstes Länderspiel für Ungarn (5:2 gegen Österreich) und erzielt sein erstes Länderspieltor. (Insgesamt wird er in 85 Länderspielen 84 Tore erzielen.)

1949
Puskás heiratet die Kispest-FC-Handballerin Elisabeth ("Erzsébet"), geb. Hunyadvári (1932-2015). Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.


Kispest FC wird vom ungarischen Kriegsministerium übernommen und in "Honvéd Budapest FC" umbenannt. Der Verein wird zum Armeesportclub; die Spieler erhalten als "Staatsamateure" Dienstgrade der Armee.
8. Mai: Puskás gewinnt mit der ungarischen Nationalmannschaft den "Gerö-Cup" (6:1 gegen Österreich).

1950
14. Mai: Puskás verliert mit der ungarischen Nationalmannschaft - die danach vier Jahre ungeschlagen bleibt - ein Freundschaftsspiel gegen Österreich (3:5).
Puskás wird zum Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft ernannt.

1952
02. August: Puskás gewinnt mit der ungarischen Nationalmannschaft die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen von Helsinki (2:0 gegen Jugoslawien). Er wird zum Major befördert.

1953
17. Mai: Puskás gewinnt mit der ungarischen Nationalmannschaft erneut den "Gerö-Cup" (3:0 gegen Italien).
25. November: In London bringt Puskás mit der ungarischen Nationalmannschaft England die erste Heimniederlage (3:6) gegen ein nichtbritisches Team bei.


(Der 25.11. wird daraufhin in Ungarn zum heimlichen National-Feiertag :-)

1954
04. Juli: Bei der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz belegt Ungarn nach einer überraschenden Endspielniederlage gegen Deutschland (2:3) lediglich den zweiten Platz, da eines der beiden von Puskás erzielten Tore wegen Abseits nicht anerkannt wird. Danach fallen die einstigen Sporthelden bei der politischen Führung Ungarns in Ungnade. Auch in Deutschland ist Puskás "persona non grata", da er den Gerüchten, daß die "Wunderelf von Bern" gedopt* gewesen sein, neue Nahrung verleiht.

1955
Mai: Puskás bestreitet drei Länderspiele - die ersten seit Juli 1954 - auf einer kurzen Tournee durch Skandinavien.
27. November: Puskás gewinnt in Budapest mit der ungarischen Nationalmannschaft zum letzten Mal den "Gerö-Cup" (2:0 gegen Italien).


1956
14. Oktober: Puskás bestreitet sein letztes Länderspiel für Ungarn (2:0 gegen Österreich).
Noch im selben Monat beginnt der ungarische Aufstand gegen das sowjet-russische Besatzungsregime, der von Panzern der Roten Armee niedergewalzt wird. Puskás und seine Mannschaft - die sich gerade zu einem Europapokalspiel in Spanien aufhalten - weigern sich, nach Ungarn zurück zu kehren. Sie organisieren statt dessen eine Fußballtournee durch die westliche Welt. Die Moskau-hörige UEFA sperrt die Spieler daraufhin für 18 Monate.

1957-58
Puskás versucht vergeblich, in Österreich und Italien einen neuen Verein zu finden. Zur Begründung muß sein "fortgeschrittenes Alter" oder sein Übergewicht (das er freilich immer hatte) her halten; die wahren Gründe sind jedoch politischer Natur.

1958
Das viel geschmähte Franco-Regime bietet Puskás und seiner Familie in Spanien Asyl und ersterem eine neue fußballerische Heimat.** Puskás - von seinen Kritikern nur "Pancho [Dickbauch]" genannt - speckt in 6 Wochen 12 kg ab und avanciert bei Real Madrid zum "Comandante galopante"; in 179 Ligaspielen wird er 155 Tore erzielen (viermal als Torschützenkönig), außerdem in 39 Europapokalspielen 35 Tore.

1959
Puskás gewinnt mit Real Madrid den Europapokal der Landesmeister. (Dieser Wettweberb wird seit der Saison 1955/56 ausgetragen und zunächst fünfmal in Folge von Real Madrid gewonnen.)


1960
18. Mai: Puskás gewinnt mit Real Madrid erneut den Europapokal der Landesmeister. Im Endspiel gegen Eintracht Frankfurt (7:3), das als eines der besten seiner Karriere gilt, erzielt er alleine vier Tore. Anders als seine Mitspieler von 1954 - welche die unglückliche WM-Niederlage gegen die DFB-Auswahl nie verwinden konnten - begräbt er danach seine Rachegelüste gegenüber "den" Deutschen; wenige Jahre später versöhnt er sich auch mit DFB-Trainer Josef ('Sepp') Herberger.

1961
Puskás wird spanischer Staatsbürger.

1961-65
Puskás gewinnt mit Real Madrid fünfmal in Folge die spanische Fußballmeisterschaft.

1962
Puskás erzielt im Endspiel des Europapokals der Landesmeister 3 Tore gegen Benfica Lissabon. Dennoch unterliegt Real Madrid dem Titelverteidiger mit 3:5 Toren.
Puskás nimmt für Spanien an der Fußball-Weltmeisterschaft in Chile teil.

1964
Spanien wird - ohne Puskás - Fußball-Europameister.

1966
Real Madrid gewinnt zum letzten Mal den Europapokal der Landesmeister. (Der Wettbewerb wird 1992 abgeschafft und durch die so genannte "Champions League" ersetzt.)

1967
Puskás beendet seine aktive Fußballerlaufbahn und wird Trainer bei Hércules Alicante.
Noch im selben Jahr wechselt er in die USA, wo er die San Francisco Golden Gate Gales trainiert.

1968
Puskás wechselt nach Kanada zu den Vancouver Royals.


1970-74
Puskás trainiert Panathinaikos Athen. Er wird mit dem Verein zweimal griechischer Meister und 1971 Zweiter im Europapokal der Landesmeister.

1974-76
Puskás wird Trainer des chilenischen Spitzenclubs Colo-Colo. (In Chile kann man nach dem Sturz Allendes durch General Pinochet auch als Anti-Kommunist wieder leben und arbeiten.)

1976-90
Puskás arbeitet als Trainer in Saudi-Arabien, Griechenland, Ägypten und Paraguay, kann jedoch nicht mehr an seine alten Erfolge anknüpfen.

1990-92
Puskás arbeitet als Sportdirektor für den Verein South Melbourne Hellas, mit dem er 1991 australischer Fußballmeister wird.

1993
Puskás wird von der neuen Regierung Ungarns rehabilitiert, zum "Sportler des Jahrhunderts" gewählt und für kurze Zeit Trainer der ungarischen Nationalmannschaft.


1999
Die IFFHS kürt "Europas besten Spieler des Jahrhunderts". Dabei belegt Puskás einen undankbaren 4. Platz - hinter seinem Madrider Vereinskameraden, dem gebürtigen Argentinier Alfredo di Stéfano, dem Bayern Franz Beckenbauer und dem Niederländer Johan Cruijff.***


2000
Puskás erkrankt an Alzheimer.

2006
17. November: Ferenc Puskás stirbt in Budapest an Lungenentzündung. Der ehemalige Deserteur erhält ein Staatsbegräbnis mit militärischen Ehren auf dem Heldenplatz.


9. Dezember: Puskás' Sarg wird im Stefansdom, dem Krönungsort der ungarischen Könige, aufgebahrt. Die Ungarn identifizieren sich mit dem toten Fußballer wie mit keiner anderen Persönlichkeit ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert.


*Ein müßiger Streit, denn "Doping" wurde erst 1967 verboten, und zunächst nur für Radfahrer. Selbst wenn die Spieler der DFB-Auswahl also gedopt gewesen und dies heraus gekommen wäre, hätte es keinerlei Auswirkungen auf den Titelgewinn gehabt.

**Dies war nicht der erste Fall seiner Art. Bereits 1950 war der zwangsmagyarisierte Slowake Ladislav ("László") Kubala (1927-2002) über Österreich nach Spanien geflohen und daraufhin ebenfalls von der UEFA gesperrt worden. Ab 1951 trug er maßgeblich zum Aufstieg des FC Barcelona an die Fußball-Weltspitze bei. Wie Puskás wurde auch Kubala nach Beendigung seiner aktiven Karriere Trainer; anders als Puskás kehrte er jedoch nie nach Ungarn zurück.

***Die "Internationale Föderation für Fußball-Historie und Statistik" wurde 1984 von einem gewissen Alfredo Pöge in Leipzig gegründet, als Verein dänischen (!) Rechts. Ein Jahr später übersiedelten beide - der Verein und sein Gründer - nach Wiesbaden, wo es ihnen gelang, ADIDAS als Sponsor und den Privatsender RTL als Plattform zu gewinnen. Es ist offensichtlich, daß Spieler, die Fußballstiefel von der Konkurrenz trugen - wie Puskás - bei dieser undurchsichtigen "Wahl" im Nachteil waren. Von den 60 Plazierten kennt Dikigoros ein knappes Drittel nicht mal dem Namen nach. (Er ist zwar kein Fußball-"Kenner", hat aber immerhin schon mal von Leuten wie Bernd Schuster und Zineddin Zidane gehört - Pöge & Co. offenbar nicht :-) Di Stéfano war zwar teilweise italienischer Abstammung und spielte lange Zeit in Europa, aber das gilt auch für den nicht berücksichtigten Diego Maradona (wie überhaupt für fast alle großen argentinischen Fußballer, auch noch im 21. Jahrhundert, z.B. Leo ["Lionel"] Messi); über Beckenbauer kann man streiten; aber die Erstplazierung Cruijffs ist ein Witz: Abgesehen davon, daß er nur wenige Jahre auf höchstem Niveau spielte und nie einen großen internationalen Titel gewann (was er mit di Stefano gemeinsam hatte; er wurde weder Welt- noch Europa-Meister, nicht einmal Olympia-Sieger), mangelte es ihm an dem, woran man Spitzen-Fußballer - zumal Stürmer - für gewöhnlich mißt, nämlich an einer überragenden Tor-Ausbeute (was er mit Beckenbauer gemeinsam hatte). Bei objektiver Betrachtung wäre Cruijff in etwa dort einzuordnen, wohin ihn seine Rücken-Nr. - 14 - verwies, aber sicher nicht vor Puskás, der auch als einziger der hier Genannten zu einer politischen Integrationsfigur für "sein" Land wurde, während di Stefano für drei verschiedene Staaten "National"-Spieler war, Beckenbauer wegen seines USA-Engagements 1978 als "Vaterlands-Verräter" aus der deutschen Nationalelf - die diese Bezeichnung damals noch verdiente - ausgeschlossen wurde und Cruijff mit der Begründung, im "faschistischen" Argentinien nicht spielen zu wollen, sich weigerte, bei der WM 1978 für die Niederlande anzutreten. (Tatsächlich fühlte er sich wohl längst als Katalane - von der Weigerung der Niederländer, ihm eine Extrawurst in Sachen Werbevertrag zu braten, ganz abgesehen :-)


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