N E   W I N

(1911 - 2002)


Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1911*
Mai*: Shu Maung wird in einem Vordorfort von Paungdale geboren. Das heutige Barmā** gehört seit 1886 zur Kolonie Britisch-Indien.


1914-1918
Im Ersten Weltkrieg bleibt Barmā - anders als andere britische Kolonien - von Zwangsrekrutierungen verschont. Auch "Freiwillige" finden sich kaum.
(Einheiten, die irreführender Weise als Herkunftsbezeichnung "Burma" oder "Burmese" im Namen führen, stammen in der Regel aus Indien und waren ursprünglich als Besatzungstruppen gedacht.)

1923
Durch den "Government of India Act" wird "Burma" zur Provinz befördert und erhält einen "eigenen" (natürlich auch britischen :-) Gouverneur, der in Rangūun residiert.

1929-31
Shu Maung studiert Medizin*** an der Universität Rangūn (ohne Abschluß).

1935
Durch den "Government of Burma Act" wird "Burma" zur separaten (d.h. von Indien getrennten) britischen Kolonie befördert.

1937
Die Briten gewähren "Barma" eine "eigene" Kolonialverwaltung. (Eine "parliament" genannte Quasselbude ohne echte Befugnisse besteht schon seit 1923.)

1939
Großbritannien erklärt dem Deutschen Reich - wie schon 1914 - den Krieg, der sich binnen kurzer Zeit zum Zweiten Weltkrieg ausweitet.
Die meisten Eingeborenen der britischen Kolonien in Asien erhoffen sich von diesem die Unabhängigkeit; viele sind auch bereit, dafür selber mit zu kämpfen.
(Die Barmesen - die ein besseres historisches Gedächtnis besitzen als z.B. die Deutschen - haben noch nicht vergessen, daß die Briten Thibaw Min, ihren letzten König, nachdem sie ihn vom Pfauenthron gestoßen haben, in ein KZ Concentration Camp gesperrt und dort haben verrecken lassen.)

1941
Shu Maung geht nach Japan. Dort nimmt er den Namen "Ne Win [Strahlende Sonne]" an. Er durchläuft eine militärische Ausbildung auf Hainan - zusammen mit Aung San, U Nu u.a. mehr oder weniger zwielichtigen Gestalten, die später als "Die 30 Genossen" bezeichnet werden.

[Die 30 - eigentlich nur 18 - Genossen]

1942
Ne Win kehrt mit der "barmesischen Unabhängigkeitsarmee" - als Teil der japanischen Streitkräfte - nach Barmā zurück.

1943
August: Die von Japan frei gekämpften Teile Barmās erklären sich für unabhängig.

1944
August:
[...]

1945
März: Die Briten beginnen, Barmā zurück zu erobern; Ne Win hängt sein Mäntelchen nach dem Wind und läuft (nach italienischem Vorbild?) mit seinen Verbänden zu ihnen über.

1948
Januar: Großbritannien entläßt ohne Sinn und Verstand alles, was östlich von Asām liegt, als "Unions-Republik Burma" in die Unabhängigkeit. Aung San wird ermordet, U Nu Regierungschef und Ne Win Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

1948-54
Die christlichen Karen und andere Minderheitsvölker kämpfen verzweifelt gegen die buddhistische**** Zentralmacht an, sind aber letztlich ohne Chance.

1955
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1958
Oktober: U Nu übergibt die Regierungsgeschäfte an Ne Win.

1960
April: N Win übergibt die Regierung wieder an U Nu.

1962
März: Ein "Revolutionsrat" unter Führung Ne Wins putscht sich an die Macht. Er löst das Parlament auf, schließt die Universitäten, verweist alle Ausländer des Landes, verstaatlicht alle Unternehmen und schottet Barmā weitestgehend gegen äußere Einflüsse ab. Er bewahrt ihm dadurch - während Japan und später auch Indien allmählich der westlichen Zivilisation erliegen - als einzigem Land Asiens seine alte Kultur in Einfachheit und Armut. (Was weder die auf Autarkie ausgerichtete Binnenwirtschaft noch der Schwarzmarkt mit ausländischer Schmuggel-Ware hergeben, bleibt dem Volk erspartvorenthalten.*****)
Ideologisch untermauert Ne Win dies mit einer Synthese aus Marxismus, Nationalismus und Buddhismus, die er als "Barmesischen Weg zum Sozialismus" bezeichnet.


1964
Ne Win macht die "Partei des barmesischen Sozialismus" - deren Gründer und Vorsitzender er ist - zur allein zugelassenen Staatspartei.


1966
Maos "Kultur-Revolution" zerstört die letzten Reste der alten chinesischen Kultur auf dem Festland.

1970
.

1971
Die UNO erkennt die "Volksrepublik China" offiziell an und schließt Taiwan aus.

1972
Februar: US-Präsident Richard Nixon besucht Mao in Peking; auch die USA schwenken nun auf einen pro-maoistischen Kurs ein.

1973
Januar: Die USA ziehen ihre Truppen aus Vietnam ab und geben Indochina verloren.

1974
März: Ne Win löst den "Revolutionsrat" auf und verkündet die Umbenennung Barmās in "Sozialistische Bundesrepublik Barmā". Er selber wird Präsident dieses Gebildes.

1975
April: Truppen der "Roten Khmer" unter dem Ex-Mönch Pol Pot erobern Phnom Penh. Sie machen Sianouk erneut zum Staatsoberhaupt. Die alte, buddhistisch geprägte Kultur Kambodiyāas wird ebenso ausgerottet wie die Chinas während der "Kultur-Revolution" und durch eine Art Steinzeit-Kommunismus ersetzt.


1976
.

1978
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1979
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1981
November: Ne Win tritt als Staatspräsident zurück. Sein Nachfolger wird U San Yu (den viele als seine Marionette betrachten).

1988
Ne Win tritt auch vom Vorsitz der Partei des barmesischen Sozialismus zurück.
Daraufhin meldet Aung Sans Tochter Suu Kyi - die sich "rein zufällig" im Lande aufhält - erstmals politische Ambitionen an.
(Das Volk will jedoch von der in Indien aufgewachsenen und längst nach England emigrierten, völlig verwestlichten britischen Staatsbürgerin einstweilen nichts wissen.)

1991
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1993
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2002
5. Dezember: Ne Win stirbt in Rangūn.

* * * * *

2011
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*Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt; es werden der 14. und 24. Mai 1911 genannt, aber auch der 10. Juli 1910. Über die Schwierigkeiten der Datumsberechnung nach dem chinesischen Kalender - Shu Maungs Eltern waren Chinesen - schreibt Dikigoros an anderer Stelle.

**Die englische Übersetzung "Burma" wird ebenso ausgesprochen wie das indische Original, nämlich "Barmā". "Birma" ist eine nur in Deutschland gebräuchliche Fehlschreibung; "Myanmar" hat den - angeblichen - Vorzug, daß es auch andere Völker einschließt, die in jenem Staate leben, nicht nur die Barmesen.

***Nach anderen Quellen: Biologie. Dikigoros hält es jedoch für plausibler, Medizin anzunehmen; er fiel wohl durchs Fysikum und mußte die Universität danach verlassen.

****Wenn der ob seiner vermeintlichen "Friedfertigkeit" so oft gerühmte Buddhismus an die politische Macht kam, dann hatte dies fast immer verheerende Konsequenzen. Der größte Völkermörder und Kulturvernichter der Antike, Ashok ("Aschoka"), war Buddhist, ebenso die Führer der mongolischen Horden im Mittelalter. Aus der jüngsten Vergangenheit ragt besonders unrühmlich der Kambodiyāner Saloth Sar alias "Pol Pot" hervor.

*****Dikigoros erinnert sich noch gut, daß man in den 1970er Jahren mit einer 1-l-Flasche "Johnny-Walker"-Whiskey aus dem Duty-free-shop einen ganzen Barmā-Urlaub finanzieren konnte. Ausländische Valuta-Touristen erhielten ein Visum für maximal 3 - seit 1972 maximal 7 - Tage Aufenthaltsdauer. (Das zuständige Generalkonsulat befand sich im selben Gebäude in der Bonner Reuterstraße wie das Reisebüro, wo das Flugticket gebucht werden konnte/mußte :-) Besucht werden durften zunächst nur die Hauptstadt Rangūn und die ehemalige Hauptstadt Pegu, später auch das sagenumwobene Mandalay und die Ruinenstadt Pagan.
[Nein, damals wurde die noch nicht "Bagan" geschrieben - man schrieb ja auch Peking noch nicht "Beijing". Es ist eine Unart, das nicht-aspirierte "p" - das ja auch in den romanischen Sprachen so geschrieben wird - als "b" zu schreiben, das lange "e" als "ei" und das "kschi" - das ja auch im Neugriechischen "ki" geschrieben wird - als "ji". Macht diesen Blödsinn doch bitte nicht mit, liebe deutsche Muttersprachler - trotzt den geisteskranken*den DUDEN-Redaktierend*innen!]
Dafür reiste niemand eigens nach Barmā - man legte allenfalls einen Zwischenstop auf dem Weg von Indien nach Thailand oder Singapur ein.) Das war auch notwendig, da der dem Zwangsumtausch zugrunde gelegte Kurs der Landeswährung Kyat nur einen Bruchteil des tatsächlichen [Schwarzmark-]Wertes ausmachte, so daß dieses Geld allein nicht ausreichte. (Das einzige, woran er sich sonst noch erinnert, ist, daß es im ganzen Land kein Sonnenschutzmittel zu kaufen gab, weshalb die Frauen sich eine Art Lehmpaste ins Gesicht schmierten. Dagegen kennt er die berühmt-berüchtigten Halsverlängerungsringe nur von Bildern - hätte er sie live gesehen, dann wären sie ihm bestimmt im Gedächtnis geblieben.)

Nachtrag auf Lesermail: Damit meint er natürlich, woran er sich außer den "erlaubten" Touristen-Attraktionen noch erinnert. Die Ruinenfelder von Pagan zählen zu den beeindruckendsten, die er auf der Welt gesehen hat - und er hat sie fast alle gesehen -, so etwas vergißt man nicht! (Aber darüber schreibt er an anderer Stelle mehr.)


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