RENÉ  LACOSTE

(02.07.1904-12.10.1996)

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1904
02. Juli: Jean René Lacoste wird in Paris als Millionärssohn geboren.

1919
Lacoste beginnt mit dem Tennisspiel, einer der wenigen Sportarten (neben Reiten, Fechten und Golf), die damals in höheren Kreisen als sozialadäquat angesehen werden.

1923-28
Lacoste bestreitet insgesamt 51 Matches im "Davis Coup", der inoffiziellen Mannschafts-Weltmeisterschaft, zusammen mit seinen Landsleuten Jean Borotra, Jacques Brugnon und Henri Cochet; in der Sportpresse werden sie "die vier Musketiere" genannt (in Anspielung auf die französischen Musketiere des 17. Jahrhunderts, die ebenfalls vornehmlich aus dem Baskenland/der Gascogne stammten); er selber erhält den Spitznamen "Krokodil", da er seine Gegner "vernascht" wie ein solches seine Beute.


1924
Lacoste gewinnt bei den Olympischen Spielen von Paris eine Bronzemedaille im Doppel mit Borotra (hinter Cochet und Brugnon).

1924-29
Lacoste steht sechs Mal in Folge im Finale der internationalen französischen Tennismeisterschaften, die er 1925, 1927 und 1929 gewinnt. (1924 unterliegt er Borotra, 1926 und 1928 Cochet.)


1925
Lacoste gewinnt erstmals das Tennisturnier von Wimbledon (im Einzel und im Doppel), das als inoffizielle Weltmeisterschaft gilt.

1926-27
Lacoste gewinnt zweimal die internationalen US-Meisterschaften im Einzel (im Doppel wird er jeweils Zweiter). Er löst den US-Amerikaner Bill Tilden (1893-1953) an der Spitze der inoffiziellen Weltrangliste ab.

1927-32
Frankreich gewinnt sechs Mal in Folge den "Davis Coup" (1927 und 1928 mit Lacoste). In Frankreich gelten diese Jahre - trotz des Rücktritts der weltbesten Tennisspielerin Suzanne Lenglen - als "das goldene Zeitalter des Tennis".

1928
Lacoste gewinnt zum letzten Mal das Turnier von Wimbledon.

[Lacoste in kurzen Ärmeln]

1929
Lacoste spielt erstmals in einem kurzärmeligen Tennishemd. (Bis dahin ist es üblich, Tennis in langen Hosen und langärmeligen Hemden zu spielen.)
Wegen einer Lungenerkrankung beendet er seine Karriere, in der er sieben "Grand-Slam"-Titel im Einzel und drei im Doppel gewonnen hat. Lediglich die "Australian Open" hat er nie gewonnen, da er nie teilnahm. (Eine Reise nach Australien erforderte damals noch eine mehrwöchige Schiffspassage.)
Lacoste heiratet Simone de la Chaume (1908-2001), die weltbeste Golfspielerin. Aus der Ehe gehen drei Söhne und eine Tochter hervor. (Die letztere, Cathérine, wird in den 1960er und 1970er Jahren zur weltbesten Amateur-Golfspielerin.)

[Cathérine Lacoste]

1933
Lacoste gründet zusammen mit André Gillier eine Textilfirma, die - zunächst nur in Frankreich - Polo- und Tennishemden vertreibt. Das Krokodillogo - bereits 1927 von Robert Georges entworfen - wird zum Markenzeichen. Seine Hemden gelten heute als die ersten "Markenartikel" der Geschichte.*


1940
Lacoste wird Präsident des französischen Tennisverbands.

1950er Jahre
Lacoste beginnt, zunächst in die Nachbarländer, dann auch in die USA zu exportieren.

1963
Lacoste entwickelt den ersten Tennisschläger aus Stahl, der sich jedoch zunächst nicht gegen die herkömmlichen Holzschläger durchsetzen kann.
(In den 1970er Jahren erzielt der US-Amerikaner Jimmy Connors damit - unter einem anderen Markennamen - einige Erfolge; danach setzen sich Kunststoffschläger durch.)

1964
Lacoste überträgt die Leitung der Firma seinem ältesten Sohn Bernard (1931-2006), der sie in den nächsten vier Jahrzehnten zu einem Weltunternehmen ausbaut.
(Der Jahresabsatz steigt in dieser Zeit von ca. 300.000 auf ca. 5 Millionen Kleidungsstücke - wobei Tennishemden am Ende nur noch 14% vom Umsatz ausmachen.)

1968
Lacoste erweitert sein Sortiment um Parfum.


1976
Lacoste wird - zusammen mit Borotra, Brugnon und Cochet - in die "Internationale Ruhmeshalle des Tennis" aufgenommen.

1977
Lacoste wird zum Ritter der Ehrenlegion und zum Ehrenvorsitzenden des französischen Tennisverbands ernannt.


1980er und 1990er Jahre
Lacoste begegnet dem nachlassenden Käuferinteresse an Tennishemden durch eine Ausweitung seiner Produktpalette um Sonnenbrillen (1981), Tennisschuhe (1985), Modeschuhe (1987) und Uhren (1993). Lacoste produziert nichts davon selber, sondern läßt zunächst bei renommierten Firmen** fertigen. Später gehen die letzteren dazu über, billige Massenware aus Fernost zu importieren und sie dann zu Höchstpreisen in den Markt zu drücken, nachdem sie durch Hinzufügen des Lacoste-Crocodils zu "Markenware" geworden sind. Da ein qualitativer Unterschied ansonsten nicht (mehr) besteht***, wird Lacoste zum meist gefälschten Warenzeichen der Welt.


1996
12. Oktober: René Lacoste stirbt in Saint-Jean-de-Luz.


*Diese - vor allem in Frankreich anzutreffende - Behauptung ist unrichtig. Schon vor dem 1. Weltkrieg gab es "Marken"-Produkte, u.a. bei Lebensmitteln, Rauchwaren und Alkoholika, Wasch- und Putzmitteln, Musikinstrumenten und Automobilen.

**die Hemden von Devanlay - dessen Inhaber Lévy 1961 Gillier aufgekauft hat -, das Parfum von Procter & Gamble, die übrigen Produkte meist von Samsonite.

***Der im Volksmund "Produkt-Piraterie" genannte Tatbestand der Urheberrechts-Verletzung - auf dem der wirtschaftliche Aufschwung z.B. der Volksrepublik China weitgehend beruht - stellt weniger einen Betrug am Verbraucher dar als am Auftraggeber: Die Hersteller produzieren heimlich mehr als bestellt und verkaufen den - qualitativ gleichwertigen, da identischen - Überschuß auf eigene Rechnung. Da die "Markenware" im Endverkauf das 20- bis 100-fache der Produktionskosten erzielt, können die Hersteller ihre Auftraggeber erheblich unterbieten und dennoch hohe Gewinne machen.


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